Gefallene Engel von Riana-chan (Wenn Schutzengel sterben) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Begegnung ----------------------- Autor: Shagya alias Riana-chan Titel: Gefallene Engel, wenn Schutzengel sterben Genre: Shonen-Ai Elemente (versteckt, größte Teil weiter am Schluss), Alltag, Drama, Gen, Mystery, Fantasy Serie: Original Rating: PG-13/PG-16 Disclaimer/Claimer: Alle Inhalte sind selbst ausgedacht und Ähnlichkeiten mit bestehenden Figuren oder realen Figuren ist unbeabsichtigt oder sogar zufällig. Die Geschichte mit all ihren Figuren, Handlungen und Orten gehört allein mir © Ich wechsle im Laufe der Story ständig zwischen Ich-Erzähler und Er-Erzähler, zwischendurch können auch mal wieder Gedankengänge und Flashbacks vorkommen. 1. Begegnung *************************************************************************** Rumael schritt die dunkle Gasse entlang. Sein Kopf schmerzte, er sah nur verschwommene Gestalten. Er wusste nicht genau, was passiert war. Es war viel zu schnell gewesen. Ein stechender Schmerz fuhr ihm ins Herz. Er hatte mehr getan, als von ihm verlangt worden war. Dafür hatte er einen hohen Preis zahlen müssen. Erschöpft lehnte er sich gegen eine Hauswand und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Langsam besserte sich seine Sicht wieder, doch wusste er nicht, wo er war. Diese Umgebung war ihm völlig fremd. In dieser Gegend fuhren viele Autos. Menschen hasteten umher. Katzen streuten. Bäume gab es nicht allzu viele. Er ging weiter und gelangte an eine stark befahrene Straße. Jemand rempelte ihn an, was ihn stark aus dem Gleichgewicht brachte. Beinahe wäre er gestürzt. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, sah er sich abermals um. Er sah einen jungen Mann, welcher vor einer Bahnschranke stand. Die Schranken wurden gerade gesenkt. Der Mann ging darauf zu, fast so, als wäre er in Trance. Rumoels Sinne schlugen Alarm. Von weitem konnte er den Zug sehen. „Hey, du!“, rief er. Ein paar Menschen sahen sich nach ihm um. Doch nicht der Mann. Noch immer ging er weiter auf die Schranken zu. Rumoel setzte sich in Bewegung. Der Zug war schon sehr nah. Er konnte hören, wie die Bremsen aufheulten. Der Mann sah dem Zug entgegen. Mit einem gewaltigen Sprung brachte er sich und den Mann in Sicherheit. Gerade noch Rechtzeitig. Rumoel spürte den Luftzug, den der Zug verursachte. „Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?“, schimpfte Rumael, während er sich aufrappelte. Der Mann sah ihn nur aus großen Augen an. Ein anderer Mann kam auf die Beiden zu. Hinter dem dunkel Haarigen blieb er stehen. Er verneigte sich leicht vor Rumael. „Israfil!“, murmelte Rumael. Dann war Israfil verschwunden. Rumael blickte noch immer auf den Punkt, an dem eben noch Israfil gestanden hat. Ohne Vorwarnung traf ihn eine Faust im Gesicht. „Was zum…?“, der Mann, den er eben gerettet hatte, stand mit erhobener Hand vor ihm. „Bist du nun völlig übergeschnappt?“ Der Mann wurde schneeweiß im Gesicht. Er schwankte bedrohlich. Dann kippte er um. Rumael konnte ihn gerade noch auffangen. ***************************************************************************************************************** >Meine Füße trugen mich immer weiter. Ich wusste schon gar nicht mehr wo ich eigentlich war. Es war mir egal. Hauptsache soweit wie möglich weg von alledem. Ich hatte genug. Ich konnte einfach nicht mehr. Was ich auch tat oder noch tun würde, es würde niemanden interessieren. Ich war nur Luft für alle. Uninteressant, nervend und hässlich. So sagten sie. Ich sah, wie sich Schranken vor einen Bahnübergang senkten. Dort wollte ich hin. Und nirgendwo anders. Irgendjemand rief etwas. Es war eh nicht an mich gerichtet. Mit ausgebreiteten Armen stellte ich mich auf die Gleise. Nur weg. Gott würde mich nun endlich zu sich holen. Ich wurde von den Füßen gerissen. Das war es also. Das Ende. Es tat gar nicht so doll weh, wie ich immer gedacht hatte. Wieder hörte ich diese Stimme. Sie bereitete mir eine Gänsehaut. Dann wurde es dunkel. < Ich blinzelte. Das grelle Licht blendete mich. Es wurde ein wenig dunkler und ich öffnete meine Augen. Jemand hatte sich über mich gebeugt. Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn. Vor meinen Augen tauchte ein junger Mann auf. Im ersten Moment dachte ich, er wäre ein Engel. Er war von einer solch vollkommenen Schönheit, dass es schon fast eine Sünde war, ihn nur anzusehen. Seine blauen Augen strahlten mich freundlich an. Sein langes blondes Haar war so hell, dass es schon fast weiß war. Er trug irgendwas Helles. Beim genaueren hinsehen, bemerkte ich ein Veilchen unter seinem linken Auge. Nein, das war leider nicht der Himmel, sondern die Realität. Ein seufzen entfuhr mir: „Wo bin ich?“ „Bei mir zu Hause, würde ich mal sagen“, seine Stimme klang so sanft. Er sah sich um, „Jupp, wir sind bei mir.“ Ich betrachtete ihn noch einmal: „Hab ich dir das Veilchen verpasst?“ Er nickte: „Da rettet man dir das leben und das ist der Dank dafür“, er deutete auf sein Auge. Das Lächeln wich nicht aus seinen Augen: „Willst du duschen gehen, oder lieber noch liegen bleiben?“ „Duschen.“ „Dann komm. Ich leg dir ein paar Sachen raus. Glaub aber nicht wirklich, dass sie dir passen werden.“ Ich folgte ihm zum Badezimmer. Auf dem Weg konnte ich einen kurzen Blick auf seine Wohnung werfen. Sie war nicht gerade spärlich eingerichtet. Als ich wieder aus dem Badezimmer kam, sah ich, dass er auf dem Fußboden gegen eine Wand gelehnt saß. Er ließ den Kopf hängen. Der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich bin fertig“, ich traute mich nicht ihn zu fragen, was er hatte. Er hob den Kopf, das übliche Lächeln war in seinem Gesicht: „Schön. Zu Essen kann ich dir leider nichts anbieten. Mein Kühlschrank ist leider leer.“ „Nicht so schlimm“, ich betrachtete ihn. Das tat ich gerne. Ich suchte einen Fehler an ihm. Doch bis auf das Veilchen konnte ich keine erkennen. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich ihn. „Rumael.“ „Das ist ein…schöner Name.“ „Er ist merkwürdig. Ich weiß. Meine Freunde nennen mich meistens Romi. Das ist besser. Und du heißt Daniel.“ „Woher weißt du das?“ „Es stand in deinem Ausweis. Und für einen Mann deines Alters war das gestern wirklich nur Dummheit.“ Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. „Ich will gar nicht wissen, warum du das getan hast. Das geht mich schließlich nichts an. Aber ich denke, bevor man so etwas tut, sollte man mit jemanden darüber reden und nachdenken, ob die Situation es überhaupt wird ist. Oder nicht?“ „Vermutlich hast du recht.“ „Es geht mir nicht ums Recht.“ „Darf ich einmal fragen wie alt du bist?“ „19. Wieso?“ „Dafür spuckst du aber ganz schön große Töne.“ „Mich interessiert es nicht, was andere von mir denken. Das macht das Leben um einiges leichter.“ Ich schwieg. Für sein Alter kam er mir gerade ziemlich reif vor. War das normal? „Kann ich mal telefonieren?“, fragte ich. „Sicher, wenn du das Telefon findest.“ Verwirrt sah ich ihn an. Rumoel lachte. Sein Lachen klang so wie … ich kann es nicht genau beschreiben. Es war schön, wie so vieles an ihm. „Ich bin gestern erst in dieses Haus eingezogen. Ich wohne hier so lange, bis mein Bekannter wieder kommt. Leider war ich noch nie vorher hier.“ „Ah, ok. Das ist dann ein kleines Problem. Hast du ein Handy?“ „Ein Handy?“, er zögerte kurz, „Nein, habe ich nicht.“ „Gibt’s hier eine Telefonzelle in der Gegend?“ Wieder überlegte er kurz: „Doch, ich habe gestern auf dem Weg hier her eine gesehen. Komm mit. Ich bringe dich hin.“ Draußen war es kalt. Alles war von einer dünnen weißen Schicht überzogen. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen. „Da ist sie“, hörte ich Rumaels Stimme. „Ok, danke für alles. Ich werde meinen Bruder anrufen, der wird mich dann abholen.“ Etwas verwundert sah Rumael mich an: „Denkst du, ich lasse dich jetzt hier alleine? Ne, bestimmt nicht. Ich habe Angst, dass du dir am Ende doch wieder was antun wirst.“ >Hörte ich da gerade richtig? Er machte sich Sorgen um mich! Mmhh, wahrscheinlich hatte er einfach nur keine Lust nachher den Notarzt zu rufen und mich von der Straße kratzen zu lassen. Was denn auch sonst? Mein Bruder wird mich nachher wahrscheinlich wieder mit Fragen löchern. Auch wenn es ihn nicht wirklich interessiert. Aber ich liebe ihn. Ich bin wirklich froh darüber, dass er heil aus dem Krieg wieder gekommen ist.