Die Insel der Vier Jahreszeiten von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, eine Insel und sehr seltsame Sitten) ================================================================================ Kapitel 18: Der Herr der Echsen ------------------------------- So weit gelaufen - und das scheinbar umsonst, könnte auch friedlichere Gemüter wütend machen. Der Herr der Echsen sollte besser ERklärungen und Tipps für die Hundejungen haben... 18. Der Herr der Echsen Hane führte die Hundebrüder am Fuß der Vorberge entlang nach Osten, dann auf einem deutlich erkennbaren Pfad immer tiefer und höher in das eigentliche Gebirge der Schattenberge. Seit ihrem Geständnis, dass die Quelle des Lebens versiegt war, hatten die Halbbrüder ihr nur mehr die Anweisung gegeben, sie zum Herrn der Echsen zu führen. Sie verstand die Enttäuschung, den Zorn. Aber sie war auch überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Nur einer Cassana und ein Raglah war es erlaubt, derartige Dinge zu wissen. Und natürlich den Auserwählten, die nach den Legenden das Wasser zurückbringen sollten. Sie war sicher, dass diese beiden es wären. Selbst in Rage hatten sie sie am Leben gelassen. Und sie hatten alle Voraussetzungen erfüllt. Hoffentlich würde das auch der Herr der Echsen so sehen, dieser sich mit ihnen zumindest auf einen Bedingungshandel einlassen. Aber selbst Tokage-sama neigte nicht zu irrationalem Handeln. Auch er würde es sicher für seine Untertanen begrüßen, existierte das Binnenmeer wieder. Die Felsen oberhalb des Pfades waren mit Schnee überzuckert, als die Cassana in einem Tal stehen blieb: „Hier in der Nähe liegt das Schloss des Herrn der Echsen. Tokage-sama weiß gewiss, dass wir hier sind. Aber wenn er keinen Boten schickt….“ „Müssen wir ihn eben so suchen.“ Inuyasha sah kein Hindernis – zumindest nicht solange, bis er erkannte, dass sein Halbbruder witternd den Kopf hob. „Was ist?“ „Halber Youkai…?“ kam es prompt fast spöttisch. Da erst roch auch der Hanyou, dass sich ihnen jemand näherte. Aber das hätte er nie zugegeben: „Keh, da kommt ein Drache, ja. Aber ein bisschen mickrig für den Herrn der Echsen, oder?“ Hane fuhr etwas zusammen. Omra hatte ihr stets berichtet, dass die Zusammentreffen mit Tokage-sama sehr nach dessen Lust und Laune abliefen. Und sie erkannte ein blaues, fliegendes Wesen, groß wie vier Zelte ihres Stammes, mit voluminösen Krallen an den vier Gliedmassen und ebenso bemerkenswert riesigen Zähnen, das sich über den Berghang schwang. Das nannte der verehrte Hanyou mickrig? Der blaue Neuankömmling landete vor ihnen und faltete seine Flügel zusammen: „Überraschungsbesuch“, meinte er dann: „Mein Herr, Tokage-sama, möchte wissen, was dies zu bedeuten hat. Die Cassana der Menango, ein Hundeyoukai und ein echter Hanyou…“ „Hane hat uns hergebracht“, antwortete Inuyasha prompt, sparte es sich allerdings, die Hand an Tessaiga zu legen. Noch waren keine Feindseligkeiten auch nur angedeutet worden: „Und wir wollen ihn was fragen.“ „In diesem Fall lautet meine Anweisung, euch beide zu ihm zu begleiten. Hane, dir ist der Besuch des Schlosses verwehrt. Oder kannst du dem Herrn der Echsen etwas geben, das eines Bedingungshandels würdig wäre?“ Die Cassana zwang sich dazu, dem fremdartigen Wesen in die Augen zu sehen: „Nun, ich denke, das habe ich soeben getan.“ Unwillkürlich wurden die Halbbrüder misstrauisch. Wollte sie sie ausliefern? Wenn ja, hatte jemand einen großen Fehler begangen. Sie waren beide sicher, mit jeder Echse zu Rande zu kommen, jeder für sich allein – und schon gar zu zweit. Der blaue Drache schien zu lächeln: „In der Tat. Doch dies ist nun ihre Sache.