Die Prophezeiung von maidlin (SPOILERS!!!!) ================================================================================ Kapitel 6: ... und Finden? -------------------------- Dieses Kapitel ist dieses Mal für die Asu, denn sie war nach dem letzten die Einzige, die wusste, wie der Titel für das nachfolgende – also dieses Kapitel – sein würde. XD Ich bin stolz auf dich! Aber finden sie ihn auch wirklich? Das müsst ihr dann schon selber rausfinden.^^ Ich bedanke mich noch mal für eure Kommis und wünsche euch, wie immer viel Spaß beim Lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ... und Finden? Yuki und ihren beiden Begleitern erging es auch in den andern Städten nicht anders. Weder im Westland noch im Norden hatte jemand einen Zero Kiryuu gesehen oder kennengelernt. Auch wahrnehmen konnte Yuki ihn nie. Jeden Abend kehrte sie vollkommen niedergeschlagen und erschöpft in das Hotelzimmer zurück, in dem sie gerade wohnten und schlief kurz darauf gleich ein. Kaname schrieb sie nur selten. Immer überließ sie es Kain oder Aidou vom bisherigen Erfolg der Suche zu berichten: dass es keinen Erfolg gab. Sie konnte es einfach nicht über sich bringen, ihm zu sagen, dass er Recht hatte, dass sie Zero wahrscheinlich nicht finden würde. Je mehr Tage verstrichen ohne dass sie auch nur ein Lebenszeichen von ihm gefunden hatten, desto mehr schwand ihre Hoffnung es doch noch zu schaffen. Dabei war ihre Sehnsucht ihn endlich wieder zu sehen, mit jedem Tag mehr gewachsen. Sie wollte und konnte nicht zurückkehren ohne ihn gesehen zu haben – auch wenn das bedeutete, ihre Suche gegen Kanames Wille zu verlängern. Er wird böse sein, aber er wird ihr verzeihen, daran glaubte sie. Es war bereits der 88 Tag ihrer Suche, als sie die nördlichste Stadt erreichten. Das Westland hatten sie nach drei Wochen verlassen und sich verstärk auf den Norden konzentriert, wie es Yuki ursprünglich vorgehabt hatte. Trotzdem wurde sie hin und wieder von dem Gefühl geplagt im Westen doch nicht genug getan zu haben. Yuki hatte geglaubt, dass diese Stadt nicht so groß sei, lag sie doch so weit abgeschieden, von den anderen Städten. Doch als sie die Stadttore passierten, musste sie feststellen, dass sie sich geirrt hatte. Die Stadt war ziemlich groß und belebt. In den Straßen und Gassen herrschte ein reges treiben. Vor den Geschäften wurde die Ware der Händler ausgestellt, manchen priesen ihre Ware auch direkt auf der Straße an kleineren Ständen an. Aber am meisten erstaunte Yuki, das Klima. Die Gebirge standen wie Riesen im Halbkreis um die Stadt herum und sie konnte die schneebedeckten Kuppen sehen. Doch statt Kälte, die sie erwartete hatte, war es selbst Ende Oktober noch angenehm warm. Sie brauchte nicht einmal ihren langen Mantel. Dies hier war ihre letzte Gelegenheit, dachte sie, als sie aus dem Auto stieg und auf die Straße trat. Wenn sie ihn hier nicht fand, müsste sie zurückkehren – theoretisch. Yuki ließ ihren Blick über die hohen Fassaden der Häuser gleiten, die reich verziert mit Ornamenten oder Bildern aus alten Gesichten, Mythen und Legenden waren. Hier und da sah sie Balkonkästen mit Pflanzen in den Fenstern, die orange, rote, gelbe aber auch braune Blüten zeigten. Es unterstrich den prächtigen Herbst, den sie bisher gehabt hatte und verlieh der Stadt gerade zu etwas malerisches. Yuki hatte in den letzten 3 Monaten viele Städte gesehen, viele schöne Städte. Doch diese hier begeisterte sie sofort. Wenn sie könnte, würde sie ihr leben, dachte sie für einen Moment. Alles schien so friedlich und unberührt. Fern ab von dem was sie bisher erlebt hatte. „Yuki, kommst du? Wir wollen fragen, wo wir ein Zimmer finden können.“, riss Aidou sie aus ihren Gedanken und Yuki folgte ihnen schweigend und sich noch immer umsehend. Sie betraten einen der kleinen Läden, der von außen so schmal wirkte, dass Yuki sich zweifelnd fragte, ob man darin überhaupt etwas verkaufen konnte. Doch nachdem sie eingetreten war, wurde sie erneut überrascht. Der Raum erstreckte sich weit nach hinten und ließ Yuki staunen. Während Aidou und Kain sich nach einer Unterkunft erkundigten, blickte sich Yuki um. Es roch angenehm und wohltuend nach Früchten, aber auch Kräutern in diesem Laden. Herrlich süße Düfte stiegen ihr in die Nase und schon allein davon lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie befanden sich in einem Teeladen, der etwas anders war als die, die sie von zu Hause kannte. Der Tee wurde in Metallboxen gelagert und vor jeder dieser Boxen lagen auf einem kleinen Teller, die Zutaten ausgestreut, die auch in dem Tee zu finden waren. Bei mehr als 100 verschiedenen Teesorten, wie Yuki schätze, war das Ergebnis der Vermischung der Düfte dieser kleinen Proben überwältigend. Yuki überflog im Gehen die Etiketten der Boxen und sie musste feststellen, dass sie die wenigsten Sorten kannte. Dabei hatte sie geglaubt bei ihrem Vater genügend Erfahrungen gesammelt zu haben. Sie würde ihm unbedingt etwas mitbringen müssen, wenn sie zurückkehrten, dachte sie. „Möchten sie mal einen Schluck Tee probieren?