Misery Business von Imogen (SasuSaku vs SasuKarin) ================================================================================ Kapitel 1: Déjà-vu ------------------ Liebe Sakura-chan, wir sind immer noch in Nevada, und manchmal glaube ich, wir werden nie hier wegkommen. Jii-chan meint zwar, wir könnten hier wichtige Hinweise finden, immerhin haben meine Eltern in Las Vegas geheiratet, aber eigentlich sind wir nur hier, damit er sich in den Casinos nach „Anschauungsmaterial“ umsehen kann – der alte Perversling! Ich wette, deiner Tante Tsunade würde es hier auch gefallen. Irgendwann, wenn ich mehr Geld habe, werde ich dich hierher mitnehmen und dir alles zeigen. Du hättest bestimmt eine Menge Spaß – oder würdest mir eins überziehen, eins von beiden. Hast du dich inzwischen in Oto eingelebt? Verglichen damit ist Konoha ja das reinste Nest. Wie läuft es mit deinem Studium, ist es schon anstrengend geworden? Tut mir Leid, dass es heute so kurz ist, und dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe. Es gibt eine ganze Menge Leute, mit denen wir hier sprechen müssen. Auch solche, die meine Eltern seit ihrer Hochzeit nicht mehr gesehen haben. Bisher hat uns keiner Hinweise darüber geben können, wo sie jetzt sein könnten… aber irgendwie tut es gut, Geschichten über sie zu hören. Wie sie damals waren, wie sie sich bei ihrer Hochzeit benommen haben, wie sie über meinen Namen gestritten haben… irgendwie fehlen mir all diese Erinnerungen an sie… Und der alte Perversling scheucht mich schon wieder rum. Dabei ist er immer derjenige, der Zeit verschwendet und ewig braucht, um auch nur aufzustehen, aber wehe, wenn ich dann noch zwei Minuten länger brauche. Wir müssen los, der Pfarrer, der meine Eltern getraut hat, ist heute endlich aus seinem Urlaub zurück und wir können ihn sprechen. Ich schreib dir bald wieder. Pass gut auf dich auf, Naruto. Seufzend schüttelte Sakura den Kopf, während sie die E-Mail las. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen. Typisch Naruto, völlig verplant… aber sie freute sich, dass er langsam wenigstens eine Verbindung zu seinen verschwundenen Eltern aufbaute. Seit sechs Wochen war er jetzt schon weg, um mit seinem Großvater Jiraiya nach den beiden zu suchen – anscheinend bisher erfolglos. Wieder seufzte Sakura. Sie vermisste ihn mehr, als sie sich je hätte vorstellen können. Fast so wie damals, als Sasuke gegangen war… Damals war es schlimm genug gewesen… aber jetzt war sie auf sich allein gestellt… „Hey, Sakura!“, tönte die Stimme ihrer Mitbewohnerin durch die kleine Wohnung. Eine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen und Ino platzte herein. „Sakura, ich brauch deine Hilfe! Passt die Fa… Sakura?“ Ino brach ab und sah sie besorgt an. „Ist alles in Ordnung?“ Sakura nickte und setzte schnell ein Lächeln auf. „Klar, Ino, was gibt es denn?“ Aber so leicht konnte sie ihre Freundin nicht abwimmeln. Mit gerunzelter Stirn betrachtete Ino erst Sakuras Gesichtsausdruck, dann den Bildschirm. Plötzlich strahlte sie. „Ist das eine Mail von Naruto?“, fragte sie und kam neugierig näher. „Darf ich sie lesen?“ „H-hey!“, protestierte Sakura und schloss schnell das Fenster am Computer. „Das ist privat!“ Ino grinste. „Verstehe.“ Sakura errötete. „Nicht das, was du denkst!“ Ino verdrehte ihre Augen. „Natürlich nicht. Ihr seid nur gute Freunde. Aber sag mal, was stand drin, dass du anfängst Trübsal zu blasen anstatt dich zu freuen? Ist irgendwas passiert?“ Sakura seufzte. „Nein… nichts.“ Sie versuchte zu lächeln, aber es wirkte nicht sehr überzeugend. „Es geht ihm gut… wirklich gut…“ „Aber dir nicht, oder?“, fragte Ino. „Ich vermisse ihn. Das ist normal.“, erwiderte Sakura. Wieder seufzte Ino und legte eine Hand auf Sakuras Schulter. „Manchmal glaube ich nicht, dass das normal ist… es deprimiert dich ja fast, von ihm zu hören.“ „Ich vermisse ihn!“, rief Sakura. „Was ist falsch daran?“ Ino lächelte. „Nichts, wirklich. Du bist traurig, dass du nicht bei ihm sein kannst… das verstehe ich, Sakura. Das haben wir beide ja schon durchgemacht, oder?“ Sakura wandte den Blick ab. Wenn es ein Thema gab, über dass sie auf keinen Fall mit Ino reden wollte, dann war es das. Sasuke Uchiha. Sasuke, wegen dem sich die besten Freundinnen zerstritten hatten, und der schließlich einfach aus Konoha weggezogen war. Natürlich hatte sie ihn vermisst, und Ino auch – vermutlich nicht so sehr wie Sakura, aber genau das war der Punkt, weswegen sie nicht darüber sprechen wollte. „Na komm schon, sei nicht so traurig, Sakura.“, versuchte Ino sie wieder aufzubauen. „Lenk dich irgendwie ab – Naruto wäre schockiert, wenn er dich so deprimiert sehen würde.“ Diesmal war Sakuras Lächeln ehrlich. „Du hast ja Recht. Also, warum stürmst du hier so rein?“ „Passt die Farbet?“, fragte Ino. Sakura runzelte die Stirn und betrachtete ihre beste Freundin noch einmal genauer. Sie trug ein schwarzviolettes Top, das korsettähnlich geschnürt war und eine enge, schwarze Jeans, dazu ebenfalls schwarze Sandalen. „Da kann man nicht viel falsch machen, Ino.“, stellte sie vorsichtig fest. Mit einem Seufzen schüttelte Ino den Kopf, sodass ihr ausnahmsweise offenes blondes Haar durch die Luft flog. „Nicht die Kleider, Dummkopf.“, beschwerte sie sich. „Mein Gesicht! Der Lidschatten ist neu, und ich muss wissen, ob das alles passt und…“ „Seit wann machst du dir über so was Gedanken, Ino?“, fragte Sakura verwundert. „Natürlich passt es, du siehst gut aus. Warum so nervös?“ Ino lächelte auf eine Weise, die bei einer anderen Person sicher als schüchtern bezeichnet worden wäre. „Heute ist das Casting.“ Sakura sah sie vollkommen verwirrt an. „Casting? Was für ein Casting?“ „Naja…“, begann Ino, die auf einmal wirklich verlegen wirkte. „Es ist ein Casting einer Model-Agentur… Kennst du Dei-Fashion? Fashion is a Blast?“ Sakura nickte vorsichtig. „Naja, die suchen neue Models, weiblich, zwischen 18 und 25… und ich dachte, ich kann es mal probieren…“, erklärte Ino. Sakura legte den Kopf schief und betrachtete Ino von oben bis unten. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Das kann gar nicht schief gehen, Ino.“, meinte Sakura. „Die haben keine Chance gegen dich.“ Ino strahlte. „Danke, Sakura. Ich muss jetzt auch los… Drück mir die Daumen!“ „Klar, mach ich.“, antwortete Sakura. „Viel Glück!“ Sie winkte Ino zu, die jetzt fast aus der Wohnung stürmte, bevor sie sich wieder ihrem PC zuwandte und Narutos Mail wieder öffnete. Eigentlich hatte sie wirklich keinen Grund, deprimiert zu sein… Entschlossen begann sie ihre Antwort zu schreiben. Lieber Naruto… Erschöpft lehnte Ino sich gegen die Wand. Endlich waren die Probefotos fertig. Sie hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend werden könnte, nur zu posieren. Aber wenn sie sich ihre Konkurrenz ansah, war sie relativ zuversichtlich zu den erwählten fünf Mädchen zu gehören. „Du warst nicht schlecht.“, hörte sie eine tiefe Stimme neben sich. Verwundert sah sie sich um, nur um festzustellen, dass ein junger Mann erschreckend nahe neben ihr stand. Er war unnatürlich blass und glatte schwarze Haare fielen ihm ins Gesicht. „Danke.“, meinte Ino misstrauisch und trat einen Schritt zurück, worauf er nicht einmal reagierte. „Natürlich hast du viel zu künstlich gewirkt, aber gegen Ende haben wir sogar so etwas Ähnliches wie fast brauchbare Fotos hinbekommen.“, fuhr er fort. Ino spürte ein Zucken in ihrem linken Auge. Was erlaubte der sich eigentlich? „Ich bin Sai.“, stellte er sich schließlich vor und streckte ihr eine Hand entgegen. „Ich habe deine Fotos gemacht.“ Ino errötete. „Oh. Ja, natürlich, ich erinnere mich. Ich bin Ino.“, stellte sie sich vor und schüttelte die Hand. „Ich weiß.“, antwortete Sai, der die ganze Zeit über gelächelt hatte. „Und vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, dass du irgendwann mal richtig modeln kannst – mit viel Training.“ „Beleidigst du jeden so?“, fragte Ino, die langsam genervt davon war. Jetzt sah Sai sie überrascht an. „Beleidigen? Ich sage die Wahrheit. Alle Anfänger wirken unnatürlich, man merkt ganz klar, dass sie posieren. Bei einigen mehr, bei anderen weniger, trotzdem ist das unprofessionell.“ „Du kannst nicht erwarten, dass sich jemand professionell benimmt, der so etwas noch nie gemacht hat.“, stellte Ino fest. Sai nickte. „Ich erwarte nichts, aber das heißt nicht, dass ich die Wahrheit nicht erkennen darf.“ „Erkennen und den Anfängern an den Kopf werfen sind aber zwei verschiedene Dinge.“, sagte Ino. Wieder nickte Sai. „Stimmt. Letzteres ist einfach nur amüsant.“ Das stete Lächeln machte die Aussage nur umso irritierender. Bevor sie ihm ihre Meinung sagen konnte, ertönte eine weitere Stimme. „Hey, Sai!“ Ino wandte sich um. Eine junge Frau kam auf sie zu, ungefähr in ihrem Alter. Sie trug eine hellblaue Bluse zu einer kurzen, schwarzen Hose und Stiefeln. Ihre Haare waren tiefrot und wirkten, obwohl sie zusammengebunden waren, ungebändigt. Außerdem trug sie eine Brille. Sie blieb einen Meter vor Sai stehen und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Welchen Teil von RSVP hast du nicht verstanden?“, fragte sie. „Den französischen.“, antwortete Sai mit dem gleichen höflichen Lächeln. „Aber natürlich komme ich. Zehn Uhr, richtig?“ Die junge Frau nickte. „Geht doch. Was ist mit dem Sake, den du besorgen wolltest?“ „Alles erledigt. Ich bin gestern noch nach Konoha gefahren und habe dort welchen besorgt.“, antwortete Sai. „Warum ausgerechnet Konoha?“, fragte sie verwirrt. „Weil wir den besten Sake der Region produzieren.“, antwortete Ino ohne nachzudenken. Jetzt fiel der Blick der Rothaarigen auf Ino. „Und du bist…?“ „Ino Yamanaka.“, antwortete sie ruhig lächelnd. „Ich bin wegen des Castings hier.“ „Karin Wakeshima.“, stellte die andere sich vor. „Soso, du willst also hier modeln?“ Ino nickte. „Ich dachte mir, ein bisschen nebenbei zu verdienen ist keine schlechte Idee.“, sagte sie und lächelte selbstbewusst. Karin lächelte ebenfalls. „Kenne ich – ich habe vor über zwei Jahren angefangen. Du kommst aus Konoha?“ „Ja, gerade aus der Schule.“, antwortete Ino. „Warst du hier an der Oto-Akademie?“ Karin nickte. „Aber auch nur in den letzten Jahren.“ „Da ihr euch so wunderbar versteht, warum lädst du Ino nicht zu eurer Party ein, Karin?“, fragte Sai. Karin zog eine Augenbraue hoch und betrachtete Sai misstrauisch, aber sein ewiges Lächeln machte es unmöglich, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. „Warum eigentlich nicht?“, meinte sie schließlich. „Genug Platz haben wir ja.“ „Außerdem, als zukünftige Kollegin…“, fügte Sai hinzu. „Ich dachte, ich hätte so schrecklich künstlich gewirkt?“, fragte Ino nach. „Das hast du, aber gemessen an der heute gezeigten Leistung der anderen Bewerberinnen hast du sogar Chancen.“, erklärte Sai. „Danke… denke ich.“, antwortete Ino und beäugte ihn wieder misstrauisch. „Ignorier ihn, der ist immer so.“, meinte Karin kopfschüttelnd. „Also dann, heute Abend, zehn Uhr.“ „Kann ich eine Freundin mitbringen?“, fragte Ino. „Kommt die auch aus Konoha?“, erwiderte Karin. Ino nickte und Karin lächelte wieder. „Kein Problem, bring sie einfach mit. Hier, da ist die Adresse drauf.“ Sie reichte Ino eine Visitenkarte, bevor sie sich zum Gehen wandte. „Ein paar Dinge müssen wir noch vorbereiten. Also dann, bis heute Abend.“ Ino strahlte. Wenn das Sakura nicht auf andere Gedanken bringen würde… „Also…“, unterbrach Sais Stimme ihre Gedanken. „Hast du für heute Abend schon ein Date?“ „Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Ino?“, fragte Sakura unsicher, während sie sich im Spiegel betrachtete. „Ja, wirklich.“, erwiderte Ino. „Jetzt sei nicht nervös, du siehst gut aus.“ „Ich bin nicht nervös.“, protestierte Sakura, auch wenn sie sich über das Kompliment freute. Sie sah noch einmal in den Spiegel. Ihre Haare waren offen wie meistens. Das Kleid, das sie trug, war schwarz, knielang und schlicht, darüber trug sie eine kurze, dunkelrote Stoffjacke. Ino war der Ansicht, rot wäre genau ihre Farbe, und tatsächlich wirkte es mit ihrem kirschblütenfarbenen Haar sehr harmonisch. „Außerdem ist das die Gelegenheit, endlich mal deinen Liebeskummer zu vergessen.“, neckte Ino ihre Freundin. „Ich habe keinen Liebeskummer! Naruto und ich sind nur gute Freunde.“, protestierte sie. „Aber du wusstest sofort, wen ich meine.“, stellte Ino fest. „Kunststück.“, erwiderte Sakura und verdrehte dabei die Augen. „Es wird dir gefallen.“, beharrte Ino. „Ich werde niemanden kennen.“, meinte Sakura. „Und? Seit wann bist du denn so schüchtern? Lern die Leute eben kennen. Das ist keine Ausrede. Außerdem werden wir gleich abgeholt, also ist es eh schon zu spät.“, beendete Ino die Diskussion. „Ah, dein Date?“, fragte Sakura grinsend. „Es ist kein Date.“, erwiderte Ino nüchtern. „Er holt uns nur ab und begleitet uns zur Party.“ „Hast du ihm das auch so erklärt?“, fragte Sakura skeptisch. Ino nickte. „Wie hat er reagiert?“, wollte Sakura wissen. „Er hat gelächelt, gesagt ‚Also ein Date!’ und nach unserer Adresse gefragt.“, antwortete Ino resigniert, was Sakura dazu brachte zu kichern. „Tja, wenn du erst mal Model bist, wirst du dich vor so was nicht retten können.“, merkte sie an. Bevor Ino antworten konnte, klingelte es. Trotz ihrer Worte lächelnd ging sie zur Sprechanlage. „Wir sind unterwegs.“, verkündete sie und wandte sich dann Sakura zu. „Fertig?“ Sakura sah ein letztes Mal in den Spiegel. „Fertig.“ Mit einem Seufzen betrachtete Sakura die Menge. Die Wohnung war groß genug, um eine ganze Menge Leute zu fassen. Das zur Tanzfläche umfunktionierte Wohnzimmer war voll, das Buffet in der Küche war schon deutlich leerer geworden, wohingegen die Getränke wohl nicht in Gefahr liefen, auszugehen. Die Stimmung war gut, und sie wusste, normalerweise würde sie sich auf einer solchen Party auch bestens amüsieren… …aber sie kannte genau zwei Personen hier, eine davon nur flüchtig, und beide waren gerade zusammen auf der Tanzfläche. Nach einer gewissen Menge an Sake schien Ino sämtliche Bedenken über das „Date“ verloren zu haben, auch wenn sie wahrscheinlich noch immer vernünftig genug war, auf sich aufzupassen. Lustlos leerte sie ihr Glas mit Sake und ging in Richtung Küche. Vielleicht würde sie sich besser amüsieren, wenn ihr Alkoholpegel etwas höher lag? Sie bezweifelte es, aber es gab im Moment nicht viel anderes zu tun. In der Küche stellte sie fest, dass die Getränke jetzt nicht mehr von demselben stillen jungen Mann ausgeschenkt wurden wie vorher. Der jetzige „Barkeeper“ war deutlich kleiner und hatte fast weiß wirkende Haare. Im Moment murmelte er vor sich hin und Sakura verstand gerade genug um zu wissen, dass er von diesem Schichtwechsel alles andere als begeistert war. Als er Sakura auf sich zukommen sah, grinste er. Es war ein breites Grinsen und Sakura hatte das Gefühl, jeden einzelnen seiner Zähne sehen zu können. „Was darf es sein, Schönheit?“, fragte er. „Sake? Frisch aus Konoha eingetroffen, Spitzenqualität.“ „Gerne.“, antwortete Sakura und schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln, das allerdings nicht ganz so bedrohlich aussah wie seines. „Voilà.“ Immer noch grinsend reichte er ihr ein Glas. „Danke.“, sagte Sakura schnell und begab sich wieder aus der Küche. Dieses Grinsen war wirklich unheimlich… Und vielleicht war es keine gute Idee, in einer ziemlich überfüllten Wohnung die Gedanken schweifen zu lassen, jedenfalls merkte sie erst durch den Aufprall, dass ihr jemand entgegen gekommen war. Einen Moment lang schlitterten Sakuras Füße über den Boden und sie begann zu fallen, da wurde sie aber auch schon aufgefangen. Sie öffnete die Augen, als sie hörte, wie ihr Glas auf dem Boden aufschlug, aber zum Glück nicht zersplitterte. „Alles in Ordnung?