The Wasted Time of Our Lives von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 26: 交代の庭 - Koutai no niwa - Garden of Change ---------------------------------------------------- Und wieder war es seltsam, mein eigenes Haus zu betreten. Ich hatte mit Megumi telefoniert. Sie freute sich, dass ich mir drei Wochen Zeit für Joseph nahm. Doch in meinen Augen war es das Mindeste. Ich fragte mich, wie die Atmosphäre sein würde, was Joseph dazu sagen würde. Megumi hatte ihm noch nichts davon erzählt, dass ich kommen würde; sie wollte eine Überraschung für ihn daraus machen. Sie hatte mir erzählt, dass er mich schrecklich vermisste. Es löste ein schönes Gefühl aus, das zu hören, doch es hinterließ eine traurige Spur. Durch meinen Beruf war ich - sowohl vor als auch nach Josephs Geburt - sehr viel unterwegs und somit mehr als oft nicht für ihn da gewesen. Und jetzt, jetzt ging ich nicht nur für mehrere Monate fort, um einen Film zu drehen, nein, ich würde sogar ausziehen. Das würde zur Folge haben, dass ich ihn noch viel weniger sehen würde. Nicht einmal mehr, wenn ich ungewöhnlich früh nach Hause kommen würde, könnte ich ihm dann Gute Nacht sagen. Außer, ich beschloss, noch zeitweise bei Megumi und Joseph zu wohnen. Ich schaute mich im Flur um, warf einen Blick in das Wohnzimmer und zog meine Schuhe aus. Ich hörte nichts. War sie etwa nicht da? Wir hatten uns aber für eine genaue Uhrzeit verabredet. Nach einem Kontrollgang durch die mir vertrauten Räumlichkeiten - es war noch immer alles so, wie ich es gewohnt war, nur der Wohnzimmerteppich war verschwunden - bemerkte ich, dass die Terrassentür offen stand, schaute zum Fenster hinaus in den Garten und entdeckte sie. Sie pflanzte gerade ein paar neue Blumen ein. Ich blieb in der Tür stehen, beobachtete sie. Sie summte ein Lied, schien bester Laune zu sein. Es war ein schöner Anblick, sie so zu sehen. So ausgelassen, so frei, so glücklich. Unweigerlich tauchte jedoch ein unschöner Gedanke in meinem Kopf auf: ~Stört es mich, dass sie - ohne mich - glücklich ist? ~ War sie vorher - mit mir - auch glücklich gewesen oder war sie es jetzt, da ich nicht mehr hier war? Ich wusste es nicht. Doch ich wusste, dass es sinnlose Gedanken waren, denn ich hatte sie verlassen und sollte heilfroh sein, wenn es ihr gut ging, und Gott dafür danken, wenn sie sogar glücklich war. Sie drehte sich zur Seite, um nach der nächsten und letzten noch nicht liebevoll eingebetteten Pflanze zu greifen und entdeckte mich. „Ah, Hai-chan!“ Sie stand sogleich auf und versuchte, ihre Hände etwas sauber zu machen. „Du bist ja ungewöhnlich pünktlich.“, scherzte sie und kam auf mich zu. „Du kannst ruhig auch noch die letzte einpflanzen.“, sagte ich schnell. „So lange kann ich warten.“ „Meinst du wirklich?“, fragte sie und blickte auf ihr fast vollendetes Werk. „Na gut. Wenn es dir wirklich nichts ausmacht.“ „Nein, gar nicht.“, meinte ich und kam näher, stellte mich neben ihre bereits wieder kniende Gestalt. „Ich bin auch gleich fertig.“, sagte sie noch, während sie die Pflanze an ihren Platz setzte und ihr mit Erde Halt gab. Ich blickte mich im Garten um. Im Haus hatte sich fast nichts geändert, doch hier hatte sich bereits eine Menge getan. Sie musste viel Zeit im Garten verbracht haben in den letzten Wochen. „Schön.“, ließ ich sie wissen und war mir im ersten Moment nicht sicher, ob ich den Garten meinte, da ich bereits wieder sie betrachtete. Sie trug ihre Haare so, wie ich es am liebsten hatte. War es Absicht oder Zufall? „Danke. Es hat auch eine Menge Arbeit gemacht, aber ich wollte mal wieder neue Farben hier einbringen.