“ „Die Sache der Auserwählten, ja.“ „Du scheinst dir sicher zu sein. Ich werde es Tokage-sama berichten. Doch nun geh, Cassana.“ Diese nickte. „Moment“, meinte Inuyasha: „Sie kann doch nicht allein…“ „Danke, doch, das kann ich. Ich verfüge über einige Fähigkeiten. Und ich bin sicher, dass Omra und die Krieger unten bereits auf mich warten.“ Hane lächelte: „Danke für die Sorge, Inuyasha. Ich hoffe, nein, ich weiß, dass ihr in der Tat die Auserwählten seid. Lebt wohl.“ Sie wandte sich ab und begann bereits wieder mit dem Abstieg. Der Drache musterte die beiden: „Hm. Brüder. Könnt ihr fliegen?“ Statt einer Antwort erhob sich Sesshoumaru in die Luft. „Ich nicht“, erklärte der Hanyou daher. „Dann musst du laufen, wenn dich dein Bruder nicht trägt“, meinte der Blaue ungerührt und flatterte selbst bereits wieder empor. Na toll, dachte Inuyasha. Ehe er den darum bitten würde, ihn mitzunehmen – und eine schroffe Ablehnung erfuhr - schnellte er lieber die steilen Wände hinterher. Immerhin konnte er auf diese Art auch beweisen, wie weit und zielgerichtet er zu springen vermochte. So machte er riesige Sätze, um dem Echsenführer hinter her zu kommen. Das gelang ihm auch – bis sie zu einer weiten, tiefen Schlucht kamen. Zu weit, als dass selbst ein Hanyou sie hätte überspringen können. Jenseits erhob sich ein bestimmt uraltes Schloss vor einer Felswand, steinern, abweisend, wie für die Ewigkeit gebaut. Ein rascher Blick herum verriet dem Hanyou, dass es keine Brücke gab. Und diese dämliche blaue Echse flatterte direkt über den Abgrund auf das Tor zu. Im nächsten Moment fühlte er etwas Weiches um sich, das ihn emporzog. Er war bereits einige Male in dem Fell seines Halbbruders gefangen gewesen und so erkannte er das Gefühl, noch ehe er begriff, dass er hochgerissen wurde. Eigentlich war er versucht, etwas zu sagen, aber dann schwieg er doch – eine Tatsache, die den Älteren erstaunte. Seit wann konnte Inuyasha seine Klappe halten, wenn nichts wirklich Wichtiges anlag? Eigentlich wusste er selbst nicht, warum er den Bastard nicht einfach hatte stehen lassen – oder eigentlich wusste er es schon. Was hatte es für einen Zweck, sich selbst anlügen zu wollen. Er war inzwischen in einer seltsamen Weise daran gewohnt, dass jemand bei ihm war, der seinen Part in lästigen Situationen übernahm. Nun, er hatte sich tatsächlich irgendwie an dieses Halbblut gewöhnt. Und es mochte sinnvoll sein, Tessaiga an seiner Seite zu haben. Wer wusste, was dieser ominöse Herr der Echsen an Fallen in seinem Schloss besaß. Natürlich würde er selbst mit allen zurande kommen, aber es wäre doch angenehm, jemanden zu haben, der einem verlässlich den Rücken deckte. Selbstverständlich nicht notwendig, aber angenehm. Der blaue Drache landete zwischen den Torpfosten der Burg, die aus steinernen Lindwürmern bestanden, die die Neuankömmlinge feindselig musterten. Sesshoumaru ließ seinen Halbbruder aus dem Fell frei, sicher, dass der sich aus drei Meter Höhe abfangen konnte. Inuyasha fand das zwar nicht sonderlich nett, aber immerhin war er über diese Schlucht getragen worden. So war es wohl schlauer, nichts zu sagen. Die Hand an Tessaiga drehte er sich suchend um. Keine anderen Drachen waren zu sehen oder auch nur zu riechen, keine Krieger. War dies etwa so ein Geisterschloss, wie es ihm Kagome einmal in diesem Fernseher gezeigt hatte? Ohne Leben? Dieser blaue Kerl, der sie abgeholt hatte, schien doch ganz lebendig. Sesshoumaru blieb neben ihm halten, ebenfalls sorgfältig witternd. Das Schloss sah nach einer Falle aus – und man musste nicht sehenden Auges in eine gehen. Der Bote wandte sich ab: „Mein Name ist Tara. Kommt. Tokage-sama erwartet euch.