Bei Mondschein... von Shini_Holmes ================================================================================ Kapitel 1: Der Mond scheint rot... ---------------------------------- Es schlug gerade 7 Uhr, als der Vollmond den wolkenlosen und klaren Sternenhimmel erhellte. Auf den Straßen Tokios war relativ viel los....kein Wunder- es war ja auch Freitagabend und jeder, der noch etwas zu erledigen hatte, begab sich auf den Weg. So auch Joanna Varlet. Die junge Frau ging lächelnd die Straße entlang und steuerte auf ein großes Kaufhaus zu. Ihr langes, braunes Haar trug sie heute offen und versteckte ihr Gesicht leicht in ihrem Mantel, um sich vom kalten Wind zu schützen, der ihr um die Ohren blies. Vor ihr erstreckte sich das große Kaufhaus mit all seinen vielen Lichtern. Es schien endlos nach oben gebaut zu sein. Neben den vielen einzelnen Läden innen drin, die eine große Auswahl boten, gab es auch Restaurants, Cafés und Imbissstände. Die 21-jährige Studentin trug einige, kleine Täschchen mit Büchern, die sie sich soeben gekauft hatte. Sie las sehr gerne und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, ihrem Hobby nachzugehen. Bevor sie hinein ging, blieb sie kurz am Eingang stehen. Ihre Füße taten ihr schon weh, weil sie viel gegangen war. Sie sah zur Straße und dann hoch zum Mond, aber um keine Zeit zu verlieren, fing sie sich wieder von seinem Anblick und drückte die Eingangstür auf. Im Kaufhaus wollte sie nur nach ihrem letzten Buch Ausschau halten, doch Menschenmassen versperrten ihr den Weg. Durch ihr zurückhaltendes Auftreten hatten die Menschen vor ihr sie nicht realisiert. „Was wohl da vorne los ist?“, fragte sie sich. Die Menschen standen alle vor den Rolltreppen. Bei den vielen Besuchern ist es nichts Besonderes, dass ein kleiner Stau vor den Treppen verursacht wird, doch keiner benutzte die Rolltreppe nach oben. Es bildete sich eher eine Art Ansammlung von Menschen, die aufmerksam etwas bestaunten. Jedoch konnte Joanna nicht sehen, was es war und jemanden fragen wollte sie auch nicht. Sie versuchte aus dem Gemurmel der Personen zu verstehen, was los war, aber aus den vielen Wortfetzen wurde sie nicht schlau. Am liebsten wäre sie wieder aus dem Kaufhaus hinaus, um nach Hause zu können, aber sie wollte noch zur Toilette. Sie sah sich um und erinnerte sich, dass es noch eine Treppe gab, die zu den Toiletten hinunter führte. Diese musste man zwar laufen, weil sie einen nicht hinunter fuhr, aber das machte ihr nichts aus. Zum ersten Mal war sie ja nicht hier und kannte sich schon so einiger Maßen mit den Begebenheiten des Gebäudes aus. Als sie sich umdrehte, um den Gang entlang zur Treppe zu gelangen, bemerkte sie die Polizisten, die sich ganz in der Nähe der Menschenmasse befanden. Sie warf einen kleinen Blick rüber, verschwendete aber keinen Gedanken daran. So ging sie die Treppe runter und sah auch schon von weitem das Schild, das sie auf die Toiletten hinwies. „Na Gott sei Dank“, dachte sie sich und war erleichtert, fast am Ziel angekommen zu sein. Auf dem Weg dort hin gab es noch ein kleines Zimmer, dessen Tür ihr an jenem Tag erst aufgefallen war. Sie ging nah an der Wand entlang und konnte so auch die Stimmen hören, die aus diesem Zimmer kamen. Es handelte sich dabei um eine Männerstimme, die laut jemand Anderes etwas nachrief... „Könnten Sie uns bitte sagen, wieso Sie diese Waffe bei sich tragen?