Bittersweet Symphony von Pei-Pei (Ich habe dich gefunden – Mein Glück - -Die letzten zwei Kapitel sind da) ================================================================================ Kapitel 4: Erinnerungen ----------------------- Hallo zusammen. Hiermit präsentiere ich euch das 4. Kapitel zu meiner Fanfic. In diesem Kapitel wird es einige Rückblicke geben, die ich mit **** gekennzeichnet hab. Ich hoffe, dass es nicht all zu verwirrend ist und ihr den Durchblick nicht verliert. Falls doch etwas unklar sein sollte, einfach fragen. ^^ An der Stelle noch ein ganz liebes Dankeschön für eure Reviews. ~~~~~ Erinnerungen Wie ferngesteuert trat ich in die Wohnung ein, ein erzwungenes Lächeln auf den Lippen und mit dem Flehen, dass weder Esme noch Carlisle meinen Gefühlsumschwung bemerkten. „Bella Liebes, alles in Ordnung?“, erklang Esmes Stimme, leicht besorgt. Oh Gott nein. Ich wusste, dass ich eine miserable Schauspielerin war, aber ich gab mir gerade wirklich Mühe. War ich denn so leicht zu durchschauen? „Wieso?“, war das Einzige, was ich über meine Lippen brachte. „Ich hab ein lautes Poltern gehört? Hast du dir auch nicht weh getan?“ Erleichtert atmete ich auf. Ach darum ging es. Schnell schüttelte ich meinen Kopf. „Alles in Ordnung. Es ist nur eine Kiste gefallen. Ich denke Emmett wird sie gleich mit hoch bringen.“ Esme begann zu lächeln, zufrieden über die Antwort. Ich wollte sie nicht anlügen. Aber im Moment blieb mir keine Wahl. Ersten, weil Edward ihr Sohn war. Wobei sie meine Attacke auf ihn bestimmt nachvollziehen konnte, zumindest mehr oder weniger. Da war ich mir nicht all zu sicher. Und Zweitens, sie davon ausging, dass Alice mich über diesen Umstand aufgeklärt hatte. Anders konnte ich mir ihr Verhalten sonst nicht erklären. Was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass Alice kein Sterbens Wörtchen gesagt hatte? Eine Alternative. Aber nein, ich würde nichts sagen. Ich gestand niemand anderem zu Alice Cullen zu Vierteilen und den Kopf abzureisen. Das stand ganz alleine mir zu. Nur mir. Bei Emmett musste ich mir noch etwas überlegen, da hier das Kräfteverhältnis doch ziemlich unausgeglichen war. Aber darüber machte ich mir jetzt keine Gedanken. Erst würde ich mich mit Alice Cullen beschäftigen. Emmett würde dann folgen. Ich würde sie quälen, sie leiden lassen. Das würde sie mir büßen. Alice würde den heutigen Tag definitiv nicht überleben. Meine Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen. Sie hatte mich eiskalt ins Messer laufen lassen. Ich schnaubte, bemerkte dann Esmes Blick, weshalb ich schnell wieder ein Lächeln auf mein Gesicht pflasterte. Ich sah nicht auf, als ich die Tür hörte, beschäftigte mich lieber mit den Kisten, die bei uns im Wohnzimmer standen. Was den Vorteil hatte, dass ich jedem den Rücken zudrehen, mein Lächeln wegwischen konnte. „Das ist die Letzte.“, hörte ich Emmetts Stimme. Sie wirkte gedrückt. Gewissensbisse waren erst der Anfang und nichts gegen das, was die Geschwister noch vor sich hatten. „Gut, dann helfe ich euch noch beim Auspacken.“ Esmes Stimme. „Nein, nein Mum. Dass brauchst du nicht.“, warf Alice hastig ein. „Das mach ich später. Ich muss mir erst noch überlegen, wo ich einige Dinge hinräume. Und außerdem sollten wir jetzt lieber Edward zur Hand gehen. Gerade ist der Umzugswagen gekommen. Schließlich hat er einen ganzen Hausstand einzuräumen.“ Also war es tatsächlich wahr. Die endgültige Bestätigung! Edward zog in die Wohnung unter uns. „Wenn du meinst.“, hörte ich wieder Esme, bevor sie sich an mich wandte. „Bella.“ Oh Gott, nein, lass sie mich bitte nicht fragen, ob ich helfen würde. Ich wandte mich langsam – ganz langsam – zu ihr um. Zu langsam, selbst für meinen Geschmack. Toll, blöder konnte man sich ja nicht anstellen. Mit dem Verhalten, was ich an den Tag legte, war es doch offensichtlich, dass irgendetwas nicht stimmte. Und ich erkannte, dass Esme dieser Umstand ebenfalls aufgefallen war. Doch zum meinem eigenen Erstaunen, sagte sie nichts, kam stattdessen auf mich zu, umarmte mich. „Wir werden später noch mal nach oben kommen, sobald wir fertig sind.“, flüsterte sie in mein Ohr, löste sich dann. „Bis später dann Bella.“ Ich sah in Alice Richtung, die mich mit einem flehenden und zugleich entschuldigenden Blick ansah. „Ja bis später.