Die Abenteuer von Mr. Bär und Mr. Baguette von Wollfisch ================================================================================ Kapitel 22: Final Vampire ------------------------- Kapitel 16 – Final Vampire Das letzte Abendrot sickerte am Horizont hinunter wie Erdbeermarmelade von einem schief gehaltenen Butterbrot rutscht und tauchte das mächtige steinerne Schloss in blutrotes Licht. Dunkelheit zog über den Himmel und die ersten Sterne waren zu erkennen, schwach glommen sie im dunklen Blau. Es war der perfekte Abend, die perfekte Stimmung, der perfekte Ort. Hier würde sich alles entscheiden. Ach, es hätte so schön sein können, wenn dies eine ernsthafte Geschichte wäre. Unterhalb des Schlosses stand die Schleiereule mit Erdpferd in ihrem Ohr. Sie blickte nach oben, lies ihre trüben grauen Augen über die steinerne Fassade wandern, über die letzten sichtbaren Details brachialer Baukunst und schließlich über das Gesicht des Obervampirs, der mit straff gespanntem Oberkörper auf der Brüstung seines Balkons lehnte und einen angespannt lässigen Eindruck machte. Er bemerkte sie nicht, richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Horizont. Es schien, als blicke er durch die Hügel hindurch auf die benachbarten Dörfer. In seinen Augen glühte eine grimmige Vorfreude. Blaah! rannte so schnell er konnte. Mit seinen Flip Flops an den Füßen legte er ein enormes Tempo vor, immerhin musste er den Vorsprung den Erdpferd in seiner neuen mobilen „Festung“ hatte ausgleichen, jetzt da er wieder zwei Beine statt vier Pfoten hatte. Dr. Seestern klammerten sich an seinen Haaren fest und setzte hin und wieder zu einer genial/doofen Bemerkung an, die der Wind jedoch verschluckte. Da Transblubbien so klein war, hatte Blaah! Schleiereules Spur einfach und schnell verfolgen können. Nun sah er sie vor dem Schloss stehen, tatenlos und irgendwie entrückt. Er blieb stehen und sondierte die Lage. Er war sicher, dass Erdpferd sich gerade an sich selbst dumm und dämlich berauscht hatte, in vollkommener Siegessicherheit. Blaah! war mehr als erstaunt darüber, dass Erdpferd sofort erkannt hatte, dass die einzige Person die ihm nun noch das Wasser reichen konnte Onkel Dave war. Schleiereule hatte nicht umsonst als einzige Hexe so lange überdauert. Nun duckte sich Blaah! ins nicht ganz so hohe Gras und hoffte, noch eine Weile übersehen zu werden. „Sieht verdammt übel aus.“ meinte Dr. Seestern als er die Szenerie überblickte. „Soll ich dir erklären was gleich passiert? Also...“ „Danke nein.“ Blaah! wusste genau, was da kommen würde. Ein schreckliches Ende... vor allem für ihn. Das war wie bei Alien vs. Predatöör... oder so. Die Menschen sind die Dummen. Er war der Mensch. Obwohl er sich seines vampirischen Naturells natürlich immer noch bewusst war. Und seines Rattischen erst recht. Die Ratte in ihm wollte rennen. Und pinkeln. Und das gleichzeitig. Blaah!'s Verstand wollte nichts dergleichen. Er wollte sehen was zu retten war. Cremé Brühlee steckte in der geblümten Kittelschürzentasche der alten Sumpfhexe. Das war echt blöd gelaufen. Mr. Bär irrte durch Transblubbien. Seine knallgelbe Latzhose färbte sich im letzten Licht des Tages orangerot und gefiel ihm dadurch auch nicht besser. Er hätte längst das Ufer erreichen müssen. Die Stelle war ihm soweit egal, es musste nur Bäume geben damit er sich ein Floß bauen konnte. Das er kein Werkzeug bei sich führte war erstmal zweitrangig. Doch er erreichte ohnehin einfach kein Ufer. Dabei war die verfluchte Insel so dermaßen kompakt, das grenzte doch an eine Verschwörung des Gottes der Handlung. Als er grimmig durch ein paar Bäume stiefelte, sah er vor sich einen großen steinernen Klotz. „FUCK!!“ fluchte er „Ich bin im Kreis gelaufen!“ Er ging vorsichtig ein paar Schritte näher. Das letzte was er wollte, war eine bestimmte Todesfee zu wecken. Vor dem Schloss stand eine unheimlich alte Frau. Und sie kam ihm auch noch unangenehm bekannt vor. Er war die dämliche Trulla die ihn und Mr. Baguette in Puppen verwandelt hatte!! Mr. Bär sah sich suchend um und entdeckte auf dem Boden einen dicken schweren Ast. Das würde ein Spaß werden, ja? Als er nach rechts blickte entdeckte er eine geduckte Gestalt im Gras, die sich nach ein paar mal blinzeln als Blaah! herausstellte. Ein weiterer Blick in die Runde und von Mr. Baguette war nichts zu sehen. Er seufzte erleichtert. Plötzlich raschelte es hinter ihm. Genervt drehte sich Mr. Bär um. Und er behielt recht. „War ja klar.