Die Insel der Vier Jahreszeiten von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, eine Insel und sehr seltsame Sitten) ================================================================================ Kapitel 23: Der Herr des Abgrundes ---------------------------------- Man sollte sich nie mit den falschen Leuten anlegen.... 23. Der Herr des Abgrundes In the warriors code there is no surrender Though his body says stop, his spirit cries never... Survivor: Burning heart Die seltsame Feuerkreatur vor den beiden Hundebrüdern schien mit ihrem verkohlten Gesicht zu lächeln, als sie sagte: „Nun, dann sorgt ein wenig für meine Unterhaltung, ihr zwei Idioten. Gegen zwanzig Flammengeister habt ihr keine Chance.“ „So sicher?“ erkundigte sich Inuyasha prompt und nahm Tessaiga, das sich rasch vergrößerte. „Oh, Kleiner….“ Das klang spöttisch: „Ist dein Schwert nicht ein wenig zu groß für dich? Kannst du das überhaupt heben?“ „Das kannst du getrost mir überlassen. Hast du eigentlich auch einen Namen?“ „Yarou nannte man mich einst. Eure Namen brauchen mich nicht zu interessieren, da ihr gleich Geschichte seid.“ Sein nächstes Wort galt den Feuergeistern: „Erledigt sie.“ Sesshoumaru zog. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Gegen die Flammengeister, das hatte Inuyasha bei dem Kampf gegen diesen selbsternannten Herrn der Hunde gezeigt, half das geschuppte Tessaiga. Das musste der Hanyou also allein hinbekommen. Und er selbst würde versuchen, den so genannten Herrn des Abgrundes so lange zumindest zu beschäftigen, bis sie gemeinsam gegen ihn vorgehen konnten. So ähnlich hatten sie gegen den Schatten und sein Gefolge in den Höhlen von Karu gewonnen, vor allem jedoch in der Seelenarena. Und mit ein bisschen Glück würde sogar der Pfad der Dunkelheit funktionieren. Aber das sollte er sich erst als letzte Option aufheben, so unsicher, wie es war, das dies gelingen würde. Inuyasha warf einen raschen Blick beiseite. Als er erkannte, dass sich sein Halbbruder diesem Yarou zuwandte, begriff er. Der würde sich nicht um die Flammengeister kümmern – konnte es wohl auch nicht. Gegen die hatte nur Tessaiga in seiner geschuppten Form geholfen, besaßen sie doch eine Energiequelle, die es zerstören konnte. Und bei diesem Abgrundwesen war keinerlei Youketsu zu erkennen. Der musste irgendwie anders beseitigt werden. Irgendwie… Er war doch ein Wesen des Abgrundes, womöglich aus der Hölle selbst. Und hier… Es waren nicht nur zwei Flammengeister, die auch noch fusionierten, nein, es waren doch an die zwei Dutzend. Alle wie glühende Lava, aber mit durchaus menschlicher Fassung. Und sie formierten sich zu einem Halbkreis zwischen ihrem Herrn, ihn und seinen Halbbruder, bereit, auf ihn, auf sie, loszugehen. Wie sollten sie hier nur gewinnen können? Er allein gegen zwanzig…und Sesshoumaru nur Stahl auf Stahl, nur mit seiner Giftklaue gegen ein Wesen der anderen Welt? Für einen Moment packte ihn der ungewohnte Impuls einfach umzudrehen und wegzulaufen, aber etwas in ihm ließ es nicht zu. Er hatte noch nie kapituliert in seinem Leben und er würde nicht auf einmal damit anfangen, schon gar nicht seinen Partner der letzten Tage und Kämpfe, seinen einzigen Bruder, hier allein lassen. Seine Finger pressten Tessaigas Griff. Zu seiner Beruhigung spürte er das vertraute Pulsieren seiner Klinge, die sich verwandelte, geschuppt wurde. Nein. Er würde nie aufgeben. Sie würden nie aufgeben, ergänzte er unverzüglich, als er erkannte, dass sich Sesshoumaru mit leicht erhobenem Schwert Yarou zuwandte, die Flammengeister dazwischen scheinbar ignorierte. „Inuyasha.“ „Ja?