“, antwortete ich mit neutraler Stimme, was ihr auszureichen schien. Sie nickte, folgte dann den restlichen Cullens, die bereits im Flur waren. Alice wusste, dass ich nur Esme und Carlisle zu Liebe die wenigen Minuten gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte. Wenigstens war sie klug genug und bugsierte ihre Eltern aus der Gefahrenzone. Ich wusste nicht, wie lange ich noch Ruhe bewahren würde. Es fiel mir schwer mich in diesem Augenblick zusammen zu reißen. Als die Tür endlich ins Schloss fiel, atmete ich zittrig aus, bevor ich mir ein Kissen schnappte und es quer durch den ganzen Raum beförderte. Am liebsten hätte ich nach etwas gegriffen, was laut zerbrach. Aber das würde eindeutig zu viel Krach machen. Also musste ich mich damit begnügen. Ein Knurren entwich mir, was sich nach wenigen Sekunden in einen Schwall von Schimpfwörtern gewandelt hatte. Wild gestikulierend rannte ich im Wohnzimmer auf und ab, stampfte ein paar Mal mit dem Fuß auf dem Boden auf. Sollten die unter mir doch denken, was sie wollten. Auf alles konnte und wollte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Wieso verdammt war er hier? Er sollte definitiv nicht hier sein! Durfte nicht hier sein! So war unsere Abmachung damals gewesen. Ich steigerte mich weiter in meine Wut hinein, war froh, dass diese derzeit keinen Platz für andere, meines Betrachtens, unnötige Gefühle zuließ. Meine neu gewonnen Zuversicht vom Morgen begann zu bröckeln. Gott, meine Albträume wurden zur Realität. All die Jahre waren wir uns aus dem Weg gegangen. Es war die beste Lösung. Ist es immer noch!, korrigierte ich mich schnell. Fuchsteufelswild stampfte ich aus dem Wohnzimmer hinaus, visierte mein Zimmer an. Der Ort, an dem ich am besten nachdenken konnte, ohne irgendwelche Ablenkung. Jetzt stand ich hier. Seit dem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, hatte ich mich keinen einzigen Zentimeter mehr von der Stelle gerührt. Ich versuchte zu atmen, doch um so mehr ich es versuchte, desto mehr kam es mir so vor, als würde ich keinerlei Sauerstoff in meine Lungen pumpen können. Mein Zorn war verpufft. Einfach so meinen Fingern entglitten. Nicht mehr vorhanden. Da war nur noch Leere. Nein, ich wollte nicht! Schmerzhaft zog sich mein Brustkorb zusammen. Ich lehnte mich zurück, spürte das Holz der Tür an meinen Rücken. Meine Beine würden mich nicht mehr all zu lange tragen. Aufhören! Fest umschlang ich meinen zitternden Körper mit meinen Armen, versuchte mir damit selbst Trost zu spenden. All meine guten Vorsätze waren dahin. Die Stärke, die ich mir vor wenigen Stunden wieder aufgebaut hatte, völlig in sich zusammen gebrochen. Mit getrübten Augen glitt ich langsam zu Boden, zog meine Knie an meinen Körper, bettet meinen Kopf darauf. Es waren nur wenige Minuten, in denen er vor mir gestanden hatte. Nur wenige Minuten, sprach ich innerlich zu mir selbst. Doch es half nichts. Mein Flehen wurde nicht erhört. Mit einer unbändigen Gewalt brachen die Gefühle, die so lange in mir im Verborgenen überlebt hatten endgültig aus mir heraus, verbündeten sich zu einer einzigen tosenden Welle, einer Tsunami gleich. Ich fühlte den Sog, spürte den Schwindel, den er mit sich brachte. Ich stieß einen zittrigen Laut, fast einem Winseln gleich aus, bevor ich unter der erdrückenden Masse der Erinnerungen verschüttet wurde. **** Eine endlose Sekunde lang herrschte völlige Stille, bevor unser Blickkontakt endgültig beendet wurde, sich alle Geräusche miteinander vermischten. Ein dumpfer Schlag, als Tylers Motorhaube auf Edwards Körper traf, schepperndes Blech, Tylers entsetzter Schrei, der von meinem eigenen übertönt wurde. „EDWARD!“ Meine Augen folgten seinem Körper. Dieser befand sich nur wenigen Sekunden in der Luft, was mir jedoch wie eine kleine Ewigkeit vorkam, bis er mit einem unbeschreiblichen Geräusch auf dem Boden aufkam, regungslos liegen blieb. Ich keuchte auf, schrie von neuen seinen Namen, während ich taumelnd auf die Beine kam, zu ihm rannte. In dem Moment, in dem ich mich neben Edward fallen ließ, fühlte ich rein gar nichts. Mein Körper war taub. Ich war anwesend, bei klarem Verstand und doch kam es mir so vor als würde ich diese Situation nicht miterleben, als wäre mein Geist von meinem Körper getrennt. Als würde ein anderer meine Bewegungen steuern. Meine Hand umschlang die von Edward. Meine Augen huschten über seinen Körper, der merkwürdig verdreht war. Ich sah das Blut, das über seine Stirn lief, langsam den weißen Schnee verfärbte. Doch seinen Geruch nahm ich nicht wahr und was ich höchst wahrscheinlich dem Adrenalin zu verdanken hatte, dass derzeit durch meine Adern gepumpt wurde. Ich realisierte ein letztes lautes Geräusch nur am Rande, bevor es still wurde. Nur langsam sickerte zu mir durch, dass das Tylers Van sein musste. Ich musste auch nach ihm sehen, sehen wie es ihm ging. Aber ich konnte nicht. Ich war nicht in der Lage Edwards Hand loszulassen. Ich wollte es nicht. Also tat ich, was ich für das Beste hielt. Mit meiner freien Hand, die ich zunächst durch das Zittern nicht kontrollieren konnte, griff ich unbeholfen nach meinem Handy, was sich in meiner Jackentasche befand. Meine steifen Finger schmerzten, als ich grob die Tasten drückte. Es tutete, dann noch mal. Warum dauerte das denn so lange? „Krankenhaus Forks. Notru….“ „Es gab einen Unfall.“, unterbrach ich sie. „Edisonstreet. Ein Junge ist von einem Auto erfasst worden. Er ist bewusstlos. Wie es dem Autofahrer geht, weiß ich nicht.“, meine Stimme klang hysterisch, unnatürlich hoch. „Beruhigen sie….“ „Verstehen sie nicht. Es ist Carlisle….. Dr. Cullens Sohn.“ „Isabella?“ „Ja!