Allmonatliche Schreibaufgabe von Mirabelle (Gestörtes aus der Welt von Harry Potter?) ================================================================================ Kapitel 1: Treehouse of Christmas I – 19 Jahre später oder: Stille Nacht, heilige Nacht? ---------------------------------------------------------------------------------------- Wörter: 2192 Molly Weasley wuselte aufgeregt durch das Haus. Nur noch ein paar Stunden, dann wäre hier wieder einmal die ganze Familie versammelt, um ein besinnliches Fest zu erleben. Ihren Mann Arthur hatte sie zusammen mit dem drittältesten Sohn Percy ausgesandt, um einen Weihnachtsbaum zu holen während sie selbst sich endlich an die Weihnachtsgans machte ... wie jedes Jahr waren sie viel zu spät dran. „Mum, kann ich dir nicht irgendwie helfen?“ „Schon gut, Charlie, schon gut ... lass das Kochen meine Sache sein“, antwortete sie zerstreut, als ihr zweitältester Sohn plötzlich in der Küchentür stand und sie grinsend musterte: „Mag schon sein, aber ich dachte, du wolltest noch in jedes Fenster ein kleines Gesteck stellen? Die sind immer noch auf dem Sofa.“ Die rothaarige Frau stöhnte. „Danke, dass du mich daran erinnert hast, Junge. Darum kannst du doch natürlich kümmern.“ „Und Victoire fragt, ob sie den Boden noch wischen soll. Das hast du auch vergessen“, rief Charlie im Hinausgehen und Molly schrie auf. Schnell lief sie auf den Flur und rannte fast in ihre älteste Enkelin hinein, die lächelnd fragte: „Hallo, grand-mere. Du hast vergessen, die Böden zu putzen, soll ich das erledigen?“ „Habe ich wirklich? Oh, was habe ich die letzten Tage eigentlich gemacht?“, jammerte die Herrin des Hauses und schlug sich die Hände vor das Gesicht. „Du hast alle Fenster geputzt, Onkel Rons und Tante Ginnys alte Zimmer wieder hergerichtet, das alte Zimmer meines Vaters bewohnbar gemacht und sogar das Lager für den Scherzartikelladen mit Betten ausgestattet, grand-mere. Ich sage doch schon seit Tagen, dass ich die Böden machen kann.“ Dankbar fiel die überforderte Molly der jungen Frau um den Hals und sie wurde sanft getätschelt: „Maman und papa sind draußen. Maman schmückt die große Tanne vor dem Haus und papa befreit die Auffahrt von dem vielen Schnee.“ Victoires Großmutter lächelte glücklich, streichelte dem Mädchen noch einmal über den Arm und sagte ihr, wie sie die Böden am Besten putzte, bevor sie sich wieder ihrer Weihnachtsgans widmete. Nicht einmal eine halbe Stunde später sah sie durch das eingeschneite Küchenfenster, wie Percy und Arthur eine riesige Tanne in Richtung Haus schweben ließen und eilte los, um ihnen die Tür zu öffnen. „Das hätten wir doch auch selbst tun können, Molly“, sagte Arthur und rieb sich die eiskalten Hände. „Ist schon jemand gekommen?“ „Nein und das ist auch gut so. Ich habe doch viel für euch zu tun“, antwortete sie hektisch und zog Percy bereits am Ärmel, als er noch seine Schuhe auszog. „Percy, wir haben vergessen, die Grußkarten zu verschicken. Apparier doch bitte nach London und erledige das.“ „Wie jedes Jahr“, seufzte ihr Sohn, musste jedoch lächeln. „Wer hat es dieses Mal bemerkt?“ „Fleur. Sie hat nach einer Christbaumspitze für die Tanne draußen gesucht und dabei die Karten auf der Kommode entdeckt.“ „Aber den Baum hat sie schön geschmückt“, bemerkte Arthur mit einem Blick nach draußen. „Ja, stimmt, und du machst es mit dem im Wohnzimmer am Besten genau so gut. Husch“, sagte Molly, während Percy seine Schuhe wieder anzog und sich zum Postamt in der Winkelgasse apparierte, das seines Wissens in nur wenigen Minuten schloss. * Zur selben Zeit rannte Albus Potter aufgeregt im Haus herum. „Meine Geschenke für Oma und Opa! Wo sind sie? Gib es doch zu, James, du hast sie versteckt!“ „Habe ich nicht“, lachte sein älterer Bruder. „Glaub mir doch endlich, sie liegen im Bad.“ „Das behauptest du nur, um mich da einzusperren! Wieso sollte ich die Geschenke mit ins Bad nehmen?“ Dennoch schlug er jetzt den Weg zum Bad ein und achtete darauf, dass sein Bruder ihm nicht folgte – dieser lehnte an der Wand am anderen Ende des Gangs. Albus öffnete die Badtür und sah die Basteleien für seine Großeltern auf der Toilette. Er hatte den kleinen Brunnen für Oma Molly mit Wasser gefüllt und hatte die beiden Geschenke stehen gelassen. Seufzend bedanke er sich bei dem immer breiter grinsenden James. Seine Eltern Harry und Ginny indes suchten ihrerseits alle Geschenke zusammen, während Lily noch in ihrem Zimmer war und einen schönen Umhang suchte. „Ich weiß einfach, dass du Rons neues Besenpflegeset auf dem Schrank vor James versteckt hast, Ginny!“ „Und ich weiß, dass es da definitiv nicht ist, ich habe nachgesehen!“, rief Harry Potters Frau durch das halbe Haus zurück und James sah beinahe beschämt auf den Stapel der Geschenke im Wohnbereich. Er hatte das Besenpflegeset nachdem er mit der Suche begonnen hatte natürlich schnell gefunden und heimlich vor wenigen Minuten auf den Geschenkberg gelegt. Auch Lily und Albus standen nun neben ihm und entdeckten das Päckchen. Lily tapste vom einen Fuß auf den anderen, unsicher, ob sie ihren Eltern Bescheid geben sollte oder nicht. Albus hatte viel zu große Angst, sein Bruder könnte etwas mit ihm anstellen, als dass er sich traute, etwas zu sagen. „Es hat keinen Sinn“, seufzte Harry zehn Minuten später: „Es ist verschwunden. Wir müssen Ron eben sagen, dass er sein Geschenk nachträglich bekommt.