“ Bei dem Wort ’Waffe’ lief es Joanna kalt den Rücken runter. Sie war nicht ängstlich, aber sie war alleine und könnte im Ernstfall nichts gegen jemanden mit einer Waffe ausrichten. Sie bemerkte, dass sie ihre Füße nicht mehr weiterbrachten und blieb kurz stehen. Dabei hatte sie sich nichts gedacht und es war auch nicht ihr Anliegen, das mitzubekommen, was drinnen gesagt wurde. „Aber wieso denn das FBI?“, fragte die selbe Stimme mit einem schockierten Unterton. „ Das FBI?“, wiederholte sie in Gedanken nochmals und musste schlucken. Der Rest des Gespräches war nicht mehr gut hörbar, da der Mann seine Stimme senkte. Nach einigen Minuten wurde wieder eine Stimme deutlich, doch dieses Mal von einem anderen Mann...“Alles zu seiner Zeit.“ Diese Stimme ließ in ihr eine Gänsehaut hochkommen. “Kälte...“, ging es ihr nur durch den Kopf, weil es das auch tatsächlich war, das die Stimme ausstrahlte. Eine monotone Kälte, die alles um sich herum einfrieren ließ. Ganz plötzlich öffnete sich die Tür und der Besitzer der besagten Stimme stand nun vor Joanna. Sie hatte sich sehr erschrocken und ihre Augen weiteten sich. Vor ihr stand ein großer Mann mit einer schwarzen Strickmütze, der seine strengen, giftgrünen Augen verengt auf sie richtete. Obwohl seine Augen grün waren, konnte man durchaus von Eis sprechen. Sein Blick ließ auch sie gefrieren... „ Also ist er vom FBI?“, fragte sie sich erstaunt und war neben ihrer Angst vor ihm auch irgendwie beeindruckt. Die Tür hinter ihm war wieder geschlossen und es gab noch keine Spur von dem anderen Mann. „Was hast du gehört?“, fragte er sie wütend mit aufgebrachtem Blick. Sein nachtschwarzes Haar schaute unter der Strickmütze hervor. „Tut mir leid. Das war keine Absicht, ich wollte zur...“, wollte sie sich gerade rechtfertigen, als er ihr ins Wort fiel... „Du solltest lieber schnell vergessen, was du gehört hast“, entgegnete er nur eiskalt und ging einfach so an ihr vorbei. Für einige Sekunden war die junge Frau immer noch an ihren Platz gefesselt und konnte sich nicht bewegen. Erst später kam auch die andere Person aus dem Raum. Es war ein Polizist. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er sich an Joanna wendend. „N...Nein, danke, ich wollte nur zur Toilette. Aber was ist eigentlich im Kaufhaus passiert?“, fragte sie leise. Sie war eigentlich fremden Menschen gegenüber überhaupt nicht gesprächig oder aufgeschlossen, aber ihre Begierde zu wissen, was vorgefallen war, siegte dieses Mal. „Na ja, vor etwa einer Stunde hatte sich hier ein Mord ereignet. Wir haben den Täter schon überführt...“ „Deshalb kann man auch einfach so in das Gebäude hinein..., dachte sie sich. „Wir haben ihn abgeführt und Dank des jungen Mannes, der eigentlich nur zufällig im Café des Gebäudes saß und der gerade hier hinausging, hatten wir auch den Fund der Tatwaffe schnell. Der Fundort der Leiche ist allerdings nach wie vor nicht betretbar. Er befindet sich im zweiten Stock und deshalb kann man auch nicht die Rolltreppen verwenden...