“ „MR. BÄR!! Isch freue misch disch zu se'en, ge't es dir gut?“ „Jetzt nicht mehr.“ Mr. Bär drehte sich demonstrativ in die andere Richtung und tat so als sei er schwer beschäftigt. Mr. Baguette ignorierte die offensiven Feindseligkeiten. Er ging einmal um Mr. Bär herum. „At Blaa'! disch befreien kÖnnen? Das ist großartisch!“ „Ne, der hat keinen Beitrag geleistet.“ Mr. Bär drehte sich wieder um. Noch ein paar mal mehr und er hätte ausgesehen wie ein plüschiger Brummkreisel. „Du ast disch selbst befrei'en können?“ Mr. Baguette machte große Augen. „Ich bin schon groß, weißt du!“ Mr. Bär schüttelte genervt den Kopf. „Wo kommst du überhaupt her... und wie siehst du aus? Total bescheuert!“ (Sprach der Bär in der gelben Latzhose mit Sonnenblumenmotiv). Mr. Baguette schaute fragend an sich herunter. Er trug einen großen braunen Hut, einen langen roten Schal und einen schweren Ledermantel der aussah, als hätte er mehrere Kriege so halbwegs überstanden. Die getrockneten rotbraunen Flecken waren höchst suspekt, aber er hatte die Kleidung von Vom Hellsehen und der meinte, die würde er unbedingt brauchen, sofern er auch nur ansatzweise was auf Etikette legen würde. Mr. Baguette hatte keine Ahnung was Etikette war, aber so etwas abzulehnen empfand er als zu unhöflich. 2. Dave schaute in die illustre Runde. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass sein Neffe ein paar Meter weiter im Gras hockte und versuchte so auszusehen, als ob er ein harmloses Kaninchen wäre. Ein 1,90 Meter Kaninchen mit grauer Haut, rosa T-Shirt und schwarzem Umhang. Dave schüttelte den Kopf. Er hätte dem Jungen vielleicht doch mal das ein oder andere beibringen sollen. Nun ja, kein Grund sich jetzt darüber zu ärgern. Es hatte sich eh bald erledigt. Er wand den Blick geradeaus und betrachtete die alte Schleiereule. Sie war stets ein großer Fan von ihm gewesen, einmal war sie sogar mit Autogrammkarten in seinem Schloss erschienen. Ob sie von seien Plänen gehört hatte und sich ihm anschließen wollte? Das erschien ihm gar nicht so schlecht. Nachdem sie alles Leben auf der Insel vernichtet hatten, konnte er sie immer noch erledigen. Nach ein paar weiteren Autogrammkarten natürlich. Er liebte seine Unterschrift. Als er den Kopf ein wenig hob sah er etwas helles zwischen den Bäumen hinter der alten Sumpfhexe leuchten. Seine Vampiraugen identifizierten einen Bär in einer Latzhose. Sonst war nichts zu sehen. Mr. Baguette war durch den dunklen Mantel ausgesprochen gut getarnt. „Ich kann dich SEHEN!“ donnerte er nach unten. Blaah! zuckte zusammen, versuchte aber weiter so zu tun, als mümmle er an einem Grashalm. „Ja DICH, BÄR in GELBER LATZHOSE!“ Mr. Bär fluchte ausgiebig. Dann trat er zwischen den Bäumen hervor. Kurz war er versucht Mr. Baguette hinter sich herzuschleifen, aber irgendetwas sagte ihm, dass das zwar spaßig, aber nicht allzu klug war. „WAS IST??“ rief er nach oben. „KANN MAN HIER NICHT MAL NE RUNDE IN DEN WALD KACKEN, OHNE DASS EINEM JEMAND DABEI ZUGUCKT?“ Davenius rümpfte die Nase. Diesen Wald würde er umgehen. Mr. Baguette riss erschrocken die Augen auf und stand stocksteif da um ja nicht versehentlich in was reinzutreten. Er verstand nicht, worauf Mr. Bär da hinaus wollte. Hey du Depp, steh auf, bevor noch jemand auf dich drauf tritt. Ich zum Beispiel.“ Mr. Bär war ein Stück zur Seite gelaufen, stand nun über Blaah! und bearbeitete dessen Kopf mit seinem plüschigen Fuß. „Hör doch auf! Er sieht mich sonst noch!!“ Blaah! packte energisch zu und zerrte Mr. Bär zu Boden. „Ich sehe dich längst mein lieber Neffe! Hör auf Karnickel zu spielen und setzt dich in Bewegung. Ich will dir da mal was erzählen.“ Davenius blickte gönnerhaft auf die beiden hinunter. „Oh und schaff mir den ekligen Bär hierher.“ „Ich hab NIX mit der Sache zu tun. Ich bin schon weg. Tschüss, war blöd bei euch. Bis nirgendwann!“ Mr. Bär richtete sich kerzengerade auf und stiefelte in militärischem Stechschritt davon. Blaah! packte ihn bei seinen Hosenträgern. „Nimm's mir nicht zu übel, Blöd-Bär. Aber ich seh's nicht ein, dass du hier davon kommen sollst!“ „Ach, aber den falschen Franzosen, den behelligt hier keiner, was??“ „Mr. Baguette ist tot. Tut mir leid... dir aber wohl nicht.“ „Ach tot? Schön wärs. Aber ich glaub nicht, das Geister so blöde Klamotten tragen.“ „Was meinst du damit??