Black Lies von Shelling__Ford (Teil 4) ================================================================================ Kapitel 9: Dunkelheit --------------------- Dunkelheit Hi Leute ^.^ Ich möchte dieses Vorwort nutzen um mich noch einmal wegen letzter Woche zu Entschuldigen ^//^ es tut mir leid das ich kein neues Kapp gebracht habe .. aber ich war *hüstel* leider ein wenig verhindert ^^, In diesem Sinne an alle nachträglich schöne Grüße aus der Baker Street ;3 Ich will euch außerdem mal wieder für all eure lieben Kommentare danken ^////^ ihr seit wirklich die Besten *freu* Somit wünsche ich euch auch diesmal wieder viel Spaß beim Lesen, alles liebe eure, Shelling Ford Der Motor des alten Porsche heulte auf wie ein hungriges Tier. Die grauweißen Abgase des Auspuffs schleuderten die Schneeflocken wild umher, mit einem lauten Knall schloss auch die letzte Tür des alten Wagens, sperrte somit Schnee und Eis aus… und die Insassen ein. Der Klos in seinem Hals war zu groß, als dass Shinichi ihn hätte hinunter schlucken können. Aufrecht, wenn auch ein wenig versteift, saß er auf der Rückbank des Autos, beobachtete Wodka mit sturem Blick, der gerade die Tür geschlossen hatte und neben ihm platz nahm. Seine Augen glitten an dem Hünen vorbei auf das kleine metallene Werkzeug in seiner Hand. Die Waffe kannte ihr Ziel, schien es ihn mit ihrem schwarzen Auge stets im Blick zu haben und prangerte so vor Shinichis Kopf. Unwirsch biss er die Zähne aufeinander, unterdrückte einen kalten Schauer. Seine Füße brannten wie Feuer, der Schmerz, den er die ganze Zeit nicht bemerkte, verschaffte sich nun dank der warmen Heizungsluft Zugang. Hunderte von Nadeln stachen ihm in die Sohlen, Wodka, der das Unwohlsein des Jungen zu bemerken schien, grinste ihn nur blöde an. „Hast du etwa wirklich gedacht, du kannst uns entkommen, du Möchtegern Detektiv?“ Ein breites Lachen unterstützte die Gehässigkeit in den Worten des Schwarzkittels. Dieses jedoch war zum scheitern verurteilt, als er die Reaktion seines Gefangenen beobachtete. „Tss!“ Abwertend zog Shinichi eine Augenbraue nach oben, wandte sich mit einem kleinen Lächeln zum Fenster und legte scheinbar gelassen den Arm an die Tür. Ein einzelner Schweißtropfen ran ihm über die Stirn als er sich, von Wodka unbemerkt, an der Türklinke des Wagens zu schaffen machte. Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet, er hätte es sich denken können, dass die Tür verriegelt war, aber einen Versuch war es wert. Shinichi seufzte genervt, antwortete nun endlich auf die Frage des Dicken. „Lang genug gebraucht habt ihr ja!“ Wodka fiel das breite Grinsen buchstäblich aus dem Gesicht. Was bitte fiel diesem Rotzlöffel ein, so mit ihm zu reden!? „Sag mal, bist du lebensmüde?!“ Ein leises Klicken unterstrich seine Worte, Shinichi jedoch schenkte der entsicherten Pistole keinen Blick. Auch wenn ihn die gleiche Frage quälte. Er hätte es doch viel leichter, wenn er einfach den Mund halten würde, seine verfluchte Klappe brachte ihn ja doch nur in Schwierigkeiten! Ein müdes Grinsen erhellte kurz das Gesicht des kleinen Jungen, Shinichi belächelte sich selbst. Es war keine Dummheit, die ihn zu diesen schnippischen Antworten trieb. Er würde das ganze wahrscheinlich ohnehin nicht überleben, aber sollte er wirklich sterben, sollte das hier wirklich sein Ende sein… so würde er seinen Stolz, seine Würde, behalten! Shinichi Kudo würde nie jemand sein, der klein bei gibt, der aufgibt, das sollten sie ruhig merken! Wodka schien das blasse Grinsen auf den Lippen des kleinen Jungen jedoch gänzlich zu missfallen. „Hör bloß auf mit dem Scheiß, sonst-!