Frühlingsgefühle von Noleen (Vaughn X Chelsea -FF) ================================================================================ Kapitel 9: Initiative --------------------- Anmerkungen: Ich will nur eines sagen und zwar, dass dieses Kapitel durch den kuriosen, undefinierbaren Gedankengang in meinem noch seltsameren Kopf anders geworden ist, als es ursprünglich geplant war. Aber ich denke, niemand wird mir den Kopf dafür abreißen xD. Zweitens, das Kapitel ist etwas kürzer, als die anderen. Aber das hat auch einen Grund, den ihr vielleicht am Ende des Kapitels versteht. Und blabla... Ich rede immer so viel <_<'. ______________________________________________________________________________________ Initiative Dass ich verrückt war, wusste ich bereits. Andererseits hätte mein eigenes Verhalten in diesem Moment nicht nur an meinem gesunden Menschenverstand appelliert, sondern auch noch meine vollkommene Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt. Obwohl ich wusste, dass es nichts Schlimmeres gab, als den Schmerz der Emotionen – und dass dieser nun mal ein trauriger Bestandteil des menschlichen Daseins war – fühlte ich gleichzeitig, dass der Zeitpunkt gekommen war, auf den ich im Geheimen gewartet hatte. So wenig Gewisses wie es bisher in meinen Leben gab, desto sehr wollte ich die Gewissheit in der Gegenwart finden. Ich hatte Angst gehabt über meinen eigenen Schatten zu springen – mich zu verändern; doch schließlich blieb nur ein Ausweg. Auch wenn ich vollkommen verrückt sein musste. Ich wusste, wie sehr mich Chelsea in diesem Moment hassen musste – aus vielen Gründen, deren ich mir vollkommen bewusst war. Dennoch wollte und musste ich als Einziger bei ihr sein, um sie zu trösten. Ohne Vorwarnung rannte ich ihr hinterher und spürte die irritierten Blicke Aller auf mir ruhen. Ich wusste nicht, ob sie bemerkt hatte, dass ich sie verfolgte, aber sie schien es immer eiliger zu haben, je näher ihre Farm kam. Kurz bevor ich sie einholen konnte, entwich sie in ihr Haus und schlug mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu. Ich ließ meine Handfläche auf das Holz nieder und überlegte einen Moment, ob ich anklopfen oder sie erst einmal in Ruhe lassen sollte. Angestrengt versuchte ich etwas aus dem Inneren zu hören, doch ich konnte nichts vernehmen. Aber ich war keine Person, die so schnell aufgab. ~*~ Alles war zu schnell geschehen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren – nur alleine die Tatsache, dass die Nacht bereits hereingebrochen war, nahm ich auf. Meine Handfläche lag immer noch auf ihrer Tür und ich selbst hatte mich ebenfalls nicht von der Stelle gerührt. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen konnte – schließlich wusste ich auch nicht, worin ihr Schmerz bestand. Es schmerzte mich selbst genauso sehr – selbst wenn ich mich von ihr abgewandt hatte, wollte ich niemals, dass sie ihr Leben in Traurigkeit verbringen musste. Mir fielen nur keine Worte ein. Es war eine Schande für mein bisheriges Leben, dass ich niemals gelernt hatte, tröstende Worte zu sprechen – und diese Tatsache wurde mir nun schlagkräftig bewusst. Sollte ich warten…? Sollte ich anklopfen…? Ich wusste nicht was richtig war. War ich der Schuldige für dies alles? Auch das konnte ich nicht sagen. Jedoch war mein Gewissen wachsam und beschuldigte mich, der Grund zu sein. Ich ließ mich vor der Tür nieder, streckte die Beine aus und hob den Kopf zu dem klaren Nachthimmel empor. Glücklicherweise waren die Sommernächte meist angenehm – und das ließ zu, dass ich warten konnte auf Chelsea. In gewisser Weise wusste ich, dass es vermutlich falsch wäre, sie in diesem Augenblick zu stören. Doch ich konnte warten - wenn es sein musste noch die ganze Nacht oder den ganzen Tag. ~*~ Der helle