Ein neues Leben
„Ah, und ich dachte schon, er käme gar nicht mehr!“, höhnte eine nur zu gut bekannte Stimme, kaum, das Harry gelandet war, wo auch immer. Zumindest noch im Freien, er spürte die Sonne auf seinem Gesicht und als er die Augen öffnete, sah er den felsigen Untergrund – ja, und er bekam den ersten crucio ab, er spürte Bewegung um sich und nur eine abrupte Bewegung seiner Hand verhinderte vermutlich, dass die Anderen sich verrieten.
„Ich sehe, Ron,“ lächelte Harry nur nach einer Weile. „Du hast immer noch nichts dazu gelernt...“ Er richtete sich ruhig auf und sah dem Rotschopf, seiner Schwester und zwei weiteren Leuten ruhig ins Gesicht.
Ron lächelte nur hämisch. „Und du, Potter, bist noch genauso strunzdumm, wie ich dich in Erinnerung habe! Pah! Allein hier aufgekreuzt, wie er es vorausgesagt hat! Nehmt ihm den Zauberstab ab und zerbrecht ihn! Er kennt das Spiel ja schon!“, höhnte der Rotschopf weiter.
„Und warum sollte ich meinen Zauberstab einfach hergeben?“
„Jeder Widerstand oder jede Verletzung von einem von uns Vieren wird in einem Crucio für den hässlichen Werwolf enden, den wir an die Wand gekettet haben – wie klingt das Potter?“, höhnte Ron, bevor er ausholte und Harry mit aller Kraft ohrfeigte, so heftig, dass Harry schwarze Punkte vor seinen Augen sah.
Es tat weh, so weh! Der Verrat, selbst jetzt noch, vor Allem, als auch noch Ginny ihn in die Seite trat, er wehrte sich nicht, auch nicht, als man ihm seinen gefakten Stab abnahm und noch immer hielt er seine Leute zurück. Er hatte zwei Stunden mit einer unsichtbaren Armee, die hier Niemand erwartete, er hatte nicht vor, seinen Vorteil auszuspielen, wegen ein paar verdammter Schmerzen!
„Und jetzt, Potty-Potty, werden wir unsere Rache dafür bekommen, dass du unser Leben ruiniert hast! Wir hatten Alles, Geld, Freunde, Reichtum und Einfluss, aber du musstest es uns ruinieren! Du! Du... Verräter! Warum bist du nicht verreckt, wie du es hättest tun sollen ? Du dreckiges Stück Mist!? Du bist hässlich, missgestaltet und ein Zwerg!“
Nicht ein Wort kam über Harrys Lippen, auch nicht, als er gepackt und weggeschleift wurde, er war sich ziemlich sicher, dass eine der Rippen gebrochen war. Aber er musste zu Fenrir, musste sehen, was mit dem Anderen geschehen war. Und die anderen Geißeln.
Es dauerte, bevor er auf den Boden krachte, irgendwo, und dann packte ihn ein anderer Schmerzfluch, weit grausamer, als der crucio, doch das war ihm egal. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und verdrängte den Schmerz, noch bevor er die Augen öffnete, ließ er das Juckpulver auf die vier Angreifer und Dumbledore rieseln. Fünf Minuten, bis es seine volle Wirkung entfaltete, er wusste es, die Zwillinge hatten ihm erzählt, wie sie es an Draco ausprobiert hatten.
Eine Hand packte seine Haare zerrte seinen Kopf zurück, so, dass er die Wand sah – das Einzige, was Harry tun konnte, war nach Luft zu japsen. Da hingen drei Leute, in der Mitte Fenrir, mit blutüberströmtem Gesicht.
„Na?“, höhnte die Stimme hinter ihm. „Sieh es dir gut an, Freak! Jeder, Jeder der dir etwas bedeutet, wird eines grausamen Todes sterben! Vor deinen Augen! Du wirst sofort ein Dokument aufsetzen, in dem steht, dass du gelogen hast und ich unschuldig bin, so, wie alle Anderen, dass du ein neuer dunkler Lord werden wolltest, ich will jeden Knut, den du hast, du Bastard!“ Harry spürte einen Tritt auf seine Hand, hörte, wie sie brach, es war nur links mit rechts müsste er ja schreiben.
„Ich werde dir die letzten Stunden deines Lebens zur Hölle machen! Niemand, niemand legt sich mit mir an und schon gar nicht du, du mieses Stück Dreck!“ Ein Zauber flog, doch er traf nicht Harry, er traf Fenrir, er hörte seinen Geliebten stöhnen, obwohl er offensichtlich bewusstlos war.
Das war zu viel! Vorsichtig nahm er den Zauberstab von seinem Handgelenk, was einfach war, bedachte man, dass er auf dem Boden lag. „Ich... denke, nicht,“ gab er nur zurück. „Jetzt!“
Er sah den nächsten Tritt, die beiden Weasleys, die aufkreischten, vor Wut, wobei er nicht genau wusste, wer nun höhere Töne erreichte, doch der erreichte ihn nicht, auf ein Mal lagen beide Weasleys blutend auf dem Boden. „Bringt sie nicht um,“ befahl Harry schließlich, während Hände ihm auf die Beine halfen, er streckte seinen Zauberstab aus. „Ich habe dazu gelernt, alter Mann,“ gab der Grünäugige dem Alten zu wissen, während er beobachtete, wie die Angeketteten wie von Geisterhand von den Wänden gehoben wurden. „Ich renne nicht mehr blind los, wenn etwas geschieht, ich ziehe es vor, zu planen, und diese Idioten haben mich zu Ihnen geführt.“
Albus starrte um sich, seine Augen hatten einen vollkommen irren Glanz, ein Eindruck, der von dem wirren, knotigen Bart, der auch noch dreckig war, noch unterstützt wurde. Der Alte konnte offensichtlich nicht glauben, was hier vorging, vor Allem, da er nichts und Niemanden sehen konnte, nur unheimliche Schatten, Knurren und seine letzten Getreuen, die sich schreiend und blutend auf dem Boden wandten, bis sie verstummten, durch Zauber, aufgerichtet wurden, wie von Geisterhand fest verschnürt, wobei immer neue Wunden auftauchten und er spürte, wie er von etwas umkreist wurde.
