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Tag und Nacht

Sakuraiba / Ohmiya
von

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Kapitel XXVII

Als Sho Stunden später wach wurde, wurde es draußen bereits dunkel. „Einen ganzen Tag verschlafen...“ dachte er betrübt bevor er bemerkte, dass Nino nicht mehr da war. „Nino?“ fragte er in den Raum, doch hörte keinen Laut. Auf dem Tichschen des kotatsus fand er ein Post-it angeklebt.
 

Er krabbelte auf allen Vieren näher und erkannte Ninos Kritzelschrift. Insgeheim fragte sich Sho mit welcher Hand er wohl schrieb. „Tut mir Leid dass ich zur Last wurde und heulte. Wehe wenn du es irgendjemandem verräts!!“ las Sho laut. Beim letzten Satz musste er schmunzeln. „Hai Hai Nino-chan~“ flötete er und stand auf. Er würde das Post-it später entfernen, erst einmal musste er raus. Er musste Aiba immerhin suchen!
 

Sho streckte sich bevor er eine Jacke überzog und die Wohnung verließ. Kragen der Jacke ins Gesicht gehoben, huschte er zwischen die Menschenmasse und spähte in jeden Laden den er passierte. Nachdem er nach einer Stunde Aiba nicht finden konnte, entschied er sich zu dem Konbini zu gehen in dem er Aiba zuvor begegnete.
 

Er wartete gegenüber dem Laden, betrachtete jeden Kunden mit Adleraugen. Plötzlich tauchte ein Junge mit Sonnenbrille auf. Er betrat den hell leuchtenden Laden und Sho erkannte das rabenschwarze Haar. „Aiba...“ flüsterte er, hob sich von der kalten Steinmauer und überquerte die Straße. Es waren viele Leute im Laden, so bemerkte niemand Sho der von Produkt zu Produkt wanderte, immer den Blick auf den Schwarzhaarigen gerichtet. Schließlich entdeckte er das was er suchte. Aibas feine sternbildförmige Flecken im Gesicht waren deutlich sichtbar im Licht, als er sich etwas zu trinken aus einem der Kühlschränke nahm.

Sho betrachtete ihn weiter und sein Körper bebte regelrecht als Aiba plötzlich die Sonnenbrille von der Nase nahm. „Es ist Aiba! Es ist wirklich Aiba!!“ schrie es in ihm. Er wollte Aiba um den Hals fallen, fürchtete jedoch dieser würde nur wieder flüchten. Gut, er hatte Aiba also gefunden, wie würde es überhaupt jetzt weitergehen? Soweit hatte Sho nicht nachgedacht, abgesehen davon, dass er gar nichts plante.
 

Aiba sah furchtbar blass aus. Eine Frau reichte an ihm vorbei nach einem Getränk. Als sie Aiba kurz anschaute, schreckte sie zurück und schien zu flüchten. Aiba blickte ihr mit genervtem Blick nach. Er rieb sich die Schläfen. Er wanderte weiter und Sho erkannte wie er sich eine Packung Pillen nahm und weiter zu den verschiedenen Lebensmittel ging. Sho eilte zu dem Regal der Arzneimittel. „Hm...etwas gegen Kopfschmerzen?“ Er blickte wieder zu Aiba, konnte jedoch nur seinen Rücken erkennen. Er bemerkte kaum wie ein fast ganz vermummte Mann den Laden betrat. Shos Blick war auf Aibas Figur festgeklebt. Als er die Chance hatte Aiba von der Seite zu sehen, schauderte er sich. Erinnerungen an seine Nacht mit Aiba, breiteten sich plötzlich in seinen Gedanken aus. Er sah und spürte förmlich Aibas Haut auf seiner. Sho biss sich auf die Unterlippe als sein Blick auf Aibas Lippen hängen blieben. Die Lippen die auf seinen waren; die Lippen die seine Haut mit heißen Küssen bedeckte.
 

