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Silberne Flügel, schwarzes Pferd

Feuerdämon und Wasserdrache
von

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Hinauf zum Gipfel

Hier ein wunderschönes Kapi von Liel, meiner Ex-Co-Autorin. Gut aufpassen, da geht es um Dinge, die für die Zukunft wichtig sind...
 

Hinauf zum Gipfel
 

Es dauerte seine Zeit, bis Sui ihr Ziel erreicht hatte. Doch schließlich trat sie durch das hohe Tor mit seinen geschwungenen, dunkelblauen Balken, das den Eingang zu dem kleinen Tempel und seinen Bereich der Göttin markierte. Hohe Bäume säumten ihren Weg und rauschten sacht in der kühlen Abendluft. Kleine Bäche schlängelten sich am Weg entlang, die sich, als Sui sich dem eigentlichen Tempel näherte, erweiterten und zu großen, klaren Teichen wurden mit schmalen Brücken und Stegen und vielen Seerosen. Die Göttin liebte diese Blume und hier oben wuchs sie wie nirgends sonst auf dem Berg.

Der Tempel selbst war klein und zierlich, aber nicht weniger prächtig. Er war alt, stand er doch schon seit den Anfängen von Suis Familie auf dieser Anhöhe. Dunkles Holz war für ihn verwendet worden, das über die Jahrhunderte so nachgedunkelt hatte, dass es nun pechschwarz war. Zahlreicher Schmuck und Symbole waren hineingeschnitzt, die jedoch nicht mehr ganz so deutlich zu erkennen waren. Die Schindeln des geschwungenen Dachs waren mit Moos bedeckt, nur die Shachihoko waren frei von jedem Schmutz und ihre feine Jade strahlte grün ihren Schutz aus. Das Gebäude befand sich mitten auf einem kleinen See, von dem aus sämtliche Bäche des Berges ihren Weg nahmen. Ein schmaler Steg führte hinüber zu ihm und endete in einem rechteckigen Vorhof mit einem Brunnen. Kunstvoll war er aus einem Stück Fels herausgehauen worden und stellte einen Drachen dar, dessen langer Körper sich um ein Becken wand und dessen Maul das Wasser spendete. Seine Augen waren zwei schimmernde, blaue Edelsteine, sein Körper war über und über mit silbernen Schuppen belegt, die jedoch alle beschlagen waren und nicht mehr glänzten wie früher. Suis Eltern hatten oft Diener damit beauftragt, dieses Silber wieder rein zu polieren, doch war es ihnen nie gelungen, was sich niemand erklären konnte, dieses Metall wollte einfach nicht mehr sauber werden.

Eine kleine Bank stand am Rande des Hofes, von dem aus eine Treppe auf die Veranda führte, die den einstöckigen Tempel umgab. In seinem Inneren befand sich ein steinernes Becken, das man um die Quelle, die tief aus der Erde hervorsprudelte, herum gebaut hatte, um das Wasser zu fassen und durch Röhren nach draußen zu leiten. Sui hatte das Innere des Tempels erst einmal gesehen, da es die Göttin nicht gern hatte, wenn man in ihr Reich eindrang.

So blieb sie im Hof und setzte sich auf die steinerne Bank. Sie war noch warm von der Sonne und tief ausatmend schloss Sui ihre Augen. Das leise Plätschern des Brunnen und das Murmeln des Sees füllten einige Zeit nur ihr Denken aus, bis sie die Anwesenheit eines anderen Wesens spürte. Sie öffnete ihre Augen und lächelte die Frau an, die von links langsam auf sie zukam.

