People Error von julien (Anzi x Sono) ================================================================================ Kapitel 1: People Error ----------------------- Titel: People Error Pairing/Band: Anzi x Sono (Matenrou Opera) FSK: 12 Warnung: sad, emotional!! Wörter: 1712 Disclaimer: alles nur erfunden & Matenrou Opera gehören sich selbst Zusammenfassung: Anzi hat ein Problem mit körperlicher Nähe und deswegen auch mit Sono. A/N: ich wollte mal wieder was ernsteres schreiben und dieses Thema lag mir am Herzen. Ich weiß nicht, ob so viele was damit anfangen können, aber es musste halt einfach mal raus. Die Fic ist für -shiyuu's Indies Wettbewerb =) Und ich wollte unbedingt was mit Wolkenkratzern schreiben ;) Das Kursive sind natürlich Flashbacks ;) People Error Anzi zog die Knie an und schlang die Arme um seinen Körper. Es war die einzige Umarmung, vor der er nicht davon laufen wollte. Nur seine eigene Berührung wühlte ihn nicht auf, fühlte sich nicht so an, als hätte er sich gerade verbrannt. Es war so einfach, die Arme um seinen Körper zu legen. So einfach. Wieso klappte das nicht bei anderen Menschen? Wieso fühlte er sich unwohl und zuckte zusammen, wenn er jemand anderes zu nahe kam? Wieso konnte er nicht auch die Nähe eines anderen Menschen, eines geliebten Menschen genießen - überhaupt erst zulassen - wie alle anderen auch? Was war falsch mit ihm? Er zog die Arme fester um seine Beine und legte seinen Kopf auf den Knien ab. Der betongraue Boden des Daches seines Wohnhauses war so was sein Zufluchtsort. Hier ging er immer hin, wenn die Welt mal wieder drohte, auf ihn abzustürzen. Hier war er allein und konnte seinen Gedanken nachhängen. Allerdings konnte er ihnen auch nicht entfliehen und an Tagen wie diesen, wurden sie mehr zu einem Gefängnis, als zu einem Schlupfloch. Aber er wusste, dass er vor seinen Gedanken sowieso nicht fliehen konnte. Irgendwann holten sie ihn immer ein. Hochhäuser oder Wolkenkratzer, wie er sie lieber nannte, hatten immer eine besondere Faszination auf ihn ausgeübt. Er liebte das Gefühl, sich in schwindelerregender Höhe aufzuhalten und auf die Stadt unter sich runterzuschauen. Er hatte ewig suchen müssen und war 4 mal umgezogen, bis er endlich ein Apartment im obersten Stockwerk eines relativ hohen Gebäudes gefunden hatte. Wenigstens hatte er Glück. Seine Arbeit erlaubte ihm, ja fast zwang ihn dazu, in Tokyo, einer Stadt mit unzähligen Wolkenkratzern, zu leben. Seine Wohnung war teuer, aber perfekt. Direkt im Herzen Tokyos gelegen, konnte er durch das riesige Panoramafenster eine meilenweite Aussicht genießen. Kein anderes Gebäude versperrte ihm die Sicht, wie es in den unteren Stockwerken der Fall war. Manchmal war ihm das aber auch nicht gut. Manchmal erklomm Anzi die Treppen, die durch ein verschlossenes Gitter normalen Menschen versperrt waren. In seiner Jugend in seinem Freundeskreis wegen kleineren kriminellen Delikten wie Diebstahl bekannt, war das große, silberne Vorhängeschloss keine wirkliche Herausforderung für ihn und so war es ein einfaches für ihn, sich den unbefugten Zutritt zum Dach des Hochhauses zu verschaffen. Hier konnte er so alleine sein, wie er es manchmal brauchte. Er konnte stundenlang in den Himmel starren oder in die Stadt unter sich, ohne dass ihm langweilig wurde. Manchmal, so wie heute, genoss er den warmen Sommerregen, der in kleinen Tropfen auf ihn niederprasselte. Am Horizont rissen die grauen Wolken schon wieder auf und einzelne Sonnenstrahlen brachen hindurch. Sono hatte seine Hand ergriffen und zog ihn hinter sich her, während er die engen Straßen der Spanischen Stadt, in der sie sich aufgrund einer Tour gerade aufhielten, entlang lief. Sie waren auf der Suche nach einem Unterschlupf. Nachdem den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte, hatte sich der Himmel urplötzlich verdunkelt und nun fiel kalter Regen auf sie hinab. Sie waren jetzt schon bis auf die Knochen durchnässt und eigentlich wussten sie auch gar nicht, wo sie waren. Als Sono realisierte, dass er keine Ahnung hatte, wo ihr Hotel war, zog er Anzi einfach in den nächsten Hauseingang. Sie standen so dicht aneinander gedrängt, dass sich ihre Körper schon berührten. Sono sah ihn so intensiv an, dass Anzi zu zittern begann, weil er Angst hatte vor dem, was jetzt vielleicht kommen würde. Aber er wusste, dass es seine eigene Schuld war, denn er hatte Sono Hoffnungen gemacht. „Ist dir kalt?“, fragte Sono lächelnd und trat noch einen Schritt näher zu Anzi, der sich nun zwischen der Wand und dem Sänger eingesperrt wiederfand. Sein Puls und sein Herzschlag beschleunigten sich. Jedoch nicht, weil er wollte, dass der andere ihn küsste, sondern weil er Angst davor hatte, ihn wegstoßen zu müssen, weil er es nicht aushielt. Schon spürte er Sonos Hand an seiner Wange, lange Finger, die sanft darüber streichelten und seine feuchten Haarsträhnen nach hinten strichen. Anzi hatte ihm noch nicht geantwortet, als Sono schon seine Lippen auf die seinigen presste. Anzi versteifte sich kurz und atmete schneller, aber die weichen, warmen Lippen fühlten sich nicht schlecht an. Sie waren sanft, nicht drängend. Vielleicht hatte er ja endlich jemanden gefunden, bei dem er sich fallen lassen konnte, bei dem er Nähe zulassen konnte. Als Sono sich wieder von ihm trennte, lächelte er ihn an und auch Anzi musste lächeln. Manchmal stellte er sich vor, wie es wäre, die Arme auszubreiten und davon fliegen zu können. Wie er wie ein Vogel über die Wolken segeln und alles hinter sich lassen würde, was ihn bedrückte. Es gab so viel, was er aus seinem Leben verbannen wollte. Das Problem war nur...er selbst! Der Gedanke daran, für den Rest seines Lebens allein zu sein, machte ihm Angst. Noch größere Angst aber machte ihm die Vorstellung, sich an einen Menschen binden zu müssen. Er war so lange alleine gewesen, eigentlich konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, dazu in der Lage zu sein, sich derart auf jemanden einzulassen. Kompromisse einzugehen. Seine Freiheit aufzugeben. Eine Partnerschaft einzugehen. So menschlich Beziehungen auch waren, Anzi kamen sie surreal vor. Zwar sehnte er sich tief im Inneren nach Nähe, aber jemand an sich ranlassen, konnte er nicht. In einer Band zu spielen war immer eine gute Ausflucht gewesen, um keine Beziehungen einzugehen. Man hatte kaum Zeit, war viel unterwegs – das perfekte Alibi. Zumindest bis Sono kam. Der Sänger der Band, in der er momentan spielte. Er hatte ihn gleich gemocht. Er war schon öfter verliebt gewesen, das Gefühl war ihm also nicht fremd gewesen, nur war seine Zuneigung meistens nicht erwidert worden, was ihm ganz recht gewesen war, denn so war er nicht in die Verlegenheit geraten, sich an jemanden zu binden. Aber Sono hatte ihn nicht nur durchschaut, er hatte seine Gefühle erwidert und dies mit seinem Kuss in Spanien endgültig deutlich gemacht. Anzi hatte geglaubt, dass es funktionieren konnte, weil Sono in erster Linie auch ein guter Freund war, der ihn nicht nur oberflächlich kannte. Ihre erste gemeinsame Nacht fand knapp zwei Wochen später in New York statt, wo Sono ihn mit einem Besuch auf dem höchsten Gebäude der Stadt, dem Empire State Building, überrascht hatte. Anzi war so glücklich gewesen, dass sein Kopf für einen Moment ausgesetzt hatte und er Sono überschwänglich umarmt hatte. Was ihm anschließend irgendwie peinlich gewesen war. Nach ihrem erfolgreichen Konzert zurück im Hotel, war Sono mit ihm auf sein Zimmer gegangen. Anzi hatte kaum die leidenschaftlichen Küsse erwidern können. Plötzlich war ihm Sonos Nähe zu viel. Sein Körper war erregt, aber er selbst spürte nichts, als Sono sich an seinem nackten Oberkörper nach unten küsste. Die Lippen, die seine so oft