“ „Ruhe!“ Die Stimme Gins brachte nicht nur Wodka zum schweigen, auch Shinichi lief ein heißer Schauer über den Rücken. Die Kälte in dem Klang von Gins Befehl brachte Schnee und Eis unwillkürlich in den Wagen zurück. Shinichis Augen begegneten Gins im Rückspiegel des alten Wagens. Der Blonde hatte vorne platz genommen, lenkte sein heiß geliebtes Auto sicher durch die verschneiten Straßen Tokios, während er seinen Kumpan hinten neben Conan platziert hatte um den Kleinen in Schach zu halten. Geschickt fischte Gin nach einer Zigarette, steckte sie sich zwischen die dünnen Lippen und zündete sie an. Eine Weile herrschte Stille im Wagen, nur das vorbei Rauschen der anderen Autos störte die Ruhe, in der Gin nun das giftige Nikotin inhalierte. Ohne den Blick von der Straße abzuwenden, brachte er die Spitze zum Glühen, streifte ab und an die Asche am offenen Fenster ab. Trotz des Glimmstängels in seinem Mund war seine murrende Stimme ungetrübt und erregte Shinichis Aufmerksamkeit, als er scheinbar ohne Zusammenhang zu sprechen begann. „Der Eine Milliarde-Yen-Raub… Die Bombe im Zug… Tequilla… Pisco-“ Die kalte Stimme stoppte, zielsicher warf Gin einen Blick in den Rückspiegel. Der kleine Junge, der dort auf der Rückbank saß, sah ihn konzentriert an, man konnte fast ein kleines Lächeln auf den Lippen des Grundschülers vermuten. All die Fälle, in denen er mit der Organisation aneinander geraten war. Wieder erhaschte er einen Blick in die kalten Augen des Blonden, ein Funken unterdrückter Wut und Ärger schien sich nur mühsam in ihnen zurück zu halten. Die Gänsehaut auf Shinichis Armen wollte und wollte sich nicht legen, interessiert zog er eine Augenbraue nach oben. Zwar hatte er in all diesen Fällen keine Beweise gegen die Organisation sammeln können, aber immerhin hatte er ihnen dazwischen gefunkt. Gin zischte kurz, als er den verbrauchten Rauch zwischen seinen Lippen hervor presste, fixierte den Grundschüler auf seiner Rückbank genau, der sich weder vor der Waffe noch vor ihm zu fürchten schien. Ein ungeduldiges Raunen verließ zusammen mit dem giftigen Rauch langsam seine Kehle. „Itakura!“ Die ledernen Handschuhe knurrten unter dem Druck seiner Hände, die sich noch enger ums Lenkrad pressten. Am liebsten hätte er dem Kleinen eine gescheuert, ihm auf irgendeine Art und Weise Schmerz zugefügt! Hauptsache diesem Bengel zeigen, wer hier wirklich die Zügel in der Hand hatte! Stattdessen atmete Gin lange aus, strich sich genervt mit der Hand ein paar lange, blonde Strähnen aus dem Gesicht und brachte die dünne Tabakstange erneut zum aufglühen. „Damit ist jetzt Schluss! Du hast uns lange genug hinters Licht geführt. Vergiss eines nicht, Herr Oberschülerdetektiv, deine kleinen Tricks sind dir nur gelungen, weil wir nichts von deinem gegenwärtigen Zustand wussten. Diese Zeit des Versteckspielens ist rum, mein Freund! Aus und vorbei…“ Ein herablassendes Grinsen erschien auf dem Gesicht Gins, mit dem Blick eines Scharfschützen fixierte er nun Shinichi im Rückspiegel, er wusste genau, wohin er zielen musste, um den Kleinen zu treffen. „Tss“ Kopfschüttelnd entblößte er seine weißen Zähne zu einem Lächeln. „Glaubst du wirklich, es liegt an deiner Intelligenz, Kudo? Wenn ja, irrst du dich gewaltig! Wir haben nicht mit dieser… Mutation des Giftes gerechnet… das ist alles! Wer hätte schon ahnen können, dass du nun als Kind dein Dasein fristest?! Unser Fehler war es, die Gefahr nicht in einem Kind zu sehen… Aber welcher logisch denkende Verstand kommt schon auf eine solche Idee?!