Die Prophezeiung von maidlin (SPOILERS!!!!) ================================================================================ Kapitel 27: Rettung? -------------------- Es ist November und es gibt noch ein neues Kapitel. Jetzt wo es fertig ist, hoffe ich, dass es schneller geht. Bei Drachenkind nähere ich mich auch dem Ende und meine Percy Jackson FF – aka Luke Castellan FF – ist auch schon fertig geschrieben. Allerdings hab ich auf Arbeit auch mal wieder jede Menge zu tun und weiß nicht wo mir der Kopf steht. Ich will also nicht zu viel versprechen. Wünsche euch erst mal viel Spaß und immer dran denken: es kommen nur noch sechs Kapitel. -.^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Rettung? In der Nacht änderte sich Ais Zustand weder zum Guten noch zum Schlechten. Das Fiber blieb gleichbleibend hoch, sie schwitzte und doch war ihre Haut kalt und klamm. Herz und Puls blieben ebenso unverändert gering. Sie wurde über eine Magensonde ernährt. Zero saß die ganze Nacht an ihrem Bett und bewegte sich nicht fort. Gegen Mitternacht nahm Yuki ein Glas aus dem Schrank und löst einige Bluttablette in Wasser auf. Sie wusste, dass es das letzte war, an das er dachte, aber sie wusste auch, wie notwendig es war. Sie selbst hatte ihre bereits genommen. Sie nahm das Glas und trug es in Ais Zimmer. Zero saß vor dem Bett, den Kopf mit den Händen gestützt. So wie er auch gesessen hatte, als sie das Zimmer verlassen hatte. Behutsam nahm sie seine Hand und er sah sie an. Sein Blick war verschleiert, als würde er sie kaum sehen, doch er ließ sich von ihr führen. Yuki schloss seine Finger, um das Glas und erst da fiel sein Blick auf die Flüssigkeit. Ein bitteres Lächeln umspielte seinen Mund. Doch er setzte das Glas an und leerte es in einem Zug. Danach stellte er es auf den Boden neben sich. Wortlos setzte sich Yuki neben ihn. Den Kopf legte sie auf seine Schulter. Dann nahm sie seine Hand. Ganz so, wie sie es ebenfalls zuvor getan hatte. Die Sayukas waren zu Bett gegangen, zumindest glaubte Yuki das. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie wirklich schliefen. Auch sie waren von den Geschehnissen sehr aufgewühlt. Die Hunter waren gegangen, ebenso wie die Vampire und in das Hotel zurückgekehrt. Aidou hatte sie gefragt, ob sie sie begleiten würden. Aber Yuki hatte nur den Kopf geschüttelt. Sie konnte jetzt nicht zu Kaname zurückgehen, auch wenn sie es ihm versprochen hatte. Sie konnte Zero einfach nicht allein lassen. Sie hätte es sich nie verziehen und Kaname war es jetzt nicht, der sie brauchte. Das war Zero. Trotzdem wanderten ihre Gedanken immer wieder zu dem Kampf, den sie mit Kaname geführt hatte. Es war vielleicht dumm von ihr und unbedacht gewesen, aber etwas anderes war ihr in diesen Moment nicht eingefallen. Sie hatte nur verhindern wollen, dass es zwischen den beiden zu einer Auseinandersetzung kam. Ob Kaname ihr jemals dafür verzieh? Ob er sie endlich verstanden hatte? Natürlich hatte er das. Sie hätte von Anfang an mehr Vertrauen in ihn haben sollen. Er hatte sie doch bisher auch immer angehört. Würde er Ai nun noch eine Chance geben? Würde er seine Meinung über Zero ändern? Was dachten die anderen Hunter? Welchen Eindruck mochten sie von dem neuen Zero haben? Bisher hatte noch niemand etwas gesagt und sie schienen ihn auch erst einmal in Ruhe zu lassen, solange es Ai so furchtbar schlecht ging. Aber wie lange würden sie sich in Geduld üben können? Mit diesen Gedanken im Kopf döste Yuki schließlich ein. Am nächsten Morgen gab es immer noch keine nennenswerte Veränderung. Das Fiber war um 0.3°C gesunden, aber es war noch zu wenig, um es als positiven Fortschritt zu bezeichnen. Hin und wieder zog Zero die Spieluhr