True Hero von abgemeldet ("Dein Schicksal ändert sich nie!") ================================================================================ Kapitel 6: Die Kette -------------------- Der nächste Tag begann sofort mit starken schmerzen. Es schien, als zerreiße ihm jemand den Rücken. Alfred nahm die Verbände ab. „Die Wunden haben sich entzündet, Sir.“ sagte er. „Ich werde Sie ins Krankenhaus bringen müssen.“ „Das geht nicht!“ keuchte Bruce. „Sie werden sofort rausfinden wer ich bin. Ich kann nicht ins Krankenhaus.“ „Also Sie würden lieber sterben wollen, als das man heraus findet, wer Batman ist?“ „Natürlich nicht! Kannst du denn nichts machen?“ „Ich bin kein Arzt.“ „Ich vertraue dir!“ Alfred seufzte. Er reinigte die Wunden erneut und desinfizierte sie. Dann legte er kompressen mit Jod auf die Einschüsse. Er wickelte einen neuen Verband um Bruce' Oberkörper und streifte dem jungen Mann ein etwas zu großes Hemd über. „Wenn es nicht besser wird, kommen Sie um einen Krankenhausbesuch nicht herum, Master Wayne!“ meinte der Butler streng. Bruce nickte und ließ sich seufzend zurück ins Bett sinken. „Wie oft haben die Cops mich getroffen, Alfred?“ „Sechs mal. Die Schüsse sind über dihren gesamten Rücken verteilt. Glücklicher weise wurde ihre Wirbelsäule und die wichtigen Nervenstränge dort drum herum nicht getroffen und die Wunden sind nicht sehr Tief. Ihre Rüstung hat Sie ganz gut geschützt. Wenn die Wunden verheilt sind, werden Sie sich wohl wieder problemlos bewegen können.“ „Wie lange wird das dauern?“ „Eine ganze Weile auf jeden fall. Eine Woche strenge Bettruhe und danach zwei Wochen zum auskurieren. Mindestens.“ „Drei Wochen? Ich kann doch nicht drei Wochen untätig herum sitzen!“ „Das haben sie auch zwei Monate gemacht.“ Der Butler verließ das Zimmer. Bruce stöhnte theatralisch auf und fuhr mit den Händen übers Gesicht. Er konnte doch nicht drei Wochen untätig herum liegen, während Dent und der Joker draußen herum liefen! Jemand strich ihm zart übers Gesicht. „Rachel.“ Bruce lächelte, als er in die Augen der jungen Frau blickte. „Wie geht es dir?“ fragte sie leise, als befürchtete sie, jemand könnte sie belauschen. „Den umständen entsprechend ganz gut.“ „Du hättest das nicht tun sollen. Du hättest fliehen sollen, als du die Möglichkeit dazu hattest.“ „Ich...“ „Red' dich nicht raus! Ich weiß das du hättest fliehen können. Ich hab alles in den Nachrichten gesehen. Warum hast du dich verhaften lassen.“ „Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung was in mir vorgegangen ist.“ „Mach so was nicht noch mal. Versprich es mir! Ich hatte Angst um dich.“ „Angst?“ „Ja. Hätten sie heraus gefunden wer du bist, dann hätte ich dich für immer verloren.“ Sie beugte sich herunter und legte ihre Lippen auf seine. „Versprochen.“ sagte er leise. „Master Wayne, Commissioner Gordon möchte sie sprechen. Er steht unten im Foyer.“ sagte Alfred. Bruce hob den Kopf und setzte sich auf. Sein Rücken war wieder besser geworden. Eine Woche war vergangen und Bruce hatte sie nur durch Rachel gut überstanden. Er erhob sich aus dem Bett und streifte ein Hemd über. „Sag ihm, ich komme sofort.“ Alfred nickte und verschwand wieder. Bruce zog eine bequeme Hose über und fuhr sich einmal mit dem Kamm durch die Haare. Dann lief er die Treppen herunter ins Wohnzimmer. Da die Wunden noch nicht vollständig verheilt waren, konnte er sich noch nicht wirklich passabel bewegen. Dennoch reichte es fürs erste. Commissioner Gordon erhob sich, als Bruce das Wohnzimmer betrat. Er schüttelte ihm die Hand. „Mister Wayne, schön Sie wohl auf zu sehen.“ „Danke, aber warum sollte es anders sein?“ „Nun ja, das ist der Grund, warum ich gekommen bin.“ Sie setzten sich. Bruce allerdings tat dies langsam und schwerfällig. „Stimmt was nicht?“ fragte Gordon. „Nein, alles gut. Ich lag wahrscheinlich im Schlaf etwas Falsch und habe starken Muskelkater im Rücken.“ „Mein Beileid, das ist unangenehm.