Und ich wart` nicht... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Teil 7 ----------------- UND ICH WART` NICHT… Teil 7 - - - Die Welt ist verlassen um mich herum. Sie ist leer, und öde. Und ich bin das einzige lebende Wesen, das sie durchstreift. …Schmerz… Meine Füße sind staubig und wund. Ich bin gelaufen, den ganzen Tag und die ganze Nacht, und den ganzen Tag, und die ganze Nacht, den ganzen Tag… Und ich laufe die Nacht durch. Bis ich umkippe. Und wenn ich wieder aufwache, laufe ich weiter, und weiter und weiter alleine hier in der Ödnis. Um der Leere zu entkommen. Irgendwie. Doch die Leere. Ich… Die Leere ist in mir. ICH. bin leer. ich Die Straße. Sie windet sich durch die Dunkelheit bis in die Endlosigkeit, und ich folge ihr, ich folge ihr, doch sie wirkt so bedrohlich und ich kann nicht mehr, ich möchte umkehren, doch- ICH. Ich kann mir nicht entkommen. ICH I C H . . … Träume plagten mich nach meinem Aufbruch aus Kyoto. Träume, die meine Vergangenheit widerspiegelten und all die vergrabenen Erinnerungen zurück in mein Gedächtnis riefen. Sobald ich die Augen schloss, sah ich sie vor mir. Also versuchte ich, meine Augen offen zu halten. Ich lief, und lief. Ich lief so lange, bis meine Füße blutig waren und jeder Schritt mir zur Qual wurde. Und doch lief ich weiter, humpelnd. Zitternd. Ich brach auf der Straße zusammen und flüchtete mich in die Ohnmacht. Süße Schwärze umgab mich und ließ mich nichts mehr spüren. Nichts mehr wissen. Bis ich in der Nacht von Regen geweckt wurde. Weiter. Weiter. Ich bekam Fieber. Eine Bauernfamilie nahm sich meiner an und pflegte mich gesund, und der einzige Dank, den ich für sie hatte, war mich eines Nachts einfach fortzuschleichen und meinen Weg fortzusetzen. Ich scherte mich nicht um meine Gesundheit, und ich scherte mich nicht um die Menschen um mich herum. Ich nahm sie kaum wahr. Sie waren wie Steine, wie Bäume. Sie waren Bestandteil der Welt um mich herum, doch sie kümmerten mich nicht. Ich war einfach weiter Richtung Norden gelaufen. Nicht zurück in das Land der Reisfelder, wie ich es vorgehabt hatte. Die jüngsten Ereignisse in Kyoto hatten mich derartig aus der Bahn geworfen, dass ich es mir nicht leisten konnte, meine Suche fortzusetzen, aus Angst, fündig zu werden. Ich hätte es nicht ertragen können, ihn wiederzusehen. Ihm in die Augen zu schauen. Ihm, nicht bloß irgendeinem Abbild von ihm, einem Mädchen mit einer gewissen Ähnlichkeit, und auch nicht dem Schemen aus einem Traum, der die Vergangenheit verzerrte. Und doch geht das Schicksal manchmal seltsame Wege. Denn gerade als ich beschlossen hatte, meine Suche nach -ihm- aufzugeben, war -er- es, der mich schließlich fand. Ich spürte seine Präsenz schon lange, bevor ich seine Stimme hörte. Es war genau wie damals, als wir zusammen trainierten. Er hatte andauernd versucht sich von hinten an mich heranzuschleichen, und auch wenn kein Geräusch ihn verriet wusste ich doch immer genau wo er war. Er hatte mehr als nur einmal über dieses Phänomen geklagt, und auch ich selbst habe es mir niemals erklären können. Sei es wie es war, in diesem Augenblick hätte ich meine Fähigkeit, seine Präsenz zu spüren, zu meinem Vorteil nutzen können. Wenn schon nicht dazu, ihm eine Falle zu stellen (auf diese scharfsinnige Idee wäre ich niemals rechtzeitig gekommen, nicht wenn es um Orochimaru ging), dann doch wenigstens dazu, mich seelisch und moralisch auf die kommende Konfrontation vorzubereiten. Doch alles, was ich tat war den Kopf zu schütteln und mich zu fragen ob ich letztendlich nicht doch den Verstand verloren hatte. Müdigkeit und Erschöpfung und Rastlosigkeit konnten den Geist des Menschen trügen und ihm Dinge vorgaukeln, die in Wirklichkeit ganz und gar unmöglich waren. Der Mann hatte mir erzählt, dass Orochimaru im Osten war. Und ich war nach Norden gegangen, tagelang, nächtelang, immer nach