Folgen einer Wette von Dark-san (Sasuke + Sakura) ================================================================================ Freitag ------- Autor: Dark-san E-Mail: Dr.DS@web.de «~Beschwerden dahin Titel: Folgen einer Wette Teil: 4/7 Bemerkung: ...wie gesagt, ich schreib so was zum ersten Mal...(Klischee lässt grüßen =___=) Read & Enjoy! “Eure Tests sind die schlechtesten des ganzen Jahrgangs.”, begrüßte Orochimaru die Klasse missbilligend. “Wirklich, hätte ich das gewusst, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht, sie so schnell zu korrigieren.” Er ließ seine seltsam goldenen Augen abschätzig durch die Menge schweifen, ließ seine Tasche dann knallend auf den Pult fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. “Von einigen bin ich sehr enttäuscht. Im Gegensatz dazu haben mich aber einige überhaupt nicht mit ihrer Leistung überrascht, nicht wahr, Uzumaki-kun?” Der Blonde schreckte sofort aus seinem eher einseitigem Gespräch mit Sasuke hoch und grinste kleinlaut. “War ich wieder so schlecht?” Orochimaru war wieder hinter sein Pult getreten und nahm einen Stapel Papier daraus hervor. “Der Schlechteste, Uzumaki-kun, der Schlechteste.” Und mit diesen Worten knallte er dem sprachlosem Naruto dessen Test erbarmungslos vor die Nase und begann dann, die anderen Tests zu verteilen. Bangend saß Sakura auf ihrem Platz neben Ino. Sie war sich sicher, dass sie mehrere Fehler im Test gemacht hatte, jedoch erhoffte sie sich wenigstens eine Drei. Und da Orochimaru es pflegte, die Arbeiten vom Schlechtesten bis zum Besten zu sortieren, war es besser für sie, die Arbeit später zu bekommen. Je länger es dauerte, desto besser war der Test. Sakura atmete tief durch, starrte unentwegt nach vorne. Normalerweise hätte sie mit Ino oder mit Hinata gesprochen, doch ihr war heute nicht danach. Ino hatte dies stillschweigend akzeptiert, obwohl das nicht typisch für die stolze Blondine war, und irgendwo war Sakura ihr ein kleinwenig dankbar dafür – auch wenn sie auch sauer war, dass Ino sie belogen hatte und dass sie, Sakura, nicht wusste, warum die Yamanaka das getan hatte. Und was Hinata anging... Die Hyuuga war abwesend, Sakura wusste, dass es wieder etwas mit Neji zu tun hatte, und sie war schon jetzt traurig über den niedergeschlagenen Ausdruck in den Augen Hinatas, wenn sie wiederkommen würde. Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verwerfen. Es war nicht gut, wenn sie daran dachte, nein, das war es nicht. Um sich abzulenken, wandte Sakura sich etwas nacht rechts, wo ihre Banknachbarin saß, und bemerkte erschrocken, dass Orochimaru sich direkt auf sie beide zubewegte. Vor ihnen blieb er unheilvoll stehen, sah sie an. “Yamanaka-san”, begann er und Sakura wusste sofort, dass es nicht um sie selbst ging, weshalb sie sich wieder abwandte, “Ihre Arbeit war nicht so berauschend.” Und ab diesem Moment schaltete Sakura vollkommen ab. Es war nicht so, dass es sie nicht interessierte – jedenfalls nicht wirklich –, aber sie wusste, dass Ino am Ende des Jahres sowieso eine gute Note in Biologie haben würde, trotz dieser schlechten Note im wichtigen Test. Ino war die einzige Tochter in einem reichen Haus. Dies bescherte ihr das Privileg des “Noten-Einkaufen”, denn so konnte sie noch so schlecht in der Schule sein, sie würde trotzdem eine gute Zensur bekommen. Sakura hatte das früher nicht verstanden, jetzt tat sie es umso mehr. Und es gefiel ihr überhaupt nicht, weshalb sie Ino darauf nicht mehr ansprach. Es war ihr egal geworden. “Haruno-san, Ihr Test war einer der wenigen, die mich überrascht haben.”, sagte Orochimaru plötzlich vor ihr und erschrocken blickte Sakura auf, hatte ihn nicht kommen sehen. “Normalerweise schneiden Sie bei mir nie besser als eine Befriedigend ab, dieses Mal haben sie es auf eine Gut plus geschafft.” Mit diesen Worten legte er ihr ihren Test auf den Tisch und ging weiter. Überrascht