Die Abenteuer von Mr. Bär und Mr. Baguette von Wollfisch ================================================================================ Kapitel 8: Dr. Seestern ----------------------- Mr. Bär und Mr. Baguette schipperten mit ihrem Boot Kieselstein über das Meer. Es war ein schöner ruhiger Tag und die Sonne schien. An Deck... aus dem das gesamte Boot bestand, herrschte eine Art rege Betriebsamkeit wie man sie normalerweise nur auf Damentoiletten erwartete. Es wurde jedoch nicht in Handtaschen sondern in der Luft rumgewühlt weil es sonst nichts gab womit man das hätte tun können und die Langeweile einem sonst die Hirnzellen schmelzen lies. Mr. Bär hockte soweit außen wie es nur irgendwie möglich war und beobachtete das Ganze mit immer tiefer sinkenden Augenbrauen. Jetzt hatte er nicht nur Mr. Baguette sondern auch einen Vampir-Nerd an der Backe der sich tagsüber in eine einäugige Ratte verwandelte die Geräusche machte wie jemand der mit Flipflops an den Füßen versuchte noch einen bereits abfahrenden Bus zu erreichen. Er musste ihn loswerden. Unter allen Umständen... am besten wurde er sogar alle los. Er richtete sich auf und hielt nach einer Insel Ausschau auf der er die Bekloppten aussetzen konnte. Sie hätten Glück wenn er eine entdecken würde... sonst landeten sie augenblicklich im Meer. Aber was soll man sagen, vor ihnen ragte eine Insel auf die entfernt an eine Art Gummihünchen erinnerte. Ganz oben thronte der felsige Hünchenkopf und war mit Bäumen bewachsen. Ist aber im Grunde egal. Mr. Bär freute sich auf die ihm angemessene Art und Weise. Er holte tief Luft und warf den Anker... ähm, bzw. weil sie keinen hatten warf er Cremé Brühlees Hamsterkäfig. Die arme kleine Hamsterdame kam mit dem Schrecken davon weil Flip Flop sie gerade noch rechtzeitig herauszog. Die pure Nagetiersolidarität. „Wo gehen wir hIn, Mr. Bär?“ fragte Mr. Baguette und sah sich um. Es waren weit und breit Nichts als Bäume zu sehen die den Eindruck erweckten dass sich ein Kamel mit einer Palme gepaart hatte. Sehr tropisch. „Wir erkunden die Gegend, auf auf!“ rief Mr. Bär enthusiastisch wie nie und niemals wieder und stürmte voran. Er würde die ganze Packasche ganz tief in den Wald hinein locken und dann einfach dort zurücklassen. Er selbst würde ins Boot steigen und davon rudern. Auf nimmer wieder sehen. Dieser Gedanke machte ihn nicht nur sehr sehr glücklich sondern auch völlig unpassend motiviert. Hinter Mr. Bär folgte ihnen Cremé Brühlee die eifrig bemüht war die Bäume, die Blätter und die Steine auf dem Boden zu zählen. Da sie damit in 100 Jahren vermutlich immer noch nicht fertig sein würde gab es auch kein ungerades Ergebnis. „Motschi-Schätzchen“ geisterte ganz kurz und als einziger Gedanke durch ihren verwirrten Geist. Neben ihr her latschte Flip Flop und trug dabei Erdpferd auf seinem Rücken. Das kleine Heimchen lachte hin und wieder völlig unkontrolliert vor sich hin. Jahaha, seine Koalition der Willigen wuchs immer weiter an, bald würde es die Welt regieren *Muahahahahaha* Es war SO nah dran diese Insel hier einzunehmen, denn bisher hatte noch niemand seine Besitzansprüche dementiert. Wie auch? Außer einer Ratte und einem Hamster konnte niemand es verstehen. Als sie besonders tief im Wald angelangt waren ordnete Mr. Bär eine Pause an und verschwand unter dem Vorwand mal ganz schnell die Insel verlassen zu müssen. (*Haha* Natürlich hat das Niemand ernst genommen.) Die Stunden vergingen. Cremé Brühlee, immer noch dabei alles in ihrer Umgebung gründlich abzuzählen, lief dabei hamstermäßig im Kreis herum. Flip Flop lag neben Mr. Baguette der leise „Oh Klaire de la lüüüne“ vor sich hinsang auf einem Felsen und döste. Dann ging die Sonne unter und es machte *Poff* Mr. Baguette kippte vor Schreck vom Felsen runter und Überbiss gleich hinterher. „Oh, tut mir echt leid... schon wieder!“ „Geh einfach nur runter, ok?