Zum Inhalt der Seite

Two Worlds

Auf der anderen Seite der Nacht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3: Willkommen im Team

Eigentlich hatten sie erwartet, dass es – gerade zur Mittagszeit – sehr warm sein sollte, und die Sonne zeigte sich heute auch relativ häufig, aber dennoch war es eigentlich so nah an der Küste kein Wunder, dass die gefühlte Temperatur weit unter der Gemessenen lag.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Julian, immer noch sichtlich erschüttert. Jennifer griff in ihre Tasche und schüttelte den Kopf. „Ich müsste zu dir...mein Schlüssel liegt zu Hause.“ Julian gluckste. „Ja, meiner auch. Mein Vater hat mich heute Morgen einfach aus dem Konzept gebracht.“

Nach einigen Sekunden des Beratens entschlossen sie sich, Julians Vater mal einen kleinen Besuch abzustatten. Zum einen wollten sie wissen, ob es schon Neuigkeiten gab. Zum anderen wollten sie such aber einfach nur ablenken von dem, was gerade passiert war. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Stadtzentrum.

Die Polizeiwache lag am Südende des Einkaufszentrums und war nur von Außen zu erreichen. Sie war nicht besonders groß, und Julian war sich nicht mal sicher, ob sie eigene Arrestzellen hatten. Dennoch machte sie einen vertrauenswürdigen Eindruck.

Julian und Jennifer traten hinein. Der Polizist an der Theke begrüßte sie. Er war noch recht jung, und Julian kannte ihn nicht. Er war aber meistens da, wenn Julian seinen Vater auf der Arbeit besuchte. Aber Julian war selten hier, um seinen Vater zu besuchen.

Dies hatte zwei Gründe. Zum einen war sein Vater selten da, besonders wenn er einen neuen Fall übernommen hatte. Zum anderen war der Chef der Polizeistation – Chris Vorgesetzter – alles andere als nett. Wenn er wütend war, dann flogen schon mal die Akten quer durch sein Büro. Und wer von ihm vernommen wurde und unglücklicherweise auch noch der Hauptverdächtige war, der hatte verspielt. Er wurde entweder so lange in die Mangel genommen, bis er gestand, oder sich sein Anwalt der Sache annahm. Und dann war der Chef nur noch unausstehlicher.

Das Problem mit dem Chef war, dass er ständig anwesend war. Und auch heute hatten Julian und Jennifer Pech.

Der Chef, ein ausgewachsener Bulle mit einem Schnauzer und einer Körperfülle wie ein Hängebauchschwein, trat gerade aus dem Büro heraus, in dem Chris für gewöhnlich seine Arbeit verrichtete. Die beiden bekamen gerade noch mit wie der Chef brüllte: „Ich will, dass sie bis morgen Abend die Beweise haben. Ansonsten gibt es einen weiteren Toten, und das ist diesmal kein Unschuldiger.“

Julian kniff die Augen zusammen. Das ging zu weit. Er wollte gerade auf den Chef zustürmen, doch Jennifer hielt ihn geistesgegenwärtig zurück und bedeutete ihm, sich zu beruhigen. Julian sah sie zwar wütend an, sah dann aber ein, dass es nichts bringen würde, sich Hals über Kopf auf den Chef der Wache zu stürzen.

Doch anscheinend war der Vorgesetzte heute in extrem guter Laune. Denn nicht nur, dass Chris seine Wut zu spüren bekam, auch Julian und Jennifer blieben nicht verschont. Als der Chef die beiden erblickte, lief er hochrot an. Er hätte dem Bild an der Wand Konkurrenz machen können. Ein Gemälde von einem Lagerfeuer.

„Was wollt ihr Rotznasen schon wieder hier? Habe ich euch nicht ausdrücklich...“ Julian unterbrach ihn. „Was haben sie ausdrücklich? Wir haben hier echt keine Zeit für Ratespielchen. Hören sie wir müssen zu Chris, und zwar dringend. Es gibt wichtiges zu besprechen! Also würden sie uns jetzt bitte durchlassen?“ Der Chef änderte erneut seine Gesichtsfarbe, von hochrot in Purpur. Von weiten erinnerte er Jennifer an einen Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Sie selbst wusste wie nah diese Beschreibung an der Realität war.

Der Chef holte tief Luft. „Ihr verdammten Rotzlöffel habt euch nicht in unsere Arbeit einzumischen! Habt ihr das verstanden?“ Seine Stimme musst auch noch am Nordflügel des Einkaufszentrums zu hören gewesen sein. „Ihr habt gar nichts zu besprechen, weder mit Baumann noch mit irgendeinem anderen Beamten, höchstens mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen. Und da trollt ihr euch jetzt wieder hin. Verstanden?“

Julian lächelte nur. Jennifer wusste dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Doch dieses Mal versuchte sie gar nicht erst, Julian aufzuhalten. Auch sie war tief getroffen, verletzt von den harschen Worten des Chefs. Würde sie Julian unterstützen? Sie verwarf den Gedanken der ihr in den Sinn kam.

