Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 2: Reunion ------------------ Sprachlos stand sie an der Tür und starrte den jungen Mann an, der plötzlich in ihrem Schlafsaal aufgetaucht war. Wie er hier herein gekommen war, wusste sie nicht, ebenso wenig ahnte sie, wieso er hier war, doch das alles war unwichtig, denn sein Auftreten würde Gefahr bedeuten. Keine guten Absichten könnten dahinter stecken, dass er ihr erschienen war. Sie versuchte sich von seinem Anblick loszureißen, doch kein Muskel wollte sich in ihrem Körper bewegen und so blieben ihre Füße an Ort und Stelle. "Lange nicht gesehen." Seine Stimme war ruhig und er hatte einen Plauderton angeschlagen, so als wären sie zwei alte Freunde, die sich nach langer Zeit wieder trafen. "Wer hätte gedacht, dass wir uns einmal wieder sehen würden? Von Angesicht zu Angesicht." Seine Mundwinkel hoben sich leicht und zeigten ein Schmunzeln, dazu hob er leicht das Kinn und sah amüsiert auf sie hinab. Derweilen löste sich Ginny langsam aus ihrer Starre, nahm die Hand von der Türklinke und trat einen Schritt auf ihn zu. In ihrem Kopf rasten die Gedanken umher und es gab so viele Fragen die sie stellen wollte, doch stellte sie diejenige, die sie am ehesten beantwortet haben wollte. "Bist du es wirklich?", flüsterte sie und ließ ihren Blick über ihn wandern. Der schwarze Anzug den er trug passte sehr gut zu seinem ebenso schwarzen Haaren und den noch dunkleren Augen. Sein Gesicht war dagegen blass und sie fand, dass seine Haut aussah wie Porzellan. Er war schön und jung, vielleicht so alt wie sie. Doch Ginny kannte sein Alter genau, denn damals hatte er sein sechzehnjähriges Ich ins Tagebuch gebannt und nun sah er so aus, wie der Tom, denn sie in seinen Erinnerungen, die er ihr gezeigt hatte, kennen lernen durfte. Ihr Blick huschte zu dem Buch, das nur wenige Zentimeter entfernt zu seinen glänzenden Schuhen lag, aufgeschlagen aber immer noch unbeschrieben. Tom legte den Kopf schief und lächelte. Auch wenn sie sich immer noch wünschte, aus diesem Traum so schnell wie möglich aufzuwachen, beschloss sie erst einmal, dass es die Wirklichkeit war, dass sie hier und jetzt mit Tom Riddle in ihrem Schlafsaal stand. Mit Lord Voldemort. Dem dunkelsten und bösartigsten Zauberer aller Zeiten. Es kam ihr vor, wie in einem ihrer Träume, die sie so oft hatte, doch schien dieser wirklich real zu sein und wahrhaftig vor ihr zu stehen. In Wirklichkeit sah er noch besser aus als in ihren Erinnerungen und Träumen. "Den Tom Riddle aus der Vergangenheit, den du kennen lerntest, gibt es nicht mehr, aber ich kann dir versichern, dass ich es bin. Ich bin Tom aus der Gegenwart. Jedoch kennst du mich jetzt unter einem anderen Namen." "Wieso erscheinst du mir dann als 16 jähriger Schüler?", fragte sie. "Wäre es dir lieber, ich würde in Gestalt von Lord Voldemort erscheinen?" Hektisch schüttelte sie den Kopf. Beim Gedanken an das blasse, kahle Gesicht, Schlitzen an Stelle einer Nase und leuchtend roten Augen musste sie schlucken und ihr Herz begann ihr gegen die Brust zu hämmern. Auch wenn sie ihn noch nie selbst in dieser Form zu Augen bekommen hatte, reichten die Erzählungen der anderen, um ihr das Fürchten zu lehren. "Leider konnte ich nicht persönlich erscheinen. Es steht außerhalb meiner Macht in Hogwarts einzudringen, daher befindet sich hier nur mein Geist. Ich dachte, es wäre nett, wenn ich dir als der Schüler, der ich damals war, begegne. Außerdem weckt es so schöne Erinnerungen." Er lächelte selbstgefällig und Ginny wusste, worauf er anspielte. "Glaube mir, ich weiß alles, was du damals in mein Tagebuch geschrieben hast." "Was willst du von mir?" Die Hände ballte sie zu Fäusten und versuchte das Zittern zu unterdrücken und