“, stieß ich weinerlich in den Hörer. Hörte dann, wie die Schwester sich kurz vom Hörer abwandte, irgendjemand etwas zurief, bevor sie sich schnell wieder an mich wandte. „Bleib ruhig. Der Krankenwagen ist unterwegs. Sie werden gleich bei euch sein.“ „Gut.“, flüsterte ich, nicht wissend, ob mich die Schwester überhaupt verstanden hatte. Ich wusste, dass ich sie kannte, doch im Moment war es mir egal. Ich war wie betäubt. „Isabella! Isabella!“ Ich zuckte zusammen. „Mh….ja.“ „Kannst du mir sagen, was mit dem Fahrer des Autos ist?“ Ich hob meinen Kopf. „Nein…….. Ich kann ihn nicht sehen.“ Ich wollte nicht sagen, dass ich nicht aufstehen wollte, nicht von seiner Seite weichen wollte. „Kannst du ihn rufen?“ Ich nickte, um dann zu merken, dass sie mich nicht sehen konnte. Aber statt zu antworten, erhob ich stattdessen meine brüchige Stimme. „Tyler…….Tyler, hörst du mich?“ Im Hintergrund konnte ich hören, wie die Stimme der Schwester erklang. „Informiert sofort Tyler Crowleys Eltern. Sagt Tyler hatte einen Unfall, sie sollen umgehend ins Krankenhaus kommen.“ „Jane!“, Tylers Ruf hörte ich nicht mehr, jetzt galt meine ganze Aufmerksamkeit wieder der Schwester am Handy. Ich kannte diese wohlklingende Stimme, die gerade den Namen der Schwester genannte hatte. „Ist sie dran?“ „Ja!“ Es knisterte kurz und als ich die vertraute Stimme klarer hörte, schien es für mich wie eine kleine Erlösung. „Bella Liebes? Alles in Ordnung?“ „Carlisle!“, schniefte ich, zu mehr nicht fähig. „Er bewegt sich nicht. Edward bewegt sich einfach nicht. TU DOCH ETWAS?“ „Bella ganz ruhig. Scht…..ruhig bleiben. Es wird gleich Hilfe da sein.“ Ich wimmerte nur noch in den Hörer, die Flut der Tränen brach nicht ab, rann unaufhaltsam über meine Wange. Ich hörte Carlisle weiter beruhigend auf mich einreden, aber der Sinn seine Worte drang nicht bis zu mir vor. Den nervösen Unterton registrierte ich nur am Rande. Es hörte sich so an, als hätte ich Watte in den Ohren. Ich fühlte nicht die Kälte des Schnees, die immer weiter meine Beine hinauf kroch, nicht meine bereits blau angelaufenen Lippen, meine Zähne die klappernd aufeinander schlugen. Ich nahm nicht einmal mehr die immer näher kommenden Sirenen wahr. Mein letzter Blick galt Edward als mich die Ohnmacht, gegen die ich bereits die ganze Zeit angekämpft hatte, endgültig überwältigte. Meine Augenlider fühlten sich so schwer an. Ich stöhnte auf, versuchte gleichzeitig meine Augen aufzuschlagen. Doch es gelang mir nicht. Meine Lider wollten sich einfach nicht rühren. Wo war ich bloß? Ich hörte von irgendwoher Schritte, mehrere. Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Eine Hand, die mir behutsam über die Stirn strich, als ich meinen Kopf zur Seite rollte. „Bells?“ Diese Stimme. Noch einmal stöhnte ich, blinzelte. Grelles Licht stach mir in die Augen, weshalb ich diese gleich wieder schloss. Mein Kopf schmerzte höllisch. War ich hingefallen? Ich konnte mich auf jeden Fall nicht daran erinnern. Ich wollte endlich wissen, wo ich war. Ganz langsam öffnete ich meine Augen, erkannte zunächst nur verschwommene Umrisse, eine Gestalt, die sich über mich beugte. „Bells!“, erklang es erfreut. „Dad?“, krächzte ich. „Ja mein Schatz. Wie geht es dir?“ Ich konnte deutlich die Erleichterung heraus hören. „Ich fühle mich, als hätte mich ein Laster überfahren!“ Schwerfällig waren die Worte über meine spröden Lippen gedrungen, während ich mich langsam aufrichtete, ich meine Hand anhob, um mir über meine Schläfe zu fahren. Dadurch bemerkte ich zunächst nicht, wie sich mein Vater neben mir versteifte. „Bin ich das?“ „Was?“ „Wurde ich von einem Laster überfahren?“ Charlie räusperte sich, schüttelte kurz seinen Kopf, als müsste er seine Gedanken wieder zusammen nehmen. „Äh, nein. Du nicht.“ Irgendetwas an seiner Aussage missfiel mir. Er klang nervös?! Prüfend sah ich meine Vater an. Ich wusste bereits, dass ich im Krankenhaus lag. Ich hatte auch bereits die Infusionsnadel bemerkt, die in meinem Handrücken steckte. Geflissentlich achtete ich darauf, nicht dort hin zu sehen. Ich hasste Nadeln! Und ein aufkommendes Schwindelgefühl war jetzt das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Ich musste erst mal wieder vollkommen klar werden. Ich durchforstete mein Gehirn, versuchte herauszufinden, was geschehen war. Doch der trübe Schleier, der über meinen Gedanken hing, ließ sich einfach nicht durchstoßen. „Was…….“, ich musste schlucken. „Was ist dann passiert?“ Sorgenfalten legten sich auf Charlies Stirn. Ein ungutes Zeichen. Unruhig rückte ich näher zu meine Vater ran, griff nach seiner Hand. „Dad?“ Er seufzte auf, bevor er mit ernsten Augen in die meinen sah. Mein Herzschlag beschleunigte sich auf unerfreuliche Weise. Mein Körper spannte sich an, bereitete sich auf etwas vor, von dem ich noch nichts wusste. Ängstlich hielt ich die Luft an, fixierte Charlie, der seine freie Hand anhob, sanft über meine Wange strich. „Bells du wurdest nach dem Unfall ohnmächtig.