„Ich wusste es! Ich wusste, du bist böse! Von Grund auf, da, da seht ihr es, meine Treuen, sehrt ihr, was ich immer gesagt habe, ich hatte von Anfang an Recht, er hat den Verstand verloren! Er muss getötet werden! Crucio, crucio, crucio!“
Harry japste, als der erste Fluch ihn traf, doch er machte den Anderen ein Zeichen, das hier was sein Kampf, seine Vergangenheit, Niemand hatte sich einzumischen, Niemand! Er richtete sich ruhig auf, griff nach einem der Dolche aus seinem Mantel, während er beobachtete, wie der Andere auf ein Mal begann, hysterisch sein Gesicht zu kratzen. Auch die Gefesselten begannen, wie die Irren hin und her zu wackeln.
„Wenn ich den Verstand verloren hätte,“ meinte er nur eisig,“ wäre es allein Ihr Verdienst, aber es gab Leute, denen war mein zustand wichtiger,“ meinte er ruhig. „Sie haben mich davor geschützt, meinen Verstand zu verlieren, sie haben mich zurück in ein Leben geführt, was Sie mir nie haben geben können und wollen. Ich habe gesehen und begriffen, das ich Freunde habe, die zu mir stehen, und halt dich fest, alter Mann, ich habe sogar Eltern bekommen. Severus und Aurora Snape,“ er grinste eisig. „Du konntest keinen Golem von einem Menschen unterscheiden, alter Mann, da spricht nicht für deinen Verstand!“
„Secumsepra!“
Harry wich nur mit einer halben Drehung aus, warf schließlich den Dolch, wie er es immer von Fenrir gesehen hatte, locker aus dem Handgelenk, ohne den Zauberstab fallen zu lassen, ein Kunststück mit einer Hand, doch es funktionierte. Der Alte schrie auf, als er dessen Zauberhand traf, die nach Hinten gerissen wurde, sein Zauberstab flog durch die Lust, bis er gefangen wurde und mitten in der Luft stehen blieb.
„Sagte ich nicht schon, dass ich nicht mehr das dumme, gutgläubige Kind bin?“, fragte Harry vollkommen ruhig, während er seinen Zauberstab wieder fester packte. „Ich bin früher blind in jede Gefahr gerannt, wie Sie es wollten, aber jetzt nicht mehr, man hat mir inzwischen beigebracht, dass ich nicht blind auf etwas losrennen muss. Ich bin mit einem Plan hierher gekommen und das offensichtlich nicht alleine. Und mit dem besseren Plan. Stupify.“ Der Alte kämpfte gegen seine Magie, aber Harry war, auch, wenn äußerlich vollkommen ruhig, aufgewühlt, aufgebracht und so stinkig, wie das letzte Mal bei Sirius’ Hinrichtung.
„Verrät...!“, mitten im Satz aber kippte der Mann einfach um.
„Es ist... vorbei,“ flüsterte Harry, nun erschöpft und mit Schmerzen in der Stimme, dann aber raffte er sich zusammen, während er beobachtete, wie die Schemen seiner Mitkämpfer wieder sichtbar wurden, zwei standen direkt neben ihm, bereit, ihn aufzufangen, sollte er umkippen, er hatte sie schon eine Weile lang gerochen.
„Ist Jemand verletzt?“
„Nur die drei Gefangenen und eine leichte Verletzung bei Marc,“ meldete eine weibliche Stimme.
„Fenrir?“
„Muss sofort behandelt werden, wir bekommen keine Übersicht.“
„Fünf Leute zum Ministerium, Jeder von euch appariert einen der Gefangenen, Niemand wird getötet, sie werden abgegeben, Sterben ist zu gut für sie, sie sollten etwas von ihrer eigenen Behandlung genießen dürfen...“, mit den Worten trat er zu Fenrir, so ruhig es ging, ohne sich seine Schmerzen anmerken zu lassen. Dad würde ihn umbringen, ,daran hatte er keine Zweifel. Er warf mehreren die Portschlüssel zu, bevor er Einen davon nahm, Fenrir in seine Arme schloss und ihn aktivierte, er konnte zwar apparieren, aber ihm tat Alles weh und er wollte nicht das Risiko eingehen, Fenrir noch mehr zu verletzen.
„...müssen wir...“
Rums.
Harry keuchte leise auf, als er auf dem harten Boden aufkam, er hatte nur Fenrir abgefedert. Als er sich umsah, stellte er fest, dass er mitten in einer Versammlung gelandet war. Er sah Bill an, raffte sich auf. „Fenrir muss versorgt werden, jetzt,“ befahl er knapp und deutete fast blind vor Schmerzen in die Menge auf zwei vollkommen fremde, aber stark aussehende Männer, die sich, zu seinem Erstaunen, sofort erhoben. „Bringt ihn in unser Zimmer! Bill, zeig ihnen den Weg! Jetzt!“
Die Männer kamen, sie hatten einen fremden Geruch, doch Harry konnte nicht mehr, er musste ihnen seinen Geliebten überlassen. Ein Rotschopf rannte voran, aber es war nicht Bill, es war einer der Zwillinge, dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter und selbst diese Berührung bereitete ihm Schmerzen. Der crucio war stärker gewesen, als er gedacht hatte, viel stärker.
„Harry? Du musst auch versorgt werden...“
„Gleich, ich...“
„Ich trage dich,“ gab der Rotschopf ruhig zurück, er erkannte die Situation sofort. „Ich bringe dich zu Fenrir...“
Im ersten Moment wollte Harry protestieren, doch als er die Arme spürte, die ihm halfen, sich wieder aufzurichten, gab er nach. Er spürte, wie seine Füße wieder auf den Boden kamen. Automatisch bewegte er sich, so schnell es eben ging – bis er plötzlich hochgehoben wurde, kaum, das er aus dem Sichtfeld der Masse war – aber nicht von Bill.
„Du Wahnsinniger! Was war das, ein Versuch, dich selbst umzubringen?! Junge, sieh dich mal an!“
„Dad?“, fragte Harry, leise und erleichtert, vor Allem, als er merkte, dass Bill sich umwandte und ging, offensichtlich zurück zu den Anderen. Seine Sicht war inzwischen stark verschwommen.