“ „Accio Besenpflegeset“, kam es von seiner rothaarigen Frau entnervt aus dem Schlafzimmer, aber James packte das Paket und klammerte sich daran fest. Kurz darauf waren sowohl Harry als auch Ginny ebenfalls im Wohnzimmer vor dem Kamin – die junge Frau schaute immer noch böse beim Gedanken an das Geschenk ihres Bruders, während Harry sich damit abgefunden hatte und beiläufig auf den Geschenkstapel sah. Kurz schwieg er und seine Augenbraue zuckte nervös, was den Blick seiner Frau ebenfalls auf den Stapel lenkte. „James!“ Der Junge lachte, schnappte sich eine Handvoll Flohpulver und verschwand mit den Worten „Zum Fuchsbau!“ im Kamin. Seine Geschwister kicherten leise. * Hermine hakte den letzten Punkt auf ihrer Weihnachts-to-do-Liste ab und lächelte glücklich: „Wir sind fast soweit. Ich gehe mit Rose ein schönes Kleid suchen und du stellst den Korb mit den Geschenken vor den Kamin, in Ordnung?“ Ron nickte beiläufig und nahm den Wäschekorb, dessen Inhalt magisch fixiert war, hoch, um in das Wohnzimmer zu gehen, während seine Frau das Zimmer der gemeinsamen Tochter betrat. „Na, Rose, hast du es dir noch einmal anders überlegt oder bleibst du bei dem grünen Kleid?“ „Nein“, antwortete ihre junge Tochter und legte ihr Buch weg, bevor sie aus dem Sessel sprang und zu ihrem Kleiderschrank lief: „Ich denke, ich nehme das Dunkelrote.“ „Oh, das ist natürlich auch schön“, antwortete Hermine und strecke ihrer Tochter noch eine warme Strumpfhose sowie Unterwäsche und eine passende Haarspange entgegen. Rose zog sich das Kleid an und ließ sich von ihrer Mutter einen Pferdeschwanz machen, der die widerspenstigen, braunen Locken aus ihrem Gesicht halten sollte. Anschließend gingen sie gemeinsam in das Wohnzimmer, wo Ron gerade den Blumentopf mit dem Flohpulver bereitstellte. „Kommt Teddy auch?“, fragte der Familienvater beiläufig, als er seinen Winterumhang anlegte und Hermine antwortete: „Ich denke schon, Andromeda ist soweit ich weiß wie jedes Jahr auf Island.“ Ron nickte und nahm die erste Prise Flohpulver, nachdem er den Geschenkkorb in den Kamin gehievt hatte. „Zum Fuchsbau.“ * „Teddy ist da!“, rief der eben eingetroffene George Weasley aus dem Wohnzimmer und Molly eilte aus der Küche herbei: „Teddy! Schön dich zu sehen! Und frohe Weihnachten!“ „Danke, dir auch, Molly“, lächelte der Jugendliche höflich und meinte: „Habe ich dich von irgendetwas abgehalten?“ „Ach, nein, nein“, winkte die rothaarige Frau ab: „Nur der Biskuit ... mein Biskuitboden!“ Sie eilte zurück in die Küche und George lachte amüsiert: „Es ist eben doch jedes Jahr dasselbe. Anstatt einfach auf Ordnung zu pfeifen gibt es ein Riesentheater. Setz dich, Ted.“ Der Sohn von Remus Lupin nahm Platz und fragte: „Wo sind denn die Anderen?“ „Dad ist losgezogen, um einen Gnom für die Weihnachtsbaumspitze zu finden, Bill schippt schon wieder die Auffahrt obwohl alle per Flohpulver kommen, aber Mum will es ... Fleur und Victoire verzaubern jedes einzelne Fenster, dass es aussieht als wäre es aus lauter Eiskristallen, sogar auf den Klos. Also hat Mum umsonst geputzt. Charlie und Percy sind die Plätzchenbeauftragten, so lächerlich es klingen mag. Und ich ... bin das Empfangskomitee, während Angelina heute ihre Eltern besuchen ist.“ Ted musste bei dem breiten Grinsen des Scherzladenbesitzers ebenfalls lächeln und meinte beiläufig: „Ich denke, ich gehe schnell auf die Toilette.“ „Victoire ist gerade aber in Bills altem Schlafzimmer“, erwiderte George, Ted beachtete ihn jedoch nicht weiter. George hatte es gerade irgendwie geschafft, sein Grinsen wegen Teddy aus seinem Gesicht zu verbannen, als sein ältester Neffe aus dem Kamin gestolpert kam und der Ältere nicht mehr an sich halten konnte. Die Familie Potter war aber auch einfach zu lustig. Nach und nach tröpfelten sie durch den Kamin in das behagliche, warme Wohnzimmer des Fuchsbaus und Molly kam wieder in herein, um die Familie zu begrüßen: „Ihr Lieben, es ist so schön, euch zu sehen! Fröhliche Weihnachten!“ „Fröhliche Weihnachten, Mum“, antwortete Ginny, während sie ihre Mutter herzlich umarmte: „Aber sag, was ist das da draußen?“ Molly wirbelte herum und kreischte, während George sich hinter Harry versteckte, der begann, zu grinsen. „Ich dachte, wir brauchen noch etwas Schnee und habe noch bevor Ted gekommen ist schnell die Schneekanone aufgebaut. Die hört nur auf meinen Befehl wieder auf.“ „Bill hat heute schon zwei Mal geschippt!“, kreischte Molly ihren Sohn aufgelöst an: „Honoriere die Arbeit deines Bruders!“ „Aber was bringt es, wenn so oder so alle per Kamin anreisen?“, erwiderte George und James fragte, um seinen Lieblingsonkel zu unterstützen: „Was raucht da aus der Küche, Oma?“ „Die Plätzchen! Die habe ich ganz vergessen!