“ Blaah! hatte Mr. Bärs Ohr gepackt und zog nun beim Flüstern so stark daran, dass es fast abriss. „Hörst du wohl auf damit!! Ich meine, er steht da drüben zwischen den Bäumen. Mit einem hässlichen Mantel an.“ „Ist das... wahr??“ „Nein, alles gelogen. Und wenn du mich jetzt nicht sofort loslässt, dann schwör ich dir, ich stopf dir meinen Kopf ins Maul bis du dran erstickst! Und es wird mir gefallen!“ Davenius starrte die beiden böse an. Am frühen Abend war sein Gehör immer so schlecht, Abenddämmerungstaubheit kurz nach dem Aufstehen. Er konnte kein Wort verstehen, aber Blaah! war noch keinen Schritt näher gekommen und das fuchste ihn. Er holte tief Luft, spannte die Schultern und donnerte: „RUUUUUUHEEEE!!!“ in der Hoffnung ein Gespräch zu unterbrechen. Dann schwang er seinen massiven Körper auf die Brüstung des Balkons und darüber hinaus. Er fiel wie ein Stein nach unten und verdränge beim Aufprall ein ordentliches Stück Boden. Er hinterließ einen spinnennetzförmigen Abdruck auf der harten Erde, klopfte sich demonstrativ und unnötigerweise imaginären Staub von seinen Anzug und blickte gelassen in die Runde. Blaah! und Mr. Bär hörten auf sich gegenseitig anzukeifen. Erdpferd blickte aus Schleiereules Ohr hinaus und betrachtete den kleinen Ausschnitt seines Rivalen, den er erkennen konnte. Der Ausschnitt war schwarz und breit. Wie ein Autoreifen. Oder eine Dunkelkammer. Er kroch zurück und rüstete sich für die FINALE SCHLACHT. Er sah sich selbst in einer goldenen Rüstung strahlend wie die Sonne über den Fürst der Finsternis triumphieren, die dummen Bauern zu seinen Füßen ihm huldigend und Geschenke bringend. Blaah! trottete los. Er hatte nicht unbedingt das Bedürfnis sich etwas anzuhören, dass Onkel Dave ihm zu sagen hatte. Mr. Bär hingegen hatte das Bedürfnis überhaupt nichts zu tun oder zu hören, aber auf ihn wurde wie immer keine Rücksicht genommen. Naja, notfalls konnte ihn der falsche Franzose retten. Er grinste grimmig. Als ob er das wirklich glauben würde. „Meine liebste Schleiereule, war führt dich zu mir in dieser wunderschönen Nacht?“ Davenius hatte ihre alte, faltige und aderige Hand ergriffen und ignorierte gekonnt die Hautschüppchen, die ihr vom ganzen Körper rieselten. Sowas musste man aushalten... vorerst. Die alte Sumpfhexe antwortete nicht. Sie konnte es nicht, da ihr Gehirn, wie bei allen Hexen, ausgerechnet über das Trommelfell gesteuert wurde und dort nun ein Heimchen saß. Und Erdpferd antwortete nicht, da es sich in seinem eigenen Glanz sonnte und gar nichts mitkriegte. Dave wandte sich von ihr ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen nerdigen Neffen. Der blickte an ihm vorbei in die Tasche der geblümten Kittelschürze. Darin lag ein Glas mit einem Hamster drin, dem bald die Luft ausgehen würde. Dann horchte er auf. Plötzlich war ein Trampeln zu vernehmen, es kam schnell näher und hörte sich nach einer ganzen Armee an... und irgendwie auch ungewaschen, obgleich man das eigentlich nicht hören konnte. „Was ist?“ fragte Dave und lauschte. Aber es war, als würde er auf seinen eigenen Ohren sitzen. Doch das Getrampel wurde nun so laut, dass auch er es hören konnte... und sehen. Hinter dem nächsten Hügel tauchten finstere Gestalten auf. Sie waren groß, haarig und absolut ungepflegt. Es waren die Geisterpiratten, angeführt von Blaahs! Vater Kapitän Reißzahn. Stanley lief ihnen direkt voraus und machte dabei Luftsprünge wie ein junger Welpe... der sich für ein Fohlen hielt. „Hier lang, Hier lang!“ rief er. Stanley hatte es geschafft die Piratten einmal durch ganz Transblubbien zu lotsen, nachdem sie ihn vom Baum runter geholt hatten... indem sie diesen einfach umrannten. Für Stanley eine unschöne Erfahrung. Doch es war umso anstrengender gewesen, die Piratten zu führen. Nicht nur, dass sie am falschen Ende der Insel angelegt hatten (es grenzte an ein Wunder, dass sie Transblubbien überhaupt gefunden hatten), nein, wenn er sie nicht permanent im Auge behielt und ihnen so dicht voraus lief, dass sie ihm auf den Schwanz treten konnten, dann verirrten sie sich. 3. „Das ist wahrlich eine Überraschung. Aber eine unerfreuliche. Guten Abend Reißzahn. Immer noch so haarig wie beim letzten Mal.“ Blaah!s Vater musterte zuerst seinen Sohn. Dieser schien unverletzt zu sein, aber er hatte einen Seestern auf dem Kopf sitzen. Dann richtete er sich an den Obervampir: „Guten Abend Dave, hässliches Graugesicht. Immer noch so abscheulich wie beim letzten Mal.