Zum Inhalt der Seite

Silberne Flügel, schwarzes Pferd

Feuerdämon und Wasserdrache
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch

Oh, ich hab ja lange nimmer on gestellt. Das Festival ist vorbei und die beiden Mädels brechen auf.
 

Aufbruch
 

Die Sonne war schon seit einiger Zeit wieder aufgegangen, als auch Sui ihre Augen aufschlug. Sie lag in einem kleinen Zelt, das eines der vielen war, die hinter dem großen ihrer Mutter aufgestellt worden waren, und schälte sich nun unter ihren Decken hervor. Gähnend streckte sie sich, klaubte sich ihre Kleider von dem kleinen Stapel am Zeltausgang und zog sich an. Dann stand sie auf, zog sich draußen ihre Schuhe an und machte sich auf die Suche nach jemandem, den sie kannte.

Sie hatte an diesem Tag nichts Bestimmtes vor, am Vormittag würden noch zwei ihrer Tanten kämpfen, aber das war’s dann auch schon. Etwas traurig dachte sie an das Ende des großen Treffens. Es dauerte immer viel zu kurz. Drei Tage waren auch wirklich nicht lang. Und dann mussten sie wieder zurück, zurück in ihr anderes Leben, wie man schon beinahe sagen konnte.

Sie schritt durch das Lager und sah vereinzelt bereits abgebaute Zelte und aufbrechende Dämoninnen. Welche hatten es wohl besonders eilig, wieder nach Hause zu kommen. Nun, sie selbst nicht. Doch auch dieser Tag verging, leider. Und das viel zu schnell. Sie verbrachte ihn damit, zuerst ihren Tanten zuzusehen (eine gewann, eine verlor) und dann bei Kaikas Kampf dabei zu sein, um sie anzufeuern. Er hatte lange gedauert und Sui hatte gemerkt, wie köstlich Kaika sich amüsiert hatte.

Der Kampf, bei dem Kaika teilgenommen hatte, war ein ungewöhnlicher Viererkampf gewesen. Jedes Element war vertreten, und sie konnten beliebig gemeinsame Sache machen. Bei diesem Kampf ging es traditionsgemäß nicht um Siege, sondern um spontane Einfälle und ungewöhnliche Finten. Und Kaika hatte es ja geschafft, dass sie genau an diesem Schlagabtausch teilnehmen konnte.

Selbst am nächsten Tag, als sie beide zusammen schon wieder auf dem Rückweg waren, sprach sie immer wieder über ihren Kampf und Sieg. Es war eine dementsprechend lustige und aufregende Heimreise.
 

„Und wie die dumm geschaut hat, als sie in das Schlammloch fiel. Auf einmal, platsch, war sie weg.“ Kaika klopfte sich vor Lachen auf die Schenkel. Sie schenkte ihrem schwarz glänzenden Pferd, das ruhig weiter flog, keinerlei Aufmerksamkeit. Es schien die stürmische Art seiner Reiterin und auch seinen Weg genau zu kennen. Der zurückliegende Kampf hatte Kaika außerordentlich amüsiert und aufgeregt wiederholte sie immer wieder die lustigsten Anekdoten: „Und als sie dann aus dem Schlammloch gekrochen kam, da haben die Luftfrau und ich sie schön getrocknet mit einem warmen Wind. Und die Haare, die hat sie ihr so rumgewirbelt, dass sie nachher wie eine Pyramide in die Höhe standen.“

Die beiden Mädchen lachten ausgelassen, gerieten immer mehr in Hochstimmung. Grund dafür war wohl auch, dass ihr normales Leben, in das sie zurückkehrten, keinen Grund für ausgelassene Freude bot. Die Etikette und Beschränkungen ihres adeligen Lebens machte es den beiden Frauen nicht leicht, ihren Spaß auch in ihrem Alltag zu haben.

Sui war die älteste Tochter des östlichen Herrschers. Sie hatte noch zwei jüngere Brüder und drei jüngere Schwestern. Und da sie die älteste seiner vier Töchter war, war sie die erste, die ins heiratsfähige Alter gekommen war und noch immer verheiratet werden musste. Wirklich musste, nicht konnte oder wollte, sondern musste. Ihre Mutter war schon verheiratet worden von ihren Eltern, sowie alle ihre Tanten. Auch deren Mutter war schon wie ihre Schwestern verheiratet worden, und so würde es auch mit Sui und ihren Schwestern geschehen. Daran konnte sie nichts ändern. Sie konnte nur hoffen, dass ihr zukünftiger Ehemann, der den Göttern sei Dank noch nicht feststand, einigermaßen…angenehm war. Freundlich würde ihr schon reichen. Aber sie hoffte, dass dieses Thema noch in einiger Ferne lag und sie erst noch allein ihren Lebensweg bestreiten konnte. Ihren tristen Lebensweg…auch wenn sie sich nicht beklagen konnte, es fehlte ihr an nichts, sie lebte ein Leben in Wohlstand, was sich viele nur wünschen konnten. Trotzdem…ihr Leben war geprägt von Vorschriften, Verboten und Geboten, die sie alle einhalten musste. Dass sie dadurch wie kaum einer eingeschränkt und ihr Willen beschnitten wurde, musste sie nicht erwähnen.