“ Sie rannte nicht zum ersten Mal an diesem Tag in die Küche und Percy und Charlie ließen sich auf eine Couch fallen. „Haben wir gerade wirklich Plätzchen gebacken, Percy?“, fragte Charlie ein wenig fassungslos und sein jüngerer Bruder nickte leicht angewidert. In dem Moment erschienen auch Ron, Hermine und Rose und es wurde ein wenig eng im Wohnzimmer, was jedoch niemanden darin beeinträchtigte, sich freudig zu begrüßen. „Mum, wann bekomme ich meine Geschenke?“ „Nach dem Essen, Lily, du musst dich noch gedulden. Hallo, Bill, wie geht’s, Fleur?“ Die beiden Angesprochenen betraten eben den extrem überfüllten Wohnraum. „Gut, und dir, Schwesterherz?“ „Nischt so gut. ’at jemand Victoire gese’en?“, fragte Fleur resigniert, lächelte Ginny und den anderen jedoch freundlich zu, bis George unter gekünsteltem Husten den Namen Teddy fallen ließ. Daraufhin schüttelte die gebürtige Französin ihren schönen Kopf und meinte: „Sie verschwinden immer, wenn alle auftauschen. Das ge’ört sisch nischt.“ „Das ist okay, dann ist es nicht so voll“, meinte Arthur, der gerade mit einer noch roten Nase wegen der Kälte hereinstapfte, den frisch gefangenen Gnom im Prinzessinnenkostüm lähmte und auf die Christbaumspitze setzte: „Molly meint, das Essen ist endlich fertig. Wie sieht’s aus? Hunger?“ Die gesamte Weasley-Meute folgte ihm begeistert in den angebauten Raum, der als Esszimmer nötig geworden war, als die Weasley-Familie immer mehr Menschen wurden. Als letzte schlichen sich Victoire und Teddy in den Raum, was mit einem resignierten Blick Fleurs quittiert wurde, Bill jedoch grinste über beide Ohren und George amüsierte sich sichtlich. Das Essen verlief überraschend gesittet, abgesehen von gelegentlichen „James! Lass das!“-Rufen und einem mysteriösen Verschwinden Hermines, das sich von selbst klärte, als sie mit leicht angebranntem Gebäck wieder im Raum stand und von einer nervlich angeschlagenen Molly dankbar umarmt wurde. * Schließlich hatten alle, auch Ronald, das stattliche Mahl beendet und nahmen nun im Wohnzimmer Platz, wo sie traditionell ein wenig Celestina Warbeck hörten, bevor es ans Eingemachte ging. „Wow, danke für das Besenpflegeset, Bill und Fleur!“ Harry und Ginny sahen sich schwer schluckend an, als Ron nun nach ihrem Geschenk griff und es begeistert auspackte: „Ach du Sch ... Ich meine ... Danke, für das Besenpflegeset, Harry und Ginny.“ Kurz war es still im warmen Raum, doch dann brachen alle in Gelächter aus, auch Ron. Seine jüngere Schwester meinte unter zwei Lachanfällen: „Unseres ist eine Sonderanfertigung für die Holyhead Harpies, also sind sie wenigstens nicht komplett identisch.“ Ron wollte ihr gerade antworten, als ein kleiner Schrei ihn herumwirbeln ließ. James hatte das Paket von George ausgepackt und haufenweise Scherzartikel gefunden, mit denen er in der Schule so unauffällig als nur irgend möglich allen Menschen Streiche spielen können. Abgesehen von Molly, Hermine, Percy, Ron und Fleur waren alle hellauf begeistert und verlangten denselben Super-Sonder-Koffer von George. „Ich habe bei der Zusammenstellung geholfen“, murmelte Ronald in Richtung seiner Frau und sie tätschelte ihm den Arm: „Sieh, wie sich deine Mutter über unser Geschenk freut.“ In der Tat blätterte Molly begeistert in dem Buch über Celestina, deren illustrierte Abbilder schlaue Sprüche zu sämtlichen Lebenssituationen von sich gaben. „Wie ich gesagt habe, mein Vater hasst es.“ Schuldbewusst grinste die Brünette und wandte sich ihrer Tochter zu, die ebenfalls ein Buch ausgepackt hatte, allerdings handelte es sich hierbei um die aktuellste Ausgabe der Geschichte Hogwarts. Das junge Mädchen lachte vergnügt und verkrümelte sich schnell in einen freien Sessel in der Ecke, um zu lesen. Lily spielte ihrerseits bereits vertieft mit ihrem Mini-Besen, Albus hingegen wirkte mit seinem tatsächlichen Rennbesen ein wenig überfordert. „Dad, ich mag Fliegen nicht so sehr.“ „Du wirst ein klasse Flieger, keine Angst. Du hast es im Blut“, erwiderte sein Vater geduldig und Ginny nickte bestätigend. „Was hast du denn da bekommen, Percy?“ Alle sahen von ihren momentanen Tätigkeiten auf, als George Percy, der am anderen Ende des Raumes saß, ansprach: „Doch nicht etwa ein Buch über Erfolgschancen im Ministerium? Genial! Aber wie könnte es anders sein – es ist von mir.“ Alle im überfüllten Raum lachten schallend – auch Percy. Kapitel 2: Postmortem oder ... Wo zum Teufel bin ich? ----------------------------------------------------- Wörter: 1014 „Quaffel sind was für Anfänger!