“ „Oh, vielen Dank für das Kompliment.“ „Das war keins.“ „Ich weiß. Du Ratte.“ „Arschloch!“ „HEY!! So läuft das aber nicht!“ rief Blaah! und stellte sich neben seinen Vater. „Was meinst du mein Junge?“ „So geht das nicht. Im Film stehen sich Protagonist und Antagonist gegenüber und... oh Moment, ich glaube die beleidigen sich dann doch. Manchmal. Oder zumindest der Antagonist den Protagonist... ähm... ok, ja... macht ruhig weiter und so...“ „Ist alles in Ordnung mit dir mein Junge?“ Das große Rattengesicht wirkte ehrlich besorgt. „Ach, Ich hatte viel Stress in letzter Zeit.“ „Bald ist alles vorbei. Dann machen wir einen Segeltörn, ja?“ „Ok... Vater.“ Davenius betrachtete die Szene und rollte mit den Augen. Dann packte er Kapitän Reißzahn an der Gurgel. „Wie rührend. Da wird mir gleich so warm ums tote Herz... ach nein, das ist sicher nur der aufsteigende Brechreiz! Es liegt mir ja fern euch irgendwelche Umstände zu machen, aber ich möchte euch trotzdem etwas erzählen. Meine fiesen Pläne. Das gehört sich doch so, nicht wahr lieber Neffe?“ Blaah! nickte kurz. Dave ließ Reißzahns Kehle los. Dieser reagierte mit einem verächtlichen Schnauben. Mr. Bär, der die ganze Szenerie bisher stillschweigend beobachtet hatte, ärgerte sich nun über sich selbst. Er hätte die Zeit nutzen können um abzuhauen. Nun war er teil der Aufmerksamkeit, denn der fiese Vampir schaute in die Runde. Die ganze Entwicklung hatte Mr. Bär ziemlich überrascht. Es schien alles zusammenzulaufen, fast jeder blödsinnige Handlungsstrang machte nun wenigstens ansatzweise Sinn. Mr. Baguette hielt sich unterdessen immer noch im Schatten der Bäume verborgen. Er schien nicht bemerkt worden zu sein. Ob die Kleidung der Grund dafür war? In seiner Hand lag das Amulett von Amulett. Das Original. 4. „Es ist eine Geschichte vom Ende der Welt. Aber wir beginnen bescheiden, vom Ende dieser Insel. Und es ist eine Geschichte von einer furchtbaren Familientragödie, die heute Nacht ein neues Kapitel erhält.“ Davenius stand im Kreise seiner liebsten... Feinde und genoss deren ungeteilte Aufmerksamkeit. Jedenfalls wirkte es so. Mr. Bär guckte durch ihn hindurch und dachte an all die schönen Sachen, die er zu Beginn ihrer Reise zurückgelassen hatte. Die Stille, die Einsamkeit... im wären fast ein paar Tränen in die Augen gestiegen... wenn er denn weinen könnte. Davenius holte nun weit mit den Armen aus. „Vor 117 Jahren, Transblubbien war noch ein mächtiges, großes Reich, da traf meine liebste Schwester am Strand eine große hässliche Ratte.“ „Das war ich *Höhö*“ Reißzahn stupste seinen Sohn sachte in die Rippen. „Ach... wirklich?“ meinte Blaah! und wünschte sich für einen ganz kleinen Moment doch eine Vollwaise zu sein. Für etwa eine 10tel Sekunde. „Die große hässliche Ratte war auf Beutezug gewesen, ihre Mannschaft hatte sie jedoch beim Ablegen auf der Insel vergessen. Denn sie war ein unwichtiger Matrose, zu dieser Zeit.“ „Dann hab ich den amtierenden Kapitän gefressen und wurde selbst einer!“ „Hör auf mich zu UNTERBRECHEN! Wir können das hier auch abkürzen und ich mach euch gleich zur Schnecke. Ich versuche lediglich die Tradition zu bewahren!“ „Schon gut, alter Blutsaftsack!“ Reißzahn kniff die Augen zusammen und schloss demonstrativ das Maul. „Gut. Sie traf also die dämliche große hässliche Ratte...“ Er hielt noch kurz inne um die Reaktion zu genießen. Sowohl Blaah! als auch Reißzahn bissen sich auf die Lippen. „Und es war... *würgegeräusch* LIEBE auf den ersten Blick. Nun, meine Schwester hatte seit jeher einen beschissenen Geschmack. Ein Jahr später erblickte eine mickrige kleine Ratte das Licht der Welt... und ein mickriger kleiner Vampir den Vollmond über den Bäumen. Am Tage eine Ratte, in der Nacht ein Vampir. Du warst schon bei deiner Geburt total peinlich.“ Blaah! biss sich immer noch auf die Lippen. Ein paar Blutstropfen liefen ihm am Kinn herab. Dave delektierte sich an dem Anblick und lächelte. Dann setzte er erneut an. „Die Familienehre zerstört, unser edles Blut verwaschen. Meine Schwester hat sich schänden lassen von einem dreckigen Biest und ein Balg geboren, dass des Namens unserer Familie niemals würdig sein konnte. Ich musste etwas tun. Als die Ratte zu seinesgleichen zurückkehrte um von seinen Pflichten befreit zu werden für immer auf der Insel zu bleiben, da bat ich die Schleiereule um einen kleinen Gefallen. Sie nutze einen Zauber, verfluchte ihn und damit das ganze Schiff, auf das sie niemals wieder finden würden, wonach sie suchen. Er kehrte nie zurück... bis heute.