“ Soweit die Hundebrüder wussten, waren sie damit nach den Sitten der Insel der Vier Jahreszeiten die Gäste. So folgten sie dem blauen Drachen über den Vorhof in das eigentliche Schloss, durch scheinbar endlose Gänge, Räume. Alles war ohne Leben. Da sie selbst lautlos gingen, störten auch sie nicht die vollkommene Stille. Inuyasha sah sich neugierig um. Warum sich die Echsen wohl so ein großes Schloss gebaut hatten, das nun verlassen war? Wohnte dieser Herr mit Tara etwa nun hier allein? Hatte das auch etwas mit dem Verschwinden des Wassers zu tun? Schließlich erreichten sie ein deckenhohes Tor. Tara stieß es leicht an und es öffnete sich lautlos. Dahinter zeigte sich eine große, fensterlose Halle, erleucht nur von mehreren Feuerschalen. Am anderen Ende befand sich eine Empore. Dort saß eine riesige, braungrün gefärbte Echse auf einem Hocker, gehüllt in eine weite, blaue, mit Gold bestickte Robe. Irgendwie erinnerte dieser Tokage-sama seine Besucher an Shisho, den Bibliothekar im Lande des Frühlings, der allerdings eher so groß wie Sesshoumaru gewesen war. Der blaue Drache verneigte sich: „Tokage-sama, ich bringe die beiden. Hane ist davon überzeugt, dass sie die Auserwählten sind.“ „Kommt nur näher.“ Die tiefe Stimme klang interessiert: „Zwei junge Hunde auf der Insel der Vier Jahreszeiten haben mich schon seit Tagen neugierig gemacht. Seid in meinem Schloss willkommen.“ Die Halbbrüder folgten der Einladung und näherten sich der Empore, allerdings noch immer vorsichtig bleibend. Der Herr der Echsen bemerkte die Finger des Hanyou an Tessaiga: „Ich sagte, willkommen.“ Er klang fast beleidigt. „Woher wusstest du denn von uns?“ fragte Inuyasha, ehe er den etwas finsteren Blick seines Halbbruders bemerkte. Natürlich wollte der wieder als erstes reden. Immer musste er den Älteren heraushängen lassen. Dann erst begriff er, dass die Augen des Hundeyoukai auf seiner Hand am Schwert ruhten. So nahm er sie weg. „Ich erfahre durch die Echsen und Schlangen unverzüglich alles Neue, was sich auf der gesamten Insel tut. – Und natürlich von Shisho. Es ist manchmal sehr angenehm, kleinere Brüder zu haben.“ Die dunklen Augen glitten zwischen den Halbbrüdern hin und her. „Er sagte dir, was wir suchen.“ Sesshoumaru nahm doch an, dass sich der Herr der Echsen mit ihnen auf einen Bedingungshandel einlassen wollte. „Die Quelle des Lebens, in der Tat. Und da ihr nun mit Hane hier in die Schattenberge gekommen seid, nehme ich an, dass ihr sie gefunden habt – und feststellen musstet, dass sie ebenso tot ist wie viele andere. Jetzt kommt ihr zu mir, um mehr zu erfahren.“ „Ja, und wie man das Wasser wiederbekommt“, ergänzte Inuyasha: „Also, sag schon, was willst du für diese Auskunft?“ „So eilig, junger Hanyou? Nun, ihr habt schon Erfahrungen mit dem Bedingungshandel gemacht, nicht wahr?“ Der Herr der Echsen schien zu lächeln: „Fangen wir einmal damit an, was ich über euch hörte: Shisho berichtete mir, dass die Söhne des legendären Siegers des Seelenturniers, des mächtigen Inu no Taishou, vom Festland auf die Insel gekommen waren, um die Quelle des Lebens zu finden. Ich wurde benachrichtigt, dass ihr die Harpyien getroffen habt, die Höhlen von Karu und die Erdmenschen von dem Schatten und seinem Gefolge befreit habt. Dies war schon interessant. Und ihr habt beide das Seelenturnier selbst gewonnen. Damit seid ihr im gesamten Mirtal und darüber hinaus zu ebensolchen Legenden geworden wie einst euer Vater. Überdies habt ihr die Bedingungshandel der Wüstenstämme überstanden, ja, dem Stamm der Togol Wasser gegeben. – Um ehrlich zu sein, eine solche Lawine aus Neuigkeiten, wie ihr sie mir beschert habt, habe ich seit Jahrhunderten nicht erlebt. Darum werde ich euch erzählen, was ich über das Verschwinden der Quelle des Lebens weiß.