Sie war klein, kaum größer als Sui selbst, und sie war alt. Auch wenn Sui fand, dass sie für ihr eigentliches Alter noch relativ jung aussah. Sie musste mindestens zweitausend Jahre alt sein, da damals Suis Vorfahren diesen Berg besiedelt hatten und die Göttin da bereits hier gehaust hatte. Trotz diesen hohen Alters schritt sie noch aufrecht und stolz dahin. Nur vereinzelt durchzogen weiße Haare ihr dickes, dunkelblaues Haar und wirkten dabei wie Lichtstrahlen, die sich über ihren Kopf ergossen. Die Haut ihres Gesichtes war noch rein und glatt, nur um Mund und Augen zeigten sich feine Fältchen. Für Sui waren diese kleinen Alterserscheinungen nur ein Zeichen dafür, welch altem Wesen sie hier gegenüberstehen musste.

„Sui-jin, mein Liebes.“, begrüßte sie die junge Dämonin mit ihrer melodischen, hellen Stimme. Wie immer klang sie freundlich und liebevoll.

„Dich habe ich hier oben schon lange nicht mehr gesehen.“

Sui lächelte entschuldigend. Es stimmte, sie war schon seit längerer Zeit nicht mehr hierherauf gekommen.

„In letzter Zeit hatte ich leider viel zu tun. Ich war oft weg, wie Ihr sicher wisst.“

„Ja, das weiß ich. Du hast dich gut geschlagen bei deinem Kampf gegen diese eine Feuerdämonin.“ Es wunderte Sui nicht, dass sie bescheid wusste über ihren Kampf. Sie war eine Göttin des Wassers, alles, was irgendwie mit Wasser zu tun hatte, wusste sie. Somit wusste sie natürlich auch alles, was auf diesem Berg geschah, ob dessen Bewohner das wollten oder nicht.

„Hm, ja anscheinend.“, meinte Sui nur. Das Turnier…es kam ihr so vor, als würde es schon ewig zurückliegen. Viel war seitdem passiert.

Die Göttin kam langsam auf sie zu und setzte sich neben sie. Ihre Augen richteten sich gen Himmel, an dem nun langsam viele tausend Sterne erwachten.

„Du warst gut, daran darfst du nicht zweifeln, zumal da ich es dir sage.“, fuhr sie fort.

„Du bist eine junge Prinzessin mit erstaunlich viel Talent. Das meiste davon schlummert nur noch in dir.“ Sui schaute sie von der Seite her an.

„Im Laufe deines Lebens jedoch wird es zum Vorschein treten. Du wirst stark werden wie kaum eine andere Dämonin deiner Familie.“

„Aha.“, machte Sui. Sie wusste nicht recht, was sie mit diesen Worten anfangen sollte. Anscheinend sollten sie sie trösten.

„Was ich damit sagen will“ Die Frau drehte Sui ihren Kopf zu und blickte ihr bestimmt in die Augen. „Egal was die Zukunft dir bringen mag, es kann dir nicht schaden. Du wirst ihm ebenbürtig sein.“

Sui blinzelte überrascht. Ihr wurde klar, worauf sie hinauswollte, auf wen. Doch sie blickte zur Seite, verärgert, dass sie auch hier nicht ihre Ruhe vor ihm fand. Er war nicht einmal in ihrer Nähe und trotzdem begleitete seine Person sie hier wohl ständig wie ein Schatten!

„Ich würde gerne über ein anderes Thema sprechen, wenn es Euch nicht allzu sehr stört.“ Sie war zu diesem Tempel, zu diesem Ort der Stille und Besinnung gekommen, um zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen und neue Kraft zu schöpfen für die ihr bevorstehenden Überlegungen: Wie genau sie ihre Zukunft gestalten sollte. Wie sie sich ihrem Verlobten gegenüber benehmen sollte. Wie sie die nächsten Tage ohne ständige Wutausbrüche auskommen konnte. Sie hatte keine Kaika bei sich, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte, sie war allein im Moment und musste deshalb erreichen, dass sie sich voll und ganz auf sich selbst verlassen konnte. Und dafür brauchte sie Ruhe!