„Natürlich!“, gab Severus zurück, der es erst jetzt geschafft hatte, den Zauber, mit dem man ihn eingeschlossen hatte, zu brechen. Er drückte seinen Jungen fest an sich, raste die Gänge regelrecht entlang und brachte ihn in dessen Zimmer, wo Fenrir bereits auf dem Bett lag, während ein Heiler aus einem anderen Wolfsrudel ihn untersuchte. Bill musste ihn gerufen haben.
„Dad, was... was ist mit Fenrir? Da war Blut, überall Blut! Bitte!“
Sanft strich Severus über Harrys Gesicht. „Fenrir wird gerade eben versorgt,“ gab er nur zurück und beschloss, die Standpauke auf später zu verschieben, er setzte seinen Sohn auf dem Sofa ab. „Warte hier,“ bat er leise, „Ich hole ein paar Tränke, du musst auch versorgt werden. Crucio?“
Harry nickte nur schwach. „Dad...?“, flüsterte er, nun einfach nur noch verzweifelt. „Dad, bitte, lass mich nicht allein, ich... hab Angst, ich... bitte...“
Verzweifelt sah Severus auf, zwei Heiler waren vollauf damit beschäftigt, den Anderen zu retten, was auch Harrys Angstattacke erklärte. Er hob seine Hand, rief den Stoffwolf, legte ihn in Harrys Arme. „ich bin in ein paar Minuten wieder da...“, dann lief er hastig los, kam nur kurze Zeit später mit seiner Tasche zurück, Harry hatte sich um das Stofftier zusammengerollt, er sagte nichts, weinte einfach nur leise.
Das war wohl doch zu viel gewesen, vor Allem, da Severus keine Ahnung hatte, was verdammt noch mal, geschehen war. Aber das musste warten. Erst musste er Harry versorgen. Er wollte dem Jüngeren den Teddy erst mal wieder abnehmen, aber das ließ er nicht zu. Severus entkorkte die erste Phiole, half dem Jüngeren, sich aufzurichten und flößte ihm den Trank ein, der dessen Körper taub werden ließ, gegen die Schmerzen des crucio, aber vor Allem gegen den Spruch, den er dann brauchen würde, um die Nervenschäden wieder zu beheben.
Erst, als das getan war, betrachtete er sich die anderen Wunden, vorsichtig schälte er seinen Sohn aus der Drachenlederkleidung, die an einigen Stellen kaputt war und die auch nicht hatte verhindern können, dass er zahlreiche Schrammen und Kratzer hatte, die zu heilen sein geringstes Problem war.
„Harry, sieh mich bitte an.“
Der Blick des Jüngeren richtete sich auf ihn, Severus war erleichtert, wenigstens schien sein Sohn noch voll ansprechbar. „Was tut dir weh?“
Harry blinzelte. „Die... die Hand,“ gab er leise zurück. „Mein Kopf, Dad, was ist mit Fenrir, bitte, ich will zu ihm!“
„Sobald ich mit dir fertig bin,“ versprach der Tränkemeister, sprach einen Diagnosezauber und sein Blick verengte sich, bevor er einen weiteren Trank hervor kramte, den er Harry einflößte, erst dann sah er auf die übel zugerichtete Hand, dieses Mal tat er Nichts, er winkte einen der Heiler zu sich, der sofort begann, eine Reihe von Sprüchen herunter zu rasseln, kurz schrie Harry auf und nur die Arme des Anderen hinderten ihn daran, an die Decke zu gehen – und das trotz der Betäubung, so schien es zu schmerzen, als die Mittelhandknochen in die richtige Position zurück sprangen.
„Es ist gut,“ sprach Severus sanft, während der Heiler einen Verband anlegte, den er mit einem Zauber besprach, um ihn starr zu machen, wie bei einem Gips. Dann sah er fragend zu dem Heiler: „Nun?“
„Soweit wieder Alles in Ordnung,“ erklärte der Heiler. „Mehr kann man nicht tun, die gebrochene Rippe ist geheilt, die Hand wird zwei, vielleicht drei Tage brauchen. Vielleicht auch länger, bedenkt man, dass sein magischer Haushalt vollkommen durch den Wind ist, vermutlich durch die Erschütterung des Bundes,“ fügte er an.
„Fenrir!“, beharrte Harry, er versuchte sogar erfolglos, sich aufzurichten. „Bitte, ich muss wissen, was mit ihm ist! Bitte!“
„Grayback wird es gut überstehen,“ gab der Heiler zurück und sah zu seinem Kollegen. „Die Rippen sind bereits vollständig geheilt, er hat Schmerzen und viel Blut verloren, aber an sich ist er gut davon gekommen,“ fügte er an.
„Ich will zu ihm, bitte, Dad! Bitte!“
„Es spricht nichts dagegen...“
Severus nickte und hob seinen Sohn auf die Arme, legte ihn neben den Silberhaarigen und schwang seinen Zauberstab, so, dass Beide ihre Schlafhosen trugen. Er beobachtete, wie Harry sich verzweifelt an den Älteren drückte, der, obwohl bewusstlos, seinen Sohn in die Arme schloss. Der Tränkemeister sah, wie Harry zu weinen begann, er strich dem Jungen durchs Haar, aber viel mehr konnte er nicht tun, er wartete, bis der Junge einschlief. Erst dann stand er auf. Er hatte ein Härchen mit den Zwillingen zu rupfen, die ihn zusammengeschnürt hatten und er musste wissen, was eigentlich geschehen war.
Vor Allem, wo Dumbledore war, er musste Irgendwen foltern! Jemand musste dafür büßen, dass Harry schon wieder in einem solchen Zustand war! Mit wütendem Schritt stürmte er los, stinksauer und aggressiv genug, dass selbst die Werwölfe ihm auswichen.
Fenrir erwachte mit einem richtig schweren Kopf, so, als habe er tagelang zu viel gesoffen. Er erinnerte sich noch an einen Schlag auf den Hinterkopf, Geschrei und noch mehr Schmerzen.
Harry!
Er wollte hochfahren, doch sein Körper arbeitete entschieden zu langsam für seinen Geschmack. Harry! Er war auf jeden Fall nicht mehr an der Wand aufgehängt! Aber das Wichtigste war, dass er etwas spürte. Neben sich. Vorsichtig wandte er sich um und lächelte dann. Etwas musste geschehen sein denn da lag Harry, eng an ihn gedrückt.