Immer mehr verlangende Gedanken wuchsen in seinem Kopf und als er es nicht mehr aushielt und sich abwenden wollte, passierte etwas merkwürdiges.
 

Aibas Kopf bewegte sich blitzschnell zur Seite. Sho sah verwirrt an Aibas Kopf vorbei und sah die Gestalt. Er trug einen knielangen schwarzen Mantel, einen dunkelbraunen Schal der sein Gesicht fast ganz vermummte da er bis über die Nase gezogen war. Ein schwarzer Hut bedeckte das schwarze Haar. Sho war sich sicher graues Haar dazwischen aufblitzen zu sehen. Aiba wich zurück, legte die Sachen weg und wich weiter zurück. Niemand beachtete die zwei was Sho bemerkte als er um sich blickte.
 

Sein Blick fiel wieder auf Aiba und den Mann und Sho spürte wie es kalt um ihn wurde. Er hatte das Gefühl, nein, das große Verlangen, genau jetzt in dieser Sekunde an einem anderen Ort zu sein. Am besten wieder draußen, halb festgefroren auf der kalten Steinmauer sitzend.
 

Aiba hatte seine Zähne gebleckt wie ein Hund, die langen spitzen Eckzähne blitzten bedrohlich im falschen viel zu hellen Licht. Der Mann hatte eine Hand am Schal, den er runtergeschoben hatte. Er zeigte ebenfalls seine Zähne. Die Eckzähne blitzen blutig rot und waren, Sho war überzeugt, länger als Aibas. Er spürte Aibas bebenden Körper fast. Der mysteriöse Mann versperrte den Weg raus und das war das Problem. Aiba war wie ein Tier in eine Ecke gedrängt.
 

Sho war sich sicher jeden Augenblick würden beide Monster durchdrehen, sich angreifen und zerfleischen, jedoch passierte nichts dergleichen. Der Mann kam geradewegs, mit langsamen Schritten, auf Aiba zu bis er vor ihm stand. Sho hörte nichts, doch er konnte von den Lippen des Mannes lesen.
 

‚Ohisashiburi desu’ er lächelte. Es regte eine gewisse Aggression in Sho, die er von sich selbst nicht kannte. Das war also dieser Bastard der Aiba verfluchte, ihre Beziehung quälte, mordete, der Schuld war dass Sho nun auch verfolgt wird. Der Hauptgrund Shos Wut, das wusste er nicht genau, aber Aibas gebleckte Zähne die aufeinander rieben, regten ihn ihm genug Gefühle die alle in die gleiche Direktion führten; Hass. Abgrundtiefe Abscheu.
 

Sho war überzeugt dass sie in Gedanken miteinander sprachen. Manchmal bewegten sich die Gesichtszüge des Mannes. Immerzu behielt er dieses ekelhafte schadenfreudige Grinsen. Und schließlich passierte das, womit Sho gerechnet hatte. Als der Mann seine Hand hob und Aibas Hals anfasste, prickelte Shos Halswunde kurz. Im selben Augenblick stürzte Aiba vor, und versuchte seine Zähne in den Mann zu rammen, dieser sprang jedoch zurück.
 

Alles passierte schnell. Die Leute schrien und flüchteten, während tiefes gröhlen und knurren den gesamten Laden erbeben ließ. Aiba wurde zu Boden geworfen, sprang jedoch wieder auf und griff an. Er verfehlte den Mann knapp und lief gegen den Kühlschrank. Das Glas der Tür zersprang, als sich Aiba mit gesamter Kraft davon abdrückte. Sho warf sich zu Boden und versuchte unaufmerksam zu flüchten. Er hörte Schreie, erkannte Aibas Stimme in ihnen. Immer wieder erklang Lärm von gebrochenen Regalen, Packungen und Dosen die zu Boden fielen. Als Sho die halbe Reihe der Suppen hinter sich hatte, wurde es kurz dunkel über ihm, bevor etwas ziemlich fest auf ihm landete. Er schaffte nur ein ersticktes „uff“ als ihm die Luft aus den Lungen gequetscht wurde.
 

