Jiraiya
Irgendetwas lief hier schief, irgendetwas lief hier mehr als nur schief. Eine Wette? Seine Gefühle für Shikamaru waren auf eine Wette reduziert worden. Das durfte doch nicht wahr sein. Verzweifelt dachte Neji nach, doch ihm fiel keine Lösung ein. Jiraiya hatte vorgesorgt, er hatte ihm gedroht, wenn er verschwinden sollte, wüsste sofort das gesamte Dorf Bescheid. Und das glaubte er ihm aufs Wort.
Neji wollte zwar, dass Shikamaru die Wahrheit erfuhr, aber nicht auf die Art und Weise. Nicht aus diesen Quellen, denn er konnte sich gut vorstellen, wem Jiraiya das Ganze erzählen würde.
Da ihm im Moment kein Ausweg einfiel, saß er schweigend in der Wohnung des alten Eremiten und lauschte dessen Vortrag: „Zuerst mal das Äußerliche, die Kleidung, Junge, Junge, was du anhast, ist ja ganz nett. Zum Training und im Bett. Im Kampf ist es auch noch okay, aber ein Liebesgeständnis. Nein, das geht ja mal gar nicht. Aus diesem Grund habe ich uns Unterstützung besorgt. Kommst du bitte mal rein?“
Verwundert sah Neji zur Tür, die sich genau in diesem Moment öffnete, doch im ersten Moment konnte er nur einen Stapel Klamotten sehen. Kurz darauf erschien auch ein lachendes Gesicht und der Hyuuga erstarrte. Ino. Ausgerechnet Ino! Was ging in diesem alten Vollidioten nur vor? Es wusste doch das ganze Dorf, dass sie zusammen mit Temari um Shikamaru kämpfte.
„Hey Neji!“, strahlend lächelte sie an, „Ich hab mal deinen Kleiderschrank durchsucht, Hinata hat mich reingelassen. Und das hier ist die Ausbeute. Also, willst du Tenten endlich deine Liebe gestehen?“
Nun war er eher verblüfft. Was hatten immer nur alle mit Tenten? Sie war nur eine Freundin und Teamkollegin. Neji wollte gerade wütend zu einer Rede halten, als Jiraiya ihm ins Wort fiel: „Genau, genau, ja so etwas in der Art. Was denkst du, was dafür am passendsten wäre? Ich meine, du als Frau, was würdest du dir wünschen?“
Neji wurde klar, dass der alte Eremit ihn vorerst gerettet hatte. Wenn er seine Gedanken und die Wahrheit ausgesprochen hätte, allein der Gedanken daran…
Kurze Zeit später stand er mit einem Haufen Klamotten und mindestens genauso vielen Anweisungen in Jiraiyas Schlafzimmer. Ino wollte die von ihr zusammengestellten Outfits an ihm sehen. Allmählich verstand Neji, was Shikamaru an Frauen so nervig fand.
Seufzend betrachtete er die Kleidung und zog sich dann das erste Outfit heraus. Ein Kimono? Was hatte sich Ino dabei gedacht? Neji warf einen genaueren Blick auf den Berg vor sich und hätte vor Entsetzen am liebsten aufgeschrien. Eine Badehose, eine Schlaghose und ein Hemd, an dem seit kurzen einige Knöpfe fehlten, der Kimono, ein Anzug…
Neji konnte sich an die Hälfte der vor ihm liegenden Sachen nicht erinnern, aber er hatte da so eine Ahnung.
„Wo bleibst du denn?“, nach diesem lauten Ruf seufzte er ergeben und zog sich den Anzug an, denn der gehörte wirklich ihm.
Mit schlurfenden Schritten ging er zurück zu seinem Publikum und führte ihnen ohne großen Elan seine Auswahl vor. Die Beiden sahen ihn sich genau an und dann streckte Jiraiya mit einem Strahlen den Daumen hoch.
„Das ist es, oder, Ino?“, fragte er das andere Jurymitglied.