Die etwas ältere Kaika hatte es da etwas leichter. Sie hatte sich mit aller Macht durchgesetzt, was bei den eher spontanen und lockeren Feuerdämonen auch leichter fiel, wie bei den sich streng an die Regeln haltenden Wasserwesen. Sie war trotz ihres Alters die einzige, die noch nicht verheiratet worden war und sie trieb sich herum wie sonst nur ihre männlichen Genossen. Ihre angebliche Schutzkleidung aus Feuerrattenhaar befreite sie von den Kleiderzwängen und bescherte ihr die nötige Bewegungsfreiheit für ihr recht wildes, ausgelassenes Leben, dass sie nicht gewillt war aufzugeben.

Sui hatte sie oft deswegen beneidet, aber sie selbst…konnte nicht so sein wie Kaika. Ihre Familie war ihr ein und alles, sie stand an erster Stelle. Immerhin hatte sie noch eine Familie. Kaika hatte weder Geschwister, noch war ihre Mutter noch am Leben, und so streifte sie herum, weil sie einfach niemanden hatte, der ihr nahe stand. Der Vater war vollkommen von seinen Regierungsaktivitäten vereinnahmt und nahm sich kaum Zeit für seine Tochter, die er dafür an der langen Leine ließ. Es war aber auch dir Frage, wie lange das noch so gehen würde. Sui seufzte. Die Freiheit eines Mädchens war keinen Pfifferling wert. Trotzdem hing sie an ihrer Familie und nahm die Einschränkungen duldend in Kauf.

„Oh mein Gott, oder wie du die arme Wasserfrau angezündet hast! Bei dieser Stelle hab ich wirklich mit der armen Frau mitgefühlt und konnte nicht mal lachen!“ Sui gab ihrer Stimme einen ernsten, tadelnden Klang, doch ihre glitzernden Augen verrieten sie, dass das so nicht stimmte.

„Tja, ich fackle halt nicht lange. Sie hat es wirklich verdient!“

„Ja, ja.“, lachte Sui.

„Du, Kaika-chan, ich hab Durst.“, meinte Sui nun und ließ ihren Blick über den weit entfernten Boden schweifen. Sie suchte ihn nicht nur mit ihren Augen ab, sondern ließ auch ihre Sinne spielen. Ihre Fähigkeiten zeigten ihr verschiedene Wasseradern und -wege unter der Erde, sie sah sie wie Energielinien vor ihrem geistigen Auge. Ein paar dieser unterirdischen Läufe liefen zusammen und speisten eine Quelle.

„Nach rechts, Kaika-chan!“, rief sie auf, legte ihre Flügel an und stieß nach rechts unten durch die kühle Luft.

Kaikas Pferd hinter ihr wieherte laut und lautes Flügelschlagen signalisierte ihr, dass ihre Freundin ihr auch schon folgte. Sie steuerte eine Bergkette an. Die Quelle befand sich in einer kleinen, engen Schlucht, die gesäumt war von hohen Mauern aus grau-blauem Stein. Am Boden wuchs kräftiges grünes Gras, gespeist von der Quelle, die in einem kleinen Becken aus dem Boden brach und es mit klarem, kaltem Wasser anfüllte. Das Wasser versickerte wieder unter dem Felsen, so lief das Becken nicht über.

Für Sui schien diese Quelle wie ein Wunder unter all diesem harten Stein und voller Vorfreude flog sie noch schneller. Als sie näher kam, erkannte sie, dass vor kurzem noch ein Felssturz stattgefunden haben musste. Große Felsbrocken lagen verstreut am Boden der Schlucht, doch im Sinkflug betrachtete sie eingehend die Felswände und stellte für sich fest, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausging. Sie würden unbekümmert dort unten kurz rasten können.
 

Kaika sah das abgelegene Tal vor ihr. Ihre Freundin hatte wirklich eine sensible Spürnase für so grandiose Landschaften und sie freut sich, hier eine Rast einlegen zu können. Das Wasser glitzerte verlockend und sie trieb ihr mächtiges Pferd ebenfalls zum Sinkflug an. Ihr war heiß, auch sie hatte brennenden Durst und noch mehr freute sie sich darauf, sich in die Fluten des klaren Bergteichs stürzen zu können. Die schimmernden Flügel Suis standen fast waagrecht in der Luft, als diese sanft auf einem der Felsbrocken landete. Sie musste etwas weiter hinten im Tal aufsetzten, das ihr Pferd mit wehender Mähne noch einige Schritte benötigte, um den Schwung des Fluges abzubremsen. Bis sie von seinem breiten Rücken gesprungen war, saß die Freundin schon am Rand des Wasserbeckens und trank aus der hohlen Hand. Ihre schönen Flügel hatte sie eng an ihren Körper angelegt, in der Hocke saß sie neben dem Wasser.

