Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 13: Support ------------------- In wenigen Tagen würde auch dieses Jahr sich dem Ende neigen. Heute war der letzte Tag vor der Abreise der Schüler, die über die Weihnachtsferien nach Hause fahren würden. Im gesamten Schloss herrschte Weihnachtsstimmung und Vorfreude auf das Jahr 1997. Die großen Fenster in den Gängen gaben den Blick auf eine schneebedeckte Landschaft frei. Weiße Flocken zogen in der frühen Dunkelheit des Winters an dem Glas vorbei, welches an seinen Ecken und Rändern von Eisblumen verziert wurde. Die festlich geschmückte Halle und die singenden Geister konnten Ginny nicht in Weihnachtsstimmung versetzen. So langsam merkte sie, dass auch sie erwachsen wurde, denn das weihnachtliche Feeling blieb bei ihr aus. Am Abend des letzten Schultages des Jahres fand die Weihnachtsparty von Professor Slughorn statt, organisiert für den Slug-Club, dem Ginny bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen war. Doch heute würde sie sich dort blicken lassen müssen. Ihre Mission nötigte sie dazu und momentan war ihre Aufgabe ihr alles wert. Heute Abend würde es einen neuen Versuch geben, Dumbledore zu stürzen. Mit Malfoy war sie hier verabredet. Wie genau ihr Plan aussah wusste sie nicht, denn bisher hatte er alle Details für sich behalten. Einzig und allein die Tatsache, dass der Plan etwas mit der Weihnachtsfeier am heutigen Abend zu tun hatte, hatte Malfoy Preis gegeben. An der Gryffindor gingen immer wieder fein gemachte Schüler vorbei, auf dem Weg zur Party von Slughorn. Ginny hatte sich ebenfalls gut gekleidet, auch wenn sie sich auf der Feier nicht lange aufhalten würde. Sie trug ein dunkelblaues Kleid, ihre roten langen Haare fielen ihr über die Schultern, einige Strähnen wurden von einer Spange aus der Stirn gehalten. Mit ihrem Blick suchte sie die Gegend ab, Ausschau haltend nach dem Slytherin, von dem bisher noch jede Spur fehlte. Mit ihrer Hand spielte sie unbewusst an dem Anhänger ihrer Kette herum. Ihr Blick fiel auf einen Mistelzweig, von denen es unzählige zur Weihnachtszeit in Hogwarts gab, unter dem sich gerade ein Pärchen befand. Der Junge küsste das Mädchen, woraufhin sich ihre Wangen rot färbten. Verlegen, aber deutlich glücklich, gingen die beiden Schüler Arm in Arm ihren Weg weiter. Nachdenklich sah Ginny ihnen nach und fragte sich in diesem Moment, wie es wäre, mit Tom unter einem Mistelzweig zu stehen... „Wie rührend. Weasley träumt wohl von ihrem Märchenprinz.“ Die schnarrende Stimme hatte Ginny aus ihren Gedanken gerissen und als sie aufsah, erkannte sie das blasse Gesicht von Draco Malfoy. Spöttisch grinsend sah er auf sie hinab, doch Ginny überging seine Stichelei einfach. „Wird auch Zeit das du endlich auftauchst“, beschwerte sie sich. „Ich dachte schon du würdest kneifen.“ „Ein Malfoy kneift nicht, merk dir das“, sagte er und gab ihr ein Zeichen ihm hinter die kleine Nische zu folgen. Hier war zwar wenig Platz, dennoch waren sie ungestört und das war das Wichtigste. Niemand sollte sie sehen oder etwas von ihrem Gespräch belauschen. Nun, in voller Zweisamkeit, schien es ihm unausweichlich sie zu mustern. „Das ich das noch erleben darf.“ Seine Augen fuhren einmal an ihrem Körper herunter und wieder hinauf. „Du kannst ja tatsächlich weiblich aussehen.“ Nur eine Sekunde später hatte er ihren Zauberstab direkt vor seiner Nase, dessen Spitze bereits gefährlich aufleuchtete. „Malfoy, zügle deine Zunge, ansonsten hast du bald keine mehr. Mach nur so weiter und du kannst zu sehen von wem du Hilfe erhältst. Oder willst du das ich Tom davon berichte?