“ Wollte der jetzt hier einen auf Taktikbesprechung machen? Sie würden gewinnen, genauso, wie sie es schon öfter getan hatten, seit sie auf diese dämliche Insel gekommen waren. Gemeinsam. Alles, was er selbst tun musste, war, diese Flammengeister ins Jenseits zu befördern. Das war doch hinzubekommen. „Wie lange brauchst du?“ Bis er allein die Flammengeister erledigt hatte? Und in der Zwischenzeit würde Sesshoumaru dieses Abgrundwesen beschäftigen, von ihm abhalten, bis sie es gemeinsam dahin schicken konnten, woher es gekommen war? Das war nur sinnvoll. Er konnte die Youketsu der Flammengeister zerstören, der Hundeyoukai nicht. Aber der war in seiner Magie mächtiger. Dass der Ältere ihm jedoch diesen Kampf gegen eine derartige Übermacht offenbar zutraute, ihm zutraute, dem den Rücken freizuhalten, verursachte irgendwie ein angenehmes Gefühl im Herzen. So erwiderte er nur: „Ich werde mich beeilen.“ Yarou lachte auf: „Du willst mit mir selbst kämpfen, Youkai? Du gegen mich, eines der mächtigsten Wesen, die je existierten? Nun, dein Schwert, deine dämonische Macht werden mir nie etwas anhaben können. Ich lebe nicht in dem Sinn, wie du es kennst. Aber ich kann dich töten.“ „Du weißt gar nicht, was wahre Macht ist.“ Sesshoumaru machte einen Sprung beiseite, um seinem Widersacher direkt gegenüberzustehen: „Geschweige denn, wie man sie einsetzen muss.“ Dieser zuckte ein wenig die Schultern: „Aussichtslos. - Greift endlich den anderen Bengel an.“ Die Flammengeister gehorchten, kamen langsam, aber unaufhaltsam wie eine Wand aus Asche und Feuer näher. Inuyasha hob unverzüglich Tessaiga. „Aussichtslos, ja?“ dachte er. „Mann, Yarou, du hast echt keine Ahnung, mit wem du dich hier eingelassen hast.“ Er schlug mit der geschuppten Klinge zu, durchschnitt möglichst viele der Youketsu, die er so erkennen konnte. Jeder Hieb musste sitzen, je mehr auf einmal er töten konnte, desto besser war es. Immerhin standen die anderen auch nicht nur herum, sondern versuchten ihn mit ihren Feuerangriffen zu treffen, die wie Wasserstrahlen aus ihnen schossen. Zum Glück sicherte ihn das Gewand aus Feuerrattenhaaren, aber Hände, Kopf, waren doch ungeschützt. Außerdem würde er irgendwann müde werden, aber er musste eben zusehen, dass das erst passierte, wenn auch das letzte dieser Feuerwesen seinen Geist aufgegeben hatte. Wenn er hier versagte, zu langsam war, würde er sich die gesamte Ewigkeit von seinem Halbbruder anhören dürfen, wie unbrauchbar, wie nutzlos er sei. Sesshoumaru hatte unterdessen bereits festgestellt, worin die Attacken des Herrn des Abgrundes bestanden. Wie schon der große Lampiongeist zuvor, schoss dieser Feuerkugeln aus seinem Mund ab, die er mit Tenseigas Stahl zerstören musste. Allerdings verfügte Yarou über eine noch unangenehmere Art dieses Angriffs: das Feuer war heiß, würde Verletzungen selbst bei ihm zur Folge haben – aber darin verbarg sich auch die Magie, die ihn schon in der Seelenarena gehindert hatte, den Pfad der Dunkelheit zu öffnen, die Todesmagie der Ubi. Wenn eine derartige Kugel traf, wäre das wohl selbst für ihn das Ende. Und Inuyasha würde sowieso nichts dagegen setzen können. Würde er hier verlieren, konnte er sich im Jenseits vermutlich in alle Ewigkeit die Vorwürfe des Hanyou anhören. Nein, das durfte nicht geschehen. Falls Inuyasha in den folgenden endlosen Sekunden einen Gedanken daran hätte verschwenden können, was er da tat, hätte er es selbst wohl als albernes Gehopse bezeichnet: beiseite schnellen, drehen, zuschlagen, ducken, empor springen, hin und her, immer wieder, immer wieder… Obwohl es ihm mit seinen ersten Angriffen gelungen war, einige der Energiequellen zu zerstören und damit auch die Flammengeister, waren fünfzehn noch immer eine beachtliche Überzahl. Sie hatten einen fast vollständigen Kreis