“, rief Zacharias Smith aufgebracht und stampfte mit dem Fuß auf den regennassen Rasen: „Schön und gut, ich wurde genommen, aber ich habe mich nicht als Jäger beworben, sondern als Sucher! Das habe ich doch gesagt! “ „Du vergisst aber, das wir bereits Cedric haben, Smith“, erwiderte John resigniert: „Er ist ein hervorragender Sucher und wir haben ein Auswahlspiel für Jäger veranstaltet, wir dachten, das kam an. Cedric, der Kapitän der Mannschaft, hielt sich zurück. Er konnte Smith beinahe ein wenig verstehen – auch er war zuerst als Jäger gedacht gewesen. Quaffel waren schließlich was für Anfänger. ... für Anfänger ... ... Quaffel ... Cedric wachte auf, als er einen Fuß in seinem Bauch spürte. Oh, niemand trat ihn, nein. Der Fuß war in seinem Bauch. Cedric sah sich verwirrt um. Wo war er hier und was machte dieser Fuß in seinem Bauch? Langsam stand er auf und bemerkte, dass der Fuß zu einer großen Gestalt mit langen, fettigen schwarzen Haaren gehörte, deren bleiches Profil ungefähr drei Zentimeter vor seiner Nasenspitze war. Der Hufflepuff schrie. Er stand mit seinem halben Körper im Lehrer für Zaubertränke, Professor Severus Snape. Was war geschehen? Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war ein limonengrüner Bowler, den er getragen hatte, als seine Urgroßtante Selma mit ihm Schokofroschkarten getauscht hatte. Cedric stutzte. Tante Selma war vor etlichen Jahren verstorben, er konnte sich quasi gar nicht an sie erinnern. Zudem besaß er keinen limonengrünen Bowler und Schokofroschkarten sammelte er schon seit er zwölf war nicht mehr. Verwirrt wollte er sich durch die braunen Haare fahren, als er gegen etwas Filziges stieß. Mit einer leisen Vorahnung nahm er die Kopfbedeckung ab und stöhnte. Bis vor wenigen Sekunden war auf seinem Kopf ein limonengrünen Bowler gewesen. Irgendetwas hier stimmt nicht, überlegte Cedric und sah sich aufmerksam um, während er gedankenverloren den Hut wieder aufsetzte. Der riesige Raum, in dem er und Professor Snape waren, war verhangen mit Spinnweben und überall standen uralte, wertvoll erscheinende Möbel. Das Haus schien unbewohnt zu sein, denn abgesehen vom Geraschel Snapes war es vollkommen ruhig. Cedrics dunkle Augen wanderten über eine alte Kommode zu einem eingestaubten Sessel und blieben schließlich an einem Familienstammbaum hängen. Das fürnehme und gar alte Haus der Blacks »Toujours pur« Cedric lief auf den Stammbaum zu und erkannte nebst dem gesuchten Mörder Sirius Black auch noch weitere Todesser, die jedoch in Askaban gefangen waren. Außerdem blieb sein Blick an Narzissa Black hängen, die Mutter Malfoys, des vorlauten Slytherins. Wie kam er in ein Haus, das schwarzen Magiern gehörte? „Verdammt! Wie ich den Grimmauldplatz hasse!“ Cedric zuckte zusammen und wirbelte zu Snape herum, der ihn immer noch nicht bemerkt hatte, was den jungen Mann verwunderte, stand er doch eben noch mit seinem halben Körper in dem Professor, so seltsam es klingen mochte. Wütend rauschte Snape herum und riss die Tür auf, als er sie erreicht hatte. Cedric überlegte nicht lange und stürzte dem Professor hinterher. Er konnte ihn so oder so nicht sehen und daraus schloss der Hufflepuff, dass es auch sonst niemand konnte – auf der Eben war der Hauslehrer der Slytherins seiner Meinung nach übermenschlich. Snape hastete die mit zerlöchertem Teppichboden ausgelegte Treppe hinab und schnappte sich einen Besen, der an dem Geländer gelehnt hatte. Ohne zu zögern ging er mit wehendem Umhang auf die Eingangstür zu und Cedric konnte gerade noch hindurchhuschen, bevor der Zaubertränkelehrer die schwere Tür wieder zufallen ließ – der Hufflepuff hatte vergessen, dass er offenbar immateriell war. Er hatte die Augen geschlossen, als er durch den Türspalt flitzte, aus Angst von einer Kollision, doch nun öffnete er sie wieder. Es war Nacht und die Gegend schien sehr ärmlich zu sein. Warum die Blacks ausgerechnet hier gewohnt hatten verstand der Brünette nicht. Vielleicht liegt es am Namen, Grimmauldplatz klingt so düster, überlegte er stirnrunzelnd und wollte sich erneut durch die Haare fahren, worauf er wieder auf den hässlichen Bowler stieß. Verdammt, woher kam dieses Ding? Zweifelnd und vor allem in der Absicht, von dem Hut abzulenken warf er dem Haus einen weiteren Blick zu und stutzte – es war verschwunden. Seltsam, dachte Cedric und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Snape, der sich soeben selbst mir einem Desillusionierungszauber belegte und nun so gut wie unsichtbar war. Interessiert sah der Hufflepuff zu, wie der Zaubertrankprofessor mit einem verdrießlichen Schnauben auf den Besen stieg und langsam und schwankend losflog. Kurz darauf stürzte der Besen wieder ab und Snape fluchte laut. „Verdammt, ich hasse Fliegen! Ich hasse Dumbledore, weil ich fliegen muss! Ich hasse den Orden, weil immer ich die Drecksarbeit machen muss! Ich hasse Hufflepuff, weil ihre Besen so miserabel sind! Aber sonst ist ja niemand bereit, seinen Besen zu verleihen!“ Bei der Beleidigung seines Hauses hatte Cedric empört den Mund aufgerissen – Hufflepuffs hatten genauso gute Besen wie alle anderen! Immer noch schwankend versuchte der Schwarzhaarige es ein zweites Mal – diesmal erfolgreicher. Er flog langsam und viel zu tief, aber Cedric kümmerte sich nicht darum. Im Osten ließ sich durch sanfte Streifen am Himmel der Morgen erahnen und der junge Mann legte sich gedankenlos in das Gras gegenüber der Häuser des Grimmauldplatzes. Der Unrat auf dem Boden interessierte ihn nicht, er legte seinen Bowler, den er inzwischen doch ganz hübsch fand, auf seinen Bauch und schlief mit den ersten Sonnenstrahlen ein. ... für Anfänger ... ... Quaffel ... Wutentbrannt stapfte Smith davon und Cedric sah ihm beinahe etwas mitleidig nach. „Kümmere dich nicht um diesen Idioten, Ced ... Komm, wir trainieren“, meinte John schulterzuckend und der Brünette wandte sich ihm lächelnd zu: „Okay. Leute“, er erhob seine Stimme und sein treue Team wandte sich ihm zu: „Natürlich fehlt uns jetzt immer noch ein Jäger, aber den finden wir schon noch. Ich lasse jetzt die Klatscher frei und gebe John den Quaffel – wir machen ein Übungsspiel! Alle auf Susans Tor und jeweils eins gegen eins!