“ Langsam und lautlos verließ der Qualm seinen Mund, legte sich unsichtbar als giftiger Nebel über die anderen Insassen. Sein Blick war ruhig auf die Straße gerichtet, seine Stimme hatte sich gelegt, sein eben noch aufgebrachter Ton war zu einem ruhigen und scheinbar nebensächlichen Reden gedämpft, der dennoch nichts von seiner Kälte verlor. „Nun gut… aber wie heißt es noch gleich? 'Aus Fehlern lernt man', und in einem kannst du dir gewiss sein… wir machen unsere Fehler schneller, besser und ausführlicher wieder gut, als du dir vorstellen kannst!“ Gins Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Ein Gutes hatte das ganze wohl doch … Denn wer bekam schon die Gelegenheit, das Leben eines Feindes zweimal zur Hölle zu machen… oder, es in der Hölle zu beenden! Für einen Moment weiteten sich die Augen des Grundschülers, nur mühsam unterdrückte er ein Zittern, rief sich zur Raison und betrachtete ernst den kleinen Rückspiegel, der Gins Augen einrahmte. Conan schluckte, befeuchtete mühsam seine trockenen Lippen, so leicht würde er sich nicht ins Boxhorn jagen lassen. Gin wollte ihm Angst machen, das wusste Shinichi und zugegeben… es gelang ihm auch. Aber das nach außen zu tragen, wäre wohl das Letzte, was der sture Grundschüler tun würde. Stattdessen verengte er seine Augen, nahm den Kampf auf, von dem ihn Gin glauben lassen wollte, er hätte ihn schon längst verloren. „Wir werden ja sehen, wer hier zuletzt lacht!“ Gewollte Arroganz lag in seiner Stimme, Gins Augen fielen von der Straße zurück in die seinen, er verzog keine Miene, als er den herausfordernden Blick des Jungen sah. Der Klang seiner Stimme wirkte unerbittlich, als er sprach. „Nimm den Mund besser nicht zu voll, mein Kleiner, denn wie schon gesagt… Es lag nicht an deiner Intelligenz… Nicht an deinem grandiosen Vermögen als Detektiv! Es lag schlicht und einfach an dieser verfluchten Nebenwirkung des Giftes und den kleinen Spielereien deines Freundes, die dich und dein vorlautes Mundwerk wahrscheinlich schon aus so manch einer Situation befreit haben.“ Mit dem Senken seiner Stimme schlich sich nun auch ein kaltes Lächeln einher, seine Blicke wandten sich erneut dem kleinen Jungen zu. Shinichi hatte das Gefühl von hunderten von Kugeln durchbohrt zu werden, sein Magen drehte sich unwillkürlich, als sich Gin fragend an ihn richtete. „Sag mir, Kudo… was bleibt dir jetzt noch?“ Er redete langsam, schien jedes Wort auszukosten und beobachte, wie die 'Coolness' des Kleinen langsam aus seinen Knochen wich. „Das Überraschungsmoment ist nun nicht länger auf deiner Seite! Und deine 'Waffen' liegen jetzt, für dich unerreichbar, im Beika Park. Was also bleibt noch? Was bleibt übrig von dem großen Shinichi Kudo? Von dem Detektiv, den alle so verehrt haben?“ Gin wartete, genoss die Wirkung, die seine Worte auf den kleinen Jungen hatten, den Grundschüler, der sich seine Lippe zernagte und die kleinen Hände unter Schmerz zu Fäusten ballte. „Nichts!“ Gin hörte das lautstarke Ausatmen des Kleinen, schüttelte nur herablassend den Kopf. Immer wieder betrachtete er den Detektiv, dessen Augen nun hektisch hin und her huschten, einen scheinbar unsichtbaren Plan lasen und sich immer wieder in einer Sackgasse dieses Labyrinths wieder fanden. Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Blonden. „Rein gar nichts, Herr Detektiv!“ Wodka fing an zu lachen und Gin ließ ihn. Er genoss den Augenblick sichtlich, er konnte dem Kleinen im Moment noch nichts tun, er durfte nicht, aber es gab immer noch einen anderen Weg einem Menschen Leid zuzufügen, einen Weg, vor dem sich auch Shinichi Kudo nicht gänzlich retten konnte. „Wir haben dir alles abgenommen, Kudo… Und ohne dein Spielzeug bist du nichts!