Sanft strich der Ältere über die roten Wangen, der Kleine hatte definitiv geweint und um eine seiner Hände spannte sich ein straffer Verband:“ Hast du was Dummes gemacht?“, fragte er nur leise. „Ich wette damit, nicht wahr? Was hast du nur getan?“
Schließlich schaffte Fenrir es, sich aufzurichten, er war versorgt worden, das war klar und auf seinem Nachtschrank stand sogar ein Schmerztrank, den er schnell herunterstürzte. Als sein Kopf sich klärte, schaffte er es auch, sich aufzurichten und Harry zu studieren. Der Junge war blass, aber er atmete relativ ruhig, doch sein Gesicht war angespannt. Neben dem Verband an der einen Hand sah er auch einige Kratzer, die fast verheilt waren und manchmal zuckte die rechte Hand etwas. Crucio.
Sanft strich er über Harrys Haare, mit unerwartetem Ergebnis. Sein Kleiner schoss regelrecht in die Höhe: „Fenrir? Fenrir, bist du in Ordnung? Geht es dir gut? Tut dir was weh? Kann ich...?!“
Der Angesprochene zog Harry einfach mit sich zurück ins Bett und küsste ihn sanft, brachte ihn so zum Schweigen. „Beruhig dich,“ bat er leise. „Ich habe höchstens ein paar Narben mehr,“ gab er die gewünschte Antwort und begann, Harry im Nacken zu kraulen. „Ganz ruhig...“
„Ich hatte ... solche Angst, du... du bist einfach nicht aufgewacht! Da... da war so viel Blut, ich... hatte solche Angst, als... ich dich gesehen habe!“
„Ich bin wach,“ gab Fenrir nur zurück, küsste den Jüngeren erneut, sah aber dann zur Seite auf die alte Uhr, die im Zimmer stand. Fünf Uhr morgens. Unmenschlich, um es nett zu sagen, aber er spürte, wie gestresst Harry wegen dem war, was geschehen war, was ihn nicht wirklich wunderte, der Seelenbund würde seinen Teil zu dem Schock beigetragen haben. „Und es geht mir gut, Harry, ich verspreche es, ich bin viel zu stur, um einfach so drauf zu gehen – aber was hast du getan? Was ist mit deiner Hand? Warum bist du verletzt?!“
„Ich... nicht so schlimm,“ erwiderte Harry nur.
„Raus mit der Sprache. Du bist mir hinterher, ja?“
„Bitte nicht schimpfen,“ flüsterte er. „Das hat Dad schon gemacht. Zur Genüge, die letzten zwei Tage, immer wieder...“
„Zwei Tage, ich war zwei Tage bewusstlos und... wie hast du das geschafft? Wie hast du...?!“
„Ich bin nicht allein gegangen,“ gab der Jüngere sofort zurück. „Ich hatte einen ganzen Trupp dabei,“ verteidigte er sich: „Ich... musste doch was tun, ich konnte nicht zulassen, du... du warst in Gefahr!“
„Schhh...“, sanft strich Fenrir über Harrys Rücken. „Ich weiß,“ gab er dann leise zurück. Wohl wissend, dass er Dasselbe getan hätte. „Was ist mit dem Alten?“
„Ich hab... ihn ins Ministerium schaffen lassen, mit allein Anderen, ich... wollte ihn erst umbringen, aber... das... war zu einfach, ich wollte, dass Alle sehen, wie... Irre die sind...“
„Ich bin stolz auf dich,“ gab Fenrir sanft zurück, küsste den Jüngeren, sanft, ausgiebig. Dann strich er ihm die Strähnen aus dem Gesicht. „Aber du bist verletzt worden.“
„Nicht so schlimm... Dad meinte, die Hand ist in einer Woche oder so wieder ganz in Ordnung und... sie wollten mit den Prozessen warten, bis du wieder wach bist, um dich zu befragen.“
Der Werwolf nickte, sein Gesicht wurde hart und bitter. Oh ja, mit dem Alten hatte er wirklich noch ein paar Härchen zu rupfen, nicht für den Schlag über seinen Holzschädel, da war er unaufmerksam gewesen, sondern für das, was der Alte Harry angetan hatte. Jahrelang. Auch die Dursleys waren ausgeliefert worden und wurden gerade in London verklagt. Ihr Ruf in der Muggelwelt war vollkommen zerstört, der fette Wal von einem aggressiven Sohn befand sich in einem Erziehungsheim für Schwer Erziehbare und der Rest der Familie war in Azkaban, wo sie sicher nicht lang überleben würden, fehlte nur noch seine Rache an den letzten Drahtziehern...
„Willst du nicht noch etwas schlafen?“, fragte Fenrir dann. „Du siehst vollkommen erschöpft aus, du hast sicher nicht wirklich geschlafen...“
Der Jüngere lächelte schuldbewusst. „Nur, wenn Dad mir was eingetrichtert hat,“ gab er zu. „Ich hatte doch solche Angst...“
„Dummkopf,“ meinte er nur gutherzig. „Mein Schädel ist zu dick, um mich einfach so umzubringen....“ Er strich über das Gesicht des Jüngeren. „Und jetzt schlaf, ich bin direkt hier – und ich bin auch noch müde, ich verspreche, ich verschwinde nicht aus dem Bett, bevor du nicht auch wach bist... und dann will ich genau wissen, was passiert ist und was mit deiner Hand ist.“ Er strich über den Verband, schloss Harry dann fest in die Arme.
Der Grünäugige musterte den Älteren, er wollte gegen den Schlaf ankämpfen, doch die Erleichterung, zu wissen, dass Fenrir in Ordnung war, das keine Gefahr mehr bestand, sorgte dafür, dass er nun die bleierne Müdigkeit der letzten Tage zu spüren bekam. Gegen seinen Willen schlief er binnen weniger Minuten ein, zum stetigen Klang des Herzschlags seines Geliebten, der ihn fest in den Armen hielt...