“ „Du mieser Bastard!“ Reißzahn sprang vor und schlug mit seinen scharfen Krallen in Richtung Davenius Gesicht. Dieser blockte locker ab. „Nanana! Wer wird denn gleich so ungehalten sein! Willst du das Ende hören oder nicht?“ Seine Stimme nahm einen unheimlich liebenswerten Tonfall an. Stanley, der immer noch vor den Piratten stand, erschrak dermaßen, dass er nun versuchte ein Loch zu buddeln um sich hineinzulegen. „Ich will das hören!“ sagte Blaah!. Sämtliche hellgraue Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Kapitän Reißzahn zog widerwillig seine Hand zurück. „Gut gut. Nachdem er fort war, habe ich sie getötet. Hab ihr den Hals umgedreht. Und nun machte ich gleich das Selbe mit dir, „liebster Neffe.“ Daves Lächeln wurde so breit, dass es fast bis an die Ohren reichte. „Und dann töte ich alle Bewohner dieser Insel, einschließlich aller Ratten die sich gerade hier versammelt haben. Sehr passend, da muss ich nicht extra raus auf die See. Mit ein bisschen Glück finde ich dann noch das Amulett von Amulett. Da würde der Spaß kein Ende nehmen.“ 5. „Du hast sie getötet. Deine eigene Schwester.“ Blaah!s Stimme hatte jeden Ausdruck verloren, sie klang dumpf und hohl. „Tja, sie hat sich mit dem Falschen eingelassen. Schade drum, sie war so ein hübsches Ding, die Zierde des Schlosses.“ Dave zuckte die Achseln. Die Piratten knurrten laut, Stanley hingegen winselte wie ein getretener Hund. Er lag halb mit Erde bedeckt auf dem Boden und hatte die Pfoten über dem Kopf zusammengeschlagen. Mr. Bär stand nun neben ihm und regte sich nicht. Sein Gesichtsausdruck war wie immer. Dr. Seestern hockte nach wie vor auf Blaah!s Kopf und schwieg. Ein paar Meter weiter weg stand Mr. Baguette noch immer zwischen den Bäumen. Er verfolgte angestrengt die Szene, aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts hören. Der Wind wehte zwar in seine Richtung, aber die Worte schien er nicht mit sich zu tragen. Er fragte sich, was sie wohl zu besprechen hatten. Es sah ziemlich ernst aus. Das Amulett in seiner Hand hatte leicht angefangen zu zittern und es schien von innen heraus ein wenig zu leuchten. Offenbar spürte es die Anwesenheit des Vampirs. Das konnte selbst Mr. Baguette erraten. Nun herrschte Stille. Davenius blickte in die Runde, sah grimmige Gesichter und ein paar sehr buschige Augenbrauen. Der Wind wehte durch seinen Umhang und verlieh der ganzen Szene etwas ausgesprochen episches. In den Bäumen raschelte es und eine Krähe stieß gen Himmel empor. Dies war das unabgesprochene Zeichen. Kapitän Reißzahn preschte nach vorne und schlug erneut nach Dave, der ihm jedoch einfach auswich. Die anderen Geisterpiratten setzen sich nun ebenfalls in Bewegung, trampelten los und wären fast über Stanley gestolpert, der gerade noch aufsprang um sich vor den vielen haarigen Pfoten zu retten. 6. Davenius war umringt von Piratten. Sie alle schlugen, traten und bissen nach ihm, doch er schien ihnen mühelos auszuweichen, gerade so, als ob sie sich in Zeitlupe bewegen würden. Blaah! war von seinem Vater zur Seite gestoßen worden und verfolgte den ungleichen Kampf nun aus ein paar Schritten Entfernung. Stanley jaulte und sprang nervös hin und her. Der Wolf in ihm wollte handeln, wollte zubeißen und sich ein schönes Stück Fleisch holen, der Vampir in ihm wollte sich hingegen aus der ganzen Sache raushalten und sein gesunder Menschenverstand wollte rennen so schnell es ging. Da er sich nicht mit sich selbst einigen konnte sprang er los, sauste zwischen den Piratten hindurch und biss mit aller Kraft in Onkel Daves linke Wade. Der hatte das Fellknäuel nicht kommen sehen und versuchte nun Stanley abzuschütteln, doch dieser hatte sich so festgebissen, als wolle er nie wieder loslassen. Plötzlich erschien Dr. Seestern auf Davenius Kopf. Er klammerte sich an seinen Haaren fest und rief so laut er konnte: „Soll ich dir erklären wie eine Infektion funktioniert? Das ist wie mit Konfekt, nur tut's weh und kommt von einem Wolfsbiss!“ Davenius riss die Arme hoch und schlug nach seinem eigenen Kopf, doch Dr. Seestern war viel geschickter, als man ihm zutrauen würde. Er tänzelte zwischen Daves Schlägen hin und her und quatschte den Vampir dabei um Kopf und Kragen. Die Piratten bekamen nun ihre Chance, schlugen härter zu, schnappten noch energischer nach Dave und für einen Moment sah es aus, als hätte sich das Blatt zu ihren Gunsten gewendet. Zwischen den Bäumen tauchte Mr. Baguette auf. Das Amulett hielt er nun in beiden Händen, es glühte in einem hellen rot und pulsierte wie ein Herzschlag. Es sah ein bisschen so aus, als würde es ihn hinter sich her zerren. „Mr. Baguette! Hat der Bär doch nicht gelogen!