Gai und Lee
… war aber leider wahr. Hinter ihm standen Lee und Gai-Sensei. Wenn das so weiterging, wusste wirklich bald ganz Konoha Bescheid. Neji hatte das Gefühl, dass die Beiden vor ihm das Geheimnis nicht lange für sich behalten würden und dann wäre er praktisch schon tot.
Wütend sah er die zwei Shinobi vor sich an.
„Sensei!“, fing Lee fragend an, „Ich dachte immer, dass Neji mit Tenten zusammen kommen würde.“
„Hm, ich ehrlich gesagt auch. Aber wer kennt schon die wirren Pfade der Liebe und der Leidenschaft? Freuen wir uns für ihn, denn er hat seinen Partner gefunden, der ihn im ewigen Labyrinth des Lebens begleiten und führen wird.“, Gai wischte eine Träne aus seinen Augen und betrachtete ergriffen seinen Schüler.
„Sie haben wie immer Recht, Sensei!“
„Ein Wort…“, knurrte Neji drohend, „Nur ein Wort und ihr beide seid Schaschlik…“
„Du verstehst das falsch, mein Schüler! Wir wollen dir helfen den Kampf zu gewinnen. Das ist eine Herausforderung, die wir zusammen meistern. Als ein Team!“
Nicht schon wieder, war alles, was Neji in diesem Moment noch denken konnte. Wenn das so weiter ging, würde ihm jeder einzelne Dorfbewohner helfen wollen und er würde es nie schaffen, die Wahrheit zu sagen. Alles nur wegen ein paar Drinks zu viel. Eine durchzechte Nacht und sein Leben stand Kopf.
„Wie wollen wir vorgehen, Sensei? Haben Sie schon einen Plan ausgearbeitet?“, fragte Lee kampfbereit.
„Natürlich“, Gai zog einen seiner vielen grünen Anzüge hervor, „Zuerst einmal wirst du den hier anziehen.“
Noch während er dies sagte, holte Neji zu einer Kopfnuss aus. Streng sah er zu seinem Lehrer, der sich den Kopf hielt.
„Na gut, aber ein Versuch war es wert“, grummelte der vor sich hin, „Also gut, dann halt nur eine flammende Rede.“
Gai holte eine Papierrolle und Stifte hervor und setzte sich nachdenklich auf den Boden. Während Lee seinen Sensei wie gebannt beobachtete, überlegte Neji, ob es für ihn eine Möglichkeit gäbe, zu entkommen. Aber ihm war klar, dass es wieder das alte Problem war: Die Beiden würden sich sicherlich verplappern und dann käme es mal wieder auf das Alte raus. Also lehnte er sich müde an einen Baum und beschloss zu warten. Viel schlimmer konnte es ja nicht kommen.
Eine Stunde später korrigierte Neji sich selbst, schlimmer ging immer. Eindeutig. Mit offenem Mund las er den Zettel mit „seinem“ Liebesgeständnis an Shikamaru durch. Dann sah er verzweifelt auf Gai, der stolz vor ihm stand.
„Es ist perfekt, ja, ich muss zugeben, ich habe mich selbst übertroffen.“, strahlend sah er Neji an, „Lies es vor! Du musst es auswendig können, du musst es fühlen, du musst es sein!“
Zögernd sah der Hyuuga von dem Zettel zu seinem Sensei, der mit hochgehobenem Daumen vor ihm stand. Dann ergab er sich seinem Schicksal und fing stockend an vorzulesen: „Shikamaru! Höre, was ich dir zu sagen habe. Ich lasse mein Herz durch diese Worte zu dir sprechen. Spüre die Leidenschaft, die in mir wohnt, fühle den Funken, der in mir brennt. Lass dich inspirieren, lass dich von mir anstecken, brenne, brenne mit dem Feuer der Liebe! Brenne für mich, so wie ich für dich brenne. Lass den Wind der Veränderung wehen, lass dich von ihm weit weg tragen, lass uns zusammen fliegen und neue Welten erforschen! Du und ich, wir sind durch die goldene Kette des Schicksals aneinandergebunden. Doch es ist keine Gefangenschaft, in der wir sind, es ist die reine Freude. Ich weiß, du empfindest wie ich. Dein Herz ist mit Liebe erfüllt! Shikamaru, meine Liebe, mein Herz, mein Leben, lass uns gemeinsam, Hand in Hand, in den Sonnenuntergang laufen! Nur mit dir zusammen kann ich glücklich sein, kann ich die Kraft der Jugend entfalten. Lass mich durch dich leben und lass uns unsere Leidenschaft zusammen erleben.“
Von Wort zu Wort, von Satz zu Satz wurde Neji immer röter, er konnte kaum glauben, was er da schwarz auf weiß vor sich sah. Einfach nur sprachlos sah er auf und blickte direkt in zwei braune Augen.
„Tenten?“, brach es entsetzt aus ihm raus.
„Ja und das sagst du Shikamaru lieber nicht.“, stellte die Kunoichi trocken fest.
„Was? Wie? Warum? Ich meine, wo sind Gai-Sensei und Lee?“
„Schau mal dort hin…“, Neji folgte mit seinem Blick ihrer Hand und war ein weiteres Mal erstaunt.
Eng umschlungen und weinend wiegten die beiden sich auf der Wiese hin und her.
„Gai-Sensei! Das war so ergreifend. Ich konnte Ihren Geist in den Worten spüren!“
„Mein Schüler, du hast ja so recht. Das war einfach nur genial!“
Tenten lachte leise auf: „Genial zweideutig. Unglaublich, die haben das wahrscheinlich nicht mal bemerkt, die beiden Idioten.“
Schweigend und immer noch puterrot zerfetzte Neji das Schriftstück in seiner Hand. Dann sah er die Kunoichi zögernd an.
„Lass uns ein Stück zusammengehen.“, bat diese ihn ernst, „Und erzähl mir, was hier eigentlich los ist.“
Erleichtert endlich mit jemand normalen reden zu können, versuchte Neji es ihr in kurzen Worten darzustellen.
„So, so…“, sagte Tenten nachdenklich, „Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen? Ich dachte, wir wären gute Freunde.“
„Eigentlich sollte niemand es erfahren, aber jetzt macht es so langsam seine Runde.“
„Darf ich dir einen Rat geben?“, fragte sie sanft nach.
„Wenn ich dabei keinen Kimono tragen muss, nichts Seltsames vor mir herstammele und keine so zweideutigen Reden halten soll, dann ja.“, erwiderte Neji mit einem ironischen Lächeln.
„Dann hör mir mal gut zu…“