Fenrir war unendlich stolz auf seinen Geliebten, als er schließlich die gesamte Geschichte erfahren hatte. Harry hatte nicht leichtfertig gehandelt oder sonst etwas, er war überlegt und methodisch vorgegangen, ohne sich oder das Rudel irgendwie zu gefährden und er hatte trotz seiner Schmerzen keine Schwäche gezeigt, bis Severus sich ihm angenommen hatte, wobei selbst da seine größte Sorge er gewesen war, wie der Ältere erzählt hatte.
Er sah auf Harry herab, der noch schlief, eng an ihn gekuschelt und nackt. Der Vollmond war herrlich gewesen, auch, wenn Harry auf der linken Vorderpfote noch gehinkt hatte, hatte er es geschafft, mitzuhalten, sie hatten getobt und getollt, bevor sie sich zurückgezogen hatten. Der Jüngere schien sogar kurz vergessen zu haben, was am nächsten Tag, heute, folgen würde.
Ein letztes Mal musste Harry sich seinen ehemaligen Kerkermeistern stellen und dazu nach England zurückkehren, nur für ein paar Stunden, aber selbst das schien ihm zu viel gewesen zu sein, als er es vor drei Tagen erfahren hatte. Auch, wenn er es nicht gern zugab, es gab Dinge, über die würde Harry nie hinweg kommen und das, was dieser Irre ihm und vor Allem seinen Vertrauten angetan hatte, gehörte dazu. Aber Harry würde auch das durchstehen, vor Allem, da Fenrir nicht vor hatte, ihn allein nach vorn in den Zeugenstuhl gehen zu lassen, er hatte das gute Recht, dabei zu sein.
Und dann... dann würde Harry endlich frei sein, entgültig. Sie würden hierher, nach Italien zurückkehren. Fenrir brachte es nicht über sich, nach England zurück zu kehren, wohl wissend, wie schlimm das für den Jüngeren sein würde. Nein, lieber hier bleiben, vor Allem, da er nicht mehr zu einem Rat reisen musste, sie würden zu ihm kommen, so hoch war er dank seines Geliebten in der Rangordnung gestiegen. Er war hoch geachtet und sein Geliebter ebenfalls, nachdem er Umsicht und Würde bewiesen hatte.
Fenrir war zum Mitglied des großen Rates der Werwölfe geworden, in dem nicht nur die europäischen Rassen vertreten waren, sondern die weltweiten Gemeinschaften. Seine Aufgaben waren nun Andere, er vertrat viele Menschen mehr.
Auf seinen Platz als Vorsitzender der Werwölfe Englands, Schottlands und Irlands war Bill aufgestiegen. Der junge Mann hatte sich mit einigen anderen jungen Wölfen vom Hauptrudel abgespalten und so sein Eigenes erschaffen, er würde nach England zurückkehren, doch sicher würden sie sich oft sehen, immerhin war er für Harry wie ein großer Bruder.
Sie selbst würden nun viel reisen, was Harry sicher Freude machen würde, denn so konnte der Jüngere endlich die Welt sehen, was er sich schon so lange wünschte. China, Japan, Amerika, Australien, Norwegen, Finnland, Schweden, es gab für Harry viel zu entdecken, denn natürlich war der Jüngere sein Stellvertreter, im Rat, im Rudel, überall. Man bewunderte den Jungen so sehr, wie ihn selbst, eben weil er sich nicht hatte kaputt machen lassen.
Aber die Sache mit dem Rat wollte Fenrir sich aufsparen und Harry erzählen, wenn die Verhandlung vorbei war. Denn der dachte immer noch, sie würden nach England zurückkehren und das er davon nicht begeistert war, merkte man, auch, wenn er es zu verstecken versuchte. Jeder Besuch da würde ihm zu Schaffen machen, jedes Mal, wenn er sich den Leuten stellen musste, die er verteidigt hatte und die ihn doch nur verraten hatten. Nein, das war es nicht wert, hatte Fenrir beschlossen. Sein gesamtes Rudel fühlte sich hier wohl, also was sprach schon dagegen, zu bleiben?
Vor Allem, da auch Severus keinerlei Anstalten machte, nach England zurückzukehren, obwohl man ihm sogar den Posten als Direktor von Hogwarts angeboten hatte. Der Tränkemeister hatte seine Nase von England nicht minder voll, als sein Sohn. Auch er würde zu dem Prozess gehen, für Harry, aber zum Bleiben würde ihn nichts bewegen können. Er lebte weiterhin in der Villa, die ja wirklich genug Platz bot und hatte begonnen, spezielle Tränke auf Bestellung zu machen, er versorgte das magische Krankenhaus von Tarent und einige andere Einrichtungen. Nicht, das er hätte arbeiten müssen, nun, wo das Ministerium seine Sachen wieder herausgegeben hatte, aber Severus musste sich ja beschäftigen, er arbeitete, forschte und wollte eigentlich bald sein neues Buch veröffentlichen.
„Ich wünschte nur, es müsste nicht gerade heute sein,“ seufzte Fenrir leise. Denn der Prozesstag war – bei Harrys einmaligem Glück – auf seinem sechzehnten Geburtstag gelandet. Er hatte etwas mit dem Jüngeren machen wollen, aber das englische Ministerium war in den Plänen nicht erschienen. Nun, er konnte es leider nicht ändern und wie gesagt – immerhin würde dieser Tag alles zu einem Abschluss bringen.
Nach einem weiteren prüfenden Blick auf die Uhr küsste er Harry sanft. „Wach auf, Kleiner,“ bat er den Jüngeren, der nur grummelte und versuchte, weiter zu schlafen. „Komm schon,“ lächelte er: „Dein Kuchen wartet...“
Harry brummelte nur und blinzelte schließlich. „Mag nicht...“
„Also bitte, du kannst doch nicht deinen Geburtstag verschlafen!“
„Ich will aber! Ich mag nicht nach... ich will sie nicht sehen!“
Fenrir seufzte nur und küsste den Jüngeren sanft. „Und wenn ich dir verspreche, dass ich danach eine Überraschung für dich habe?“, entgegnete er, strich über dessen Seiten. „Eine große...“
Harry wusste, er konnte sich nicht drücken, er musste es endlich hinter sich bringen und verdammt noch mal, so schwer konnte das doch auch nicht sein! Er musste sich nur etwas zusammen reißen! Er konnte heute alles abhaken und dann musste er nie wieder an den ehemaligen Direktor der Schule denken, die ihn so verraten hatte! Außerdem würde er doch heute auch Draco und vor Allem, das Erste Mal seit über zwei Jahren – Neville, Luna und einige Andere wiedersehen. „Schon gut,“ murrte er, lächelte aber dann, als er Fenrir sah, strich vorsichtig über eine neue, sich noch rosa abhebende Narbe, die von seiner Gefangennahme kam.