“, erklärte der Polizist, der auf eine Art und Weise doch etwas mitgenommen aussah. „Ach so...vielen Dank“, bedankte sich Joanna und ging endlich zur Toilette. „Dieser Mann..., er ging ihr nicht aus dem Sinn. Es konnte doch nicht sein, dass sie seinen Anblick immer noch genau vor sich hatte - von diesem FBI Agenten? Vor dem Spiegel in der Toilette blieb sie kurz stehen und schien in Gedanken versunken. Er hatte etwas Geheimnisvolles an sich, das man nicht vergessen konnte, also Joanna konnte es zumindest nicht. Sie wusste, dass sie ihn nicht wiedersehen würde und schüttelte den Kopf. Danach ging sie wieder hoch, doch die Gedanken an seine Worte verflogen nicht aus ihrem Kopf. Einerseits war sie am FBI, als Kriminalbuchfan, sehr interessiert, andererseits fragte sie sich auch, was das FBI hier wollte. Es gab ihr ein Gefühl der Angst. Sie wusste nicht, wieso sie sich plötzlich unsicher fühlte. „Wieso denn das FBI?“, dies war eine Frage, die ihre Gedanken mehrmals hin und her warfen. „Jetzt konnte ich mich gar nicht entschuldigen, dafür dass ich das mitangehört hab..., ging es ihr durch den Kopf. Sie verließ, so schnell es ging das Gebäude. Als sie um die Ecke ging, bemerkte sie den Parkplatz des Kaufhauses. Es war noch dunkler geworden, als zum Zeitpunkt ihrer Ankunft dort und der Nachhauseweg alleine würde sich wohl als Mutprobe gestalten. Sie konnte nur mühevoll beim Vorbeigehen das Aufglühen einer Zigarette sehen, die jemand auf dem Parkplatz im Mundwinkel hatte. Dieser schloss gerade sein Auto auf. Als er sich nun näher dem Licht der großen Lampe zuwendete, erkannte Joanna den Mann. Er war es. Er, dessen Blick ihre Adern eben gefrieren ließ. Vor seinem Chevrolet stand er. Ohne es wirklich zu realisieren, ging sie auf ihn zu. Sie wollte sich entschuldigen, für das, was vorgefallen war. „Was machst du da nur? Wie kannst du abends, bei der Dunkelheit, auf einen Fremden zugehen und auch noch mit ihm ein Gespräch anfangen wollen?“, dachte sie sich und erkannte sich gar nicht wieder. Ihre sonst eher schüchterne Ader schien eben bei seinem Blick auch eingefroren und nicht mehr aufgetaut zu sein. Sie zweifelte schon an ihrem klaren Menschenverstand. Wer war er nur, der sie zu so was brachte? Als sie näher trat, sah sie außer ihn niemanden auf dem Parkplatz. Es war ihr schon nicht gerade geheuer, aber jetzt gab es kein Zurück mehr, da sie bereits vor ihm stand. Als er sie bemerkte, drehte er sich urplötzlich um und schaute mit seinen stechenden Augen auf sie hinunter. „Was willst du?“, fragte er in einer monotonen Stimmlage. „Ich wollte mich nur für das entschuldigen, was eben vorgefallen ist“, sagte sie leise vor ihm stehend und drückte den Griff der Taschen in ihrer Hand eng zusammen. „Ich wollte das nicht mitanhören...“, vervollständigte sie den Satz. „Und jetzt?“, fragte er einfach nur. Sie hatte noch niemals in ihrem Leben einen Menschen gesehen, der so reagierte. Es schien ihn gar nicht zu beeindrucken und sehr gesprächig schien er auch nicht. „Ich wollte ja nur sagen, dass Sie sich keine Sorgen machen brauchen, dass ich es weitererzählen könnte oder so... also dass sie vom FBI sind“, bestätigte sie ihm. Bei dem Satz verengten sich seine Augen und sein Blick wurde noch bedrohlicher. „ Du könntest mit der Information doch sowieso nichts anfangen“, entgegnete er nur und ließ sich nicht anmerken, dass ihn ihre neugewonnene Erkenntnis störte. Da ertönte auch schon ein Schuss, der auf einen Mülleimer auf dem Parkplatz abgefeuert wurde. Joanna zuckte kurz zusammen... „Wo kam das her?, fragte sie sich erschrocken und wusste nicht recht, wo sie sich nun verstecken sollte. Als dann zwei weitere Schüsse die Beiden verfehlten, wusste er, dass er sie nicht hier lassen konnte. Blitzartig schaute sich der Agent um ... „Los, steig ein!