“ Shinichi sah auf. Reflexartig glitt seine Hand an seine Jacke, zwar hatte er die Winterjacke noch darüber, aber auch durch den dicken Stoff spürte Conan den Remitter, der an seinem Jackett angebracht war. Sie hatten ihm nicht alles abgenommen! „Vergiss es!“ „Mhm?“ Fragend sah Conan nach vorne, erkannte schnell, dass Gin ihn beobachtet hatte, seinen Gedanken gefolgt war, um nun den kleinen Hoffnungsschimmer im Keim zu ersticken. Shinichi schluckte, sein Blick verfinsterte sich. „Was?“, zischte es zwischen den Lippen des Grundschülers hervor. Gin beachtete ihn nicht, schaltete und konzentrierte sich ganz auf die Fahrbahn, redete nur nebenbei mit Conan und hatte es nicht nötig, ihn dabei anzusehen. „Wenn du an diese seltsamen Wanzen denkst, dann vergiss es gleich!“ Shinichi antwortete nicht, wenn Gin nur vermutete, dass er an so etwas dachte, wollte er seinen Glauben nicht beweisen. Der Schwarzkittel schien das Spiel des Jungen zu durchschauen, lächelte nur bitter in sich hinein. „Die Dinger waren doch das erste, was wir von dir in den Händen hatten. Glaubst du wirklich, ich hätte sie dir gelassen, weil ich nichts davon wusste?“ Conan schluckte, sah wie Gins Lippen schmal wurden. Er ärgerte sich, wie hatte er je glauben können, dass er es mit einem raffinierten Detektiv zu tun hatte? „Erbärmlich, Kudo! Wirklich erbärmlich! Ich weiß von den Remittern! Und ich habe sie dir gelassen, weil ich genau weiß, dass sie dir nichts nützen werden! Sieh es ein, du hast verloren.“ Abwartend schaute Conan nach vorn, erwartete einen Grund dafür, warum ihm sein letztes Erinnerungsstück an den Professor nicht hilfreich sein sollte, doch statt Gin meldete sich nun Wodkas brummige Stimme zu Wort, für solche Erklärungen schien sich der Blonde zu fein. „Der Ort, an den wir dich jetzt bringen, ist in einem Radius von einem Kilometer gegen jegliche Funksignale gesichert! Es kann zwar alles herein… aber nichts kommt hinaus. Es kommt nie… etwas hinaus.“ , ergänzte Shinichi in Gedanken. Wahrscheinlich hatte er wirklich keine Chance… Die Organisation hatte ihre Fäden um ihn geschlungen und zogen sie nun alle allmählich zusammen. Schnell verstecke Shinichi seine zitternden Hände in seinen Taschen. Schnell schielte Conan zur Seite, vergewisserte sich, dass beide Männer seinen überraschten Gesichtsausdruck nicht gesehen hatten und betastete langsam den kleinen Gegenstand, den er gerade in seiner Jackentasche wieder gefunden hatte. Shinichis Hand umklammerte den Gegenstand, sein Magen wurde flau, es fühlte sich an, als hätte man ihm einen Schlag verpasst. Er würde ihn wohl nicht mehr zurückgeben können… Leise seufzend wandte er seinem Blick zum Fenster, beobachtete die unzähligen Schneeflocken, die an ihnen vorbei rasten. Der eigentlich weiße Nebel hatte sich durch die dunkel getönten Scheiben zu einem dreckigen Grau verwaschen, versperrte ihm so mehr denn je die Sicht. Sie hatten nicht mal versucht, ihm eine Augenbinde anzulegen. Wenn auch nur mühsam, so konnte Shinichi doch nachvollziehen, wo in etwa sie sich befanden. Sie waren sich ihrer Sache ganz sicher… Es würde niemanden geben, dem er seine Informationen preisgeben konnte. Conan schluckte, wischte sich unwirsch mit der Hand über die Schläfen. Er würde ihnen den Stick wahrscheinlich nicht wiedergeben können… Weil er sie vermutlich nie wiedersehen würde. Kazuhas Erzählung hatte gerade ihr Ende gefunden. Leise seufzend stand sie aus ihrer hockenden Haltung auf, sah nun auf die drei Grundschüler hinunter, die mit blassen Nasen ihre Schuhspitzen betrachteten. Ihr Magen verkrampfte sich mehr und mehr, sie teilte die Tränen in den Augen