Schein der Morgensonne riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Ich benötigte einen Moment, um zu realisieren, wo ich mich befand, doch die Erinnerung an den gestrigen Tag kam schnell – und sofort wusste ich, dass sich an der Situation nichts geändert hatte. Vorsichtig tastete ich seitlich nach meinem Hut und richtete mich vor Chelseas Tür auf. Ich rieb meine Augen, die von dem hellen Licht leicht geblendet waren und sah um mich. Anscheinend hatte sie das Haus bisher nicht verlassen und ich war mir sicher, dass Chelsea nicht einmal wusste, dass ich die ganze Nacht vor ihrer Tür gesessen hatte. Ich seufzte leise und begann kleine Kreise vor ihrem Haus zu laufen – noch immer war ich zu unentschlossen, um irgendetwas zu unternehmen. Wie man es auch sah – ich war ein großer Idiot. Sicherlich haben das bereits am Abend zuvor alle Beteiligten gedacht, als ich ihr wie von der Tarantel gestochen hinterhergerannt war. Gratulation, Vaughn – du hast den Preis für den höchsten Intelligenzquotient der Insel gewonnen. Für deine allgemeine Zerstreutheit, Unwissenheit und Einfühlsamkeit erlangst du zusätzlich noch Sympathiepunkte für deinen persönlichen Teufel. Alles fügte sich doch wunderbar zusammen – alles lief seit Wochen nur darauf hin, dass ich erstens ein Idiot, zweitens ein Trottel und drittens ein Dummkopf war. Ich grummelte leise und steckte meine Hände in die Hosentaschen, bevor ich anfangen würde, mich aus Selbsthass selbst zu ohrfeigen. Mirabelle würde mich sicherlich bald suchen, wenn ich nicht schleunigst meine Arbeit begann – aber zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich, dass ich meine Priorität verlegt hatte. Ich erkannte, dass es Wichtigeres in meinem Leben gab, als nur meine Arbeit… Schritte ertönten von dem leichten Abhang Richtung Inselmitte und ich wandte mich der Richtung zu, aus der sie kamen. Als ich erkannte, um wen es sich handelte, erreichte meine Laune einen neuen Tiefpunkt. Es war eindeutig die letzte Person auf dieser verdammten Insel, die ich näher an Chelsea heranlassen wollte: Denny. Er bemerkte, dass ich ihn wütend anfunkelte und hob beschwichtigend die Hand zum Gruß. Kurz vor mir blieb er stehen und betrachtete mit gerunzelter Stirn Chelseas Haus – beinahe so, als ob er mich ignorieren würde. Einen Moment dachte ich daran, ob meine Fäuste vielleicht ausversehen ausrutschen und sein Gesicht erwischen könnten - aber schließlich besann ich mich auf Selbstbeherrschung. „Hast du mit ihr gesprochen?“, fragte er mich schließlich mit besorgter Stimme. „Nein“, antwortete ich barsch. „Hast du sie seit gestern Abend noch einmal gesehen?“ „Sie ist nicht aus ihrem Haus gekommen.“ Denny seufzte leise und kratzte mit einer Hand seinen Nacken. „Das habe ich befürchtet“, murmelte er schließlich und schüttelte leicht den Kopf. „Und ich habe befürchtet, dass du früher oder später hier erscheinen würdest“, schnaubte ich verächtlich und funkelte ihn herausfordernd an. Mit jeder Sekunde war der Drang größer, von meinem guten Willen abzusehen und sich sinnloser Weise auf ihn zu stürzen. „Du kannst mich nicht leiden“, stellte er fest. „Das habe ich vielleicht sogar verdient.“ Ich sah ihn einen Moment verständnislos an, bevor ich die Hände aus meinen Hosentaschen zog und die Arme vor meinem Körper verschränkte. „Ich weiß nicht wovon du redest und es ist mir auch völlig gleichgültig“, erwiderte ich in einem kühlen Unterton. „Ich weiß.“ Denny bemühte sich um ein leichtes Lächeln, aber es sah mehr gespielt als herzhaft aus. Er richtete seinen Blick einen Moment wieder auf Chelseas Haus, bevor er wieder meinem kalten Blick versuchte standzuhalten. „Ich bin nicht hierher gekommen, um mit dir zu streiten, Vaughn. Das sollte dir eigentlich klar sein. Wenn du keine Absichten hegst, mit Chelsea zu sprechen – würdest du dann bitte den Weg freimachen, damit ich das erledigen kann?