“, fragte ihr Retter. „Ja, danke, ich…“, begann Sakura, aber dann weiteten sich ihre Augen, als sie ihn ansah. Diese Augen… dunkel, fast schwarz… aber das konnte an der Beleuchtung liegen. Die Haare… schwarze Haare waren nichts Ungewöhnliches. Es war sein Gesicht, das ihn verriet, das ihr so vertraut vorkam… Konnte es sein? Sie hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, nicht einmal etwas von ihm gehört, aber sie war sich absolut sicher – er musste es sein. „Sasuke-kun?“, fragte sie ungläubig. Er runzelte die Stirn und betrachtete sie. Vorsichtig nickte er und stellte sie wieder auf ihre eigenen Füße. Er sah in ihre Augen, dann auf ihr Haar, wieder in ihr Gesicht. „Sakura?“, fragte er zögerlich. Mit einem freudigen Aufschrei fiel sie ihm um den Hals. Kapitel 2: Nicht wie erwartet ----------------------------- Sasuke Uchiha. Der Gedanke an seinen Namen war genug, um Schauer über ihren Rücken laufen zu lassen. Ihn tatsächlich vor sich zu sehen… Sie hatte sich manchmal vorgestellt, wie er aussah, wie sehr er sich verändert hatte, ob er auch manchmal an Konoha – an sie – zurückdachte… Sasuke Uchiha. Der Erste, den sie als die wichtigste Person in ihrem Leben bezeichnet hatte. Damals der beliebteste Junge in ihrer Klasse… fast alle Mädchen hatten sich in ihn verliebt. Auch Ino, auch Sakura… Und immer war er unerreichbar gewesen. Niemand war an ihn heran gekommen, kein Mitschüler und kein schwärmendes Mädchen war wichtig oder interessant genug gewesen, um ihn von seinen Büchern abzulenken… Sasuke Uchiha. Und hier war er, stand vor ihr, ihre Hände nach der kurzen Umarmung immer noch auf seinen Schultern liegend, und… Gott, er sprach mit ihr! Er sah sie fragend an, als ob er auf etwas wartete – auf ihre Antwort natürlich, was war nur los mit ihr? „Ich…“, begann sie stotternd. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was er gerade gesagt hatte, wie sollte sie da antworten? Seine Stirn legte sich in Falten, als er sie beinahe streng musterte. „Sakura?“, fragte er. „Entschuldige, ich… ich hab das gerade nicht verstanden – akustisch…“, murmelte Sakura und wäre am Liebsten im Boden versunken. Sie errötete, als Sasuke kurz scheinbar entnervt die Augen verdrehte. So was von peinlich… „Warte hier.“, sagte Sasuke knapp. „Ich bin gleich wieder da.“ Ohne ein weiteres Wort nahm er ihre Hände von seinen Schultern und ging in die Küche. Seufzend schüttelte Sakura den Kopf. Was war los mit ihr? Musste sie sich wie eine Idiotin benehmen? Für so ein Verhalten hatte Sasuke noch nie Geduld übrig gehabt. Und jetzt benahm sie sich ja schon wieder wie eine Zwölfjährige, die nicht mehr klar denken konnte, wenn er ihr nur einen Blick zuwarf… Kein Wunder, dass er genervt war… Als er wieder zurückkam, war er in der Begleitung des hochgewachsenen Rothaarigen, der vorher den Sake ausgeschenkt hatte und jetzt einen Besen trug. „Ich kümmere mich um die Scherben, Sasuke.“, sagte er. Seine Stimme war tief und klang angenehm beruhigend. „Guten Abend, Sakura. Es ist schön, alte Freunde von Sasuke zu treffen.“ Sasuke nickte ihm zu, bevor er Sakura einen kurzen Blick zuwarf. „Komm.“, sagte er nur und sie folgte ihm ohne zu zögern. Sie traten auf den Balkon, der im Moment leer war. „Wir haben uns ewig nicht gesehen.“, meinte Sakura, als Sasuke stehen blieb und sie wieder musterte. „Sechs Jahre.“, erwiderte Sasuke. „Ich nehme an, du studierst hier?“ „Medizin, seit diesem Semester. Und du bist in Oto geblieben?“, fragte Sakura. „Offensichtlich.“, war Sasukes knappe Antwort. „Was machst du zur Zeit?“, versuchte Sakura es weiter. „Jura.“, erwiderte Sasuke. Er war nie sehr gesprächig gewesen… aber nach sechs Jahren kam ihr das doch etwas unhöflich vor. Sasuke musste etwas gemerkt haben, denn er seufzte kaum hörbar, bevor er weiter sprach. „Ich arbeite im Sharingan an der Bar, damit wir uns die Wohnung leisten können.“ „Du wohnst hier?“, unterbrach Sakura. „Wir wohnen hier zu viert.“, erklärte Sasuke. „Wir haben die Wohnung letztes Jahr gefunden. Jeder zahlt etwas zur Miete.“ „Im Sharingan war ich noch nie…“, meinte Sakura. „Der älteste Rock-Club in Oto. Ich kann dich umsonst reinbringen.“, sagte Sasuke. Sakura musste kichern. „Was ist?“, fragte Sasuke leicht irritiert. „Nichts.“, antwortete Sakura schnell. „Es ist nur… das ist genau wie früher, du sprichst immer noch nicht viel, oder? Aber ich bin froh, dass du es versuchst. Danke.“ Wieder lag Sasukes Stirn in Falten. „Du bist seltsam.“, stellte er fest. Sakura lächelte. „Ich weiß.“, sagte sie ungerührt. „Magst du das nicht an mir?“ Sie zwinkerte ihm zu. Einen Moment lang starrte er sie an. Vermutlich wäre es kaum jemanden aufgefallen, aber Sakura hatte vor Jahren gelernt, Sasukes Reaktionen zu interpretieren. Er war überrascht – vielleicht sogar verwirrt – auch wenn er es nicht zeigte. Kein Wunder, sie hatte aufgegeben mit ihm zu flirten, als sie Freunde geworden waren. Nicht, dass er ihr davor genug Beachtung geschenkt hätte, um ihre Flirtversuche überhaupt zu bemerken… Sakura konnte nicht anders, sie begann leise zu lachen. „War nur ein Scherz.“, beruhigte sie ihn. „Jetzt wird es auf alle Fälle einfacher, Kontakt zu halten, oder?“ Die Andeutung eines Lächelns war auf Sasukes Gesicht zu sehen. „Das auf jeden Fall.“ Eine Weile lang schwiegen sie. Es kam Sakura fast lächerlich vor. Wie lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen? Und so schnell gingen ihr schon die Gesprächsthemen aus? Es gab so viele Dinge, die sie wissen wollte… warum er schon seit über einem Jahr hier wohnte, was mit seiner Familie war, wer seine Freunde waren, was er die letzten Jahre über gemacht hatte, wie er zurechtkam… ob er über den Tod seines Bruders hinweg gekommen war... Nein, das konnte sie ihn definitiv nicht fragen! Erschrocken über diesen Gedanken sprach sie das erste harmlose Thema an, das ihr einfiel. „Ino ist auch hier.“ Vielleicht nicht allzu brillant, wenn man bedachte, dass Ino ihre alte Rivalin war… Es war frustrierend, wie schnell sie wieder in alte Denkmuster verfiel! Damals hatte sie ihre Freundschaft mit Ino über den Kampf um Sasuke beendet – noch einmal würde sie diesen Fehler nicht machen! „Wie viele aus Konoha studieren hier eigentlich?“, murmelte Sasuke. Jetzt klang seine Stimme wirklich leicht entnervt. „Ich weiß nicht von allen, die hier sind… auf jeden Fall Ino und ich. Und Shikamaru studiert auch hier – erinnerst du dich an ihn?“, fragte Sakura und fuhr nach Sasukes kurzem Nicken fort. „Es sind ziemlich wenige hierher gekommen. Die Anforderungen sind sehr hoch.“ Wieder schwiegen sie. „Sasuke-kun…“, begann Sakura nach einem Moment. „Willst du nicht nach Naruto fragen?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Nicht nötig.“ „Aber…“, begann Sakura, die nicht verstehen konnte, warum Sasuke kein Interesse an seinem zumindest früheren besten Freund zu haben schien… Sasuke unterbrach sie. „Er ist in Las Vegas, was soll schon passieren? In ein paar Tagen wird er pleite sein, es reicht, sich dann erst Gedanken um ihn zu machen.“ Sakura starrte ihn sprachlos an. Erst als er ihren offenen Mund mit hochgezogener Augenbraue betrachtete, fasste sie sich wieder etwas. „Das weißt du?!“ Sasuke nickte, als ob es nichts Besonderes wäre. „Aber… woher weißt du das?“, fragte Sakura verwirrt. „Man nennt es ‚E-Mail’, vielleicht solltest dich mal damit beschäftigen.“ antwortete Sasuke, ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht. „Ich weiß, was E-Mails sind!“, fauchte Sakura, die kurz die Kontrolle über ihr Temperament verlor. „Aber… wieso… ihr seid in Kontakt geblieben?“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Er ist hartnäckig.“ Mehr schien er zu diesem Thema nicht sagen zu wollen. Sakura wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Hatte sie heute Morgen nur daran denken können, wie sehr Naruto ihr fehlte, so spürte sie jetzt Wut in sich aufsteigen. Naruto hatte gewusst, wie sehr sie Sasuke vermisste! Er hatte doch gesehen, wie sie darunter gelitten hatte, dass Sasuke Konoha so plötzlich verlassen hatte! Und selbst hatte er eine Möglichkeit gefunden, Kontakt zu Sasuke aufzunehmen, ohne ihr auch nur etwas davon zu erzählen? Das konnte doch nicht wahr sein! Es war so typisch für die beiden! Das war schon früher so… natürlich, sie waren schon lange befreundet gewesen, bevor Sakura dazu gestoßen war. Trotzdem war das keine Entschuldigung dafür, dass sie Geheimnisse vor ihr hatten und dann ganz überrascht waren, wenn sie sich als Freundin der beiden verletzt fühlte, wenn sie ausgeschlossen wurde… „Verstehe.“, brachte sie schließlich hervor. Sasuke musste ihre Wut bemerkt haben, aber er reagierte nicht darauf. „Komm.“, sagte er nur. „Was?“, fragte Sakura. „Du zitterst.“, erklärte Sasuke. „Wir gehen wieder rein.“ Sakura nickte. Sie wusste, dass sie sich freuen sollte, ihn jetzt endlich wieder zu sehen, dass sie kein Recht hatte wütend zu sein, schließlich hätte sie auch Kontakt aufnehmen können – irgendwie, Naruto hatte es ja auch geschafft, und sie wusste, sie hätte sich vor sechs Jahren abartig darüber gefreut, dass Sasuke sich Sorgen um sie machte, oder überhaupt bemerkte, dass sie fror. Trotzdem fühlte sie sich enttäuscht. Konnte denn nichts einfach sein? Ino war im Gegensatz zur allgemeinen Meinung in Konoha alles andere als dumm, schließlich hätte sie es sonst nie geschafft in Oto überhaupt angenommen zu werden. Sie war nicht nur intelligent sondern konnte sich in praktisch jeder Situation irgendwie zurechtfinden. Im Moment zum Beispiel war ihr vollkommen klar, dass sie ein Glas Sake zu viel getrunken hatte… oder zwei… oder… jedenfalls zu viel! Sie wusste genau, dass ihr Urteilsvermögen beeinträchtig war und dass sie sich in Begleitung eines jungen Mannes befand, dessen Motive sie nicht kannte, der sich nicht davon abbringen ließ, dass sie gerade ein Date hatten und der soweit sie es einschätzen konnte kein bisschen betrunken war. All das konnte sie rational noch problemlos erfassen. Und sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal so amüsiert hatte. Inzwischen kam ihr nicht einmal mehr Sais ewiges Lächeln seltsam vor. Stattdessen griff sie nach seinem Kragen und zog ihn in Richtung Küche. Ein weiteres Glas konnte nicht schaden… und vielleicht war es ja eben dieses Glas, das ihr Date von seinem Nüchternheits-Podest stoßen würde… Verdammt, jetzt hatte sie ihn selbst so genannt! „Ich glaube, du hast genug getrunken.“, drang Sais sorglose Stimme zu ihr durch. „Unsinn!“, erwiderte Ino und strahlte den Barkeeper – wie war sein Name? Suigetsu, richtig! – an. „Noch zwei Gläser Sake, bitte!“ Den skeptischen Blick, den er Sai zuwarf, konnte Ino nicht ganz deuten, aber er gab beiden ein mit klarer Flüssigkeit gefülltes Glas und sie beschloss, sich keine Gedanken darüber zu machen. Sie stießen an und Ino trank das Glas in einem Zug leer. Ihr Verstand sagte ihr, dass das keine gute Idee war – ihr Gefühl sagte ihr, dass es jetzt besseres zu tun hatte, als sich um so etwas Gedanken zu machen. Sai nippte lächelnd an seinem Glas. „Wusstest du, dass Alkoholismus extrem unattraktiv ist?“ Ino blinzelte verwirrt. Die Situation schrie geradezu nach einem Annäherungsversuch seinerseits – aber bei diesem Satz? „In den extremen Fällen natürlich besonders, aber auch ein Vollrausch kann zu hässlichen Resultaten führen.“, fuhr Sai fort, immer noch lächelnd. „Vielen fließt Speichel aus dem Mund, was zusätzlich noch unhygienisch ist. Je betrunkener eine Person ist, umso ungepflegter sieht sie im Normalfall auf… Übrigens ist deine Frisur etwas durcheinander geraten. Spätestens, wenn der Alkoholisierte sich übergeben muss, ist aber jegliche Ästhetik zerstört, zusammen mit einem Teil des Respekts.“ „Warum erzählst du mir das alles?“, fragte Ino gereizt. Sai zögerte, dann wurde sein Lächeln etwas strahlender. „Dafür, dass du betrunken bist, bist du ausgesprochen attraktiv.“ Einen Moment lang starrte Ino ihn an. Danach wandte sie sich der Wand zu und schlug den Kopf dagegen. „Eigentlich solltest du jetzt eher in meine Arme sinken, nicht gegen die Wand.“, kommentierte Sai, nicht mehr ganz so strahlend. „Bei so einem Spruch? Das war einer der schlimmsten Anmachsprüche, die mir je untergekommen sind!“, protestierte Ino. Sai seufzte. „Ich verstehe… ich werde daran arbeiten. Trotzdem hast du genug getrunken.“ Ino lachte. „Aber dass ich noch erkannt habe, wie schrecklich dein Spruch war, zeigt doch, dass ich noch halbwegs vernünftig bin.“ Sai legte den Kopf schief. „Oder vielleicht bist du zu betrunken, um darauf zu reagieren?“, schlug er vor. Ino wusste eindeutig, dass sie zu viel getrunken hatte, als sie sich selbst dabei ertappte, tatsächlich darüber nachzudenken. „Soso, Sai hat sich endlich eine Freundin gesucht.“, kommentierte Suigetsu von der improvisierten Bar aus das Geschehen, das sich vor der Küchentür abspielte. „Sie wirkt nett.“, war alles, was Juugo dazu zu sagen hatte, während er sich darauf vorbereitete, Suigetsu seine Aufgabe als Barkeeper wieder abzunehmen. „Verlassen würde ich mich nicht drauf – nicht bei einer von Karins Model-Freundinnen.“, erwiderte Suigetsu abfällig. „Und sie hat nicht einmal mitbekommen, dass Sai den ganzen Abend über nur Wasser getrunken hat.“ Juugo lächelte sanft. „Ich denke, sie ist nett. Vielleicht auch vernünftig genug um Sai in seine Schranken zu weisen?“ „Diese Person gibt es nicht!“, rief Suigetsu lachend. „Und sie sollte wirklich nicht so oft ihren Kopf gegen die Wand schlagen, das muss doch wehtun… Naja, ich hab jetzt erst mal genug vom Ausschenken.“ Bei diesen Worten schenkte er sich ein Glas Sake ein und trank es in einem Zug leer. „Sag mal, was machst du da eigentlich?“ Karin trat in die Küche und warf Suigetsu einen verärgerten Blick zu. „Du hast noch eine Stunde!“ „Schon gut, Karin, es macht mir nichts aus das zu übernehmen.“, beschwichtige Juugo sie. „Hast du schon Sais Freundin gesehen?“, fragte Suigetsu um das Thema von sich selbst abzulenken. „Ich bin gerade an ihnen vorbei gegangen, Suigetsu. Ich trage eine Brille, das heißt nicht, dass ich blind bin!“, erwiderte Karin trocken. Das Grinsen, das jetzt auf Suigetsus Gesicht erschien, konnte nur als bösartig bezeichnet werden. „Und hast du auch schon Sasukes Freundin gesehen?“ „Was?!“, entfuhr es Karin. „Nimm ihn nicht ernst.“ Mit diesen Worten stellte Juugo sich zwischen die beiden anderen um den Blickkontakt zu unterbrechen. „Sasuke hat nur ein Mädchen getroffen, mit dem er damals in Konoha befreundet war.“ „Ach so. Natürlich, das war mir klar!“, sagte Karin etwas zu schnell. „Ich habe Yamanaka ja gesagt, sie kann jemanden aus Konoha mitbringen.“ „Naja, sie hat sich ziemlich gefreut ihn zu sehen… er musste sie praktisch von seinem Hals schälen.“, bemerkte Suigetsu. Karin warf ihm einen wütenden Blick zu. „Sasuke kann auf sich aufpassen.“, sagte sie ruhig. „Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten.“ Suigetsu grinste immer noch. „Wenn du das sagst… Hey, was macht Sai da?“ Irritiert drehte Karin sich um, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Sai Ino in seinen Armen in Richtung Bad trug. „Was zum…?“, begann sie. Suigetsu grinste. „Sai hat wirklich eine Freundin!“ Sakura seufzte. Die Situation war so vertraut, und in diesem Fall war das nichts Gutes. Sie blickte zu Sasuke, der nicht einmal zu verstehen schien, was ihr Problem war. Hatte er sie überhaupt auch vermisst? „Ist das Ino?