Norden. Orochimaru würde mich niemals suchen. Er würde niemals freiwillig zu mir kommen... Und bevor ich diesen Gedankengang zu Ende formulieren konnte, stand er auch schon vor mir. Einfach so. Auf einmal... war er einfach da. Und starrte mich an. Und ich blieb stehen und starrte zurück. Und so verharrten wir minutenlang. Ohne dass einer von uns sich bewegte. Ohne dass einer von uns auch nur ein Wort sprach. Orochimaru schien um keinen Tag älter geworden zu sein. Und doch sah er nicht so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ich konnte nicht sagen, was genau anders war. Was genau mich an ihm störte. Viel später wurde mir bewusst, dass es an seinen Augen gelegen hat. Sie waren kalt und... weniger menschlich als sie es früher gewesen waren. Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf. Tausend Fragen. Tausend Vorwürfe. Doch alles, was aus meinem Mund kam war ein gebrochenes „Orochimaru...“, welches die Stille zwischen uns brach. „Jiraiya.“ gab Orochimaru zurück, mit rauer Stimme, die nicht mehr war als ein Flüstern. Und ein breites Lächeln stahl sich auf seine blassen Gesichtszüge. „Jiraiya. Es ist lange her.“ „Das ist wahr.“ Leere Worte, nichts als bedeutungslose Floskeln, und doch waren sie mir recht. Ich war nicht bereit dazu, meinen ehemaligen Freund zu konfrontieren. Ich war nicht bereit dazu, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen und ihm all die Dinge zu sagen, die ich seit so langer Zeit immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholte. Doch wann ist man jemals zu so etwas bereit? „Ich bin enttäuscht von dir, Jiraiya.“ sagte Orochimaru dann, und er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Ich dachte, du kämst mich einmal besuchen. Ich habe mir einen prächtigen Palast gebaut im Land der Reisfelder! Und ich habe dir SO viele Hinweise zukommen lassen, doch du bist einfach an ihnen vorbei gelaufen als würde dich mein Verbleib nicht länger interessieren!“ Als ich ihn verwirrt ansah setzte er sofort zur Erklärung an. „Ich habe dich beobachten lassen. Seit dem Beginn deiner kleinen Reise, wohlgemerkt. Ich wusste genau wo du warst, die ganze Zeit über. Doch du selbst hast meine Spione nicht einmal bemerkt!“ Orochimaru klatschte dreimal in die Hände. „Alle Achtung, du hast wirklich nachgelassen. Zumindest hast du die beiden Männer im Badehaus verfolgt- Doch als du erfuhrst, wo du mich finden kannst bist du einfach in die falsche Richtung gelaufen- Warum?“ Ich bemerkte nicht sofort, dass Orochimaru mir eine Frage gestellt hatte. Ich war zu beschäftigt damit, einfach da zu stehen, und all die Dinge in mir aufzunehmen, die mein Gegenüber zu mir sagte. Wie lange hatte ich mir diesen Moment herbei gesehnt und mich gleichzeitig vor ihm gefürchtet. Und jetzt, wo er endlich gekommen war, war ich außer Stande einen klaren Gedanken zu fassen. Orochimaru hatte mich verfolgen lassen und mir lauter kleine Hinweise hinterlassen, wo ich ihn finden konnte? Es spielte keine Rolle mehr, und der Gedanke erschütterte mich nicht einmal. Ich war so beschäftigt gewesen mit mir selbst. So beschäftigt damit, nach meinem eigenen Frieden zu suchen, den ich jedoch niemals fand. So festgefahren und so blind für all die Dinge um mich herum... Erst als ich die Stille bemerkte, die erneut zwischen uns herrschte, setzte ich zu einer Antwort an. „Weil...“ Ich musste abbrechen. Ich kannte die Antwort auf seine Frage genau, doch ich war nicht bereit, sie ihm mitzuteilen. Für wie erbärmlich würde er mich halten! Jiraiya kam nach so langer Zeit noch immer nicht mit der Vergangenheit klar, er hatte es mit der Angst zu tun bekommen und war weggelaufen wie der feige Versager, der er war! Nein. Diesen Triumph konnte ich meinem Gegenüber auf keinen Fall schenken. Stattdessen beantwortete ich die Frage mit einer Gegenfrage. „Warum zeigst du dich mir erst jetzt, wenn du mich die ganze Zeit über hast beschatten lassen?“ Orochimarus Lächeln wurde breiter. Scheinbar hatte er auf diese Frage gehofft. „Ich sehe dich einfach gerne leiden. Das ist alles.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. „Und wie kommst du darauf, dass ich gelitten habe?“ fragte ich dann, obwohl ich die Antwort darauf bereits kannte. „Sieh dich doch an!“ Orochimaru bewegte sich langsam auf mich zu, und ich musste mich dazu zwingen, ruhig stehen zu bleiben. Alle Muskeln in meinem Inneren verkrampften sich und mein Herz schien für einen Augenblick aufzuhören zu schlagen, als Orochimaru seine Hand hob und mit seinen Fingern beinahe zärtlich meine Wange berührte. -Kalt-, war mein erster Gedanke. Seine Finger waren eiskalt. Und doch brachten sie es fertig, mich von innen heraus zu wärmen. Ich schluckte trocken. „Sieh dich doch an, deine Haare sind völlig zerzaust. Deine Augen sind rot geschwollen und klein, und die dunklen Ringe unter ihnen verraten mir, dass du seit mindestens einer Woche nicht mehr richtig geschlafen hast. Deine Kleider sind schmutzig und zerrissen und du...“ Orochimaru roch kurz an mir und rümpfte dann die Nase. „stinkst einfach jämmerlich.“ Trotz seiner Worte hörte seine Hand nicht auf, mir über die Wange zu streicheln, und der Drang, mich in die Berührung zu lehnen wurde beinahe übermächtig. Wie ich diesen Mann begehrt habe. Wie ich diesen Mann immer noch begehre. Es zerriss mir das Herz fast in Stücke, ihm so nah zu sein. Seinen warmen Atem auf meiner Haut zu spüren, seinen Geruch zu atmen. „Warum bist du fortgegangen?“ sprach ich, und meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Warum bist du nicht einfach geblieben?“ Orochimaru rollte mit den Augen und löste seine Hand von meiner Wange. Doch ich war schneller als er, ich umschloss seine Hand mit der meinen und führte unsere Hände zu meiner Wange zurück, nicht bereit, diese kostbare Berührung schon enden zu lassen. Orochimarus Augen weiteten sich überrascht, bevor sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht stahl. Er kämpfte nicht gegen die Berührung an. „Du weißt genau, warum ich gegangen bin.“ sagte er schließlich. „Ich dachte, dieses Thema hatten wir bereits, damals im Wald, als du versucht hast, mich aufzuhalten. Ich habe dir doch genau erklärt, wie es dazu -“ „Aber wieso?“ unterbrach ich Orochimaru, und ich drückte seine Hand so fest, dass es jedem Normalsterblichen vermutlich weh getan hätte. „Wieso?! Ich weiß, dass du fliehen musstest. Ich weiß, dass du nicht in Konoha bleiben konntest, aber wieso zum Teufel musste es überhaupt soweit kommen?! Du hattest alles in Konoha, du hattest Freunde, du hattest einen hohen Rang, du hattest Respekt und Anerkennung und alles was man sich nur wünschen kann! Du... Du hattest mich!“ Und wie er mich hatte. Wie ich ihn hatte. Damals, im Keller eines verlassenen Hauses in Konoha, in einem von Kerzen hell erleuchteten Zimmer. Wir hatten uns dort verabredet, und Orochimaru war früher da gewesen und hatte die Kerzen entzündet und das Bett gerichtet. Ich war über ihn hergefallen sobald ich den Raum betreten hatte, betört von seinem zierlichen bleichen Körper und dem schwarzen langen Haar, und den Augen und dem kleinen, verführerischen Lächeln auf seinen Lippen. Wir hatten miteinander geschlafen, in jener Nacht. Und danach nie wieder. „Oh ja.“ sagte Orochimaru, und er lächelte genau so wie in jener Nacht. Und dann küsste er mich. - - - Fortsetzung folgt. A/N: Ich muss mich für die absolut inakzeptabel lange Wartezeit entschuldigen. Ich hatte eine ziemlich lange und ziemlich lästige Schreibblockade und habe es viele Monate lang nicht hingekriegt überhaupt irgendetwas zu schreiben! Und sorry für das abrupte Ende, es geht bald weiter, versprochen, denn... Ein Kapitel noch, dann ist diese Story abgeschlossen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)