“ Er wartete einen Moment, aber seine Besucher blickten ihn nur an. So fuhr er fort: „Ihr habt es wirklich eilig, junge Hunde. Wenn ihr erst einmal so alt wie ich seid, werdet ihr wissen, dass Wesen wie wir sehr viel Zeit haben. Nicht die Ewigkeit, aber doch so lange, dass es ihr ähnelt. Nun gut.“ Er richtete sich etwas auf: „Die Stämme des Mirtal suchen das Erz, das sie für ihre Waffen und andere Dinge benötigen, in den Bergen, die das Land des Sommers umgeben. Sie verarbeiten es zu Metall. An manchen Stellen liegt das Erz offen, manchmal graben sie in die Berge. Aber dies tun sie stets waagerecht, nie in die Tiefe. Und sie wissen, warum. Der Vater...oder war es schon der Großvater oder Urgroßvater…des jetzigen Herrn der Stadt, war neidisch auf das Metall der Wüstenstämme, das er von ihnen teuer erwerben musste. So beschloss er, selbst nach Erzen graben zu lassen. Die Städter entdeckten auch eine Stelle, im Nordosten des Mirtal, wo sie Silber fanden – und, als sie tiefer gruben, sogar Adamant. Die Arena ist daraus heute gebaut, wie ihr gewiss bemerkt habt. Adamant, das härteste aller Dinge, geschmiedet tief unter der Erde in glühendem Gestein.“ „Weiter“, drängte Inuyasha: „Was hat das denn mit dem Wasser zu tun?“ „Gleich, junger Hanyou. - Die Städter schürften immer tiefer, immer weiter und nahmen Adamant aus dem Berg. Dabei gruben sie sich bis zu den Wurzeln des Gebirges. Und sie weckten etwas auf, das besser weitergeschlafen hätte. Es war zornig, und verschüttete die Mine der Städter und alle Leute, die darin waren. Ja, das gesamte Mirtal, wie auch das Land des Winters wurde von schweren Erdbeben erschüttert. Das Wasser versank. Und innerhalb kurzer Zeit trocknete auch das Binnenmeer aus.“ Der Herr der Echsen erhob sich und glättete sein Gewand, ehe er die Stufen hinunterschritt. Inuyasha erkannte, dass unten aus der blauen Robe ein Schwanz ragte, der auf dem Boden schleifte. „Äh, ja…“ sagte er: „Und dann?“ „Es änderte sich vieles. – Auch im Land des Winters. Kommt hier hinüber.“ Tokage-sama trat zu einer Wand. Die Halbbrüder folgten ihm. Er war so groß, dass selbst Sesshoumaru ihm gerade bis zur Hüfte reichte. Erst jetzt erkannten sie im matten Schein der Feuerschalen, dass dort ein Teppich an der Wand hing, eine gestickte Landkarte. Der Herr der Echsen deutete mit einer Kralle darauf: „Hier, dies ist das Schattengebirge, das die Länder des Winters und des Sommers, Ygga und Mirtal, trennt. Und hier liegt mein Schloss. Wenn ihr nun auf der anderen Seite hinabsteigt, werdet ihr den Frost und den Schnee kennen lernen. Irgendwo hier, in den Vorbergen, leben Schneefrauen. Wenn ihr eine findet, müsst ihr sie fragen, wo sich der Magier Shiraga aufhält. Er weiß alles, was im Land des Winters geschieht und geschehen ist. Meist berät er die Schneekönigin, aber er zieht auch immer wieder durch die Lande. Die Yuki Onna wissen jedoch immer, wo er sich aufhält. Soweit ich erfuhr, weiß er auch, wo das Wasser unter den Bergen abgeblieben ist. Aber er wird euch sicher nicht einfach so eine Auskunft geben.“ Erneut schien die Echse zu lächeln: „Nicht jeder ist so leicht zufrieden zu stellen wie ich.“ „Bedingungshandel“, kommentierte Sesshoumaru sachlich. Immerhin hatten sie nun einen weiteren Anhaltspunkt. „Natürlich. Auch die Schneefrauen wollen gewiss ihren Preis. Nur der Tod ist umsonst, junge Hunde.