“ Unfall? Was für ein Unfall? Ich dachte, ich wäre nicht angefahren worden? Er musste meine Verwirrtheit aus meinem Gesicht abgelesen haben. Sein mitfühlender Blick schnürte mir die Kehle zu. Ebenfalls kannte ich diese Stimmlage. Es musste etwas Schlimmes passiert sein. Aber was? Panisch kramte ich weiter in meinem Gehirn nach irgendeinem Anhaltspunkt, der mir weiter helfen könnte. Mit meiner Hand packte ich an meine Stirn, kniff meine Augen zusammen, hoffte mich dadurch mehr konzentrieren zu können. Charlie schwieg, beobachtete mich einfach. Mein umherschwirrender Blick blieb auf meinem aufgeschürften Handgelenk haften. Schlagartig weiteten sich meine Augen, ich japste nach Luft. Ruckartig riss ich meinen Kopf in Charlies Richtung, sah ihm flehend entgegen. Betete, dass das was ich mir gerade in meinen Gedanken zusammen gesponnen hatte, nicht der Wahrheit entsprach. Das diese Bilder nur das Produkt eines bösen Albtraumes gewesen waren. Charlies Nicken ließ mich erzittern. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die sofort ins Freie traten. Schnell packten mich Charlies Hände, zogen mich in eine feste Umarmung, während ich aufschluchzte. „Edward!“ „Es wird wieder alles gut mein Schatz. Das verspreche ich dir.“ *** - Woher hätte Charlie auch wissen können, dass er dieses Versprechen nicht halten konnte. - *** Zögerlich trat ich immer näher an das Krankenbett heran. Ich biss mir auf die Lippen, versuchte schneller voranzukommen, doch es gelang mir einfach nicht. Meine gesamte Körperhaltung zeugte von meiner Unsicherheit. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte. Diese Situation überforderte mich völlig. Auf der einen Seite wünschte ich mir nichts sehnlicher, als auf Edward zu zulaufen, meine Arme um seine Hals zu werfen, mich an ihn zu schmiegen. Auf der anderen hätte ich mich am liebsten umgedreht, wäre davon gelaufen. Aber ich wusste, dass Weglaufen keine Lösung war. Weglaufen würde nichts daran ändern. Ich fürchtete mich. Fürchtete mich davor, etwas unerwartete vorzufinden. Aber was sollte das sein? Edwards derzeitiger Zustand hatte das Schlimmste, was ich mir je vorstellen konnte, bei weitem übertroffen. Ich sah Alice, die mir trotz ihrer traurigen Augen, versuchte Mut zuzusprechen. Er sah mir aufmerksam entgegen. Und auch wenn es seine Augen waren, waren sie mir fremd. Genauso fremd, wie ich für Edward eine Fremde war. Die Worte des Arztes kamen mir wieder in den Sinn, als er mir Edwards Zustand erklärt hatte. ~~~ „Miss Swan, Carlisle hat mich darum gebeten, dass ich sie ebenfalls aufkläre. Mr. Cullen hat zwei gebrochene Rippen, einige Risse im Schädel, dazu Prellungen und Blutergüsse, die in Verbindung mit dem Zusammenstoß mit dem Unfallfahrzeug entstanden sind. Diese Verletzungen werden innerhalb weniger Wochen verheilt sein. In dieser Beziehung hat er sehr viel Glück gehabt. Was uns eher Sorgen macht, ist, dass Mr. Cullen durch den harten Aufprall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat.“ „Was heißt das?“ „Miss Swan, Mr. Cullen leidet unter einer retrograden Amnesie. Eine retrograde Amnesie (lat.: retro = rückwärts; engl.: retrograde amnesia) liegt vor, wenn Personen nicht mehr in der Lage sind, sich an Geschehnisse vor einem bestimmten, meist traumatischen, Ereignis zu erinnern. Der Gedächtnisverlust bezieht sich auf einen - zumeist kurzen - Zeitraum vor dem bestimmten Ereignis, was bei Mr. Cullen jedoch nicht der Fall ist.“ Was sollte dass nun wieder heißen? Warum konnten Ärzte nie in klare verständliche Worte fassen, wie es dem Patienten ging?! „Miss Swan, Mr. Cullen erinnert sich an rein gar nichts mehr, was vor dem Zusammenprall mit dem Auto geschehen ist. Ihm fehlen jegliche Erinnerungen an sein bisheriges Leben.“ Meine Brust schnürte sich schmerzhaft zusammen. Dennoch versuchte ich mich zusammen zu reißen. Ich wollte nicht schon wieder in Tränen ausbrechen. Das würde niemandem weiterhelfen. Am wenigsten Edward. „Wird……..wird er seine Erinnerungen wieder zurück bekommen?“ „In dem meisten Fällen kehren die Erinnerungen innerhalb weniger Tage oder Wochen zurück. Einige Patienten können sich schlagartig wieder an alles erinnern, bei anderen kehren die Erinnerungen Stück für Stück zurück. Manchmal bedarf es auch einer bestimmten Situation, die Auslöser sein kann, dass die Erinnerungen wiederkehren. Das ist ganz unterschiedlich. Ich denke aber, dass er innerhalb der nächsten Wochen vollkommen im Besitz seiner Erinnerungen sein wird. Sie brauchen also nichts zu befürchten.“ *** - Ja, zu diesem Zeitpunkt waren wir alle noch mit Zuversicht erfüllt. Eine Zuversicht, die sich in mancher Hinsicht nie erfüllen würde. - *** „Swan.“ „Bella, stell dir vor, er kann sich wieder an uns erinnern.“, quietschte Alice hocherfreut in den Hörer. „Wirklich?!“, erwiderte ich in der gleichen Tonlage. Mein Herz schlug drei Takte schneller. Na endlich. Endlich würde es wieder so sein wie früher. Ich sprang auf und ab, presste das Telefon an mein Ohr, um auch jedes Wort, was Alice sprach, in mir aufzusaugen. „Wann ist es passiert?