geküsst hatten, bescherten ihm einen Höhepunkt, der seltsam mechanisch war und ihm kein Hochgefühl bescherte. Direkt danach wollte er einfach nur alleine sein. Er wollte, dass Sono wegging. Als er sich auf die Seite, weg von Sono drehte, schmiegte sich dieser an ihn, fragte, ob er etwas falsch gemacht hatte. Anzi schüttelte nur den Kopf. Mehr konnte er nicht sagen. Sono hatte ja auch nichts falsch gemacht. Anzi selbst funktionierte einfach nur falsch. „Was verdammt ist mir dir los? Du fasst mich nie an. Ich fange langsam an zu glauben, dass du mich gar nicht magst. Seit neustem betrinkst du dich immer und zerrst mich in dein Bett. Was zur Hölle ist falsch mit dir?“ Sono war wütend. Anzi war betrunken. Stockbesoffen. Sie waren längst wieder in Japan und hatten ihre erste One Man Show gespielt, die auch noch ausverkauft war. Zur Feier des Tages hatten sie angestoßen. Anzi war nicht bei einem Glas Sekt geblieben. Er hatte bemerkt, dass es viel einfacher war, sich fallen zu lassen, wenn er betrunken war. Plötzlich fühlten sich Berührungen nicht mehr wie Feuer auf seiner Haut an. Er konnte auf andere Menschen zugehen. Er konnte Sono das geben, was in ihrer Beziehung fehlte. Leidenschaft, Körperlichkeit, Nähe. Er konnte endlich die Initiative ergreifen, er konnte Sono küssen, ihn streicheln, ihn ausziehen, auf ihn reagieren, wenn sie miteinander schliefen. Das Erlebnis war so intensiv und fühlte sich gut an. Anzi war berauscht. In mehr als einem Sinn. Er bekam Sonos Worte kaum mit. „Komm schon, ich will mit dir schlafen. Bitte, Sono. Ich weiß, dass du es auch willst“, murmelte er und sah Sono aus gläsernen Augen an. Seine Sicht war leicht verschwommen, aber er wollte seinen Freund jetzt spüren. Er war sich sicher, dass je öfter sie es so machten, er es irgendwann auch nüchtern schaffen konnte. Irgendwann würde er sich komplett fallen lassen können. „Ich will es auch. Aber nicht so“, erwiderte Sono mit gequältem Gesichtsausdruck und verließ das Hotelzimmer. Er hatte wirklich gedacht, dass er sich daran gewöhnen würde. An seine Nähe, seine Berührungen. Dass der Druck, etwas tun zu müssen, was sein Partner von ihm verlangte, abfallen würde. Dass er von sich aus Sonos Nähe suchte, weil er, Anzi, sie genoss. Bevor er es herausfinden konnte, war Sono gegangen. Wahrscheinlich war es besser so. am Ende hätte er ihn doch nur maßlos enttäuscht, weil er aus seinen Verhaltensmustern und Ängsten nicht ausbrechen konnte. Er hatte mehrmals überlegt, die Band zu verlassen. Sie würden schnell für ihn Ersatz finden; er würde schnell eine neue Band finden. Aber er wollte nicht gehen, denn trotzdem hielt ihn etwas. Oder jemand. Jemand, der ihm nur noch enttäuschte Blicke zuwarf, seine Gegenwart sonst aber größtenteils mied. Oft malte er sich aus, wie Sono zu ihm kam, hier auf's Dach, sich vor ihn kniete und seine Hand ausstreckte, damit Anzi sie nahm und sie gemeinsam an seinem Problem arbeiteten, es zusammen vielleicht sogar lösen konnten. Aber Anzi hatte ihm nie anvertraut, dass er, wie er sich nach Nähe sehnte, sich genauso vor ihr fürchtete. ***** an dieser Stelle kann man schon aufhören zu lesen, es sei denn man will ein Happy Ending^^ Dann bitte weiterlesen. ***** Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont, tauchte die Gebäude in verschiedene rot-orangene Farbtöne. Wieder neigte sich ein Tag dem Ende zu, ein Tag, der genauso sinnlos verstrichen war, wie viele andere, solange Anzi nicht damit begann, seine Ängste in den Griff zu bekommen, sei es mit professioneller Hilfe. Er seufzte, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Und plötzlich war da jemand, der wortlos die Arme um ihn schlang und vielleicht, vielleicht würde es ja doch nicht so schwer werden, sich fallen zu lassen, wenn er mit kleinen Schritten begann. *Ende* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)