“ meinte Mr. Baguette akzentfrei. „Ja... ähm sag mal... ist das normal das es bei Mr. Bär so... lange dauert?“ „Was meinsssd du?“ „Na äh... und überhaupt, *Ich muss mal schnell die Insel verlassen* ist der komischste Ausdruck für *Ich geh mal pinkeln* den ich je gehört habe“ sprach die Weisheit in Überbiss. „Ah, mes amies, du könntest Rescht hAben, ouwie? Wir sollten surück sum Boot gehen und dort auf ihn warten.“ Mr. Baguette streckte sich uns seinen Schnurrbart und sie stiefelte den Weg zurück den sie gekommen waren. Cremé Brühlee, deren Rolle hier eigentlich eh keinen Sinn macht... genau wie die der anderen Leute, trippelte zählend hinterher. Mr. Bär latschte seit Stunden durch den Wald. Die Sonne war längst untergegangen und so langsam sollten auch die geistig-schwerfälligsten Leute auf die Idee gekommen sein, dass er wohl nicht zurückkommen würde. Er hatte nur noch die Chance das Boot schneller zu erreichen als Mr. Baguette und der restliche Anhang. Seine Hoffnung schwand jedoch mit jeder weiteren Kurve die ihn nicht etwa zur Küste sondern zu noch mehr Bäumen brachten. Die Dunkelheit machte es nicht einfacher. Schließlich landete er in einer Höhle oben auf dem Hünchenkopf. Irgendetwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass sein Orientierungssinn wohl nicht ganz so gut war wie er bisher gedacht hatte. Andererseits, er hatte ihn nie austesten müssen. Schließlich geriet er in eine Höhle. „Hallooooo?“ rief er. Jeder der eine Höhle betrat rief „Halloooo.“ (Aber in den meisten Fällen antwortete niemand. Fiese Monster die in Höhlen lebten neigten nicht dazu sich vorzustellen bevor sie einen fraßen.) Mr. Bär ging weiter, betastete hier und da den Felsen und schluckte. Er fühlte sich warm an... und das sollten Felsen nun wirklich nicht tun. Zumindest nicht, wenn sie im Inneren einer Höhle waren. Nichts gegen einen schönen warmen Felsen irgendwo neben einem Wanderweg durch die Berge. „Halloooo?“ probierte er noch einmal. Niemand antwortete (Überraschung), aber er erklang eine art Gluckern. Weiter vorne wurde es heller und es glitzerte an den Wänden. Es sah aus als würde dort Wasser reflektiert werden. Wo Wasser war da gab es vielleicht auch einen zweiten Ausgang... den Weg den er gekommen war würde er wohl nicht mehr zurückfinden. Es war immerhin auch stockfinster. „Ich weiß ja nicht... er hat sich doch garantiert nicht verlaufen. Er ist ein Bär, Bären haben einen ausgezeichneten Orientierungssinn, die finden sogar den Weg über die Alpen.“ Überbiss betrachtete das leere Boot das im Mondschein leise hin und her schwankte. „Ouwi, isch mach mir langsam Sorgen... vielleischt sollten wir ihn suchen, nes pas?“ „Viel zu dunkel... wir können frühestens morgen bei Sonnenaufgang losgehen.“ „Aber isch dachte du bist ein Vampir? Ihr könnt doch in die Dunkel sehen, nischt?“ „Ähm... es ist mir etwas peinlich, aber... hast du meine Brille bemerkt?“ Mr. Baguette musterte ihn aufmerksam im Dunkeln. Selbst im nur schwachen Mondlicht war das Ding so groß das es eine eigene Postleitzahl verdient hätte. „Nun ich... ähm... bin nachtblind. So, jetzt ist es raus!“ Überbiss ballte die Hände zu Fäusten zusammen und schlug gegen einen unschuldigen Felsen der neben ihrer Anlegestelle lag (und er war noch warm). Er zerbrach in tausend Stücke. „Ähm... mes amiiie, es ist nischt so schlimm...“ meinte Mr. Baguette und hob vorsichtshalber Cremé Brühlee aus seiner Reichweite. „Entschuldige, ich bin nur so frustriert deswegen.“ „Aber aber... isch meine, immerhin kannst du disch in eine Ratte verwandeln, nes pas?“ „Mit nur einem Auge!“ heulte Überbiss. Es war auf der gesamten Insel zu hören. „Sogar Mr. Möhre macht sich darüber lustig!“ „Wer ischt Mr. Möhre?“ fragte Mr. Baguette und war sich das erste Mal in seinem Leben nicht so sicher ob er die Antwort wissen wollte. „Mein imaginärer Freund natürlich. Er ist eine 3 Meter große Möhre, hat ein Haifischgebiss und trägt ein Monokel. Er ist very british.