“ Die Mannschaft nickte beinahe unisono und Cedric fügte leise hinzu: „Dann geht es eben nicht anders.“ „Vielleicht doch.“ Verwundert sah der Kapitän auf und blickte in das etwas verlegene, aber immer noch arrogante Gesichts Smiths. „Ich habe es mir noch einmal überlegt – kann ich mitmachen?“ Cedric packte ihn am Arm und rief lachend: „Leute, wir sind wieder komplett!“ Kapitel 3: Konfrontation ------------------------ Konfrontation - 663 Wörter Wachsam schlich Albus Dumbledore durch die Gänge und seine blauen Augen fixierten jeden Staubpartikel, der sich unter Umständen bewegte. Sirius Black, Mörder und der Erste, der es jemals geschafft hatte, aus Askaban zu entkommen, hielt sich nach den Angaben des Porträts der Fetten Dame im Schloss auf und war auf der Suche nach dem armen Harry Potter. Albus hatte es freiwillig übernommen, den zweiten Stock zu inspizieren und nun war er also hier. In diesem Gang befand sich genau ein Raum, das Mädchenklo, in dem die Maulende Myrte lebte. Noch einmal warf der Schulleiter einen Blick nach links, dann einen nach rechts und schließlich verschwand er in der Toilette. „Myrte?“, rief der alte Mann so freundlich als möglich und sofort ertönte das Klagegeheul des manisch-depressiven Geistes. Es lag nicht in Albus’ Natur, Menschen, Geister oder allgemein irgendwelche Lebewesen nicht zu mögen, aber er konnte eine gewisse Abneigung nicht verhehlen. „Einen schönen Abend, Myrte“, meinte er, als der Geist in seinem Sichtfeld war und noch ehe sie etwas über den überhaupt nicht schönen Abend sagen konnte, fuhr er eilig fort: „Das ganze Schloss ist in Aufruhr, weil eingebrochen wurde. Du hast nicht zufällig Sirius Black gesehen?“ Myrte, deren Gesichtsausdruck bis eben noch eine Mischung aus Empörtheit und Verletztheit widerspiegelte, offensichtlich, weil sie nicht zum Klagen kam, sah augenblicklich ein wenig glücklicher aus: „Sirius Black? Dieser hübsche Junge, der hier von einigen Jahren zur Schule ging?“ „Genau der“, antwortete Albus ein wenig skeptisch. Er hatte nicht gewusst, dass Myrte es auf Sirius abgesehen hatte. „Und er war mit diesem charmanten James Potter befreundet“, schwärmte Myrte weiter, „Dessen Sohn letztes Jahr manchmal hier war!“ Auch von einer Zuneigung zu James hatte Albus bis dato nichts gewusst und bei dem Gedanken hob sich seine rechte Augenbraue. Es war alles andere als unwahrscheinlich, dass die Rumtreiber, wie sie respektvoll genannt wurden, es bis in Myrtes Klo geschafft hatten und es dort auch länger ausgehalten hatten, aber irgendwie verunsicherte ihn dieser Gedanke schon. Ein wenig fahrig griff er in seine Umhangtasche und zog ein Pfefferminzbonbon daraus hervor, dass er schnell aufpackte und sich in den Mund warf. Ach, diese kleinen Dinger waren wie eine Droge, so beruhigend! Besonders, wenn er es mit gestörten Charakteren wie der Maulenden Myrte zu tun hatte. „Die anderen Beiden, diesen Lupin und diesen rattige Pettigrew fand ich nie so toll“, meinte Myrte plötzlich abwertend und ihr Gesichtsausdruck war plötzlich nicht mehr leidend, sondern vor allem abfällig. „Ich hab’ mich immer gefragt, warum Potter und Black mit solchen herumgelaufen sind ...“ Hastig zerbiss Albus das Pfefferminzbonbon und kramte nach dem nächsten. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand Persönlichkeiten wie Remus nach dem Äußeren verurteilte– Nein. Bei Merlin, nein! Nicht jetzt! Die blauen Augen wanderten hektisch umher, als würden sie etwas suchen, doch er wusste natürlich, dass sich das Objekt seiner Begierde nicht hier, in dieser schimmligen Toilette, befand. Er hatte keine Pfefferminzbonbons mehr! Er könnte sie natürlich einfach herbeizaubern, aber Myrte würde etwas merken und ihn fragen, was er da tat und dann hätte sie wieder einen Selbstmitleidsanfall aus welchen Gründen auch immer ... sie war zu Lebzeiten sicher ein Hypochonder gewesen, Albus hatte sich zugegeben nie näher mit dem unscheinbaren, leicht dümmlichen Mädchen befasst, bis sie gestorben war. „Ehm ... Myrte, es war schön, wieder einmal mit dir zu plaudern, aber ich muss wirklich weitersuchen“, begann er umsichtig und der Geist sah ihn wehleidig an: „Aber sicher, Professor, verschwenden Sie bloß nicht zu viel Zeit an mich. Und sagen Sie Sirius einen Gruß von mir, wenn Sie ihn sehen.