um ihn gebildet und versuchten, ihn mit ihren Feuerangriffen zu treffen. Er musste diesen ständig ausweichen, unaufhörlich in Bewegung bleiben, um immer wieder der Umzingelung entkommen. Gleichzeitig bemühte er sich allerdings beharrlich, die Youketsu zu entdecken und zu treffen, seine Gegner so in das Jenseits zurückzuschicken, aus dem sie angeblich gekommen waren, um ihre Zahl weiter zu verringern. Er hatte keine Zeit, auch nur einen Blick hinüber zu werfen, um zu sehen, wie es Sesshoumaru erging, aber er vertraute darauf, dass sein Halbbruder wirklich niemand war, den man leicht um die Ecke bringen konnte. Überdies wäre dieser dämliche Yarou inzwischen auch schon höchstpersönlich bei ihm aufgekreuzt. Die Zahl der Flammengeister schien nicht weniger zu werden, aber er würde nicht aufgeben. Und so ignorierte er die Verbrennungen an den ungeschützten Körperteilen, die Tatsache, dass seine Haare angesengt, seine Arme immer schwerer wurden. Wieder einmal sprang er beiseite – und prallte um ein Haar gegen die Felswand. Sie hatten es geschafft, ihn in ein Eck zu treiben, in die Falle. Und alle gemeinsam jagten nach einer geheimnisvollen Absprache Feuerstrahlen auf ihn zu. Seltsamerweise war das Einzige, an was er in diesem Moment noch dachte, dass er, wenn er jetzt einatmete, nur Feuer atmen würde. Sesshoumaru hatte keine Zeit, seine Aufmerksamkeit von dem Feuerwesen vor sich auch nur einen Sekundenbruchteil abzulenken. Dessen Kugeln waren glühend heiß, aber die Magie des Jenseits darin war der gefährlichere Teil. Immer wieder sprang er seitwärts, vorwärts, zurück, um es dem Herrn des Abgrundes zu erschweren ihn zu treffen und zerstörte mit dem blanken Stahl die Feuerkugeln. Inzwischen war ihm klar geworden, dass sein erster Eindruck richtig gewesen war: keine einzige dieser Kugeln durfte in seinen Körper eindringen. Schon, wenn er sie zu knapp an sich heran ließ, konnte er die Kälte des Zaubers der anderen Welt spüren – gemeinsam mit der unsäglichen Hitze glühender Lava. Seine Haare, sein Fell mochten inzwischen bereits schwarze Russflecken zeigen, versengte Stellen, aber das war vollkommen gleichgültig. Es gab nur zwei Punkte: zu überleben und diesen törichten Yarou daran zu hindern, in den Kampf zwischen dem Bast…zwischen Inuyasha und den Feuergeistern einzugreifen. Deren Herr stellte unterdessen fest, dass dieser Youkai schnell wie eine Schlange war, ausweichen konnte, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Anscheinend wusste der genau, was ihm blühte, wenn eine der Feuerkugeln ihr Ziel traf. Aber was sollte das dennoch erreichen? Außer, natürlich, seine Zeit zu verschwenden? Mit diesem Ausweichen und Fliehen zögerte der Hund sein Ende nur heraus. Irgendwann würde er müde werden, zu langsam. Und einen Sieg würde er damit nie erringen. Er war Yarou, das Wesen aus dem Abgrund der Hölle. Und seit ihn diese Unverschämten geweckt hatten, der Herr dieser Quelle, die ihm ewiges Leben versprach. Gerade in Verbindung mit dem Leben des Wassers dieser Quelle, auf der er ruhte, war er, der Herr der Feuergeister, unbesiegbar. Sesshoumaru war soeben zähneknirschend zu der gleichen Ansicht gekommen. So und allein würde er nie gegen dieses Wesen siegen. Wie lange brauchte denn Inuyasha noch? Aber er fand keine Gelegenheit, sich umzudrehen. Immerhin konnte er weiterhin Kampfgeräusche vernehmen. Wittern war durch die Hitze dieser ganzen Feuergeister unmöglich. In diesem Moment hörte er hinter sich ein Fauchen, spürte eine Hitze, als ob sich die gesamte Höhle in eine Flammenhölle verwandelt hatte – und vernahm etwas, das er als instinktiven Schmerzlaut seines Halbbruders identifizierte. Allein durch die Tatsache, dass er