starrte Sakura auf ihren Test, es war erstaunlich, wie gering ihre Fehlerquote war. Vor allem in Biologie konnte Sakura nicht wirklich sagen, dass sie verstand, wovon sie da schrieb. Eigentlich konnte sie nur auswendig lernen. Noch ein letztes Mal sah sie auf den Test, legte ihn dann weg und starrte dann desinteressiert auf die Tafel. Einige Stunden später stand Sakura einsam und verlassen an einer Bushaltestelle. Sie hatte noch immer ihre Uniform an und noch immer trug sie ihre Schultasche, die wie eine Handtasche aussah, nur viel größer war, in den Händen. Ihr Blick hing auf dem Asphalt. Sie wartete. Das tat sie seit nun fast einer Stunde und mit jeder Minute, die ungenutzt verstrich, fühlte Sakura sich verlassener, einsamer, allein. Viele Male hatte sich die Tür eines Busses vor ihr geöffnet und jedes Mal hatte sie mit vergeblicher Hoffnung hineingeschaut, doch sie war nie eingestiegen und es war auch nie jemand ausgestiegen, auf den sie gewartet hätte. Eine alte Dame hatte sie vor einer halben Stunde angesprochen. “Was machst du denn alleine hier in dieser Gegend, mein Kind?”, hatte sie gefragt und Sakura hatte in ihre besorgten, durchdringend blauen Augen geschaut und hatte mit einem halbherzigen Lächeln erwidert: “Warten.” Die alte Frau, deren Haare schneeweiß und in dieser grauen Gegend recht auffällig wirkten, hatte sich direkt neben Sakura gestellt, die nicht umhin gekommen war, festzustellen, dass sie um sogar mehr als einen Kopf größer war als die Dame, und hatte nach vorne gesehen. “Ja, das Leben lässt einen oft warten.”, hatte die Frau gesagt, mit einem wissenden und weisen Unterton, den Sakura vorher noch nie gehört hatte, aber dennoch instinktiv gewusst hatte, um welchen es sich handelte. “Aber der Trick ist, nicht zu warten, sondern etwas zu tun.” Und genau dann hatte sich erneut die Tür eines Busses geöffnet und die Frau war eingestiegen, noch ehe Sakura etwas hatte sagen können. Nun stand sie da und grübelte über eine mögliche Antwort oder eine Möglichkeit, die sich ihr bot, während sich über ihr schwarze Wolken sammelten. Es war kalt und die Kälte beschleunigte ihre Gedankengänge überhaupt nicht, doch Sakura wollte auch nicht gehen. Sie *musste* warten. Natürlich gab es Dinge, die sie nun viel lieber getan hätte, doch heute war Tag X. Nicht der rot umkreiste Tag X in ihrem Kalender, aber dennoch war es einer dieser wichtigen Tage, die vielleicht eine Wendung brachten. Vielleicht, so hoffte Sakura inständig, konnte sie vor dem eigentlichen Tag X alles ändern, geradebiegen. Aber sie wartete und niemand kam. Sie war wie immer allein. Nach einer weiteren halben Stunde begann es zu nieseln. Erst bemerkte Sakura nichts davon, da sie zunehmend weiter in ihre Gedanken abgedriftet war, doch dann sah sie dieses seltsame Punktmuster auf dem Boden und sie spürte den feuchten Wind auf ihrer Wange. Fluchend setzte sie sich in die überdachte Bushaltestelle und beobachtete die Menschen, die mit dem immer stärker werdenden Regen immer schneller zu rennen begannen, und sie fragte sich, ob das wirklich nötig war. Ob es nötig war, dass sie wartete, anstatt wie diese Leute einfach zu rennen und alles hinter sich zu lassen. Doch sie besann sich. Es war nicht einfach, wegzurennen. Und die Sache war kompliziert. Sakura seufzte. Heute hatte sie zu viele traurige Gedanken, vielleicht als Ausgleich für die Tage davor, wo Sasuke sie so wirkungsvoll abgelenkt hatte. Beim Gedanken an Sasuke, erinnerte sie sich daran, dass sie ihm noch immer dienen musste, und sie sah auf ihre Armbanduhr, deren Zeiger kurz vor Vier standen. Was auch immer heute noch passieren sollte, sie war eindeutig zu spät zu ihrem täglichen Treffen mit dem Uchiha, der bestimmt überhaupt nicht erfreut darüber war. Uchiha Sasuke war sowieso mittlerweile ein Wesen, das Sakura nicht verstehen konnte. Mal war er ausgesprochen nett zu ihr, dann war er sauer und dann