des kleinen Mädchens und wischte sich unwillig über die nasse Wange. Erst ein starker Druck ihrer Schulter machte dem zarten Fluss der Tränen für ein paar Sekunden ein Ende, überrascht drehte Kazuha sich um, erkannte Heiji, der nun hinter ihr stand und ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte. Ein anerkennendes Lächeln kämpfte sich seinen Weg durch die besorgte Maske, die ihr Freund nun schon den ganzen Abend lang trug. Aufmunternd nickte er ihr zu, sie hatte ihre Sache gut gemacht und man konnte wohl fast schon von Glück reden, dass Conan heute Mittag mit Eri zu laut geredet hatte, denn nachdem, was die Grundschüler gerade eben schon unfreiwillig von Ran gehört hatten, mussten sie sie einfach aufklären! Heiji atmete kurz auf, er war froh, dass seine Freundin diesen Part übernommen hatte, er selbst hatte einfach geglaubt nicht feinfühlig genug zu sein, um es den Kindern schonend bei zu bringen... und Ran… Stockend schweiften seine Blicke zur Treppe, bekamen einen besorgten Glanz, als er sie noch immer leise weinend dort sitzen sah. Mit ihr war derzeit einfach nichts anzufangen. Yukiko saß neben ihr, hatte fürsorglich die Hand um ihre Schulter gelegt und versuchte die Trauer des Mädchens so gut es ging aufzufangen, auch wenn ihr das nur mäßig gelang… denn wie hätte sie gegen die Angst in Rans Augen argumentieren können, wenn auch in ihrem feuchten Blick Sorge und Kummer lag? Nein, man hätte es Ran nicht zumuten dürfen, die Kleinen aufzuklären, man hätte es ihr... und auch ihnen nicht zumuten dürfen. Wieder wanderte sein Blick zu den Grundschülern, die noch immer aufgereiht wie kleine Zinnsoldaten vor ihm standen. Gentas Blick schien gänzlich abwesend, hätte auf den Lippen des dicklichen Jungen ein Grinsen gelegen, so hätte man wohl vermuten können, er träume von einem seiner Lieblingsgerichte… Und irgendwo steckte wohl auch ein Funken Wahrheit in dieser Überlegung, denn für die Kinder muss sich das, was sie erfahren haben, wohl wirklich wie ein Traum anhören… ein Alptraum. Heiji seufzte, schaute abwechselnd von einem zum anderen. Unwillig fuhr sich Heiji über die Schläfen, sie hatten ihnen alles erzählt, von dem Grund für Conan, von dem Gift… und die Kleinen nahmen dies einfach so hin. Fragten nicht nach, redeten nicht über die Möglichkeit, dass es so was überhaupt gab, nein. Sie akzeptierten es einfach. Vielleicht war es ihre kindliche Fantasie, die es ihnen erlaubte, eine solch abstrakte Geschichte einfach ohne Bedingung zu glauben. Traurig legte sich sein Blick über die drei Grundschüler, er schreckte fast zurück, als ihn zwei große blaue Augen von unten herauf durchbohrten. Ayumi sah ihn direkt an, in ihren Augen glitzerten Tränen, ihr Blick aber war zielstrebig auf ihn gerichtet. Heiji schluckte, öffnete kurz den Mund, wusste nicht, ob er etwas sagen sollte, hielt sich dann jedoch zurück, wartete… Die Kleine biss sich auf die Lippen, wandte den Blick von ihm ab und wieder zu Boden. Ihre helle Stimme wurde durch ein Zittern noch unverständlicher, dennoch kannten alle die Bedeutung, die in ihren Worten lag. „Es war alles eine Lüge!