auf und stellte sie auf Ais Nachttisch. Die Melodie erfüllte den Raum und anders als beim ersten Mal, als sie sie gehört hatte, empfand Yuki die sanften Klänge nicht als traurig, sondern als tröstend. Es überraschte Yuki, wie schnell Ais Zustand sich in der Stadt rumgesprochen haben musste. Den ganzen Tag kamen Menschen zu besuch. Sie erkundigten sich nach Ai und brachten kleine Geschenke. Meist waren es Herr und Frau Sayuka, die sich um die Besucher kümmerten. Sie empfingen sie schon unten in der Gaststube und brachten die Geschenke oder Genesungswünsche dann nach oben. „Woher wissen sie, was geschehen ist?“, fragte sie laut, als Herr Sayuka gerade einen kleinen Bambus brachte, an dessen Äste, Schleifen aus Papier gebunden waren. Er kam von Ais Klasse. „Die Menschen kümmern sich umeinander. Hier weiß jeder, was den anderen bewegt, wie es ihm geht und welche Sorgen er hat. Niemand wird allein gelassen.“, antworte Zero leise und löste eine der Schleifen vom Bambus und entfaltete das Papier. Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er das Geschriebene las. Anschließend band er es wieder an das Bäumchen. „Was war das?“, fragte sie vorsichtig. Sie wusste nicht, wie geduldig Zero mit ihr war. „Das war von Kimi. Sie hoffte, dass es ihr bald besser geht und sie wieder spielen können. Der Teich fängt schon an zuzufrieren.“, antwortete er. Dann strich er Ai über die Wange. „Hast du gehört.“, flüsterte er. „Sie vermissen dich alle und ich dachte in diesem Jahr wolltest du endlich Skifahren lernen.“, sprach er zu seiner Tochter. Aber wie schon zuvor reagierte sie auch dieses Mal nicht. „Was passiert unten?“, fragte Zero sie schließlich. „Jinmu war bereits da und hat sich ebenfalls nach ihr erkundigt und sie wollten gern, dass ich jetzt schon ihre Fragen beantworte.“ Zero sah sie kurz an, dann glitt sein Blick wieder zu Ai. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich das erst tun werde, wenn es ihr besser geht. Ich lasse dich jetzt nicht allein.“, sprach Yuki die Wahrheit aus. Zero nickte darauf nur kurz. „Herr Sayuka sagte, dass er für uns etwas zum Mittag macht. Ich will das du etwas isst, auch wenn du keinen Appetit hast.“ Ihr bestimmter Tonfall ließ ihn Aufsehen. „Du willst?“ „Ja, ich will.“, erwiderte sie fest. „Du weißt, dass auch du etwas essen musst.“ Wieder nickte er nur, doch sie konnte sehen, dass er ihr schon gar nicht mehr richtig zugehört hatte. Nach dem Essen kam der Arzt erneut. Es war das zweite Mal an diesem Tag und er entschied sich Ai noch einmal dieses starke Medikament zu geben. „Reden sie mit ihr?“, fragte er Zero, bevor er ging. „Ja. Warum?“ „Das ist gut so. Vielleicht kann sie sie hören. Das gibt ihr die Kraft, die sie braucht, einen Grund nicht aufzugeben.“ „Sie wird sterben, nicht wahr?“, fragte Zero plötzlich unvermittelt und Yuki sog erschrocken die Luft ein. Es war das erste Mal, dass er es überhaupt ausgesprochen hatte, auch wenn der Gedanken in all ihren Köpfen war, wenn auch nur sehr klein und in die hinterste Ecke gedrängt. Der Arzt schüttelte den Kopf. „Sagen sie das nicht, geben sie die Hoffnung nicht auf. Bisher hat sie gekämpft, länger als es ein andere geschafft hätte. Deswegen glaube ich, dass sie es wirklich schaffen kann. Das sollten sie auch tun.“ Zero nickte. Gerade hatte er sich entschieden einen letzten Versuch zu unternehmen. Er würde etwas tun, was er nie zugelassen hätte, was er verabscheute und was er sich bereits jetzt nie verzeihen würde. Aber vielleicht, nur vielleicht... war es ja das Einzige, die einzige Möglichkeit... und... So sehr es ihm auch zu wider war, er musste es wenigstens versuchen. „Yuki?