„Oh ist das lecker! Komm her! Das Wasser kommt frisch aus der Erde. Es ist jung und steckt voll Kraft! Gebirgswasser ist einfach genial.“, rief Sui ihre Freundin und trank gierig weiter. Angenehm floss das kühle Nass ihre Kehle hinunter und ihr Körper begann, sich ebenfalls nach dem Wasser zu sehnen.

„Sag mal, Kaika-chan, hast du Lust auf ein Bad? Wenn man an so ein Wasser kommt, sollte man sein Glück ausnützen!“ Sie drehte sich gerade um um nach der Freundin zu sehen, erhaschte aber nur noch einen braungebrannten Körper, der neben ihr ins Wasser sprang.

Kaika hatte sich in ihrem Überschwang bereits im Laufen die Kleider vom Leib gerissen. Sie säumten ihren Weg zum Becken, in dem sie sofort mit einem Kopfsprung verschwand. Die glatte Wasseroberfläche wurde durchbrochen von tanzenden Wellen, und erst als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, sah man den nackten Körper des Mädchens über die Kiesel des Grundes schwimmen. Das mächtige Pferd kam ebenfalls mit schnellem Schritt zu dem verlockenden Nass geeilt und steckte schnell die Schnauze hinein um seinen Durst zu stillen.

Sui schüttelte lachend den Kopf. Das hätte sie wirklich wissen können…

Grinsend verwandelte sie sich zurück, ihre Flügel verschwanden und mit einigen Griffen hatte sie sich von ihrer Kleidung befreit. Langsam und bedächtig setzte sie einen Fuß nach den anderen in das Wasser und elektrisierend waberte es um ihre Beine. Das tat gut…nach dem harten Kampf hatte sie sich noch immer nicht vollständig erholt und dieses Bad war da nur perfekt. Dieses Wasser, erfüllt von der Kraft eines ganzen Gebirges, füllte ihre Kraftreserven wieder auf. Sie musste nur einige Zeit darin verbringen.

Entspannt ließ sie sich vollständig ins Wasser gleiten und stieß sich vom Rand ab.

Währenddessen wurde die Wasseroberfläche wieder von Kaika durchbrochen.

Mit geschlossenen Augen schoss sie aus dem Wasser heraus wie ein junger Seehund den Kopf in den Nacken gelehnt, wobei die langen, schwarzen Haare an ihrem braungebrannten Rücken klebten. Dann glitt sie wieder zurück in die Fluten und hielt sich leicht paddelnd mit dem Kopf über Wasser. Suchend schaute sie sich um und ein Lächeln huschte über ihre tropfenden Züge, als sie die Freundin bereits neben ihr in dem Becken schwimmend erkannte. Das Pferd soff immer noch am Ufer stehend, den langen Hals weit nach vorne gebeugt.

„Brrr, ist das kalt.“ Kaika suchte die Augen der Freundin, sah jedoch, wie sie den Kopf in das Wasser gebettet hatte und mit ausgestrecktem Körper auf dem Rücken lag. Sie Sonne umspielte den bleichen, schlanken Körper, und kleine Wellen brachen sich an den makellosen Brüsten, die ein wenig aus dem Wasser ragten. Ihre hellen Haare umschmeichelten sie wie Algen eine Meerjungfrau. Die Augen hatte sie geschlossen, und genoss das Bad in ihrem eigenen Element in vollen Zügen. „Soll ich das Wasser ein wenig warm machen?“ Kaika wartete gerade auf die Antwort der Freundin, als ein Schnauben des Pferdes ihre Aufmerksamkeit zum Ufer hin lenkte. Der feurige Rappe hatte seinen Kopf erhoben und schaute unruhig in das hinter ihnen liegende Tal
 

Auch Sui richtete sich wieder auf und folgte dem Blick von Kaika und dem Pferd. Der Boden der Schlucht senkte sich nach und nach ab und so hatten sie eine gute Sicht. Und sie sahen die Gestalt, die sich ihnen näherte.

„Wer ist das?“, fragte Sui und kniff ihre Augen zusammen, um besser sehen zu können, doch umsonst. Die Sonne stand im Rücken der Person und blendete sie.

„Keine Ahnung. Vielleicht noch jemand von dem Treffen?“, sprach Kaika eine Vermutung aus. Doch ihr Pferd schnaubte laut auf ihre Worte hin, anscheinend war es ganz und gar nicht dieser Ansicht.

„Oder auch nicht.“, meinte Sui auf dessen Reaktion hin.

Die Gestalt kam näher, sie schritt langsam und bedächtig über das schimmernde Gras auf sie zu. Er musste sie auch bemerkt haben, machte aber keine Anstalten, sie anzureden oder sonst wie auf sie zu reagieren. Er kam einfach näher.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sess-fan
2014-07-28T12:38:55+00:00 28.07.2014 14:38
Ja geht doch das ist bestimmt ER<3


Zurück