“ Leise schniefend schüttelte sie den Kopf, ihr Conan… ihr Conan war ein Oberschüler! Shinichi Kudo… ein Detektiv, wie dieser komische Typ aus Osaka. Krampfhaft schüttelte sie den Kopf. Darin sah es aus wie in einem Kino, unzählige Bilder von Conan huschten hin und her… Conan, wie er lacht, Conan, wie er mit ihnen Fußball spielt, Conan, der gelangweilt im Unterricht sitzt, Conan, der mit ihnen gemeinsam einen Täter stellt… Conan, Conan, Conan! Dicke Tränen verließen ihre Augenwinkel, als sie die Lider zusammenkniff. Conan Edogawa existierte nicht, er hat nie existiert! Er, er war… er ist Shinichi Kudo. Ayumi schluckte, schaute langsam und unbemerkt zur Seite, erkannte Ran, die noch immer leise schluchzend auf der Treppe saß. Röte stieg in ihr Gesicht, sie war in Conan verliebt, hatte ihm gegenüber wohl auch kein Geheimnis draus gemacht. Ayumis stilles Murmeln erweckte nun auch Genta aus seiner Trance. „Ich bin so dumm…“ Die Augen des Jungen wurden groß, als er die Tränen in den Augen seiner Freundin erkannte, sein ungläubig offener Mund schloss sich gleich zu einer verkniffenen Miene, verärgert schaute er geradeaus. „Der Kerl hat uns reingelegt! Echt mal, wer hätte das schon ahnen können?“ In dem blassen Gesicht Gentas lag keine Zornesröte, die seine geballten Fäuste hätte unterstützen können. „Ich will gar nicht wissen, was er hinter unserem Rücken gedacht hat! Bestimmt hat er uns ausgelacht! Also wirklich… und so was schimpft sich Freund!“ „Nu is aber mal gut!“ Genta erschrak, schaute Heiji dann jedoch trotzig an, er beharrte auf seinem Standpunkt, soviel schien klar. Allein die Wut auf den verjüngten Oberschüler hinsichtlich Ayumi schien ihm das zu befehlen. Mit Heiji und ihm gerieten also eindeutig zwei Sturköpfe aneinander, wütend funkelten sich die beiden an, Heiji wollte gerade Luft holen und einen weiteren Satz beginnen, als sich plötzlich das dritte Mitglied der Detektiv Boys zu Wort meldete. Mitsuhikos Augen huschten noch immer still hin und her, der Junge sprach wohl mehr zu sich selbst als zu den anderen im Raum. „Ich glaub das nicht! Ich glaub das einfach nicht…“ Entnervt atmete Heiji ein, soviel also zur Fantasie der Kleinen. „Doch es ist wahr, das Gift-“, doch Mitsuhiko würgte ihn mit einem sturen Kopfschütteln ab. „Das, das mein ich nicht…“ Seine Blicke wandten sich Genta und Ayumi zu, die ihn abwartend ansahen. „Ich glaube einfach nicht, dass sie nur so getan haben…“ Der erstaunte Gesichtsausdruck Heijis wandelte sich zu einem kleinen Lächeln, vielleicht musste er gar nichts mehr erklären… aufmerksam lauschte er seinen Worten. „Ich meine… wir hätten es doch gemerkt, oder?! Ich denke, nun… irgendwo haben wir doch schon geahnt, dass die beiden ein wenig seltsam sind, auch wenn wir das ja nun wirklich nicht wissen konnten! A- aber weder Conan noch Ai waren jemals unfair uns gegenüber. Ich denke nicht, dass sie das alles nur gespielt haben… ich denke, ich denke irgendwo waren… sind sie wirklich mit uns befreundet.“ Ayumi sah ihn mit großen Augen an, Mitsuhiko schien ihr noch blasser als sonst, es kam ihr fast vor, als sähe sie verzweifelte Hoffnung in seinen Augen. Sie wusste schon lange, dass er nicht mehr nur in sie, sondern vielmehr auch in Ai verliebt war, anfangs war sie deswegen sogar ein wenig eifersüchtig auf sie gewesen. Die kleine wurde rot, schüttelte bedauernd den Kopf… völlig umsonst. Mitsuhiko schluckte, seine Stimme wirkte rau, lauter als er eigentlich beabsichtigte. „Das, das kann einfach nicht sein… so was kann man nicht erfinden! Das geht nicht!“ Stur schaute er geradeaus, wusste sich selbst keinen Rat. Es… es durfte einfach nicht alles gelogen sein… „Du hast recht!“ Erschrocken drehten sich die drei um und auch Heiji und Kazuha sahen überrascht zu Ran hinüber. Sie war aufgestanden, kam nun langsam auf die drei zu und ging vorsichtig in die Knie. Die Stimmen der drei Grundschüler hatten sich ihren Weg durch den Schleier ihrer Tränen gekämpft, sie hatte genug geweint! Mit ihren Tränen bekam sie Shinichi auch nicht wieder zurück, und außerdem… außerdem musste sie den Schaden, den sie hier angerichtet hatte, irgendwie wieder gut machen. Schließlich war es ihre Unbedachtheit gewesen, wegen der nun Tränen in den Augen der Grundschüler standen… das konnte sie doch nicht zulassen. Ein sanftes Lächeln umschmeichelte Rans Lippen. „Er ist euer Freund, das sind sie beide!