“ Das hatten die Halbbrüder auf dieser Insel auch schon festgestellt. Aber es half nichts. So meinte der Ältere nur: „Yuki Onna und Shiraga.“ „Ja.“ Der Herr der Echsen sah auf seine Besucher nieder: „Dann geht. – Tara wird euch aus dem Schloss begleiten.“ Als der Bote zu seinem Herrn zurückkehrte, saß dieser bereits wieder auf seinem Hocker. Eine kleine, blaue Flamme spielte um seine rechte Klaue, die er interessiert musterte. Aber er blickte auf. Tara nickte: „Ich habe sie zu dem Pfad zurück begleitet. Sie sind auf dem Weg nach Norden. – Aber das seht Ihr gewiss, Tokage-sama.“ „Natürlich. - Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin, ob die Cassana der Menango Recht hat, sie die Auserwählten sind. Allerdings – wenn nicht sie, wer dann.“ „Warum habt Ihr ihnen nichts vom Herrn des Binnenmeeres erzählt?“ „Mein Wissen darüber ist nur Stückwerk. Dies könnte mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Und Shiraga wird ihnen mehr Auskunft geben können.“ „Falls sie ihn finden und er mit ihnen einen Bedingungshandel eingeht. Und natürlich, sie ihn bestehen.“ „Natürlich. – Sage Shisho, meinem kleinen Bruder, was es an Neuigkeiten für seine Bibliothek gibt.“ „Ja, Tokage-sama. Eine Frage noch, wenn Ihr gestattet. Als damals der Inu no Taishou das Turnier der Seelen gewann, hat sich Euer Bruder und damit das gesamte Land des Frühlings ihm unterstellt. Damit ist doch zumindest der Ältere der Erbe, der Herr dieses Landes.“ „Das scheint ihm gleich zu sein.“ „Das meinte ich nicht, vergebt. Nur: was geschieht, wenn sie nicht zurückkehren?“ „Dann ist Shisho wieder allein der Herr. Aber ich nehme doch an, Tara, dass dies nicht der Fall sein wird. Zwei junge Hunde mit derartigen Fähigkeiten…Sehr interessant.“ Der Drache nickte ein wenig. Allerdings waren die beiden befähigt. Man gewann das Seelenturnier nicht ohne Grund – oder bestand die anderen Schwierigkeiten. Dennoch: das Land des Winters bot andere Gefahren als das Mirtal. Und wenn er daran dachte, was sein Herr schon für Bedingungshandel mit dem Magier der Schneekönigin gehabt hatte, so war Shiraga gewiss auch ein Risiko. Aber das war etwas, das nur die Zukunft zeigen konnte. So wandte er sich ab, um seinen Auftrag zu erfüllen. Der Herr der Echsen blickte wieder in das blaue Feuer um seine Klaue. Dort erkannte er die beiden Hundebrüder, die langsam weiter nach Norden wanderten. Er bemerkte interessiert, dass sie beide anscheinend vorsichtig waren, witterten. Das würde ihnen nicht viel helfen. Die Gefahr, die er vor ihnen wusste, würden sie nur überleben, wenn sie Glück hatten. Die Mächte der Natur waren im Ygga, zumal im Gebirge, ebenso mächtig wie in der Wüste. Aber eine Warnung wäre unangebracht gewesen. Waren sie die Auserwählten, würden sie bestehen. Waren sie es nicht….nun, dann würde das Binnenmeer weiterhin eine trostlose Salzwüste bleiben. Dies lag in der Zukunft. Und nicht einmal er konnte diese sehen. Die Halbbrüder ahnten nichts von der Beobachtung, als sie die Passhöhe erreichten. Der Wind war aufgefrischt, trieb Schneeflocken vor sich her. Vor ihnen dehnte sich noch weit das Gebirge, wenn auch niedriger, eine öde Welt aus Fels und Schnee. Dahinter jedoch schien eine weite, weiße Ebene zu liegen, soweit das Auge reichte. „Nicht schon wieder eine Wüste“, murmelte Inuyasha. Hier gab es ja auch kein Leben. Nun ja, sicher gab es das. Da waren Schneefrauen und dieser Herr der Echsen hatte etwas von einer Schneekönigin gesagt. Was die hier wohl wieder für komische Sitten hatten? Nun, in jedem Fall