“, unterbrach Sasuke ihre Gedanken. Sakura blickte auf und sah Sai, der gerade mit Ino im Bad verschwand. „Was macht er da?“, rief Sakura. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Kann man bei ihm nie wissen.“, meinte er desinteressiert. „Was?“, entfuhr es Sakura. Das war nicht gut… sie traute diesem Sai nicht. Er war seit er sie abgeholt hatte ziemlich unhöflich gewesen, obwohl er die ganze Zeit über gelächelt hatte. Sie kannte ihn nicht. Sasuke bezeichnete ihn – mehr oder weniger – als unberechenbar… und Ino war betrunken und alleine mit ihm im Bad? Sakura zögerte nicht lange sondern bahnte sich ebenfalls einen Weg zum Bad. Die Tür war geschlossen, aber sie würde sich davon sicherlich nicht aufhalten lassen. Sie betrat das Bad rechtzeitig, um die Spülung zu hören. Zu ihrer Überraschung sah sie eine völlig harmlose Szene vor sich. Ino war über die Kloschüssel gebeugt, während Sai neben ihr kniete und ihre Haare zurückhielt. Er blickte jetzt auf und zum ersten Mal sah Sakura kein Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich glaube, es wäre besser, wenn sie nach Hause gebracht wird.“, sagte er vollkommen ernst. Sakura nickte. „Ich kümmere mich um ein Taxi.“, sagte sie. „Ich kann sie fahren.“, erwiderte Sai. „Ich weiß nicht, ob-“, begann Sakura. „Er trinkt nicht.“, unterbrach Sasuke, der inzwischen dazu getreten war. „Es ist in Ordnung.“ Sakura fühlte sich immer noch unsicher. Sicher, sie war, was Sai betraf, gerade eben erst vom Schlimmsten ausgegangen und hatte sich vollständig geirrt, und sie wollte trotz ihrer Verärgerung mehr Zeit mit Sasuke verbringen, aber… „Ich fahre mit.“, sagte sie entschlossen. „Musst du nicht…“, murmelte Ino, die nur die Hälfte des Gesprächs mitbekommen hatte. „Unsinn!“, beharrte Sakura. „Es ist besser, wenn sie nicht alleine ist.“, stellte Sai fest, der jetzt wieder lächelte. Sasuke nickte. „Gut. Kommt ihr zurecht?“, fragte er. „Mit Sicherheit.“, antwortete Sai, bevor er sich Ino zuwandte und ihr auf die Beine half. Sie stützend ging er zur Tür, wo er den Mantel über ihre Schultern legte. „Also dann…“, murmelte Sakura etwas unsicher und sah zu Sasuke hoch. „Kommt gut nach Hause.“, sagte Sasuke ruhig. „Wir werden uns vermutlich an der Universität sehen.“ Er nahm Sakura den Mantel aus den Händen, den sie gerade von der Garderobe genommen hatte, und half ihr hinein. „Danke, Sasuke-kun.“, sagte Sakura. „Wir sehen uns.“ Sie zögerte, dann umarmte sie ihn noch einmal kurz, bevor sie Sai und Ino nach draußen folgte. Erst, als sie bereits in Sais Auto saß, bemerkte sie in ihrer Manteltasche eine kleine Karte. Verwundert holte Sakura sie heraus und las, was darauf stand. Es war Sasukes Visitenkarte. Sakura lächelte. Kapitel 3: Treffen ------------------ Ino stöhnte auf, als das Licht durch einen Spalt in den Jalousien in ihr Gesicht fiel. Mit gerunzelter Stirn sah sie sich um. Das war eindeutig ihr eigenes Bett, ihr eigenes Zimmer. Wenn sie jetzt noch genau wüsste, wie genau sie hierher gekommen war… Sie verzog ihr Gesicht, als ihr der Geschmack in ihrem Mund auffiel. Sie hatte gestern wohl wirklich zu viel getrunken. Langsam und leicht schwankend stand sie auf. Sie blieb einen Moment stehen um sicherzustellen, dass ihr Gleichgewichtssinn sie nicht im Stich lassen würde, danach verließ sie langsam ihr Zimmer und ging ins Bad. Der Blick in den Spiegel war nicht annähernd so erschreckend, wie sie befürchtet hatte. Ihre Haare waren ein fürchterliches Durcheinander, unter ihren Augen waren dunkle Ringe zu erkennen, aber ansonsten schien sie relativ glimpflich davon gekommen zu sein. Sie schaffte es, ein ermutigendes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, bevor sie nach ihrer Zahnbürste griff. Erstmal diesen Geschmack im Mund loswerden… Während sie ihre Zähne putzte, versuchte sie den gestrigen Abend zu rekonstruieren. Sai hatte ihr erzählt, wie unsexy es war sich zu übergeben… und dann hatte sie sich übergeben. Dann war ein ganzer Mob im Bad gestanden und schließlich hatte Sakura sie irgendwie in ihr Bett befördert… Naja, nicht vollständig aber gut genug. Anscheinend hatte sie doch nicht so viel getrunken – genug um den Abend unschön enden zu lassen, aber zu wenig um wirklich schädlich zu sein. Zufrieden beschloss Ino die Gelegenheit gleich für eine ausführliche Dusche zu nutzen. Während das Wasser auf sie herabprasselte, stahl sich wieder ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hatte eigentlich ziemlich Glück gehabt, dass ihr spontanes „Date“ sich als so zurückhaltend erwiesen hatte. Es fiel nicht schwer sich andere vorzustellen, die ihren Rauschzustand ausgenutzt hätten… nicht, dass Sakura das zugelassen hätte, aber trotzdem war es von Zeit zu Zeit schön festzustellen, dass es noch Gentlemen gab. Obwohl… Sai als Gentleman zu bezeichnen? Ino schüttelte irritiert den Kopf. Anscheinend hatte sie noch genug Restalkohol im Blut um nicht mehr bei klarem Verstand zu sein… Als Ino eingehüllt in einen Bademantel und mit einem Handtuch um die Haare gewickelt das Bad verließ, fragte sie sich, ob sie nicht doch noch träumte. Es klang so, als würde Sakura singen. Nun, das war zumindest eine Veränderung gegenüber ihrer gestrigen Melancholie. Ob sie auf der Party jemanden kennen gelernt hatte? Neugierig folgte Ino dem Klang von Sakuras Stimme in die Küche. Tatsächlich, ihre beste Freundin war gerade damit beschäftigt das Geschirr abzuspülen und sang dabei. Ino blieb in der Tür stehen, während sie Sakuras leisem Gesang lauschte. „Sakura Kiss?“, fragte sie schließlich, als sie ihr Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. „Findest du das nicht etwas klischeehaft?“ Sakura wirbelte fast zu ihr herum und errötete. „I-Ino!“, entfuhr es ihr. „Warum so gut gelaunt?“, fragte Ino grinsend. „Jemand, den ich kennen sollte?“ „S-so ist das nicht!“, rief Sakura sofort. Ino nickte. „Natürlich ist es so nicht. Du hast natürlich nicht einen charmanten jungen Studenten kennen gelernt, der dich praktisch im Sturm erobert hat…“ „So ein Unsinn!“, protestierte Sakura. „Und nichts davon stimmt! Ich habe nur jemanden getroffen und… und…“ „Und singst deswegen quietschvergnügte Liebeslieder.“, vollendete Ino den Satz. „Ich singe das Lied nur, weil es fröhlich ist! Ich bin nicht verliebt, ich bin gut gelaunt!“, versuchte Sakura es noch einmal. Sie hätte wissen müssen, dass Ino sie nicht davon kommen lassen würde. „Und wen hast du da getroffen, der dich in eine so tolle Stimmung versetzt hat?“, bohrte Ino nach. Sie war überrascht, sie hätte nicht gedacht, dass Sakura noch weiter erröten konnte. „Ich… ich habe Sasuke-kun getroffen.“, gestand Sakura schließlich, ein schüchternes Lächeln auf ihrem Gesicht. Ino ins Gesicht zu sehen wagte sie dabei aber nicht, stattdessen blickte sie wieder auf das Geschirr. „Sasuke-kun?“, wiederholte Ino ungläubig. „Sasuke Uchiha?“ Sakura nickte. „Er wohnt dort.“, erklärte sie. „Du hast ihn auch gesehen, aber da warst du schon etwas zu betrunken um noch viel mitzubekommen.“ Ino wusste nicht genau, wie sie auf diese Neuigkeiten reagieren sollte. Der erste Gedanke, der ihr kam, war „Nicht schon wieder“. Sie hatte nichts gegen Sasuke – im Gegenteil, sie hatte damals ziemlich für ihn geschwärmt. Nur hatte das alles so kompliziert gemacht… Aber was konnte er schon dafür? Entschlossen schob Ino diese Gedanken beiseite. Sie waren jetzt erwachsen, sicher würden sie keine dummen Teenager-Fehler begehen. Irgendwie konnte Ino sich sowieso nicht vorstellen, dass sich Sasuke stark verändert haben sollte. Sie sah ihn immer noch wie damals vor sich – gut aussehend, aber unerreichbar, abweisend und schweigsam… wie ein Kunstwerk, das man gerne betrachtete. Das mochte für Teenager faszinierend sein, aber inzwischen suchte Ino nach anderen Dingen. Und so, nach kurzem Zögern, begann sie neugierig nachzufragen. „Und? Wie ist er so? Hat er sich sehr verändert?“ Sakura seufzte leise, was Ino etwas beunruhigte. „Ich glaube, er ist ziemlich gleich geblieben. Melancholisch… geheimnisvoll… Er sieht noch besser aus als früher.“ Sie kicherte. Ino musste lachen. „Sakura, es wäre ziemlich erschreckend, wenn er immer noch wie ein Zwölfjähriger aussehen würde. Beziehungsweise es wäre ziemlich erschreckend, wenn du als Ideal männlicher Attraktivität immer noch das Bild eben dieses Zwölfjährigen im Kopf hättest.“ Sakura nickte. „Da hast du wohl Recht…“ „Wie geht es ihm?“, wollte Ino wissen. Sakura zuckte mit den Schultern. „Ich denke, er ist zufrieden. Er lebt mit drei Freunden zusammen in einer WG. Er studiert übrigens Jura, und er arbeitet in einem Club namens Sharingan.“ „Im Sharingan?“, entfuhr es Ino. „Oh, Sakura, wir müssen ihn unbedingt mal auf der Arbeit besuchen, das ist der coolste Club der Stadt!“ Jetzt war es an Sakura die Augen zu verdrehen. „Warum klingt das so, als ob du den Club interessanter findest als Sasuke-kun?“ Statt einer Antwort grinste Ino nur. „Seid ihr schon verabredet?“ Die langsam zurückgewichene Röte kehrte schlagartig wieder in Sakuras Gesicht zurück. „Wir sind nicht verabredet.“, sagte sie schnell. „Nicht mal um als Freunde über alte Zeiten zu reden?“, fragte Ino. Sakura zuckte mit den Schultern. „Ich schätze mal, eine angetrunkene Freundin kam dazwischen.“, meinte sie lächelnd. „Aber wir treffen uns – er hat mir seine Visitenkarte gegeben und ich werde mich noch bei ihm melden. Er kann uns vielleicht mal kostenlos ins Sharingan bringen.“ Ino strahlte. „Das wäre so cool!“ Sakura seufzte. „Interessierst du dich gar nicht für Sasuke-kun?“ Langsam kam Ino zu ihr. „Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen, Sakura. Es ist ganz interessant zu wissen, was aus ihm geworden ist. Aber ganz ehrlich?“ Sie umarmte Sakura und flüsterte etwas in ihr Ohr. Wieder errötete Sakura und mit einem triumphierenden Grinsen ging Ino auf ihr Zimmer. „Ganz ehrlich? Von mir aus kannst du ihn haben.“ „Guten Morgen!“ Suigetsu stöhnte auf, als Karins Stimme durch die Wohnung hallte, dicht gefolgt vom Zuschlagen der Wohnungstüre. „Und, habt ihr ihn endlich aus dem Bett bekommen?“ Suigetsu verdrehte die Augen und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher, während Karin an der Garderobe erst einmal ihren Mantel aufhängte. Danach ging sie zu Sasuke, der mit einem Lehrbuch im Wohnzimmer in einem Sessel saß und Suigetsu Gesellschaft leistete, und setzte sich auf die Armlehne. „Hey, Sasuke.“, begrüßte sie ihn und küsste ihn auf die Wange. „Kommst du voran?“ Er nickte und legte automatisch einen Arm um ihre Taille. „Wie war die Autopsie?“, fragte er. Mit einem Seufzen lehnte Karin sich gegen ihn. „Lungenembolie.“, antwortete sie. „Aber höchstens zwei Drittel haben durchgehalten. Einer ist fast ohnmächtig geworden, als sie den Schädel geöffnet haben.“ „Hey, erspar uns die Details!“, rief Suigetsu. „Was denn?“, fragte Karin amüsiert. „Ist dir schlecht? Kopfschmerzen? Kater?“ „Ja zu allem.“, murrte Suigetsu. „Ich werde nie verstehen, wie du das schaffst… dir Samstag morgens anzusehen, wie sie irgendwelche Leute aufschneiden…“ „Leiche. Nicht Leute. Und im Singular.“, korrigierte Karin. „Müsst ihr nichts sezieren?“ Suigetsu verdrehte die Augen. „Das ist etwas völlig anderes. Wir…“ „Streitet leiser.“, sagte Sasuke abwesend, während er seinem Buch einen verärgerten Blick zuwarf, als ob es irgendwie für seine Konzentrationsprobleme verantwortlich wäre. „Viel zu lernen?“, fragte Karin mitleidig. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Es ist machbar.“, stellte er fest. „Du solltest dich öfter mal entspannen.“, meinte Karin. „Komm doch mal mit zur Rechtsmedizin.“ Suigetsu schnaubte. „Das nennst du entspannend?“ „Entspannender als Staatslehre.“, erklärte Sasuke. „Nächste Woche, Karin.“ Sie verdrehte die Augen. „Das sagst du jede Woche.“ Sasuke sah auf. „Nächste Woche, Karin.“, wiederholte er. Statt einer Antwort begann sie seine Schultern zu massieren. „Du bist viel zu verspannt.“, kommentierte sie. Sasuke seufzte entnervt und verdrehte die Augen, gab aber keinen Protest von sich. Schließlich entspannte er sich unter ihren Händen. Als Karin fertig war, küsste sie ihn kurz. Mit einem Seufzen ließ sie sich dann in seinen Schoß sinken. „Du weißt gar nicht, wie gut du es hast! Ich wünschte, ich müsste nur eine Klausur schreiben…“ „Selbst schuld, wenn du dir so ein Fach aussuchst.“, mischte Suigetsu sich ein. „Wenn du so sehr auf Leichen stehst und kein schweres Studium haben willst, hättest du eben Bestatterin werden sollen.“ „Ich steh überhaupt nicht auf Leichen, du Haifreak!“, schrie Karin. Obwohl seine Kopfschmerzen sich um ein Vielfaches verschlimmerten, grinste Suigetsu. „Jep, deswegen schleppst du dich auch jede Woche zu diesen Autopsien. Soll ich Sasuke für dich abstechen, damit du mehr Spaß mit ihm haben kannst?“ „Halt die Klappe!“, rief Karin und war Suigetsu ein Kissen gegen den Kopf. „Au! Lass das!“, protestierte er. „Ruhe. Beide.“, sagte Sasuke halb abwesend, während er eine Seite umblätterte. Karin warf Suigetsu einen wütenden Blick zu, schwieg aber. Sasuke war in diesem Moment fast dankbar für Suigetsus Kater – andernfalls hätte dieser den Streit vermutlich nicht so schnell nur mit einem leisen Murren beigelegt. Karin stand auf. „Wie auch immer, ich muss noch etwas für Anatomie lernen.“, sagte sie. „Ich weiß nicht, wie du dich in der Nähe dieses Verrückten konzentrieren kannst, aber ich gehe lieber auf unser Zimmer.“ „Es ist einfach, er bewirft mich normalerweise nicht mit Popcorn.“, erklärte Sasuke. „Oooh… fühlst du dich vernachlässigt Sasuke?“, fragte Suigetsu grinsend. „Sobald ich wieder mal Popcorn mache, werde ich dir die gesamte Schüssel über den Kopf schütten, einverstanden?“ Sasuke sah mit hochgezogener Augenbraue von seinem Buch auf. „Sicher.“, sagte er, der Sarkasmus in seiner Stimme unverkennbar. „Du glaubst nicht, dass ich das mache?“, fragte Suigetsu herausfordernd. „Ich glaube nicht, dass du in der Lage bist Popcorn zu machen ohne die Küche in die Luft zu jagen.“, erklärte Sasuke. Karin kicherte. Sie küsste Sasuke noch einmal, bevor sie sich in ihr Zimmer zurückzog. „Wir können zusammen Popcorn machen, wenn du mir nicht glaubst!“, bot Suigetsu an. „Danke, ich verzichte.“, erwiderte Sasuke entschieden. „Ich kann dich auch auf andere Arten nerven…“, begann Suigetsu. Schweigend stand Sasuke auf. „Was denn?“, rief Suigetsu. „Was habe ich so Schlimmes gesagt?“ „Obito erwartet mich in zwanzig Minuten.“, erklärte Sasuke. „Dein Chef? Ich dachte, du hast das Wochenende über frei. Was will er von dir?“, fragte Suigetsu verwundert. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Er sagte nur, dass ich ihn im Uni-Café treffen soll.“ „Okay… vielleicht will er ja, dass ihr zusammen eine Bank ausraubt, oder er will einen Strip-Club aufmachen und sucht Freiwillige…“, überlegte Suigetsu. „Ich bezweifle es. Ich schätze, es geht um irgendeine Familienangelegenheit. Jedenfalls muss ich los.“ Er warf Suigetsu einen skeptischen Blick zu. „Versuch gar nicht erst Popcorn zu machen, klar?“ Suigetsu verdrehte seufzend die Augen. „Nichts darf man hier.“ Sasuke grinste. Sakura war gerade mit Abwaschen fertig, als das Telefon klingelte. Bevor sie auch nur daran denken konnte den Anruf entgegenzunehmen, hörte sie schon Inos Stimme antworten. „Ino Yamanaka, mit wem spreche ich?“ Sakura horchte interessiert, während sie das Geschirr einräumte. Sie war nicht einmal zur Hälfte damit fertig, als sie wieder Inos Stimme hörte – diesmal allerdings das komplette Gegenteil von der vorherigen Fröhlichkeit. „Für wen hält der sich eigentlich?!