“, fragte er sie, als der Arzt gegangen war und wandte den Blick von Ai. Er musste jetzt handeln und durfte nicht darüber nachdenken. Es würde seinen Entschluss sonst ins Wanken bringen. „Ja.“ „Ich brauche dein Blut.“ Stumm sah sie ihn an, die Augen weit aufgerissen und konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hatte. Warum? Wieso? Das war nicht Zero, der da gesprochen hat. Das konnte nicht sein! Er hätte sie niemals um so etwas gebeten. Lieber würde er sterben. Oder war auch er an seine Grenzen gekommen? Er konnte sehen, was sie dachte und er konnte es nicht leugnen. Dennoch sollte es nicht für ihn sein. „Sie ist... ein... Vampir... zu Hälfte und...“ Er konnte es nicht über sich bringen, die Worte zu Ende zu sprechen. Er konnte nicht einmal glauben, dass er überhaupt daran dachte, so etwas zu tun. An Yukis entgeisterten Gesichtsausdruck, sah er, dass es ihr ebenso ging, als sie begriff. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis sie zu einer Reaktion fähig war. Ihr wurde bei dem Gedanken heiß und kalt zugleich und auch ein wenig übel. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie viel Überwindung es Zero gekostet haben musste sich zu dieser Entscheidung durchzuringen. Schließlich räusperte sie sich und senkte den Blick. „Ja. Ja, natürlich.“ Wortlos gingen beide in die Küche und Zero öffnete die Schranktür, um ein Glas herauszunehmen. „Was soll ich tun?“, fragte Yuki leise. Ihre Knie zitterten ein wenig und sie fragte sich, warum das so war. Vielleicht weil sie nicht wusste, was geschehen würde und welche Folgen es für Ai hatte. Zero schüttelte den Kopf, immer noch nicht glauben könnend, dass er das wirklich tun wollte. Gleichzeitig nahm er ein Küchenmesser aus der Schublade. „Es tut mir leid.“, flüsterte er heißer und konnte sie dabei nicht einmal ansehen. Dieses Mal war Yuki es, die den Kopf schüttelte. „Das muss es nicht. Ich will es so.“ Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, aber es misslang ihr, das konnte sie spüren. Dennoch schob sie den Ärmel nach oben und hielt Zero die weiße Haut ihres Armes entgegen. Zero nahm das Messer und setzte die Klinge an ihrem Unterarm an. Gleichzeitig begann er flach zu atmen. Auch, wenn er mit seinen Gedanken nur bei Ai war, wusste er, dass das Wesen in seinem Inneren bei dem Geruch ihres Blutes verrückt würde. Dann machte er den Schnitt quer auf der Innenseite ihres Unterarmes. Yuki sog scharf die Luft ein, sagte aber nichts. Sie hielt ihren Arm so über das Glas, dass das Blut direkt hineinlief. Sie beobachtete den kleinen Fluss der roten Flüssigkeit und drückte sogar noch ein wenig an eine Stelle neben der Wunde, damit es schneller floss. Zero hatte sich abgewandt und spülte das Messer ab. Dennoch konnte sie den roten Schimmer in seinen Augen sehen. Er drehte sich nicht einmal um oder sagte etwas. Dann griff er plötzlich hastig in den Schrank und holte die Behälter mit den Bluttabletten hervor. Yuki konnte ihn laut atmen hören. Sie wusste welche Qualen er erlitt. „Du musst nicht hier bleiben.“, sagte sie vorsichtig. „Ich werde es allein machen.“ Zero stürze eine Handvoll Tabletten herunter und dann umklammerten seine Hände das Spülbecken, so dass die Knöchel weiß hervor traten. Sein ganzer Körper zitterte. Es dauerte lange ehe er in der Lage war den Kopf zu schütteln. Anschließend nahm er eines der Gläser, die noch auf der Spüle standen und füllt es mit Wasser, welches er ebenso schnell hinunterstürzte. Als das Glas ein Viertel voll war und hörte sie auf, auf die Wunde zu drücken. Plötzlich stand Zero wieder neben ihr und hielt ihr ein Geschirrtuch hin. Sie nahm es und presste es auf die Wunde. Es würde bald verheilt sein, sagte sie sich. Aber nur zur Sicherheit sollte sie auch eine Tablette