“ Überbiss sagte es als sei es das Normalste von der Welt. Mr. Baguette nickte und meinte: „Wie... nett.“ Mr. Bär schreckte im Dunkeln auf. Er hatte irgendwas gehört das entfernt nach „Auge“ klang. Es kam von weiter vorne und hallte durch die ganze Höhle. Er ertastete den Weg und erreichte eine kleine Grotte in der das Wasser hellrosa schimmerte. „Ährgs“ sagte Mr. Bär und blickte an den Wänden hoch. Das Wasser warf helles rosa Licht auf die komischerweise türkisfarbenen Wände. Dann gluckerte es. Mr. Bär wich vorsichtig einige Schritte zurück. Der kleine Teich wurde zu einem Whirlpool und es zischte. Dann hopste ein kleiner rosa Seestern aus dem Wasser. Er trug eine Art Raumanzug (natürlich in Seesternform) und einen mit Wasser gefüllten Helm auf dem was man üblicherweise als Kopf identifizieren würde. „Hallo, ich bin Dr. Seestern!“ rief er fröhlich. Mr. Bär kippte nach hinten und landete auf seinem plüschigen Hintern. „Oh, nur nicht so schüchtern, tritt näher und stell mir deine Frage, denn ich bin ALLWISSEND!“ Mr. Bär kroch skeptisch vorwärts und beugte sich noch weiter nach unten. Nun war in Augenhöhe mit dem Stern. „Wo ist hier der Ausgang?“ fragte der Teil von Mr. Bär der sich über die ganze Situation nicht wunderte. „Gleich dahinten. Soll ich dir zeigen wie er funktioniert?“ fragte Dr. Seestern. In seiner Stimme schwang Hoffnung wie eine Stimmgabel hin und her. „Wenn’s sein muss.“ antwortete Mr. Bär und Dr. Seestern trippelte voraus. Auf die Art und Weise hatte Mr. Bär noch nie einen Seestern laufen sehen... aber andererseits... auch noch auf keine andere Art. Erdpferd hockte auf Cremé Brühlee und zog sie an den Ohren. Das spürte sie allerdings nicht so wirklich und ignorierte das Heimchen nach Kräften. Sie zählte die Wellen die an die Küste gespült wurden. 30092, 30093, 30094... Neben ihr hockte Überbiss und starrte den Mond an... und hin und wieder die leere Luft neben ihm. Mr. Baguette seufzte. Da hörten sie plötzlich Schritte. Mr. Bär war Dr. Seestern bis zum Ausgang gefolgt... der recht einfach funktionierte, denn man musste bloß hindurchgehen. Von dort aus hatte nicht mal er sich noch mal verlaufen können weil er direkt dort herauskam wo Überbiss eben noch den Felsen zerschmettert hatte. Mr. Bär schaute sehr unglücklich drein als er die ganze Packasche dort am Strand sitzen sah. Naja, die Hoffnung stirbt halt immer zuletzt. Erdpferd erhob sich triumphierend. Sein Untertan war zu ihm zurückgekehrt, reumütig und auf allen vieren kriechend. Selektive Wahrnehmung ist ne prima Sache, man sieht und hört immer nur das was man will. Mr. Bär stand vollkommen aufrecht, wenn auch tatsächlich etwas zerknirscht (aber aus eben genannten Gründen) und hatte von der Existenz des Heimchens keine Ahnung. „Wer...“ begann Mr. Baguette. „Was...“ begann Überbiss. „Ach haltet die Klappe“ sagte Mr. Bär. Dr. Seestern sprang nach vorn und verneigte sich. „Guten, sehr frühen Morgen meine Herren... und Damen (Cremé Brühlee), darf ich mich vorstellen? (Wartet da eigentlich irgendjemand die Antwort ab?) Ich bin Dr. Seestern.“ „Sehr erfreut, mes amiiii“ antwortete Mr. Baguette und grinste. „Was zum....“ sagte Überbiss. Jemand der mit 3 Meter großen imaginären Möhren spricht hat gegenüber der Realität meist einen schweren Stand. Abgesehen von Überbiss vielleicht, er hatte entschieden zu viel Realität vor sich. Sie war rosa, sternförmig und hatte einen Doktor-Titel. 3 Meter Möhren waren das eine, solches Zeugs aber ne ganz andere Sache. „Soll ich dir erklären wie Mondlicht funktioniert?“ fragte Dr. Seestern unvermittelt. „Äh... WAS?“ fragte Überbiss verwirrt zurück. „Das ist der Mond“ Er deutete in den Himmel „... der scheint. Das ist Mondlicht“ „Bravo!“ klatschte Mr. Baguette voll aufrichtiger Begeisterung. Mr. Bär schlug ihm mit seiner Plüschpfote auf den Hinterkopf. Vor ihnen ging langsam die Sonne auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)