“, rief er ihr laut zu. Als ihrerseits keine Reaktion darauf kam, wiederholte er sich nochmals... „Los! Einsteigen!“, rief er dieses Mal lauter. Nach kurzem Zögern öffnete sie die Wagentür und stieg ein. Auch er stieg schnell ein und startete den Motor. Dann nahm er die Waffe aus seiner Jackentasche raus. Bei dem Anblick des glänzenden Laufs der Waffe, erschrak Joanna leicht, aber sie ließ sich nichts anmerken. Ihr war es zwar unangenehm im Auto eines Fremden zu sitzen, aber es war ihr lieber, als im Kreuzfeuer draußen gefangen zu sein. Da er davon ausging, dass aus einem Auto geschossen wurde, fuhr er los. Er wollte dies weit weg von dem Getümmel der Menschen austragen, also gab er Vollgas in Richtung Innenstadt, wo er zwischen den Autos hin und herfuhr, damit sein Verfolger sie nicht anschießen konnte. Trotz der Situation war er gelassen und fuhr bewusst weit weg. Joanna sah zu ihm rüber und das Können des Mannes, den sie auf Ende 20 schätzte, als FBI Agent beeindruckte sie immer mehr. „Vermuten Sie da schon jemanden, der geschossen haben könnte?“, fragte sie ihn. „Die, die ich anfangs vermutete, können es nicht sein, denn dann wären wir bestimmt nicht so einfach davon gekommen, wenn ’sie’ geschossen hätten“, sagte er und es legte sich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. Er persönlich sah in seinen Verfolgern keine große Bedrohung oder Herausforderung, solange es sich ja nicht um ’die’ handelte, aber er hatte sie bei sich im Auto sitzen und wollte kein Menschenleben gefährden. Nach einigen Minuten des Fahrens konnte er seine Verfolger im Rückspiegel nicht mehr erkennen. An einer kleinen Seitengasse hielt er kurz an. Auch Joanna schaute hinaus und konnte kein Auto an ihnen vorbei fahren sehen. Die ganze Zeit über hatte sie schon eine Anspannung gepackt, die sie jetzt erst langsam wieder verließ. „Danke...“, sagte sie kurz darauf nur. „Wofür?“, entgegnete ihr der Fahrer. „Dafür, dass sie mir geholfen haben...“, antwortete sie und sah zu ihm rüber. Dieser schwieg jedoch nur. „Ich bin Joanna...Joanna Varlet“, kam es von ihr und sie hoffte, dass auch er seinen Namen nennen würde. Aber als er immer noch schweigend dasaß, musste sie ihn dazu bringen... „Und Sie?“, fragte sie leise. „Shuichi Akai“, entgegnete er ihr. „Er antwortet wirklich nur mit dem Nötigsten“, ging es ihr durch den Kopf. „Wohin?“, kam es nur von Akai. Aber Joanna verstand schon, dass er sie damit fragte, wohin er sie fahren sollte. „Setzen Sie mich einfach beim Bahnhof ab“, sagte sie. Doch etwas Anderes beschäftigte die junge Frau. „I...Ich würde gerne auch dem FBI beitreten“, kam es plötzlich aus ihr raus und sie wusste nicht, wie sie so etwas sagen konnte. Akai musste sich zusammenreißen, um nicht in Lachen auszubrechen... „Wie einfach stellst du dir das eigentlich vor?“, fragte er monoton und sah aus dem Augenwinkel zu ihr herüber. „Ich weiß, es ist nicht einfach und auch, dass ich noch eine Ausbildung brauche, aber ich würde gerne...“, erklärte sie. „Das FBI nimmt nicht jeden auf“, sagte er nur und hielt das Ganze für einen Scherz. „Ich weiß, aber könnten Sie mich nicht trainieren?