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Braut wider Willen

von

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...oder mehr?

Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, rief ihr Vater sie zu sich. Burghilt schwante Übles. Hatte jemand das Gespräch gestern belauscht?
 

„Du scheinst dich mit Jylge…abgefunden zu haben“ begann er vorsichtig.
 

„Jaaa…“ Burghilt verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Kann man so sagen.“
 

„Denkst du immer noch…Fühlst du dich immer noch zu jung für die Ehe?“
 

Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Allmählich machte ihr Vater ihr wirklich Angst.
 

„Nein“ sagte sie entschlossen. „Es ist wirklich sehr…“ ‚spaßig’ war wohl nicht ganz das richtige Wort. Sie konnte schlecht lügen, und wenn sie erklären musste, wie es zu der Kissenschlacht gekommen war…

„Angenehm“ sagte sie schließlich, und spürte, wie sie rot wurde. Im Lügen war sie wirklich miserabel.
 

„Ich darf also mit Enkelkindern rechnen?“
 

Sie kannte ihren Vater gut genug um zu wissen, wann er verstimmt war. Jetzt war so ein Moment. Warum tat er so, als würde er lächeln?
 

„Mh-hm“ sie schlug kurz sittsam die Augen nieder, nur um dann breit zu grinsen. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass er so gut küssen kann“
 

„Woher hätte ich das denn auch wissen sollen?“ Ihr Vater lächelte nachsichtig, aber seine Stimme und der Ausdruck in seinen Augen wollten nicht so recht dazu passen.
 

„Wenn du auf mich gehört und ihn selbst geheiratet hättest, wüsstest dus“
 

„Burghilt!“
 

„War nur Spaß, Vater. Nur Spaß“ beeilte sie sich zu sagen.
 


 

Sie fand Jylge im Garten, wo er ein ausführliches Gespräch mit Alheyt – seinem Lieblingsfalken – führte.
 

„Hat dein Vater Verdacht geschöpft?“ flüsterte er, als sie nahe genug bei ihm war.
 

„Nein. Ich glaube, er hat uns letzte Nacht gehört“ sie grinste „Vielleicht solltest du ihm erzählen, dass wir eine Kissenschlacht geschlagen haben – er hofft schon auf Enkelkinder“
 

„Oh“ Die Enttäuschung in seiner Stimme war kaum zu überhören – also hatte er sich doch Hoffnungen gemacht.
 

„Er behauptet, dass er auf Enkelkinder hofft“ berichtigte sich Burghilt. „Und tut so als würde er lächeln.“
 

„Tut so? Jylge streichelte Alheyt übers Gefieder „Du meinst…“
 

„Ich kenne meinen Vater. Richtig glücklich ist er nicht“
 

Nach dem Abendessen zog Burghilt sich zeitig zurück. Sie ließ sich von Anna aus dem Kleid helfen, zog ein einfaches Nachthemd über und tat so, als lege sie sich schlafen.

Als die Magd fortgegangen war, zog Burghilt an dem Kienspanhalter gegenüber von ihrem Bett.

Die Geheimtür schwang quietschend auf. Sie hätte sie mal ölen sollen…egal.

Der Boden war kalt, also kehrte Burghilt auf halbem Wege um, holte ihre Wollstrümpfe, und rannte dann mit warmen Füßen durch den Geheimgang in Richtung Esszimmer.
 

Das Bild ihrer Vorfahrin Genefe von Mäusestein war nicht an den Augen durchlöchert, sondern, viel unauffälliger, dort wo das gemalte Haar sich befand.

In den schwarzen Locken fielen die Löcher überhaupt nicht auf.
 

„Um ehrlich zu sein, Herr Sygmund…Eure Tochter scheint mir noch zu jung für die Ehe“ meinte Jylge gerade zwischen zwei Schlucken Wein. „Vielleicht hätten wir eine längere Verlobungszeit festsetzen sollen…“
 

„Ja?“ Ihr Vater war schon etwas angetrunken; er bekam dann immer eine rote Nase. Außerdem redete er viel und nicht unbedingt Sinnvolles.

„Mir sagte sie, sie sei wirklich glücklich und finde den Stand der Ehe sehr angenehm. Ja, angenehm. So hat sie es ausgedrückt.“

Er leerte seinen Weinbecher mit einem Zug und schenkte sich noch einmal nach. „Ich hatte wirklich nicht vor zu lauschen, aber letzte Nacht…“
 

„Ah, die Kissenschlacht. Wir waren zu laut?“
 

Ihr Vater verschluckte sich und fing an zu husten. Jylge sprang auf und klopfte ihm auf den Rücken. „Wie gesagt, sie ist noch ein halbes Kind. Nicht, dass ich es nicht vergnüglich fände, aber…“
 

Als ihr Vater wieder Luft bekam, fragte er unvermittelt „Kissenschlacht? Ihr habt…Euch gegenseitig mit Kissen beworfen?“
 

„Ja. Das meinte ich. Burghilt hat angefangen, und ich…“ Jylge zuckte die Achseln. „Heißt es nicht ‚Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht eintreten in das Königreich des Himmels.’? Ich gebe mir alle Mühe“
 

„Sie…Ihr…sie hat gesagt, Ihr hättet sie geküsst…“
 

Ihr Vater hatte wirklich richtig einen in der Krone. Gleich würde er anfangen zu lallen.
 

„Ja…“ Jylge blieb vorsichtig.
 

„Es…hat ihr wohl gefallen…meinte, Ihr wärt gut darin, also denke ich doch, dass…“
 

Er lallte immer noch nicht – eine beachtliche Leistung.
 

„Meinte sie das? Ich selbst kann das natürlich nicht beurteilen…“ Jylge stand immer noch neben ihrem Vater, eine Hand auf die Armlehne von dessen Sessel gelegt.

Jetzt beugte er sich herunter. „Aber ich gebe mir die größtmöglichste Mühe…“
 

Ihr Vater schaute nach oben, und Burghilt beschloss, lieber nur noch zu lauschen.

Mit dem Rücken zum Bild blieb sie stehen. Eine Weile hörte sie nichts, dann keuchte ihr Vater atemlos:
 

„Meine Tochter…hat völlig…Recht“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  me-luna
2010-01-08T12:45:40+00:00 08.01.2010 13:45
Hey klasse, ein Happy End.
Und so sind doch noch alle glücklich
Naja, jedenfalls bis das Mädel 5-10 Jahre älter ist .....^^
Von:  shot_coloured
2009-06-29T14:41:17+00:00 29.06.2009 16:41
Hehe, niedliche Geschichte. :P
Von: abgemeldet
2009-03-21T16:06:51+00:00 21.03.2009 17:06
nein wie genial! XDDD~
normalerweise halte ich nicht so viel von geschichten die in der vergangenheit spielen...aber hier mach ich eine ausnahme! ^____^
einfach toll! ^^
Von: abgemeldet
2009-01-16T23:23:47+00:00 17.01.2009 00:23
*looooooooooool*
Da musste er seiner Tochter wenigstens einmal Recht geben...
Nur, was mich immernoch irritiert, obwohl du das nicht als einzige machst, sind die vielen freien Zeilen.
Hast aber recht, so sieht's mehr aus^^


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