„Eindeutig, wenn ich nicht schon Shikamaru hätte, dann…“
„Gut, dann ist es entschlossen. Kommen wir zu deinen weiteren Anweisungen!“, drei Stunden lang erklärte Jiraiya Neji, wie er sich zu benehmen hatte, was er sagen sollte und schickte seinen Schüler dann fort, „Neji, ich glaube an dich, du machst das sicher! Hol mir die gemischten Thermen!“
Mit gemischten Gefühlen verließ der Hyuuga die Wohnung und schlenderte langsam zu dem Trainingsplatz, an dem er Shikamaru vermutete. Ihm war immer noch unwohl dabei, dass Jiraiya das Ganze nur wegen der Wette auf sich genommen hatte, aber andererseits hatte er wirklich gute und interessante Tipps bekommen. Nervös zupfte er an der Krawatte herum. Er fühlte sich merkwürdig beobachtet, was eigentlich nur an diesem Anzug liegen konnte. Aus diesem Grund war er auch froh, als er endlich auf dem Übungsplatz angekommen war.
Schon aus der Ferne entdeckte er Shikamaru und der Knoten in seinem Magen zog sich noch enger zusammen. Im Geiste ging er noch einmal die Anweisungen durch, wenn auch nur die sinnvollen, dann stand er endlich vor ihm.
„Was zur…“, verblüfft schaute Shikamaru auf den Anzug und entdeckte dann erst, wer in diesem steckte, „Neji? Schon wieder?“
„Ja, ich wollte mich entschuldigen. Das bei Tsunade heute Morgen, das war ziemlich dumm.“
„Schon okay…“, zögerlich akzeptierte Shikamaru die Entschuldigung, „Also…“
Um seine Nervosität zu überspielen lächelte Neji sanft: „Was ich dir sagen wollte… Also, ich… ich mag… ich mag di… die Wolken.“
Als ihm seine Worte bewusst wurden, wäre er am liebsten im Boden gesunken. Das war doch so ein alter Witz und ihm musste es auch noch wirklich passieren.
„Ich auch.“, Shikamaru lächelte ihn entspannt an, „Es ist so schön entspannend, sie zu beobachten, oder?“
Über und über rot nickte Neji schweigend.
„Wolken sind frei, sie können fliegen, wohin sie getrieben werden und müssen sich nicht rechtfertigen… Darum beneide ich sie.“, auch Shikamaru schwieg, doch dann rief Chouji vom Wald aus nach ihm, „Und trainieren müssen sie auch nicht. Wirklich nervig.“
In seiner ruhigen Art und Weise stand er auf und sah Neji noch einmal lächelnd an: „Wir sehen uns.“
Der Hyuuga wurde noch röter und ihm war ganz heiß, Shikamaru hatte ihn angelächelt und was für ein Lächeln. Er bemerkte Jiraiya und Tsunade erst, als sie neben ihm standen.
„Wetter verloren! Ich habe gewonnen, unglaublich!“, die Hokage strahlte förmlich, „Dass heißt ein Jahr lang kostenlos trinken! Lass uns gleich einen trinken gehen.“
„Du hast versagt, Neji, versagt. Du bist unfähig, du wirst auf ewig allein bleiben…“, Jiraiya sah ihn bitte an, „Ich verfluche dich, ein Jahr lang, deinetwegen bin ich pleite!“
„Ach was, lass den Jungen in Ruhe, du bist einfach nicht der richtige Lehrer!“, zeternd zerrte Tsunade ihren alten Freund mit sich.
Neji sah ihnen noch hinterher, aber er wusste, der San-Nin hatte recht. Vielleicht war er ein guter Shinobi, aber Liebesgeständnisse lagen ihm einfach nicht. Auch wenn die kurze Zeit mit Shikamaru so schön gewesen war.
„Du wirst noch härter kämpfen, Neji! Denn die Blüte der Jugend und die leidenschaftliche Flamme der Liebe werden an deiner Seite sein! Mit ihnen kannst du die Liebe bezwingen und dein Glück finden!“
Mit einem schweren und genervten Seufzer drehte Neji sich um. Das durfte nicht wahr sein...