“, wollte ich sofort wissen. „Vor einer halben Stunde. Er hat ein leichtes Ziehen im Kopf gespürt und dann waren sie wieder da.“ Meine beste Freundin war in den letzten vier Wochen, seit dem der Unfall passiert war, das erste Mal wieder in ihrer gewohnten Hochstimmung. Annähernd zumindest. Aber irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass Alice irgendwas weiterhin bedrückte. Doch wollte ich jetzt nicht danach fragen. Ich wollte den Moment des Glücks, den ich gerade verspürte, in vollen Zügen auskosten. Edward hatte seine Erinnerungen wieder. Besser hätte dieser Tag nicht beginnen können. „Ich werde gleich vorbei kommen.“, plapperte ich freudig in den Hörer. Ich musste ihn sehen. Ich wollte schon den Hörer auflegen, als „Bella warte!“ Da war es wieder. Dieses schlechte Gefühl. Zunächst hörte ich nur das Knistern in der Leitung und Alice leise Atmung. Es fühlte sich so an, wie damals, als ich im Krankhaus aufgewacht war und Charlie an meinem Bett gesessen hatte. „Bella…….Edward………er……kann sich nur an uns………….an Esme, Carlisle, Emmett und mich erinnern und noch an paar andere …eher…unrelevante..Dinge.“ Ich wusste, dass Alice absichtlich die Namen der Familie aufgezählt hatte, anstatt einfach nur Familie zu sagen. Für sie gehörte ich, genauso wie für den Rest des Cullens-Clans zur Familie. Also fehlte somit ein Mitglied, an das sich Edward nicht erinnern konnte. Für mich war es ein herber Schlag, doch ich freute mich für Alice. Edward und sie hatten als Zwillingen schon immer eine innige Beziehung gehabt. Sie hatte unter Edwards Gedächtnisverlust sehr gelitten. Ich freute mich, dass Edward sich an die wichtigsten Personen in seinem Leben wieder erinnern konnte. Das war die Hauptsache und ein Fortschritt. „Das ist schön.“ Und so meinte ich es auch. „Bella, er wird sich auch bald an dich erinnern.“ „Ja.“ Aber ich war mir da nicht mehr so sicher, auch wenn seit dem Unfall erst vier Wochen vergangen waren. *** - In diesem Moment wusste ich auch noch nicht, wie oft ich genau diesen Satz immer wieder hören würde, die Leute um mich herum, versuchten, meine Hoffnung, die immer mehr schwand weiterhin zu erhalten. Die Zeit verging, so wie sie es vor dem Unfall auch getan hatte. Ein halbes Jahr war bereits vergangen und so einiges hatte sich geändert. - *** Frustriert warf sich Alice auf den freien Platz neben mir, den ich ihr freigehalten hatte. Lustlos lies sie ihre Tablett fallen, was ihr Glas gefährlich zum Wanken brachte. Ich sah sie fragend an. Sie schnaubte zunächst nur, begann missmutig zu kauen. Also tat ich das Gleiche. Ich wusste, dass es in diesem Moment besser war, Alice zunächst etwas Zeit zu geben. Sie würde gleich von selbst anfangen zu reden. Und ich behielt recht. „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll Bella?“ Meine elfenhafte Freundin hörte sich deutlich geknickt an. Dadurch wusste ich, dass sich das Gespräch um Edward drehen würde. Ein Thema, dass ich eigentlich versuchte, tunlichst zu vermeiden. Aber ich war die Einzige mit der Alice in dieser Beziehung sprach, von Emmett mal abgesehen. Mein Blick war auf das nicht gerade schmackhaft aussehende Cafeteriaessen gerichtet um meine Emotionen, die sich gerade in meinen Augen spiegelten zu verbergen. „Hast du gesehen, mit wem er sich nur noch herum treibt?“, dabei glitt ihr Blick durch den großen Raum, stoppte an einer ganz bestimmten Stelle. Ich brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, wohin sie sah, wen sie sah. Edward hatte sich, seit dem er in die Schule zurückgekehrt war, neue Gesellschaft gesucht. Er war nicht mehr der eher zurückhaltenden und beherrschte Edward, den ich früher kannte. Er war anders geworden. Seit längerem war er fast überhaupt nicht mehr zu Hause anzutreffen, trieb sich mit seinen neuen Freunden irgendwo rum. Bis jetzt waren immer noch nicht alle Erinnerungen zurückgekehrt. Einige waren noch sehr schemenhaft, aber an mich besaß er keine einzige, noch so kleine Erinnerung. Als wäre ich vollständig aus seinem Gedächtnis getilgt worden. „Das ist überhaupt nicht gut!“, murmelte Edwards Zwillingsschwester vor sich hin, wandte sich dann wieder an mich. „Ich hab versucht mit ihm zu sprechen, ihm in sein Hirn einzutrichtern, dass er sich von diesen Kerlen fern halten soll. Miese Schlägertypen!“, fügte sie noch zischend hinzu. Ich schwieg immer noch. „Weißt du, was er gesagt hat?“ Sie zog ihre perfekten Augenbrauen nach oben. „Ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern.“ Sie schlug mit ihrer kleinen zur Faust geballten Hand auf den Tisch. Alice und Edward lagen sich in letzter Zeit fast nur noch in den Haaren. Eigentlich stritt Edward nur noch mit seiner Familie. Er wurde immer gereizter. „Pah! So langsam glaube ich, dass durch den Unfall dort oben, irgendeine Gehrindwindung einen leichten Wackelkontakt erlitten hat. Anderes kann ich mir das nicht erklären.“, knurrte die kleine Schwarzhaarige weiter. Ich hingegen wurde stocksteif, was von Alice sofort bemerkt wurde. „Oh Bella, es tut mir leid.