“ Dies war wohl das Stichwort. Seine Augen weiteten sich angsterfüllt und seine Lippen pressten sich zu einer Linie zusammen, wie um ein weiteres Wort, welches ihn in Schwierigkeiten bringen könnte, zurück zu halten. „Und wenn ich mir dich so ansehe, würde ich dir dringend eine Mütze Schlaf empfehlen. Augenringe stehen niemandem.“ Reflexartig hob er die rechte Hand und rieb sich über das Gesicht. Er sah wirklich nicht gerade gesund aus. Erst jetzt bemerkte sie, dass er etwas in seiner andere Hand hielt. Es hatte in etwa die Größe einer Armlänge und war in Papier eingewickelt. Sie richtete ihren Zauberstab darauf und fragte: „Was ist das?“ „Das“, sagte er und hielt ihr das verpackte Etwas vor ihre Nase, „ist vergifteter Met.“ Skeptisch beäugte sie das Päckchen, aus dem sie nun die ungefähre Form einer Flasche ausmachen konnte. Sie hatte eine runde Gestalt, die nach oben schmaler wurde. „Wie hast du ihn ins Schloss bekommen?“ Ginny war immer noch nicht überzeugt. „Madam Rosmerta“, antwortete er. „Sie hat ihn geschickt. Filch würde niemals auf die Idee kommen von der liebenswerten Madam Rosmerta etwas anzweifeln.“ Da musste sie ihm Recht geben. Wer würde schon annehmen, dass die reizende Wirtin jemandem etwas Böses wollen würde? Madam Rosmerta stand anscheinend immer noch unter Malfoys Imperius-Fluch. Nach dem Missgeschick in Hogsmeade und dem gescheiterten Attentat auf Katie Bell, hätte sie nicht erwartet, dass Malfoy weiterhin die Hilfe der alten Wirtsfrau in Anspruch nehmen würde. „Willst du den Met in Dumbledores Büro schmuggeln?“, fragte sie und war in Gedanken schon bei der Vorstellung wie sie Malfoy erwischten und er von den Dementoren nach Askaban abgeführt wurde. „Bist du wahnsinnig? Das ist viel zu gefährlich!“ Empört starrte er sie an und schien wohl die gleiche Vorstellung gehabt zu haben wie sie. Man bräuchte wohl eine äußerst gute Ausrede, um sich herausreden zu können, wenn man mit einer vergifteten Substanz erwischt wurde. Vielleicht könnte man behaupten auch unter dem Einfluss des Imperius-Fluchs zustehen – so wie Katie Bell. Da man dies nicht nachweisen konnte, hatten das schon viele Leute behauptet. „Letzte Woche habe ich zufällig ein Gespräch belauscht, in dem Slughorn erzählt hat, dass er Dumbledore Met zu Weihnachten schenken will. Diese Flasche wird er unserem Schulleiter überreichen, nicht ahnend, dass sie vergiftet ist.“ Verstehend nickte sie. Professor Slughorn war dafür wirklich bestens geeignet. Bei ihm drehte sich alles um Beziehungen und nützliche Bekanntschaften, Feierlichkeiten und gegenseitigen Nutzen. Ein Geschenk von ihm war wohl von der Lehrerschaft am Ehesten zu erwarten und Dumbledore würde einem Kollegen natürlich vertrauen und den Met nicht anzweifeln. Auf der anderen Seite war dies eine gewagte Aktion! Würde Slughorn den Met überhaupt überreichen oder gar selbst trinken? Was wenn etwas schief gehen würde? Wenn jemand anderes ihn tränke oder irgendwer erkennen könnte, dass es sich um Gift handelte? „Findest du nicht, dass dein Einfall sehr gewagt ist?“ Malfoy schnaubte, wie zu erwarten, empört auf. „Der Plan ist brillant!“ „Der Plan ist löchrig, wie Schweizer Käse! Was ist wenn jemand etwas bemerkt? Wenn der Met jemand anderem in die Hände fällt? Hast du daran schon einmal gedacht? Willst du das?“ „Es wird schon nichts passieren.“ Ginny sog die Luft geräuschvoll ein und atmete sie wieder aus um sich zu beruhigen. Über so viel Naivität konnte man nur den Kopf schütteln. „Und was ist mit Katie Bell?