nehmen. Zero nahm das Glas mit ihrem Blut und Yuki folgte ihm, blieb aber in der Tür stehen. Sie wollte ihm nicht zu nah kommen. Zero hob Ais Körper so vorsichtig an, wie er es auch schon die letzten Tage getan hatte. Er betete, dass sie es schlucken würde, dass es ihr helfen würde. Vorsichtig öffnete er ihren Kiefer ein wenig. Dann nahm der das Glas wieder in die Hand, welches er kurz auf dem Boden abgestellt hatte und setzte es an ihre Lippen. Langsam ließ er das kostbare Rot in ihren Mund tropfen. Es war nur wenig und Zero stellte das Glas gleich wieder ab. Erst musste er sehen, wie sie darauf reagierte, bevor er ihr mehr gab. Auf einen Reflex hin schluckte sie es. Zero hatte gesehen, wie das Blut eines Reinblutes helfen aber auch zerstören konnte. Und Ai war sowohl Mensch als auch Vampir, es musste ihr doch helfen, dachte er verzweifelt. Eine Weile geschah nichts und Zero wollte gerade noch einmal nach dem Glas greifen, als Ai plötzlich zu Husten und zu Würgen begann. Entsetzt starrte Zero sie an. Was hatte er getan? Hastig hob er ihren Körper abermals an und hielt ihn seitlich. Sie erbrach das Blut auf dem Teppich. Zero sah, dass ihre Augenlider kurz flatterten und erschrak, als er sah wie leblos ihre Pupillen waren. Das Blut hatte ihr nicht geholfen. Dadurch ging es ihr nur noch schlechter. Nur langsam beruhigte sie sich wieder und das Husten ließ nach. Es klang trocken und Zero glaubte selbst die Anstrengung spüren zu können, die es ihr kostete. Es war seine Schuld. Yuki stand plötzlich neben ihm und hatte ein Glas Wasser in der Hand. Vorsichtig flößte er Ai davon ein. Anschließend legte er sie in ihr Bett zurück und deckte sie wieder zu. Das Glas mit dem Blut trug er in die Küche zurück, wo er den Inhalt in den Ausguss goss. Wie hatte er nur glauben können, dass das ihr helfen würde? Wie hatte er ihr das antun tun können? Wütend über sich selbst nahm er das Glas und warf es so heftig in die Spüle, dass es zersprang. Als er sich umdrehte stand Yuki in der Tür. Das Handtuch welches sie benutzt hatte lag auf dem Boden. Es hatte sich mit ihrem Blut vollgesogen. Der Schnitt selbst war fast verheilt. Er ekelte sich vor sich selbst, als er merkte, wie sehr er ihr Blut selbst jetzt wollte. „Ich geh nach unten und wasche es aus.“, sagte sie und nahm das Handtuch wieder in die Hand. Zero schloss die Augen und nickte kurz. „Es war nicht deine Schuld.“, sagte sie bevor sie ging. Er säuberte den Teppich so gut er konnte. Es war, als würde er all seine Kraft und Energie darauf verwenden, den Teppich von den Spuren seiner Dummheit zu beseitigen. Doch mit dem sauberen Teppich verschwanden seine Schuldgefühle nicht. Er ging ins Bad und hörte wie Yuki wieder zurück kam. Zero drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Es war die letzte Möglichkeit gewesen, die ihm eingefallen war und es hatte nicht funktioniert. Etwas anderes konnte er nicht tun. Was sollte er noch hoffen und glauben?, fragte er sich selbst. Es war doch besser, wenn er sich jetzt mit dem Gedanken abfand. Dann würde es vielleicht nicht so schmerzhaft sein. Es würde nicht so plötzlich kommen. Und dann? Was würde dann aus ihm werden? Zero verzog das Gesicht bei diesem Gedanken. Es ging ihm nur um sich selbst oder nicht? Er wusste nicht was er tun sollte, wenn sie nicht mehr da war. Würde er wieder zu diesem Monster werden? Er würde wieder allein sein. Es würde keinen Grund mehr geben, um das Leben zu kämpfen, was er mit ihr geführt hatte. Es würde nicht einmal mehr Sinn machen, danach zu streben. Wozu? War es nicht auch besser, wenn es so enden würde? Man würde sie doch ohnehin voneinander trennen. Selbst wenn sie Ai nicht mehr als Gefahr sahen, war sie doch immer noch etwas Außergewöhnliches. Man würde sie wohl ihr Leben lang unter ständiger Beobachtung halten, darauf achten, dass sie nichts Verdächtiges tat oder sagte. Es würde die Hölle für Ai sein, die nichts so sehr liebte, wie ihren eigenen Kopf durchzusetzen. „Gib sie nicht auf.