„Bist du dir sicher?“, fragte sie die Göttin und Sui sah ihr Lächeln nicht, da sie wegschaute. „Ich hatte den Eindruck, dass du hier zu meinem Tempel gekommen bist, um genau über dieses Thema nachzudenken und darin eine Lösung zu finden.“

„Ihr irrt Euch.“, widersprach Sui und drehte ihren Kopf wieder zurück und blickte in das ernste Gesicht der alten Frau. „Ich bin nur hierher gekommen, da ich es in meinen Räumen nicht mehr aushalte und ich sonst momentan nirgends auf diesem Anwesen wohl meine Ruhe finden würde, da mir ständig mit Sicherheit irgendwer auflauern würde. Ich will allein sein und mich einfach nur entspannen. Und keinen störenden Gedanken an diesen Dämon verlieren.“, stellte sie alles richtig. Sie zog ihre Knie an und stützte schmollend ihren Kopf darauf.

Die Göttin lächelte sie gütig und verstehend an.

„Deine kleine Freundin Kaika ist nicht da und so siehst du dich allein vor diesen großen Berg an Problemen gestellt. Du hast Angst, dass er dich überrollen wird und du die Kontrolle verlierst. Alles um dich herum hat mit einem Schlag, mit einem Wort nur begonnen, sich radikal zu verändern, und droht nun, dich mitzureißen und dich ohnmächtig an irgendeiner Stelle deines Lebens auszusetzen, einsam und verletzlich. Deshalb bist du hier, du versuchst, die Kontrolle über dein Leben zurück zu gewinnen, damit du in den neuen Grenzen, die man dir auferlegt hat, wieder Herr deines Weges wirst. Du wirst unweigerlich viele Gedanken an diesen Dämon verlieren müssen, da er diese Grenzen symbolisiert.“

Sui schaute sie aus großen Augen an. Sie hatte gerade ihre ganze innere Welt nach außen gekehrt. Und das steigerte ihre momentane Unsicherheit nur noch mehr.

„Doch wie gesagt“, fuhr die Göttin fort. „Kaika kann nicht da sein, die dir helfen würde. Sie hat eigene Aufgaben, denen sie unbedingt nachkommen muss. Deine Geschwister sind zu jung, und dem Rest deiner Familie gehst du so gut es geht aus dem Weg, da du sie für deine Lage verantwortlich machst. Du brauchst jemanden zum reden und findest keinen. Doch ich würde mich anbieten. Du weißt, dass kein Wort, das auf dieser heiligen Stätte ausgesprochen wurde, sie verlässt, so wahr ich als Göttin des Wassers vor dir sitze.“

Einer alten Gewohnheit folgend versperrte Sui sofort ihr Inneres, was sie immer tat, wenn ihr jemand so nahe kam und Sachen wohl mit so einer Klarheit von ihr wusste, wie sie ihr selbst nicht einmal ganz klar waren. Sie hasste es, wenn Personen in ihrer Umgebung über ihr Innenleben bescheid wussten, sie verbarg es sonst immer. Nur vor Kaika konnte sie so offen sein und reden, wie sie wirklich war, auch wenn es da meistens auch seine Zeit brauchte, bis sie richtig auftaute, wie Kaika es manchmal so schön bildhaft ausdrückte. Sie trug ihre Gefühle und Geheimnisse halt nicht auf ihrer Zunge mit sich herum, sondern tief in ihrem Herzen. Hier jetzt zu sitzen und von jemand anderem ihr Innerstes offenbart zu bekommen, war wie ein Schlag vors Gesicht.

Als sie nichts sagte, meinte die alte Frau zerknirscht: „Verzeih mir. Ich war zu schnell. Ich hätte wissen müssen, dass ich besser nicht einfach so drauf los plappern sollte.“ Sie seufzte. „Manchmal bin ich zu übereifrig, das hat man mir früher schon vorgehalten.“

Sui schwieg kurz und versuchte, ihr Unbehagen zu verdrängen. Dann breitete sich Neugierde in ihr aus.

„Wer?“, hakte sie unbewusst und interessiert nach. Obwohl die Göttin schon von Anbeginn ihrer Familie mit ihr zu tun hatte, wusste man allgemein nur sehr, sehr wenig von ihr. Eigentlich gar nichts. Nicht einmal ihren Namen. Sie hatte ihn nie gesagt.