“ Das brachte ihn aus der Fassung. Sichtlich verunsichert schien er zu überlegen, ehe er losplärrte. „Komm mir nicht wieder mit Bell! Sie ist selbst schuld, wenn sie die Kette berührt! Es ist nicht meine Schuld! Wenn sie besser aufgepasst hätte...“ Dann brach seine Stimme und dieser Satz blieb unbeendet. Frustriert raufte er sich sein weißblondes Haar und brachte sie somit ganz durcheinander. So einen Aussetzer hatte sie bei Draco Malfoy nicht erwartet. Sonst verbarg er stets seine Emotionen. Ginny hatte aus seiner Stimme die Selbstvorwürfe heraus hören können. Malfoy war es nicht egal, was Katie zugestoßen war. Ganz bestimmt nicht. Nicht zum ersten Mal verspürte sie das Bedürfnis, ihn zu trösten. „Ähm...“ Unsicher beäugte sie den Slytherin vor sich, der langsam aber sicher seine Fassung zurück gewann. In ihren Gedanken häuften sich allerhand Aufmunterungen, eine klang idiotischer als die andere. Alles halb so schlimm. Kopf hoch. Augen zu und durch. Ich glaub an dich. Alles wird gut. Wenn du heiratest ist alles wieder vergessen... Oh mann. „Das wird schon wieder.“ Diese Ermutigung hätte sowohl auf Katie, als auch auf ihn zutreffen können. Doch leider waren ihre Worte wirkungslos. „Spar dir deine plumpen Sprüche“, fauchte Draco in seinem verletzten Stolz. Also keine gute Wahl. Vielleicht wäre ‚Kopf hoch’ doch angebrachter gewesen. „Also dann, Malfoy. Viel Erfolg mit deinem Gebräu“, verabschiedete Ginny sich und wollte bereits die Nische verlassen, als der Slytherin ihr mit seinem Arm den Weg versperrte. „Eigentlich...“, fing er an. Ginny sah auf in die grauen Augen. „Ich dachte, du machst es.“ Wovon redete der Kerl? „Was?“ „Du wirst diese Flasche bei Slughorn mit einer normalen Flasche Met austauschen“, sagte er und drückte sie ihr auch prompt in die Hände. Dabei zeigte er ein Lächeln, welches er wahrscheinlich sonst nur aufsetzte, wenn er sich bei einem Lehrer einschleimte oder jemandem Honig um den Mund schmierte. Genervt seufzte sie auf. Als ob sie es geahnt hätte! Aus welchem Grund sollte er sie sonst hier her bestellen und von seinem bescheidenen Plan erzählen? Natürlich damit sie es für ihn erledigte. „Wieso machst du das nicht selber?“ Empört verschränkte sie ihre Arme vor der Brust „Weil du, Weaslette, auf dieser Feier eingeladen bist. Du wirst kinderleicht eine Gelegenheit finden ungesehen in Slughorns privates Zimmer zu kommen, da die Räumlichkeiten direkt nebeneinander liegen. Außerdem scheint er etwas an dir zu mögen, sonst wärst du nicht in seinem albernen Club.“ Ginny versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Malfoy gehörte nicht zu Sluggys Lieblingen und ganz sicher machte ihm das etwas aus, schließlich war er es gewohnt eine Sonderbehandlung zu bekommen, vor allem bei seinem Hauslehrer. Nicht zum Slug-Club zu gehören, musste eine Kränkung für ihn sein. „Ist da etwas wer neidisch?“, neckte sie ihn. „Tz, wovon träumst du nachts?“ Doch Ginny konnte an seinem ausweichendem Blick erkennen, dass es sich um eine klare Lüge handelte. Das war doch wirklich mal eine Genugtuung... „In der Zwischenzeit habe ich noch etwas an einem anderen Ort zu erledigen.“ „Aha“, kommentierte sie uninteressiert, während sie die eingepackte Flasche in ihrer Handtasche verstaute, die gerade mal so Platz darin fand. Ein wenig beleidigt von ihren nicht vorhandenen Interesse fuhr er patzig fort: „Schaffst du das den vergifteten Met hinein zu schmuggeln?“ Belustigt schüttelte sie den Kopf. Erst drückt er sich vor seinem eigenen Plan, um es ihr aufzuhalsen und dann zweifelt er auch noch ihre Kompetenz an. „Wenn ich es schaffe einen Unverzeihlichen anzuwenden, wird mir wohl auch das gelingen.