“, hörte sie nun eine weiche Männerstimme fragen. „Was?“, fuhr sie erschrocken zusammen. „Ich habe den Eindruck, dass sie sich sehr für meinen Tee interessieren. Wenn sie mögen brühe ich ihnen eine kleine Tasse, dass sie einmal kosten können. Welche Sorte hätten sie denn gern?“, sprach der Verkäufer und kam hinter seinem Tresen hervor. „Oh, dass... Ich...“ Yuki sah kurz zu Aidou und Kain und diese betrachtete sie mit einem ungeduldigen Blick. Sie war so fasziniert gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie sie bereits mit ihrer Unterredung fertig waren. „Nein, tut mir Leid.“, sagte sie deswegen. „Wir haben es etwas eilig, aber ich komme bestimmt noch einmal wieder und würde dann sehr gern von ihrem Tee kosten.“, sagte sie mit einem Lächeln. „Wie sie wünschen. Eine solch schöne Dame, hat man ja nicht alle Tage hier.“, sagte er und grinste sie offenherzig an. „Vielen Dank. Auf Wiedersehen.“, verabschiedete sich Yuki und verließ vor Aidou und Kain, das Geschäft. „Oh, ich hätte ihn vielleicht gleich fragen sollen.“, sagte Yuki dann, als ihr der Grund ihres eigentlichen Aufenthalts wieder einfiel. „Das kannst du später noch. Er hat uns gesagt, wo wir ein Hotel finden. Dort fahren wir erst einmal hin. Dann können wir immer noch überlegen.“ „Ist gut.“, seufzte sie. Es war deutlich zu merken, dass Aidou und Kain froh waren, dass sich ihre Suche offensichtlich dem Ende näherte. Drei Monate waren sie nun schon unterwegs und das ohne einen Erfolg vorweisen zu können. Sie wollten wieder nach Hause und hatten mit der ganzen Sache bereits abgeschlossen. Dabei wussten sie noch nicht, dass Yuki weitersuchen wollte. Das Hotel war allein schon durch seine Fassade sehr beeindruckend. Waren die andere Häuser bereits verziert gewesen, so übertraf sie dieses noch um Längen. Es strotzte gerade zu vor Ornamenten, Blüten und Reliefs. Von den Reliefs waren es genau fünf und sie zeigten die fünf Sinne: das Sehen – dargestellt durch eine Frau, die in den Spiegel sah; das Riechen – eine Frau die in einem Meer von Blumen saß, umgeben von zwei Hunden; das Hören – eine Frau, von verschiedenen Musikinstrumenten umgeben; das Schmecken – gezeigt von einer Frau, die zu einer Obstschale griff und schließlich Fühlen – verdeutlicht durch eine Frau, die von einem Raben in den Finger gebissen wurde. Die Farben der Reliefs waren kräftig und hauchte ihnen bis zu einem gewissen Maße Leben ein. Weiterhin verliefen an der Wand auf drei Etagen unterschiedliche Säulenmuster nach oben und immer wieder waren dazwischen Blumen, und Ornamente zu sehen. Das Haus wirkte prachtvoll und schien eine lange Geschichte zu haben. Jeder schien in diesem Haus willkommen zu sein. Als sie eingetreten waren, wirkte es ebenso prächtig und einladend. An den Wänden konnte man noch die alten Wandmalereien aus längst vergessenen Jahrhunderten sehen. Der Fußboden, wie auch der Kamin, der links in der Ecke stand und in dem ein Feuer prasselte, waren aus reinstem weißen Marmor. In der Empfangshalle befanden sich nicht sehr viele Möbel, aber sie boten ankommenden Reisenden – aber auch Gästen – Platz, um sich zu setzen und die Eindrücke, die sich ihnen boten, aufzunehmen und zu verarbeiten. Gerade die Plätze vor dem Kamin schienen sehr begehrt zu sein, denn diese waren vollkommen besetzte. Die Wandmalereien selbst zeigten Alltagsszenen aus früherer Zeit, wie die Menschen das Feld bestellten, Ernte einholten, etwas anpflanzen oder anderen recht einfache Dinge taten, wie Wäsche waschen. Yuki wusste nicht so recht, wo sie zuerst hinsehen sollte. Das alles überwältigte sie. Aber sie mochte diesen Ort schon jetzt und selbst wenn sie abreisen müsste, würde sie noch einmal hierher zurückkommen. Dessen war sie sich bereist sicher. Leider schienen Aidou und Kain nicht sehr viel Interesse daran zu haben oder gar beeindruckt zu sein. Sie gingen geradewegs zur Rezeption und ließen sich drei Zimmer geben. Yuki war ein wenig verwundert, aber wahrscheinlich war die Tatsache, dass sie sich meist ein Zimmer geteilt hatte, ebenso ein Grund für ihre gereizten Nerven, wie der anhaltende Misserfolg. Noch dazu war immer einer von ihnen an ihrer Seite gewesen, um auf sie acht zu gegen. Es war nur wenige Male vorgekommen, dass sie Yuki hatten allein gehen lassen. Das Ereignis gleich nach der ersten Woche, hatten sie noch vorsichtiger werden lassen. Einerseits konnte Yuki sie verstehen, aber andererseits würde sie nun wirklich in der Lage sein, auf sich selbst aufzupassen, sollte so etwas wirklich noch einmal vorkommen. Ein Page ging ihnen voraus und hatte die Aufgaben sie zu ihren Zimmern zu bringen. Nur