Die Frau lächelte und freute sich, dass sie die junge Dämonin, die da so niedergeschlagen auf ihrer Bank saß, wohl von ihren Grübeleien, die sie selbst mit hervorgerufen hatte, ein wenig ablenken konnte. Sie kannte die Neugier über ihre Person, die nach wie vor in der Familie herrschte. Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter. „Mein Gemahl. Ich wage zu behaupten, dass meine Unüberlegtheit bei solchen Situationen früher noch unkontrollierter war.“

„Ihr seid verheiratet?“ Sui wurde hellhörig. Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie einen Mann hatte! Man sah ja nie einen…

Doch das Lächeln ging zurück und machte einem traurigen Ausdruck Platz. „Ich war es. Er starb vor einer halben Ewigkeit.“

Bestürzt blickte Sui sie an und neigte ihren Kopf. „Das tut mir Leid für Euch.“

Aber die Göttin winkte ab. „Das ist lange her. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, sondern hat mich weiter getragen. Sodass ich jetzt hier bei dir sitze.“ Sie hielt inne. „Wirklich. Wenn du willst, kannst du mit mir darüber reden. Du weißt, wie erleichternd es sein kann, wenn einem jemand zuhört. Seine Probleme wirken dann nicht mehr ganz so groß und unlösbar.“

Sui schaute auf in die gütigen Augen der Frau, dann seufzte sie.

„Ihr wisst anscheinend sowieso schon alles. Alles, was um mich herum vorgeht, und auch alles, was in mir vorgeht. Ich weiß also nicht, was ich noch sagen soll.“

„Aber willst du es nicht aussprechen? Es gibt einen Unterschied darin, dass ich es schon weiß und du es mir gesagt hast. Ein wichtiger Unterschied für dich.“

„Hm.“, war alles, was Sui dazu beitrug. Sie hatte ehrlich gesagt keine Lust dazu. Nicht jetzt. Sie konnte doch nichts dazu sagen, wenn sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Es stimmte alles, was die Göttin über sie bereits erwähnt hatte. Doch Sui konnte solche Worte nach wie vor nicht über die Lippen bringen. Noch nicht. Sie wollte, musste sich erst selbst über alles im Klaren sein. Dann könnte sie darüber reden.

Doch andererseits…vielleicht wusste die Göttin eine Lösung? Immerhin war sie schon alt und weise, war selbst verheiratet gewesen. Vielleicht konnte sie ihr helfen. Sie sollte reden. Tief in sich wusste sie, dass sie darüber reden sollte. Sonst würde es sie auffressen und nur noch mehr quälen.

Ihre Stimme war leise, als sie langsam und erst noch ein wenig stockend begann:

„Nun, Ihr habt Recht. Ich fühle mich…schlimm. Ich fühle mich, als würde ich einsam auf einer Bergspitze hoch oben über den Wolken stehen, fern von allem, was mir wichtig ist, fern von allem, was mich schützt. Immer wenn ich nach unten sehe, steigt Panik in mir auf, und ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Sie atmete tief ein. „Und doch…stehe ich dort und will keine Panik haben. Ich will es alleine schaffen, aus dieser Lage herauszukommen. Nur weiß ich nicht wie.“

Hilfe suchend schaute sie die weise Frau an. „Mein Problem ist die Bergspitze. Ich fühle mich isoliert und alleingelassen von allen, die mir was bedeuten. Sie haben mich auf diesen Berg gesetzt und gesagt: Sieh zu, wo du bleibst. Also sage ich mir: Das tue ich, ich komme allein wieder hier herunter. Zumindest will ich das.“

Die Göttin lächelte sie an und legte ihre Hand auf Suis linken Arm, der ihre Knie umschloss.

„Aber du kannst doch fliegen.“, antwortete sie. „Du kannst deine Flügel aufspannen und den Berg sicher verlassen.“

Suis Gesicht umwölkte sich verwirrt. „Ich soll fliehen?“

„Nein.“ Die Göttin schüttelte sanft ihren Kopf. „Fliehen würdest du, wenn du wegfliegst, nach oben oder zum Horizont. Doch du segelst nach unten zurück zu deiner Familie, zu deiner alten und zu deiner neuen. Du breitest deine Flügel aus und gleitest zu ihnen zurück. Sie haben dich vielleicht auf diesen Berg gesetzt, aber nie wollten sie dir etwas Böses antun, das weißt du. Vertrau mir, wie dein Vater schon sagte, sie haben an dich gedacht bei ihrer Entscheidung. Vor allem an dich. Für dich mag der Berg eine Strafe sein, für sie war er ein Ort, der dir Sicherheit versprach. Du warst dort oben nicht von ihnen getrennt, wie du meinst, sondern von allen Gefahren, die sich in nächster Zeit auftun werden.“

„Aber…“, Sui seufzte. „Ich bin doch auch hier in Sicherheit!“

Das Gesicht der Göttin wurde ernst und besorgt. Sie atmete tief und schwer. „Sollte es zum Krieg kommen, mein Kind, und glaube mir, das wird es mit großer Wahrscheinlichkeit, dann bist du im Westen sicherer als hier. Das Schloss des westlichen Herrschers liegt in einer weit sicheren Lage als dieses. Auch sind seine Streitkräfte größer und gefürchteter als die deines Vaters. Er weiß das, wie deine Mutter. Durch die Hochzeit wärst du an einen der stärksten Dämonen gebunden, die es in diesem Land gibt, und er wäre dazu verpflichtet, dich mit seinem Leben zu beschützen. Deine Eltern wissen, dass, sollte die Zeit kommen, sie nicht alle ihre Kinder hier gleichzeitig schützen können.“ Sie klang nun traurig und Sui meinte, dass sie sich selbst an etwas erinnerte aus ihrem Leben bei ihren Worten. „Also suchten sie für dich einen Ort, an dem du sicherer bist.“

Beunruhigt und bewegt senkte Sui ihren Blick. Stand es wirklich so schlimm um ihr Land? Drohte wirklich eine so große Gefahr?

„Sei nicht böse auf sie, Sui-jin. Sie versuchen nur, ihre Familie zu schützen.“

Verzweifelt schaute sie wieder auf. „Aber mein Vater hat immer gesagt, wie sicher diese Anlage ist! Wie lange wir einer Belagerung standhalten können! Die Verteidigung sei doch unüberwindbar! Ist sie das nicht?“ Wenn sie das nicht war, was war dann mit ihren Geschwistern? Warum schickte man sie weg, wenn auch sie sie beschützen könnte? Oder könnte sie die Brüder und Schwestern…vielleicht mitnehmen?

„Der Norden wird stärker mit jedem Tag. Ich spüre es, ich weiß es. Dein Vater will kein Risiko eingehen. Er war schon immer ein vorsichtiger, vorausschauender Mann. Aber, meine Kleine...“, mit einem mal wirkte sie fröhlicher.

„Ich bin mir sicher, dein zukünftiger Ehemann würde dir gerne eine Bitte erfüllen.“ Sie zwinkerte. „Vor allem wenn du ihn ganz lieb darum bittest. Dein Vater konnte so etwas nicht erbeten, aber du. Bitte ihn, deine Geschwister auf seinem Schloss in Sicherheit zu bringen. Daran dachtest du doch gerade, nicht?“

Sui blinzelte überrascht. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob diese Frau Gedanken lesen konnte. Es stimmte, das hatte sie sich gefragt. Doch sie sollte ihn darum bitten? Wie stellte sie sich das denn vor?

„Und wenn er ablehnt, dann erwähne ruhig, dass er sich in der Höhle noch weniger korrekt verhalten hat, als man von ihm erwartet hätte. Ich denke, dass dürfte ihn umstimmen.“

Ohne es zu wollen schlich sich ein rosa Hauch auf Suis Wangen. Davon wusste sie also auch schon…

„Ähm…“, machte sie, doch die Göttin lachte glockenhell auf.

„Oh ja, du wirst deinem Ehemann noch einige Manieren beibringen müssen. Denk dabei dran, dass du am längeren Hebel sitzt und du ihm einige Schwierigkeiten bereiten könntest, wenn du es willst.“

‚Dasselbe hat Kaika auch gesagt.’, erinnerte sich Sui.

„Du solltest dich nicht von ihm ärgern lassen, egal was er anstellen oder sagen mag. Du bist ihm gleichgestellt und erfüllst verantwortungsbewusst deine Pflichten. Lass ihn das ruhig spüren, wenn du ihn wieder siehst.“

Zum ersten Mal, seit Sui hier saß, lächelte sie. Die Worte der Göttin schienen in ihr eine bisher unüberwindbare Mauer Stein für Stein aufzulösen. Erleichterung durchflutete sie. Sie erkannte, was sie ihr sagen wollte. Ihre Familie liebte sie und setzte alles daran, sie zu schützen. Sie hatten ihr eine Macht in die Hände gespielt, mit der sie ebenfalls über ihre Familie wachen konnte, und nicht sie in die Hände dieser Macht gespielt. War das von ihrem Vater wirklich alles so geplant gewesen? Anscheinend.

Und dieser Sesshomaru… es würde ihm nur recht geschehen, wenn sie ihn benutzen würde. Sie hatte alles Recht der Welt dazu. Diese Ehe beruhte nicht auf Einseitigkeit. Nicht nur sie bekam neue Pflichten aufgehalst, sondern auch er. Und sie würde dafür sorgen, dass er ihnen nachkommen würde.

„Na, siehst du.“, sagte die Göttin, als sie Sui lächeln sah. „Fühlst du dich jetzt besser?“

Sui nickte. „Ja. Ziemlich. Erleichtert. Und fröhlicher.“ Sie atmete auf. „Danke.“

„Das habe ich doch gerne gemacht.“

Sui grinste sie an.

„Ihr wart also verheiratet. Wie ist das so, verheiratet zu sein?“

Die Göttin verzog ihre Lippen zu einem verstehenden Lächeln und ihre Augen verengten sich. „Nicht schlecht, diese Taktik, aber du wirst nicht mehr von mir erfahren.“

Enttäuscht blickte Sui sie an. „Warum macht Ihr so ein Geheimnis daraus? Ich würde es auch niemandem verraten!“

„Nein, mein Kind.“, meinte sie nur und dabei blieb es. Sui seufzte. Nach wie vor war es unmöglich, aus dieser Frau mehr rauszukriegen, als diese wollte.

Gedankenverloren lehnte sie sich ein wenig zurück und schaute zu Himmel empor, wo die Sterne hell glitzerten. Der Mond senkte sich bereits wieder dem Horizont entgegen und würde bald verschwunden sein, trotzdem war es noch erstaunlich hell.

„Ah, das hätte ich fast vergessen. Ich habe ein Geschenk für dich.“, kam es kurz darauf von der alten Frau und Sui drehte ihr überrascht ihren Kopf zu.

„Warte hier kurz.“, bat sie die Göttin, stand auf und verschwand schnell in ihrem Tempel.

Eiligen Schrittes durchquerte sie den Raum, vorbei an dem tiefen Becken mit der Quelle. Dahinter öffnete sie eine Bodenluke und sicheren Fußes schritt sie eine schmale, steile Treppe in einen Raum unter den Tempel. Es war stockdunkel, doch die Göttin brauchte kein Licht, um hier zu sehen. Zielsicher durchquerte sie den niedrigen Raum, der erstaunlich trocken war dafür, dass um ihn herum nur Wasser war. Sie hielt vor einem kleinen Tisch, auf dem eine reich verzierte Truhe stand. Sie war aus dunklem Holz gefertigt worden und mit Perlmutt verziert, das vielfarbig geschimmert hätte, hätte es hier unten Licht gegeben. Mit gewohnten Bewegungen öffnete sie die Truhe und langte hinein und zog ein kleines Säckchen heraus. Es bestand aus dunkelblauer Seide und ihre Finger erfühlten seinen Inhalt, einen Ring, einer der kostbarsten Schätze in ihrer Kammer hier unten. Es fiel ihr schwer, sich von ihm zu trennen, doch sie wusste einerseits, dass er in die richtigen Hände kam, die ihn tragen sollten, und andererseits, dass er eines Tages wieder zu ihr zurückkommen würde, was ein gewisser Trost für sie war. Sui musste ihn bekommen, der Ring hatte es selbst gewollt, und sie durfte sich dem nicht entgegenstellen.