Fenrir packte Harry und küsste ihn, dieses Mal richtig. „Erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag...“
Der Grünäugige lächelte etwas. „Mal sehen, wie dieser Tag wird,“ meinte er nur zurückhaltend und kuschelte sich noch ein Mal an den Anderen, bevor er sich, sichtlich unwillig, aufrichtete, und, dicht gefolgt von Fenrir, der ein sehr ausgehungertes Grinsen auf den Zügen hatte, ins Bad verschwand.
Es dauerte eine gute Stunde, bevor sie Beide dann endlich in Severus’ Wohnung auftauchten, von der aus sie auch nach England reisen würden. Severus sah Harry an, lächelte und schloss ihn fest in die Arme. Er wünschte seinem Sohn alles Gute und nahm die Hand noch mal in Augenschein, die es doch schlimmer erwischt hatte, als die Heiler vermutet hatten. Nun aber sah sie schon wieder ganz gut aus, in ein, zwei Wochen würde der Junge sie wieder normal nutzen können.
„Also, essen wir,“ befahl Aurora in dem Moment im Hintergrund. „Und dann müssen wir auch schon los!“
Harry grummelte, sagte aber nichts, als Fenrir ihn auf den Schoß zog und ihm seinen Teller mit Rühreiern und Speck füllte. Er mochte eigentlich nicht essen, aber er hatte auch keine Lust auf Ärger, also fügte er sich.
Tatsächlich brachen sie dann auf, mit einem Portschlüssel, der mal wieder für extreme Übelkeit bei ihm sorgte und fast für eine hässliche Bruchlandung, doch Fenrir hielt ihn ruhig, während er sein Gleichgewicht wiederfand. Danach legte sich der Arm des Älteren wie eine Schutzbarriere um ihn und erst in dem Moment sah er sie, die unzähligen, starrenden, ungläubigen Gesichter, die ihn anstarrten.
Dieselbe, formlose Masse, wie das letzte Mal, als er hier herein gezerrt worden war. automatisch begann Harry, zu schwitzen und doch zeitgleich zu zittern, er wollte nichts mehr, als schnell durch die Türen, doch erst, als Fenrir losging, fand er die Kraft, sich selbst zu bewegen. Erst, als er die vielen Blicke nicht mehr spürte, und die Türen hinter ihm, in einem kleinen Vorzimmer zuschlugen, begann er, sich zu beruhigen und merkte erst jetzt, dass er sich in das Hemd des Älteren verkrallt hatte. „Tut... mir leid,“ nuschelte er.
„Schon gut,“ gab Fenrir nur zurück und zog Harry mit sich zu einem Sofa, Severus und Aurora ließen sich auf zwei Sesseln nieder. „Ich verstehe, dass dir das unheimlich ist, das war ja grausig!“
„Nur, das sie das letzte Mal geschrieen und mit Gegenständen um sich geworfen haben, statt mucksmäuschenstill zu gaffen,“ gab Severus ruhig zurück.
Oh ja, dachte Harry nur, während er schauderte und automatisch wanderte seine Hand zu einer kleinen Narbe, die ihm geblieben war, weil Jemand ihn mit einem harten Stein an der Schläfe getroffen hatte. Er kuschelte sich an Fenrir und schloss die Augen, versuchte, sich zu beruhigen. Es konnte ihm nichts geschehen, er war nur Zeuge, er war nicht angeklagt, er hatte nichts getan und auch Lucius Malfoy würde da sein, sein Dad hatte ihm versichert, das nichts geschehen konnte. Und er vertraute dem Tränkemeister, vollkommen.
Fenrir hob eine Augenbraue und war kurz davor, zu knurren, doch da wurde die eigentlich versiegelte Tür auch schon aufgerissen und Draco stand im Zimmer, mit seinem Vater und Neville, sowie Luna, Susan Bones, die auch die Tochter der verantwortlichen Zweitrichterin war.
„Hallo, Severus, Aurora. Fenrir, Harry, ich sehe, ihr habt euch erholt.”
Der Tränkemeister lächelte etwas und nickte knapp. „Hallo, alter Freund. Nun, was macht dein Traumjob?“
Draco lachte nur. „Dad genießt es, die Leute auszusieben und zu quälen! Azkaban ist so was von voll! Und auf ein Mal gibt es hier sogar wieder so was wie Gerechtigkeit! Das ist soooo cool!“
„Draco, gib nicht so an.“
„Dad, das ist Harry, nicht irgendein Idiot aus der Politik. Das ist der Junge – der – lebte – um – zwei – dunkle – Lords – zu – besiegen!“
„Oh mein Gott,“ murmelte Harry. „Mit was Dümmerem konnten sie nicht mehr kommen?“
„Ähm.. das waren noch die besseren Sachen, glaub mir, das geht besser!“, gab Draco sofort zurück.
Neville hingegen betrachtete die Szene, so wie die Anderen, mit riesigen Augen und mit vollkommenem Unglauben. Er hatte Harry lange nicht mehr gesehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass der Jüngere seit dem trimagischen Turnier nicht mehr gewachsen sein konnte, er war extrem schlank und wirkte fragil, was durch den leichten Verband an der einen Hand nur noch untermauert wurde. Die grünen Augen waren noch genauso groß, wie Neville sie in Erinnerung hatte.
„Hi, Nev...“
„Harry! Du siehst... fast genauso aus, wie früher!“
Der Jüngere lachte etwas gequält. „Ich bezweifle, das ich mich nie viel ändern werde,“ gab er nur zurück. Dann sah er zu Lucius. „Wann geht es los?“, fragte er, doch seine äußerliche Ruhe war nichts, als Schein.