wiederwillig konnte sich Yuki von dem prächtigen Anblick lösen, als sie die Treppe hinauf ging. Aber der Flur war mindestens genauso interessant. Denn an den Wänden des Treppenaufgangs hingen Fotos aus unterschiedlichen Zeiten, die zum einen die Geschichte des Hauses aber auch der Stadt zeigten. Sie faszinierten Yuki genauso sehr, wie die Wandmalerei, waren auch sie Abbilder eines scheinbar unbeschwerten Alltagslebens. „Der Speisesaal befindet sich unten gleich links, wenn sie die Treppe herunter kommen. Wir servieren Frühstück, Mittag und Abendbrot, ganz nach Wunsch. Sie können aber auch eine der Gaststuben in der Stadt aufsuchen, ganz wie es ihnen beliebt. Das Gasthaus ‚Zum goldenen Glück’ ist sehr zu empfehlen.“, erklärte der Page, als er sie führte. „Vielen Dank.“, sagte Yuki und als sie vor ihrer Tür standen, betrat sie das Zimmer. Der Page stellte ihre Koffer ab, verbeugte sich einmal kurz und verschwand dann um ihren beiden Begleitern die Zimmer zu zeigen. Yukis Zimmer war nicht sehr groß und es war auch nicht mit allem Luxus ausgestattet, aber trotzdem fühlte sie sich sofort sehr wohl. Es war richtig gemütlich, mit einem breiten Bett, auf dem die Kissen aufgeschüttelt und die Decke ein wenig zurückgeschlagen waren. In der rechten Ecke gleich neben der Tür und dem Fenster, stand ein Tisch mit zwei Stühlen, die rot gepolstert waren. Auf dem Tisch lag Briefpapier und was Yuki noch viel schöner fand, ein Strauß Herbstblumen. Der Schrank, der sich links neben dem Bett befand war aus dem selben Holz, wie der Bettrahmen und wirkte genauso alt. Es war dunkles, schweres Eichenholz, ebenfalls mit Blumenmustern verziert. Wandmalereien gab es hier leider nicht, doch die Wände waren in einem hellen Terrakotta Farbton gehalten und machten einen großen Teil, der Gemütlichkeit in dem Zimmer aus. Der kleine Kamin, auf dem bereits Holzscheite lagen und die nur noch darauf warteten entzündet zu werden, komplettierte das Zimmer. Yuki trat ans Fenster und zog die weißen Leinenvorhänge an die Seite. Sie sah auf die Straße und beobachtete das Treiben der vorbeigehenden und handelnden Menschen. Alles schien so friedlich und unnahbar. Wie eine anderen Welt, die sie betreten hatte. Eine Weld ohne Hektik und Eile, eine Welt ohne Wesen, wie sie eines war. Einen Moment kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht gar nicht hier sein dürfte. Sie hatte das Gefühl, dass sie möglicherweise durch ihre bloße Anwesenheit etwas von dem Frieden und der Stille nahm, die diesen Ort auszeichnete. Gedankenversunken ließ sie ihren Blick schweifen und konnte doch nur ein paar Häuserdächer überblicken. Sie begriff schnell, dass diese Stadt sehr viel größer war, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Trotz der möglichen Konsequenzen, die ihr Aufenthalt für die Stadt haben könnte, überlegte sie, war dies auch eine Stadt, in der sie ebenfalls leben würde. Eine Stadt, die Zero gefallen könnte. Er musste einfach hier sein. Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Das hoffte sie inständig. Yuki trat vom Fenster zurück und zog sich anschließend um. Als sie fertig war, klopfte es an ihre Tür und Kain und Aidou traten ein. „Willst du heute noch suchen, oder wollen wir erst einmal die Stadt erkunden?“, fragte Aidou, der trotz seiner einfachen Hose und dem Hemd das er trug, noch immer zu außergewöhnlich für diesen Ort wirkte. „Beides.“, antwortet Yuki gleich und die drei gingen nach unten. Das Bild von Zero hatte sie noch immer in ihrer Tasche und sie entschloss sich gleich die Dame am Empfang zu fragen, die ihnen auch die Zimmer gegeben hatte. Wenn jemand ihn vielleicht gesehen haben könnte oder auch nur seinen Namen kannte, dann doch ein Mensch der viel mit anderen in Kontakt kam. So waren sie auch bisher bei ihrer Suche vorgegangen. Immer hatten sie Menschen gefragt, die viel mit Gästen und anderen Personen zu tun hatten. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit gering, dass Zero solch ein Hotel aufsuchen würde, aber man konnte ja nie wissen. Manchmal gab es doch noch Zufälle. Yuki hoffte, dass ihr ein solcher widerfahren würde. Es war immerhin ein Versuch wert. „Entschuldigen sie, könnte ich sie vielleicht etwas fragen?“, wandte sich Yuki an die Dame am Empfang und diese schenkte ihre sogleich ihre Aufmerksamkeit. „Natürlich. Womit kann ich ihnen helfen?“ „Ich suche jemanden und ich hoffe sehr, dass ich ihn in dieser Stadt finden kann. Haben sie diesen Mann vielleicht schon einmal gesehen? Er heißt Zero Kiryuu.“ Yuki zeigte ihr das High School Bild und bei dem Gesicht, was die Frau machte, erhoffte sie sich nicht allzu viel. Doch dann änderte sich ihr Ausdruck plötzlich. „Was wollen sie denn von ihm?“, fragte die Frau, anscheinend noch immer in Gedanken. „Ich bin mit ihm zur Schule gegangen. Ich... habe schon lange nichts mehr von ihm gehört und mache mir Sorgen um ihn.