“ Begleitet wurde der Schrei von einem lauten Geräusch, als Ino das Telefon wohl etwas zu energetisch in die Ladestation rammte. „Alles in Ordnung, Ino?“, fragte Sakura besorgt. „Sakura, wir gehen ins Uni-Cafe! Jetzt!“, wies Ino sie in einem Tonfall an, der keinen Widerspruch duldete. „Was ist denn los? Wer war das am Telefon?“, wollte Sakura wissen. „Sai.“ Der Name war fast gezischt. „Für den Fall, dass ich inzwischen gelernt haben sollte meinen Mageninhalt für mich zu behalten – was angesichts meiner Intelligenz sicher nicht lange dauern sollte – soll ich ihn im Uni-Cafe treffen um mein Handy abzuholen, dass ich in meinem gestrigen Topzustand in seinem Wagen habe liegen lassen.“ Sakura grinste. „Ich dachte, du magst ihn.“ „Wann habe ich das bitte behauptet? Er ist so unhöflich!“, beschwerte Ino sich. Sakura lachte. „Also schön, ich komme mit. Gib mir zwei Minuten.“ „Eine!“, korrigierte Ino sie. Sakura nickte, immer noch lächelnd. „Oh, Ino…“ „Es ist praktisch nur ein Tag, Sasuke. Ich liefere ihn Samstag bei dir ab und bin spätestens Sonntag Abend da um ihn wieder mit heim zu nehmen.“, erklärte Obito fast verzweifelt klingend, obwohl von Sasuke noch keine Einwände gekommen waren. „Tante Sachiko muss in ein Heim und ich habe ihr fest zugesagt, dass ich ihr beim Einzug und allem helfe… dummerweise wurde Rins Schulung vorverlegt, das heißt, wir haben dieses Wochenende niemanden, der auf ihn aufpasst.“ „Was ist mit Kakashi?“, fragte Sasuke. „Er macht Urlaub… mal wieder.“, seufzte Obito. „Ich gebe dir Samstag frei – bezahlt frei, wenn du willst, aber ich brauche unbedingt jemand Zuverlässigen, der auf Tamaki aufpasst.“ Sasuke zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt, wie verrückt es bei uns zugeht?“, fragte er. „Und ausgerechnet uns willst du deinen Sohn anvertrauen?“ Obito lachte. „Mach euch nicht schlimmer, als ihr seid. Im Zweifelsfall hast du das Chaos doch gut unter Kontrolle. Nein, wirklich.“ Er wurde jetzt ernster. „Du bist der Einzige, an den ich mich wenden kann. Sicher, Tante Mikoto würde gerne auf ihn aufpassen… aber ich glaube nicht, dass dein Vater sich mit ihm anfreunden würde. Außer dir und deinen Eltern habe ich hier keine Verwandten, Rins Familie ist sowieso nicht in Reichweite… Bitte, Sasuke. Es ist nur ein Tag.“ Sasuke seufzte. „Ist ja gut.“, sagte er. „Sag aber noch mal Bescheid, bevor du das Balg vorbei bringst.“ „Wie redest du von meinem bezaubernden, braven und absolut perfekt erzogenen Sohn?“, rief Obito mit gespielter Empörung. „Entschuldige“, erwiderte Sasuke, „ich dachte, du sprichst von Tamaki.“ „Ist hier noch frei?“ Beide Uchihas blickten auf und betrachteten den Neuankömmling. „Sai.“, grüßte Sasuke ihn tonlos. „Was führt dich hierher?“ „Ich habe ein Date.“, erklärte Sai lächelnd. „Was?!“ Obito starrte ihn ungläubig an. „Mit dem Mädchen von gestern, das so strikt darauf bestanden hat, dass es sich nicht um ein Date handelt?“, fragte Sasuke nach. Sai nickte. „Ich habe ihr Handy in meinem Auto gefunden.“, erklärte er. Sasuke deutete auf einen der freien Stühle als stumme Aufforderung, der Sai ohne Zögern nachkam. „Und, was macht ihr hier? Familientreffen?“, fragte er lächelnd. „Geht dich nichts an.“, erwiderte Sasuke, bevor Obito, der schon den Mund geöffnet hatt, etwas sagen konnte. Sai schien das nichts auszumachen. Nachdem sie eine Weile schweigend da gesessen waren, meldete Obito sich doch noch einmal zu Wort. „Wann kommt dieses Mädchen denn?“ „Ich schätze, sie wird jeden Moment hier sein.“, antwortete Sai. Er blickte zur Tür. „Ah, sieht so aus, als hätte ich Recht gehabt.“ In der Tat kam Ino ins Café gestürmt – und wie Sasuke bemerkte, hatte sie Sakura im Schlepptau. Sai winkte ihr zu und die Mädchen bewegten sich in ihre Richtung. Ino steuerte direkt auf Sai zu und streckte ihre Hand aus. „Mein Handy bitte.“ „Es war mir eine Freude.“, erwiderte Sai und gab es ihr. „Darf ich die Dame auf eine Tasse Kaffee einladen?“ Ino zögerte kurz, dann nickte sie lächelnd. „Von mir aus gerne, was sagst du, Sakura?“ Die war zu sehr damit beschäftigt Sasuke anzustarren und zuckte fast zusammen, als Ino sie ansprach. „Klingt gut.“, sagte sie sofort. „Hallo, Sasuke-kun.“ Sasuke nickte ihr zu. „Sakura. Ino.“ „Hi, Sasuke-kun.“, meinte Ino und lächelte ihn an. „Es ist schon eine Weile her… hast dich gut entwickelt.“ Wieder nickte Sasuke und die Mädchen besetzten die übrigen beiden Stühle. „Du scheinst die Damen schon zu kennen…“, begann Obito. „Sakura Haruno, Ino Yamanaka.“, erklärte Sasuke. „Aus Konoha.“ „Alte Freundinnen von dir?“, fragte Obito. „Sakura war mit ihm befreundet.“, antwortete Ino schnell. „Wir waren in derselben Klasse. Und Sie sind…?“ „Ich bin Obito. Obito Uchiha.“, antwortete er. „Sasuke und ich sind Cousins. Freut mich euch kennen zu lernen. Schön zu sehen, dass Sasuke doch noch Kontakte nach Konoha hat.“ Ino zog ihre Augenbrauen hoch und sah Sasuke fast amüsiert an, worauf der aber nicht reagierte. „Und natürlich hat er praktischerweise vergessen zu erwähnen, dass ihm das Sharingan gehört.“, fügte Sasuke hinzu. „Wirklich? Das ist ja so cool!“, rief Ino begeistert. „Ich kann dich jederzeit ins Sharingan einladen, solange du versprichst deinen Mageninhalt für dich zu behalten.“, sagte Sai lächelnd. Ino öffnete gerade den Mund, als sich eine weitere Stimme einmischte. „Ino?“ Überrascht wandte sie sich um. Der Kellner war an ihren Tisch herangetreten und sah sie leicht überrascht an. Ino schluckte. Sie spürte ein allzu bekanntes Gefühl der Wärme in ihrem Gesicht. „Shikamaru?“ Kapitel 4: Distanz ------------------ Natürlich kannte Sakura das Konzept des peinlichen Schweigens. Sie hatte es auch schon oft genug in der Praxis erlebt. Nur in Verbindung mit Ino hatte sie es sich nie vorstellen können. Ihre aktuelle Situation war wohl so nahe an dieser Verbindung, wie überhaupt möglich. Ino sah Shikamaru mit leicht geweiteten Augen an, ein Hauch mehr Farbe in ihrem Gesicht als sonst, während Shikamarus Blick kaum merklich zwischen ihr und Sai hin und herhuschte. Es wäre ein gutes peinliches Schweigen geworden… Wenn Sai nicht dabei gewesen wäre. Ohne auf die offensichtliche Spannung zu achten, streckte er eine Hand aus und lächelte. „Hallo! Ich bin ihr Date.“, erklärte er. Für ein paar Sekunden schien das Schweigen sich noch einmal auszubreiten, aber… „Was?!“, rief Ino and starrte ihn ungläubig an. „Äh…“ Shikamaru sah jetzt offensichtlicher zwischen den beiden hin und her. „Er redet nur Unsinn, wir sind nicht auf einem Date, er hat mir nur mein Handy zurückgegeben.“, erklärte Ino schnell. Shikamaru wirkte leicht planlos. „Ich habe ja gar nicht…“ „Dass sie auf unserem letzten Date verloren hat.“, ergänzte Sai, immer noch lächelnd. Ino warf ihm einen bösen Blick zu. „Eigentlich wollte ich nur…“, versuchte Shikamaru es wieder. „Hör nicht auf ihn, Shikamaru. Und überhaupt, was machst du hier eigentlich?“, fragte Ino, die eine Chance witterte, wieder die Kontrolle über das Gespräch zu gewinnen. „Ich bin eigentlich hier, um eure Bestellung aufzunehmen.“, beendete Shikamaru endlich seinen Satz. „Das sehe ich.“, meinte Ino mit einem Blick auf die dunkle Schürze, die Shikamaru trug. „Seit wann arbeitest du hier?“ „Ein paar Wochen...“, begann Shikamaru. „Warum hast du mir davon nie etwas erzählt?“, bohrte Ino sofort nach. Shikamaru seufzte. Er war es bereits gewöhnt, bei Ino kaum zu Wort zu kommen. Ino sah ihn erwartungsvoll an und ließ zur Untermalung ihre Fingernägel über die Tischplatte trommeln. „Es ist unwichtig.“, beantwortete Shikamaru schließlich ihre Frage. „Wann hast du heute frei?“, fragte Ino. „Meine Schicht hat gerade angefangen.“, antwortete Shikamaru. Er zögerte, dann stellte er endlich die Frage, die zu erwarten gewesen war. „Wer ist das?“ Sai lächelte. „Wie schon gesagt, ich bin ihr Date.“, wiederholte er. „Er ist Photograph.“, stellte Ino klar. Jetzt weiteten sich Shikamarus Augen sichtlich. „Photograph? Wie genau hast du einen Photographen kennen gelernt, Ino?“ „Über eine Anzeige.“, antwortete Sai sofort. „Für private Photos.“ „Was?“, riefen sowohl Ino als auch Shikamaru ungläubig. „So ein Unsinn! Hör nicht auf ihn!“, protestierte Ino sofort. „Ich habe an einem Casting teilgenommen. Ein seriöses Casting, von Dei-Fashion. Und er hat eben zufällig die Photos bei diesem Casting gemacht.“ Shikamaru wirkte immer noch skeptisch. „Du bist über eine Anzeige zu dem Casting gekommen, und da es nur Probephotos sind, werden sie nicht veröffentlicht, sind also privat.“, erläuterte Sai. „Du bist unmöglich.“, fauchte Ino. Sakura konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Armer Shikamaru…“, murmelte sie Sasuke zu. „Er ist völlig verwirrt…“ „Zu Recht.“, stellte Sasuke fest. „Um den armen Jungen wenigstens etwas von seiner Verwirrung zu erlösen… ich zahle dann. Tut mir Leid, Sasuke, aber ich hab noch einen Termin… das geht auf mich.“, sagte Obito und holte sein Portemonnaie aus der Jackentasche. „Aber du bleibst noch etwas, oder, Sasuke-kun?“, fragte Sakura hoffnungsvoll, während Obito zahlte. Sasuke runzelte die Stirn – Begeisterung schien der Vorschlag bei ihm nicht auszulösen. „Na komm schon, Sasuke.“, mischte Obito sich lachend ein. „Könntest du dieser bezaubernden jungen Dame etwas abschlagen?“ Der Blick, den Sasuke ihm zuwarf, besagte eindeutig, dass er das durchaus könnte. „Es ist ja nicht so, als ob es ein Date wäre.“, sagte Sakura, etwas ermutigt von Sais Art der Gesprächsführung. Die Falten in Sasukes Stirn wurden tiefer. „Das hoffe ich doch.“, erwiderte er. Obito grinste. „Ein Date, hm? Ich wette, deinem Vater wurde die Aussicht gefallen.“ Sasuke verdrehte die Augen. „Er hat mir angeboten, mir ein Appartement zu kaufen und alle meine Ausgaben zu übernehmen.“, sagte er. Aus irgendeinem Grund klang er darüber nicht begeistert sondern fast angewidert. Obito lachte. „Er wird es immer wieder versuchen, oder?“ Sasukes linker Mundwinkel zuckte nach oben – kein Grinsen, aber eine Andeutung davon. „Uchihas geben wohl nie auf…“, meinte er. Bis auf seinen Bruder – aber Sakura hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das laut auszusprechen. „Ich würde das Angebot sofort annehmen…“, murmelte Shikamaru. „Dann wäre ich diesen Job hier los… So was von…“ „Anstrengend?“, vollendete Ino den Satz und zwinkerte ihm zu. Shikamaru nickte. „Und um den kümmere ich mich wohl besser… Was wollt ihr trinken?“ „Ein Cappuccino.“, antwortete Sakura sofort. Sasuke verdrehte noch einmal die Augen. „Kaffee. Schwarz.“, sagte er knapp. Sai öffnete den Mund, schloss den aber wieder, als Ino ihm heftig auf den Fuß trat. „Wir wollten dann auch gehen, richtig?“, fragte sie und schenkte ihm das gleiche Lächeln, das er ständig auf den Lippen zu haben schien. Sai legte den Kopf schief. „Natürlich wollten wir das.“, stimmte er ihr zu, stand auf und bot ihr einen Arm an, den Ino aber souverän ignorierte. „Bis später, Sakura!“, sagte sie. „Shikamaru… wir sehen uns.“ Shikamaru blickte ihr mit gerunzelter Stirn hinterher, als sie mit Sai das Café verließ. „Was war das?“ Sakura zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht ganz sicher…“, meinte sie. Shikamaru seufzte. „Anstrengendes Weib…“, murmelte er. „Ich bring euch gleich euren Kaffee…“ „Ich lasse euch dann auch mal alleine.“, sagte Obito und stand auf. „Ich werde Tamaki sagen, er soll sich benehmen.“ Sasuke nickte. „Sollte er besser. Wir sehen uns Dienstag.“ „Wer ist Tamaki?“, fragte Sakura, als sie alleine mit Sasuke am Tisch saß. „Sein Sohn.“, antwortete er. Als er Sakuras neugierigen Blick bemerkte, seufzte er. „Er braucht jemanden, der nächstes Wochenende auf seinen Sohn aufpasst.“ Ein Lächeln breitete sich auf Sakuras Gesicht aus. Es gefiel ihr, dass Sasuke wenigstens von Zeit zu Zeit seine Angewohnheit ablegte, so einsilbig wie möglich zu antworten. „Er vertraut dir am meisten, oder?“, fragte sie. Sasuke schnaubte verächtlich. „Davon abgesehen, dass ich der Einzige seiner Verwandten bin, der noch mit ihm spricht…“ „Was? Warum das denn?“, wollte Sakura wissen. Sasuke seufzte. „Unwichtig.“, sagte er abwehrend. „Aber…“, begann sie. „Was hat er denn getan?“ Sasuke zögerte, als ob er überlegte, ob er mit ihr darüber sprechen sollte. Schließlich entschied er sich. „Es geht dich nichts an, Sakura.“, sagte er ruhig. Sie seufzte. „Verstehe…“, murmelte sie. Eine Weile lang schwiegen sie, bis Shikamaru mit dem Kaffee zurückkam. Sobald er die Tassen abgestellt hatte, drückte Sasuke ihm einen Schein in die Hand. „Stimmt so.“, meinte er knapp. Sakura nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. Der Cappuccino war gut, mehr als gut… im Gegensatz zu ihrer Situation. Warum konnten sie nicht normal miteinander reden? Mussten sie immer auf ein Thema stoßen, über das sie nicht sprechen konnten? Wenigstens schien auch Sasuke sich nicht wohl zu fühlen. Er hatte die Stirn in leichte Falten gelegt, als würde er nachdenken, während er gelegentlich an seinem Kaffee nippte… „Du hattest heute morgen eine Vorlesung, oder?“, fragte er schließlich. Sakuras Lächeln kehrte zurück, als ihr klar wurde, worüber er nachgedacht hatte… er hatte nach einem Gesprächsthema gesucht! „Nein, heute nicht.“, antwortete sie. „Samstags ist nur die Gerichtsmedizin… das ist zum Glück nicht verpflichtend.“ Sie schauderte. „Ich habe ja kein Problem mit der Praxis, aber das ist irgendwie gruselig…“ „Musst du dich daran nicht gewöhnen?“, fragte Sasuke. Sakura seufzte. „Ja, natürlich. Das werde ich auch noch… aber… ich war mal bei einer der Vorlesungen und der Autopsie danach… die Leute werden so… so objektiviert! Überhaupt kein Respekt gegenüber dem Menschen…“ „Leichen. Nicht Menschen.“, verbesserte Sasuke sie. „Es sind Menschen!“, rief Sakura. „Und sie haben auch im Tod Respekt verdient!“ „Es sollte genug Respekt sein, dass jemand die Ursache ihres Todes wissen will.“, entgegnete Sasuke. Sakura konnte nicht glauben, was sie hörte. Obwohl… es passte zu ihm, wirklich. Sasuke war schon immer so nüchtern gewesen. Trotzdem… „Ich finde, man sollte sie etwas respektvoller behandeln…“, sagte sie leise. „Es lässt sich nicht ändern.“, erwiderte Sasuke. Sakura seufzte. „Ich kann es trotzdem versuchen, oder?“ Er zuckte mit den Schultern. Wieder schwiegen sie. „Sag mal, Sasuke-kun…“, begann Sakura nach einer Weile. „Was hast du vorhin gemeint?“ „Wann?“, fragte er tonlos. „Als du gesagt hast, dass dein Vater dir alles bezahlen will… Du hast so geklungen, als wäre das etwas Schlechtes…“ Diesmal musste er nicht nachdenken. „Das geht dich nichts an.“ „Aber Sasuke-kun…“, versuchte sie es noch einmal. „Mein Vater erklärt sich bereit, sämtliche Ausgaben zu übernehmen – daran knüpft er eine Bedingung, auf die ich nicht eingehen werde. Ende der Geschichte.“, sagte er scharf. „Was für eine Bedingung?“, hakte Sakura nach. Sasuke atmete tief ein und ließ die Luft in einem entnervten Stöhnen entweichen. „Ich sagte doch, dass es dich nichts angeht.“ Sakura überlegte, ob sie schmollen sollte – aber das würde sie keinen Schritt weiterbringen. Vielleicht sollte sie eine andere Taktik anwenden… „Wir kennen uns schon so lange…“, begann sie. „Nein.“, erwiderte Sasuke. „Was?“, entfuhr es ihr. Bestimmt hatte sie etwas falsch verstanden… er hatte ihre Taktik durchschaut und wollte sie sofort abwürgen… „Wir kennen uns nicht lange, Sakura.“, sagte Sasuke ruhiger. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sie musste sich verhört haben… er musste das anders gemeint haben… „Wie… wie kannst du das sagen?“, fragte sie ungläubig. „Weil es die Wahrheit ist.