“ Doch ich schüttelte nur mit meinem Kopf. Sie sollte mich nicht wie ein rohes Ei behandeln. „Schon gut. Wirklich.“ Ich hob meinen Kopf, lächelte sie an, wobei meine Augen selbständig in die Ecke wanderten, in die Alice wenige Minuten zuvor geschaut hatte. Sein bronzefarbenes Haar stach förmlich aus den schwarzen Haarschöpfen, die ihm umgaben, heraus. Das Bild wirkte so unecht, wie gestellt. Edward mit seiner blassen Haut und seinen leuchtend grünen Augen inmitten der Quileuten mit ihrer dunklen Haut und pechschwarzen Haar. Es passte einfach nicht. Und dennoch schien er sich dort wohl zu fühlen, was ich an seinem Lächeln sehen konnte. Er sah auf, begegnete meinem Blick und schenkte mir eins seiner schiefen Lächeln, bevor er sich wieder dem Gespräch zuwandte. Das Einzige, was sich nicht geändert hatte und bei mir immer noch den gleichen Effekt erzeugte. Einen erhöhten Pulsschlag, ein laut pochendes Herz, rötlich gefärbte Wangen. In diesen kleinen Momenten fühlte ich mich geborgen und glücklich. Auch wenn es nur für eine kleinen Augenblick war. „Rede du mit ihm.“ Alice Stimme holte mich wieder zurück. „Was?“ Ich war etwas durcheinander. Was meinte sie? „Versuch du ihn zur Vernunft zu bringen.“ Meine Antwort erfolgte schnell. „Nein.“ Alice funkelte mich wütend an, was mich nicht im Mindesten beeindruckte. „Du weist, was meine Meinung dazu ist.“ „Ja, ich weiß es. Und ich finde die Gründe bescheuert. Vor allem von deiner Seite müsste er mal anständig den Kopf gewaschen bekommen. Aber nein, du bist die Einzige, die sich damit zurück hält, ihm sogar noch in Schutz nimmt!“ Ich ignorierte den anklagenden Ton in ihrer Stimme. Ich konnte auch nicht widersprechen. „Ich kann und will das einfach nicht.“, sprach ich einem Ton, der keine Widerworte duldete. Aber ich hatte es nicht mit irgendwem zutun, sonder mit Alice Cullen. Und diese war davon nicht gerade sonderlich eingeschüchtert. Sie rollte mit ihren Augen. „Es war nicht deine Schuld Bella.“ „Das sagt auch keiner.“ Alice belegte mich mit einem durchdringenden Blick, weshalb ich mich sofort unwohl in meiner Haut fühlte. „Nein, aber das denkst du.“, gleichzeitig griff sie nach meiner Hand, drückte diese leicht. Wieder Mal hatte sie ins Schwarze getroffen. Dafür hasste ich sie. Wie konnte ein Mensch mit seinen Vermutungen nur immer so zielgenau sein. Sache löste ich meine Hand aus ihrem Griff. „Ich werde mich da nicht einmischen Alice. Es ist ganz allein seine Sache. Ende der Diskussion.“ Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, warf ich ihr noch einen scharfen Blick zu, bevor ich mich erhob. *** Unbarmherzig nahm das Schicksal seinen Lauf. Der Tag, an dem sich endgültig alles veränderte, kam. *** Leise klopfte ich an seine Tür. „Herein.“ Tief atmete ich noch mal durch, sammelte mich für das, was ich jetzt vor hatte und trat dann langsam ein. Er sah nicht auf, bis ich direkt vor ihm stand. Erst dann legte er die Zeitschrift, in der er bis jetzt gelesen hatte, beiseite. „Kann ich mir dir reden?“ Ich versuchte meine Stimme so zwanglos wie möglich klingen zu lassen. „Klar.“ Was nach Edwards Stimmlage zu urteilen, auch funktioniert. Ich sank neben ihn auf die Couch, begann sofort damit nervös meine Finger zu kneten, was ihm natürlich nicht entging. Prüfend glitten Edwards atemberaubend schöne Augen über mich, während er locker seinen Arm auf die Lehne bettete. Ich zuckte leicht zusammen, als er mich mit seiner Samtstimme ansprach. „Aber bevor du das tust. Sag mir Bella, hat dich Alice geschickt?“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, was er umgehend erwiderte. Mein Blick schweifte über seine blassen Züge: das markante Kinn, seine weichen Lippen, die gerade schmale Nase, die ausgeprägten Wangenknochen. Ich konnte sein Gesicht im Schlaf zeichnen, konnte einfach nicht genug davon bekommen. Letztendlich begegnete ich seinen Augen. Diese unendlich tiefen Augen, die eine hypnotisierende Wirkung auf mich hatten. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich darin eintauchte. Seine Augen. Etwas fehlte dort drin. Ich konnte nicht sagen, was es war. Sie sahen mich immer noch mit der gleichen Intensität an, wie zuvor. Immer noch hatte ich Mühe, dann nicht meinen Verstand zu verlieren oder zu atmen. Und doch war etwas anders. Man konnte es mit einem Musikstück vergleichen, das zwar schön war, aber zu dessen Vollendung noch eine bestimmte Note fehlte, um einen endgültig zu verzaubern. Sehnsucht stieg in mir auf, sowie den Wunsch ihn zu berühren. Seit dem Unfall war Edward völlig distanziert. Die größte Distanz bewahrte er zu mir, auch wenn er es verbarg. Aber dafür kannte ich ihn, seine Körperhaltung, einfach zu gut. Und genau das schmerzte noch mehr. Die Wunde in mir wurde dadurch noch tiefer, als sie jetzt schon war. Es kam mir bereits wie eine kleine Ewigkeit vor, seit dem ich ihn das letzte Mal berührt hatte, wenn auch nur freundschaftlich. Inzwischen hatte ich an manchen Tagen Symptome ähnlich von Entzugserscheinungen. Am schlimmsten war es, wenn ich Edward überhaupt nicht sah, was sich immer mehr häufte, es früher nie gegeben hatte. Als wollte er sich mir entziehen, sein Leben von dem meinem entfernen. Ich hatte Angst. Angst, dass die Schlucht die mittlerweile zwischen uns entstanden war, so groß wurde, dass wir diese nicht mehr überwinden konnten, uns völlig verlieren würden. Etwas was ich nicht wollte. Das würde ich niemals überleben. Verdammt ich wollte doch nur bei ihm sein. Ich liebte ihn, mehr als alles andere auf dieser Welt. Warum wurde es jetzt noch schwerer als es zuvor schon war? Ich verstand einfach den Sinn nicht. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln, die ich so schnell wegblinzelte, wie sie gekommen waren. Ein Räuspern meinerseits erklang und zugleich hoffte ich, dass nur wenigen Sekunden vergangen waren, seit dem er mir die Frage gestellt hatte. Wie immer verlor ich in seiner Gegenwart jegliches Zeitgefühl. „Ja und Nein.“ Das Gespräch mit Alice in der Cafeteria lag mindestens schon drei Wochen zurück. „Ich wusste es!“, gab er erheitert zurück. „Also, dann schieß mal los.“ Es kam mir so vor, als würde er warten, dass jetzt ein lustiger Spielfilm kommen würde und kein ernstes Gespräche, was ich vor hatte zu führen. Mal sehen, wie lange er dieser Meinung war. „Ich hab gehört, was in der Schule passiert ist.“ Ein leichtes Schulterzucken, sonst keine Regung. „Edward, Tyler hat dir ein blaues Auge zu verdanken.“, warf ich ihm entgegen. Von den anderen Plessuren, die Tyler gekonnt versteckte, fing ich gar nicht erst an. „Und?“ Es schwang keinerlei Reue mit. Mir klappte der Mund auf. „Wie und?“ „Ja und? Was ist daran so schwer zu verstehen?“ Sein leichter Tonfall hatte bereits an Schärfe zugelegt. „Er hat es verdient!“ Ich hatte geahnt, dass genau dieses Argument kommen würde. Und ich musste zugeben, dass ich es nachvollziehen konnte. Seit dem Unfall war Tyler eine Nervensäge der Spitzenklasse. Zuvor dachte ich, diesen Platz würde Alice nichts und niemand streitig machen. Doch ich hatte mich geirrt. Tyler stellte Alice sogar noch in den Schatten. Er führte sich auf wie ein Stalker, versuchte penetrant Wiedergutmachung zu leisten. Und nichts, was man auch sagte, hielt ihn davon ab. Wenn ich ehrlich war, hätte ich ihm am liebsten selbst ein blaues Auge verpasst. Edwards breites Grinsen verriet mir, dass er genau wusste, über was ich gerade nachdachte. Ich schnaubte, funkelte ihn drohend an. Er verschränkte nur seine Arme hinter seinem Kopf, betrachtete mich amüsiert. „Und außerdem hat er angefangen.“, fuhr er locker fort. „Das tut doch jetzt nichts zur Sache.“ „Doch tut es. Du hast es doch gesehen.“ Ich nickte stumm. Man könnte sagen, ich war direkt dabei gewesen. Ich stand nur wenige Schritte von Edward, Jacob und Tyler entfernt. Ich wusste nicht warum, aber plötzlich war Tyler laut geworden, während Jacob nur gegrinst hatte. Doch als Tyler seine Faust nach oben gerissen hatte, war Edward dazwischen gegangen und die Prügelei war wenige Sekunden später im vollen Gange gewesen und würde wahrscheinlich in die Geschichte eingehen. Denn Edward Cullen hatte sich geprügelt. Etwas, was niemand jemals erwartet oder nur gedacht hätte. „Trotzdem! Das ist sonst nicht deine Art.“, setzte ich dagegen. „Genauso wie die Typen, mit denen du in letzter Zeit nur noch rumhängst.“ Schweigen. „Leute mit einem solchem Ruf!“ Ich sah ihn hierbei eindringlich an. Edward setzte sich auf. „Ach, was haben denn Jake und die Anderen für einen Ruf?“ Ich hörte ganz deutlich die Herausforderung aus seiner Stimme heraus. Und da war noch etwas anderes. Eine unterschwellige Drohung? „Das weist du ganz genau. Also frag nicht so blöd!“, blaffte ich ihn an. „Früher hättest du dich niemals mit ihnen eingelassen.“ Die Wut in meinem Bauch gewann langsam die Überhand. „Genau das ist der Punkt Bella. Die Betonung liegt auf früher.“ Ich musste schlucken. Edward Stimme wirkte jetzt gepresst und ziemlich gereizt. Aus dunklen Augen heraus funkelte er mich an, was mich dazu veranlasste, meinen Blick zu senken. „Ich bin aber nicht mehr wie früher“, warf er mir schroff entgegen. „Kapiert das endlich! Nichts ist mehr wie früher. - Rein gar nichts mehr.“ Seine Stimme jetzt nur noch ein Flüstern. Ich versuchte mich so geräuschlos wie möglich zu räuspern, den Klos in meine Hals zu vertreiben. Aber es gelang mir nicht. Jeder einzelne Muskel in meine Körper war zum Zerreisen angespannt. Nur ganz langsam traute ich mich, wieder zu ihm aufzusehen. Mörderische Wut spiegelte sich in seinem Ausdruck, die mich aufschrecken lies. „Ich…..will dir doch nur helfen.“, wisperte ich, wollte ihn damit beruhigen. Aber genau diese Worte schienen ihn noch mehr anzustacheln. Wie von einer Tarantel gestochen sprang er auf. „Ausgerechnet du willst mir helfen?“ Die Worte waren extrem lang gezogen. Die Abfälligkeit und Empörung in seiner Stimme war wie ein Peitschenhieb auf meinen bereits geschundenen Körper. Er schnaubte verächtlich. „Ich fass es einfach nicht!