“ Blaah! lief ein paar Schritte auf ihn zu, das gleißende Licht stach ihm jedoch in die Augen und er musste stehen bleiben und sich abwenden. „Was ist DAS??“ „Das ist das Amulett von Amulett, nes pas?“ Mr. Baguette hielt das Ding vor sich wie eine Taschenlampe. Dies bescherte ihm auch die Aufmerksamkeit von Davenius. „DAS AMULETT!!!“ kreischte er und versuchte sich loszureißen, doch viele haarige Hände und spitze Zähne hielten ihn nach wie vor in Schach. „Weißt du, was du damit tun musst?“ fragte Blaah! und hielt sich die Hand vor die Augen. Er hatte das Gefühl, dass ihm das Licht einen fiesen Sonnenbrand verpasste. „Ouwie. Aber...“ „Das ist großartig! Los!!“ Blaah! packte Mr. Baguette am Schal und zog in mitten hinein ins Getümmel. Mr. Baguette wollte stehen bleiben, doch Blaah! schien das gar nicht zu bemerken. Er schob sich durch die Piratten, wich dem ein oder anderen verirrten Biss aus und hielt Mr. Baguettes Schal dabei weiter fest umklammert. Der konnte sich nun über ein paar Bisswunden freuen, aber er kam immerhin noch in einem Stück zum Kern des Problems. Er stand nun vor Davenius, der von ein paar Piratten und Stanley zurück gehalten wurde, während Dr. Seestern an seinen Haaren zog. Blanke Mordlust stand in Daves Augen. Mr. Baguette schluckte und hob die Hände. Das Amulett schien immer heißer und schwerer zu werden. Das anfängliche Pulsieren glich nun der Wucht eines Presslufthammers. Das Licht hatte fast die Intensität der Sonne erreicht und es begann Davenius die Haut vom Gesicht zu schälen. Dieser schrie wütend auf und versuchte sich loszureißen, aber es gelang ihm nicht. „Worauf um alles in der Welt wartest du??“ schrie Blaah! Mr. Baguette an. „Ich kann das nicht!“ Mr. Baguettes Akzent versteckte sich unter einer dicken Sicht Selbsterkenntnis. Vampir oder nicht. Davenius war ein Lebewesen (irgendwie) und das Amulett würde ihn töten. Das konnte Mr. Baguette einfach nicht tun, egal um wen es sich da handelte und um was es hier ging. Er ließ die Hände sinken, das Amulett fiel zu Boden und erlosch. Davenius lachte laut auf und bleckte die Zähne. Mit einer enormen Kraftanstrengung riss er sich los und fegte mit einem Schlag nicht nur die Piratten und Stanley, sondern auch Mr. Baguette und Blaah! von den Füßen. „Na, das ist ja ganz toll.“ nuschelte Blaah!, als er sich mühsam wieder aufrappelte. Mr. Baguette sah einiges an Sternchen vor seinen Augen tanzen und empfand das als Déjà vu. So herrlich französisch. Auch wenn er sich nicht sicher war, dass die Rechtschreibung stimmte. “Pardone moi“ flüsterte er. “Meh!” Blaah! wollte gerade aufstehen, als ihm ein paar kalkweiße Beine mit blauen Adern den Blick versperrten. Er traute sich kaum nach oben zu sehen, immerhin trug die alte Dame einen Rock unter ihrer Schürze. So schloss er die Augen, hob den Kopf und öffnete sie wieder. Er blickte in ein fieses Hexengesicht. “Ach, sind wir wieder aus unserer Trance erwacht, ja? Das wird immer besser hier.” “Höret zu dem Herrscher der Welt, ich töte die Ratte die jetzt keine mehr ist, denn ich bin Erdpferd, der unaussprechlich Geniale, der Schöpfer des Universums, ich bin der SONNENGOTT, der... “ Man hörte es leise quitschen. Ein durchbrennendes Heimchenhirn. Blaah! kam da eine Idee. Und er fand sie total erniedrigend. „Oh Herrscher allen... Dings und... Zeugs, edler Erdpferd, der du unser aller König sein wirst... ähm, bist... und so... siehst du den großen bösen Vampir da drüben?“ Blaah! deutete vage in Richtung Davenius, der gerade eine Menge Piratten aus dem Weg räumte. Es war kein besonders schöner Anblick. Der einzige Grund aus dem er und Mr. Baguette noch lebten war wohl die simple Tatsache, das sein Onkel sie nicht für ganz voll nahm. Erdpferd im Ohr der alten Sumpfhexe hörte seinen Namen in Zusammenhang mit dem Wort „Herrscher.“ Es klingelte bei ihm Sturm. „Ganz Recht, ich bin euer Herrscher.“ „Aber nicht mehr lange. Der Vampir macht dich fertig und dann war's das mit dem Heimchenleben.“ „NIEMAND rührt den großen Erdpferd an, den Herrscher über alles Leben, die Säulen der Erde, die Tore der Welt!