“, sagte Yuki und nichts davon war gelogen. Die Frau runzelte die Stirn. „Wie sagten sie heißt er?“, fragte sie noch einmal. „Kiryuu... Zero Kiryuu.“ „Es tut mir leid, aber... Ich kenne jemanden der so aussieht, wie dieser Junge auf dem Foto hier.“, begann die Frau zu erzählen und Yukis Herz schien ihr ihn die Knie zu rutschen. Tausend Gedanken auf einmal schossen ihr durch den Kopf. Sollten sie ihn wirklich gefunden haben? Hatten sie ihn gefunden? War er hier? Hier in der Nähe? Irgendwo in der Stadt? Oder hatte er sie schon längst wieder verlassen? Wohin war er gegangen? Was machte er hier? Doch der nächste Satz wischte all diese Fragen wieder beiseite und hinterließ eine vollkommen andere. Die Frau sprach weiter: „... doch sein Name ist nicht Zero. Aber vielleicht sind die beiden auch verwandt oder so... Der Name ist zumindest gleich und ähnlich sehen sie sich ja auch.“ Verwirrt blickte Yuki sie an und auch Kain und Aidou hatte nun sichtlich Interesse dann. „Wie heißt er denn? Vielleicht kann uns ihr Bekannter ja zu unserem Freund führen. Sie sagten ja, dass der Name gleich sei. Was meinten sie damit?“, versuchte es Aidou auf seine charmante Art und schenkte der Frau ein gewinnendes Lächeln. „Ichiru. Kiryuu Ichiru das ist der Name des Mannes, der diesem hier auf dem Bild so ähnlich sieht.“, antwortete sie und sah den dreien prüfend ins Gesicht. Der Schock, der sich auf den Gesichtern der drei bei der Erwähnung dieses Namens gelegt hatte, war ihr nicht entgangen und besonders die braunhaarige Frau, schien noch blasser geworden zu sein, als sie es bereits war. „Stimmt etwas nicht?“, fragte die Rezeptzionistin nun misstrauisch. Doch Yuki war noch immer nicht in der Lage zu antworten. Ihr Geist war komplett leer. Sie musste sich verhört haben. „Ähm... Das... ist... Wissen sie, Ichiru war... ist der Bruder von Zero. ... Sie sind... Zwillinge, deswegen die... Ähnlichkeit.“, brachte Aidou statt Yuki stotternd heraus. Er sah seinen Cousin fragend an und dieser schien genauso ratlos zu sein. „Sein Bruder? Das kann natürlich sein.“, überlegte die Frau laut. In Yukis Kopf begann es zu arbeiten. Das war vollkommen ausgeschlossen! Unmöglich! Ichiru...war... ist... Nein! Das konnte nicht sein. Gleichzeitig flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, dass sie fragen sollte, wo sie diesen Kiryuu Ichiru finden konnte und doch war sie unfähig dazu. Kain war es schließlich, der diese Frage stellte: „Können sie uns vielleicht sagen, wo wir ihn finden können. Vielleicht kann er uns bei unserer Suche helfen.“ Die Frau sah sie noch einem Moment prüfend an, bevor sie sprach. „So weit ich weiß, finden sie ihn im Gasthaus ‚Zum Goldenen Glück’.“ „Was?!“, fragte Aidou, der das eben gehört nicht richtig glauben konnte. Nun schien auch Yuki aus ihrer Starre zu erwachen. „Und wir... wir können diesen... Ichiru dort finden?“, fragte sie zaghaft und musste sich bemühen das Zittern zu unterdrücken. „Ja.“, antwortete die Frau knapp und sah sie nun doch misstrauisch an. „Stimmt etwas nicht?“ „Ähm... Nein, wir sind nur so überrascht, dass er hier in der Stadt ist. Können sie uns nun vielleicht noch sagen, wo dieses Gasthaus zu finden ist?“, antwortete Kain hastig. „Am anderen Ende der Stadt. Sie folgen der Hauptstraße weiter nach Norden, und kurz vor dem Wald finde sie es. Die Fassade ist komplett aus Holz. Sie können es gar nicht übersehen. Allerdings müssten sie zu Fuß schon eine Stunde einrechnen.“, gab sie weiterhin Auskunft. „Vielen Dank!“, sagte Yuki etwas zu aufgeregt. Sofort drehte sie sich um und Aidou und Kain folgten ihr. Als sie das Hotel verlassen hatten machte Aidou seinen Gedanken Luft. „Ichiru?! Das ist vollkommen unmöglich. Wir haben seinen Leichnam gesehen.“ „Kein Wunder, dass niemand einen Kiryuu Zero kannte.“, äußerte nun Kain. „Er hat den Namen seines Bruders benutzt.“ „Es ist wirklich Zero?“, fragte nun Yuki und konnte das Zittern nicht länger verbergen. „Davon gehe ich aus, ja.“, erwiderte Kain. „Eine andere Erklärung gibt es eigentlich nicht. Sollen wir mit dem Auto fahren oder willst du laufen?“ Yuki überlegte einen Moment. Mit dem Auto waren sie definitiv schneller, aber dass sie ihn jetzt doch schon gefunden hatten, dass sie ihm möglicherweise schon bald wieder gegenüberstehen würde, überforderte sie. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen Sie war noch nicht bereit... So schnell... „Wir laufen.“, antwortete sie kurz. „Wo ist Norden?“ „Dort lang.