“, fragte sie leise. Dabei wusste sie nicht so recht, warum sie das alles fragte. Das vorhin hatte in ihr etwas ausgelöst, als sie so hilflos, wie auf dem Präsentierteller des Schützes, stand und nichts machen konnte, wusste sie, dass sie endlich das sein wollte, was sie schon immer verehrte - jemand, der sich zu helfen weiß, der keine Angst hat in Notsituationen und jemand, der tagtäglich die Kriminalität aus der Welt schaffte. Nun ja, das hätte sie offiziell geantwortet, aber inoffiziell lag ihr Interesse auch bei Shuichi. „Für so etwas habe ich keine Zeit“, brachte er nur streng. Und der Wagen fuhr weiter in Richtung Bahnhof. „Hast du überhaupt im Entferntesten eine Ahnung, was das ist, ein FBI Agent, oder was da alles auf einen zukommt?“, fragte er leicht wütend. Shuichi konnte es nicht fassen, wie einfach es klang. Einfach mal so FBI Agent werden. Er hatte schon so einiges mitmachen müssen in seinem Leben als Agent und wusste ganz genau, wovon er sprach. „Sagen Sie es mir doch. Ich bin bereit, es von Ihnen zu lernen“, beharrte sie. „Bist du auch bereit, dein Leben jeden Tag zu riskieren und jeden Auftrag anzunehmen, der dir angeboten wird? Kannst du das auf dich nehmen? Das wage ich zu bezweifeln“, sagte er und musste leicht laut werden. „Doch, das kann ich. Trainieren Sie mich nur und...“, doch sie konnte den Satz gar nicht zu Ende bringen, da das Auto eine scharfe Rechtskurve schlug, weil die Verfolger auf der leeren Strecke hinter ihnen wieder auftauchten. „Schnall dich ab und geh runter. Ducken!“, befahl er ihr. Sie tat sofort, was ihr befohlen wurde und legte ihre Hände schützend vor ihrem Kopf zusammen, während sie sich auf dem Boden vor dem Sitz kniete. Da fielen auch schon die ersten Schüsse, aber keines traf das Auto. Alle verfehlten nur seinen Chevrolet. Jetzt kam seine Waffe wieder zum Vorschein. Er kurbelte das Fenster hinunter und wollte gerade schießen, als das Auto hinter ihnen wieder wendete und verschwand. „Komisch...Was wollen die dann? „Die spielen bloß mit mir...“, murmelte er leise vor sich hin und wurde wieder etwas langsamer. „Sehen Sie, bei den Bedingungen wäre es doch nicht schlecht, wenn ich auch etwas dagegen machen könnte. Also trainieren Sie mich jetzt?“, sagte Joanna, während sie sich wieder richtig auf den Stuhl gesetzt hatte. Ihm ging es langsam auf die Nerven, aber sie war wirklich machtlos gegen diesen Verfolger. „Du kannst keine Agentin werden und ich hab das nicht zu bestimmen“, antwortete er genervt. „Gut, dann sehen Sie das als eine Art Training an. Sie bringen mir nur bei, wie sich Agenten zu verhalten haben, was ich alles drauf haben muss und erst dann, wenn Sie sehen, dass ich es zu einer Agentin bringen könnte, dann schlagen Sie mich vor!“, erklärte Joanna und ihr Blick sagte ihm, dass sie nicht so einfach von ihrer Meinung abzubringen war. In dieser Hinsicht erinnerte sie ihn an eine gewisse Kollegin, die mit ihrer aufgedrehten Art, es immer wieder schaffte, das zu bekommen, das sie haben wollte. Ja, in diesem Augenblick erinnerte sie ihn an Jodie. „Wenn ich ja sage, bist du dann endlich ruhig?“, fragte er eiskalt und fuhr weiter Richtung Bahnhof. „Ja. Danke“, sagte sie lächelnd. Immer mal wieder einen kurzen Blick auf den Rückspiegel werfend, fuhr er zum Bahnhof. Dort angekommen, sprach Joanna ihn wieder darauf an... „Also beginnen wir morgen mit dem Training?“ „Hm...“, kam es nur von ihm und er nahm sich eine Zigarette hinaus und zündete diese an. „Dann treffen wir uns wieder hier?“, fragte sie vorsichtig. „Gut“, sagte er mit der Zigarette im Mundwinkel und fuhr sofort los, als sie ausgestiegen war. Mittlerweile war es richtig spät geworden und der Mond schien immer noch so erhellend wie zuvor. Joanna blickte lächelnd auf. „Bei Mondschein passieren doch die schicksalhaftesten Begegnungen...