„In etwa fünf Minuten,“ gab der ruhig zurück. „Ihr seid spät drang,“ fügte er hinzu. „Ich würde sagen, wir gehen los, je schneller ihr da seid, umso schneller habt ihr es hinter euch, nicht wahr?“
Fenrir nickte, er wartete, bis der Jüngere aufgestanden war, erhob sich dann selbst. „Ist Harry der Erste, der angehört wird?“
„Ja.“
„Gut, dann setzen wir uns direkt hin.“
"Wir?“
„Ich lasse Harry sicher nicht allein da vorn sitzen! In den letzten paar Monaten hatte er genug psychischen Stress, findest du nicht? Ich habe jedes Recht, bei ihm zu bleiben!“
Lucius hob beschwichtigend die Hände: „Schon gut, gehen wir.“
Durch eine kleine Nebentür in dem Büro, das offensichtlich das von Lucius war, betraten sei einen großen Saal. Die Zuschauerränge waren bereits alle besetzt und sofort hefteten sich die Blicke auf Harry, der sich am liebsten in Luft aufgelöst hatte. Er ließ sich wie ein Kind von Fenrir zu dem Stuhl führen. Der Ältere setzte sich, als wäre es das Normalste der Welt, bevor er Harry ruhig auf seinen Schoß zog.
„Beruhig dich,“ bat er leise, spielte mit dessen Händen, strich leicht über den Stützverband, auf den der Tränkemeister bestanden hatte. „Ich lasse sie nicht so weit gehen, wie die Idioten in Italien es getan haben.“
„Es sind nur... die Blicke,“ nuschelte der Jüngere und versteckte sein Gesicht kurz in der Brust des Anderen, so lange, bis er sich wieder ruhig fühlte. Erst dann konnte er wieder aufsehen. „Ich hasse das...“
Fenrir lächelte nur. „Dafür bin ich da,“ meinte er nur, während er beobachtete, wie die Mitglieder des Wizgamont und einige Andere Platz nahmen, links von Lucius Amelia Bones, Susanas Mutter.
„Das Gericht ist eröffnet.“
Auf dieses Wort hin öffnete sich die Tür und die Gefangenen wurden herein gebracht. Dumbledore, Ron, Ginny, die anderen, an die er sich erinnerte. Zwar schienen sie ihn sofort wüst zu beschimpfen, doch zum Glück waren sie mit einem Zauber belegt, so, das er es sich nicht anhören musste, aber das Wort Freak erkannte er auch ohne Ton. Allerdings war es nun er, der Fenrir zurückhalten musste, aufzuspringen und ein Massaker anzurichten und scheinbar hatte Aurora ganz ähnliche Probleme.
„Nun da Alle sitzen, kann die Befragung beginnen.“ Mit einer knappen Bewegung erteilte er somit einem kleinen, untersetzten Mann das Wort, den er kannte – aus dem Gesichtsfeld von Dumbledore. Er war so was von verratzt.
„Nun denn, Mister Potter, haben Sie gemordet? Und vergessen Sie nicht, dass Sie die Verpflichtung haben, die Wahrheit zu sagen!“
„Ja,“ gab er nur zurück. „Aber ur...“
„Sie haben also gemordet! Und Sie wundern sich, dass man Sie weggeschlossen hat? Schämen Sie sich nicht in Grund und Boden?! Sie sind kein Held, Sie sind ein gewöhnlicher...!“
„Ruhe!“, donnerte Lucius nun aufgebracht. „Lassen Sie den Jungen ausreden, oder Sie fliegen! Ist das klar?!“
Die Maske des Mannes fiel schlagartig, doch sein Mund klappte, mitten im Satz, wieder zu.
Harry selbst hatte zu zittern begonnen, doch Fenrir küsste ihn leicht in den Nacken. „Sag es ihnen,“ ermutigte der Ältere ihn.
Harry sah den Mann mit der Halbglatze ruhig an. „Ich habe Voldemort getötet, weil Albus Dumbledore mich dazu gezwungen hat und weil der Mann sonst mich umgebracht hätte. Alle haben es erwartet,“ fügte Harry leise hinzu. „Ich bin zum Töten gedrillt worden... um ihn zu vernichten, weil kein Anderer sich getraut hat...“
„Da! Er sagt es doch selbst! Er ist ein Mörder und mein Mandat hat lediglich versucht, zu verhindern, dass er zu einem Massenmörder wird! Ich verlange, dass das gefälligst mit in Betracht gezogen wird! Wer mordet, wird es wieder tun! Und wieder und wieder! Und wer wird ihn dann aufhalten? Nun ist er draußen, er ist frei und er ist eine tickende Zeit...!“
„Es reicht! Malfoy, entweder dieser Witz hört auf, oder ich schwöre, ich werde diesen Saal in ein Blutbad verwandeln!!“
Der Mann wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus dessen Mund. „Harry,“ sprach Lucius ruhig. „Warum tut er das?“
„Er... er ist... Dumbledores ... Vertrauter, ich... erkenne ihn, ich... ich...er war oft im Büro, wenn ich dahin gebracht wurde, als... man mich gezwungen hat... mein Testament zu... zu verfassen...“
„Stimmt das etwa?“, fragte Lucius entsetzt und hob den Zauber auf, doch dann ließ er das ganz schnell wieder bleiben, weil der sofort das Zetern begann. „Abführen.“ Das hatte er nicht gewollt, er hatte den Anderen einen Anwalt zustehen müssen, aber sicher hatte er keinen weiteren emotionalen Tiefschlag gegen Harry versetzen wollen. Er sah auch, wie hart der Jüngere sich tat, Fenrir im Stuhl zu halten.
Harry brauchte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte, dann sah er auf. „Ich habe nie aus Spaß gemordet, ich bin in einen Krieg gezogen worden, von einer Gesellschaft, die Angst vor einem beschissenen NAMEN hat! Ich wurde gedrillt, Jemanden umzubringen! Und dann, als ich meine angebliche Pflicht an dieser Gesellschaft erfüllt hatte und dachte, endlich einfach nur in Frieden leben zu können, wurde ich eingesperrt und gezwungen, ein Testament zu verfassen, nur mit einem Trick bin ich nicht umgebracht worden, da der Alte sonst nicht an mein Vermögen gekommen wäre! Dann hat er, nur um mich in den Selbstmord zu treiben, meine einzigen Vertrauten umgebracht, Sirius Black, der unschuldig war, wurde in einem riesigen, öffentlichen Spektakel einfach umgebracht! Remus Lupin hat er eingeschlossen, zusammen mit mir und vor meinen Augen gefoltert! Ich will nichts von dieser Gesellschaft, keine Macht, keinen verdammten Ruhm und sicher nicht deren Geld, nur meinen Frieden! Ihr Alle habt einem Bekloppten vertraut! Und jetzt sucht ihr schon wieder einen Schuldigen? Vergesst es!“ Das allerdings sagte er nur in den Zuhörerraum.