“ Ayumi wandte den Blick von ihr ab, konnte Ran nicht länger in die Augen sehen, die Augen, die er liebte… Shinichi liebte Ran… nicht sie. Nicht sie! Wahrscheinlich hatte sie nie eine Chance gehabt, wahrscheinlich war sie ihm ganz egal… „Völlig egal…“, wisperte das kleine Mädchen. Ran ahnte, was in ihr vorging, die zwei Jahre über war es nicht zu übersehen, was die Grundschülerin für Conan empfand. Wie ernst man diese Schwärmerei, diese Liebe in diesem Alter schon nehmen konnte, sei dahin gestellt. Ayumi nahm es ernst, das war das wichtigste… sie nahm es ernst und war bitter enttäuscht… von Conan, und von sich selbst. Langsam schüttelte Ran den Kopf, strich Ayumi eine Träne von der Wange und erregte so ihre Aufmerksamkeit. „Ihr seid ihnen nicht egal… Ganz im Gegenteil, Shinichi hat wohl viel Wert auf eure Worte gelegt, und ihr habt ihm geholfen…“ Erneut wurden Rans Augen feucht, Tränen funkelten in ihren Ecken. „Ich denke, er ist euch zu großem Dank verpflichtet… vor allem dir, Ayumi!“ Ran hielt kurz inne, schaute nachdenklich in die wartenden Augen der Grundschülerin, die sie nun überrascht ansahen. In ihren Augen lag ein herzlicher Ausdruck, der sich mit ihren Tränen vermischte, das zarte Lächeln auf Rans Lippen wirkte so liebevoller denn je. Langsam führte sie ihre Hände hinter ihren Hals, öffnete lautlos den kleinen Schnappverschluss ihrer Kette und für einen Moment hing der kleine gläserne Stern scheinbar schwebend in der Luft, ehe er sich auf der Handfläche der Grundschülerin wieder fand. Verdutzt schaute diese auf das kleine Schmuckstück, hielt den zarten Kristall fast schon andächtig in ihrer kleinen Hand. „Was, was ist das?“ Fragend schaute sie zu Ran hinauf, deren Augen lagen noch immer auf dem kleinen leuchtenden Stern, der nun nicht länger ihren Hals zierte. „Erinnerst du dich noch daran, was du damals im Planetarium über die Sterne gesagt hast, Ayumi? Dass einer allein kein Licht ins dunkel bringen kann?“ Ran schluckte, erinnerte sich an das hoffnungsvolle Lächeln, das damals auf Conans Lippen lag. „Du hattest recht! Und ich glaube, du hast Shinichi damals sehr geholfen, ich denke, damals hat er endlich verstanden, dass er nicht allein alles meistern kann…“ Ran seufzte, eine harte aber wichtige Lektion, die ihr Freund damals lernen musste, verstehen musste. Sie unterdrücke die Tränen in ihren Augen… Und jetzt… jetzt war er doch wieder allein! Er war allein. Ran schluckte, sammelte sich, atmete kurz ein und sah dann wieder in die großen Augen der Kinder. „Er hat mir diesen kleinen Stern damals geschenkt, als Zeichen der Freundschaft…“ Für einen kurzen Moment verbannte Ran ihre Tränen aus den Augen, sah die drei scheinbar prüfend an. „Und ihr seid doch seine Freunde, oder?“ Die drei blickten sie verwundert an, nickten dann jedoch langsam und einstimmig. Das liebevolle Lächeln auf Rans Lippen wurde breiter. „Na seht ihr… und deswegen schenke ich ihn dir jetzt, Ayumi. Ich bin mir sicher, Shinichi hat nichts dagegen. Pass nur gut auf ihn auf, okay?