“, hörte er auf einmal eine Stimme hinter sich. Zero drehte sich um und sah Yuki an. Sie war blass. Selbst aus ihren sonst so rosigen Lippen, war die Farbe gewichen. Sie sah müde aus und erschöpft. Nicht viel anders, als er selbst. „Es fällt mir schwer.“, gestand er ihr ehrlich. „Ja, mir auch. Aber...“ Yuki schüttelte den Kopf, als wüsste sie selbst nicht, wie sie den Satz beenden sollte. „Es wäre falsch.“ Zero ging zu ihr und legte die Hände auf ihr Gesicht. Seine Finger lagen auf ihren Wangen und ihre Augen blickten direkt in seine. Dann legte er seine Stirn gegen ihre und schloss die Augen. Er hörte, wie sie tief einatmete, dann wieder aus und wieder ein, gleichmäßig und ruhig. Es ließ ihn selbst ruhiger werden und half ihm die düsteren Gedanken wieder zu verbannen. Zumindest vorerst. „Sie wollte immer ans Meer.“, wisperte er dann, verharrte aber so. Yuki sah ihn an, doch er sprach weiter. „Das war alles, was sie sich immer gewünscht hat, dass und ein paar Ohrringe, die ich ihr auch nicht erlaubt habe. Aber vor allem wollte sie zum Meer. Ich habe ihr immer gesagt, dass wir das später machen. Später... Weil ich nie dorthin wollte. Ich wollte nicht aus Koritokái weg, aus Angst, jemand aus meiner Vergangenheit zu begegnen. Dabei waren es zwei so einfache Wünsche, so einfach zu erfüllen. Und jetzt-“ „Dann fahre mit ihr zum Meer, wenn es ihr besser geht.“, unterbrach Yuki ihn und lächelte ihn schwach an. Zero wusste, warum sie das gesagt hatte und er bemühte sich, so zu denken, wie sie. Es war nicht leicht. Dennoch nickte er und küsste sie auf die Stirn. „Ich weiß nicht, ob ich an Wunder glauben kann, denn das wird es sein, was wir... was sie braucht.“, sagte er, bevor er sie losließ. „Sie ist ein Wunder.“, erwiderte Yuki daraufhin. „Sie ist der beste Beweis, dass es sie gibt.“ „Ich hoffe du hast recht.“ Dann ging er wieder in Ais Zimmer. Sobald er sie sah bereute er seine dunklen Gedanken zutiefst. Nachdem der Arzt das dritte Mal an diesem Tag da war und noch immer keine Veränderung feststellen konnte, schwand die Hoffnung auf ein Wunder. Doch wenigstens hatte sie keine Schmerzen, versicherte der Doktor ihnen. Es war ihnen kein Trost. Kurz darauf kam Aidou und wollte mit Yuki sprechen. Sie gingen gemeinsam in Zeros Küche und Yuki hatte ein mulmiges Gefühl. Sie ahnte sehr wohl, was er wollte. Den ganzen Tag über hatte sie sich nicht bei Kaname gemeldet und ihm auch sonst keine Nachricht zukommen lassen. Sie wusste einfach nicht, was sie ihm sagen sollte. Für den Moment war alles gesagt worden. „Wie geht es Ai?“, fragte Aidou als erstes. „Ist es wirklich nicht besser geworden?“ Yuki schüttelte den Kopf. „Nein und im Moment sieht es...“ Sie konnte es nicht sagen. „So schlimm?“, hakte er nach und es klang wirkliche Sorge in seiner Stimme mit. „Ja.“, antwortete sie knapp. „Ist er sehr böse?“, fragte sie dann weiter. „Kaname? Ich weiß nicht. Er hat heute kaum mit uns gesprochen. Ich glaube er hat den ganzen Tag auf eine Antwort von dir gewartet und da bis jetzt keine kam, hat er mich geschickt. Er sagte, du hättest mit ihm vereinbart zum Hotel zu kommen, schon gestern.“ „Ja, das habe ich.“, gab Yuki zu. „Aber ich konnte Zero nicht allein lassen. Das kann ich immer noch nicht.“, sagte sie ebenso ehrlich. „Er brauchte mich jetzt.“ „Mehr als Kaname dich braucht?