“, erwiderte Aidou und deutete in die entsprechende Richtung. Dort wo sie auch die ganzen Berge ausmachen konnten. Sie brauchten wirklich ungefähr eine Stunde, ehe sie das Haus „Zum Goldenen Glück“ erreicht hatten. Wahrscheinlich wäre sie aber doch schneller gewesen, wenn Yuki nicht hin und wieder in der Gegend umhergeschaut hätte. Dass sie dies aber größtenteils nur tat, um ihre Nerven zu beruhigen, übersahen Kain und Aidou dabei. Das Gasthaus war wirklich nicht zu übersehen. Mit seiner beinah schlichten Holzfassade, stach es gerade zu unter den anderen, reich verzierten Häusern hervor und doch war es mindesten genauso prächtig und ansehnlich. Es war groß, mit zwei Etagen. Die Fenster hatten Sprossen und davor standen reich bepflanzte Balkonkästen. Um zwei Seiten des Hauses führte ein Balkon, auf dem man direkt auf die Berge und den davor stehenden Wald schauen konnte. Die meisten der Fenster waren schwarz, doch die unteren - die, die größeren waren – wurden von einem warmen Licht erleuchtet, welches geradezu dazu einlud, einzutreten. Dahinter konnten sie eine recht große Anzahl von Stühlen und Tischen erkennen, von den jeder einzeln beleuchtet wurde. Als sie sich dem Haus immer mehr näherten, hatte Yuki das Gefühl, ihr Herz würde in ihrem Hals schlagen und ihr Magen hätte sich umgedreht, so aufgeregt war sie. Sie konnte sich keine Situation in Erinnerung rufen, bei der sie annähernd so nervös gewesen war. Wie würde er reagieren? Würde er sie anhören? Würde er sie abweisen? Würde er ihr eine Chance geben? Würde er einfach gehen? Diese und noch mehr Fragen gingen ihr durch den Kopf und doch hoffte sie sogar ein wenig, dass er sich vielleicht freuen würde, wenn er sie sah. Aber nach ihrem Abschied war dies so gut wie unmöglich. „Er ist wirklich da.“, stellte Aidou mit monotoner Stimme fest, als könnte er es selbst kaum glauben. Sie befanden sich kurz vor dem Gasthaus und musste nur noch ein paar Meter gehen. „Ja.“, sagte Yuki und ihre Kehle fühlte sich trocken an. Es war wirklich Zero, den sie spüren konnte. „Bist du dir sicher, dass du das willst?“, war es nun Kain, der sie fragte. Yuki sah ihn kurz an und sie zögerte einen Moment, doch dann sagt sie: „Ja. Wir haben zu lagen nach ihm gesucht, um jetzt umzukehren.“ Kain sah kurz zu seinem Cousin und dieser nickte. Ihre Aufgabe war klar und deutlich. Sie würde Yuki beschützen, koste es was es wolle. Als sie die Tür öffneten, hörte sie ein leises Klingeln und sofort wurden sie von Wärme und Gemütlichkeit empfangen. War das Hotel schon gemütlich, so war dieser Ort einfach... wie ein zu Hause, bei dem sich jeder wohlfühlen musste. Die Gaststube, die gleich darauf betraten, war rustikal eingerichtet, wirkte aber keineswegs zu dunkel. Holzbänke, Stühle sowie die Holztische waren aus heller Buche, die dem Ganzem eine angenehme Wärme gaben. Sie standen in Kontrast zu der dunklen Wandvertäfelung, die aber ebenso wie die anderen Häuser der Stadt mit Blumenmustern und Ornamenten verziert waren. Auf jeden Tisch stand ein kleiner, dreiarmiger Kerzenleuchter aus Keramik, in dem cremefarbene Kerzen standen. Dazu dufte es aus der Küche herrlich nach leckeren Speisen und lud noch mehr dazu ein, sich zu setzen und etwas zu essen. Doch nach Essen war Yuki nun wirklich nicht zu Mute. Yuki, Kain und Aidou suchten einen freien Tisch am Fenster und Yuki beobachtet die Nacht dabei, wie sie auch das letzte bisschen Rot des Tages verschlang. Sie wagte es nicht sich umzusehen, wusste aber, dass Aidou und Kain das taten. „Ich kann ihn nicht sehen.“, sagte Kain schließlich. „Ich auch nicht. Aber er ist hier.“, stimmte Aidou zu. Nun sah blickte sich auch Yuki zaghaft um. Gut über die Hälfte der Tische war besetzt. Während die einen schlemmten, saßen die anderen gemütlich bei einem Getränk zusammen. Es waren Männer und Frauen unterschiedlicher Altersklassen anwesend und genossen anscheineinend ihren Feierabend, doch keiner unter ihnen war der, den sie suchten. Am Tresen saßen ebenfalls ein paar Männer, die sich mit einander unterhielten. Doch am anderen Ende des Tresen saß eine Gestalt, die Yuki doch ganz und gar verwunderte. Dort saß ganz allein ein Kind. Dieses schien sie schon die ganze Zeit beobachtet zu haben, grinste es Yuki doch nun an, als sich ihre Blicke trafen. Im Dämmerlich der Lampen konnte Yuki nicht viel ausmachen. Das Mädchen hatte blonde Haare und ein Grinsen, was von einem Ohr zum anderen zu reichen schien. Von dem, was Yuki sehen konnte, hätte sie das Mädchen auf 13 oder 14 Jahre geschätz. Unweigerlich musste sie zurückgrinsen. Doch da kam auch schon eine Frau an ihren Tisch, die, wie sie feststellen musste, die Chefin des Gasthauses war und Sayuka mit Nachnamen hieß. Sie war schlank und hoch gewachsen und ihr Gesicht war recht schön, auch wenn man vielleicht meinen könnte, dass ihre Nase etwas zu groß war. „Darf es bei ihnen etwas sein?“, fragte sie höflich und ebenfalls mit einem Lächeln. „Ähm... nicht direkt.“, übernahm Kain die Wortführung. „Wir sind eigentlich hier, weil wir jemand suchen und man sagte uns, dass wir ihn hier finden könnten. Wir suchen einen Kiryuu Ichiru. Ist er vielleicht hier?