bedrängte er sie mit seinen Zweideutigkeiten. Es war beinahe so, als ob er sich nicht entscheiden konnte oder sich bereits entschieden hatte, es aber nicht zeigen wollte. Was auch immer es war, Sasuke benahm sich nicht, wie sie es von ihm erwartet hätte, und im Grunde konnte es ihr egal sein, doch das war es nicht. Sakura konnte sich nicht erklären, wieso, aber sie mochte Sasuke wirklich gern. Auch wenn er sie ärgerte und alles von ihr verlangen konnte, doch er nutzte seine Stellung nicht wirklich aus. Den Grund kannte Sakura nicht, aber sie konnte nicht anders, als in ihrer ständigen Naivität zu glauben, dass es an ihr lag. Eigentlich was das nicht möglich. Und das wusste sie. “Hey!” Sakura schreckte aus ihren Gedanken hoch, sah vom Boden auf und blickte in ein paar Augen, die sie nicht kannte. Ein junger Mann stand lässig grinsend vor ihr. Er war klitschnass, da der Regen offensichtlich zugenommen hatte. “Na, bist du stumm, meine Kleine?” Sein Grinsen war nicht angenehm, Sakura mochte es nicht, wie er sie ansah... Wie ein Stück Fleisch... Er näherte sich ihr und sie wollte zurückweichen, doch ihre vor Kälte nicht mehr gut durchbluteten Muskeln machten ihr einen Strich durch die Rechnung und auch sonst gab es in diesem Bushäuschen nicht den Platz, um groß ausweichen zu können. “Lassen Sie mich in Ruhe!”, presste sie zwischen ihren Lippen hervor und umklammerte krampfhaft ihre Tasche, als ob es sie schützen könnte. “Ich habe Ihnen nichts getan!” “Ach, komm schon, lass uns etwas Spaß haben. Du willst es doch auch.” Er kam näher, dreckig grinsend, und Sakura wünschte sich ein Wunder, als er sich über sie lehnte, einen Arm nicht weit über ihr auf die Wand gestützt. Er war kräftig. Er war groß. Ein Riese mit Drahtmuskeln, gegen den Sakura nicht den Hauch einer Chance hätte. Sakura kannte diese Art Mann aus einigen Filmen – groß und stark, dafür aber hohl in der Birne. Vielleicht konnte sie das ausnutzen. Nur wie? “Ähm”, begann sie hastig, “wissen Sie, ich kann gerade nicht...” Er blickte sie fragend an, sie versuchte besonders erfahren zu wirken, obwohl sie das nicht war, und dachte sich schnell eine Geschlechtskrankheit aus. *Davon* musste doch selbst er Abstand nehmen. “Ich hab Tripper! Ich will gerade zum Arzt!”, beeilte sie sich zu erklären und sah ihn panisch an. Der Mann wirkte einen Moment verwirrt, grinste aber weiterhin und beugte sich noch mehr über sie. “Keine Sorge, dann sind wir ja schon zu zweit!”, meinte er sorgenfrei und Sakura musste einen Würgreiz unterdrücken, der mit einem Mal da war. In diesem Moment ekelte sie sich ernsthaft vor dem Mann. “Wirklich, das ist keine gute Idee.”, sagte sie und drückte ihn leicht weg. “Ich... Ich kann eben nicht.” Ihr fiel nichts Besseres ein. Vielleicht wäre es klug gewesen, noch mehr Geschlechtskrankheiten aufzuzählen. Vielleicht hätte sie sagen sollen, dass sie AIDS oder ähnliches hatte, wenngleich damit nicht zu spaßen war. Vielleicht hätte sie einfach schreien sollen. Doch in dem Moment, in dem der Mann die Kontrolle verlor, war ihr Kopf wie leergefegt. Sie war stumm und konnte vor Schreck nichts sagen, als der Fremde bei ihrer dritten Verneinung allmählich rot anlief und die Hände zu Fäusten ballte. “Ich lass das nicht mit mir machen!”, knurrte er und von der Lässigkeit war nichts mehr übrig. “Ich brauche niemanden zu fragen, kapiert, Schlampe?” Seine großen rauen Hände legten sich auf ihre schmalen Schultern wie eiserne Ketten und in diesem Moment betete Sakura für ein Wunder. Eins, das ihr half. Etwas, das sie rettete. “Wen nennst du hier Schlampe, du gottverdammter Hurensohn!” Mit einem Mal war der Schatten über ihr verschwunden. Die Kette war gelöst und das Wunder war vollbracht. Sakura konnte ihr Glück kaum fassen und öffnete ihre grünen Augen, die sie zum Gebet geschlossen hatte. “Was fällt dir ein, kleine Mädchen auf der Straße anzumachen, du Stück Dreck?!” Darauf