The world ends with you von Miyu-sama ================================================================================ Kapitel 2: Chapter Two: Medane ------------------------------ Medane saß in ihrem Zimmer am Fenster und sah hinaus. Sie blickte hoch in den klaren Sternenhimmel, doch noch mehr als die Sterne, beeindruckte sie der Vollmond. Denn wenn der Vollmond schien, war es die einzige Zeit, in der es hell war. Medane liebte es, in genau solchen Nächten spazieren zu gehen. Sie konnte es nie erwarten bis es endlich wieder so weit war. Mit jeder Vollmondnacht wünschte sie sich, dass das Licht bleiben würde, doch der Vollmond folgte seinem Rhythmus und nahm von Nacht zu Nacht wieder ab, und damit auch das Licht. Und bei Neumond, bei Neumond hatte die Nacht ihren tiefsten und dunkelsten Punkt erreicht. Sie stand auf und trat zum Spiegel, welcher über einer kleinen Kommode hing. Links und rechts neben dem Spiegel waren Lampen angebracht, denn selbst bei Vollmondnächten war es im Zimmer zu dunkel, um irgendetwas zu tun. Die Lampen waren immer an, erst wenn sie schlafen ging, wurden die Lichter gelöscht. Doch diese beiden Lampen waren nicht die einzigen Lichtquellen. Medanes Zimmer war nicht sonderlich groß. In dem quadratischen Raum stand ihr Bett links direkt unter dem Fenster. Rechts neben dem Bett stand die Kommode mit dem Spiegel, gegenüber von Bett befand sich der Schreibtisch und links davon ein alter Kleiderschrank. Alle Möbelstücke waren aus dunklem Holz und alt, welche dadurch nicht gerade die Helligkeit des Zimmers steigerten. Am Bett, am Schreibtisch und oben an der weißen Decke befanden sich weitere Lampen, zur Sicherheit, falls mal eine davon kaputtgehen sollte. Aber nicht nur in ihrem Zimmer, sondern im ganzen Haus, ja gar in der ganzen Stadt waren etliche Lampen angebracht. Ohne sie würden sie in der ständigen Dunkelheit der Nacht leben, denn Medane gehörte zu dem Teil der Menschen, welche auf der Nachtseite weilten. Kein einziger Sonnenstrahl fand ihren Weg in diese Finsternis. Medane betrachtete sich im Spiegel. Ihr braunes und glattes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, welchen sie nun jedoch löste und ihr langes Haar somit über ihre Schultern fiel. Ihre eisblauen Augen verloren in dem Dämmerlicht ihres Zimmers ein Teil ihrer Wirkung, sie wirkten im Moment schon beinahe grau. Für ihr alter von 17 Jahren war Medane mittelgroß und schlank, ihren Körper bedeckte ein langes ärmelloses weißes Kleid. Sie trug dieses Kleid immer wenn Vollmond war, so fühlte sie sich dem Licht ein bisschen näher, denn fast all ihre Kleidung war schwarz oder grau. Bunte oder weiße Kleider waren selten bei ihnen zu finden, wegen der Dunkelheit hatten fast alle Menschen den Sinn von heller und bunter Kleidung verloren. Sie entfernte sich vom Spiegel und ging zu ihrem Schrank rüber, welchen sie öffnete. Sie holte einen schwarzen Umhang hervor und zog sich diesen über. Im Moment war bei ihnen Winter und Schnee bedeckte Straßen und Häuser, weswegen es kühl war. Sie verließ ihr Zimmer und ging leise die Treppen runter, ehe sie hinaus in die Dunkelheit verschwand. Leise knirschte der Schnee unter ihren Füßen als sie den kleinen Weg entlang ging, der aus der Stadt führte. Noch war der Weg erhellt von unzähligen Straßenlaternen die rund um die Uhr an waren. Doch bald würde der Weg sie aus der Stadt führen, hinein in ein dunkles Gebirge. Und je weiter sie gehen würde, desto dunkler würde es werden, denn nach und nach würden die Laternen verschwinden und nach einigen Minuten würde nur noch der Vollmond den mittlerweile kleinen Trampelpfad erhellen. Sie ging gerne hier herauf, denn auf der anderen Seite des Gebirges war die Grenze. Die Grenze, welche sie von dem Tag abschirmte und sie hier in der Dunkelheit gefangen hielt. Wie sehr sehnte sie sich, einmal, wenigstens einmal den Tag zu erleben, Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Doch es war verboten. Es war verboten die Grenze zu überqueren. Derjenige, der dies tat, dem drohte die Todesstrafe. Dieses Gesetz war angeblich entstanden, um weiteren Krieg zu verhindern. Aber Medane glaubte nicht daran. Sicher spielte Krieg eine Rolle, aber nur eine kleine. Denn nur wenn jeder auf seiner Seite blieb, konnten sie sie am besten kontrollieren. Es war übersichtlicher, sicherer. Die Feindschaft herrschte schon so lange zwischen ihnen, sie wusste noch nicht mal genau wieso, aber keiner wollte seinen Hass ablegen. Und die, die die Nacht und den Tag regierten, würden das auch nicht zulassen. Von Generation zu Generation wurde der Hass untereinander geschürt. Medane hatte es nie verstanden. Am Stadtrand blieb Medane noch einmal stehen und sah sich um. Es wurde nicht gern gesehen, wenn man sich in die Nähe der Grenze begab, weswegen sie vorsichtig war. Prüfend ließ sie ihren Blick die Straße zurück gleiten, doch konnte sie niemanden entdecken. Auch war es still. Nirgendwo war das Knirschen des Schnees zuhören, keine Stimme erhob sich in der Dunkelheit. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, ehe sie sich umdrehte und den Weg in das Gebirge hinaufeilte. Der schmale Pfad führte immer weiter von den Lichtern der Stadt weg. Nachdem sie einige Minuten stetig bergauf gegangen war, umgeben von vereinzelten kahlen Bäumen und Sträuchern, erreichte sie eine kleine schneebedeckte Plattform. Medane sog die kalte Luft schnell in ihre Lungen, auch wenn sie diesen Weg einmal im Monat ging, kostete es doch immer von neuem Anstrengung hier hinauf zu kommen. Doch schnell war der Gedanke an den mühsamen Weg verflogen, da sich ihr ein atemberaubender Anblick bot. Der ganze Schnee, der auf der Plattform lag, glänzte in dem hellen Licht des Vollmondes. Es war, als wäre sie in einer anderen Welt. Alles wirkte so friedlich, so ruhig. Medane wandte ihren Blick von dem Schnee ab und sah hoch in den Himmel. Die Sterne glitzerten neben dem hell erleuchteten Vollmond. „Wenn es doch nur immer so bleiben könnte.“ Ein kleiner Seufzer entrann ihrer Kehle. Es war ein Wunsch, der sich nie erfüllen würde. Doch schob sie die Gedanken beiseite, darüber traurig sein würde sie später auch noch können. Jetzt wollte sie erstmal diesen Anblick genießen und sich wenigstens für einpaar Stunden frei fühlen. Medane ließ ihren Umhang fallen und begann zu Tanzen, während ein leises Lied über ihre Lippen kam: All is white, it snows in the night. Everything is cold So cold outside I am looking at the snow, And no one is here, Just me, just me I want to live in paradise I want to feel the sun I want to live in paradise I want to live in paradise Hosted by Animexx e.V. 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