“ Edward lachte trocken auf. Dieses Lachen brachte den Wendepunkt in meinem Inneren. Aufgebracht sprang ich jetzt ebenfalls auf meine Füße, stemmte meine Hände in die Hüfte. „Was soll das? Warum tust du das jetzt?“, gab ich in der gleichen Tonlage zurück. „Weil du endlich kapieren sollst, dass ich deine Hilfe nicht will.“, zischte er. „Aber………warum?“, stotterte ich. Ich war völlig verwirrt. Sein Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln an. Aber es lag keinerlei Wärme darin. Seine Augen waren völlig kalt. „Das fragst du noch?“ Blanker Sarkasmus schwappte mir entgegen. „Wer ist denn Schuld an all dem hier?“ Ich hielt die Luft an. „Nur du alleine!“ Mein Herzschlag setzte aus. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre all das hier nicht passiert!“ Seine ruhige und emotionslose Stimme gab mir den Rest. Panisch schüttelte ich den Kopf, um dem Schmerz zu entkommen, die aufkommenden Tränen zu vertreiben. „Warum verschwindest du nicht einfach?“ Mir wurde schwindelig und ich konnte mich kaum noch konzentrieren. „Ich verstehe sowieso nicht, warum ich mit einer Person wie dir befreundet war.“ Ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Ohne großartig darüber nachzudenken, schoss meine Hand nach oben. Von weit her drang ein Klatschen an mein Ohr. Ich sah, wie Edwards Gesicht zur Seite flog. Kurze Fassungslosigkeit erschien dort, als er mich wieder ansah, bevor die Wut wieder ihren Platz einnahm. Ich musste nicht besser aussehen. „Wenn da so ist, werde ich deinem Wunsch nicht im Weg stehen.“ War ich das, die da sprach? „Ich werde aus deinem Leben verschwinden.“, zischte die mir völlig fremde Stimme abschätzig. „Und da du keinerlei Erinnerungen an mich hast, wird es so sein, als hätte es mich nie gegeben.“ Kaum hatte die Stimme diesen Satz beendet, hörte ich ein klirrendes Geräusch, was in meine Ohren widerhallte, meinen gesamten Körper durchzuckte. „Fein.“ Seine sonst so freundliche Stimme war noch kälter geworden. Blanker Hass schlug mir aus seinen Augen entgegen. Zeriss mich. „Fein.“, erwiderte ich tonlos. Die Qual war unbeschreiblich, dröhnte in jeder einzelnen Faser, als ich mich von ihm abwandte und aus dem Zimmer rannte. Er hielt mich nicht auf. *** - Es war ein glatter Bruch. Die Schlucht zu meinen Füßen hatte sich in einem unüberwindbaren Abgrund verwandelt, dessen dunkle Tiefe drohend zu mir herauf blickte. Von da an mied ich seine Gegenwart, sprachen wir kein einziges Wort mehr miteinander, sahen uns nicht an. Es war alles gesagt. Edward und Bella, zusammen, gab es nicht mehr. Würde es nie wieder geben. Unsere gemeinsame Geschichte hatte ein jähes Ende genommen. - ~ Gedämpfte Stimmen drangen zu mir. Ich konnte aber nicht sagen, ob sie nur in meinen Träumen vorkamen oder real waren. Und ich wollte auch nicht aus dem Schlaf erwachen, der mich derzeit umgab. Daher entschloss ich mich, einfach zu lauschen. Mir darüber sonst keine Gedanken zu machen. „Warte. Nein lass es!“, zischte eine der Stimmen. War das Alice? „Edward!“ Ich hörte Schritte, die sich beschleunigten, verfolgt wurden. Ein leichter Luftzug, strich über meinen Körper hinweg. Ein seltsamer Traum. „Bella!“, flüsterte eine andere Stimme, mir so vertraut und doch hatte ich sie schon so lange nicht mehr gehört. „Edward hör…..“ „Pst Alice.“ „Sie sieht ziemlich fertig aus!“ Emmett? „Ist das verwunderlich!?“, sprach die mir liebste Stimme. Sie schien wütend. „So hätte das nicht ablaufen dürfen. Ihr hättet es ihr sagen müssen.“ „Ich weiß!“, erklang es seufzend. Plötzlich begann ich zu schweben oder spürte ich da zwei Arme, die sich unter meinen Körper gelegt hatten? Ich wusste es nicht. Ich wurde an etwas Weiches gebettet, was sofort ein Kribbeln in mir auslöste. Mit einem wohligen Seufzen schmiegte ich mich an das mir unbekannte Etwas. So schnell wie die Wärme gekommen war, verschwand sie auch schon wieder. Ich wollte hierauf meine Augen öffnen, dieses Etwas festhalten, es nicht verlieren, doch diese wunderschöne Stimme sprach erneut zu mir. „Schlaf Bella.“ Ich würde ihr jeden Wunsch erfüllen, lies mein Vorhaben daher fallen. Sanft strich jetzt dieses Etwas von meiner Schläfe, über meine Wangenknochen bis zu meinem Kinn hinab. Ich genoss diese Berührung, die mir so viel Trost schenkte. „Bleib bei mir!“ Ich wusste nicht, ob ich gesprochen oder diesen Satz nur gedacht hatte. Ein bedrücktes Glucksen war die Antwort. „Daran hat sich nichts geändert. Sie redet immer noch im Schlaf!“, kicherte die Stimme meines Emmetts im Traum. „Ich werde dich nicht mehr alleine lassen, versprochen.“ Ich lächelte, spürte einen süßlichen Atem auf meiner Haut, bevor sich wieder etwas – dieses Mal unendlich Weiches - auf meine Stirn legte, dort eine kurze Zeit verweilte, dann wieder schwand und ich tiefer in den Schlaf sank. *** Was sagt ihr dazu? Bin auf eure Meinungen gespannt. Liebe Grüße Pei-Pei Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)