Julian hatte den Chef währenddessen mit seinem Blick fixiert. „Wissen sie was?“ sagte er ganz ruhig. Der Chef sah ihn an. Seine Gesichtsfarbe hatte sich etwas verbessert, doch wütend war er noch immer. „Mit ihrer Art“, fuhr Julian fort, „werden sie nie etwas erreichen, sie kleines arrogantes, ignorantes Würstchen. Und falls es ihnen noch nicht aufgefallen ist. Ich weiß ja nicht wie sie ihre Wäsche zu Hause ordnen und es geht mich auch nichts an, aber sie haben heute morgen wohl zwei falsche Socken aus der Schublade geholt. Oder versuchen sie mit der Zeit zu gehen und sich der Mode anzupassen? Dann sollten sie aber die einschlägigen Fachzeitschriften etwas besser lesen. Denn dieser Look ist schon seit Jahrzehnten out. Und wenn sie sich dann auch noch wundern, dass sie noch so ein Paar zu Hause haben, dann mache ich mir echt Sorgen um sie. Aber es ist ja nicht meine Schuld. Richten sie ihrer Frau schöne Grüße aus.“

Julian schob sich langsam am Chef vorbei, dem die schiere Fassungslosigkeit über dieses respektlose Verhalten ins Gesicht geschrieben stand. Jennifer hielt sich ganz dicht an Julian. Sie kannte Julian zwar schon sehr lange. Aber diese Seite an Julian war selbst ihr fremd, fast schon unheimlich.

Jennifer nahm wieder telepathisch Kontakt aus: „Julian, du bist zu weit gegangen. Das war nicht nur respektlos, sondern schon beleidigend!“ Julian lächelte nur.

Der Chef, noch immer im Flur stehend, wandte sich nun um und wollte etwas kontern, doch Julian sagte nur: „Schönen Tag noch“ und verschwand mit Jennifer in Chris Büro. Sie wussten nicht, ob der Chef dies schlucken würde, oder ob er gleich wie eine Furie ins Büro stürmen würde und die beiden der Beleidigung anklagen würde. Doch das war Julian und Jennifer eigentlich auch egal.

Sie schlossen die Tür hinter sich, jedoch leise, denn Chris war gerade in ein Telefongespräch vertieft.

„Aber natürlich, das ist mir durchaus bewusst. Hör mal es ist unsere einzige Chance, und das weißt auch du! Natürlich sage ich es ihnen. Ja gut...bis dann.“

Chris legte auf und lehnte sich zurück. Er legte die Hände vor das Gesicht und stöhnte. Erst als Julian ihn ansprach, nahm er Notiz von den beiden.

„Was ist los?“, fragte Julian. Er setzte sich auf einen der Stühle, die im Büro standen, während Jennifer sich an einen Schrank lehnte, um die Tür besser im Blick zu haben.

„Das war eure Mutter. Die Oberstaatsanwältin schäumt.“

„Dann sollte sie vielleicht die Tasse nach dem Abwaschen besser abspülen.“, witzelte Julian. Chris blieb ernst.

„Sie hat ihr Ultimatum noch einmal verdeutlicht. 48 Stunden, bis morgen Abend, und nicht länger. Und mein Chef macht auch Druck.“ Jennifer hatte sich nun auch hingesetzt und sagte: „Das haben wir mitbekommen, kurz bevor wir mit deinem Chef zusammengetroffen sind.“

Chris schluckte. „Das heißt nichts Gutes.“ Julian runzelte die Stirn. „Das ist mir egal. Auf jeden Fall wissen wir mehr als eure Forensiker. Es ist kein normaler Mord wie es aussieht, und ein Selbstmord ist es erst recht nicht!“

"Deshalb müssen wir dir helfen!", sprach Jennifer, "Ohne unsere Hilfe kommt der Fall wieder zu den Akten.“

„Mhm“, machte Chris. Julian sah Jennifer an. Diese nickte nur. Julian sah wieder zu Chris.

„Heute Morgen hat einer unserer Mitschüler eine Morddrohung erhalten. Wir gehen davon aus, dass dies derselbe Täter ist. Warum und wie wissen wir selber noch nicht. Vielleicht können wir heute Abend mehr sagen. Wir wissen nur, dass der Täter nicht nur seine Macht austesten möchte.“ Chris sah Julian sprachlos an: „Ein Mitschüler? Wer?“

„Einer unserer besten Freunde. Marc“, antwortete Jennifer an Julians Stelle.

„Er hat heute Morgen im Unterricht sein Handy angelassen. Es wurde eingezogen, aber der Lehrer war neugierig, wen er noch mit ins Verderben reißen konnte. Doch anstatt sich zu beschweren wurde er aschfahl und erzählte etwas von einer Morddrohung.“

Chris überlegte kurz und griff dann zum Telefon. „Wen rufst du an?“, wollte Julian wissen. Chris antwortete nicht, sondern wählte eine Nummer und wartete bis der andere Teilnehmer abnahm. „Susanne? Chris hier. Du musst sofort die Oberstaatsanwältin dazu bringen, eine Vollmacht zu unterschreiben. Jennifer und Julian müssen ins Team. Mir ist egal wie. Ich weiß nur eines. Ohne sie werden noch mehr Menschen unschuldig sterben.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück