Wind... von yukio-kun (how has it come so far?) ================================================================================ Kapitel 1: Neue Freundschaft ---------------------------- Es war ein heißer Sommerabend, an dem Sakura Haruno durch die Straßen der Siedlung in der sie wohnte streifte. Die Siedlung lag am Rande von Tokio und war eine der weniger reichen Teile der Stadt. Sakura gab ja zu, ihre Familie war nicht gerade sehr wohlhabend, aber so schlecht ging es ihnen auch nicht. Ihre Mutter behauptete sogar oft: „Manchen reichen Leuten geht es sogar schlechter als uns. Der ganze Medienwirbel und die falschen Gesellschaften, die nur auf Profit aus sind, das macht alles nach der Zeit verrückt. Nur die wenigsten behalten da einen klaren Kopf…“ Und Sakura fand sie hatte Recht. Sie wollte nie eine dieser „Miss-Perfect-Barbies“ werden, die die ganze zeit so überheblich durch die Gegend stolzierten. Sie war auch so schön genug. Sakura betrachtete sich in der Fensterscheibe eines Autos. Ihr rosafarbenes, schulterlanges Haar wiegte sich sanft in der warmen Sommerbrise. Ihre weichen, femininen Gesichtszüge passten gut zu ihrer Stupsnase und ihre grünen Augen blitzten in der Abendröte. Ihre Klamotten waren zwar nicht das Neueste, was die Modeindustrie zu bieten hatte, aber auf Markenklamotten hatte Sakura noch nie Wert gelegt. Mit diesem Gedanken wanderte sie selbstzufrieden weiter durch die heißen Straßen. Ihr weg führte sie zum kleinen Spielplatz, welcher mitten zwischen den Gebäudemassen fast die einzige Grünfläche war, denn die wenigsten in diesem Viertel konnten sich einen Garten leisten, und schon gar nicht bei solchen Temperaturen. Zuerst dachte Sakura das Licht und die Hitze spielten ihr einen Streich, doch je näher sie dem Spielgerüst kam, desto sicherer wurde sie sich. Sie war nicht alleine hier. Eine Person saß mit gesenktem Kopf auf der Schaukel und wippte nur ganz leicht vor und zurück. Bei näherer Betrachtung erkannte Sakura, dass es sich um ein Mädchen handelte. Sie war ein kleines Stück größer als Sakura und hatte langes, blondes Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte. Außerdem trug sie ein sehr teuer aussehendes, violettes Spaghettiträgertop und eine blaue Jean. Mehr konnte man zurzeit nicht erkennen. Sakura war interessiert. So eine Person in diesem Viertel… das war ungewöhnlich. Sie ging auf das Klettergerüst zu. Das andere Mädchen schien sie nicht zu bemerken. Sakura setzte sich auf die Sprosse des Gerüsts und blickte interessiert zu der Blonden. Keine Reaktion. Die Fremde wippte nur missmutig hin und her. Die Rosahaarige räusperte sich: „Hi.“ Das Mädchen schreckte hoch und fiel rücklings von der Schaukel. Erschrocken starrte sie Sakura an, die Füße noch auf der Schaukel und sie selbst am Rücken im Dreck liegend. Das Mädchen mit den rosa Haaren konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, stand aber auf und reichte der Anderen hilfsbereit die Hand. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Die Blonde nahm dankend die Hand und rappelte sich umständlich auf. Da sah Sakura zum ersten Mal diese wunderschönen blauen Augen, die so süß mit dem verdutzten Gesicht aussahen. Erneut musste Sakura grinsen. Die Blonde nuschelte ein verlegenes ‚Danke’ und klopfte sich den Staub vom Gewand. „Ich wollte ich ja nicht stören, aber… du hast so traurig ausgesehen… Mein Name ist Sakura.“ „Ino“, war die kurze Antwort. Beide platzierten sich wieder an ihren zuvor belegten Plätzen und schwiegen sich an bis Sakura die Stille durchbrach: „Sag mal… du wohnst sicher nicht hier. Was macht ein reiches Mädchen in einem der ärmsten Viertel Tokios, und das allein?“ „Flüchten. Aber das verstehst du sicher nicht.“ „Versuch es mir zu erklären. Ich kann gut zuhören, also wenn du reden willst… es steht morgen auch nicht in den Medien, ich versprech’s dir.“, meinte Sakura kichernd. Ino seufzte und blickte die andere direkt an. Oh diese verdammt schönen Augen! „Du hast ja keine Ahnung, wie das ist. Du bist wie eine Gefangene. Wenn du nur einen Fehler machst weiß es morgen die ganze Welt. Wenn du etwas falsch machen würdest, interessiert das keinen, aber bei mir… Und die ganze Zeit musst du auf irgendwelche Geschäftsessen deiner Eltern und gibst dich nur mit verwöhnten Tussen ab. Es ist zum kotzen. Und irgendwann werde ich so einen reichen, verwöhnten Arsch heiraten, und das nur weil meine Eltern mehr Gewinn machen wollen. Was ich will oder was ich brauche ist denen scheißegal.“ Sakura stand auf und legte ihr mitfühlend den Arm um die Schultern. Ihr Haut fühlte sich so zart und weich an… richtig angenehm. Die Berührung löste die der Rosahaarigen eine Gänsehaut aus. Ino seufzte erneut. „Ich… sollte dann wieder gehen. Sonst rufen meine Eltern noch eine Fahndung nach mir aus.“ Da musste Sakura lachen, sogar Ino kicherte leicht. Sakura nahm ihre Hand weg und die Blonde stand auf. Betreten sah Ino zu Boden. Es… es hat gut getan mit dir zu reden. Danke…“ „Gern. Wenn du wieder mal mit jemandem reden möchtest… Such einfach nach dem Namen Haruno im Telefonbuch, dann solltest du mich finden.“ „Ja, danke. Also… ich geh dann mal.“ Dann kehrte sie Sakura den Rücken zu und schritt elegant davon. Hatte Sakura sich das nur eingebildet, oder war Ino am Ende wirklich schüchtern gewesen… Irgendwie niedlich… Und trotzdem bezweifelte sie, dass Ino jemals anrufen würde. Drei Tage später… Sakura schlenderte durch die Einkaufsstraße. Sie blieb vor einem Laden mit Süßigkeiten stehen. Sakura mochte Süßes, obwohl sie bei zu viel Zucker ein wenig durchdrehte… Wie auch immer… Gerade betrachtete sie genüsslich eine Zartbitterschokolade mit Karamellkrokant, als sie sich im nächsten Moment mit schmerzender Schulter auf dem harten Pflasterboden der Einkaufsstraße wieder fand. Sie setze sich auf: „Au… verdammt. Kannst du nicht aufpassen?“ Eine vermummte Gestalt beugte sich zu ihr hinunter, nuschelte eine Entschuldigung und reicht ihr die Hand. Als Sakura genauer hinsah, blickte sie in zwei wundervolle, saphirblaue Augen. Dieses Gesicht würde sie überall wieder erkennen. „Ino?“, fragte sie ungläubig. Die Blonde legte den Zeigefinger auf die Lippen und deutete ihr somit ruhig zu sein. Dankend nahm Sakura die Hand an und stand wieder auf. „Komm mit“, flüsterte Ino. Gehorsam folgte die Rosahaarige der anderen aus der Hauptstraße, durch etliche Seitengassen, bis sie die größten Einkaufsstraßen Tokios hinter sich ließen. Erleichtert nahm Ino die Kapuze ab. „W-was machst du hier?“, fragte Sakura irritiert. „Ich wollte shoppen gehen, aber ich musste vor einem Fotografen flüchten. Und du?“ „Bummeln…“, meinte die Rosahaarige betreten. Sie wollte nicht zur Sprache kommen lassen, dass sie nicht genug Geld hatte um mal ordentlich einkaufen zu gehen. Plötzlich schreckte Ino hoch. „Was ist?“, fragte ihre Freundin. „Ich glaube wir müssen hier weg! Schnell, bevor sie da sind!“ „Wer?“ Doch es war zu spät. Eine tratschende Gruppe, bestehend aus vier Mädchen, kam um die Ecke. Eine von ihnen bemerkte die Beiden und machte die anderen Mädchen auf sie aufmerksam. Das zweite Mädchen von links, es hatte brünette Haare und einen dümmlichen Gesichtsausdruck, fragte: „Ino? Bist du das? Was für eine Überraschung! Wer ist denn deine Freundin?“ „Die sieht aber nicht gerade sehr… reich aus.“, bemerkte eine Blonde. „Lasst sie in ruhe.“, seufzte Ino. „Du solltest dich nicht mit solchen… Personen abgeben. Das bekommt dir nicht gut.“, meinte eine Schwarzhaarige abfällig. In Sakura brodelte die pure Wut. Wie sehr sie solche Tussen hasste: „Ich schätze mal euch geht es überhaupt nichts an mit wem sich Ino abgibt!“, konterte Sakura mit giftiger Stimme. „Sakura… lass gut sein.“, beschwichtigte ihre Freundin. „Genau, Sakura. Lass gut sein. Du hast keine Chance gegen uns.“, lästerte wieder die Brünette. Die vier Mädchen lachten schallend auf. ‚Klatsch’ Sakura verpasste ihr eine saftige Ohrfeige. Die Betroffene, oder eher Getroffene, starrte sie ungläubig an. Auch die drei anderen und Ino blickten die Rosahaarige Fassungslos an. „Das bereust du noch!“, keifte die Brünette und die Mädchen rauschten davon. „Wohl kaum…“, meinte Sakura mit einem grimmigen Grinsen. „Das hättest du nicht tun sollen…“, meinte Ino und blickte zu Boden. Plötzlich packte Sakura sie am Kragen und drückte sie gegen die Wand. „Wie bitte?!“ Ino starrte sie geschockt an. „Stimmt! Ich hätte sie gleich verprügeln sollen! Du darfst dich von diesen Schlampen nicht so runtermachen lassen!! Zeig ein bisschen Rückrat!“ In ihrer Wut hatte Sakura gar nicht bemerkt wie nah sich ihre Gesichter gekommen waren. Normalerweise wurde sie nicht so schnell rot, doch nun fühlte sie definitiv einen Hauch Rot auf ihren Wangen. Ino starrte sie immer noch aus weit aufgerissenen Augen an. „E-Entschuldige… I… Ich wollte nicht…“, stammelte die Rosahaarige. Vorsichtig lies sie die Blonde wieder los. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Sie konnte nicht reden. Unsicher trat sie einen Schritt zurück. „Gehen wir…“, meinte Ino. Sakura nickte beschämt. Kapitel 2: Shoppingtouren und Nachtspaziergänge ----------------------------------------------- Am Abend saß Sakura in ihrem Zimmer. Sie seufzte. ‚Was zum Teufel war nur los mit mir? Sie schafft es jedes Mal mich aus der Fassung zu bringen. Und ihre Augen… so wunderschön… Nein! Schlag dir das aus dem Kopf! Sie ist doch ein Mädchen. Das wäre nicht richtig. Außerdem, was würden meine Eltern sagen, wenn sie erfuhren, dass ich mit einem Mädchen eine Beziehung habe? Aber noch viel schlimmer wäre, was ihre Eltern sagen würden… sie und ein armes Mädchen. Das wäre eine Katastrophe für alle Beteiligten. Sie ist eben unerreichbar für mich. Was denke ich da eigentlich?! Als nächstes plane ich vielleicht noch die Hochzeit?! Verdammt…’ Sakuras Mutter holte sie aus ihren Gedanken. „Schatz, Telefon für dich… Eine gewisse Ino Yamanaka…“ „Ino?! Wirklich?“ Sakura stürmte zum Telefon. „Ja?“ ‚Sakura? Ino hier.’ “Hallo Ino. Wie geht’s dir?“ ‚Ähm… gut. Danke. Sag mal…’ „Ja?“ ‚Naja… heute ist das Shoppen für mich ja leider ausgefallen und… da wollte ich fragen… ob du Lust hast morgen mit mir noch mal in die Stadt zu gehen…’ „Echt? Ja klar! Ich komm gerne mit. Wann?“ ‚Äh… treffen wir uns um zwei bei dem Laden wo…’ „Wo du mich umgerannt hast?“ Sakura kicherte. ‚Ja, genau… den meine ich. Also… Kommst du?’ „Na klar. Also bis morgen. Tschau.“ ‚Bis morgen…’ Sakura legte auf. „Wer war das?“, fragte ihre Mutter neugierig. „Nur eine Freundin… Mit der gehe ich morgen in die Stadt, ok?“ „Na gut. Und Wann?“ „Um zwei.“ „Ok. Aber komm nicht zu spät nach Hause, ja?“ „Is gut.“ Sakura saß wieder in ihrem Zimmer auf dem Bett. ‚Unglaublich! Ich hab ein Treffen mit Ino… Nein! Halt! Wir sind nur zum Einkaufen verabredet. Das machen alle guten Freundinnen. Aber… sind wir überhaupt gute Freundinnen? Immerhin kennen wir uns erst ein paar Tage… Ach egal.’ In einem großen Wirbel aus Gedanken und gemischten Gefühlen schlief sie ein. Am nächsten Morgen war Sakura ziemlich aufgeregt. Deswegen konnte der Vormittag gar nicht schnell genug vergehen. Als es dann endlich halb eins war, stand sie vor ihrem Kleiderschrank, und wusste tatsächlich nicht was sie anziehen sollte. Nicht das sie eine große Auswahl gehabt hätte, aber im Nachhinein fragte sie sich wieso sie es nicht gewusst hatte. Sonst scherte es sie ja auch nicht was sie anzog. Pünktlich um zwei stand die Rosahaarige vor dem Süßwarenladen. Am Ende hatte sie sich für eine schlichte, weiße Bluse und einen einfachen, hellblauen Minirock entschieden, die Haare trug sie wie immer offen. Ungeduldig wartete sie auf ihre Freundin. Plötzlich hielt ihr jemand von hinten die Augen zu. Erschrocken schlug Sakura nach hinten aus und verfehlte nur knapp das Gesicht ihrer Freundin. „Ino!“, zischte sie erbost, während die Blonde immer noch in ihre Kapuze hinein kicherte. Wie Sakura erfuhr, war Ino eine leidenschaftliche Shopperin. Die Blonde zog sie in ein Geschäft nach dem anderen. Irgendwann betraten sie eine Parfümerie. Am Ende war Ino um ungefähr vier Parfüme reicher… Vor dem Eingang blieben sie noch einmal stehen. „Warte hier, ich hab noch etwas vergessen!“ Und bevor Sakura sie aufhalten konnte war ihr Freundin noch einmal ins Geschäft gestürmt. Keine fünf Minuten später kam sie mit einem kleinen Päckchen wieder hinaus. „Hier. Das ist für dich.“ Ino überreichte ihr das in rosa Geschenkpapier eingewickelte Paket. „Das… das kann ich unmöglich annehmen!“ „Jetzt nimm schon!“, erwiderte Ino in strengem Ton. „Na gut. Vielen Dank.“ Vorsichtig packte Sakura das Geschenk aus. Zum Vorschein kam natürlich ein Parfüm. „Sakura“ lautete die rosa Aufschrift. Erneut nahm Sakura einen Rotschimmer in ihrem Gesicht wahr. „Na los! Probier es aus!“, forderte Ino gespannt. Sakura öffnete die Verpackung und sprühte sich etwas auf die Hand. Rosen- und Kirschblütenduft… nur ganz sanft… „Das riecht ja wunderbar!“, meinte die Rosahaarige begeistert und sprühte sich gleich etwas auf den Hals. Plötzlich packte Ino sie an den Schultern zog sie zu sich und schnupperte an ihrem Hals. „Ah… Ich liebe diesen Duft. Ich wusste er wird dir gefallen.“ Nun war Sakura komplett rot im Gesicht. „Gehen wir weiter?“, drängte Ino. Sakura schüttelte energisch den Kopf um gewisse Gedanken los zu werden. „Ja, gehen wir.“ Etliche Geschäfte später meinte die blonde Shoppaholic dann, dass es für heute reichen würde. Um sich die Sachen gemeinsam noch einmal anzusehen, suchten sie einen Park in der Nähe des Stadtzentrums auf. Völlig fertig saßen sie dann auf einer der zahlreiche Parkbänke. „Du… Sakura?“ „Was denn? Sag nicht du hast etwas vergessen!“ „Nein, nein… Ich wollte nur… Ich glaube es wäre besser wenn wir uns nicht mehr sehen würden…“ Der Rosahaarigen fror das Gesicht ein. „Wie bitte?! Wieso das denn? Ich dachte wir verstehen uns so gut!“, Sakura spürte wieder den Kloß in ihrem Hals. „Ja…“, Ino blickte zu Boden. „Aber wenn mein Vater herausfindet, dass wir uns angefreundet haben, wird das für uns Beide nicht gut ausgehen!“ „Das ist der Grund?!“, antwortete Sakura mit viel zu hoher Stimme. „Das war bisher aber kein Problem für dich! Also! Was spielst du hier?! Zuerst gehst du mit mir weg und kaufst mir sogar etwas, und jetzt willst du mich nicht mehr sehen?!“ Sakura wedelte energisch mit der Parfümflasche herum. „Ich weiß, aber es wäre wirklich besser…“ „Ach weißt du was? ICH SCHEIß AUF DEINE FREUNDSCHAFT!!!“ ‚Knall’ Die Parfümflasche zerschellte am Boden. Ohne weitere Worte rannte Sakura mit Tränen in den Augen weg. Ihr war egal wohin, hauptsächlich weg. Irgendwann, als sie nicht mehr konnte, blieb Sakura stehen. Ihre Lunge brannte und ihre Augen waren gerötet vom Weinen. „Verdammt!“ Sie machte sich auf den Nachhauseweg. „Na schatz, wie war das eink-„ ‚Knall’ Die Zimmertür wurde laut zugeschlagen. Als Sakura dann im Bett lag, fing sie wieder an zu weinen. Wieso weckte Ino nur solche Emotionen in ihr? War ihre Zuneigung zu der Blonden wirklich über die gewöhnliche Freundschaft hinausgegangen? Aber wieso so plötzlich? Sie kannten sich doch kaum! Sakura war von ihren Gefühlen überwältigt. Irgendwann schlief sie mit rotgeweinten Augen ein. Auch Tage nach den letzten Treffen konnte Sakura ihre Freundin nicht vergessen. Sie ging auch oft zum Spielplatz, wo sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Oft saß sie stundenlang dort ohne ein Wort zu sagen, reagierte auf nichts und niemanden, dachte einfach nur nach. So schmerzhaft die Erinnerung auch war, Sakura konnte Ino einfach nicht loslassen. Immer mehr versank sie in Trauer und Einsamkeit. Sie aß auch immer weniger. Bald fing sie an sich zu ritzen. Nur selten sah man sie ohne Verband. Nächtelang weinte sie ihrer verlorenen Liebe nach. Nie hätte sie gedacht, dass es sie so mitnehmen würde, doch als sie endlich aus ihrem Trott herauswollte, war es schon zu spät. Auch ihre Eltern konnten ihr nicht mehr helfen. Niemand konnte das. An einem Abend hielt Sakura es nicht mehr im Zimmer aus. Sie musste hinaus. Ihre Augen schmerzten zu sehr vom Weinen und ihr linker Unterarm… es tat einfach höllisch weh. Doch ihr größter Schmerz war nicht körperlich. „Wo gehst du hin?“, fragte ihre Mutter. „Hinaus. Spazieren.“ „Es ist schon dunkel, und es wird wahrscheinlich regnen.“ „Mir egal. Bis nachher.“ Schon war das Mädchen verschwunden. Bald kam der versprochene Regen, aber es war ihr egal. Vielleicht konnte ja der Regen ihre Schmerzen wegwaschen? Wohl eher nicht… Wie immer kam sie früher oder später am Spielplatz an. Wieso eigentlich?! Irritiert blieb Sakura stehen, als sie eine Gestalt am Gerüst sitzen sah. Rasch ging sie auf sie zu. Als Sakura bemerkte wer es war rannte sie. Ino. Das konnte nur Ino sein, niemand sonst hatte so wunderschöne, blonde Haare wie sie. Sie saß auf dem Boden. Ein Messer in der Hand. Ihr rechter Arm war blutüberströmt. „INO!“ Sakura kniete sich zu ihr. „S-Sakura? Was machst du hier?“ „Was machst du da?!“ Die Rosahaarige presste ihre Hand auf die Wunde ihrer Freundin. „K-Keine Sorge… ich schaff es nicht mich tief genug zu schneiden… E-Es geht einfach nicht…“ Tränen rannen Sakura über die Wangen und vermischten sich mit dem Regenwasser. „Wieso? Wieso machst du das?!“ Ino lachte schwach. „Naja… Wieso machst du es?“ Sakura blickte auf ihren Verband. „Ich…“ Natürlich wusste sie die Antwort, sie liebte Ino und weil ihre Freundin sie verstoßen hatte war sie in Selbstmitleid verfallen. „S-Sakura?“ „…Ja?“ „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“ Zufrieden schloss Ino die Augen. „Ich war so dumm. Ich dachte du würdest es nicht verstehen… Sakura…“ „Ich ruf den Krankenwagen.“ „Ja… mach das.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)