“ Ganz offenbar forderte er mir heraus. „Nicht nötig. Ich hatte gerade vor, mit ihr zu sprechen. Du kannst wieder gehen und deinen Stock auspacken, um Kaulquappen aus dem Meer zu fischen.“ Einen Moment lang glaubte ich eine wütende Reaktion auf meine indirekte Beleidigung in Dennys Augen zu erkennen, doch genauso schnell, wie sie aufgeflackert war, war sie auch wieder erloschen. „Ich warne dich“, sagte er schließlich und betonte jedes einzelne Wort deutlich. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und sah triumphiert, wie er sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort abzog. Von der einen auf die andere Sekunde wusste ich, was zu tun war. Wie von selbst klopfte ich an die Tür zu Chelseas Haus und als keine Antwort kam, klopfte ich erneut. Wieder keine Antwort. Natürlich nicht. Es bestanden zwei Möglichkeiten: die Erste war, dass sie mein Klopfen nicht hörte. Die Zweite war, dass sie mich ignorierte – und zugegebenermaßen tendierte ich eher zur zweiten Option. Einen Moment lang überlegte ich, wie am besten ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken konnte – aber es erschien mir nicht angemessen, wie ein schamloser Verbrecher in ihr Haus einzubrechen. Ich klopfte erneut und als wieder keine Antwort kam und meine Ungeduld langsam größer wurde, fiel mir etwas Entscheidendes ein. Chelsea war in voller Eile regelrecht in ihr Haus geflüchtet, dass sie vor Aufregung wohl vergessen hatte, ihre Tür zu verriegeln. Nun, vielleicht war das sogar zu ihrem Glück – dann hatte ich nicht das Vergnügen, ihre Tür eintreten zu müssen, wenn mir nichts Besseres einfiel. Probeweise legte ich einige Finger um die Türklinke und drückte sie vorsichtig nach unten. Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass die Tür wirklich nicht verschlossen war; was wiederrum bedeutete, dass ich mich zum Gespött der Leute machte, wenn ich erzählen würde, dass ich die Nacht vor einer nicht verschlossenen Tür verbracht hatte. Anscheinend hatte ich meinen zweiten Intelligenzpreis gewonnen. Glücklicherweise war ich sowieso nicht der gesprächige Typ. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat ein. Ich war noch nie in Chelseas Haus gewesen – doch obwohl alles sehr schlicht war, fühlte sich die Atmosphäre seltsamerweise vertraut an. Chelsea hatte meine Anwesenheit nicht bemerkt; sie lag mit dem Gesicht zum Kissen auf ihrem Bett und gab nur leise Geräusche von sich. Leise schloss ich die Tür hinter mir und betrachtete sie einen Moment aus der Entfernung. Sie bewegte ihren Kopf leicht und ich glaubte, ein leises Schluchzen zu vernehmen, das von ihr ausging. Sie weinte. Ich ging zögerlich auf sie zu, doch sie zeigte keine Reaktion, als ich direkt vor ihrem Bett stand. Ich streckte behutsam eine Hand aus und legte sie ihr leicht auf den Kopf. Sie fuhr zusammen und schreckte auf. Ihr Gesicht war feucht von den Tränen, die ihr über die Wangen liefen und ihre Augen waren rötlich geschwollen. Sie sah mich mit erschrockenen Augen an und wich vor mir zurück. „Verschwinde“, murmelte sie leise und wischte sich mit ihrem Ärmel die Tränen ab. Ich biss mir auf die Lippen. Ihr Anblick schmerzte. „Was ist los?“, murmelte ich besorgt und ließ mich auf die Bettkante nieder. „Nichts – geh aus meinem Haus.“ Sie verdeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, so dass ich sie nicht mehr ansehen konnte. Vorsichtig umfasste ich ihre Handgelenke und zog ihre Hände von ihrem Gesicht weg. Für einen kurzen Augenblick sahen wir uns in die Augen und bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich auch schon meine Lippen auf ihre gelegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)