wieder diese dämlichen Bedingungshandel. Bei dem Herrn der Echsen waren sie ja noch gut davon gekommen. Zum Glück war der mehr an neuen Geschichten interessiert, als sonst an was. Das erklärte allerdings auch, warum dieser Bibliothekar so viel Wissen angehäuft hatte. Sein Bruder war sicher der beste Informant. Sesshoumaru sah nachdenklich zum Himmel auf. Es würde bald dunkel werden. Nicht, dass ihn das gewöhnlich in irgendeiner Form gestört hätte, aber seine Sinne verrieten ihm, dass sich irgendwo ein Sturm zusammenbraute. Und wenn er an den in der Salzwüste des Mirtal zurückdachte, war anzunehmen, dass auch ein Orkan in der eisigen Felswüste des Ygga nicht ungefährlich war - für das Halbblut. Immerhin war der diese Nacht kein Mensch. Ohne ein Wort ging er weiter, den schmalen Pfad bergab. Inuyasha kannte ihn inzwischen gut genug, um sich jeden Protest zu sparen. Irgendetwas war los – und er würde auf Nachfrage nur einen dummen Kommentar erhalten, keine Auskunft. Das war lästig, aber anscheinend nicht zu ändern. Fast eine halbe Stunde später war der Wind so stark geworden, dass in der beginnenden Abenddämmerung kaum mehr etwas zu erkennen war. Auch die Nasen wurden durch die Nässe des Schnees verwirrt, die Kleidung begann feucht zu werden. Was für eine reizende Insel, dachte der Hanyou, ohne es auszusprechen. Bei dem Geheul des Windes würde ihn Sesshoumaru sowieso kaum hören. Und interessieren würde es den schon zweimal nicht. Der Pfad bog wieder einmal um eine scharfe Kehre. Dahinter ließ der Wind nach und der vorangehende Hundeyoukai erkannte ein Felsdach, ein Stück oberhalb des Weges, darunter eine Art Grotte. Das konnte Schutz bieten. Er setzte hinauf. Ein wenig überrascht folgte ihm sein Halbbruder. „Was...?“ begann der. „Schlaf.“ Unwillkürlich wollte Inuyasha dagegen protestieren, herumkommandiert zu werden, ja, für schwach gehalten zu werden, als ihm plötzlich etwas ganz anderes dämmerte: Sesshoumaru hatte eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht? Einen Schutz vor dem Sturm? Würde der etwa noch stärker werden? Nach dem Erlebnis in der Salzwüste legte auch er bestimmt keinen Wert auf eine Wiederholung, selbst, wenn dies keine Neumondnacht war. So setzte er sich: „Wird der Sturm schlimmer?“ Er selbst konnte das schlechter beurteilen. Ohne eine Antwort drehte sich der Ältere um und sah in die Dämmerung hinaus, musterte die wirbelnden Schneeflocken. „Keh!“ machte der Hanyou leise. Aber er beschloss, die Situation zu nutzen und tatsächlich eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. Wer konnte schon sagen, wann sein Herr Halbbruder je wieder auf einen so geradezu sensationell freundlichen Gedanken kam. Eine Zeit später wandte Sesshoumaru den Kopf und betrachtete für einen Augenblick den friedlich Liegenden, ehe er wieder in die Nacht hinausblickte. In der Tat. Wenn Inuyasha schlief, wirkte der so jung, so wehrlos…und erinnerte ihn an Rin. Warum nur brachte er diesen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf? Das war nichts als ein wertloses Halbblut, nutzlos, wenn man von den Fähigkeiten des mächtigen Tessaiga absah…. Aber er entsann sich nur zu gut, dass Inuyasha ihn, seit sie auf dieser Insel waren, kein einziges Mal im Stich gelassen hatte. Nein. Treue konnte nicht einmal er ihm absprechen. ************************************ Was für eine Erkenntnis. Im nächsten Kapitel: Schneekatzen und -frauen, schlüpft Inuyasha in die "Retter -in- Rot"- Rolle, während Sesshoumaru dem wohl ärgsten Bedingungshandel in die Augen sehen muss. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)