“ Verblüfft sah die Frau ihn an. „Ja, das ist richtig.“, bestätigte sie. „Könnte sie uns dann vielleicht sagen, wo wir ihn finden können. Wir würden sehr gern mit ihm sprechen. Wissen sie, wir sind mit ihm zur Schule gegangen und haben schon lange nichts mehr von ihm gehört.“, fragte Aidou weiter und schien dieses Mal sogar zu vergessen, seinen Charme einzusehen, doch Frau Sayuka antwortete auch so. „Tut mir leid, aber er ist momentan unabkömmlich. Kann ich ihm vielleicht etwas ausrichten?“ „Uhm... Wieso ist er bei ihnen unabkömmlich?“, fragte Yuki spontan, die das seltsam fand. „Bitte entschuldigen sie, aber ich darf keine Informationen über unsere Mitarbeiter rausgeben, ohne deren Einverständnis. Außerdem,... wenn sie mit ihm in die Schule gegangen sind, dann müssten sie doch wissen, dass er sehr schnell... um... gereizt ist, wenn etwas hinter seinem Rücken über ihn erzählt wird.“, sagte sie und musste verhalten Lachen. Der letzte Satz klang als hätte sie selbst schon genügend Erfahrung damit gemacht. Yuki musste unwillkürlich ebenfalls kurz Lachen. Das hörte sich sehr nach dem Zero an, die sie auch kannte. „Verstehe...“, sagte Yuki schließlich. „Würden sie ihm dann bitte sagen, dass Yuki da ist und ich gern mit ihm reden würde. Es ist wirklich wichtig.“ Vor Nervosität knetete sie ihre Hände und versuchte sich innerlich irgendwie zu beruhigen. Den warnenden Blick von ihren beiden Begleitern ignorierte sie dabei. Natürlich war sie sich bewusst, dass Zero schon längst wusste, dass sie da waren. Doch vielleicht war es wirklich besser, wen die Wirtin erst einmal mit ihm sprach. „Ja, natürlich. Das mache ich sehr gern.“ Frau Sayuka drehte sich um, ging hinter den Tresen und verschwand dann hinter der Tür, die sich ein paar Stufen weiter unten befand. „Ob er kommen wird?“, fragte Yuki zweifelnd. „Er muss. Ich bin doch nicht den ganzen Weg für umsonst hierher gekommen.“, antwortete Aidou statt seines Cousins prompt. „Ich bezweifle es.“, sagte Kain nun doch. Yuki wusste es nicht. Eigentlich wollte sie gar keine Antwort haben. Zu groß war die Angst vor einer Ablehnung. Yuki sah erneut flüchtig zu dem Mädchen am Tresen und wurde sich bewusst, dass sie sie noch immer beobachtet hatte. Ihr Gesichtsausdruck war nun sehr angespannt, um nicht zu sagen neugierig und sie wurde sogar ein wenig rot, als sie Yukis wissenden Blick, dass sie versucht hatte zu lauschen, bemerkte. Yuki musste ein wenig Schmunzeln. Das Mädchen sah sofort schuldbewusst weg, als sich ihre Blicke trafen und beugte sich wieder über das Buch welches vor ihr lag und schrieb etwas in das Heft. Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür hinter dem Tresen wieder und Frau Sayuka trat wieder heraus. Aber anstatt, dass sie gleich zu ihnen kam, ging sie erst einmal zu dem Mädchen und beugte sich über dieses. Yuki beobachtete, wie das Mädchen aufsah und dann begann ihre Sachen zusammenzupacken. Verstohlen sah sie noch einmal zu Yuki, als sie vom Stuhl sprang und grinste sie noch einmal an. Yuki grinste zurück und musste feststellen, dass sie das Mädchen mit ihrer frechen Art mochte. Dann ging das Mädchen in Begleitung der Wirtin, die Treppe nach oben, die sich links neben dem Tresen befand. „Was soll das?“, fragte Aidou genervt. „Sie hätte uns doch wenigstens erst antworten können, bevor sie das Balg ins Bett schickt.“ „Lass sie doch.“, warf Yuki schwach ein. Es dauerte aber nicht lange und die Frau kam zurück. Gleich kam sie zu ihrem Tisch. „Ähm, es tut mir leid, aber er... Ichiru... er...uhm...“, begann sie zu stottern und Yuki sackte das Herz nach unten. Sie hatte es geahnt. „Er war nicht sehr erfreut, nicht wahr?“, fragte sie deswegen und schluckte heftig. „Nein.“, sagte Frau Sayuka schwach und atmete schwer aus. „Es tut mir leid. Aber er war ehrlich gesagt recht wütend, als ich ihm von ihnen erzählt habe. Er... er hat gesagt, dass...“, sagte sie schwerfällig. Es tat ihr leid, dass ausgerechnet sie die schlechte Nachricht überbringen musste. „Wenn sie es hören wollen... Aber es ist nicht sehr... höflich.“ Yuki nickte traurig und versuchte ihre Gefühle zu beherrschen. Sie war den Tränen nahe. Obwohl sie versucht hatte, sich auf solch eine Reaktion von ihm vorzubereiten, schmerzte es sie doch unheimlich. „Er will nichts mehr mit ihnen zu tun haben und es ist im vollkommen egal, wie wichtig ihre Nachricht ist. Sie sollen... sie sollen so schnell wie möglich von hier verschwinden.“, sagte Frau Sayuka leise. Sie sah die Enttäuschung auf dem Gesicht des scheinbar jungen Mädchens und fragte sich, was Ichiru nur gegen sie haben könnte. Sie erweckte auf sie nicht den Eindruck einer Gefahr oder Bedrohung. Ihre beiden Begleiter ebenso wenig. „Es tut mir wirklich leid.“, sagte sie weiter. „Schon gut. Es ist nicht ihre Schuld. Wir haben damit gerechnet.“, antwortete Kain. „Trotzdem vielen Dank für ihre Mühe.