“ Die Augen der Schleiereule verrieten die Hektik, die in ihrem Trommelfell ausgebrochen war. Ihr Blick wanderte unstet von links nach rechts, hoch und runter und auch ein paar mal nach innen. Dann setzte sie sich grobmotorig in Bewegung. 7. Davenius hatte seine helle Freude. In seiner linken Faust hielt er das Amulett von Amulett. Es war kalt und glatt und schadete ihm kein bisschen. Es hatte wieder begonnen zu pulsieren und leuchtete auch ein bisschen, nun aber in einem dunklen, kühlen blau. Er freute sich jetzt regelrecht auf den Sonnenaufgang. Die Bauern würden ganz schön Augen machen, so kurz vor ihrem Tod. Mit der rechten Hand wehrte er die Piratten ab, er durchstieß ihre haarigen Hälse mit seinen diamantharten Fingernägeln. Zu seinen Füßen lag bereits über ein Dutzend haarige Körper, die nicht mal mehr mit den Schnurrhaaren zuckten. Zischen ihnen sprang Stanley hin und her. Nun da er Blut geleckt hatte, gab es kein Halten mehr, Dave war nur nicht unbedingt der passende Gegner. Gerade noch sah Stanley den finalen Schlag kommen, als dieser plötzlich stoppte. Davenius hielt mitten in der Bewegung inne, denn ein paar alte schwielige Hände waren auf ihn gerichtet, an deren Fingerspitzen leichte Funken sprühten. Ein wenig verunsichert ignorierte Dave den armen Werwolfvampir und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf die alte Schleiereule. War sie nun gekommen um ihn zu unterstützen oder nicht? Stanleys Restverstand meldete sich, er nutze die Gunst der Stunde und rannte davon. „Ich bin der Herrscher der Welt, Erdpferd der Große!“ donnerte das kleine Heimchen durch den Mund einer heiseren Hexe. Es klang als ob jemand in einen Haufen Herbstlaub stolpert. „Das ist mir neu“ antworte Dave so neutral wie irgendmöglich. Was sollte der Blödsinn? Er war nicht zu solchen Späßen aufgelegt, er hatte schließlich Wichtigeres zu tun. „VERWANDEL IHN IN EINE PUPPE!!“ schrie Dr. Seestern. Er hockte immer noch auf Daves Kopf, der hatte ihn total vergessen. „Fürwahr mein spitzköpfiger Untertan, eine treffliche Idee!“ Erdpferds Schmalziger-Sprech-Stil trieb neue Blüten der Unerträglichkeit. Die Schleiereule sprang mit wehender Kleidung vor, das Glas in ihrer Schürzentasche fiel zu Boden und zerbrach. Hamsterdame Cremé Brühlee japste nach Luft. Erdpferd achtete nicht auf sie. Mehr Funken sprühten von den Fingerspitzen der alten Hexe, sie begannen zu schimmern, sirrten in der Abendluft wie tausend Glühwürmchen und trafen Davenius genau zwischen die Augen. Ein gleißendes Licht, ähnlich einem Blitz hüllte ihn ein und es machte das obligatorische „Poff“, dass in einer solchen Situation zu erwarten war. Eine kleine runde Dave-Puppe plumpste zu Boden. Blaah! jubelte, Mr. Baguette lächelte erleichtert, Dr. Seestern, der mit der Puppe zu Boden gefallen war tanzte nun um sie herum und Cremé Brühlee knabberte sie ein bisschen an. Mr. Bär stand wie die ganze Zeit schon abseits des Geschehens und verdrehte hin und wieder die Augen. „Das war nun wahrlich kein Problem für euren neuen GOTT!“ Erdpferd erwartete Beifall und er bekam ihn auch. Stanley hüpfte vor ihm hin und her, wedelte mit dem Schwanz und bellte aufgeregt. Das war so innovativ gewesen!! Grandios, Grandios! „Und nun zu euch. Ihr habt mich nie so behandelt, wie ich es verdient habe! Und das kann ich euch nicht vergeben!“ Die alte Schleiereule richtete ihren Blick auf Mr. Baguette. „DU hast mich IGNORIERT! Das war sehr ungebührlich von dir, also warum nicht bei dir beginnen? Siehst du, DU genießt die Aufmerksamkeit des Herrschers!“ Die Hexe hob die Hände und erneut sprühten Funken von ihren Fingerspitzen. Mr. Baguette stand still wie eine Topfpflanze. Er verstand überhaupt nicht, was die alte Frau da von ihm wollte. Wieso ignoriert? Da sprang sie erneut einen Schritt vor, kniff die Augen zusammen und... schrie auf. Aus ihrem rechten Pantoffel ragte ihr großer Zeh heraus und genau in diesen hatte sich Cremé Brühlee nun verbissen. Der Zauber schoss von ihren Händen, aber sie traf nicht Mr. Baguette sondern das auf dem Boden liegende Amulett von Amulett. Der leuchtende Strahl prallte ab, sauste zurück und traf die alte Hexe. Sie verschwand in einer großen glitzernden Wolke. Zurück blieb eine kleine runde Puppe. Cremé Brühlee ließ los und trappelte ein paar Schritte hin und her. Dann knarzte etwas zwischen ihren Zähnen. Erdpferd war in seine alte Festung zurück gekehrt. 8. „Soweit haben wir alles noch ganz gut überstanden, nicht?