Süße Versuchung II von abgemeldet (Hochzeit mit Todesfolge) ================================================================================ Kapitel 12: Schachmatt ---------------------- Mit pochendem Herzen klopfte Tenten an die schwere Eichentür. Erst tat sich nicht, aber dann wurde ihr mit einem neutralem „Herein“ das Eintreten gestattet. Sie steckte den Kopf durch die inzwischen halb geöffnete Tür und sah das jetzige Oberhaupt an seinem Schreibtisch sitzen. Sein Nachfolger stand neben ihn. Beide waren in Unterlagen vertieft und bemerkten das Mädchen kaum. „Neji?“, fragte sie etwas gedämpft und versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die beiden Männer sahen auf und waren sichtlich über den Besuch überrascht. „Hast du fünf Minuten?“, fragte sie, als keine Antwort von einen der beiden kam. „Wir sind beschäftigt“, entschuldigte sich ihr Verlobter. „Nur kurz“, beharrte sie weiter. „Geh schon, bevor sie weiter drängelt“, gab Hiashi nach. Neji nickte nur und folgte Tenten schweigend in den menschenleeren Flur. „Habe ich euch gestört?“ Sie versuchte unschuldig zu wirken, was ihr aber nicht allzu gut gelang. „Schon okay. Was ist denn so wichtig?“ „Wegen der Hochzeit“, begann sie. „Ich will das nicht mehr.“ „Was ist denn passiert?“ Sie bemerkte, dass Neji etwas entsetzt aussah, ging aber nicht drauf ein. „Eigentlich nichts, aber ich fühle mich bloß übergangen. Alle Entscheidungen werden mir abgenommen, das stört mich.“ „Und was willst du daran ändern?“ „Ich will, dass aus der Hochzeit unsere Hochzeit wird.“ Neji legte ihr seine Hände behutsam auf die Schultern. „Aber das ist doch unsere Hochzeit.“ „Davon merk ich aber nichts. Ich weiß noch nicht mal wer eingeladen ist, ob meine Eltern kommen oder wie die Torte aussehen wird.“ „Du solltest dich vielleicht nur nicht mit solchen Kleinigkeiten herumschlagen. Sei doch froh, dass andere die Arbeit erleichtern.“ „Und was ist, wenn ich unser Hochzeitsessen nicht mag?“ „Ich glaube, da kann ich dir weiterhelfen“, mischt sich Nejis Onkel ein, der im Türrahmen stand. „Wissen Sie, dass es unhöflich ist Gespräche anderer zu belauschen?“, fragte Tenten mürrisch. „Weißt du, dass es unverschämt ist Gespräche anderer zu unterbrechen?“, konterte das Oberhaupt. Neji musste sich ein Lachen verkneifen. „Schachmatt.“ „Wenn ihr wollt, könnte ihr das Hochzeitsessen aussuchen. Heute Mittag findet ein Probeessen statt.“ „Probeessen? Was versteht man darunter?“, fragte Tenten. „Es werden verschiedene Speisen angeboten und ihr dürfte euch das Beste aussuchen.“ „Das klingt großartig“, freute sich Tenten und war froh über diesen plötzlichen Wandel. Endlich durfte sie etwas mitbestimmen. „Das klingt lustiger als es ist“, mahnte Neji sie und sah genervt aus. „Ich habe jetzt schon alle Hand zu tun und jetzt muss ich auch noch allerlei Dinge probieren.“ „Das wird sicher lustig“, versuchte Tenten ihn aufzuheitern. „Ich denke eher nicht.