“ Yuki zögerte mit einer Antwort. Nicht weil sie vielleicht darüber nachdenken musste, sondern weil sie nicht wusste, wie sie es sagen sollte. Außerdem wollte sie das nicht unbedingt den armen Aidou aufbürden. Aber sie würde wohl keine andere Wahl haben, wenn sie das Gasthaus nicht verlassen und Kaname selbst gegenüber treten wollte. Sie hatte keine Angst vor ihrem Bruder oder seiner Reaktion. Aber der Gedanke im Moment auch nur einen Augenblick von Zero oder Ai getrennt zu sein, bereitete ihr Schmerzen. Vor allem weil glaubte Zero würde allein gänzlich in dem schwarzen Loch versinken, an dessen Abgrund er stand. „Ja, mehr als er mich braucht.“, antwortete sie schließlich schlicht. „Kann ich ihm wenigstens etwas anderes sagen. Etwas, was seine Laune ein bisschen bessern wird?“ Yuki überlegte einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf. „Es geht Ai schlecht, sehr schlecht. Ich werde erst in das Hotel kommen, wenn sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. Das kannst du ihm gern sagen und... und das er mir fehlt.“ Aidou nickte und dann wand er sich zum Gehen und warf einen kurzen Blick in Ais Kinderzimmer. Zero bemerkte ihn und sah ihn kurz an. „Habt ihr etwas interessantes gefunden, als ihr meine Schränke durchsucht habt.“, fragte er matt. Aidou warf ihm einen mitleidigen Blick zu, den Zero nicht einmal bemerkte. Unter anderen Umständen hätte seine Stimme bissig geklungen und scharf, nicht so müde und resignierend. „Nein.“, antwortete Aidou kurz und verließ die Wohnung. Es stand wirklich schlecht um das Kind. Hatte er vorher noch Zweifel an Yukis Worten gehabt, wäre Zeros Reaktion der Beweis gewesen. Kaum hatte er die Tür geschlossen, blieb Aidou stehen und sah auf einen dunklen Punkt rechts vor ihm. Verwirrte blickte er in diese Richtung. Jemand näherte sich dem Gasthaus, ein Vampir. Er war keiner von ihnen. Aidou ließ blitzschnell eine Wand aus Eis vor dem Fremden aus dem Boden schießen und dieser blieb augenblicklich stehen. Er ging näher zu ihm und konnte ihn jetzt erkennen. Der Fremde trug einen langen, schwarzen Umhang, der ihn bis zu den Füßen reichte. Kopf und Gesicht waren von einer Kapuze verhüllt, die er tief nach unten gezogen hatte. „Wer bist du?“, fragte Aidou. Gleichzeitig wunderte er sich, woher der Fremde kam. War er aus dem Wald gekommen? Aber dieser war im Moment nicht zu betreten. Andererseits konnte er auch nicht aus der Stadt gekommen sein. Dort hätten sie ihn schon längst bemerkt. Aber in letzter Zeit war ja nichts so gewesen, wie es hatte sein sollen. Ohne seine Frage zu beantworten sagte der Unbekannt: „Das Kind... ist es da drin?“ Es war ein Mann, erkannte Aidou. Doch das war es nicht, dass ihn stutzig werden ließ. Vielmehr wunderte ihn, dass er von Ai wusste. „Wer bist du?“, fragte er noch einmal. Einen Moment antwortete der Mann ihm nicht. Aidou war nicht klar, was er wollte. Er konnte keine Feindseligkeit spüren. Dann sprach der Unbekannte weiter: „Sie ist krank, nicht wahr? Ich kann ihr helfen.“ Dieses Mal klang seine Stimme schon ein wenig ungeduldiger. „Woher weißt du das?“, fragte Aidou überrascht und biss sich sofort auf die Zunge. Damit hatte er sich selbst verraten. „Das geht dich nichts an. Lässt du mich durch oder nicht?“, fragte er weiter und seine Stimme blieb weiterhin neutral. So als würde ihn dieses Gespräch langweilen oder sein Ausgang ihm vollkommen egal sein. „Du kannst ihr helfen?“, fragte Aidou noch einmal. Er dachte an Yukis Worte und an Zeros Gesichtsausdruck und an die kleine, schwache Gestalt, die er im Bett hatte liegen sehen. Ein Kind, dessen Licht dabei war zu erlöschen. „Vielleicht.“, erwiderte er wage. „Was, wenn ich dich nicht vorbei lasse?“ Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Dann gehe ich und sie wird sterben.