“ „Ja, man merkst. So, warum genau sind Sie gekommen?“ „Es geht um Two-Face.“ „Harvey? Ist der nicht Tod?“ „Nein. Wir nehmen an, das er ihretwegen im Wayne-Tower war.“ „Meinetwegen? Weshalb?“ „Das wissen wir nicht. Aber ich denke es geht um Miss Dawes.“ „Rachel? Was will er denn von ihr? Er denkt, sie sei Tod.“ „Ich weiß, ich weiß. Wir werden Cops auf dem Gelände aufstellen müssen. Nur zu ihrer eigenen Sicherheit.“ „Ich weiß ihre bedenken zu schätzen, Commissioner, doch ich glaube nicht, das das nötig sein wird. Wayne-Manor ist mit vielen Panikräumen und vielen Sicherheitsvorrichtungen versehen. Sobald hier jemand unbefugt das Haus betritt, geht der Alarm los. Ich kenne dieses Haus so gut wie meine Westentasche. Das hier ist jetzt wohl der sicherste Ort in ganz Gotham. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wenn die Lage ganz drastisch wird, kann ich mich immerhin noch selbst verteidigen.“ Gordon runzelte die Stirn und blickte Bruce skeptisch an. „Dennoch werden die nächsten Tage ein Team hier aufgestellt sein.“ Der jüngere seufzte. „Wenn Two-Face hier auftaucht, dann wird Batman wohl auch nicht weit sein, glauben Sie nicht?“ „Darauf können wir uns nicht verlassen.“ „Die Cops nicht, aber Sie tun es sicherlich.“ „Wenn er auftaucht, werden wir ihn festnehmen müssen.“ „Und diesmal wohl in eine andere Zelle stecken, was?“ Bruce musste ungewollt grinsen. Gordon warf ihm einen leicht genervten Blick zu. „Batman ist auch nicht mehr das, was er war, Mister Wayne. Er ist wahnsinnig geworden.“ „Glauben Sie?“ „Ich weiß es. Er hat mit uns gespielt, als er gefangen war.“ „Gespielt? Wie das?“ „Er saß quasi nur aus Lust und Laune in der Zelle. Dann ist der ausgebrochen. Einfach so. Als währe es nichts besonderes. Dieser Mann ist unberechenbar.“ „Nein Commissioner. Er hat nur sehr viel durch gemacht. Ich habe mal gehört, das es sich mit dem Wahnsinn, genau so verhält wie mit der Schwerkraft. Man brauch jemanden nur zu schubsen. Batman konnte sich jedoch im letzten Moment noch irgendwo dran festklammern. Er st nicht wahnsinnig.“ „Kennen Sie ihn?“ „Ein wenig, ja. Nicht so gut wie Sie vielleicht, aber ich kenne ihn.“ Alfred brachte ein Glas Martini. „Möchten Sie auch was?“ fragte Bruce. Gordon schüttelte den Kopf. „Nein danke, ich bin im Dienst.“ „Ich verstehe. Warum ist Two-Face noch nicht gekommen, wenn er doch was von mir will?“ Der Commissioner war leicht verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel. Er räusperte sich kurz und sagte dann: „Das ist das nächste Rätsel. Aber vielleicht kann man ihn wieder zur Vernunft bringen, wenn er sieht, dass Miss Dawes nicht tot ist.“ „Nein, Gordon. Er ist verrückt. Selbst Rachel kann daran nichts ändern. Und Sie wollen sie kaum zu diesem Mann lassen, oder?“ „Es währe einen Versuch wert.“ „Eben nicht. Er kann nicht mehr klar denken. Harvey Dent gibt es nicht mehr.“ „Sie wissen ja gut über ihn bescheid.“ meinte Gordon. Bruce trank einen Schluck Martini und stellte das Glas ab. „Ich kannte ihn auch recht gut. Glauben Sie, ich hätte mich nicht nach seinem vermeintlichem Tot über die Fakten informiert?“ „Sie sind mir wirklich ein Rätsel, Mister Wayne. Ich weiß noch an dem Tag, an dem wir den Mörder ihrer Eltern gefasst hatten. Da saß ein kleiner, verängstigter Junge vor mir. Und jetzt? Jetzt sind sie genau das Gegenteil.“ „Worauf wollen sie hinaus?“ fragte Bruce lächelnd. „Darauf, das sich hinter einem Menschen mehr verbirgt, als wir glauben.“ erwiderte Gordon ebenfalls lächelnd und erhob sich. „Es bleibt dabei. Eine zwölf Mann starke Spezialeinheit wird rund um Wayne-Manor patrouilliert sein. Es ist zu ihrem eigenem Schutz, Mister Wayne.“ „Ich benötige keinen Schutz, Commissioner. Sie können ihre Leute nach Hause zu ihren Familien schicken. Da wo sie hingehören. Niemand soll wegen mir zu schaden kommen. Falls Two-Face mich umbringt haben Sie einen Mann verloren. Wenn ihre Einheit eingreift, verlieren Sie noch mehr Männer.