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Silberne Flügel, schwarzes Pferd

Feuerdämon und Wasserdrache
von

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Die verspätete Reiterin

Die verspätete Reiterin
 

Kaika schaute über den lang gestreckten, sehnigen Hals ihres Reittieres nach unten. Die schwarzen Haare der gewellten Mähne flatterten im Wind und umspielten ihre schmalen Hände, mit denen sie die Zügel hielt. Sie hielt Ausschau nach der Freundin, mit der sie sich treffen wollte. Und sie war wieder einmal zu spät dran. Ein Seufzen entrang sich ihr. Sie würde es nie schaffen, auch nur einmal pünktlich zu sein. Immer fielen ihr noch so viele Dinge ein, die sie schnell erledigen wollte, und wenn sie dann endlich aufbrach, hatte sie zwar alles zu ihrer Zufriedenheit geschafft, aber ihr eigentliches Ziel aus den Augen verloren.

Sie streckte sich weit über den sehnigen Körper des pechschwarzen, fliegenden Pferdes, das sie trug, nach vorne, um die Landschaft, die unter ihr vorbei glitt, besser erkennen zu können. Da unten musste irgendwo die Freundin auf sie warten. Wohlig sog sie den Duft der Blüten ein, die unter ihr gerade die ersten Knospen aus dem frischen Grün trieben. Endlich war der Winter vorbei und die Sonne wärmte mir ihren Strahlen wieder die Erde. Wie sehr sehnte sie sich nach der Glut des Sommers, nach Wärme und Feuer, ihrem Element. Der nasse, kalte Winter war ihr ein Graus, und nicht nur das bevorstehende Treffen, sondern auch das Ende der eisigen Zeit brachte ihre Gefühle in Hochstimmung. Sie war das lebende Element Feuer, und sie fühlte, wie die stärker werdende Sonne sie wieder mit Macht erfüllte.

Die Federn an den Enden der mächtigen Flügel spreizten sich nach oben, als das Pferd zum Gleitflug in Richtung des glitzernden Flusses ansetzte, der im Tal vor ihnen lag. Kaika atmete auf. Gleich war sie da, da vorne war der ausgemachte Treffpunkt. Und sie konnte auch schon das silbrige Glänzen der Gestalt ihrer Freundin erkennen, die dort am Flussufer auf sie wartete.

Es war ein erhebender Anblick, als das in der Sonne schimmernde Pferd kurz vor der Landung die mächtigen Schwingen anzog und sich dann sanft auf den Boden gleiten ließ. Als es sicher stand, faltete es die rabenschwarzen Flügel, so dass sie eng am Körper anlagen. Nun konnte man auch die Reiterin wieder erkennen. Sie war vollkommen in leuchtendes Rot gekleidet. Eine weite Hose ermöglichte ihr, das tänzelnde Pferd zielgenau mit ihren Schenkeln zu leiten, ein lockeres Oberteil mit weiten Ärmeln hüllte ihre schlanke Gestalt ein. Das Gewand war aus Feuerrattenhaar gearbeitet und gab seiner Trägerin Schutz vor sengenden Flammen, die sie sowohl selbst als auch ihr Reittier erzeugen konnte, wenn sie in Gefahr waren. Sie trug dieses Gewand immer, und die Ausrede, dass sie es zu ihrem Schutz brauchte, bewahrte sie auch davor, die eher femininen, aber doch stark einschränkenden Seidengewänder tragen zu müssen, die für Frauen sonst üblich waren.

Ein warmes Lächeln erhellte ihr schmales, immer braungebranntes Gesicht, in dem die nachtschwarzen Augen diebisch funkelten. Lange, tiefschwarze Locken rahmten es und fielen ihr weit bis auf den Rücken, wo sie beim jedem Schritt ihres Reittieres üppig auf und ab wippten.
 

Sui-jin hatte sich vom Fluss weggedreht und ihre Hand über ihre Stirn gehalten, um ihre Augen gegen das helle Sonnenlicht zu beschatten. Der frische Frühlingswind hatte einen neuen Geruch zu ihr her getragen, nämlich den ihrer Freundin. Und kaum hatte sie den Blick zu hohen Himmel gehoben, da hatte sie sie auch schon entdeckt gehabt.

Wie immer in all den Jahren flog sie auf ihrem gewaltigen Streitross, das sie schnell durch die Lüfte überall dorthin trug, wohin sie wollte. Anders als Sui-jin konnte Kaika nicht selbst fliegen und war somit auf dieses beeindruckende Dämonentier angewiesen, wenn es um das schnell Reisen ging. Nichtsdestotrotz kam sie immer zu spät…

Gebannt verfolgte Sui-jin den Landeanflug des rabenschwarzen Tieres und als es gelandet war und sich ihr bis auf ein paar Schritte genähert hatte, verschränkte sie ihre Arme und schenkte seiner Reiterin gleich mal einen anklagenden Blick, ganz so wie jedes Jahr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Fuchslady
2008-12-05T07:37:03+00:00 05.12.2008 08:37
*freu* schon hab ich die zweite Geschichte gefunden. Du schreibst sowas von interessant und detailliert ohne, dass es langweilig wird. Es ist beinahe entspannend deinem Schreibstil zu folgen ^_^
Die beiden Hauptcharaktere gefallen mir wirklich gut, obwohl die beiden Freundinnen das absolute Gegenteil voneinander sind, scheint sie eine sehr tiefe Freundschaft zu binden.
Und endlich mal ein schwarzes geflügeltes Pferd *lach* diese ewige Pegasus-Nummer geht mir schon auf die Nerven. *gg*

Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht mit den Beiden und freue mich aufs nächste Kapitel.

Greets!
Meru-chan


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