“ Aidou betrachtete ihn einen Moment zweifelnd. „Wie willst du das schaffen?“ „Das ist ein Geheimnis.“ Wieder so eine kryptische Antwort, dachte Aidou. Was sollte er tun? Konnte er wirklich Ai helfen oder war es nur ein Versuch an sie heran zu kommen? Vielleicht wollte er ihr nur schaden oder sie für seine eigene Zwecke missbrauchen. Allerdings würde Zero die Kleine niemals aus den Augen lassen und schon gar nicht mit einem fremden Mann. Und wenn er ihr wirklich helfen konnte? Was wenn er ihn wegschickte und Ai starb. Er würde sich immer Vorwürfe machen, ihr die letzte Hilfe verwehrt zu haben. Was sollte er tun? Dann ließ er die Eiswand verschwinden, als ihm klar wurde, dass es nicht an ihm ist eine Entscheidung zu treffen. „Du wirst ihren Vater fragen müssen.“, sagte er, bevor er die Tür wieder öffnete. „Du bist noch da?“, fragte Yuki ihn überrascht, als sie Aidou die Tür zu Zeros Wohnung geöffnet hatte. Gleich darauf folgte ein: „Wer ist das unten?“ „Ich muss mit Zero sprechen.“, war alles, was er sagte und sich an ihr vorbeidrückte. Yuki sah ihm fragend hinterher, ließ die Tür aber offen. Was war auf einmal geschehen? Und was machte der Fremde unten? Sie folgte Aidou in Ais Zimmer. „Zero unten ist jemand, mit dem du vielleicht reden solltest.“ „Wie kommst du dazu so etwas hierein zu lassen?“, fragte dieser sofort scharf. „Das ist nicht dein Haus und du hast kein Recht dazu! Ich habe gesagt, ich werde alles erzählen, wenn es ihr besser geht! Oder habt ihr sie schon abgeschrieben?! Seid ihr so sehr darauf versessen zu beweisen, wie unfehlbar ihr seid, dass ihr nicht einmal euer Wort halten könnte?! Ich hätte es wissen müssen!“, fuhr Zero ihn an. Er bemühte sich dabei nicht zu laut zu werden, so dass seine Stimme wie ein Zischen klang. „Er ist keiner von uns. Ein Fremder und... Er hat gesagt, er kann ihr helfen.“, erwiderte Aidou schlicht. „Was?!“, fragte Zero entgeistert. „Ich habe ihn draußen getroffen. Er kam irgendwie aus dem Wald und... er wusste von Ai und dass sie ... dass es schlecht um sie steht. Er sagte, er könnte ihr vielleicht helfen und ich... ich dachte du solltest mit ihm reden.“ „Wie kann er davon wissen?“, fragte Zero. Seine Stimme klang ruhiger, doch er atmete immer noch schnell und heftig. „Das hat er nicht gesagt, aber...“ „Und trotzdem führst du ihn einfach hier rein?!“, wurden Zero wieder lauter. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stürmte er an Aidou und Yuki vorbei und lief die Treppen nach unten, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. „Verschwinde!“, knurrte er, noch bevor die letzte Stufe erreicht hatte. „Ich bin vielleicht in der Lage ihr zu helfen. Offenbar hat die Medizin ja bisher versagt.“, antwortete der fremde Mann immer noch ruhig. Erstarrt sah Zero ihn an. Wie konnte er das alles wissen? „Wo kommst du her?“, fragte Zero daraufhin. „Von hier und da, wenn es deine Neugier aber befriedigt, ich bin erst vor ein paar Stunden angekommen. Hier spricht sich jedoch sehr viel rum.“ „Was willst du von ihr? Ihr werdet sie nicht bekommen! Keiner von euch! Verschwinde oder du wirst es noch bereuen.“ „Ich will sie nicht.“, erwiderte der Unbekannte gelassen. „Ich biete es ein letztes Mal an: Du kannst mich zu ihr lassen und es geht ihr danach vielleicht besser oder ihr schickt mich weg und sie stirb auf jeden Fall.“ Zero schluckte heftig. Er würde diesen Vampir ohne zu zögern wegschicken, ihn töten, wenn er dadurch nur irgendetwas tun konnte, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Möglicherweise war es eben jene ruhige und sichere Stimme. Er konnte keinen Verrat spüren, keine Lügen. „Wer bist du?