“ „Mach ich, mach ich“, antwortete Albus breit lächelnd, als er den Raum wieder verließ. Schnell beorderte er eine Packung Pfefferminzbonbons zu sich und atmete tief durch, als er sich von dem Mädchenklo entfernte. Hätte er gewusst, wie sehr Myrte Sirius mochte, hätte er sicher gar nicht erst da drin nachgesehen, nicht einmal Sirius würde so eine Gefahr eingehen, wie sehr er das Risiko auch liebte. Aber nach einem Fehler war man offensichtlich immer schlauer. Kapitel 4: Wie der kleine Tom Riddle das Dunkle Mal erfand ---------------------------------------------------------- [Wie der kleine Tom Riddle das Dunkle Mal erfand - 725 Wörter] Tom Riddle Junior stand missmutig in der Tür der Küche im Waisenhaus mitten in London. Er war jetzt elf Jahre alt und er wusste ganz genau, dass er etwas Besonderes war. Schließlich war vor ein paar Wochen dieser verrückte, alte Kauz hier aufgetaucht und hatte ihm erklärt, dass er ab dem ersten September die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei besuchen würde. Tom hatte immer gewusst, dass er nicht so gewöhnlich wie die anderen Kinder war, konnte er doch Dinge schweben und verschwinden lassen oder das Waisenhauseigene Kaninchen in den Selbstmord treiben. Unspektakuläre, jedoch mittelmäßig amüsante Dinge, die Tom bewiesen, dass er hier absolut fehl am Platz war. Vor allem in der Küchentür, während er den anderen abschätzend beim Ostereier färben zusah. Hässlich. Bunt, abstoßend und noch nicht einmal wohlschmeckend. Tom verstand den Aufruhr nicht. Aber wiederum waren sie ja auch alle gewöhnlich, unter seiner Würde. Das beruhigte den kleinen Jungen ein wenig. „Oh je, wir müssen noch ein wenig mehr Eier abkochen“, rief eine der beiden Hausmütter plötzlich leicht gestresst und Tom konnte es ihr nicht verübeln. Diese Rasselbande unreifer Kinder – und teilweise waren sie älter als er, das belustigte ihn sogar ein wenig – hatte tatsächlich einen Heidenspaß am Eierfärben und da Eier leicht und billig zu bekommen waren, schien man ihnen wenigstens diesen Spaß gönnen zu wollen. Aber für Tom war es kein Spaß. Konnten sie nicht einen Ausflug in ein Gefängnis oder in den Tower von London machen, dass er ein wenig über wirklich amüsante Dinge lachen konnte? Aber nein – man musste ja zu Ostern Eier färben. Die Hausmutter sprang eilig auf und Tom fixierte die drei restlichen Eierkartons, auf die sie zusteuerte. Selbst wenn er sie ein wenig verstehen konnte, er hasste diese einfältige Frau einfach abgrundtief. Er wollte, dass die Eierkartons verschwanden, oder die Eier einfach kaputt waren, wenn sie den Karton öffnete, oder ... Insgesamt dreißig Eier lagen kaputt auf dem dreckigen Fußboden und die kleineren Kinder fingen an zu weinen. „Müssen wir jetzt damit aufhören?“, fragte die vierjährige Susan dümmlich und Tom wollte ihn einen kleinen Tritt verpassen. Wenn keine Eier mehr da waren, konnte man daraus ja wohl logische Schlüsse ziehen, ohne dumm zu fragen, oder? Die zweite Hausmutter streichelte ihr über den Kopf. Ein kleiner Stich Eifersucht durchzuckte den kleinen Riddle, doch schnell fing er sich wieder. Solch kindisches Gehabe war nichts für ihn. „Keine Angst, wir haben noch welche im Vorratsraum“, erwiderte die Hausmutter, die jetzt voller Eiweiß war, schief grinsend. So mochte Tom sie am Liebsten. Verzweifelt und genervt. Sie lief schnurstracks an ihm vorbei, um die Eier zu holen und als sie zurückkam, bemerkte sie Tom offensichtlich zum ersten Mal wirklich. „Ach Tom“, rief sie überrascht aus und zögerte dann kurz. Offensichtlich wollte sie ihn nicht bei den anderen Kindern haben, dass er sie nicht verdarb, doch es ging genau so wenig nach ihren Prinzipien, den kleinen Jungen einfach dort im Türrahmen stehen zu lassen. Also fragte sie ein wenig gequält: „Bist du dir ganz sicher, dass du nicht mit uns Eier färben willst? In zehn Minuten sind sie hart gekocht, dann kannst du gleich einsteigen. Tom sah sie verachtend an. Fünfzehn Minuten später pinselte Tom eifrig mit einem Grünton auf einem noch heißen Ei herum. Seine Gedanken hatten sich überschlagen, als er vor einigen Nächten vor seinem Inneren Auge plötzlich dieses interessante, gruselige Bild gehabt hatte, und jetzt konnte er es endlich zu … na ja, Ei bringen. „Oh, Tom, was wird das denn?“, fragte die Hausmutter freundlich, doch Tom zog es vor, erst einmal nicht zu antworten. Er hatte gemerkt, dass sie gleich von Anfang an hinter ihm gestanden war und ihn beobachtet hatte. So etwas konnte er nicht leiden. Er besah sich noch einmal stolz sein Kunstwerk, das unter den Flecken und Strichen der anderen herausstach. „Ein Totenkopf mit einer Schlange im Mund“, antwortete er schließlich glücklich und die Hausmutter lachte ein wenig hysterisch: „Das ist aber schön.“ „Finde ich auch“, meinte er befriedigt. Machte ja doch Spaß. * „Wer hat mein letztes Ei gegessen?“, fragte Tom zwei Wochen später kalt, doch keines der anderen Kinder sah ihn an. Einer von ihnen hatte es getan. Einer von ihnen hatte sein letztes, heiliges, grünes Ei gegessen. Dabei schmeckten sie so gut, und dann auch noch die schöne Schale … Tom hasst die anderen Kinder. Aber er liebte Eier. Er wollte mehr davon. Kapitel 5: Und ich werde mich rächen ... ---------------------------------------- Und ich werde mich rächen ... -921 Wörter– „Und dann gibt Dumbledore Gryffindor genau so viele Punkte, dass wir Slytherins um zehn Punkte den Hauspokal verlieren, stell dir das mal vor! Ich könnte ihn ...