“ „Ja, vielen Dank.“ Yuki versuchte freundlich zu lächeln, doch sie scheiterte kläglich. Was hatte sie denn auch erwartet?, fragte sie sich selbst. Sie hatte doch gewusst, dass er so reagieren konnte, dass er es wahrscheinlich tun würde. Warum tat es dann trotzdem noch so weh? Nur einmal hatte sie bereits solch einen Schmerz empfunden: An dem Tag, als er sie zu seinem Feind erklärt hatte. „Lass uns gehen, Yuki.“, sagte nun Aidou und stand bereits auf. Mehr konnte er nicht tun. Er hielt es für das Beste, wenn sie jetzt gingen, auch wenn ihm ein „Ich hab’s dir ja gesagt“, auf der Zunge lag. Aber vielleicht hatte Yuki diese Erfahrung einfach machen müssen. Wenigstens konnte sie nun wieder nach Hause fahren. Trotzdem konnte er nicht anders und empfand Mitleid für sie. Sie hatte all ihre Hoffnungen drauf gesetzt, ihn wieder zu sehen. Er reichte Yuki die Hand, um ihr beim aufstehen zu helfen und sie nahm sie dankend an. Sie sah sich noch einmal in dem Gasthaus um und sie fragte sich trotzdem, was Zero wohl an solch einem Ort machte. „Vielen Dank noch einmal.“, sagte Yuki an die Wirtin gewandt und drehte sich dann zu gehen um. Was sollte sie jetzt tun? Einfach aufgeben?, stellte sie sich bereits die nächsten Fragen. Aber ihn weiter zu bedrängen, erschien ihr ebenso wenig eine Lösung zu sein. Sie kannte Zero gut und wusste, dass der sie dann noch mehr abweisen würde. Dann würde er ihr erst recht nicht zu hören. Sie seufzte, als sie die Tür aufstieß und in die kühle Nacht hinaustrat. Frau Sayuka schaute ihnen nachdenklich hinterher. Sie erinnerte sich an den zornigen Ausdruck auf Ichirus Gesicht, den er bereits hatte, bevor sie ihm überhaupt etwas erzählt hatte. Dann hatte sie auch noch das Mädchen sofort in die Wohnung bringen sollen. Die Wirtin konnte nicht recht glauben, dass diese drei Personen wirklich so schrecklich waren, wie er ihr den Eindruck vermitteln wollte. Auf sie selbst wirkten sie ganz nett. Besonders die junge Frau – diese Yuki – schien schwer getroffen von seinen Worten. Sie überlegte noch einen Moment und dann entschied sie sich. Sie würden ihnen zumindest einen Hinweis geben. Was sie dann damit machten und ob sie ihn tatsächlich antreffen würde, würde nicht in ihrer Hand liegen. Außerdem... Er musste ja auch nicht wissen, von wem sie diese Information hatten. Also lief sie ihnen hinterher. „Warten sie!“, rief sie und die drei blieben stehen. „Sie können ihn morgen gegen acht Uhr in der ‚Straße des Schnees’ antreffen.“, sagte sie etwas außer Atem. „Aber erwähnen sie nicht, dass sie das von mir wissen.“ „Was-?“, wollte Aidou etwas fragen, doch Yuki war schneller. „Vielen Dank. Ich danke ihnen wirklich.“ Ohne weiter etwas zu sagen, drehte sich die Wirtin um und rannte in ihr Gasthaus zurück. „Was sollte das denn?“, fragte Aidou und kratzte sich am Kopf. „Sie wollte uns helfen.“, sagte Yuki und war nun nicht mehr so niedergeschlagen. Es gab immer noch eine Chance. Sie würde es noch einmal versuchen. Allein. „Und jetzt? Was willst du jetzt tun?“, fragte Kain, kannte die Antwort aber eigentlich schon. Yuki drehte sich zu ihm um und hatte nun wieder ein Lächeln auf dem Gesicht. „Herausfinden, wo die ‚Straße des Schnees ist’.“, beantwortete sie dann seine Frage. Es war der nächste Morgen kurz vor acht Uhr. Yuki saß mit ihren beiden Begleitern in einem Café und sie konnten die Straße gut überblicken. Ihr Herz schlug erneut wie verrückt, aus Angst, dass er sie erneut zurückweisen würde. Einmal würde sie es noch versuchen und dann nicht mehr. Vielleicht war es besser für sie beide, wenn sie wirklich Feinde waren, dachte sie traurig. Wenn sie ihn dadurch nicht mehr verletzten würde... Wenn er denn überhaupt da sein würde... Yuki wusste, dass er sie genauso würde spüren können, wie sie ihn. Vielleicht würde er gleich wieder gehen oder einen anderen Weg nehmen. Yuki sah auf der Straße lauter Schulkinder, die die Straße hinabgingen und sich fröhlich miteinander unterhielten. Sie waren auf dem Weg zur Schule, das wusste sie. Sie hatten das Gebäude auf dem Weg hierher gesehen. Das Schulhaus war ein ebenso reichlich verziertes Gebäude, wie die anderen und die Tore hatten weit offen gestanden, um jeden willkommen zu heißen, der bereit war etwas zu lernen. Plötzlich richtete sie sich auf und ihr Herz schlug noch heftiger, so weit das möglich war. Es war soweit. „Ich werde allein mit ihm reden.“, teilte sie ihren Entschluss von letzter Nacht nun Aidou und Kain mit. Fassungslos sahen die beiden sie an. „Kommt überhaupt nicht in Fragen!“, rief Aidou und sprang auf. „Doch, das werde ich. Es ist besser, wenn er nur einen von uns sieht. Er weiß auch so, dass ihr da seid. Vielleicht ist er dann ja eher bereit mir zuzuhören.“ „Auf gar keinen Fall! Wir sollen bei dir bleiben und-“ „Auf mich aufpassen, ich weiß.