“, fragte Zero nun und versuchte sich zu beruhigen, den Keim der Hoffnung zu ersticken, der ihn ihm aufgekommen war. Ganz gewiss würde er niemanden zu ihr lassen, der einfach so auftauchte. „Das ist nicht von Bedeutung.“ Zero lachte bitter auf. So waren sie doch alle. Redeten immer nur und sprachen niemals die Wahrheit. „Wie willst du ihr helfen?“ Dieses Mal war Schweigen die Antwort. „Verstehe. Das kannst du also auch nicht sagen. Woher weißt du von ihr?“, fragte er dennoch weiter. Wieder nichts. „Weißt du, was sie ist?“ „Ja.“ „Zero?“, fragte Yuki hinter ihm und dann spürte er ihre Hand auf seinem Arm. Er drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. Er konnte seine eigenen Gedanken darin lesen. Was hatten sie schon zu verlieren? Als er sich wieder umdrehte, hatte er sich entschieden. „Zeige mir dein Gesicht, damit ich dich jagen kann, wenn du ihr schaden solltest.“ „Ich kann ihr nicht noch mehr schaden.“ „Dein Gesicht!“, forderte Zero ihn auf. „Nein. Es würde euch zu sehr erschrecken.“ Fragend sah Zero ihn an und bereute seine Entscheidung bereits. „Wir können noch ein bisschen hier rumstehen und plaudern oder ihr lasst mich zu ihr.“, sagte der Fremde, bevor Zero Gelegenheit hatte ihn wieder abzuweisen. Schließlich gab Zero sich einen Ruck und ging wieder nach oben, Yuki und Aidou vor ihm, der fremde Mann folgte. Er musste vollkommen den Verstand verloren haben, dachte er. War er wirklich so verzweifelt? Die Antwort war leicht: Ja, das war er. Vor Ais Zimmer blieben sie stehen Zero blickte ihn noch einmal an. Er konnte unter der Kapuze nichts erkennen, nur ein Stückchen blasse Haut, aber das verriet nichts. „Ich muss allein mit ihr sein.“, forderte der Unbekannte. „Nein! Auf keinen Fall!“ „Ich muss mich konzentrieren können.“ Abermals war Zero daran ihn wieder fortzuschicken, ihm eine Lektion zu erteilen. Aber dann wäre alles verloren. „Erst will ich dein Gesicht sehen. Ich will wissen, wen ich töten muss, solltest du gelogen haben.“, erwiderte Zero schließlich und nur sehr wiederwillig. Einen Moment schwieg der fremde Mann, dann deutete er zur Küchentür und Zero folgte ihm. Beide betraten den Raum und Yuki und Aidou war klar, dass sie nicht erwünscht waren. Sie warteten davor. Doch nur wenigen Sekunden später ging die Tür erneut auf und der verhüllte Mann ging geradewegs in Ais Zimmer. Beunruhigt ging Yuki in die Küche und wollte Zero fragen, was er gesehen hatte, doch sein Anblick schockierte sie. Zero saß mit weit aufgerissenen, starren Augen auf einem der Stühle. Er war bleich, als hätte er den Tod gesehen und sei Mund stand vor Entsetzen offen. Der Fremde schloss die Tür hinter sich und setzte abermals die Kapuze ab. Helles, blondes Haar kam zur Vorschein. Seine Augen sahen sich kurz im Zimmer um, doch schnell glitt sein Blick zum Bett und dem Wesen darin. Da war sie, dachte er still. Langsam näherte er sich ihr und in seiner Brust machte sich ein Gefühl breit, welches er nicht benennen konnte. Das Leben war schon fast gänzlich aus ihrem Körper gewichen. Er konnte es beinah sehen und je näher er ihr kam, desto mehr konnte er es spüren. Das hatte er immer gekonnt. Jemand aus seiner Familie, wusste es immer, wenn die Energie eines Lebewesens schwand. Regungslos betrachtete er sie, versuchte etwas in ihrem Gesicht zu finden, an das er sich kaum erinnern konnte. Dann atmete er scharf aus und wischten diese sentimentalen Gedanken fort. Er war nicht deswegen kommen. Er würde ein Versprechen einlösen, das war alles. Er schlug die Decke zurück. Anschließend begann er die ersten vier Knöpfe ihres Schlafanzuges aufzuknöpfen. Er legte die Hand auf ihren Brustkorb und schloss die Augen. Jetzt würde sich zeigen, ob er wirklich recht gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)