“ „Schon gut, Charlotte“, erwiderte die Mutter der Hogwartsschülerin genervt, sie fühlte sich nicht wirklich wohl umgeben von vielen hetzenden Muggeln, doch den beiden reinblütigen Hexen blieb nichts anderes übrig, als auf einer der Damentoiletten vom Bahnhof Kings Cross in London einen Portschlüssel zu nehmen. „Das war jetzt gerade mal dein erstes Jahr. Du hast ja immer noch sechs weitere, um Potter und seinen kleinen Anhängseln zu zeigen, dass sie gegen Slytherin nichts sind.“ „Denkst du, Vater ist böse auf mich?“, fragte Charlotte etwas verängstigt, aber ihre Mutter sah sie verständnislos an: „Wieso sollte er böse auf dich sein? Die älteren Schüler bekommen sowieso mehr Punkte für gute Leistungen und deinen Noten nach zu schließen ... nun gut. Da könnte er wohl eher sauer sein. Ich bin auch nicht wirklich erfreut.“ Sie schnaubte und Charlotte erwiderte kleinlaut: „Aber Potter und seine Freunde haben auch viele Punkte bekommen gestern. Sogar ein Schlammblut war dabei. Ein Schlammblut! Und Draco wird von Professor Snape bevorzugt, der bekommt trotz mittelmäßiger Noten Punkte ohne Ende!“ „Ja, Snape hat auch die Aufgabe von Narcissa bekommen, ein bisschen auf ihren Sohn aufzupassen, du vorlautes Mädchen. Und Draco hat nur die feinste Erziehung genossen, denkst du, er wäre glücklich in Hogwarts, wenn er nicht ständig Punkte bekommt? Snape hat ja gar keine Wahl, wenn er Lucius nicht verärgern will.“ Charlotte verstand nicht ganz, was ihre Mutter da redete, und warum sie mit diesem angewidertem Blick und zwei Fingern die Klinke zur Toilette hinunterdrückte. Ein paar Sekunden später wusste Charlotte, warum. Diese Muggeltoiletten waren wirklich widerlich. Dreckig, und überall war Klopapier verteilt. Die Waschbecken waren schmutzig und einer der Spiegel eingeschlagen. Unter einem der Waschbecken war eine kleine Pfütze, das Wasser war bereits braun geworden. Pfui, Muggel. „Müssen wir uns zu zweit in eine der Kabinen quetschen?“, quengelte Charlotte, doch ihre Mutter achtete nicht auf sie, schob sie in eine Kabine und schloss die Tür hinter ihnen. Charlotte konnte ihrer Mutter ansehen, dass sie es genauso abstoßend fand wie sie selbst hier drin, es war aber auch wirklich nicht schön. Wenn es wenigstens Dreck von Zauberern wäre. Zuhause angekommen ließ sich Charlotte von einer der Hauselfen eine heiße Schokolade auf ihr Zimmer bringen und setzte sich mit ihrem Zauberschach, das so verhext war, dass sie allein spielen konnte, weil sie gegnerischen Figuren sich von selbst bewegten, in ihr Zimmer. Apropos Schach. Da gab es dieses seltsame Gerücht von wegen Potter, das Schlammblut und der Blutsverräter hätten gegen ein riesiges Schachspiel gespielt und gewonnen? Außerdem hatten sie ein Wettfliegen mit Schlüsseln gemacht, wären fast vergiftet worden und waren beinahe von einer Teufelsschlinge getötet worden. Verdammt, Charlotte war sich sicher, dass diese seltsamen, sinnlosen Gerüchte von einem Hufflepuff stammten. Nur diese Idioten kamen auf solche Ideen. Aber wenn es nun doch stimmte? Charlotte war richtig sauer auf die Teufelsschlinge, dass sie es nicht geschafft hatte, Potter und sein unsägliches Fußvolk zu töten. Und wieso hatte nicht einer von ihnen das Gift getrunken? Vielleicht wäre er sofort umgefallen? Wenigstens das Schlammblut wäre doch drin gewesen. Angeblich – und es schien das Wahrste an allem zu sein – war Potter dem Dunklen Lord begegnet. Und hatte erneut überlebt. Schade, denn wenn er es nicht geschafft hätte, hätte Slytherin den Hauspokal nun sicher. Obwohl – Dumbledore hätte wohl einen anderen Weg gefunden, seine kleinen Lieblinge glücklich zu machen. Genau wie Snape Draco auf eine Art ruhig stellen wollte, tat Dumbledore das selbe mit Potter und den Gryffindors. Aber am Meisten mit Potter. Es war so lächerlich. Charlotte verstand nicht, warum der Direktor diesen hässlichen, kleinen, mittelmäßigen Jungen lieber hatte als alle anderen. Es war beinahe schon peinlich für sie als Slytherin gewesen, wie Potter seine Punkte bekommen hatte und man die Selbstgefälligkeit in seinem Gesichtsausdruck sah. Wie mussten sich dann erst die Gryffindors fühlen? Ach, sie vergaß. Dieser Bauernhaufen war stolz und feierte Potter wie einen König. Als ob dieses Getue ihm nicht zu Kopf steigen würde ... Professor Snape hatte recht. Zu viel Ruhm tat dem Goldjungen nicht gut, er war einfach nur ein kleiner Junge, ein Halbblut, ohne außergewöhnliche Fähigkeiten, dem so etwas wie Macht oder Beliebtheit nicht zustand, das waren Dinge, die allein Reinblüter verdienten. Sie trank den letzten Schluck ihrer Schokolade. „Kiki!“ Eine kleine Hauselfe erschien sofort und warf sich auf den Boden. Charlotte warf ihr achtlos die Tasse zu und Kiki hatte alle Mühe, sie zu fangen. Wäre sie ihr auf den kostbaren Teppich, ein Familienerbstück, gefallen, wäre es aus gewesen mit Kikis halbwegs friedlichem Dasein. „Miss, wollen Sie noch eine Tasse? Oder soll ich ihnen etwas anderes bringen?