folgte ein dumpfes Geräusch, das Sakura vorher noch nie gehört hatte. Sie sah sich um, entdeckte jedoch weder den großen Mann noch ihren Retter und an der Stimme konnte sie ihn schlecht identifizieren, da der Regen alles so verzerrt klingen ließ. Dennoch, sie merkte die Aggression, die in der Luft lag, und sie traute sich nicht hinauszugehen und nachzusehen. Noch einige Male hörte sie diese dumpfen Geräusche, dann wurde es still. So still, dass es fast zum Greifen war. Nicht einmal der Regen schien noch irgendein Geräusch zu verursachen. Sakura wartete darauf, dass ihr Retter reinkam, doch das tat er nicht. Sie wartete noch weitere fünf Minuten, überwand ihre Angst und trat aus der überdachten Bushaltestelle in den Regen, den sie nach einem Moment plötzlich nicht mehr auf der Haut fühlte. Jemand hielt einen Regenschirm über sie. Langsam drehte sie ihren Kopf nach rechts und erblickte jemanden, mit dem sie zu allerletzt gerechnet hätte. “Sasuke?” Der Uchiha stand lässig neben ihr, in der einen Hand den Schirm, in der anderen eine Zigarette. Er sah sie unterkühlt an. “Seit wann rauchst du denn?”, fragte sie überrascht und nahm ihm angewidert die Kippe aus dem Mund, die sogleich auf dem Boden landete, wo sie ausging. “Seit wann, Sakura”, begann er langsam, ruhig, “muss ich dir hinterherrennen, um dir zu helfen?” Seine Augen bohrten sich in ihre und sie hatte das Gefühl, dass er noch nicht fertig war. “Ich habe dir einmal gesagt, dass du dich mehr wehren sollst. Du hättest deine Verspätung bei mir abmelden sollen. Was machst du überhaupt hier? In dieser Gegend kann so etwas ja nur passieren!” Sakura schaute betroffen zu Boden. “Es tut mir leid, Sasuke...” “Dein 'Es tut mit leid' kannst du dir sonst wohin stecken!” Er packte sie am Oberarm und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste, dass sich ihre Gesichter gegenüber waren. “Sakura, ich habe mir Sorgen gemacht! Verstehst du, was das bedeutet? Ich war, verdammt nochmal, besorgt um dich! Und das zurecht, wenn ich mir den Typen da so ansehe!” Sakura sah an ihm vorbei auf den Boden, wo der Mann bewusstlos lag. Sie sah sein Gesicht nicht, da er auf dem Bauch lag, aber sie konnte sich denken, dass es nicht mehr ganz so heil aussah. Und dann realisierte sie erst richtig, was Sasuke da gerade eben gesagt hatte. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht. Er hatte sie beschützt. Er war ihr Wunder gewesen. Prüfend sah sie in sein Gesicht, das nun von ihr abgewandt war und in weite Ferne guckte. Sie sah nichts, was sich verändert haben könnte, und doch war sie irgendwie erfreut. Für einen Moment des Tages X. “Lass uns gehen.”, sagte Sasuke plötzlich und wollte sie mitziehen, doch sie weigerte sich. Sasuke sah sie irritiert an. “Was soll das?” “Ich muss hier bleiben.”, sagte sie und sah ihn an. “Ich muss warten.” “Du kannst mir nicht erzählen, dass du hier in der Kälte auf irgendwen warten willst. Wozu habe ich den Idioten da vermöbelt, wenn du doch hier bleiben und dich wieder anmachen lassen willst?” Sasuke war sauer. Das merkte Sakura daran, dass er sich nicht mehr mit gewählten Worten ausdrückte. Sie durfte ihn nicht noch mehr erzürnen. “Es tut mir leid, Sasuke. Ich weiß, dass ich dir Sorgen bereite, aber, bitte, ich muss hier warten.” Er schnaubte laut auf. “Du kommst mit. Und zwar sofort. Das ist ein Befehl.” Und mit diesen Worten schleppte er sie, ohne auf ihre Proteste zu achten, zu einem Wagen, der irgendwo auf der anderen Straßenseite stand. Es war ein silberner Wagen, dessen Marke Sakura nicht erkennen konnte, aber sie konnte sich vage daran erinnern, dass sie so ein Auto schon einmal in der Werbung gesehen hatte. Wie hieß der Hersteller nochmal? BMW? Mercedes? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. “Los, steig ein!”, sagte Sasuke neben ihr und hielt ihr eine Tür auf. “Sasuke, wirklich, ich kann nich-“ Sasuke verdrehte die Augen und zog sie mit sich ins Auto, dabei ließ er den Regenschirm achtlos draußen liegen. “Kiyoshi, fahr los!” Sie fuhren schnell und weil es schon fast Abend war, waren die Straßen vollgestopft mit Autos. Es war erstaunlich, wie der Fahrer es schaffte, fünfzig Stundenkilometer trotz Stau zu fahren. Sakura starrte aus dem Fenster, beobachtete den Regen, der noch immer kein Ende zu nehmen schien und seufzte. Sie hatte gewartet. Vielleicht hatte sie zu viel gewartet und doch konnte sie nicht sagen, dass es sich nicht gelohnt hätte. Sie sah aus den Augenwinkeln zu dem Uchiha, der nun etwas ruhiger neben ihr saß, das Gesicht unverwandt nach vorne gerichtet. “Sakura”, begann Sasuke nach einer weiteren Weile des Schweigens, “auf wen hast du gewartet, dass du dich in solche Gefahr begeben musstest? War es wirklich so wichtig?” Er sah sie nicht an, auch Sakura wandte ihren Blick nicht vom Fenster, als sie antwortete. Sie erzählte dies nicht vielen Leuten. “Es war meine Mutter.”, antwortete sie und bemerkte, dass er nun zu ihr sah. “Ich habe auf meine Mutter gewartet. Sie wollte mich heute treffen, das war schon vor Wochen besprochen gewesen, aber sie ist nicht gekommen. Ich habe so lange gewartet.” Ihre Hand berührte die Glasscheibe. Es war eine sehnsüchtige und zugleich eine beruhigende Berührung. Das Glas war kalt, ihre Hand ebenfalls, es zog sich gegenseitig an. “Weißt du, Sasuke, meine Mutter hasst mich. Ich denke, ich weiß, wieso, aber ich versuche es zu verdrängen. Es ist schwer zu glauben, dass die eigene Mutter einen hasst.” Sie lachte bitter auf. Etwas Bedrücktes lag in der Luft und Sasuke, so schien es Sakura, hörte ihr zu, obwohl er auch weghören konnte. Das bedeutete ihr viel. “Jedenfalls redet sie seit einem Jahr nicht mehr mit mir. Ich bin eine Fremde für sie und dabei liebe ich sie so sehr.”, sprach Sakura gedämpft weiter. “Mein Vater ist vor einem Jahr gestorben, Sasuke, in diesem Unfall bei der Brücke, weißt du noch?” Er nickte. “Ich erinnere mich, aber es ist nie der Name des Opfers gefallen. Außerdem, warst du dann nicht zwei Wochen nicht in der Schule?” Sakura löste sich vom Anblick der verregneten Stadt und sah Sasuke direkt an, überrascht, dass er so etwas von ihr wusste. “Das stimmt.”, bestätigte sie schließlich. “Ich bin in diesem Auto gewesen.” Sie ignorierte den für eine Sekunde geschockten Blick des Uchihas. “Wir, mein Vater und ich, wollten uns mit meiner Mutter treffen. Er hat mich von Anfang an gesagt, dass ich hinten sitzen soll. Natürlich habe ich mich geweigert, immerhin war ich damals sechszehn und durfte bereits vorne sitzen, aber er hat darauf beharrt. Und im Endeffekt hat es mein Leben gerettet. Von dem Unfall selbst weiß ich nicht mehr viel, nur dass da auf einmal ein anderes Auto war und dann der Abgrund und mein Vater, der mir gut zuredete, als ich kurz vor der Ohnmacht stand.” Sie spürte das Brennen der Tränen in ihren Augenwinkeln. Die Erinnerung war zu lebendig, als dass sie vollkommen Abstand von ihr nehmen konnte. Die Zeitspanne war zu kurz, sie konnte nicht 'früher' sagen. “Meine Mutter hat den Tod meines Vaters nie verkraftet. In der Schule hat sie erzählt, dass ich von einer Treppe gestürzt bin, weil sie es nicht wahrhaben wollte, dass mein Vater nicht mehr war. Anfangs war sie froh, dass ich es überlebt habe, dann hat sie sich allerdings doch dazu überwunden und hat die Unfallberichte gelesen. Und von da an war ich nichts weiter als eine Fremde, die Schuld am Tod ihres Mannes hatte.” Sakura wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte traurig zu Sasuke. “Ich versuche lange, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Es geht nicht, weil sie nie da ist. Sie ist immer irgendwo auf Geschäftsreisen.”, sagte sie murmelnd. “Ich kann nichts tun und ich habe Hoffnung gehabt, als sie eine Zusage zu einem Treffen gab. Aber sie ist nicht gekommen. Vielleicht hat sie