sie hoffte, ihre Stimme klänge tapferer, als sie sich jetzt fühlte. "Du liegst richtig in der Annahme, dass ich nicht ohne Grund hier bin." Sein Lächeln verschwand und er ging einen Schritt auf sie zu. "Du wirst mir wohl einen Gefallen tun müssen. Es gibt niemanden sonst, der es tun kann und ich weiß, dass du für diese Aufgabe wie geschaffen bist." "Was... was für eine Aufgabe?", fragte sie. Seine Gesichtszüge wurden ernst und er machte eine kurze Pause, bevor er sprach. "Potter ist mir ein Dorn im Auge. Ich weiß, dass er und Dumbledore etwas planen, um gegen mich vorzugehen. Ich kann es mir nicht leisten diesen Widerstand zu dulden. Vorteilhaft wäre es jemanden in Hogwarts zu haben, der sich darum kümmert, ihn aufzuhalten. Wie eine lästige Fliege soll er zerquetscht werden. Leider war mir bisher das Glück vergönnt, es selbst zu tun. Da ich mich nun mit weitaus wichtigeren Dingen beschäftige, sollst du ihn aufhalten, denn es wäre zu schade, sollte er mir wieder einmal meine Pläne zunichte machen." Die letzten Worte zischte er gefährlich und Ginny spürte seinen Zorn, den er Harry gegenüber verspürte. Zum Glück war er nicht auf sie so sauer. "Halte ihn auf, mach was immer du willst, aber sorge dafür, dass dieser verdammte Blutsverräter mir nicht noch einmal in die Quere kommt! Wenn es sein muss, töte ihn!" "Ich soll was?" Ihr Stimme klang in ihren Ohren seltsam hoch. Okay, sie mochte Harry in letzter Zeit nicht besonders, und auch wenn sie ihm im Moment nichts Gutes wünschte war das doch etwas übertrieben. Doch wie kam er auf den Gedanken, dass gerade sie dazu in der Lage wäre, schließlich hatte sie ihm vor Jahren in den Ohren gelegen, wie unglücklich sie mit ihrer unerwiderten Liebe war. "Wieso sollte ich Harry das antun?", fragte sie. "Ich weiß, was du empfindest und wie verletzt du bist. Deine Gefühle ihm gegenüber sind nicht mehr vergleichbar mit denen von früher" Überrascht öffnete sie den Mund und wollte zum Widersprechen ansetzen. Doch wozu sollte sie es leugnen? Jedes Wort stimmte. Harry hatte sie so sehr verletzt und in dem er ihr die kalte Schulter zeigte, machte er es auch nicht besser. Das einzig nette, was er jemals für sie getan hatte, war ihr Leben zu retten, aber was bedeutete das schon? Schließlich war er der Retter der Welt und rettete alles und jeden. "Wieso tust du es nicht selbst? Schließlich schaffst du es doch auch in den Mädchenschlafsaal zu kommen. Wieso kannst du nicht selbst zu ihm gehen?" Er sah sie abwartend an, schien sich wohl eine geeignete Antwort zu überlegen, bis er plötzlich seinen Zauberstab zog und auf sie richtete. "Crucio!" Ginny stolperte zurück und knallte mit dem Rücken gegen die Tür. Die Arme schützend vor sich, den Schmerz abwartend. Doch der Schmerz blieb aus. Vorsichtig blinzelte sie und lugte über ihre Arme hinweg und blickte in das amüsierte Gesicht Riddles, der jetzt den Zauberstab wegsteckte. Sie ließ die schützenden Arme sinken und sah ihn entrüstet an. Schwer atmend, da sie eben noch vor Angst die Luft angehalten hatte. "Ich sagte doch, ich bin nur ein Trugbild. Eine Erscheinung. Ich bin nicht wirklich hier und ich vermag nichts zu verrichten." Prompt lief Ginny auf ihn zu, holte mit der Hand aus und schlug zu, doch anstatt seine Wange zu treffen, fuhr die Hand durch ihn durch und sie verstand. Also hatte sie nichts vor ihm zu befürchten. Vorerst nicht... "Sehr mutig, Ginevra." Heftig atmend sah sie zu ihm auf und der erwartete wütende Gesichtsausdruck blieb aus. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos und nichts konnte sie darin lesen. Langsam wurde sie sich der Tatsache bewusst, wie nahe sie vor ihm stand und auch wenn sie eben noch die Erfahrung gemacht hatte, dass er nicht wirklich anwesend war, sondern es sich nur um eine Illusion, ein Trugbild, Projektion handelte oder wie auch immer man es nennen mochte, erkannte sie auch aus nächster Nähe keinen sichtbaren Unterschied. Er sah so real aus. Zu gerne würde sie ihn noch einmal berühren und prüfen wie sich seine Haut anfühlte, ob sie kalt oder warm wäre, wie er sich unter ihren Fingern anfühlen würde... "Auch wenn ich nicht wirklich hier bin, verfüge ich dennoch über meine mentalen Kräfte", sagte er und sein vergnügter Blick ließ sie in die Realität zurückkehren. Harry hatte einmal erzählt, dass Voldemort Legilimentik beherrschte und es auch über längere Distanzen anwenden konnte. Erschrocken sah sie ihn an und wie zur Bestätigung lächelte er wissend. Ginny drehte sich um, senkte den Blick und versuchte die aufkommende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. Innerlich schalt sie sich für diese Gedanken. Jeder würde wohl schreiend davon laufen wenn der Dunkle Lord persönlich zum Plaudern aufkreuzen würde und was tat sie? Überlegte wie er sich wohl anfühlen würde und genau das wusste er nun. Damals war es schon für ihn ein Leichtes gewesen, ihre Schwächen auszunutzen und sie für sich zu gewinnen und sie hoffte, dass es ihm diesmal nicht so leicht fallen würde, denn seine Bitte, wie man es nennen könnte, würde sie wohl kaum erfüllen wollen. "Zu meinem Bedauern brauche ich dieses Buch", er warf einen Blick zu dem Tagebuch, das auf dem Boden lag, "damit ich dir erscheinen kann. Dieser Weg ist ein wenig lästig, doch wie ich sehe ist es wohlbehalten in deine Hände gelangt." Ginny musste wieder an Malfoy denken und dass er es war, der ihr das Tagebuch zugesteckt hatte. "Wenn du dieses Buch brauchst, dann werde ich es wegwerfen. Ich werde es vernichten!" "Oh nein, das denke ich nicht." Der selbstsichere Klang in seiner Stimme behagte ihr nicht. "Auch wenn du es wollen würdest, es läge nicht in deiner Macht es zu zerstören." Das stimmte wahrscheinlich, denn sie hatte zwei Zauber angewendet und beide waren fehlgeschlagen. Er musste es sehr gut geschützt haben, schließlich diente es einer bedeutenden Mission, da würden läppische Zaubersprüche nichts bewirken. "Dann werde ich es eben verstecken! Ich werde nicht tun was du von mir verlangst!" "Wir werden sehen." Beide sahen sich in die Augen und Ginny versuchte seinem festen Blick stand zu halten. Doch unter den kalten Augen des ehemaligen Slytherins musste sie nachgeben und sah betreten zu Boden. "Kommen wir nun zu deiner zweiten Aufgabe", hörte sie ihn sagen und Ginny biss sich auf die Unterlippe. Reichte das denn noch nicht? Verängstigt aber gleichzeitig auch neugierig wartete sie seine Worte ab. "In Hogwarts gibt es noch jemanden der für mich arbeitet. Der junge Malfoy hat einen Auftrag und es ist fraglich, ob er dieser Aufgabe gewachsen ist. Du wirst ihn im Auge behalten und dafür sorgen, dass er nicht scheitert. Anderenfalls würde es für ihn sehr ungemütlich werden." Die Kälte in seiner Stimme ließ der Gryffindor die Nackenhaare zu Berge stehen. Diese Worte gaben ihr jetzt den Beweis. Den Beweis dafür, dass Malfoy ein Todesser war. Er arbeitete für Voldemort und hatte einen Auftrag. Viele, und dazu gehörte sie wohlmöglich auch, hatten fest angenommen, dass er einmal in die Fußstapfen seinen Vaters treten und wie er ein Todesser und Diener des Dunklen Lord werden würde. Andererseits war die Bestätigung doch überraschend. "Was soll er tun?", fragte sie. "Das brauchst du nicht wissen. Sorge einfach dafür, dass er mich zufrieden stimmen wird." Sie fragte sich, was er wohl tun sollte und ob er eine ebenso schreckliche Tat vollbringen sollte wie sie selbst. Eine Weile dachte sie darüber nach und als sie aufsah, war der Raum wieder