“ Charlotte drehte sich langsam zu der Elfe um. Wie konnte man nur so minderbemittelt sein? „Natürlich will ich eine Neue! Was denkst du denn?“ Endlose Entschuldigungen murmelnd verschwand Kiki schnell wieder. Charlotte schnaubte. Während sie einen Bauern auf dem Schachbrett vorschob und der Springer der Gegner ihn zertrümmerte, dachte Charlotte noch einmal an Potter und seine Freunde. Ein riesiges Schachspiel, was? Lächerlich. Als ob einer von denen Schach spielen könnte! Potter war einfach nur zu doof, das war ihr klar. Weasley ... oh je, an den dachte sie besser gar nicht erst, ihr Gehirn könnte verpestet werden. Granger hatte Spitzennoten, vielleicht konnte sie auch Schach. Aber Moment, sie war ein Schlammblut. Es war unmöglich. Das mit diesem Riesenschach musste ein Gerücht sein. Verdammt, im zweiten Jahr würde sie sich richtig anstrengen. Niemand verletzte ihren Stolz zweimal so gründlich. Kapitel 6: Unterhaltung ----------------------- 625 Wörter Da stand Hermine nun also, endlich, nach all dem langen Warten, direkt vor dem Sprechenden Hut. Seit sie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war und Hogwarts besuchen würde, hatte sie sich gefragt, wie dieser Moment wohl sein würde. Hatte sich überlegt, wie sie ganz lässig und besonnen hier stehen würde, oder aber unglaublich aufgeregt und beinahe explodierend. Oh, und wie viele Nächte sie damit verbracht hatte, schlaflos im Bett herumzuwälzen, weil sie der Gedanke so quälte, in welches Haus sie wohl kommen würde. Obwohl das in keinem Fall negativ gemeint war! Hermine wollte platzen vor Vorfreude. Und nun war es endlich so weit. Und sie fühlte – nichts. Sie war einfach leer, ihre Gedanken waren wie weggefegt. Still und mit leicht offenem Mund beobachtete sie, wie Schüler um Schüler aufgeregt auf dem Stuhl saß und dann erleichtert zu einem Tisch lief. Was der Sprechende Hut wohl für einer war? Irgendwie wirkten alle sehr eingeschüchtert, als sie ihn aufsetzten, und sehr im Einklang mit sich selbst, als sie ihn wieder auf den dreibeinigen Stuhl setzten. Hermine wusste natürlich alles über den Hut. Er gehörte einst Godric Gryffindor und wurde seit Jahrhunderten benutzt, um die Schüler zuzuordnen. Tausende von Köpfen hatte er berührt! Hermine würde gern so viel wissen wie er. „Granger, Hermine!“ Stille. In ihrem Kopf herrschte Stille. Dann lief sie los. Langsam, darauf bedacht, über niemanden zu stolpern, und setzte sich hin. Und die Neugierde hatte sie. Ganz begierig stopfte Hermine sich den zerschlissenen Hut auf den Kopf, und wartete. „Aha.“ Eine kleine, piepsende Stimme redete mit Hermine. Sie war verwirrt „Du brauchst nicht verwirrt zu sein.“ Jetzt war sie erst recht verwirrt. Irgendwie ... hatte sie sich den Sprechenden Hut anders vorgestellt. Die piepsige Stimme kicherte. „Ja ja, das denken sie alle. Und dann versuchen sie, etwas besonders kluges oder listiges oder mutiges oder freundliches zu denken, um in das Haus zu kommen, in das sie seit etlichen schlaflosen Nächten wollen.“ Aber es wird nichts ändern, oder?, dachte Hermine und der Hut kicherte erneut. „Natürlich nicht. Ich kann direkt in dein Innerstes sehen, deine Gedanken sind mehr oder weniger unwichtig. Aber du scheinst ein sehr schlaues Mädchen zu sein, dass du mir allein diese Frage stellst. Und jetzt sei nicht so stolz, du weißt es doch selbst.“ Der Stolz verwandelte sich schnell in gekränkten selbigen. „Sei nicht traurig. Du bist wirklich sehr klug, und du hinterfragst viele Dinge. Ravenclaw würde dir sicher stehen, selbst da würdest du noch herausstechen.“ Hermine versuchte, nicht zu stolz zu sein. „Ravenclaw würde dir auch gefallen, nicht wahr?“ Natürlich! Es steht für Intelligenz und Strebsamkeit. Sicher wären viele so wie ich! „Nun, darüber lässt sich streiten. In meinen Gesprächen mit dem Schulleiter musste ich erfahren, dass die Ravenclaws ihre Hausaufgaben genauso selten erledigen wie die anderen.“ Hermine war etwas geschockt. Wie konnte man seine Hausaufgaben nicht erledigen? „Aber natürlich hast du auch recht. Sie sind sicherlich das klügste Haus. Dennoch glaube ich ...“ Sie bekam Angst. Nicht Slytherin? Sie war immer ehrlich! Wieder kicherte der Hut. „Slytherin? Wie kommst du darauf? Sicher, listig bist du, aber nie und nimmer listig genug. Ich dachte eher noch an Gryffindor.“ Dem Mädchen fiel ein Stein vom Herzen. Gryffindor, das klang gut. „Ja, nicht wahr? Aber ich warne dich jetzt schon. Du wirst es nicht leicht haben, vor allem am Anfang. Aber ich denke, da warten die besten Freunde auf dich. Die Gryffindors werden sich über dich lustig machen, aber sie werden es nie wirklich böse meinen. Merk dir das.“ Dann wandte sich der Hut ein wenig nach oben und rief laut in die Halle: „GRYFFINDOR!“ Hermine nahm erleichtert den Hut ab. Sie lief los, zum Tisch der Gryffindors, wo man sie beklatschte. Für einen kurzen Moment vergaß sie die Worte des Huts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)