“, beendet Yuki, Kains Satz. „Ich bleibe in der Nähe und ich glaube kaum, dass er mich auf offener Straße angreifen wird, wenn so viele Menschen um uns herum sind. Es wird mir nichts passiere und ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Es wird außerdem nicht lange dauern.“ „Yuki, dass können wir nicht machen!“ „Doch, das werdet ihr. Ich übernehme die Verantwortung, dass könnt ihr Kaname-sama auch sagen, wenn er danach fragt. Wenn ihr mich jetzt immer noch nicht gehen lassen wollt, werde ich es euch notfalls auch befehlen.“ Diesen Worten konnte sie nicht weiter wiedersprechen. Nur selten benutzte sie ihre Position als Reinblut, aber wenn sie es tat, dann wusste sie immer wie. Yuki verließ das Café und ging in die Richtung, in der sie seine Präsenz fühlen konnte. Sie führte sie in Richtung Schule und wurde mit jedem Schritt stärker. Nachdem sie fünf Häuer passiert hatte, blieb sie plötzlich stehen. Da war er. Sie konnte ihn sehen. Ihr Herz blieb stehen. Auf den ersten Blick sah er noch genauso aus, wie vor fast 20 Jahren, hatte sich scheinbar nicht verändert und doch wusste Yuki, dass es anders war. Es war nichts mehr wie damals. Seine Haare waren etwas kürzer und vielleicht war er auch etwas schmaler geworden, aber das konnte sie nicht genau sagen. Zu sehr war sie von seinem Gesicht gefesselt. Noch immer hatte er diese gewissen weichen Züge, von denen sie wusste dass sie da waren und die nun vor Anspannung hart und undurchdringlich wirkten. Er hatte sie ebenso bemerkt. Yuki wusste, dass er sie nicht ansehen würde. Wahrscheinlich würde er sie ignorieren. Dessen war sie sich nun sicher. Er würde ihr keine Gelegenheit geben sich zu erklären. Traurig senkte sie den Kopf, nur um ihn gleich wieder zu erheben, als sie bemerkte, dass er nicht allein war. An seine Hand ging ein blondhaariges Mädchen, das fröhlich im Gehen auf und ab hüpfte. Yuki erkannte es. Es war das Mädchen vom gestrigen Abend, welches sie so frech angegrinst hatte. Sie schien ununterbrochen zu reden und nur ab und an sah Yuki, dass Zero kurz nickte oder gar etwas erwiderte.Aber warum war es bei Zero? Warum sah es so aus, als würde er sie in die Schule bringen? War sie nicht die Tochter der Wirtin? Warum war sie dann scheinbar so vertraut mit Zero? Doch ihre Gedanken kamen nicht weiter. Zero und das Mädchen standen nun vor dem Schultor und eine Glocke ertöhnte. Das Mädchen sah noch einmal zu Zero, bevor sie das Schulgelände betrat und zum Schulgebäude rannte. Yuki wusste nicht, was sie tun sollte. Sollte sie nicht gleich wieder gehen? Sie wusste doch, dass er sie nicht erhören würde. Sie könnte sich den Schmerz, den seine Abweisung unweigerlich mit sich bringen würde, ersparen und doch... Wie konnte sie sich einer weiteren Abweisung wirklich sicher sein, wenn sie es nicht einmal versucht hatte? Sie war allein und sie waren doch so lange befreundet. Sollte das nichts mehr zählen? Yuki wollte ein klares nein, aus seinem Mund hören. Das war das mindeste, was sie erwarten konnte. Erst dann würde sie endgültig zurückkehren können. Nur dann würde sie bereit sein, ihn wieder vergessen zu können, die Gedanken an ihn wieder in der hintersten Ecke ihres Herzens verschließen. Mutig ging sie ein paar Schritte nach vorn, solange bis sie nur noch ein paar Schritte hinter ihm stand. Doch anders, als sie erwartet hatte, ging Zero auch nicht weg. Er blieb stehen. Würde er ihr wirklich zuhören? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lalala... Ich weiß ich bin fies euch an dieser Stelle hängen zu lassen, nicht wahr? Ich muss auch gestehen, dass das Kapitel eigentlich noch 500 Wörter länger war, aber ich dachte mir, es wäre doch gut hier einen Cliff einzubauen und meiner geneigte Leserschaft ein wenig Spannung zu verschaffen. Ich weiß ich bin fieß und sadistisch, aber ich hoffe doch, dass ihr nun das nächste Kapitel erst recht lesen werdet. Irgendwie muss ich ja dafür sorgen. XP Mmh... Die Fassade des Hotels in dem die drei Schlafen ist der des Hauses „Zum breitem Herd“ aus EF entlehnt.^^ Wir hatten das in Kunst und das mit den fünf Sinnen ist wirklich interessant. Ansonsten habe ich mir glaube ich aus jedem Land etwas „genommen“. Das Haus des Teeverkäufers, zum Beispiel, ist einem Geschäft in Lucca/Italien angelehnt. Bei den Wandmalerein musste ich an römische Wandmalereien denken, wobei die Darstellung natürlich nicht die gleiche ist... Ich glaube diese Stadt ist eine Vermischung von Epochen und Stilrichtungen – ähnlich wie die wirkliche Welt von VK und doch sehr viel anders. Kann man das verstehen? Na ja... ich hoffe wir lesen uns beim nächsten Mal. lg maidlin PS: Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Erklärung, warum Zero den Namen seines Bruders benutzt hat später kommt. Aber eigentlich kann man sich das denken.^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)