“, antwortete Sasuke ungerührt. „Wir sind nicht seit frühester Kindheit miteinander befreundet, Sakura. Wir waren in Konoha nicht mal ein Jahr lang Freunde. Wir haben uns sechs Jahre lang nicht gesehen. Wir kennen uns nicht, Sakura! Nur, weil wir vor ein paar Jahren befreundet waren, hast du kein Recht darauf, jedes Detail über mein Leben zu erfahren.“ Sakura schluckte. Sie konnte kaum atmen. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Wie konnte er so mit ihr sprechen? Es war… grausam… und so verdammt ehrlich… Naruto wusste bestimmt alles… Wenigstens hatte er genug Anstand, sich unter ihrem fassungslosen Blick etwas unwohl zu fühlen. Er öffnete den Mund, als ihn plötzlich etwas ablenkte. „Entschuldige.“, sagte er und fischte ein Handy aus der Hosentasche. „Ja?“ Sakura konnte nicht glauben, dass sie am Morgen noch so gut gelaunt gewesen war… Und jetzt? Es war unfair… Warum war ausgerechnet Sasuke in der Lage, sie so herunterzuziehen? Ausgerechnet er, der es auch ohne zu zögern tun würde, ohne überhaupt zu bemerken, dass er es tat? „Er hat was?!“, rief Sasuke ungläubig. „Das ist nicht dein Ernst!“ Er schwieg, um dem Anrufer zuzuhören. Seine Augen weiteten sich merklich. „Geht es ihr gut?“, fragte er. Sakura konnte nicht glauben, was sie hörte – in Sasukes Stimme lag eindeutig Besorgnis. Und dann schlich sich der leiseste Anflug eines Lächelns auf sein Gesicht. „So schlimm kann es also nicht sein. Gut… ich bin unterwegs.“ Er wandte sich wieder Sakura zu. „Ich muss los. Suigetsu hat versucht, die Küche in die Luft zu jagen.“ „W-was?“, stotterte Sakura. Das ging zu schnell! Sasuke konnte nicht einfach all diese Dinge zu ihr sagen und dann einfach verschwinden. „Ich rufe dich an.“, sagte Sasuke sachlich. „Wir sehen uns, Sakura.“ Und schon verließ er mit eiligen Schritten das Café. Seine Tasse war immer noch halbvoll. Sakura seufzte. Was Sasuke tat und sagte, traf sie immer noch – oder schon wieder – genauso wie früher. Hieß das, dass sie immer noch – schon wieder… in ihn… „Oh nein…“, murmelte sie, während sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Nicht schon wieder! „Und, was möchtest du noch machen – jetzt, wo unser Date sich erfreulicherweise verlängert hat?“ Ino seufzte. „Sai, das ist kein Date.“, erklärte sie. „Das war eine Ausrede, um nicht aufzufallen, wenn ich so schnell verschwinde.“ Sai zog eine Augenbraue hoch. „Bei diesem überhasteten Aufbruch glaube ich nicht, dass es irgendjemandem hätte auffallen können.“, stellte er fest. „Ach sei still.“, murrte Ino. „Nun, noch könnte das wirklich ein Date werden – dann hättest du zumindest keine Lüge zu verantworten.“, schlug Sai lächelnd vor. „Ich habe nicht gelogen! Ich meine…“ Ino stockte. „Okay, ich habe gelogen. Und?“ „Nichts, es ist nur interessant – warum hast du gelogen?“, fragte Sai. Er legte den Kopf schief. „Das war nicht dein Freund, oder?“ „W-was?“, rief Ino, ein Hauch von Röte im Gesicht. „Nein, natürlich nicht!“ „Ex-Freund?“, hakte Sai weiter nach. „Nein!“, erwiderte Ino sofort. „Nein… Das ist nur… nur Shikamaru.“ „Ah, natürlich. Shikamaru. Wie konnte ich das nicht erkennen?“, sagte Sai leise lachend. Ino seufzte. „Shikamaru ist mein bester Freund. Außerdem hat mein Vater ihn praktisch dazu erpresst, auf mich aufzupassen.“ „Und dein Vater hätte natürlich etwas gegen ein Date einzuwenden?“, fragte Sai. Ino zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ich glaube, das Problem liegt nicht an einem Date sondern einfach an dir.“ „Das war verletzend.“, meinte Sai, offensichtlich ungerührt. Ino lachte. „Du wirst es überleben. Jedenfalls ist es besser, wenn Shikamaru dich möglichst nicht kennen lernt – bei dir könnte ich ihm noch nicht mal einen Vorwurf machen, wenn er überbesorgt wird.“ „Ich könnte jetzt schmollen.“, sagte Sai. „Wirst du aber nicht.“, erwiderte Ino lächelnd. Sai nickte. „Korrekt.“ „Suigetsu.“ Der Name kam fast schon als ein Knurren über Sasukes Lippen, als er das Wohnzimmer ihrer WG betrat. Mit einem nervösen Lachen sah Suigetsu auf. „Weißt du… das ist eine lustige Geschichte…“, begann er. Sasukes Blick brachte ihn zum Schweigen. Die Küche war ein Desaster. Angekohltes Popcorn bedeckte den Boden, die Küchenrolle und einige Topflappen waren verbrannt, die Pfanne, in der Suigetsu versucht hatte, das Popcorn zu machen, war vermutlich nicht mehr zu retten, zwei Stühle waren bei den Löschversuchen umgeworfen worden… „Ich glaube mich zu erinnern, dir explizit verboten zu haben, Popcorn zu machen.“, sagte Sasuke mit gefährlich ruhiger Stimme. „Naja… ich dachte mir, was kann schon passieren…“, meinte Suigetsu verlegen. „Du meinst davon abgesehen, dass du die Küche gesprengt hast?“, fragte Sasuke. „Ich habe sie nicht gesprengt, nur beinahe… abgefackelt.“, protestierte Suigetsu. „Stillhalten.“, ermahnte Juugo ihn ruhig. Suigetsu wirkte bemitleidenswert, wie er da auf dem Sofa saß. Sein Gesicht war schwarz, seine Hände waren verbrannt, und einige Haarsträhnen waren angesengt worden. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass er es selbst zu verschulden hatte, fiel das Mitleid seiner Mitbewohner eher gering aus. Nur Juugo machte seinem Ruf als sanfter Riese wieder alle Ehren und rieb Suigetsus Hände gerade mit Brandsalbe ein. „Wir haben es doch wieder unter Kontrolle bekommen!“, versuchte Suigetsu sich zu verteidigen. Sasukes Augen verengten sich noch weiter. „Es… wird nicht wieder vorkommen?“, schlug Suigetsu vor. „Besser wäre es für dich.“, sagte Sasuke kalt. „Karin.“ Sie sah von dem Verband auf, den sie gerade um ihre Hand wickelte. „Es geht mir gut. Nur leichte Verbrennungen an der Hand.“ Sasuke trat näher zu ihrem Sessel. „Was ist passiert?“, fragte er. „Das Öl hat angefangen zu brennen.“, erklärte Karin. „Der Idiot hat Panik bekommen, Wasser drüber geschüttet, das Popcorn ist in alle Richtungen geflogen, wir hatten eine Stichflamme. Ich hab ihn weggezogen, bin ausgerutscht und wollte mich abstützen – habe aber leider den Herd getroffen.“ Sasuke nahm ihr den Verband aus der Hand und begann, ihn weiter um ihre Hand zu wickeln. „Lass ihn das nächste Mal selbst damit fertig werden.“, sagte er ruhig, als er das Material verknotete. Kurz ließ er seine Hand auf ihrer ruhen, dann legte er sie auf Karins Wange und sah ihr in die Augen. Noch einmal dieselbe, stumme Frage. Karin nickte. Vermutlich war sie die Einzige, die Sasukes erleichtertes Ausatmen bemerkte. „Suigetsu, heute Abend ist die Küche wieder im vorherigen Zustand.“, wandte er sich an den Verursacher dieser Katastrophe. „Was? Aber meine Hände!“, rief Suigetsu. „Vielleicht merkst du es dir dann ja.“, erwiderte Sasuke ungerührt. Er sah Karin wieder in die Augen. „Komm.“, sagte er leise und ging zu ihrem Zimmer. Karin folgte ihm. Bevor er die Tür hinter ihnen schloss, wandte er sich noch einmal an Juugo. „Und du wirst es ihm nicht abnehmen.“ Juugo nickte, und zufrieden gestellt schloss Sasuke die Tür. „So ein Sklaventreiber!“, schrie Suigetsu wütend. Juugo lächelte. „Du weißt, dass es deine eigene Schuld ist.“ Suigetsu sank im Sofa zusammen. „Und er ist trotzdem ein Sklaventreiber!“ Kapitel 5: Ehrlichkeit ---------------------- Lieber Naruto, du wirst nicht glauben, wen ich wieder getroffen habe: Sasuke Uchiha. Du erinnerst dich doch an ihn, oder? Unseren besten Freund, der vor sechs Jahren weggezogen ist? Dessen Verschwinden mich beinahe in Depressionen gestürzt hat? Und mit dem du die letzten Jahre Kontakt gehalten hast? OHNE MIR ETWAS DAVON ZU SAGEN?! Sakura seufzte und löschte den gesamten Text wieder. Das war kein guter Beginn für eine Mail… und sie wollte Naruto auch nicht vor den Kopf stoßen. Vielleicht sollte sie es anders formulieren… Lieber Naruto, ich freue mich sehr, dass du es geschafft hast, mit Sasuke Kontakt zu halten, aber könntest du mir bitte erklären, warum du mir nie etwas davon gesagt hast?! Wieder seufzte sie und löschte den Text. Nein, das war auch nicht die richtige Vorgehensweise… Hey, Naruto, vielen Dank auch, dass du mir nie Sasukes Mail-Adresse gegeben hast, damit ich irgendeine Form von Kontakt halten kann – jetzt hasst er mich und glaub, ich habe kein Recht mehr, irgendwie an seinem Leben teil zu haben. VIELEN DANK!!! …vielleicht sollte sie ihm erst später antworten. Eine Mail an Naruto war definitiv nicht die richtige Art, um ihre Frustrationen abzureagieren. Sollte er ihr aber vor die Augen kommen… Nein! Sakura musste sich beruhigen. Es war nicht Narutos Schuld. Sie hätte selbst eine Möglichkeit finden können, wieder mit Sasuke Kontakt aufzunehmen. Und Naruto konnte auch nichts dafür, dass Sasuke sich nicht bei ihr gemeldet hatte. Genau genommen wäre es von seiner Seite aus sogar extrem einfach gewesen. Er hätte nur Naruto nach einer Mailadresse fragen müssen, oder ihr wenigstens einen Gruß ausrichten lassen. War sie denn wirklich so unwichtig, dass er sich nicht einmal diese geringe Mühe machen wollte? „Ich bin wieder zu Hause!“ Sakura blickte von ihrem Computer auf, als sie Inos Stimme hörte. Kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet und ihre Freundin trat ein. „Und, wie war dein Date?“, fragte Sakura. „Es war kein Date.“, erwiderte Ino. „Nur eine Ausrede, um möglichst schnell da wegzukommen.“ „Warum eigentlich?“, hakte Sakura nach. „Weil er unhöflich ist und sich viel zu viel einbildet.“, erklärte Ino. Sakura lächelte leicht. „Ich wollte eigentlich wissen, warum du vor Shikamaru fliehen musstest.“ „Was? I-ich… Unsinn, ich wollte… ich wollte dich und Sasuke-kun nicht stören, damit ihr eure alte Freundschaft wieder auffrischen könnt.“ Es war beeindruckend, dass Ino bei dieser Lüge nicht mal rot wurde – und deprimierend, wie allein die Erwähnung von Sasukes Namen ausreichte, um die vorherige Heiterkeit wieder zunichte zu machen. Trotzdem würde sie nicht so schnell locker lassen. „Versuch es gar nicht erst, Ino. Du bist rot geworden, als du Shikamaru gesehen hast – nur ein bisschen, aber für mich hat es gereicht. Also, was ist das Problem?“ Ino schüttelte den Kopf. „Es gibt kein Problem, Sakura.“, sagte sie bestimmt. „Und warum bist du dann so schnell mit Sai abgehauen?“, fragte Sakura noch einmal. Ino seufzte. „Ich… ach, ich weiß auch nicht…“ „Ich hatte wirklich gedacht, dass du über ihn hinweg wärst…“, begann Sakura. „So wie du über Sasuke-kun?“, unterbrach Ino. Ihr Blick wurde weicher, als sie das Zusammenzucken ihrer Freundin bemerkte. „Tut mir Leid…“, murmelte sie. Sakura schüttelte den Kopf. „Ist schon okay. Also, was ist mit Shikamaru?“ Ino zuckte mit den Schultern. „Nichts, wirklich. Es ist nur… ich habe ihm gesagt, dass ich mir erst mal keinen Freund zulegen will…“ Sakura runzelte die Stirn. „War das bevor oder nachdem du so unglücklich in ihn verliebt warst?“ „Ich war nicht unglücklich verliebt!“, protestierte Ino. „Ich war in ihn verliebt, und habe mich nicht getraut, es ihm zu sagen – bis er mir dann plötzlich seine Freundin vorgestellt hat.“ Sakura schauderte, als sie sich daran erinnerte… Ino war danach zwei Tage lang ein Wrack gewesen. Am dritten Tag hatte sie dann beschlossen, dass Liebeskummer und Selbstmitleid nicht zu ihr passten, hatte ihr Gesicht gewaschen, ihre Haare frisiert, Make-up aufgetragen, ein neues Outfit angelegt und war voller Selbstbewusstsein und Enthusiasmus in der Schule erschienen. Vermutlich hatte niemand außer Sakura überhaupt gemerkt, dass es ihr schlecht ging. „Und wann hast du ihm dann gesagt, dass du erst mal solo bleibst?“, fragte Sakura. Ino senkte den Blick. „Als er mich gefragt hat, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehen will.“ Sakuras Augen weiteten sich. „Du hast ihm einen Korb gegeben? Aber… aber du warst doch mit ihm auf dem Abschlussball!“ Ino nickte. „Ich habe ja auch zugesagt, aber danach habe ich ihm erklärt, dass es kein richtiges Date ist.“ „Und warum?“, fragte Sakura. Ino zuckte mit den Schultern. „Zu dem Zeitpunkt waren wir wieder beste Freunde, und wenn wir nur als Freunde auf den Ball gehen, habe ich nicht das Gefühl ihn beeindrucken zu müssen oder wieder in alte Gefühle zurückzufallen, die schon einmal nichts gebracht haben. Nichts gegen dich…“ Sakura verdrehte die Augen. „Ja, ist gut, ich bin eine Idiotin, weil ich mich wieder in Sasuke-kun verliebt habe.“ „Hast du?“, rief Ino und strahlte plötzlich. „Wirklich? Erzähl!“ „Von wegen, wir waren hier noch nicht fertig.“, erwiderte Sakura. „Okay, du hast Shikamaru erzählt, dass du keinen Freund haben willst, also wolltest du nicht, dass er Sai für deinen Freund hält – was man dir wirklich nicht verübeln kann. Aber musstest du gleich so fliehen?“ Ino senkte den Blick. „Ich… ich habe überreagiert.“, murmelte sie. „Ich habe Shikamaru schon eine ganze Weile lang nicht gesehen… dann taucht plötzlich Sai auf und redet die ganze Zeit von Dates, und plötzlich steht Shikamaru wieder vor mir…“ „Bist du in ihn verliebt?“, fragte Sakura. Ino schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, das bin ich nicht. Ich… habe mich nur daran erinnert, in ihn verliebt zu sein. Und warum ich in ihn verliebt war. Das heißt nicht, dass das immer noch die gleichen Gefühle sind, aber ein Teil davon ist immer noch da. Es ist… kompliziert, und da dachte ich, ich verschwinde lieber.“ Zu ihrer Überraschung umarmte Sakura sie. „Das verstehe ich, Ino. So ging es mir ja auch.“ „Aber du hast dich gleich wieder verliebt, richtig?“, fragte Ino. Sakura seufzte. „Ja.“, gab sie zu. „Ich habe mich wieder in ihn verliebt.“ „Das klingt bei dir so, als wäre es etwas Schlechtes.“, bemerkte Ino. „Die Dinge haben sich geändert, Sakura. Sasuke-kun ist inzwischen deutlich erwachsener geworden – und vermutlich hat er in der Zwischenzeit auch tatsächlich Interesse am weiblichen Geschlecht entwickelt.“ Sakura lachte humorlos. „Vermutlich… aber… ich habe überhaupt keine Verbindung mehr zu ihm. Er hat es selbst gesagt, wir kennen uns praktisch nicht mehr. Und er hat sich nicht einmal darum bemüht, Kontakt zu mir aufzunehmen… Naruto und er haben sich ständig geschrieben!“ „Na und?“, erwiderte Ino. „Die beiden sind sowieso immer zusammen gehangen. Vergiss einfach, was vorher war. Denk nicht an die Jahre, in denen ihr keinen Kontakt hattet, und vergiss auch zu einem gewissen Punkt, wie ihr befreundet wart. Erinnere dich einfach daran, dass ihr eine schöne Vergangenheit zusammen habt, und dass es eine Lücke zum Heute gibt. Die lässt sich nicht mehr füllen oder wegerklären, sie ist da. Akzeptier sie und bau eine neue Verbindung. Ein bisschen wird dir eure alte Freundschaft dabei helfen, solange du nicht so tust, als hätte sie bis heute angehalten.“ Sakura sah Ino mit großen Augen an. „Meinst du… meinst du, das könnte funktionieren?“, fragte sie. Ino zwinkerte ihr zu. „Versuch es. Ich bin mir sicher, dass du dieses Mal eine bessere Chance hast… immerhin hast du mich jetzt nicht mehr als Rivalin.“ Sie begann zu lachen und Sakura stimmte mit ein. Eigentlich sah doch nicht alles so schlimm aus. Lieber Naruto, eigentlich sollte ich mir wohl Sorgen machen, wenn du alleine mit Jiraiya in Las Vegas herumziehst, trotzdem bin ich froh, dass du wenigstens ein paar Informationen bekommst. Natürlich sind das noch keine Hinweise, aber sei geduldig, dann wirst du bestimmt noch auf welche stoßen. Ich würde dir ja raten, nicht aufzugeben – allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass du dazu überhaupt in der Lage wärst, von daher bin ich zuversichtlich. Sei nur nicht zu ungestüm, wenn du in den Casinos auf Jiraiya wartest. Es wäre zu schade, wenn du pleite wärst oder Schulden machst und dann dort festgehalten wirst – vor allem, da dein aktueller Rechtsbeistand gerade erst im ersten Semester ist. Ich kann mir genau vorstellen, wie überrascht du jetzt aussiehst. Ja, ich habe hier in Oto Sasuke-kun getroffen. Eigentlich war ich schon etwas sauer, als ich gehört habe, dass ihr beide die ganze Zeit über Kontakt gehalten habt, ohne mir etwas davon zu sagen. Aber das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern, also warum sich beschweren? Ich muss sagen, er sieht genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hätte – erwachsener, natürlich, aber sehr verändert hat er sich nicht… naja, das weißt du vermutlich besser als ich. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich ihn wieder getroffen habe. Ich weiß, die alten Tage mit uns als Trio sind es nicht mehr, aber er hat mir wirklich gefehlt. Und wer weiß – vielleicht habe ich ja dieses Mal sogar eine Chance bei ihm? Du kannst mir die Daumen drücken, immerhin drücke ich sie auch für dich, damit du nicht völlig pleite aus den Casinos geschleift werden musst. Also dann, pass bloß gut auf dich auf und lass dich von deinem Opa nicht in Schwierigkeiten bringen, okay? Liebe Grüße, Sakura. „Das ist gut genug, oder?“ Juugo betrachtete mit einem Stirnrunzeln die Küche. „Suigetsu…“, begann er. „Das war ein Ja, richtig?“, unterbrach sein Mitbewohner. Juugo seufzte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sasuke nicht nur gemeint hat, dass du das Popcorn beseitigen und die Stühle wieder hinstellen sollst.“ „Was denn noch?“, murrte Suigetsu. Juugo legte den Kopf schief. „Du könntest versuchen, die Pfanne wieder frei zu kratzen… und der Ruß an der Wand könnte auch noch verschwinden. Die Überreste der Topflappen müssen weg. Der Boden muss gewischt werden, genau wie der Herd, die Spüle, die Hälfte aller Oberflächen…“ „Ist ja gut, ist ja gut.“ Suigetsu seufzte theatralisch. „Damit ist es wohl endgültig bewiesen… ich tauge nichts in der Küche.“ Juugo lachte leise. „Das hat auch niemand bezweifelt, Suigetsu.“ „Tja, und wieder sind die alten Geschlechterrollen bewiesen – wir sollten das Kochen ab jetzt eindeutig Karin überlassen!“, schloss Suigetsu und grinste Juugo an, als ob er mit dessen Zustimmung rechnete. Stattdessen runzelte der nur die Stirn. „Karin? Warum? Stimmt etwas nicht mit meinem Essen?“ Suigetsu verdrehte die Augen. „Ich habe einen Witz gemacht. Als ob ich irgendwas probieren würde, was von der Hexe kommt… Lebensmittelvergiftung ist echt nicht so weit oben auf meiner Prioritätenliste.“ Wieder lachte Juugo sanft. „Merkt man.“, stellte er mit einem Blick auf die verkrustete Pfanne fest. Der halb verbrannte Topflappen traf ihn ins Gesicht. „Ach, halt die Klappe…“, murrte Suigetsu. „Wie soll ich das überhaupt wieder sauber bekommen?“ Juugo seufzte. „Du weißt, was Sasuke gesagt hat.“ „Er ist nicht hier…“, meinte Suigetsu. „Also?“ Juugo verdrehte die Augen. „Also schön, also schön. Hol das Konzentrat aus dem Schrank, wir versuchen erst mal die Pfanne zu retten.“ „Ha!“ Suigetsu stieß triumphierend die Faust in die Luft. „Geschafft! Okay, bin gleich wieder da.“ Juugo lächelte sanft. Er konnte sich ein Leben ohne das alltägliche Chaos in dieser WG wirklich nicht vorstellen. Er begann, Putzmittel und Wasser in einen Eimer zu füllen, damit Suigetsu gleich damit anfangen könnte, die Schränke zu säubern. Er war bereit, ihm zu helfen – aber er würde mit Sicherheit nicht die gesamte Arbeit übernehmen. Es klingelte. „Moment!“, rief Suigetsu, dann war die Tür zu hören. Einen Moment später trat Suigetsu in Begleitung Sais in die Küche. „Hallo, Sai – alles in Ordnung?“, fragte Juugo. „Offensichtlich nicht – was ist passiert?“, erkündigte sich Sai. „Suigetsu wurde in die Küche gelassen.“, erklärte Juugo. „Aber eigentlich wollte ich wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist – es ist nicht deine Art, hier so unangemeldet aufzutauchen.“ Sai nickte. „Ich brauche ein paar Ratschläge.“, gab er zu. „Ich dachte mir, du kannst mir da vielleicht helfen.“ Juugo legte den Kopf schief. „Ich? Naja… wenn du meinst. Ich werde es versuchen.“ Sai lächelte. „Gut genug.“ „Aber vorher…“ Juugo drückte Suigetsu den Eimer und einen Schwamm in die Hand. „Damit säuberst du erst einmal alle Flächen außer den völlig verrußten. Ich weiche solange schon mal die Pfanne ein.“ „Die ist nicht mehr zu retten.“, mischte Sai sich ein, während Suigetsu murrend mit seiner Aufgabe begann. „Wir können es trotzdem versuchen.“, erwiderte Juugo. „Also, was für Ratschläge brauchst du?“ „Es geht um ein Mädchen.“, erklärte Sai. „Deine Freundin?“, fragte Suigetsu. „Noch nicht.“, war Sais Antwort. „Aber ja, es geht um das Mädchen von gestern.“ „Du kennst sie kaum. Bist du nicht etwas vorschnell in deinem Urteil?“, fragte Juugo. Sai nickte. „Ja, da hast du Recht. Aber sie ist interessant. Sie sieht gut aus, wenn sie nicht gerade dabei ist, ihren Mageninhalt auszuspucken, sie ist witzig, schlagfertig, unabhängig…“ „Bist du verliebt?“, wollte Juugo wissen. „Sei nicht albern, ich kenne sie noch nicht einmal. Aber wenn ich mich schon verliebe, dann wäre sie nicht die schlechteste Wahl, oder?“ Sai sah interessiert in die Runde. „Oh, definitiv, sie ist heiß!“, rief Suigetsu. „Du bist taktlos.“, murmelte Juugo. „Ich denke, du solltest nicht nur auf das Aussehen achten. Du musst sie erst kennen lernen, bevor du das beurteilen kannst. Der Charakter ist doch auch wichtig… Vielleicht solltest du dir da eher Ratschläge von Sasuke holen?“ „Das wollte ich auch. Zum einen hat er schon eine Freundin und zum anderen kennt er Ino aus Konoha.“, gab Sai zu. „Schlechter Zeitpunkt, der ist gerade beschäftigt.“, erwiderte Suigetsu. „Er muss Karin das Händchen halten…“ „Nachdem du es verbrannt hast…“, murmelte Juugo. „Naja, jedenfalls wird er erst einmal keine Zeit haben, also musst du dich wohl oder übel mit uns zufrieden geben.“, sagte Suigetsu. Sai zuckte mit den Schultern. „Das ist in Ordnung, Juugo ist sowieso eine bessere Anlaufstelle, wenn ich ein Mädchen erobern will.“ „Juugo?!“, rief Suigetsu. „Willst du nicht lieber jemanden fragen, der sich auskennt? Wie… mich?“ Sai schüttelte den Kopf. „Ich will weder eine Affäre noch einen One-Night-Stand. Juugo versteht besser, wie Frauen denken, von daher ist er für ein längerfristiges Vorhaben die bessere Anlaufstelle.“ Juugo seufzte. „Du darfst es nicht als Vorhaben sehen. Wenn du irgendwelche auch nur halbwegs ernsten Absichten verfolgst, darfst du sie auf keinen Fall wie ein Projekt behandeln. Sie ist eine Person, ein Individuum, und so musst du auch mit ihr umgehen.“ Sai nickte. „Sonst noch etwas?“ „Komplimente. Du musst ihr Komplimente machen.“, mischte Suigetsu sich ein. „Das tu ich doch schon.“, stellte Sai fest. „Deine Komplimente sind normalerweise zu oberflächlich.“, sagte Juugo. „Und zu sarkastisch. Du hast kein Einfühlungsvermögen.“ Sai nickte. „Ich weiß.“ „Dann darfst du ihr das auch nicht vorspielen.“, erklärte Juugo. „Sei offen, aber nicht unhöflich. Du kannst vielleicht zeitweise so tun, als ob du mit Menschen normal umgehen kannst, aber auf Dauer kannst du ihr das nicht vorspielen. Früher oder später wird sie merken, wie du wirklich bist. Wenn sie nur wegen vorgetäuschter Manieren mit dir zusammen wäre, würde sie sich von dir trennen, sobald sie dein wahres Ich kennen lernt. Also musst du von Anfang an ehrlich sein. Du kannst dich anstrengen, aber verstell dich nicht.“ Sai lächelte. „Siehst du? Deswegen habe ich ihn um Rat gefragt.“ Suigetsu verdrehte die Augen. „Ja, Mr. Einfühlsam weiß alles besser…“ „Zumindest weiß er, wie man den Ruß wieder los wird.“, erwiderte Juugo. „Sai kann ja helfen…“ Sais Augen weiteten sich. „Äh… nein. Sai hat… einen Termin. Und muss ganz schnell weg.“ „Soll ich Sasuke nachher noch fragen, ob er dir Tipps geben kann?“, fragte Juugo, während ihr Besucher bereits zur Tür lief. „Sicher. Bis später!“, verabschiedete Sai sich und verließ die Wohnung. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Juugo unsicher. Suigetsu schüttelte den Kopf. „Er ist mir einfach zu ähnlich… ich wünschte, ich könnte mich genauso vor der Arbeit drücken…“ „Nun, im Gegensatz zu dir hat er es eben nicht zu verantworten.“, erwiderte Juugo. „Geh zurück in die Küche und putz weiter.“ Suigetsu seufzte. „Sag mal… das Zeug, das du ihm erzählt hast… hast du das aus deinen Psychologie-Vorlesungen?“ Juugo lachte sanft. „Nein, das habe ich mir aus den Fingern gesogen… war es ein guter Ratschlag?“ Suigetsu grinste. „Oh ja!“ Mit einem Seufzen legte Sakura das Handy weg. Sasuke war im Moment nicht erreichbar… was er wohl gerade machte? Oder hatte er gesehen, dass sie ihn anrief, und beschlossen, dass er nicht mit ihr sprechen wollte? Nein, das war unrealistisch. Er kannte nicht einmal ihre Handy-Nummer. Vielleicht hatte er sein Handy einfach irgendwo liegen lassen, oder hörte es einfach nicht… Ihr Blick fiel auf den Computer und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Wie hatten Sasuke und Naruto denn Kontakt gehalten? Wie hielten sie und Naruto Kontakt? Da würde es doch nur angemessen sein, wenn sie jetzt auch mit Sasuke über Email Kontakt aufnahm… Ungeduldig wartete Sakura, bis der Computer hochgefahren war. Was sollte sie Sasuke schreiben? Eine Entschuldigung dafür, dass sie sich so viel angemaßt hatte? Sie könnte ihn um ein neues Treffen bitten… Sie hatte eine neue Mail? Von Naruto… Sakura strahlte. So schnell hatte sie gar nicht mit einer Antwort gerechnet! Normalerweise dauerte es einige Tage oder noch länger, bis der Chaot sich wieder bei ihr meldete… Neugierig öffnete Sakura die Mail, ohne zu ahnen, was sie da erwartete. Sakura-chan, ich habe gerade keine Zeit für eine längere Mail, ich antworte dir später ausführlicher, aber es gibt etwas, das du sofort wissen musst: Sasuke hat eine Freundin. Ihr Name ist Karin, sie sind schon über ein Jahr ein Paar. Bitte, Sakura-chan, mach nicht noch einmal den gleichen Fehler – das mit Sasuke und dir… es kann nichts werden. Es tut mir Leid, aber du musst es wissen. Naruto. Kapitel 6: Ablenkung -------------------- Eine Freundin… Sasuke hatte eine Freundin. Über ein Jahr. Karin. … Karin? Sakura musste einen Moment nachdenken. Sie kannte den Namen. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gehört. Und es war einfacher, ihr Gedächtnis nach einem Namen zu durchforsten, als sich diesem Gefühl zu stellen, das Narutos Mail in ihr ausgelöst hatte. Es erinnerte sie an ihre Abschlussprüfung in Latein, als sie fünf Minuten vor Beginn der Prüfung festgestellt hatte, dass sie kein Wörterbuch bei sich hatte, und alles, woran sie denken konnte, war „Zu spät! Was mache ich jetzt? Wie kann mir das passieren? Wie kann ich nur so dumm sein?! Das passiert nicht! Das kann nicht passieren!“ Jetzt dachte sie doch darüber nach… Karin. Darauf konnte sie sich konzentrieren. Woher kannte sie den Namen? Wer war sie? Gab es sie überhaupt? Vielleicht hatte Naruto falsche Informationen, oder zumindest veraltete! Wer konnte schon sagen, wann die beiden sich das letzte Mal geschrieben hatten… …Sasuke wusste schon, dass Naruto in Las Vegas war. Also konnte es noch nicht sehr lange her sein. Andererseits hätte Sasuke doch bestimmt etwas erwähnt, wenn er keine Freundin mehr hätte… …oder Naruto hätte erwähnt, wenn er nicht mehr sicher wäre, ob Sasuke tatsächlich eine Freundin hatte. Wer zur Hölle war Karin!? Sakura blickte noch einmal auf den Monitor, wollte versuchen, noch mehr Informationen aus Narutos wenigen Worten zu ziehen, aber das verdammte Ding war zu verschwommen, und… Sakura schluchzte leise. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie begonnen hatte zu weinen. Verdammt! Sakura ließ sich vom Stuhl sinken und lehnte sich gegen ihren Schreibtisch, die Beine angewinkelt und an sich gezogen. Und was sollte sie jetzt machen? Wie konnte sie überhaupt erst in diese Situation geraten? Wegen Sasuke Verflucht-soll-er-sein Uchihas gottverdammten Augen! Und Stimme. Und fast perfekter Undurchschaubarkeit, die dafür sorgte, dass man nur erkennen konnte, was er dachte, wenn man ihn wirklich gut kannte. Und seine stille Fürsorglichkeit, die er nie zugeben würde, und… Verdammt! Und wo war eigentlich Ino, wenn man sie brauchte?! Ino, die natürlich vollkommen Recht damit gehabt hatte – wozu sich ein zweites Mal in jemanden verlieben, bei dem es schon beim ersten Mal nur in Tränen geendet hatte? Wirklich brillant! Wie hatte sie sich überhaupt nur so schnell wieder in Sasuke verlieben können? Praktisch direkt, nachdem sie ihn wieder getroffen hatte? Vermutlich, weil ihre Gefühle von damals nie wirklich geendet hatten… sie hatte sie nur aufgeschoben, Sasuke war schließlich nicht mehr da gewesen. Und kaum sah sie ihn wieder… „Schluss damit.“, zischte Sakura. Ja, es tat weh, dass ihre Gefühle weiterhin unerwidert blieben. Es tat verdammt weh! Und es war in Ordnung, darüber traurig zu sein. Es war in Ordnung, zu weinen. Kurz. Aber Sakura würde definitiv nicht in Trauer versinken! Sie musste sich doch zusammen reißen können! War sie nicht schon vor Jahren über Sasuke hinweggekommen? …mehr oder weniger… Dann eben noch einmal! Dieses Mal vollständig. Zumindest würde sie diese Gefühle doch unterdrücken können. Und dann könnte sie wieder eine vernünftige Freundschaft aufbauen. Das war besser als nichts… Wieder dachte sie an Ino, und fragte sich bei dieser Gelegenheit, ob sie sich eigentlich Gedanken darüber machen sollte, dass ihre beste Freundin so viel vernünftiger war als sie selbst. Ein schwaches Lächeln erschien auf Sakuras Gesicht. Wie konnte sie sich je wie die Vernünftige vorgekommen sein? Sie stand auf und machte sich auf den Weg ins Bad. Zuerst würde sie ihr Gesicht waschen, dann würde sie sich ein besonderes Outfit zusammenstellen, Make-up auflegen, und Ino dazu überreden, auszugehen. Nicht ins Sharingan – noch nicht. Irgendeine andere Bar oder Disco. Und verdammt, es würde ein fantastischer Abend werden und am Morgen würde sie vergessen haben, warum überhaupt jemand Sasuke Uchiha brauchen würde! So, jetzt sah sie doch schon wieder besser aus. Sakura versuchte, ein überzeugendes Lächeln aufzusetzen. Und tatsächlich sah es gut aus. Sie nickte sich noch einmal zu, bevor sie in ihr Zimmer zurückkehrte. Heute Nacht würde eine großartige Nacht werden. Es war angenehm, einfach abzuschalten… einfach keine Gedanken an das Studium oder an Geldprobleme verschwenden – oder daran, was Suigetsu gerade in seinen „Reinigungsbemühungen“ mit der Küche anstellte… Ja, vor allem daran. Sasuke lächelte. Das geschah selten genug und fast niemandem war es gestattet es zu sehen. Aber im Moment befand er sich in der ebenfalls nicht sehr häufigen Situation, dass er vollkommen zufrieden war. Ohne seine Augen zu öffnen, ließ er seine Hand über Karins Rücken und schließlich durch ihr Haar fahren. In diesen Momenten irritierte ihre Haarfarbe ihn wirklich… Er mochte das kräftige Rot, sicher. Es hob sie von der Masse ab. Es passte zu ihrer Persönlichkeit, die mindestens genauso störrisch war. Aber es war nun mal keine besonders beruhigende Farbe. Deswegen zog Sasuke es in diesen Momenten vor, die Augen geschlossen zu halten und etwas Ruhe zu genießen. Karins Atem fuhr über seine Haut. Er konnte ihren Puls spüren. Sasukes Hand war jetzt an ihrem Hinterkopf angelangt und drückte sie näher sich. Er könnte schwören, dass er ihr Grinsen spüren konnte. „Weißt du…“, murmelte sie. „Unter diesen Umständen kann der Trottel von mir aus öfter in die Küche.“ „Auf keinen Fall.“, erwiderte Sasuke ohne zu zögern. „Wir haben Glück, dass wir keine neue Küche brauchen.“ „Vermutlich.