gelauscht hatte, war er abgelenkt gewesen. Er erkannte gerade noch, dass er zu langsam gewesen war, Tenseigas Abwehr zu spät kommen würde. Yarous Feuerkugel mit der Todesmagie raste auf ihn zu. Inuyasha benötigte einen Moment, um zu begreifen, dass die Flammengeister einen Fehler begangen hatten. Ganz offenkundig hatten sie nicht verstanden, dass sein Gewand feuerfest war, und hatten ihren vermeintlich letzten Angriff gebündelt, als Strahl auf sein Herz gerichtet. Es hatte wirklich höllisch gebrannt, als sie damit sogar das Feuerrattenhaar beschädigt hatten, aber Schmerz war er gewohnt. Und er war noch immer am Leben, das war alles, was zählte. Noch ehe seine Gegner erkannt hatten, dass ihr finaler Schlag ein Fehlschlag gewesen war, griff er seinerseits mit aller Kraft an, die er noch auftreiben konnte, seine Verbrennungen, die verkohlten Haare ignorierend. Das war wohl seine letzte Chance, ihre letzte Chance…. Sesshoumaru hatte die tödliche Feuerkugel auf sich zurasen sehen, in der sicheren Gewissheit, dass selbst er diesmal zu langsam in der Abwehr sein würde, als er begriff, was da geschah. Instinktiv und unbewusst hatte er sich etwas gedreht, als er das Feuer und Inuyashas Schmerzenslaut hörte. Yarous Feuerkugel fuhr daher durch seinen linken Ärmel – und er ertappte sich zum ersten Mal dabei, froh zu sein, dass dieser leer war. Er durfte sich nicht selbst ablenken, ermahnte er sich. Inuyasha, worauf wartest du? Der Hanyou hatte mit seinem wilden Vorstoß die meisten Youketsu der Feuergeister zerstören können, die für eine Sekunde zu überrascht gewesen waren, ihn noch am Leben und kampffähig zu sehen. Die letzten Vier hatten daraufhin ihre Taktik geändert. Wie schon Hel und Acer bei den Togol, waren sie miteinander verschmolzen. Allerdings waren sie nun zu viert – und entsprechend größer und ihre Attacken mächtiger. Inuyasha starrte nach Atem ringend das riesige Wesen aus glühendem Staub und Feuer an. Er war erschöpft, aber das war vollkommen gleich. Er musste gewinnen, je schneller, desto besser. Tessaiga begann hektisch in seiner Hand zu pulsieren, sicheres Zeichen, dass sein Schwert etwas wollte. Verdammt! Nicht nur seine Bewegungen waren schon langsamer, als es gut gewesen wäre, sondern anscheinend auch seine Gedanken. Was hatte er denn vergessen? Natürlich! Auch die Energiequellen waren verschmolzen. Jetzt erkannte er sie in der Brust seines Gegenübers – oder der Stelle, wo bei einem lebenden Wesen die Brust gesessen wäre. Auch Hel und Acer hatte er mit einem Schlag getötet, als er ihr gemeinsames Youketsu vernichtet hatte. „Tessaiga!“ Sein Ausruf war Ermutigung und Dank gleichzeitig an seine Klinge, als er mit einer gewaltigen Anstrengung vorsprang und zuschlug. Sesshoumaru hörte den Ausruf und bemerkte gleichzeitig eine gewisse Beunruhigung, die sein Gegner zeigte. Yarou wollte sich von ihm abwenden, bestimmt, um gegen seinen Halbbruder vorzugehen. Mit einem Satz sprang der Hundeyoukai seitwärts, absichernd dazwischen, nun überzeugt, dass Inuyasha es geschafft hatte, die dienstbaren Feuergeister zu vernichten. Ein leises Geräusch ließ ihn wissen, dass der Hanyou neben ihm war. „Hat ein bisschen gedauert“, keuchte Inuyasha, ohne den Triumph in seiner Stimme unterdrücken zu wollen: „Wie in der Arena?“ Natürlich, dachte der Ältere nur und hob Tenseiga. In der Arena, wunderte sich Yarou. Wie konnten sie auf die verrückte Idee kommen, er sei ebenso leicht zu besiegen, wie ein gewöhnliches, sterbliches Wesen? Beide waren sichtlich angeschlagen durch die bisherigen Kämpfe oder Angriffe, versengte Stellen an Kleidung und Haaren verrieten dies nur zu deutlich. Beide wirkten auch etwas außer Atem. Der Jüngere keuchte geradezu, als er sein überdimensioniertes Schwert hob. Er konnte es kaum mehr tragen, wie wollte er damit weiterkämpfen? Das Abgrundwesen sprach diese Frage laut aus. „Keh!