mich bloß verspottet.” Sie verstummte, ihr fiel nichts mehr ein, was es da noch zu sagen gab. Sasuke sah sie an, er wirkte wie erstarrt. “Es...” Er schien nach Worten zu suchen. “Es ist unglaublich. Wie kann eine Mutter ihr Kind so behandeln?” Sakura war überrascht, dass er so reagierte. Sie hätte nicht gedacht, dass es ihn interessieren würde, war er doch dafür bekannt, dass er nur sehr wenige Emotionen zeigte. Doch sie wollte sein Mitleid nicht. “Sasuke, es ist okay...” “Nein! Es ist nicht okay! Das funktioniert so nicht.”, sagte er barsch und wandte sich dann an den Chauffeur. “Kiyoshi, bring uns ins nächste Einkaufszentrum.” Der Fahrer nickte gehorsam und beschleunigte das Auto. “Was sollen wir denn bitte in einem Einkaufszentrum?”, fragte Sakura etwas verwirrt. “Wir kaufen dir Kleidung, das machen wir. Und du bleibst übers Wochenende bei mir.” “Was?! Warum denn das? Ich wollte eigentlich bei meiner Mutter bleiben. Sie kommt dieses Wochenende... Dann sehe ich sie vielleicht für drei Monate nicht mehr.” “Genau deswegen. Die Frau hat es verdient.” “Sasuke, das ist albern. Warum solltest du dich dafür interessieren?” “Denkst du etwa immer noch, dass ich ein kaltherziger Klotz bin?” “Ehrlich gesagt, ja.” In seinen Augen blitze Empörung auf, wich dann einem amüsierten Ausdruck, der vollkommen fehl am Platze war. “Sakura, denkst du wirklich, ich interessiere mich nicht dafür, wenn meine Dienerin leidet?” Er beugte sich etwas zu ihr vor. “Wenn du es so sagst, dann ja.”, meinte sie und verhinderte mit einer Hand, dass er ihr noch näher kam. “Ich habe dir gesagt, dass ich kein Gegenstand bin.” “Und ich habe wenigstens angedeutet, dass ich nicht kaltherzig bin.”, erwiderte er und nahm ihre Hände in seine, woraufhin Sakura es nicht vermeiden konnte, Rot anzulaufen. Er legte ihre Hände auf die linke Seite seiner Brust und Sakura konnte vage sein Herz schlagen spüren. Es war schwach und doch war es da, woran Sakura niemals gezweifelt hätte. Konfus sah sie in das lächelnde Gesicht des Uchihas. Was hatte das nur bloß zu bedeuten? “Siehst du? Es schlägt und ist kein bisschen kalt”, flüsterte er fast, doch Sakura hörte ihn klar und deutlich. Das Schweigen, was darauf folgte, war angenehm und familiär und Sasuke ließ ihre Hände erst los, als das Auto anhielt und sie aussteigen mussten. “Hör zu, Sakura.”, sagte Sasuke, während sie ausstiegen. “Ich möchte nicht, dass du dieses Wochenende mit dieser Frau verbringst. Du wirst doch eh nur leiden und das will ich nicht. Wir werden einige Sachen von dir holen, aber erst später.” Sakura hatte nicht einmal die Chance zu protestiren, sondern wurde auch schon in das Einkaufszentrum gezogen, und obwohl sie keinen langen Weg hatten, wurden beide fast komplett durchnässt. “Ah, blöder Regen!”, schimpfte Sakura und wrang ihre Haare aus, die klitschnass waren und tropften. Sasuke hatte es zwar nicht besser erwischt, doch seinem Aussehen war der Regen kein Makel. Er wirkte dadurch nur noch schöner, wie Sakura mit rötlichen Wangen bemerken musste. “Sakura, alles in Ordnung? Bist du krank?” Scheinbar hatte er ihre Röte missinterpretiert und hielt ihr nun eine Hand an die Stirn, was die Sache nicht besser machte. Sakura entfernte seine Hand und ging einen Schritt zurück. “Nein, mir geht es gut. Was sollen wir hier?” Sasuke verdrehte die Augen. “Wie oft denn noch? Wir kaufen Kleidung! Komm schon!” Mit diesen Worten zog er sie gnadenlos mit. Eine ganze Stunde später trug Sakura ein knielanges, hellrosanes Kleid und unverschämt hohe Sandalen, auf denen sie kaum laufen konnte. Sasuke ging neben ihr und trug die Tüten, in denen ihre Uniform lag. Er hatte sich selbst einen schwarzen, eng anliegenden Rollkragenpullover und eine dunkle Jeans gekauft. “Und was jetzt?”, fragte sie irritiert und sichtbar nicht erfreut. Er führte sie in die höheren Etagen, das hieß dann wohl, dass er zu den Restaurants wollte. “Wir