Auf ihm lag Aiba. Die Kleider waren ziemlich zerrissen und er hatte blutige Schrammen im Gesicht. Das Haar sah aus als wäre er gerade aus einem Orkan geflüchtete. Er richtete sich auf, schaute auf was er fiel und erstarrte. „Sho-chan?“ flüsterte er. Es war nicht mehr als ein ersticktes Hauchen. Sho blickte Aiba geradewegs in die Augen. Er wollte tausend Dinge sagen, er wollte Aiba packen und mit ihm flüchten, doch eine häßliche dröhnende tiefe Stimme lenkte beide ab. „Wo bleibst du Kleiner!?“ Aiba sprang auf. Er schien Sho bereits wieder vollkommen vergessen als er seine Reißzähne wieder aufblitzen ließ und lossprintete.
 

Sho hörte wieder Laute wie zwei Raubtiere die sich zerstritten. Er kroch hastig weiter, und als er um die Ecke war, hob er sich leicht. Er wollte sehen wo sie waren um zu wissen wohin er flüchten müsste. Seine Beine zitterten und er war unsicher ob er es ohne xmal hin zu fallen heil aus dem Laden schaffen würde. Er ließ seinen Blick über die teilweise niedergefegten Regale wandern. Da waren sie. Es war nur ein Augenblick und Sho wusste, Aiba keine Chance. Der Mann hatte keine Schramme nichts. Er trug seinen Hut noch!! Aiba dagegen hatte einen Ärmel der Lederjacke die er trug verloren. Das Haar sah immer noch mitgenommen aus und auf seiner Wange prangte eine große Schnittwunde.
 

„Du verdammtes Schwein hast mein Leben zerstört!!!“ kreischte Aiba bevor er nach vorne schoss, die Hand gehoben. Sho schoss der Gedankengang durch den Kopf, ob ein Fausthieb wirklich genügen würde, als er sah dass Aiba keine Faust ballte. „Krallen!?“ keuchte Sho geschockt als Aiba versuchte lange Nägel in den Mann zu rammen. Dieser hob den Arm, machte einen geschickten Schritt zur Seite und verpasste Aiba einen Fausthieb in den Magen. Aiba stürzte keuchend und würgend zu Boden. Sho konnte ihn nun nicht mehr sehen. Der Mann schien sich etwas über ihn zu beugen. „Tz tz tz... du bist ziemlich schwach geworden... Du musst trinken, sonst leidest du furchtbare Qualen, Aiba-chan. Du wirst nicht sterben, aber du wirst leiden und dir den Tod herbeisehnen, mehr als du ihn jetzt bereits sehnst.“ Der Mann machte eine Bewegung, ein erstickter Schmerzenlaut war zu hören und Sho wusste, der Mann hatte Aiba gerade seinen Fuß in Rücken oder Magen getreten. „Lass dir unsere Begegnung eine Lehre sein. Komm mir nie wieder unter die Augen! Du bist ein Versager! Eine Schande!! Jahrhunderte wartete ich auf meine Chance und endlich durfte ich einen Nachfolger erwählen und was tust du!? Du weigerst dich deiner Natur!“ „Ich bin kein Monster!!!“ schrie Aiba laut, seine Stimme überschlug sich dabei. Der Mann hielt inne, bevor er seinen Fuß zurück zog und sich umdrehte. „Das nächste Mal, zerstöre ich dich.“ Damit setzte er zum Gehen an bevor er ein letztes Mal stehen blieb und sich drehte.
 

Sho erfror in jeder Bewegung, selbst den Atem hielt er an, als der Mann ihn anschaute. „Sakurai Sho“ zischte der Mann bevor er ein Knurren das dem Aibas Konkurrenz macht, nachschickte. Sho verlor jegliche Farbe im Gesicht und war so angespannt, dass er fürchtete seine Muskeln würden ihm bald reißen.
 