leer und still. Tom war weg und mit dieser Feststellung schien sich etwas von ihrer Brust zu lösen, dass sie wieder frei atmen ließ. Noch immer verwirrt griff sie nach dem Buch und vergrub es ganz tief in ihrem Koffer unter den alten selbst gestrickten Pullovern ihrer Mutter, die sie sowieso nicht anziehen würde. Den Koffer verschloss sie, legte all ihrer Bücher oben auf den Deckel und schob es unter das Bett. Ein wenig Erleichterung durchströmte sie, doch war ihr immer noch unbehaglich. Es war gefährlich, dass sie das Buch hier aufbewahrte, doch bis sie einen geeigneteren Ort finden würde, sollte er genügen. Jetzt würde sie erst einmal Ablenkung brauchen. Ihre Kehle war ganz trocken und sie brauchte etwas zu trinken. Als sie die Wendeltreppe hinunterstieg, kamen ihr schon die Stimmen ihrer Mitschülerinnen entgegen, die in einer Sitzecke saßen. Demelza rief Ginny zu sich. "Da bist du ja endlich." "Die besten Tränke sind schon weg", sagte Romilda Vane, eine Schülerin in einem Jahrgang unter Ginny, "aber ein paar gute sind noch da die du dir aussuchen kannst." Sie zeigte auf einige Päckchen und Fläschchen die auf dem Tisch ausgebreitet waren und Ginny brauchte einige Sekunden, bis sie verstand, worum es hier ging. Nun fiel ihr wieder Demelza ein, die vor wenigen Minuten, oder vielmehr einer Ewigkeit, wie es Ginny vorkam, bei ihr oben gewesen war und sie versprochen hatte zu ihnen zu kommen. "Was ist mit dir?", fragte Demelza und sah sie besorgt an. "Du bist so blass. Geht es dir nicht gut?" "Äh... nein, nicht wirklich." Und das war ja auch noch nicht einmal gelogen. "Ich brauche einen Schluck Wasser." Sie wandte sich von den Mädchen ab, und ging zu dem Tisch in der Nähe des schwarzen Bretts. Hier standen immer Kannen mit Wasser oder sonstigen Getränken, die selbstauffüllend waren. Nach der Ausgangssperre war es den Schülern untersagt, außerhalb ihrer Gemeinschaftsräume umher zu wandern und somit wurden sie hier mit etwas Trinkbarem versorgt. Ginny schnappte nach einem der bereit stehenden Becher und füllte ihn mit kaltem, klarem Wasser, den sie in einem Zug leerte. Ihr Mund und ihr Hals fühlten sich gleich viel besser an, doch der dicke Kloß der sich darin befand verschwand dennoch nicht. Und er wurde noch viel größer und schnürte ihr fast den Atem ab, als sich das Portraitloch öffnete und sie sah, wer gerade eintrat. Die verstrubbelten Haare waren das erste, das durch den Eingang kam und ihr Blick blieb an dem Brillenträger hängen. Den beiden anderen, die ihm folgten, schenkte sie keine Beachtung. Harry Potter bereicherte nun den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und zog die Aufmerksamkeit der meisten Mädchen auf sich. In der Sitzecke mit den Schülerinnen bei denen Ginny eben noch gestanden hatte, wurde aufgeregt getuschelt, doch Harry schien diese Aufmerksamkeit zu ignorieren. Anscheinend schien er einfach alles um sich herum abzuschirmen, so ging er auch an ihr wortlos vorbei, nicht einmal einen Blick hatte er für sie übrig. Jemand grüßte sie und hätte sie darauf geachtet, wer es gewesen war, hätte sie ihren Bruder erkannt, doch ihr Blick blieb an Harry Potter hängen. Immer noch an dem Tisch gelehnt mit dem Becher in der erhobenen Hand, starrte sie ihn an und ihr Herz wurde ihr schwer bei der Erinnerung an das Gespräch, das noch nicht all zu lange zurück lag. Bei dem Gedanken daran, was von ihr verlangt wurde, zog sich ihr Magen zusammen. Das konnte sie niemals tun. Niemals würde sie einen Freund verraten. Andererseits war Harry kein Freund. Er war der Freund ihres Bruders... Aber dennoch. Es war unmöglich, und das wusste sie. Es stand außerhalb ihrer Macht. Da war sie sich sicher... 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