essen.”, bestätigte er ihre unausgesprochene Vermutung und trat an ein französisches Restaurant direkt vor ihnen. Der Ober – ein großer, schlanker Mann mit Schnauzbart – verbeugte sich untertänigst vor Sasuke und führte sie beide wortlos an einen Tisch in dem überfüllten Restaurant. Auf Sakuras fragenden Blick hin, lächelte Sasuke nur geheimnisvoll und sagte dann sehr leise, so dass sie ihn kaum verstehen konnte: “Ich habe reserviert.” Er lachte über ihren geschockten Gesichtsausdruck. “Du hast das alles geplant?” “Nicht wirklich so, aber ja, ich wollte mit dir herkommen.” “Und warum?” “Weil wir ein Date haben.” “Was?!” “Herr Ober, bringen Sie uns doch bitte Rotwein.”, sagte Sasuke zum Ober, der nickend verschwand. Sakura sah ihm nach, ehe sie sich wieder an Sasuke wandte. “Wir dürfen doch überhaupt keinen Alkohol trinken.”, meinte sie ernst. Sie hatte noch nie Alkohol getrunken und wusste auch nicht, wie er auf sie wirken würde. “Ja, ihr dürft das nicht, ich schon.”, sagte er spöttisch und grinste vergnügt. “Zurück zu der Date-Sache. Warum haben wir ein Date, erklär’ mir das mal.”, kam sie aufs eigentliche Thema zurück und ignorierte den Ober, der ihnen einschenkte, dann eine Bestellung von Sasuke annahm. Sakura war es nur recht, dass Sasuke für sie bestellte – sie verstand kein Wort von dem, was in der Speisekarte stand. “Hm”, machte der Uchiha gedehnt, als der Ober wieder verschwunden war, “ich hatte Lust darauf, deshalb.” Sakura funkelte ihn wütend an. Er konnte das doch nicht ernst meinen! Wie konnte er bloß nur so mit ihr spielen? Sie wusste immerhin, dass er das alles nicht ernst meinte... Verfluchte Zuneigung. Wäre diese nämlich nicht, wäre Sakura schon längst weg. Unzufrieden mit sich, nahm sie einen Schluck von dem Wein. Es war roter Wein und mit Sicherheit ein edler Tropfen, doch im Moment merkte Sakura nur, dass es ihr schmeckte, wenngleich dieser bittere Nachgeschmack doch etwas lästig war. “Du kannst nicht aus einer Laune heraus, Leute um ein Date bitten.”, sagte sie verbissen, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und wiegte ihr Weinglas hin und her. “Du müsstest doch wissen, dass ich das auf Dauer nicht aushalte.” Sasuke lächelte sie wissend an, nippte dann an seinem Glas. “Ich weiß, wie sehr ich dich deswegen durcheinander bringe und gerade das gefällt mir. Du bist zwar berechenbar und doch weiß man nie wirklich, wie du reagierst und was du sagen wirst. Es ist schrecklich interessant.” “Ach ja?” Wütend leerte sie das ganze Glas auf ex und ließ es dann von einem vorbeigehenden Kellner füllen. “Ich bin also immer noch ein Gegenstand für dich, wie schön.” Sie prostete ihm lustlos zu und trank aus ihrem neuen Glas. Langsam fand sie Gefallen am Alkohol. Er ließ sie vergessen. Und lockerte zudem ihre Zunge. “Du bist kein Gegenstand, Sakura, und trotzdem gehörst du im Moment mir.” “Tz, nur über meine Leiche.” “Na, na, na, wer wird denn so reden?” “Ich rede, wie ich will, verdammt nochmal.” Sasuke lachte daraufhin, ignorierte sie dann und beobachtete stattdessen den Kellner, der ihnen auftischte. Das Essen war ganz gut, obwohl Sakura nicht wirklich wissen wollte, was sie da eigentlich gegessen hatte. Und die Rosahaarige hatte mindestens eine Flasche Wein intus. Sie war nicht mit Alkohol vertraut und war deswegen kaum noch zurechnungsfähig. “Sakura, lass uns gehen.” Sasuke reichte ihr seine Hand, die sie erst stirnrunzelnd betrachtete, ehe sie sie annahm. Seine Hand war angenehm warm, das war das Erste, was sie bemerkte. “Sasuke?” “Hm?”, machte er, während er mit ihr in den menschenleeren Aufzug stieg. Sie sah ihn eine Weile an und wäre fast hingefallen, als er Aufzug hielt, hätte Sasuke sie nicht aufgefangen. Plötzlich war sie ihm sehr nah, doch das schien ihn nicht besonders zu stören, weswegen Sakura ihren müden Kopf auf seine Brust bettete. Es war nicht der beste Platz, doch Sakura musste