“ Unter einem leichten Rotschimmer auf ihren Wangen nickte Ayumi ihr zu, betrachtete nun zusammen mit den beiden Jungen den kleinen Stern in ihrer Hand. Langsam richtete sich Ran auf, bemerkte mit einem zufriedenen Lächeln, dass die roten Spuren auf Ayumis Wangen langsam verschwanden. Shinichi liebte die Kleine vielleicht nicht… aber Freundschaft... Freundschaft ließen sowohl er als auch Ai den Grundschülern zu Teil werden. < Und so etwas Wertvolles brauch kein Alter…> Dann jedoch rissen Ran Ayumis erschreckte Augen zurück in die Realität, zurück in ihre Angst und ihre Trauer, die sie gerade noch unterdrückt hatte, um jemand anderem die Tränen aus den Augen zu verbannen. „Aber dann müssen wir ihn doch jetzt retten! Wir müssen ihm helfen… Co- Shinichi meine ich!“ Ran wurde erneut blass, trat erschrocken einen Schritt zurück, nickte dem Mädchen geistesabwesend zu. Natürlich! Natürlich mussten sie das! Sie hatten schon viel zu viel Zeit verloren! „Wir müssen Megure anrufen! Die Polizei! Das FBI… Jodie!“ Heiji nickte ernst, griff zu seinem Handy und drehte sich nur noch einmal kurz um, ehe er in der Küche verschwand. „Ich übernehme Jodie…“ Sein Blick glitt zu Yusaku. Vermutlich hatte der Schriftsteller das kleine Gespräch und den Stimmungswechsel in seinem Haus nicht einmal bemerkt. Er starrte noch immer stumm vor sich hin, schien nicht zu erfassen, was um ihn herum geschah. Als Yukiko aufstand und Heiji zunickte, ging dieser mit einer ernsten Miene in der Küche. Bedacht trat sie auf ihren Mann zu, legte ihm langsam die Hand auf die Schulter, ließ den Autor dadurch leicht zusammenzucken. Yukiko ging an seine Seite umklammerte seinen Arm und redete behutsam auf ihn ein. „Du solltest Juzo anrufen, Liebling.“ Yusaku blickte auf, sah sie wie in Trance an. „Ich bin schuld, wenn ihm etwas passiert!“, zischte es unter seinem Schnauzer hervor. Yukiko schluckte, befahl dem sanften Lächeln auf ihren Lippen zu bleiben. „Ruf ihn doch an, Yusaku!“ Sie ließ sich nicht auf seine Argumentation ein, wusste, dass dieses Gespräch lieber nicht stattfinden sollte. Sie mussten etwas tun! Sie mussten handeln! Ein kleiner Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, erschöpft wiederholte sie ihre Worte. „Erklär Megure, was geschehen ist, bitte ihn um Hilfe!“ Yusaku schluckte, nickte dann und ging langsam zur Bibliothek. Yukikos Augen brannten, als sie ihm hinterher sah, sie mussten ihren Sohn einfach wieder finden, ihn wohlbehalten zurück bringen. Ihr Blick huschte zu Ran, die Oberschülerin war noch immer blass, geleitete die Grundschüler nun zurück ins Wohnzimmer. Sie mussten Shinichi wieder finden, sonst würde bei weitem mehr als nur ein Leben zerstört sein. Unsanft wurde der Grundschüler aus dem Wagen gezogen. Das einzig positive waren wohl die Pantoffeln, die man ihm befahl an zu ziehen. Auch wenn der dünne Filzstoff nicht die gesamte Kälte des Bodens abschirmen konnte. Der muffelige Geruch nach kalten und feuchten Steinen vermischte sich mit den giftigen Autoabgasen und dem Staub, der auf den Lüftungsanlagen lag. Es roch wie in jeder x-beliebigen Tiefgarage. Und doch schüttelte es Shinichi, nicht nur vor Kälte, denn dachte man sich den Geruch von Benzin und Öl weg, so könnte man meinen, sie hätten ihn in einen Friedhof gebracht, eine Gruft, umgeben von Dunkelheit… und Tod. Shinichi schluckte, sein Gesicht wirkte durch die spärliche Neonbeleuchtung wahrscheinlich noch blasser als zuvor. Er sagte nichts, als Wodka ihn am Kragen hinter sich her zerrte, nicht einmal Handschellen hatte man für nötig gehalten. Das Licht des langsam aufgehenden Fahrstuhls, vor dem sie nun standen, blendete ihn. Ein leiser Schauer huschte über Shinichis Körper, als sich die Tür vor seiner Nase langsam schloss. Der schmaler werdende Lichtstrahl, der sich schließenden Fahrstuhltür schien jegliche Hoffnung mit sich zu nehmen, das Wörtchen Freiheit war nun nicht länger existent. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)