“ „Wir werden ja sehen“, sagte sie zuversichtlich und küsste ihn auf die Wange. „Viel Erfolg noch beim Lernen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ließ Hiashi und Neji allein. --- Das es sich um ein Probeessen handelte war unter trieben, denn in dem Saal, wo sie zuvor tanzen geübt hatten, standen ein dutzende Tische, die voll beladen mit allen möglichen Speisen und Getränken waren. Tenten hatte noch nie so viele Lebensmittel auf einem Haufen gesehen. Vieles kannte sie nicht, einiges nur vom sehen. Vor jeder Schüssel und vor jedem Teller stand ein kleines Kärtchen mit einer Zahl darauf. „Wenn dir etwas gefällt schreibst du die Nummer einfach auf“, erklärte Neji und deutete auf die Zettel die am Ende jedes Tisches lagen. „Hier ist dein Stift.“ Er reichte ihr einen silbernen Kugelschreiber. Am Ende des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Ein Strauß kunterbunter Blumen befand sich in der Mitte des Speisetisches. „Werden wir alleine essen?“, fragte Tenten überrascht und wunderte sich, dass nur zwei Gedecke auf dem Tisch waren. „Sieht wohl so aus, dann haben wir wenigstens unsere Ruhe.“ Tenten freute sich. Endlich konnte sie wieder ungestört etwas Zeit mit Neji verbringen. „Dann fangen wir mal an“, sagte sie und klatschte voller Elan in die Hände. Nachdem sie sämtliche Speisen gekostet haben und vereinzelt Zahlen auf die Listen notiert hatten, gönnten sie sich eine kurze Pause. Mit zwei Gläser Rotwein gingen sie zu einem der hohen Bogenfenster und bewunderte schweigend den azurblauen Himmel. „Kiyoshi hat mir von deinem Versprechen erzählt“, brach Tenten das Schweigen und nahm einen Schluck ihres Weines. „Welches Versprechen meinst du?“ Neji war sich nicht ganz sicher, ob sie vom selben Versprechen redeten, immerhin gab seinen bester Freund ihm viele und an eins hatte er sich nicht gehalten. Hatte Kiyoshi Tenten etwa erzählt das er sie liebte? „Das du Oberhaupt wirst, wenn er eigentlich an der Reihe wäre.“ „Ich werde so oder so Oberhaupt. Mit oder ohne Versprechen.“ „Und wenn wir uns streiten? Heiratest du dann die nächste auf der Liste?“ Neji wusste wer die nächste war. Sein Onkel hatte ihn bereits darauf vorbereitet, dass er Hide heiraten muss, wenn Tenten nicht bereit für eine Hochzeit wäre. „Ich habe nicht vor mich mit dir zu streiten“, wich er dem Thema aus. „Ich auch nicht und deswegen möchte ich, dass du mir alles erzählst.“ Sie sah zu ihm und ihre Augen waren genauso traurig wie entschlossen. „Was hast du an dem Abend gemacht, wo du nicht zur Oper gekommen bist.“ „Das habe ich dir doch gesagt, ich war bei Hide und habe ihr geholfen.“ „Wobei geholfen?“ Er merkte, dass sie sich nicht mit seiner Antwort zufrieden gab. Er wusste nicht, ob er es ihr erzählen sollte. Aber immerhin war Tenten die einzige der Neji vertraut, die einzige der Neji alles erzählen konnte, also auch dies. Auch wenn er mit Mühen versuchte diese Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Vielleicht hilf es ja, wenn er sich Tenten anvertraute. Er wusste es nicht. „Ich helfe ihr den Tod ihrer Mutter zu verkraften. Ich war einfach nur bei ihr, nichts weiter. Wir haben nichts unanständiges getan, nur geredet.“ „Und warum hast du ihr unbedingt helfen müssen?“, fragte Tenten skeptisch. Er seufzte schwer und gönnte sich erst mal einen großen Schluck seines Rotweines. Der Alkohol brannte in seinem Hals, doch er versuchte es zu unterdrücken. „Ihre Mutter ist vor drei Jahren gestorben. Sie wurde ermordet.“ Er hielt kurz inne. „Ich bin schuld an ihrem Tod. Ich hatte den Auftrag sie zu beschützen, aber ich hatte versagt...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)