“ Blaah! war sich nicht so sicher, aber er lebte noch, genau wie sein Vater, Stanley, Mr. Baguette und alle anderen die man namentlich kannte. Eigentlich ein guter Schnitt. Inzwischen hatten sie ein ordentliches Feuer entzündet und ein paar Tüten Marshmallows ausgepackt, die offenbar seit Jahren auf einen derartigen Einsatz warteten. Kapitän Reißzahn nickte. Er hatte einen Arm um seinen Sohn gelegt und wirkte genau wie die Art von stolzem Papa, die er immer hatte sein wollen. Neben ihnen saßen Mr. Bär und Mr. Baguette. Mr. Bär war damit beschäftigt mit einem geborgten Taschenmesser ein paar unhygienische Verbände aus Vom Hellsehens altem Schal zu schneiden. Mit diesen versorgte er Mr. Baguettes Bisswunden. Er hoffte dabei auf eine fiese Infektion, aber da konnte er wohl lange warten. Mr. Baguette erfreute sich ausgesprochen guter Gesundheit. In der Hand hielt er die beiden schräg aussehenden Puppen. Neben ihm lag Stanley und lies sich von Cremé Brühlee die Flöhe im Fell zählen (und fressen), während Dr. Seestern ihm erklärte, wie Parasiten funktionieren. Insgesamt ein herrlich friedliches Finale... wenn dann nicht noch Steffi aufgetaucht wäre. Obwohl sie keiner gerufen hatte, erschien sie kreischend wie das personifizierte Armageddon am Horizont. Als sie landete, spuckte ihr Mr. Bär vor die Füße. Ein Klümpchen Watte rollte zwischen ihren Klauen hindurch zu Boden. „Süüüüß!!“ rief sie. Dann besann sie sich ihrer eigentlichen Intention zurück. „Ihr habt mir den Bär gestohlen! Wir hatten eine Abmachung!“ Aus ihrer Stimme sprach ehrliche Empörung. „Die Abmachung was, dass du uns aus der brennenden Mühle rettest! Das hast du nicht!“ „Oh nein, die Abmachung war, dass ich euch helfe. Und das habe ich. Ich hab den Bär gerettet.“ „Das hat uns überhaupt nicht geholfen“ stellte Blaah! sachlich fest. „Ist nicht mein Problem. Her mit dem Bär!“ „Non! Ier wird niemand verkauft!“ Mr. Baguettes Schnurrbart kringelte sich empört. Zu diesem Thema fiel Kapitän Reißzahn auch noch etwas ein: „Aber ich bekomme die wunderschöne Cremé Brühlee zur Frau. Sieh nur Blaah!, sie ist so schön wie deine Mutter!“ „NON! Nur ÜbEr meine Leische!!“ Mr. Baguette baute sich vor dem Pirattenkapitain zu voller Größe auf. Es sah aus, als ob ein Mops vor einem Schäferhund Männchen macht. „Lässt sich machen!“ flötete Mr. Bär. Dann blickte er zu Steffi und schwieg lieber. ... ... „Wie hat meine Mutter denn bitte ausgesehen???“ 9. „Wir haben hier ein ernsthaftes Problem!“ Steffi war nicht gewillt auch nur einen Millimeter von ihrem Standpunkt abzurücken. Sie wollte Mr. Bär. Reißzahn hingegen war ebenso unnachgiebig, denn er vertrat die Auffassung, das sein Junge nun mal eine Mutter brauchte. Die Situation war festgefahren. „Wie wäre es mit einem Ersatz?“ Die Stimme gehörte Dr. Seestern. „Was?“ Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Na, sieh mal, wir haben zwei Puppen mit denen wir ohnehin nichts anfangen können.“ Er deutete auf Davenius und Schleiereule, die Mr. Baguette immer noch gedankenverloren in den Händen hielt und dabei ordentlich zerknautschte. „Ouwie! Das ist es! Wir geben dir die beiden Puppen und du verzischtest auf Mr. Bär. Swei sum Preis von einem, nischt?“ „Hm...“ Steffi nahm ihm die beiden ab und betrachtet sie ausgiebig im Schein des Lagerfeuers. „Nicht schlecht... ich nehme sie. Nur... das reicht nicht, bedaure! Aber wenn...“ „Aber WAAAS???“ keifte Mr. Bär. „Ich sehe da ein wunderschönes pelziges Gesicht. So struppig und rau. Ich könnte Stunden damit verbringen es zu bürsten!“ Steffis Gesichtsausdruck wandelte sich von energisch zu verzückt...oder verrückt? Sie betrachtete den Pirattenkapitän mit den Augen einer Plüschtiersammlerin. Blaah! schlug sich die Handkante gegen die Stirn. „Oh, wie charmant. Und darf ich Ihnen sagen, dass Sie ein ganz reizendes Gesicht haben. So lieblich... sieh nur Blaah!, sie ist genauso hübsch wie deine Mutter.“ Reißzahns Blick wurde weich wie Vanilleeis in der Sonne. „Also er gegen mich und die Ledervisage gegen den Hamster, versteh ich das richtig, ja?“ Mr. Bär hämmerte mit seiner plüschigen Faust auf Mr. Baguette ein. Er musste einfach irgendwas tun, sonst würde er vor lauter schwachsinniger Handlung noch platzen. Aber wie wir bereits wissen ist Mr. Bärs Schlagkraft auch nicht der Rede wert. … … „Wie zur HÖLLE hat meine Mutter ausgesehen??????“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)