“ Malfoys Augen fielen ihm beinahe aus den Höhlen und er öffnete bereits seinen Mund um zu einer Frage anzusetzen, allerdings war jetzt keine Zeit mehr für Plaudereien. „Werde ich dir bei Gelegenheit vielleicht sogar mal erzählen.“ Sein verwirrter Blick war das Letzte was sie sah, bevor sie seine Unachtsamkeit ausnutzte, sich an ihm vorbeiquetschte und aus der Nische hervortrat. Sie musste sich beeilen, sonst würde sie zu spät zu der Weihnachtsparty kommen und an diesem Abend wollte sie nicht für zu großes Aufsehen sorgen. Es wäre nicht vorteilhaft, wenn man sie mit einer vergifteten Flasche Met antreffen würde. Und sie hatte wirklich gedacht, Malfoy hätte einen Plan entwickelt, mit dem sie auch Harry miteinbeziehen könnte, aber wieder einmal dachte der Blonde nur an sich und seine Aufgabe. Unverschämter Weise nahm er auch noch an, dass sie ihm bereitwillig half. Sie sollte ein Auge auf ihn haben, ja, aber doch nicht alles für ihn erledigen und ihm aus der Patsche helfen! Draco Malfoy war wirklich anstrengend! ~ Die Party war bereits im vollem Gange als sie das Büro von Horace Slughorn erreichte. Der Raum war umwerfend dekoriert. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Nichts ließ mehr darauf schließen, dass sie sich in einem Lehrerbüro befanden. Die grünen Vorhänge und die roten Tischdeckchen waren farblich aufeinander abgestimmt und das sanfte Licht der Lampions verströmte eine angenehme Atmosphäre. An hübsch verzierter Dekoration, sowie an schmackhaft aussehenden Speisen wurde ebenfalls nicht gespart. Die Gäste unterhielten sich bereits angeregt. Unter ihnen erkannte sie einige Mitglieder des Slug-Clubs, wie Blaise Zabini, gekleidet in einem feinen schlichten schwarzen Anzug, der eher außerhalb der Menge stand und alles mit einem abschätzendem Blick beobachtete und Cormac McLaggen, der vor einigen Minuten an ihr vorbei geeilt war, ganz bleich im Gesicht. Ab und an blitzte das grelle Licht eines Fotoapparates auf. Selbstverständlich mussten die heutigen Erinnerungen festgehalten werden. Mitten im Getümmel stand Harry Potter, umzingelt von Leuten, die ihm Löcher in den Bauch fragten. Nicht nur Schüler waren von Slughorn eingeladen worden, viele unbekannte Gesichter hatten sich versammelt, auch deutlich ältere. Einige von ihnen kannte Ginny aus dem Tagespropheten. Zweifellos handelte es sich bei ihnen um große Persönlichkeiten, denn der Professor gab sich nur mit Magiern ab, die es geschafft hatten. Diese Party war, wie die meisten Feierlichkeiten dazu da. um neue Beziehungen zu knüpfen und um alte zu pflegen. Die meisten Personen hatten Spaß, genossen ihre Drinks und betrieben Smalltalk, doch Ginny beabsichtigte es, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden, denn sie wollte nicht mit jemandem ins Gespräch kommen und unnötige Zeit verstreichen lassen. Slughorn hatte sie bereits gesehen und ihr Erscheinen registriert, dies sollte genügen. Merlin sei Dank waren alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als sie wahrzunehmen. Die Tür zum Zimmer des Professors musste sich an der gegenüberliegenden Wand befinden, genau dort, wo auch die Speisen aufgetischt waren. Welch ein passender Zufall. Diskret schlenderte sie zum Büfett, musterte interessiert die Speisen und ging die Tafel einmal auf und wieder ab. Es musste nur einen guten Zeitpunkt geben, indem sie nach nebenan verschwinden konnte. Aber wann sollte der sein, wenn hier hundert Leute waren und in gewissen Zeitabständen immer jemand zum Büfett kam? Über diesen Raum hatte man einen guten Überblick, es