„Beschütz ihn besser, sonst...“ Der Mann sprach diese Drohung in den Raum gerichtet aus, weder Sho noch Aiba wusste wen genau er ansprach, bevor er sich endgültig umdrehte und mit dem nächsten Augenblinzeln verschwunden war.
 

Sho kippte nach vorne und landete unsanft auf dem Boden. Sein Körper entspannte sich und er zitterte furchtbar. Ihm war kalt. Er fühlte sich als sei er unter eine Lavine gefangen, nicht in einem beheizten Konbini. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn zusammenzucken bevor er aufblickte. Aiba hockte vor ihm. „Alles in Ordnung?“ fragte er leise.
 

Sho kratzte sich hoch mit ganzer Kraft die er im Schock aufbringen konnte, und schlang die Arme um Aiba. „Geh nicht weg!“ flüsterte er mit gebrochener Stimme. Eine ganze Weile verging, Sho erschien es wie eine Ewigkeit, bevor Aiba die Umarmung erwiderte mit einem „Verstanden.“
 

Sho begann leise zu weinen. Es war Aiba unklar ob die Tränen oder der Schock Schuld an Shos starkem zittern war. „Tut mir Leid dass du das alles miterleben musstest...“ flüsterte Aiba leise. Er bekam keine Antwort. Er hatte nicht wirklich auf eine gehofft, weswegen er leise weitersprach. „Es war meine erste Begegnung mit ihm... ich... konnte mich nicht zurückhalten. Ich hätte nicht gedacht dass dies passieren würde...“ Er bewegte sich etwas, umarmte Sho fester und versuchte ihn hochzuziehen. „Lass uns hier abhauen.“ Sho krallte sich an Aiba fest. Er würde ihn nicht erneut verlieren.
 

Sie eilten durch die Straßen, Sho gestützt und sich an Aiba klammernd. Sein Gehirn war betäubt von dem was er sah, wie stark dieser Mann war, wie Aiba verletzt wurde ohne sich wehren zu können.
 

„Sho“ Sho blickte auf als er seinen Namen hörte. „Hast du einen Schlüssel?“ „Schlüssel?“ fragte Sho verwirrte und bemerkte erst jetzt dass sie vor Sho momentaner Wohnung standen. Woher wusste Aiba von diesem Ort? Sho fummelte in der Tasche seiner Jeans und reichte Aiba einen Schlüssel. Der Schlüsselbund war eine kleine Pantie-Animefigur. Aiba schloss kommentarlos auf und schlüfte mit Sho rein. Er schloss die Tür hinter sich ab und half Sho aus den Schuhen nachdem er seine eigene auszog. Langsam wich der Schock von Shos Knochen und er schaffte es ohne gestützt zu werden bis ins Badezimmer.
 

Aiba ließ sich beim Kotatsu nieder und las intressiert das Post-it als Sho wieder reinkam, einen kleinen grünen Erste-Hilfe Koffer in der Hand. Aiba zeigte auf das Post-it „Nino heule?“ Sho starrte Aiba verwirrt an, dann das Post-it, las erneut und stellte fest dass kein Name dabei stand. „Woher...?“ „Ich rieche ihn.“ Bemerkte Aiba kurz, bevor er sich umschaute. „Hier drinnen stinkt es...“ fügte er hinzu als Sho sich bei ihm nieder ließ und den Koffer öffnete. „Hai... Es hat hier noch grausamer gestunken...“ Sho begann Aibas Wunde an der Wange zu desinfizieren. Aiba zuckte dabei nicht einmal mit der Augenbraue. Sho schaute ihm manchmal ins Gesicht. Aiba ähnelte einer Katze die gerade ihre Umgebung erschnüffelt. „Was riechst du?“ fragte Sho intressiert. „Dich. Sorgen...viele Sorgen... Nino und Ohno...“ Aiba schien zu zögern bevor er flüsterte „Liebe.“ Sho ließ den Wattebausch von Aibas Wange sinken. „Du riechs Liebe?“ Aiba nickte langsam, blickte Sho dabei an.



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