“, sagte Karin. „Wo warst du überhaupt? Wolltest du nicht lernen?“ „Obito.“, erklärte Sasuke. „Nächste Woche braucht er jemanden, der auf seine Höllenbrut aufpasst.“ Karin stöhnte entnervt auf. „Du hast im hoffentlich gesagt, dass er zusammen mit dem Drecksbalg zur Hölle fahren kann.“, murrte sie. Sasuke zögerte. „Etwas Ähnliches.“, sagte er. „Gut…“, murmelte Karin. Einen Moment lang lagen sie einfach nur schweigend da, bis Karin sich plötzlich mit den Unterarmen auf seiner Brust abstützte und ihn fast wütend anfunkelte. „Etwas Ähnliches?“, wiederholte sie. „Meinst du mit ‚etwas Ähnliches’ zufällig ‚In Ordnung, wir übernehmen das Balg’?“ Sasuke blickte sie unbeeindruckt an. „So ziemlich.“ Mit einem erstickten Knurren ließ Karin ihren Kopf auf Sasukes Schulter fallen. „Ich hasse diesen Gnom.“ „Tust du nicht.“, erwiderte Sasuke ungerührt. „Das ist meine Aussage, und ich werde sie nicht ändern.“, beharrte Karin. „Ich hatte gehofft, dass du mir mit ihm helfen könntest.“, gab Sasuke zu. Wieder stützte Karin sich auf, so dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „Ich wusste es!“ Sasuke verdrehte die Augen. „Es ist nicht zwingend.“, sagte er. „Natürlich nicht.“, meinte Karin grinsend. „Aber ohne mich wird der kleine Bastard dich in den Wahnsinn treiben – vorausgesetzt du hast Glück und er verbündet sich nicht mit unserem hauseigenen, ausgewachsenen Verwüster, denn dann hast du erst ein wirkliches Problem.“ Sasuke verdrehte die Augen. „Natürlich, du wirst einfach daneben sitzen, während sie unsere Wohnung in die Luft jagen.“ „Vermutlich nicht. Aber du wirst dafür nächste Woche mit in die Autopsie kommen. Und…“ Karin überlegte kurz, bevor sie fortfuhr. „Morgen gehen wir essen. Ohne lästigen Anhang. Und außerdem… habe ich da dieses Paar Stiefel gesehen und…“ „Karin.“, sagte Sasuke mit drohendem Unterton. „Also Autopsie und Essen. Wir haben einen Deal.“, sagte Karin ungerührt. Sasuke nickte. „Deal.“ Karins Grinsen wurde breiter. „Weißt du, eins würde mir da doch noch einfallen.“, sagte sie und fuhr mit ihrem Zeigefinger über seine Brust. „Noch mehr Bedingungen?“, fragte Sasuke skeptisch. Karin lachte leise. „Die wirst du lieben.“, versprach sie. „Hey, Ino!“ Mit einem strahlenden Lächeln platzte Sakura in das Zimmer ihrer Freundin. Es war ein gutes Lächeln, vollkommen glaubwürdig. Schade war nur, dass es kein angemessenes Publikum fand. Ino stand an ihrem Fenster, ihr Handy am Ohr. Sie blickte Sakura mit gerunzelter Stirn an. „Klopfen, Sakura. …nicht du.“ Sie nahm das Handy kurz vom Ohr. „Warte kurz.“, sagte sie, bevor sie sich wieder dem Telefonat zuwandte. „Okay, acht Uhr?“ Sie schwieg kurz, nickte dabei grinsend. „Dann kannst du ja schon die Tickets kaufen. …natürlich lädst du mich ein, dumme Frage. Okay, bis dann.“ Inos Lächeln war genauso strahlend wie Sakuras – und vermutlich um einiges ehrlicher. „So, fertig. Was gibt’s?“ „Wer war das?“, fragte Sakura. „Shikamaru. Anscheinend hat ihn Sais Auftritt vorhin so beunruhigt, dass er doch lieber mal überprüfen will, was zur Hölle ich mache. Okay, vielleicht will er auch einfach nur Zeit mit mir verbringen, beides in Ordnung.“, erklärte Ino fröhlich. Sakura spürte, wie der eben erst unterdrückte Schmerz wieder aufflackerte und tat ihr Bestes, um ihn zu ignorieren. „Ihr geht heute Abend weg?“ Ino nickte. „Ins Kino. Und wir hatten uns sogar nach fünf Minuten auf einen Film geeinigt.“ „Also du hast dich geeinigt und er hat sich breitschlagen lassen?“, fragte Sakura. Ino tat einen Moment so, als würde sie überlegen, dann nickte sie. „So ziemlich.“ Sakura verdrehte die Augen. „Du bist unmöglich.“ Ein Schulterzucken war Inos einzige Zustimmung. „Also, was gibt es bei dir so Dringendes?“, fragte sie dann. Sakura erstarrte für einen Moment, schüttelte aber dann den Kopf. „Nicht so wichtig.“, sagte sie. „Ich…“ Sie zögerte. Sie könnte Ino jetzt alles erzählen – über Sasuke, über dessen Freundin, und dass sie heute Abend einfach abschalten musste… andererseits Ino hatte bereits eine Verabredung und schien sich darauf zu freuen. Vermutlich würde sie die absagen, um Sakura beizustehen… aber hatte Sakura das Recht, sie dafür einfach zu beanspruchen? „Alles okay?“, fragte Ino. „Ich wollte nur wissen, ob Lachs Teriyaki für morgen Mittag okay ist.“, log Sakura. Ino nickte. „Klar, klingt toll. Das können wir dann ja auch zusammen machen, oder?“ „Perfekt.“, sagte Sakura lächelnd. „Okay, ich muss dann zurück zu meinen Büchern.“ „Viel Erfolg.“, sagte Ino. Sakura seufzte theatralisch. „Danke.“, deklarierte sie in ihrer besten Märtyrerstimme – nur um festzustellen, dass ihr das im Moment viel zu leicht fiel. „Viel Spaß auf deinem Date.“ „Es ist kein Date.“, rief Ino ihr hinterher, während Sakura das Zimmer verließ. „Ist klar.“, murmelte diese, bevor sie die Tür schloss. „Du warst auch schon mal besser gelaunt.“ Suigetsu warf Sai einen wütenden Blick zu. „Du musstest auch nicht den ganzen Nachmittag und halben Abend damit verbringen, die Küche zu putzen!“ Sai zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe auch keine Küche in die Luft gejagt. Darüber hinaus bin ich mir relativ sicher, dass Juugo einen Großteil deiner Arbeit übernommen hat. Ich nehme an, deswegen sind wir nicht mehr rechtzeitig für den freien Eintritt hergekommen? Normalerweise ist halb elf machbar…“ „Warum denkt eigentlich jeder immer das Schlechteste von mir?“, fragte Suigetsu gereizt. „Weil sie damit normalerweise nicht so unrecht haben?“, schlug Juugo vor, der gerade von der Theke zurückkehrte und drei Flaschen auf ihrem Tisch abstellte, bevor er sich setzte. „Fällst du mir auch noch in den Rücken?“, fragte Suigetsu und griff nach einer Bierflasche. „Du meintest, ich soll aggressiver werden.“, erwiderte Juugo mit einem Schulterzucken und nahm sich die andere Bierflasche. „Wo ist eigentlich der Rest von euch?“, fragte Sai und griff nach der einzigen Cola-Flasche. „Sind beschäftigt.“, antwortete Juugo. „Wenn du verstehst, was er meint.“, sagte Suigetsu grinsend mit einem übertriebenen Zwinkern. Sai runzelte die Stirn. „Will ich es wissen?“, fragte er unsicher lächelnd. „Du hättest kein Problem damit, glaub mir.“, versicherte Suigetsu. „Aber es ist nicht sozialadäquat, darüber zu sprechen.“, sagte Juugo schnell. Sai seufzte. „So kompliziert…“, murmelte er. „Aber du solltest zumindest etwas lernen.“, erwiderte Juugo ruhig. „Genau, sonst ist deine blonde Grazie schneller weg, als du fragen kannst, was du falsch gemacht hast.“, stimmte Suigetsu zu. Sai runzelte die Stirn. „Was ist aus ‚Sei du selbst’ geworden?“ „Du hast den ‚ohne sie abzuschrecken’-Teil vergessen.“, erklärte Juugo. Sai seufzte. „Der Teil ist auch schwieriger.“ „Brauchst du etwas Training?“, frage Suigetsu. „Ich verzichte lieber.“, sagte Sai. „Warum hast du sie heute nicht eingeladen?“, fragte Juugo. „Ich will nicht zu aufdringlich wirken.“, erklärte Sai. „War das eine gute Entscheidung?“ Juugo nickte wohlwollend. „Ich denke schon.“ Eine Weile schwiegen alle drei und nippten von ihren jeweiligen Getränken. „Muss deprimierend sein.“, sagte Suigetsu und deutete auf Sais Cola. „Nicht das schon wieder.“, murmelte Juugo. „Ich habe keine Probleme damit.“, erwiderte Sai. „Wann suchst du dir mal eine Freundin?“ Suigetsu begann zu husten und Sai musste dem ausgespuckten Bier ausweichen. „Nicht sehr elegant.“, stellte der Photograph lächelnd fest. „Warum sollte ich mir eine Freundin suchen?“, fragte Suigetsu, sobald er wieder sprechen konnte. „Wen hasst du genug, um ihr Suigetsu zuzumuten?“, fragte Juugo genauso ungläubig. Sai zuckte mit den Schultern. „Ich würde es nicht Hass nennen…“ „Sondern?“ „Eher Gleichgültigkeit.“, beendete Sai den Satz. „Und du würdest mich in Ruhe lassen.“ Juugo musste lachen, Suigetsu war weniger begeistert. „Ich brauche keine Freundin.“, sagte er. „Aber ein Date.“, beharrte Sai. „Sagt der, der seins nicht mitbringt…“, murrte Suigetsu. „Seien wir nicht zu erwartungsvoll.“, sagte Juugo. „Du traust es mir nicht zu?“, fragte Sai stirnrunzelnd. „Ich hasse den Gedanken, dass du dir zu große Hoffnungen machst, die dann vielleicht enttäuscht werden.“, sagte Juugo. „Touché.“, gab Sai zu. „Aber wir haben gerade von einem Date für Suigetsu geredet.“ „Nein, haben wir nicht!“, rief Suigetsu. „An wen hast du gedacht?“, fragte Juugo interessiert. Sai legte den Kopf schief. „Vielleicht… vielleicht an Inos Freundin.“ „Dein Date hat eine Freundin? Cool!“, rief Suigetsu. „Platonische Freundin.“, verbesserte Sai. „Verdammt.“ Suigetsu wirkte nicht so unbegeistert wie seine Wortwahl vermuten ließ. „Sakura, oder?“, fragte Juugo. Sai nickte. „Woher kennst du ihren Namen?“ „Sie ist eine alte Freundin von Sasuke.“, erklärte Juugo. „Warum habe ich den Teil nicht mitbekommen?“, fragte Suigetsu. „Du warst da gerade an der Bar.“, sagte Juugo. „Wie kommst du ausgerechnet auf sie?“ „Sie steht an der Theke und wirkt ziemlich deprimiert.“, antwortete Sai ohne zu zögern. „Welche?“, fragte Suigetsu neugierig, während er zur Theke blickte. „Schwarze Haare?“ „Rosa.“, verbesserte Sai. „Was?!“ Suigetsu starrte ihn ungläubig an, dann sah er zur Theke zurück. „Die, die gerade den Tequila wegkippt?“ „Ich bezweifle, dass du mehr als eine Person mit dieser Haarfarbe gesehen hast, aber ja, das ist sie.“, bestätigte Sai. „Moment, war das nicht Sasukes Freundin?“, fragte Suigetsu. Juugo verdrehte die Augen. „Eine alte Freundin, und das habe ich gerade gesagt.“ „Ja, aber jetzt erinnere ich mich wieder an sie.“, sagte Suigetsu. „So gesehen… da Sasuke ja mit Karin komplett ausgelastet ist… ich sollte mir diese Sanara…“ „Sakura.“, korrigierte Juugo. „…wie auch immer mal genauer anschauen… dann sind doch alle glücklich.“, beendete Suigetsu ungerührt den Satz. Juugo seufzte. „Und ich dachte immer, Sai wäre unsensibel…“, murmelte er. Suigetsu ließ sich nicht beeindrucken. „Also, irgendwas, worauf ich bei dieser Sa…kura?“ Sai und Juugo nickten. „Irgendwas worauf ich achten muss?“ Juugo schüttelte den Kopf. „Wie oft muss ich so ein Gespräch heute noch führen?“, fragte er. Sai klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „Und wir sind dir alle dankbar dafür.“, sagte er. „Okay, Suigetsu, gehen wir es an.“ „Du willst ihn als Versuchskaninchen benutzen.“, stellte Juugo fest. Sai zuckte mit den Schultern. „Als ob ihn das interessieren würde.“ „Tut es nicht.“, stimmte Suigetsu zu. „Also los.“ Juugo stand kurz davor, den Kopf auf den Tisch fallen zu lassen, riss sich aber zusammen. Bei den beiden Irren konnte einem das Mädchen wirklich nur Leid tun…Langsam folgte er den beiden, hielt aber etwas Abstand. Suigetsu stellte sich neben das Mädchen. „Zwei Tequila.“, rief er dem Barkeeper zu, bevor er sich ihr zuwandte. „Wenn das in Ordnung ist.“ Sie sah verwirrt auf, dann nickte sie. „Danke.“ Die Gläser wurden vor ihnen abgestellt und beide tranken. „Kein Problem. Bist du ohne Begleitung hierher gekommen?“, fragte Suigetsu. Wieder nickte sie. „Lust, mit Begleitung zu verschwinden?“, fragte Suigetsu grinsend. Sakuras Gesichtsausdruck erstarrte, und sie wandte sich schnell von ihm ab. „Was?“, rief Suigetsu. „Das ist nicht fair.“ „War aber zu erwarten.“, mischte sich jetzt Sai ein, der hinzugetreten war. „Hallo, Sakura.“ „Oh, du schon wieder.“, sagte sie. „Das ist enttäuschend, bin ich so schnell Routine geworden?“, fragte Sai. „Gehört der zu dir?“, wollte Sakura wissen. „Eigentlich zu Sasukes Wahnsinnigen.“, erklärte Sai. „Der auch noch.“ Er zeigte auf Juugo. „Karin wirst du auch noch irgendwann kennen lernen.“ Interessanterweise wirkte Sakura jetzt angespannter. „Ist Ino auch hier?“, fragte Sai. Sakura schüttelte den Kopf. „Sie ist im Kino mit Shikamaru.“, sagte sie. Dann blickte sie wieder zu Suigetsu und runzelte die Stirn. „Ernsthaft, wer ist das, und warum schmollt er so?“ „Er heißt Suigetsu. Und er schmollt, weil er nicht beachtet wird.“, erklärte Sai. „Bist du wirklich alleine hier?“, fragte Juugo, der jetzt auch zu der Gruppe getreten war. „Juugo.“, stellte Sai ihn vor. „Sakura. Gute Frage.“ Sakura verdrehte die Augen. „Offensichtlich nicht mehr.“, beantwortete sie die Frage. „Stimmt.“, sagte Sai. „Wir waren an dem Tisch da drüben. Ich hole was zu trinken, geht doch schon mal.“ Sakura sah verwundert zwischen den drei Jungen hin und her. Sie kannte Sai praktisch überhaupt nicht – und er war derjenige, den sie noch am Besten kannte. Die anderen hatte sie einmal vorher flüchtig gesehen… und es waren Freunde von Sasuke, an den sie gerade nicht denken wollte… andererseits hatte sie den bisherigen Abend damit verbracht, in Selbstmitleid und ersatzweise Alkohol zu versinken, und bisher hatte es sie nicht besonders aufgemuntert. Was konnte schon passieren? Sie nickte ihnen zu. „Okay!“ Kapitel 7: Rätsel ----------------- Als Sakura aufwachte, stellte sie sofort fest, dass etwas nicht in Ordnung war. Das war nicht ihr eigenes Bett, in dem sie lag, und sie wusste einen Moment lang nicht, warum. Außerdem trug sie noch die gleichen Kleider wie am Abend zuvor. Sie hatte das leise Gefühl, dass letzteres ein halbwegs gutes Zeichen war, trotzdem gefiel ihr diese Situation nicht. Sie setzte sich auf und sah sich etwas in dem Zimmer um, in dem sie sich befand. Das Bett war schmaler als ihr eigenes, und die Bettwäsche war in einem unauffälligen Hellblau. Das Zimmer hatte zwei größere Fenster, vor einem stand ein Schreibtisch und der Rest der Wände wurde von Bücherregalen eingenommen. Neugierig stand Sakura auf und sah sie sich näher an. Sie fand viele historische Romane, einige Fantasy-Bücher und ein ganzes Regal voller Psychologie-Lehrbücher. Wer, den sie kannte, interessierte sich für Psychologie? Ihr fiel niemand ein, aber plötzlich fiel ihr Sai ein. Natürlich… sie hatte Sai und zwei andere Chaoten in der Bar getroffen und den Rest des Abends mit ihnen verbracht. Sie erinnerte sich daran, irgendwann in den frühen Morgenstunden in Sais Auto eingestiegen zu sein, aber danach wusste sie nichts mehr. Es war ein… amüsanter Abend gewesen, das musste sie zugeben. Sai, Juugo und Suigetsu – das waren ihre Namen, richtig. Sie waren seltsam, aber sie hatte noch nie ein Problem mit seltsam gehabt. Und so schlimm konnte die Chaostruppe nicht sein, immerhin hatten sie ihr ein ganzes Zimmer überlassen, wo auch immer sie war – vermutlich bei Sai, der ja auch gefahren war. Wohl fühlte sie sich in den Kleidern von gestern natürlich nicht unbedingt, und ihr Kopf fühlte sich auch noch nicht besonders klar an. Eine Dusche klang nach einer fantastischen Idee… Sakura ging langsam aus dem Zimmer und sah sich um. Zu ihrer rechten war ein ziemlich großes Wohnzimmer, gegenüber war schon die offen stehende Tür zum Bad. Es kam ihr bekannt vor, allerdings hatte sie nach zu langen Nächten öfter Déjà-vus, daher maß sie dem nicht zu viel Bedeutung zu. Stattdessen trat sie einfach ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Während sie ihre Kleider auszog und auf die helle Kommode legte, dachte sie darüber nach, wie sie sich von hier aus verabschieden sollte. Sie wusste immer noch nicht genau, wo sie war, allerdings war sie sich relativ sicher, dass man in Oto sehr leicht in die Innenstadt finden konnte, und von dort aus würde sie schon wieder heimfinden. Andererseits wäre es doch höflicher, sich von Sai zu verabschieden und sich zu bedanken. Nun gut, darüber konnte sie immer noch nach ihrer Dusche nachdenken. Das warme Wasser war eine Wohltat. Langsam wurde ihr Kopf wieder klarer. Wenn Sakura genau darüber nachdachte, hatte sie ziemlich Glück gehabt. Kaum hatten die drei Jungs sie gestern Abend angesprochen, hatte sie praktisch überhaupt nicht an Sasuke gedacht. Im Gegenteil, sie hatte wirklich Spaß gehabt. Suigetsu war vielleicht etwas zu schnell mit versauten Witzen und etwas zu aggressiv, aber irgendwie erinnerte er sie an Naruto. Juugo war ein sehr angenehmer Gesprächspartner, sehr ruhig und einfühlsam. Und Sai? Nun, abgesehen von seinem ewigen Gerede über Dates, wenn Ino in seiner Nähe war, schaffte er es immer wieder, ihre schlechten Erwartungen über ihn zu widerlegen. Lächelnd trat Sakura wieder aus der Dusche. Allerdings ließ das Lächeln schnell nach, als sie feststellte, dass sie sich zuvor kein Handtuch bereit gelegt hatte. „War ja klar…“, murmelte sie und verdrehte die Augen. Vermutlich waren welche in der Kommode und… Und natürlich musste genau in diesem Moment die Tür aufgehen. Sakura erstarrte und griff nach dem ersten, was in ihre Reichweite war, um es Sai an den Kopf zu werfen. Es war eine Bürste, und sie war gerade dabei, damit auszuholen, als jemand anders als Sai ins Bad trat. Sasuke. Ausgerechnet Sasuke. Sakura spürte wie das Blut in ihren Kopf schoss. Sasukes Augen weiteten sich, als er sie erkannte, und auch er wurde etwas rot. Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie sich so anstarrten. Nach einer gefühlten Ewigkeit schloss Sasuke die Tür, öffnete den Wandschrank, holte ein Handtuch hervor und reichte es ihr ohne sie anzusehen. Sakura riss es ihm praktisch aus der Hand und wickelte sich darin ein. „Sakura.“, sagte Sasuke, wobei seine Stimme so ruhig wie immer klang. „Was genau machst du hier?“ Sakura könnte sich selbst verfluchen. Warum war ihr nicht klar gewesen, dass die Wohnung zu groß für Sai war? Warum hatte sie Sasukes Wohnung nicht erkannt? …vermutlich, weil das Wohnzimmer während der Party zu voll gewesen war, um es im leeren Zustand sofort wieder zu erkennen, und vermutlich weil sie erst von Sasuke und dann von Ino zu abgelenkt gewesen war. Trotzdem, wie peinlich… „Ich… bin mir nicht sicher… Ich hab deine Freunde in einer Bar getroffen…“, gab Sakura zu. „Vermutlich haben sie mich einfach mitgenommen, weil…“ Sie zögerte. „Warum eigentlich?“ Sasuke sah wieder zu ihr und blickte sie mit gerunzelter Stirn an. „Erwartest du von mir eine Antwort?“, fragte er. Sakura seufzte. „Nicht wirklich.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Zumindest erklärt das, warum Juugo auf der Couch schläft.“ „Ich sollte mich bei ihm bedanken.“, meinte Sakura. Sasuke lachte kurz auf. „Du solltest dich anziehen.“, erwiderte er. Sein Blick fiel auf ihre Kleider auf der Kommode. „Ich bring dir angemessenere Kleider.“, entschied er und verließ das Bad wieder. Sakura starrte immer noch auf die Tür, als er gegangen war, dann verbarg sie das Gesicht mit ihren Händen. „Oh, verflucht.“ „In Ordnung, danke. Wenn du etwas von ihr hörst, dann melde dich bitte, okay? Bis dann.“ Ino musste sich sehr anstrengen, um die Besorgnis aus ihrer Stimme zu halten. Das war gerade die letzte von Sakuras Kommilitoninnen, bei denen sie hätte sein können, aber auch Hotaru hatte nicht die geringste Ahnung, wo ihre Freundin sich gerade aufhielt. Warum nur war Ino gestern weggegangen? Irgendetwas hatte doch nicht mit Sakura gestimmt, als sie sich gestern unterhalten hatten… Von wegen, sie wollte wissen, ob Lachs Teriyaki fürs Mittagessen in Ordnung war – sie hatten nicht mal Lachs im Haus! Aber Ino hatte nichts bemerkt, sie war zu sehr damit beschäftigt, sich darüber zu freuen, Shikamaru wieder einmal zu treffen. Wie egozentrisch konnte man eigentlich sein?! Natürlich hatte sie nicht ahnen können, dass Sakura einfach von der Erdoberfläche verschwinden würde. Es war ihr gleich komisch vorgekommen, dass Sakura nicht zu Hause war, als sie vom Kino – und dem Drink danach – zurückgekommen war, aber sie hatte sich immer noch nicht viel dabei gedacht. Vermutlich war Sakura mit ihren Kommilitoninnen weggegangen. Als Ino aufgewacht war, und Sakura immer noch nicht aufzufinden war, hatte sie langsam ein schlechtes Gefühl bekommen, das mit jedem Anruf auf ihr Handy, den Sakura nicht annahm, noch weiter wuchs. Nach über einer Stunde hatte Ino die Geduld verloren und angefangen, Sakuras andere Freundinnen anzurufen, und überhaupt jeden, der wissen könnte, wo sie im Moment war. Niemand hatte sie gesehen, und langsam verlor Ino die Nerven, vor allem, da ihr wirklich niemand mehr einfiel, bei dem Sakura sein könnte. Sie versuchte es noch einmal auf ihrem Handy, aber wieder meldete sich nur die Mailbox. „Verdammt…“, murmelte Ino. Sie überlegte kurz, ob sie Shikamaru anrufen sollte – wenn Sakura sich nicht bald meldete, würde sie wirklich moralische Unterstützung brauchen – aber sie erinnerte sich daran, dass er heute arbeiten würde. Wunderbar… Einen Moment lang zögerte Ino, dann seufzte sie und suchte in ihrem Nummernspeicher nach Sai und rief ihn an. Sie war kaum überrascht, dass auch er ihr nicht antwortete. Naja, sie hatte heute Morgen schon genug Nachrichten hinterlassen, eine mehr machte keinen großen Unterschied. „Hey, Sai. Ich bin’s, Ino. Meld dich bitte bei mir, sobald du das hörst, okay? Es ist wirklich dringend. Okay… bis später.“ Sie legte das Handy weg und wunderte sich kurz darüber, wie schnell sie Vertrauen zu Sai gefasst hatte. Naja, Vertrauen war vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest fühlte sie sich in seiner Gegenwart wohl. Und ohne ihn – und ihre hoffentlich baldige Kollegin Karin – hätte Sakura auch Sasuke nicht wieder getroffen, und… Natürlich! Wie konnte sie so dumm sein? Ino rannte in Sakuras Zimmer und suchte die oberste Schublade nach ihrem Adressbuch durch. Noch hatte Sakura seine Daten nicht übertragen, aber wie erwartet fand Ino darin seine Visitenkarte. Bevor sie anrief, atmete sie tief durch. Wenn sie auch nicht bei ihm war, dann wusste Ino wirklich nicht mehr weiter… „Ja?“, antwortete eine tiefe Stimme, die ihr nicht bekannt vorkam. „Ähm… hallo, hier ist Ino. Kann ich mit Sasuke Uchiha sprechen?“, fragte Ino. „Ein Moment.“, sagte die Stimme. Ino wartete kurz, dann hörte sie Sasukes Stimme. „Was gibt es?“ „Hier ist Ino.“, sagte sie. „Sorry, dass ich so früh anrufe, aber weißt du vielleicht, wo Sakura ist?“ Einen Moment lang war es still, dann antwortete Sasuke. „Sie ist hier. Anscheinend war sie gestern mit Juugo und Suigetsu trinken – warum auch immer – und hat hier übernachtet.“ Erleichterung durchströmte Ino. „Kann ich sie sprechen?“, fragte sie sofort. Sasuke antwortete nicht, aber kurz danach hörte sie Sakuras Stimme. „Ja?“ Ino war beinahe selbst davon überrascht wie schnell ihre Stimme von erleichtert zu bedrohlich umschwang. „Na warte, du kannst was erleben!“ Vier Augenpaare folgten Sakura, als sie mit hochrotem Kopf das Telefon nahm, vom Frühstückstisch aufstand und ins Badezimmer verschwand. Worum auch immer das Gespräch gehen würde, es war vermutlich nicht besonders erfreulich. „Mit wem spricht sie jetzt?“, fragte Suigetsu leicht besorgt. „Ino.“, antwortete Sasuke und griff nach seiner Tasse. „Sie hat nicht gewusst, dass Sakura hier ist.“ „Ja, was das angeht…“, begann Karin und warf Suigetsu und Juugo misstrauische Blicke zu. „Warum habt ihr sie mitgenommen? Will einer von euch was von ihr?“ Sasuke verschluckte sich fast an seinem Kaffee. „Was?“ „Ich bin unschuldig.“, erwiderte Suigetsu mit breitem Grinsen. „Andernfalls hätte sie in meinem Bett geschlafen – und die Couch wäre leer geblieben.“ Karin schnaubte verächtlich. „Träum weiter, Freak.“ Sasuke schien mit dieser Antwort weniger zufrieden zu sein. „Du hast versucht, dich an Sakura ranzumachen?“, fragte er streng. „Selbst wenn, ich bezweifle, dass irgendjemand wahnsinnig genug ist, sich auf den Idioten da einzulassen.“, erwiderte Karin. Sasuke nickte langsam. „Auch wieder wahr…“ Trotzdem sah er Suigetsu noch leicht misstrauisch an. „Alles in Ordnung.“, erwiderte Juugo beruhigend. „Wir haben sie gestern Abend zufällig getroffen. Als Sai uns dann heimgefahren hat, ist sie schon eingeschlafen, und wir haben sie beim besten Willen nicht dazu gebracht, wieder aufzuwachen, also haben wir sie eben mit zu uns genommen.“ Sasukes Misstrauen kehrte sofort wieder zurück. „Warum habt ihr sie nicht zu ihr nach Hause gebracht?“ Suigetsu begann so laut zu lachen, dass er fast vom Stuhl fiel. „Was heißt das schon wieder?“, fragte Sasuke leicht gereizt. Juugo seufzte. „Sai hat uns darum gebeten. Er meinte, es macht einen schlechten Eindruck, wenn er Ino mitten in der Nacht aus dem Bett klingelt, und ihr ihre beste Freundin betrunken und im Tiefschlaf überbringt.“ Sasuke zog eine Augenbraue hoch. „Tatsächlich?“ „Und dabei ist ihm nicht die Idee gekommen, dass sie sich vielleicht Sorgen macht, wenn ihre Freundin verschwunden ist? Oder dass sie sauer auf ihn ist, wenn sie herausbekommt, dass das seine Idee war?“, fragte Karin nach. Juugo und Suigetsu sahen sich an, dann zuckten sie mit den Schultern. „Naja, du weißt ja, dass Sai nicht gerade ein Experte im Umgang mit Menschen ist…“, gab Juugo zu. „Und wir hatten ein bisschen was getrunken…“ „Ich nicht, mir war’s einfach nur egal.“, unterbrach Suigetsu ihn. Karin lachte kurz auf. „Ihr seid doch wirklich Genies.“ Sasuke seufzte und verdrehte die Augen. „Warum bin ich überhaupt noch überrascht von euch?“ „Hey, meistens strengen wir uns an – es ist harte Arbeit, glaub mir.“, sagte Suigetsu. Als er die fast belustigten Blicke von Karin und Juugo bemerkte, zuckte er mit den Schultern. „Ich zumindest.“ Sasuke seufzte. „Man merkt es.“ „Danke.“ Suigetsu grinste. „Auch Profis hören gerne, dass ihre Arbeit geschätzt wird.“ Karin schnaubte verächtlich und Juugo seufzte lächelnd. „Ja, was das angeht…“, meinte Sasuke. „Kannst du Sakura mit deinen ‚Meister’-Fähigkeiten in Ruhe lassen?“ „Warum das denn?“, rief Suigetsu empört. „Es gibt da diese neue Erfindung, Idiot – man nennt sie Spiegel. Schau mal rein.“, sagte Karin. „Tut mir Leid, die mussten wir alle wegwerfen – du weißt doch, sie sind immer zerbrochen, sobald du hineingesehen hast.“, erwiderte Suigetsu. Mit einem Knurren griff Karin nach einem Brötchen und warf es ihm an den Kopf. „Karin, nicht mit dem Essen.“, sagte Sasuke ruhig. Mit einem Funkeln in den Augen griff Karin nach ihrer Tasse, aber Sasuke legte blitzschnell eine Hand auf ihre. „Karin…“ Sie seufzte. „Ist ja gut.“ „Sag mal, Sasuke…“, begann Juugo. „Ich weiß, sie ist eine alte Freundin von dir – und wirklich, es ehrt dich, dass du sie vor Suigetsu beschützen willst – aber ich glaube, er ist im Moment weniger das Problem.“ Sasuke runzelte leicht die Stirn. „Es gibt ein Problem?“ Juugo zuckte mit den Schultern. „Wir haben sie gestern alleine in einer Bar getroffen, in der sie deprimiert an der Theke saß – sag du es mir.“ Die Falten in Sasukes Stirn wurden tiefer. Er öffnete gerade den Mund, als die Tür zum Badezimmer wieder aufging und Sakura wieder zu ihnen kam. „Tut mir Leid.“, meinte sie. Sasuke schüttelte den Kopf. „Ist in Ordnung. Setz dich.“ „Ich hoffe, es gibt keinen Ärger?“, fragte Juugo. Sakura setzte sich mit einem verlegenen Lächeln. „Nur ein bisschen. Ino war nicht so begeistert davon, dass sie jetzt stundenlang versucht hat herauszufinden, wo ich eigentlich bin.“ „Kann doch mal passieren.“, sagte Suigetsu. „Wenn du wüsstest, wie oft ich schon über die Nacht verschwunden bin… bisher hat noch keiner Panik bekommen.“ „Wir waren zu sehr mit der Vorbereitung der Freudenparty beschäftigt.“, erwiderte Karin. „Bisher ist er immer aufgetaucht, bevor wir auch nur alle Gäste erreicht hatten.“ „Mir passiert das eher selten.“, gab Sakura zu. „Und gestern wollte ich eigentlich lernen…“ „Was studierst du?“, fragte Juugo. „Medizin.“, antwortete Sakura. „Na bitte, dann hast du ja definitiv etwas gelernt – die praktische Wirkung von Alkohol auf den menschlichen Organismus!“, stellte Suigetsu fest. „Hm…“, machte Karin. „Ich wusste doch, ich habe dich schon irgendwann mal gesehen… in den Vorlesungen.“ Sakura musterte sie einen Moment lang, dann nickte sie. „Stimmt!“ Suigetsu grinste breit. „Ihr könnt ja in Zukunft zusammen lernen – wenn ihr versteht, was ich meine.“ Er zwinkerte übertrieben. „Suigetsu.“, sagte Sasuke in einem entnervten Tonfall. „Was? Ich bin mir sicher, du darfst im Zweifelsfall zusehen!“, rief Suigetsu. „Reiß dich zusammen.“, sagte Sasuke ruhig. „Langweiler.“, seufzte Suigetsu. „Die sind ja wirklich immer so…“, murmelte Sakura. Karin lachte. „Willkommen in meinem Leben.“ Sakura sah ruckartig zu ihr und starrte sie mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an. Wieder runzelte Sasuke die Stirn. Anscheinend hatte Juugo Recht gehabt – irgendein Problem gab es… „Sakura.“, sagte er ruhig. Sie wandte schnell den Kopf. „Ja?“ „Nach dem Frühstück werde ich dich heimfahren.“, kündigte er an. Ein seltsames Lächeln erschien auf Sakuras Gesicht – es kam ihm fast traurig vor – und sie nickte. „Danke.“ „Also schön, dann sollten wir mit dem Frühstück aber auch endlich mal anfangen, oder?“, schlug Karin vor. „Der Kaffee wird schon kalt.“ Sasukes Hand zuckte unwillkürlich nach seiner Tasse, und mit Suigetsus Lachen stellte sich die normale Stimmung der Gruppe wieder ein. Die Fahrt verlief relativ schweigsam, aber mit etwas anderem hatte Sakura auch nicht gerechnet, und genau genommen war sie fast dankbar dafür, nicht mit ihm sprechen zu müssen. Sie war einfach nicht sicher, wie sie mit ihm reden, oder wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie waren schon fast bei ihrer Wohnung angekommen, als Sasuke doch noch den Mund öffnete. „Ist alles in Ordnung?“ Verwirrt drehte Sakura den Kopf zu ihm. „Was? Wie… wie kommst du auf so was?“, fragte sie. „Du hast nicht geantwortet.“, erwiderte Sasuke. „Ich…“ Sie sah auf ihre Hände, dann zuckte sie mit den Schultern. „Natürlich. Ich bin etwas müde, aber sonst geht es mir gut.“ „Das meinte ich nicht.“, sagte Sasuke. „Ich wollte wissen, ob bei dir allgemein alles in Ordnung ist, oder ob du irgendwelche Probleme hast.“ Sakura runzelte die Stirn. Konnte Sasuke wirklich etwas gemerkt haben? Das klang überhaupt nicht nach ihm… andererseits hatte er ja sehr deutlich gemacht, dass viel Zeit vergangen war, also hatte er sich vielleicht verändert? „Warum warst du gestern alleine in dieser Bar? Immerhin hättest du auch jemand anderen als Juugo and Suigetsu dort treffen können…“, begann er. „Habe ich aber nicht.“, unterbrach Sakura ihn. „Es ist alles okay, wirklich. Ich wollte einfach nur weggehen und Ino hatte keine Zeit.“ Sie war fast enttäuscht. Er hatte nicht gemerkt, was mit ihr los war, nur, dass sie sich gestern ungewöhnlich verhalten hatte… ungewöhnlich dumm, okay… aber Sasuke war nun wirklich die letzte Person, mit der sie darüber reden wollte… „Es klingt nicht nach dir.“, merkte Sasuke an, während er vor dem Haus anhielt. „Und darüber hinaus, war das keine besonders gute Idee von dir.“ Sakura seufzte. „Nun, weißt du, Sasuke… Wir haben uns sechs Jahre lang nicht gesehen. Wir kennen uns nicht, und nur, weil wir früher mal befreundet waren, hast du kein Recht darauf, dich in mein Leben einzumischen. Danke fürs Fahren, wir sehen uns.“ Sasuke blickte ihr überrascht hinterher, als sie mit einem Winken das Auto verließ und zum Haus ging. Dann seufzte er. „Das… hätte besser verlaufen können.“, stellte er fest. Nun gut, vermutlich war es gerechtfertigt, dass sie ihm seine eigenen Worte vorsetzte – aber es bestätigte nur, dass vermutlich wirklich etwas nicht stimme. Dafür war ihre Abwehrstrategie zu eindeutig gewesen. Mit einem weiteren Seufzen ließ Sasuke den Motor wieder an. Das würde er noch herausfinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)