würde sicher auffallen, wenn jemand durch eine private Tür ging. Wenn es doch nur eine günstige Gelegenheit gäbe ungesehen in den Nebenraum zu gelangen... Bedauerlicherweise hatte sie keinen Tarnumhang. Es hatte ja nicht jeder so ein Glück, einen Tarnumhang vererbt zu bekommen. Aber das wäre ja auch langweilig gewesen, so ganz ohne Herausforderung. Ein kurzer Blick reichte, um zu sehen, dass momentan niemand in ihrer Reichweite war. Sie musste einfach flink und schnell sein. Einen Versuch war es wert. Langsam näherte sich ihre Hand der Türklinke und ihre Finger legten sich um den Griff. Jetzt musste sie nur noch hoffen, dass sie nicht verschlossen war. Gerade als sie die Tür öffnen wollte ertönte eine laute Stimme, die sie zusammenfahren lies. Erschrocken wirbelte sie herum, die Menge war verstummt, als der Hausmeister erschienen war und mit seinem lauten Herummeckern für großes Aufsehen sorgte. Ihr Blick blieb jedoch an dem Schüler hängen, den Filch hinter sich herschleifte. Anscheinend war Malfoy erwischt worden, bei was auch immer, schließlich war die Ausgangssperre bereits ausgesprochen worden und den Schülern war es untersagt sich im Schlossgebäude herum zu treiben. Die Gäste dieser Feier hatten eine Sondergenehmigung. Mit einem ziemlich genervten Blick riss er sich von Filch los und blaffte ihn an. Blitzschnell reagierte Ginny und nutzte den Moment der Ablenkung. Sie drückte die Klinke und – tatsächlich, sie war unverschlossen. Nach einem abschätzendem Blick überzeugte sie sich davon ungesehen davon zu kommen und verschwand im Nebenzimmer des Zaubertränkelehrers, der gerade dabei war die Situation zu schlichten. Das Draco erwischt wurde, brachte ihm zwar Ärger ein, doch für Ginny war es ein sich lohnender Vorteil. Ungewollt hatte er ihr geholfen. Hoffentlich hatte Filch nur nicht irgend etwas mitbekommen. Die meisten Lehrer hatten ihre persönlichen Räume neben ihrem Lehrerbüro, da sie oftmals in Letzterem sehr viel Zeit verbrachten, vor allem wenn ein Schüler nachsitzen musste. Slughorns Büro und Schlafzimmer waren jedoch nicht im Kerker in der Nähe des Zaubertränkeklassenzimmers, da Professor Snape seine Räumlichkeiten weiterhin für sich beanspruchen wollte, obwohl er nun ein anderes Fach unterrichtete, da er der Hauslehrer von Slytherin war. Wahrscheinlich hatte das Slughorn aber nicht gestört, denn wer wollte schon freiwillig in die dunklen Kerker, wenn man auch eine andere Wahl hatte? Dieses Zimmer war klein, aber gemütlich gestaltet mit vielen persönlichen Dekorationen. Unzählige Fotorahmen waren aufgestellt, die viele verschiedene Gesichter zeigten: Mehrere Schnappschüsse von Schülern, die gemeinsam mit ihrem Lehrer stolz in die Kamera blickten. Professor Slughorn, wie er Hände schüttelte und signierte Fotos von Berühmtheiten mit einem persönlichen Gruß. Eines der Bilder erregte ihre Aufmerksamkeit. Das Foto zeigte einen erheblich jüngeren Slughorn. Das Haar war deutlich dunkler und er war noch nicht so kahl wie zu dieser Zeit. Ginnys Augen hafteten jedoch an dem Jungen, der neben dem Professor stand. Das Wappen von Slytherin hing an seinem Umhang, sowie das Abzeichen des Schulsprechers. Er war deutlich größer als sein Lehrer. Sein Kinn war stolz empor gereckt, seine Augen sahen sie an und ein gefälliges Lächeln umspielte seine Lippen. Die ältere schwarz-weiß Fotografie zeigte Tom Riddle und seinen Hauslehrer. Auch er war einer von Sluggys Lieblingen. Natürlich gehörte er zu der Sammlung, wer hatte diesen unglaublich talentierten und charmanten Jungen nicht haben wollen? Ginny konnte das