“ Ich liebte es, wenn sie so etwas sagte, wenn sie von Farben sprach und von frischem Wind. Sie veränderte Dinge unglaublich gerne, konnte nichts einen Monat lange so lassen, wie es war, brachte regelmäßig überall neuen Wind hinein. Das würde etwas sein, das ich vermissen würde, dachte ich mit einem schwachen, traurigen Lächeln. Es verblasste einen Gedanken später. Sie liebte Veränderung, liebte sie dann auch die Veränderung unserer Beziehung? Liebte sie mich denn auch schon lange nicht mehr so wie früher? Hatte sie sich gewünscht, dass sich unser Verhältnis änderte? Dass wir getrennte Wege gingen? Dass ich ging? „So. Das hätten wir.“ Sie klopfte nochmals die Erde von ihren Hände ab. „Wollen wir einen Tee trinken?“, fragte sie dann und nahm die kleine Schaufel, die sie dazu benutzt hatte, Löcher für die Hyazinthen zu graben, um sie an ihren Platz zurückzubringen. „Ja, gerne.“, antwortete ich und folgte ihr ins Haus. In unser Haus. Sie wusch sich die Hände, zog sich die Schürze aus, die sie immer für Gartenarbeiten anzog und ein paar Minuten später saßen wir am Gartentisch und tranken Tee. „Wollen wir nicht hinaus sitzen? Es ist so schönes Wetter heute.“, hatte sie gesagt. „Doch, natürlich. Eine gute Idee.“, hatte ich erwidert. Alles schien wie immer. Wie es all die Jahre zuvor gewesen war: Sie machte Vorschläge und ich stimmte ihnen zu, weil es gute Vorschläge waren. Warum kam es mir nicht so vor, als wäre es in der Zeit, in der ich mich heimlich mit Gackt getroffen und sie noch nichts von uns gewusst hatte, genau so gewesen? Warum hatte ich das Gefühl, dass in dieser Zeit, in der ich versucht hatte, mich zu entscheiden, mit wem ich mein weiteres Leben verbringen wollte, alles anders und von abgrundtiefer Verwirrung geprägt war? Warum nur zweifelte ich meine Entscheidung jetzt an? „Also wirst du in drei Wochen zu drehen anfangen.“, begann sie ein Gespräch. „Ja, Montag in drei Wochen. Aber wir fliegen schon Donnerstag Morgen.“ „Wo genau werdet ihr noch mal drehen?“ „In New York, hauptsächlich Manhatten.“ „Ach, stimmt ja. Was schätzt du, wie lange ihr drehen werdet?“ „Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt.“, lächelte ich entschuldigend. „Aber das steht doch bestimmt in deinem Vertrag.“ Sie schaute etwas verständnislos. „Ja, aber... ich habe es vergessen.“ In Wirklichkeit wusste ich es nie. Ich hatte nicht nachgesehen, Gackt hatte mir aber versprochen, dass ich für meine bereits feststehenden Termine rechtzeitig zurück sein würde. „Zu Josephs Geburtstag wirst du aber wieder hier sein, oder?“, wollte sie leicht beunruhigt wissen. „Also...“, machte ich zunächst, um Zeit zu gewinnen. Würden wir bis zum elften November mit dem Dreh von ‚Angel’s Tale’ fertig sein? Wenn ja, hatte Gackt vor, noch länger in den USA zu bleiben? „Doch, ich denke schon.“, meinte ich zuversichtlich, obgleich ich das nicht war. „Es ist sein elfter Geburtstag... Und das, wo er doch am elften Elften geboren ist. Es ist sogar wieder ein Sonntag, wie bei seiner Geburt. Es ist einfach etwas Besonderes. Bitte mach es ihm nicht kaputt. Versuche dein Bestes, um hier zu sein.“ „Natürlich, werde ich machen.“, versicherte ich ihr, hatte jedoch bereits ein ungutes Gefühl. Tetsus Geburtstag würde ich wohl auf jeden Fall verpassen. „Gut.“, meinte sie abschließend zu diesem Thema. „Weiß er es eigentlich?“, nutzte ich die Gelegenheit, eine mir wichtige Frage zu äußern. „Was meinst du?