„Auch diese dumme Anhörung! Das hier ist doch nur WIEDER eine Farce, damit ihr euch alle besser fühlen könnt, denn tief in euch hattet ihr bei Merlin nichts dagegen, dass die Slytherins verschwunden sind, es tut euch leid, dass ihr jetzt die Verantwortung für sie habt, denn allein ihr Anblick erinnert euch an das, was ihr Alle unterstützt und gewollt habt! Ich bin weder euer verdammter Held noch euer Fußabtreter! Werdet endlich erwachsen, verdammt noch mal, und steht für den Mist ein, den ihr verbockt! Ich will nichts, gar nichts mehr mit euch Allen zu tun haben!“
Nach dieser Rede versteckte Harry sein Gesicht wieder in Fenrirs Brust, in dem Moment war es ihm egal, dass der Andere nach England zurück wollte, er konnte nicht, er konnte einfach nicht mehr hierher. „Bitte, Fenrir,“ flüsterte er erschöpft. „Bitte, bring mich hier weg...“
Der Werwolf war ohnehin schon am Toben. Ohne ein weiteres Wort stand er auf, blickte kurz zu Lucius, Harry fest in seinem Arm: „Das war zu viel, Malfoy,“ stellte er ruhig fest. „Wenn es noch Fragen gibt, berufen Sie sich auf die anderen Verhörprotokolle, bedenkt man, dass der Alte bereits ausgesagt hat, dass er Alles aus Habgier und purer Bosheit getan hat.“ Er sah, wie auch Severus und Aurora aufstanden und zu ihm kamen. Erst dann ließ er seinen harten, kalten Blick über die Anwesenden gleiten. „Harry hat Recht. Ihr seid nichts, als ein beschisser feiger Haufen. Ihr habt einen Helden wie ihn hier einfach nicht verdient! Er hätte euch verrecken lassen sollen!“
Mit den Worten stürmte Fenrir erst aus dem Saal, dann aus dem Gebäude und anschließend mit einem Portschlüssel aus England weg. Erst, als sie wieder in Italien, am Strand der Villa waren, hielt Fenrir an, setzte sich mit dem Jüngeren auf dessen Lieblingsplatz. Und das zum Geburtstag – was für ein Geschenk. „Du hast dich gut gehalten,“ lächelte er dann: „Ich glaube, du hast diese arroganten Idioten vollkommen geschockt.“
„Meinst du, dass Dad sauer ist?“, fragte Harry nach einer Weile mit halb erstickter Stimme, die zeigte, wie hart er sich tat, nicht loszuweinen.
„Warum sollte er?“, fragte Fenrir nur. „Er hat eher gewirkt, als wäre er stolz darauf, wie stark du warst.“
„Ich... bin nicht stark.“
„Doch, das bist du,“ widersprach Fenrir bestimmt, küsste den Jüngeren sanft und strich ihm über den Rücken.
„Fenrir, ich... ich... es tut mir leid, ich weiß, dass... dass du zurück nach England musst, aber... ich kann einfach nicht, ich kann nicht zurück! Nicht zurück nach da! Bitte...“
Der Ältere hielt Harry sanft fest, strich dessen Strähne aus dem Gesicht. „Das wollte ich eigentlich schöner machen, nicht einfach so,“ meinte er nur. „Aber... ich wollte nicht zurück.“
„Aber... Fenrir, du bist doch..:! Du... du musst doch zurück...“
„Du erinnerst dich an unsere Bindung?“, fragte Fenrir nur. „An die vielen Eulen?“
„Ja, sicher. Aber, was...“
„Sie... der Rat der Werwölfe, haben mir ein Angebot gemacht, dem ich einfach nicht wiederstehen konnte,“ erklärte er. „Ich bin, sozusagen, befördert worden.“
„Was...?“, verwirrt sah Harry auf und blinzelte. „Aber...was bedeutet das?“
„Ich bin Vorsitzender der Werwölfe von Europa, Bill ist für England, Schottland und Irland Stellvertreter – und du bist Meiner. Ich hatte nicht vor, nach England zurückzukehren, ganz ehrlich, ich finde das Wetter hier einfach schöner.“ Er grinste, bevor er wieder ernst wurde. „Außerdem gibt es für mich nicht Wichtigeres als dich und ich habe diese Leute gesehen und ihre Angst vor dir gerochen, das Letzte, was ich tun würde, wäre, dich dahin zurückzubringen. Du würdest da nie zur Ruhe kommen.“
„Du... wirklich?!“, fragte Harry, wobei seine Augen zu glänzen begannen. „Wir können hier bleiben? Und... du bist deswegen nicht sauer?!“
„Ganz sicher nicht,“ bestätigte Fenrir und küsste Harry erneut. „Wie gesagt, ich hatte das schon vor einer Weile geplant... und jetzt... feiern wir deinen Geburtstag.“
„ich... weiß nicht, ob ich heute...“
„Ah! Keine Wiederrede!“, befahl Fenrir amüsiert und stand auf, zog Harry mit sich. Erst kurz vor der Halle befahl er: „Augen zu und nicht schummeln!“
„Was...?“
„Komm schon!“
Wer war eigentlich hier jünger? In dem Moment klang Fenrir eher wie ein aufgeregtes Schulkind. Er roch Leute um sich herum.
„Und jetzt – mach die Augen wieder auf.“
„Überraschung!!“
Harry rieb sich die Augen, als er das sah – und er lächelte. Die Halle stand voller Menschen, das gesamte Rudel, sein Vater, seine Mutter, Draco, einige andere Freunde, natürlich die Zwillinge – und sie standen um eine riesige Torte.
„Fenrir...!“
Der Wolf lächelte nur und küsste den Jüngeren. „Ich dachte, es wird mal Zeit für eine richtige Party. Darf ich um den ersten Tanz bitten....?“