Interesse an ihm nur all zu gut nachvollziehen. Schnell rief sie sich ihre Mission wieder in Erinnerung. Sie hatte keine Zeit zu verlieren! Ihre Augen suchten den Raum nach den Getränken ab und erkannten auf der rechten Seite einen Tisch auf dem mehrere Flaschen standen. Rasch eilte sie hinüber und las die Etiketten. Butterbier, Wein,... Mittendrin stand eine bereits in weihnachtliches Papier eingepackte Flasche mit einer roten Schleife, das musste die Flasche Met sein, die Slughorn Dumbledore zu Weihnachten schenken wollte. Ginny nahm die Flasche aus ihrer Tasche und zog ihren Stab. Mit einem Zauber vertauschte sie die Umhüllungen, sodass der vergiftete Met nun aussah wie das Präsent für Dumbledore. Die andere Flasche verstaute sie in ihrer Handtasche. In zwei Tagen schon würde der Schulleiter den Met als Weihnachtsgeschenk erhalten und vermutlich würde es nicht allzu lange dauern, bis er eine Kostprobe davon nahm. Dumbledore war ein Feinschmecker und ein bekanntes Leckermäulchen. Natürlich würde er diese Köstlichkeit nicht zu lange aufschieben. Die Gedanken an die Konsequenzen vertreibend steckte sie ihren Zauberstab zurück und keine Sekunde später war sie bereits aus dem Nebenausgang verschwunden. Leise schloss sie die Tür. Die Musik und der Lärm der Feier waren schwach zu vernehmen. Mit ruhigen Schritten entfernte sie sich davon und begab sich Richtung Gryffindor-Gemeinschaftsraum, ohne noch einmal einen Blick zurück zu werfen.. ~ Lieber Tom, gerade komme ich von der Weihnachtsparty von Slughorn, aber ich war nicht dort um mich zu amüsieren, wie du vielleicht annimmst, sondern um einen Auftrag zu erfüllen. Doch leider habe ich es nicht geschafft, unserer Mission nachzugehen, sondern musste Malfoy behilflich sein. Er will Dumbledore vergiften. Ich habe selbst dafür gesorgt, dass es gelingen wird. Denk nicht, dass er sich drückt, es ist nur so, dass ich einen Vorteil hatte, da mir heute Abend die Chance geboten wurde, den Met zu vertauschen. Heute habe ich erfahren, dass er noch einen weiteren Plan hat. Er tüftelt an einer Sache, die sehr groß zu sein scheint. Sie ist anscheinend sehr wichtig, wenn er mir nicht davon erzählt und keine Hilfe annimmt. Ich frage mich wirklich, was er macht. ... Er gibt sich viel Mühe, aber ich glaube, dass es ihn sehr mitnimmt. Ich weiß nicht ob er der Richtige für die Aufgabe ist und ich frage mich, wieso du gerade ihn dazu auserwählt hast. ... Vorhin in Professor Slughorns Büro, da habe ich viele Fotografien von ehemaligen Schülern gesehen... Und da habe ich auch... ein Bild von dir gesehen. ... ... Morgen früh werde ich nach Hause fahren. Die Koffer sind bereits gepackt, doch große Lust verspüre ich nicht darauf heimzukehren. Dieses Jahr ist es ganz anders. Es ist mir egal, ob ich nach Hause fahre, ich glaube es wäre mir sogar lieber hier in Hogwarts zu bleiben. Ich glaube, ich würde mir wie ein Verbrecher unter ihnen vorkommen. Alle sind sie unwissend. Niemand weiß, was wir planen, niemand weiß, welche Gefahr von mir ausgeht. Weißt du, Tom, Harry wird die Ferien bei uns verbringen und ich glaube nicht, dass es eine Gelegenheit gäbe ihm etwas anzutun, da er andauernd umringt ist von meiner Familie. Er bekommt die meiste Aufmerksamkeit, dabei ist er nicht einmal ein Familienmitglied. Mum sagt immer, er wäre wie ein Sohn für sie. Wenn er da ist, werden wir links liegen gelassen. Und dafür verachte ich ihn so sehr. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich ihn hasse! Ich kann es kaum erwarten ihm alles heimzuzahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)