“, ging es ihr durch den Sinn und sie ließ die letzten Momente Revue passieren. „Was war nur mit mir los? Ich weiß nicht, wie ich diesem Fremden auch noch vorgeschlagen habe, mich zu trainieren...“, schüttelte sie den Kopf. Aber sie hielt es gar nicht so für falsch. Sie wollte auch so gelassen reagieren, wie er es eben getan hatte und keine Angst mehr zeigen oder Hilflosigkeit. Vielleicht wäre es ja doch nicht schlecht, wenn man in Japan einen FBI Agenten kennt. Als ihre Gedanken an Akai ein kurzes Ende fanden, fragte sie sich doch, wer ihr Verfolger war und da überkam sie schon wieder dieses Gefühl, wie auf dem Präsentierteller zu stehen, weswegen sie auch überglücklich war, als sie ihren Zu kommen sah und einsteigen konnte. Das war einer der seltenen Tage, an den sie sich wohl mehrmals erinnern musste in der Nacht. Sie wollte mehr über Shuichi herausfinden, doch sie wusste auch, dass dies nicht so leicht sein wird. Am nächsten Tag erschien Shuichi wirklich zum Training. Er wollte wohl einfach nur herausfinden, ob diese Verfolger es auf das Mädchen oder auf ihn abgesehen hatten und sah, dass es vielleicht nicht sehr schlecht war, wenn sie sich in so einem Fall vorsehen konnte. Die Tatsache, dass sie wusste, wer er war, störte ihn zwar anfangs, aber durch seine gute Menschenkenntnis wusste er auch vom ersten Augeblick an, dass sie das hält, was sie verspricht und auch wirklich nichts sagen wird. Es vergingen einige Wochen an Training... die Verfolger wurden schon nach unmittelbarer Zeit entlarvt: Eines Tages hatte Shuichi es geschafft, ihren Autoreifen zu treffen, als sie versucht hatten, auf die Beiden im Auto zu schießen. Es kam heraus, dass sie Komplizen des Täters vom Kaufhaus waren und sich lediglich an Shuichi rächen wollten. Nachdem er sie bei der Polizei abgeliefert hatte, bestand eigentlich keinen Grund mehr für Joanna ausgebildet zu werden, doch... Sie blieb in Ausbildung und lernte Schritt für Schritt mehr über ihn. Es gab Dinge, die sie lieber im Verborgenen hätte lassen sollen. So auch den Tod seiner Freundin Akemi Miyano. Sie hatte es zufällig herausgefunden, doch für weitere Dinge ließ er ihr gar keinen Spielraum. Er erklärte sie für zu gefährlich und ließ es dabei auf sich beruhen. So hatte sie nur herausgefunden, dass Akemi ermordet wurde, aber er versperrte ihr jegliche Möglichkeit weiterzuforschen von wem. Es gab so viele Momente, in denen Joanna in dieser Zeit traurig war, weil er ihr nichts erzählen wollte und wütend wurde, als sie das mit Akemi herausgefunden hatte. Dennoch hatte dieser eine Tag, als sie ins Kaufhaus ging, ihr Leben verändert. Er war Teil ihres Lebens geworden und dies konnte sie nicht leugnen. Tag für Tag lernte sie mehr von ihm. Und bald war es dann auch schon so weit und er würde sie James vorschlagen... Sie war aufgeregt, aber auch bereit dafür, immerhin waren schon Wochen vergangen und sie wusste, was auf sie zukommen würde. Shuichi hatte nie viel gesprochen, doch dafür vertraute sie ihm immer mehr. Es war wieder Zeit für ihre Ausbildung. Dieses Mal wahrscheinlich die letzte Einheit vor der Vorstellung bei James... Sie wartete auf dem Bahnhof auf ihn. Auch an jenem Tag schien wieder der Mond und erhellte den Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)