“, fragte sie verwirrt zurück. Sie wusste es wirklich nicht. „Wegen mir und...“ Ich wollte es nicht aussprechen. „...Ga-kun.“ „Oh, nein, nein. Das werde ich ihm auch nicht sagen. Wenn du willst, darfst du es ihm sagen. Das ist deine Sache. Aber ich werde es nicht tun.“, stellte sie klar. „Gut.“, meinte ich dazu nur. Es war das, was ich hören wollte. „Du wirst es ihm nicht sagen, oder?“, fragte sie, nachdem eine Weile Stille geherrscht hatte. „Nein.“ Es war eine eindeutige Antwort. „Willst du eigentlich wirklich die Scheidung einreichen?“, fragte sie plötzlich. Ich war irritiert ob dieser Frage. Wollte sie gerade von mir wissen, ob ich mir bei meiner Entscheidung sicher war oder nicht doch noch einmal revidieren wollte? Ich war verunsichert. „Wie meinst du das?“ „Na, ob du wirklich den Medientrubel riskieren möchtest oder wir lieber einfach nur unsere Eheringe behalten, aber getrennt leben.“ Ich war auf seltsame Art und Weise enttäuscht. „Ja - also, nein - ich meine... Wir sollten uns nicht scheiden lassen. Das ist nicht nötig.“ „Gut. So ist es auch viel besser für Jo-chan. Wem wirst du davon erzählen, dass wir getrennt leben?“ „Ich... Ich denke... Tetsu, Sakura, Ken, Yuki und so, nur meinen engsten Freunden eben.“ „Gut.“, sagte sie nochmals. „Dann wäre das ja geklärt.“ Ich war verwirrt. Es klingelte an der Tür. „Oh, das wird Jo-chan sein.“, meinte sie im Aufstehen. Sie verschwand im Haus, ließ mich verwirrt in einem wunderschönen Garten zurück, den ich am liebsten jeden Tag betrachten wollte. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass Hyde wieder - auch wenn es nur für ein paar Wochen war - bei Megumi wohnen würde. Ich konnte es ja verstehen, dass er noch vieles mit ihr zu klären hatte und auch noch etwas Zeit mit seinem Sohn verbringen wollte, bevor ich ihn für ein paar Monate auf einen anderen Kontinenten verschleppen würde. Doch musste er das mit Übernachtungen verbinden? In der Hinsicht konnte ich ihn nicht verstehen. Natürlich, es bestand schon lange die Gefahr, dass irgendwelche Gerüchte aufkamen, doch die besteht immer. Wie es ihm wohl gerade erging? Was er wohl tat? Wie war die Stimmung zwischen ihm und Megumi, und auch Joseph? Was wusste er eigentlich? Hyde rief nicht an. So wusste zumindest ich nichts. Es war beinahe ebenso wie bei dem ersten Mal, als ich Joseph von hier abholte. Ich war total verunsichert, doch Joseph begrüßte mich überschwenglich. Ich glaubte, Kinder beherrschten die Kunst des Vergessens. Wir spielten bis in die Nacht hinein mit ihm Karten und sonstige Spiele, die ihm gefielen. Als er schließlich hundemüde war, schickte Megumi ihn ins Bett. Nachdem er sich seinen Pyjama angezogen hatte und im Bad gewesen war, um sich die Zähne zu putzen, kam ich in sein Zimmer, um ihm Gute Nacht zu sagen. Er lächelte mich von seinem Bett aus an. Ich setzte mich an den Bettrand und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht...“, sagte ich leise. „Gute Nacht, Papa.“, erwiderte er. Daraufhin stand ich auf und wollte sein Zimmer wieder verlassen, als seine helle Kinderstimme noch einmal erklang: „Papa?“ „Ja, Jo-chan?“ „Bleibst du jetzt wieder für immer hier?“ Ich schluckte. Ich wollte meinen Sohn eigentlich um keinen Preis enttäuschen. Doch mir blieb nichts anderes übrig. Ich antwortete ihm, auf die Gefahr hin, dass seine Augen von einem traurigen Schleier umhüllt wurden, aufrichtig: „Ich weiß es nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)