“ „Das ist unser Job. Wir sind da um Menschen wie Sie zu beschützen.“ „Selbst gegen ihren Willen?“ „Ja, selbst wenn sie es nicht wollen.“ Bruce erhob sich seinerseits. Er verzog das Gesicht, als er ein schmerzhaftes ziehen im Rücken spürte. Sofort fuhr seine Hand dort hin. Er fühlte Blut. Eine Wunde war wohl aufgerissen. Gordon runzelte die Stirn. „Geht es ihnen wirklich gut?“ Bruce nickte und stützte sich am Sessel ab. „Sie bluten ja!“ sagte der Commissioner entsetzt und eilte zu dem jungen Mann. „Es ist nichts.“ knurrte dieser. „Lassen Sie mal sehen.“ beharrte der Polizeichef und schob hinten das Hemd hoch. Er stockte, als er den weißen, leicht rötlich gefärbten Verband sah. „Wie ist das passiert?“ fragte er. Bruce zog das Hemd wieder herunter und drehte sich um. „Mir war letztens eine Vase herunter gefallen. Als ich mir ein Kehrblech holen wollte, bin ich ausgerutscht und in die Scherben gefallen.“ „Und das soll ich ihnen glauben?“ „Müssen sie wohl oder übel, Commissioner.“ „Und warum haben Sie mich dann vorhin angelogen. Von wegen Muskelkater!“ „Sie hätten mich wahrscheinlich eigenhändig ins Krankenhaus bugsiert und das ganze überdramatisiert. Es sind nur ein paar kleine Schnittwunden. Die reisen schon mal auf, wenn man sich bewegt.“ „Schlechte Ausrede, Mister Wayne.“ „Keine ausrede. Die Wahrheit. Würde Sie jetzt vielleicht die Güte besitzen zu gehen? Und zwar mit ihren Leuten? Ich hatte eine unruhige Nacht und bin sehr müde.“ „Meine Leute bleiben hier. Da gegen können Sie nichts tun. Es ist zu ihrer eigenen Sicherheit. Verstehen Sie das doch endlich!“ „Ich verstehe es, aber ich will nicht das ihre Leute wegen mir drauf gehen!“ Die beiden Männer waren laut geworden. Alfred kam ins Wohnzimmer. „Gibt es ein Problem, Sir?“ fragte er mit typisch, englischer Manier. Bruce schüttelte den Kopf. „Nein, Alfred. Alles bestens. Commissioner Gordon möchte nur jetzt gerne gehen. Würdest du ihm bitte zeigen wo die Tür ist?“ „Sehr wohl. Commissioner?“ „Danke, aber ich denke, ich finde alleine raus.“ Mit leicht angesäuertem Gesicht drehte sich der Commissioner um und schritt in Richtung Tür. Dort blieb er allerdings stehen und drehte sich noch mal um. „Eine wirklich hübsche Kette tragen Sie da, Mister Wayne. Sie kommt mir bekannt vor. Ist das ein Einzelstück?“ Bruce schloss die Hand um den blauen Stein und starrte den Polizeichef mit wütendem Blick an. „Nein, ist es nicht. So was gibt es überall.“ „Natürlich.“ Mit wissendem grinsen im Gesicht verließ Gordon das Zimmer, maschierte zur Tür und befahl einem Teil seiner Leute mit einem Handwink, ihm zu folgen. Zwölf blieben allerdings zurück und bezogen Position ums Haus herum. Die Wagen setzten sich in Bewegung und verließen Wayne-Manor. Bruce fiel zurück in den Sessel, zog jedoch sogleich zischend die Luft an, als die Verbände um seinen Rücken über die Wunden schabten. Alfred kam zu ihm. „Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, sind Sie sein Hauptverdächtiger im Fall „Batman“, Sir.“ „Dein Gefühl täuscht dich nicht, Alfred. Ich bin sein Hauptverdächtiger!“ Er hob den kleinen Stein an der Kette hoch und besah ihn sich. „Ich hätte vorsichtiger sein sollen.“ „Ich hab's ihnen ja gesagt.“ „Was?“ „Das Sie Gordon einweihen sollen.“ „Das wird nicht mehr nötig sein, fürchte ich. Doch so lange er sich nicht hundert Prozent sicher ist, wird er nichts unternehmen.“ „Er wird so oder so nichts tun. Er ist Batmans verbündeter. Ohne Batman währe er heute nicht so weit. Und Gotham ebenfalls nicht. Die Stadt braucht Sie. Es ist ihr Schicksal, Batman zu sein.“ „Und ein Schicksal ändert sich nie.“ murmelte Bruce und schob die Kette wieder unter sein Hemd. Dann stand er auf, lief die Treppen hoch und legte sich zurück ins Bett. Er hatte wirklich eine unruhige Nacht gehabt und war müde. Doch Batman war dafür nicht der Grund gewesen. Der Grund lächelte ihn nun an und strich ihm durch die Haare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)