Sie schloss die Truhe wieder sorgfältig und ging zurück in den Tempel, schloss die Luke, die sich nahtlos in den Boden einfügte und so für unwissende Augen unsichtbar war, und suchte wieder Sui auf. Vor ihr hielt sie ihr mit einem Lächeln auffordernd das Geschenk hin.

Überrascht schaute Sui das kleine Säckchen an.

„Ich habe es mir zur Tradition gemacht, jeder verlobten Frau dieses Clans ein kleines Geschenk zu geben. Das hier ist deines.“

„Vielen Dank.“ Sui griff nach ihrem Geschenk und neigte ihren Kopf ehrerbietig. Dann schaute sie fragend auf.

„Na los, öffne es!“

Neugierig löste sie die Bänder und schüttelte das Säckchen vorsichtig über ihrer Hand aus, als ein Ring herauspurzelte. Verblüfft schaute sie das kostbare Kleinod an, das da auf ihrer Handfläche lag. Er war silbern und filigran gearbeitet. Ein kristallklarer, bläulich schimmernder Stein war in ihn eingebettet und wurde von feinen Linien aus Silber umkreist, die ihn festhielten.

„Wunderschön.“, murmelte sie und blickte gefangen in das schimmernde Blau des geschliffenen Steins. Sie schaute auf. „Danke. Vielen Dank.“

„Trage ihn immer. Er wird dir Glück bringen und dich an deine Heimat erinnern, wenn du von hier fort gehst.“

Sui senkte ihren Blick wieder auf ihr Geschenk. Er würde sie an ihre Heimat erinnern…wenn sie fort musste. Was schon bald sein würde. Obwohl sie nun so weit klar kam mit dieser Tatsache und ihren Begleitumständen, verursachte es doch noch einen Stich in ihrem Herzen.

Noch einmal wollte sie sich bedanken, doch die Göttin war nicht mehr da. Sie war wieder in ihrem Tempel verschwunden. Überrascht schaute sie hoch zu dem Heiligtum. Dass sie auf einmal so schnell verschwinden musste…das passte eigentlich nicht zu ihr.

Nachdenklich betrachtete sie ihren Ring auf ihrer Hand. Das Wasser im Brunnen plätscherte unverändert vor sich hin. Sie blieb noch eine Weile sitzen, genoss die Ruhe um sich herum, bis sie schließlich doch aufstand. Langsam verließ sie die kleine Tempelanlage, trat unter dem hohen Tor hindurch und setzte ihren Fuß auf die oberste Stufe der Treppe, die sie nach unten bringen würde, als sie kurz aufsah und die Person erblickte, die ein paar Meter unter ihr stand und zu ihr hochsah.

Er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sess-fan
2014-07-28T22:14:53+00:00 29.07.2014 00:14
I love the story
sie wurde besser als sesshoumaru entlich auftauchte aber erlich jetzt dieses blöde kampf der frauen ey das hat sich soooooo ....lang gezogen
wurdendardurch n bisschen langweilig und tut mir leid wenn ich in einem fruheren kommentar böse war sry sry
gomen, gomen(japanisch für verzeihung/Entschuldigung)

also das hier lesen schon n paar nur ist es so spannend das man weiter lesen will und dann vergisst ein kommi zu schreiben
so ist es bei den meisten die ich kenne

by by <3freu mich wenns weiter geht


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