das Drehen in ihrem Kopf stoppen. Und außerdem konnte sie ihn jetzt riechen. Sasuke roch nach Regen und irgendwie auch nach einem Hauch von Zimt. Sie wusste nicht, wie sie darauf kam, doch sie hielt die ganze Aufzugfahrt aufmerksam ihre Nase offen, nur um festzustellen, dass er wirklich so roch. “Sakura, was wolltest du mich fragen?”, fragte der Uchiha leise, während er sie aus dem Fahrstuhl bugsierte und auf den Ausgang zusteuerte. “Wieso riechst du so gut?”, nuschelte sie mit halb geschlossenen Augen und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, bemerkte, dass auch er seinen Arm um sie legte. “Wie soll man so eine Frage bloß beantworten?”, erwiderte er belustigt und hielt sie beide an, während er mit seinem Handy nach dem Fahrer rief. Als er damit fertig war, legte er seinen anderen Arm um Sakuras Taille, woraufhin Sakura sich nur noch mehr an ihn schmiegte. Ihr war kalt, weil sie nun draußen standen, und er war eine willkommene Wärmequelle, mal abgesehen davon, dass Sakura kaum alleine stehen konnte. “Weiß nicht.”, wisperte sie fast lautlos. “Aber du riechst sehr gut.” Mehr konnte sie nicht mehr sagen, zu müde war ihr Verstand. Als der Wagen vor ihnen hielt, musste Sasuke die Haruno fast tragen, um sie überhaupt in die Nähe des Autos zu bringen, doch er tat dies ohne Widerworte und Sakura ließ ihn machen. Sie wusste schließlich ganz genau, dass sie auf keinen Fall einen Schritt alleine tun konnte. Sie kam sich vor, als wäre sie in Trance, wie das Orakel von Delphi. Ja, genau so. Ungeschickt ließ sie sich in den Salon des Wagens fallen, als Sasuke sie loslassen musste, um selbst einsteigen zu können. Ihr Kopf drehte noch einige Runden, ehe sie bemerkte, dass die Wagentür sich schloss und das Auto losfuhr. Etwas belebt von dem Klang des dröhnenden Motors legte sie sich eine Hand auf die Stirn und stöhnte leise auf. “Mein Kopf.”, klagte sie über den Schwindel, der nach und nach einsetzte. “Oh mein Gott, mein Kopf.” Eine kühle Hand legte sich auf ihre Stirn und Sakura beugte sich dieser instinktiv entgegen, wollte diese Kühle genießen, die ihre Geister belebte. “Du hättest weniger trinken sollen, Sakura.”, meinte Sasukes kühle, tiefe Stimme direkt neben ihr. “Alkohol tut dir nicht gut.” Sakura hörte ihm nicht mehr zu, sondern nahm seine beiden Hände und platzierte sie auf ihre vor Alkohol glühenden Wangen. Fast augenblicklich setzte die erhoffte Linderung ein und Sakura schloss genießerisch die Augen. Im Moment wollte sie nichts sehnlicher, als ihr weiches kühles Bett. Wenige Minuten später, die Sakura wie Stunden vorkamen, hielt Kiyoshi das Auto vor dem Uchiha-Anwesen an. Sasuke stieg aus und half dann Sakura, ebenfalls auszusteigen. Mehrere Male stolperte Sakura über ihre eigenen Füße, doch statt zu fluchen, wie sie es sonst getan hätte, begann sie debil zu kichern. Auf eine Art, die sie selbst von sich nicht kannte und die sie nur einmal bei Ino gehört hatte, als diese ein Paar Schuhe gefunden hatte, die sie noch nicht besessen hatte. “Pass darauf auf, wohin du gehst.”, belehrte Sasuke sie, legte ihren Arm um seine Schulter und den anderen um ihre Taille. Es war ihm nicht anzusehen, ob er nun amüsiert oder verärgert war. “Wohin bringst du mich, Sasu-chan?” Erneut kicherte sie, irgendwie war es lustig, ihn “Sasu-chan” zu nennen. Irgendwie war es auch lustig, die Treppen hochzusteigen. Auf eine kuriose Art und Weise war heute alles lustig. Selbst als ihr die Tatsache wieder einfiel, dass ihre eigene Mutter sie hasste, musste sie lachen, doch gleichzeitig liefen ihr Tränen über die Wangen. Tränen des Selbstmitleides, die ihre Augen zum Brennen brachten und die langsam eine Müdigkeit hervorriefen, die für Sakura unerklärlich war. Sie antwortete nicht auf Sasukes Frage, was denn los sei, sondern schloss ihre Augen und schlief bald darauf in seinen Armen ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)