“ Der Hanyou konnte nicht anders als zu grinsen: „Hat dir noch nie jemand beigebracht, dass man sich nicht mit den falschen Leuten anlegen sollte?“ „Das sagst ausgerechnet du?“ Yarou holte tief Atem. Die nächste Feuerkugel würde diesem Dummkopf zeigen, wer hier welchen Fehler gemacht hatte. In diesem Augenblick schlug Inuyasha zu. Die helle Energie Tessaigas raste auf den nur zehn Meter entfernten Herrn des Abgrundes zu, der darin keine Bedrohung für sich selbst erkennen konnte. Seine Energie wurde aus keinem Youketsu abgeleitet. Er erfasste jedoch, dass auch der Youkai vor ihm sein Schwert bewegte, bläuliche Macht daraus losjagte – allerdings nicht auf ihn. Yarou brach vor Erstaunen fast seinen eigenen Angriff ab, als er bemerkte, dass die Attacke des Älteren anscheinend der Energie des Jüngeren gegolten hatte. Erst dann bemerkte er, wie sich die beiden Wirbel umeinander schlangen, vereint auf ihn zurasten. Er verstand jedoch noch immer nicht. Was sollte das bringen? Er war niemand, den sterbliche Wesen umbringen konnten. Als er endlich begriff, war es zu spät. Die gemeinsame, einige Attacke hatte den Pfad in die Hölle geöffnet. Und Yarou hatte nichts, was er dem Sog seiner Heimat entgegensetzen konnte, als er lebendig in die Schwärze stürzte. Für einen langen Moment war das Keuchen des Hanyou das einzige Geräusch in der Höhle, ehe Sesshoumaru langsam Tenseiga in die Scheide schob, bemüht, seinen eigenen Atem zu beruhigen, und sein Halbbruder diesem Beispiel folgte. Dann wandten beide fast synchron die Köpfe. Leise plätscherte Wasser aus dem Felsbrunnen, in dem Yarou sich aufgehalten hatte. Immer schneller quoll die klare Flüssigkeit hinaus, suchte sich den Weg durch Rinnen im Boden – sicheres Zeichen, dass der Bann aufgehoben worden war. „Wir sollten hier verschwinden“, stellte Inuyasha fest, musste aber nach Atem ringen, ehe er weiterreden konnte: „Hoffentlich war´s das jetzt und dieser Kingyo kann uns sagen, wie wir eine Abkürzung zur Quelle des Lebens finden können…“ Da er nur mehr mit sich selbst sprach, folgte er dem Hundeyoukai, so rasch es bei seiner Müdigkeit ging. Auch Sesshoumaru war angeschlagen, aber er bemühte sich, es nicht zu zeigen. Endlich sollte es doch nun möglich sein, die Schwertscheiden in der Quelle des Lebens zu baden, zumal er hinter sich immer deutlicher das Plätschern des Wassers hörte, feuchte Luft riechen konnte, die aus der Tiefe der Höhlen stieg. Vermutlich speiste diese magische Quelle nun nicht nur die eigentliche Quelle des Lebens sondern auch andere, wie es der einstige Herr des Binnenmeeres zuvor erwähnt hatte. Ohne weitere Zwischenfälle gelangten die Halbbrüder zu dem Ort, an dem Hakari dreißig Stunden auf sie warten wollte. Der froschähnliche Diener sprang auf, als er sie sah: „Und? Habt ihr den Herrn des Abgrundes getroffen?“ „Ja, kann man so sagen“, murmelte Inuyasha: „Jedenfalls läuft das Wasser wieder.“ „Oh, das ist schön, das wird Kingyou-sama freuen!“ Hakari drehte sich um und rannte los. „He!“ protestierte der Hanyou: „Du solltest uns doch führen…“ Aber das war nicht direkt notwendig. Der Gestank, den der verbreitete, machte es einfach, der Spur selbst durch das Felslabyrinth zu folgen. Und es wurde notwenig, das immer rascher zu tun. Hinter ihnen, unter ihnen plätscherte kein Wasser mehr, es gurgelte, brauste. Ganz offenkundig wurden die Höhlen unter Wasser gesetzt. Als sie bei dem unergründlichen, gigantischen See unter dem Eis eintrafen, blieben sie für einen Moment nebeneinander stehen und betrachteten das völlig veränderte Bild. Dort, wo zuvor der einstige Herr des Binnenmeeres in seiner schützenden Blase im Fels gewesen war, lag nun ein sich stetig verbreiternder Riss, durch den Wasser abfloss. Der riesige Fisch schwamm jetzt im See. Als er sie entdeckte, eilte er zu ihnen: „Komm, rasch, springt auf meinen Rücken und haltet euch gut an den Kiemenbüscheln fest. Gleich wird dieser gesamte See wieder einen Fluss bilden und auslaufen. Das würdet ihr nicht überleben!