Allmonatliche Schreibaufgabe von Mirabelle (Gestörtes aus der Welt von Harry Potter?) ================================================================================ Kapitel 4: Wie der kleine Tom Riddle das Dunkle Mal erfand ---------------------------------------------------------- [Wie der kleine Tom Riddle das Dunkle Mal erfand - 725 Wörter] Tom Riddle Junior stand missmutig in der Tür der Küche im Waisenhaus mitten in London. Er war jetzt elf Jahre alt und er wusste ganz genau, dass er etwas Besonderes war. Schließlich war vor ein paar Wochen dieser verrückte, alte Kauz hier aufgetaucht und hatte ihm erklärt, dass er ab dem ersten September die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei besuchen würde. Tom hatte immer gewusst, dass er nicht so gewöhnlich wie die anderen Kinder war, konnte er doch Dinge schweben und verschwinden lassen oder das Waisenhauseigene Kaninchen in den Selbstmord treiben. Unspektakuläre, jedoch mittelmäßig amüsante Dinge, die Tom bewiesen, dass er hier absolut fehl am Platz war. Vor allem in der Küchentür, während er den anderen abschätzend beim Ostereier färben zusah. Hässlich. Bunt, abstoßend und noch nicht einmal wohlschmeckend. Tom verstand den Aufruhr nicht. Aber wiederum waren sie ja auch alle gewöhnlich, unter seiner Würde. Das beruhigte den kleinen Jungen ein wenig. „Oh je, wir müssen noch ein wenig mehr Eier abkochen“, rief eine der beiden Hausmütter plötzlich leicht gestresst und Tom konnte es ihr nicht verübeln. Diese Rasselbande unreifer Kinder – und teilweise waren sie älter als er, das belustigte ihn sogar ein wenig – hatte tatsächlich einen Heidenspaß am Eierfärben und da Eier leicht und billig zu bekommen waren, schien man ihnen wenigstens diesen Spaß gönnen zu wollen. Aber für Tom war es kein Spaß. Konnten sie nicht einen Ausflug in ein Gefängnis oder in den Tower von London machen, dass er ein wenig über wirklich amüsante Dinge lachen konnte? Aber nein – man musste ja zu Ostern Eier färben. Die Hausmutter sprang eilig auf und Tom fixierte die drei restlichen Eierkartons, auf die sie zusteuerte. Selbst wenn er sie ein wenig verstehen konnte, er hasste diese einfältige Frau einfach abgrundtief. Er wollte, dass die Eierkartons verschwanden, oder die Eier einfach kaputt waren, wenn sie den Karton öffnete, oder ... Insgesamt dreißig Eier lagen kaputt auf dem dreckigen Fußboden und die kleineren Kinder fingen an zu weinen. „Müssen wir jetzt damit aufhören?“, fragte die vierjährige Susan dümmlich und Tom wollte ihn einen kleinen Tritt verpassen. Wenn keine Eier mehr da waren, konnte man daraus ja wohl logische Schlüsse ziehen, ohne dumm zu fragen, oder? Die zweite Hausmutter streichelte ihr über den Kopf. Ein kleiner Stich Eifersucht durchzuckte den kleinen Riddle, doch schnell fing er sich wieder. Solch kindisches Gehabe war nichts für ihn. „Keine Angst, wir haben noch welche im Vorratsraum“, erwiderte die Hausmutter, die jetzt voller Eiweiß war, schief grinsend. So mochte Tom sie am Liebsten. Verzweifelt und genervt. Sie lief schnurstracks an ihm vorbei, um die Eier zu holen und als sie zurückkam, bemerkte sie Tom offensichtlich zum ersten Mal wirklich. „Ach Tom“, rief sie überrascht aus und zögerte dann kurz. Offensichtlich wollte sie ihn nicht bei den anderen Kindern haben, dass er sie nicht verdarb, doch es ging genau so wenig nach ihren Prinzipien, den kleinen Jungen einfach dort im Türrahmen stehen zu lassen. Also fragte sie ein wenig gequält: „Bist du dir ganz sicher, dass du nicht mit uns Eier färben willst? In zehn Minuten sind sie hart gekocht, dann kannst du gleich einsteigen. Tom sah sie verachtend an. Fünfzehn Minuten später pinselte Tom eifrig mit einem Grünton auf einem noch heißen Ei herum. Seine Gedanken hatten sich überschlagen, als er vor einigen Nächten vor seinem Inneren Auge plötzlich dieses interessante, gruselige Bild gehabt hatte, und jetzt konnte er es endlich zu … na ja, Ei bringen. „Oh, Tom, was wird das denn?“, fragte die Hausmutter freundlich, doch Tom zog es vor, erst einmal nicht zu antworten. Er hatte gemerkt, dass sie gleich von Anfang an hinter ihm gestanden war und ihn beobachtet hatte. So etwas konnte er nicht leiden. Er besah sich noch einmal stolz sein Kunstwerk, das unter den Flecken und Strichen der anderen herausstach. „Ein Totenkopf mit einer Schlange im Mund“, antwortete er schließlich glücklich und die Hausmutter lachte ein wenig hysterisch: „Das ist aber schön.“ „Finde ich auch“, meinte er befriedigt. Machte ja doch Spaß. * „Wer hat mein letztes Ei gegessen?“, fragte Tom zwei Wochen später kalt, doch keines der anderen Kinder sah ihn an. Einer von ihnen hatte es getan. Einer von ihnen hatte sein letztes, heiliges, grünes Ei gegessen. Dabei schmeckten sie so gut, und dann auch noch die schöne Schale … Tom hasst die anderen Kinder. Aber er liebte Eier. Er wollte mehr davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)