Pränataler Campingkocher von kumquat (Every day is writing day) ================================================================================ Kapitel 25: Ich mag dich, aber... (05.02.09) -------------------------------------------- Glückshormone. Eine ganze Fuhre Glückshormone, die nur von brennenden Augen gebremst werden konnten, als er sie denn öffnete. Mit Säbeln bewaffnet fiel das Licht bei ihm ein und verarbeitete rein gefühlsmäßig seine Netzhaut zu Kleinholz. Konnte er eigentlich nicht gebrauchen. Wie spät..? Morgen, wahrscheinlich. Morgen war eigentlich so gar nicht seine Zeit. War aber gerade nicht so wichtig. Er schlich - wie ungewohnt - um die dünnen Lichtstreifen der geschlossenen Jalousie herum, schob sich ins Wohnzimmer und schaltete, mehr aus Reflex eigentlich, seine Kiste an; die Aufwachroutine setzte er fort, indem er auf leisen Füßen zur Kaffeemaschine wanderte und sie ausreichend munitionierte - war er erst einmal damit fertig, war auch sein Rechner hochgefahren. Und schließlich musste er sich über die norwegische Demoszene auf dem Laufenden halten. Ganz zu schweigen von US-amerikanischer Spielepolitik. Zumindest, bis der Kaffee fertig war. Kurze Zeit später - er konnte wetten, dass es nur eine kurze Zeit war - und ganz ohne Vorwarnung, summte es neben seinem Ohr. Dass er nicht zusammenfuhr, lag lediglich daran, dass er die zugehörige Stimme inzwischen relativ gut kannte. Genau wie die Hände, die langsam auf seine Brust krabbelten. "Du bist auch so einer, der einen Computer einer Frau vorzieht..? Schlimmer als mein Bruder." "Ich wollte nur die Zeit bis zu deinem Erwachen totschlagen", erwiderte er, und er grinste dabei nicht einmal ganz. Nur so halb, und sah sie dabei von der Seite an, sofern ihr Lockendickicht einen Blick erlaubte. Sie schnaubte leise, schien sich damit aber halbwegs zufrieden zu geben. Ihre Miene machte keinen Hehl aus ihren Gedanken - ich weiß, dass du gerade Bullshit geredet hast, aber ich verschone dich, weil ich es niedlich finde. Und ihr stand das definitiv besser als Christina. "... Der Kaffee müsste sowieso fertig sein", murmelte er dann überflüssiger Weise, bevor er sich erhob; als ob sie ihn weichgekocht hätte, durch etwas anderes als ihre bloße Präsenz. Und wieder ging sie vor, zufrieden summend; nur er kam nicht zu seinem Kaffee, da es ziemlich heftig an der Tür klopfte, kaum dass er hinter der Theke stand. Sie tauschten einen Blick. Ihrer hatte etwas informativer ausgesehen, als ihm lieb gewesen war, aber in keine bestimmte Richtung, weil er (zugegeben) nicht so genau hingesehen hatte - vielleicht brauchten sie noch einmal seine Aussage wegen seiner ehemaligen Vermieterin. Das war es nicht. Aber auch kein Grund zur Sorge, denn durch den Spion sah er ein vertrautes Gesicht, so dass er gar nicht erst die Kette vorhakte. Heute sowieso nicht. Heute ganz besonders nicht. Was er etwas doch bereute, als unter diesem vertrauten Gesicht ein Kilo faustgeprüfter Stahl hervorschoss und sich mit den morbiden Klicken einer entsicherten Waffe gegen seine Brust drückte. "Ich hab dich gewarnt. Ich hab dir gesagt, ich weiß noch genau, 'Ich mag dich, du bist 'n echt toller Freund, aber wenn du dich an meine Schwester ranmachst, muss ich dich leider umbringen.' Und hier bin ich." Hinter ihm regnete Kaffee in einer Fontäne aufs Laminat. "Pascal, lass den armen Kerl in Ruhe!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)