“ Obwohl die Halbbrüder an der letzten Aussage zweifelten, sprangen sie hintereinander auf den Nacken des Fisches. Inuyasha setzte sich hinter Sesshoumaru und suchte die Kiemen. Kingyo spürte es zufrieden. „So habt ihr den Herrn des Abgrundes getötet und der Insel das Wasser zurückgebracht. – Ich bin froh, dass ihr es noch rechtzeitig zu mir geschafft habt, ehe…“ Er brach ab. Das Wasser hatte nun eine so breite Schneise in die Felswand gerissen, dass das Gestein dem Druck nicht mehr standhalten konnte und in seiner vollen Breite nachgab. Im gleichen Moment stürzte das Wasser des Sees dort hindurch, den gigantischen Fisch und seine Passagiere mit sich reißend. Inuyasha hatte das Gefühl, unter einem Wasserfall zu sitzen, der nicht enden wollte. Es war nichts zu sehen, nichts zu hören, er bekam keine Luft mehr. Alles, was er tun konnte, war, sich an den Kiemenbüschel festzuhalten, seine Arme um seinen Halbbruder zu klammern. Seltsamerweise fühlte sich das fast angenehm an. Als er glaubte, langsam ersticken zu müssen, ließ die Dusche nach. Keuchend rang er nach Luft und sah sich um. Sie befanden sich in einer weiteren Höhle, auf einem unterirdischen Fluss. Der würde sicher in das Binnenmeer fließen. Rechts war Licht von oben und Kingyo schwamm dort hinüber. Zu seinem Leidwesen entdeckte der Hanyou in der schwachen Beleuchtung, dass Sesshoumaru anscheinend von der Nässe unberührt geblieben war. Zumindest Haar und Fell schienen trocken. Er ließ die Kiemenbüschel los und schob sich selbst das nasse Haar zurück. Das war einfach unfair. „Wieso bist du nicht nass geworden?“ beschwerte er sich. „Youkai“, kam nur als Antwort. Auch der Ältere ließ nun den Fisch los: „Was ist?“ Kingyo bezog das zu Recht auf sich: „Dort, wo das Licht ist, könnt ihr hinaufsteigen. Wir haben mit dem Strom nun das Gebirge unterquert. Ihr werdet dort oben das Gebiet des Menango-Stammes erreicht haben. Ich dagegen werde weiterschwimmen, um zuzusehen, wie sich das Herz des Mirtal wieder mit Wasser füllt und mein Zuhause neu entsteht. – Wenn ihr eure Scheiden in die Quelle des Lebens getaucht habt, kommt zu mir. Bis dahin wird auch der unterirdische Fluss wieder fließen, wenn auch noch nicht so groß, wie er einst war. Aber ihr könnt auf ihm durch das Land des Herbstes bis zum Meer gelangen. Wenn er noch nicht existiert, müsst ihr den Weg zurück durch das Mirtal nehmen, den ihr kamt.“ Sesshoumaru sprang ohne weiteres Wort auf einen kleinen Felsgrat, der vom Tageslicht beschienen wurde. „Wie sollen wir denn auf dem Fluss reisen?“ erkundigte sich Inuyasha noch: „Ein Boot?“ „Ich werde es sehen…“ Kingyo wandte sich ab und tauchte unter. Er sehnte sich nach dem Brackwasser des Binnenmeeres. Der Fluss aus reinem Süßwasser war nur sehr kurzfristig etwas für ihn. Aber er war glücklich, nach all den langen Jahren wieder zurückkehren zu können. Die beiden Hundebengel würden mit Sicherheit auf der Insel der Vier Jahreszeiten unvergessen bleiben, Legenden für alle Zeit. ********************************************* Ob das die beiden interessier? Aber sie haben noch eine Kleinigkeit zu erledigen, ehe sie wieder nach Hause können. Yarou soll übrigens Dummkopf bedeuten.... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)