< „Du solltest nicht ständig solche düsteren Gedanken haben“, riss mich Rumaels Stimme aus meinen Gedanken. „Wie…? „Man sieht es dir am Gesicht an. Aber glaube mir, es gibt immer Leute, die dich gerne haben und dich bestimmt vermissen würden, wenn du nicht mehr da bist.“ Ich schwieg, wandte mich dann zur Telefonzelle. Rumael beobachtete währenddessen die Menschen, die auch noch bei diesen Temperaturen durch die Gegend liefen. Der Wind spielte mit seinen langen Haaren. Mit einer raschen Bewegung fing er sie ein und band sie zusammen. Er wirkte so entspannt. Nichts deutete auf seine Gefühle von vorhin hin, als ich ihn auf dem Fußboden sitzen sah. „Mein Bruder holt mich gleich ab.“ Er nickte, wandte nicht den Blick von mir. Ich spürte, wie er mich genau musterte. Es sah fast so aus, als versuche er meine Gedanken zu lesen. „Was arbeitest du?“, fragte er mich. Verwundert sah ich ihn an. Wusste er nicht, wer ich war? Das ich so etwas noch mal erleben durfte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? „Ich arbeite als Controller bei einer großen Fitnesskette“, so ganz stimmte das nicht. „Aha. Macht sicherlich Spaß, oder?“ „Ja, man trifft interessante Leute.“ Ein Auto bog um die Ecke. Es war mein Bruder. „Ich werde dann mal“, ich verabschiedete mich von ihm, „Und noch mal danke.“ „Keine Ursache. Hauptsache du machst einen solchen scheiß nicht wieder“, er blickte zu dem Auto, in welches ich gerade einstieg. Ganz plötzlich keuchte Rumael auf und stützte sich an einer Wand ab. „Das kann nicht sein“, flüsterte er. Mein Bruder war aus dem Auto gesprungen und fing ihn auf: „Geht’s wieder?“ Rumael nickte und blickte meinen Bruder in die Augen. Erschrocken ließ er Rumael los und wich ein paar Schritte zurück: „Wie ist das möglich. Ich…du…wie? Ich habe dich sterben sehen!“ „Dann wäre ich wohl kaum noch hier, oder?“, gab Rumael zurück. Er schien sich wieder gefangen zu haben. „Ich bin mir ganz sicher!“ Rumael schüttelte den Kopf: „Unmöglich.“ „Mein Bruder ist erst vor kurzem aus dem Krieg zurück gekommen. Er hatte dort jemand verloren, der ihm ziemlich viel bedeutete hatte“, erklärte ich Rumael. „Schon ok. Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen“; er drehte sich um. Mit langen Schritten verschwand er um die nächste Biegung. Marcel, mein Bruder sah ihm hinterher. Noch immer ganz fassungslos. „Er war es. Ich bin mir ganz sicher!“ *************************************************************************** Mit schnellen Schritten ging Rumael zu seinem Haus zurück. Er war noch immer ein wenig verwirrt. Das war doch schier unmöglich. Warum musste er ausgerechnet hier landen? Zu Hause angekommen, ließ er sich auf den Boden sinken. Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf. -Flashback- Es war heiß. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Die Luft flimmerte. Es war still. Zu still. Ein paar Männer huschten hinter einer Wand hervor um zur nächsten zu kommen. Ein Schuss fiel und einer von ihnen sackte auf den Boden. >„Weiter! Wir müssen hier weg!“ Es war eine Falle. -Flashback Ende- „Das muss aufhören“, murmelte er, „So kann das nicht weiter gehen. Warum hast du mir nicht gleich alles genommen?“ *************************************************************************** Kapitel 2: Erinnerungen ----------------------- Erinnerungen Kaum war ich wieder zu Hause, überfiel mich die gewohnte Leere. Ich konnte es kaum glauben, allein durch seine Anwesenheit hatte Rumael es geschafft, mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich habe nicht ständig an mein beschissenes Leben gedacht. Oder wie ich unbemerkt an neue Drogen kommen konnte. Doch als ich nun wieder in meiner leeren Wohnung war, überkam mich die Einsamkeit. Mein Bruder war gleich wieder nach Hause gefahren. Er hatte mir noch einen ellenlangen Vortrag über mein Verhalten gehalten. Er war nicht gut drauf gewesen, dass hatte ich sofort gemerkt. Ich glaube auch, dass es etwas mit Rumoel zu tun hatte. Es schien mir so, als würde er etwas verbergen. Ich ging ins Schlafzimmer. Die Bettdecke und das Lacken waren zerwühlt. Ein Überbleibsel der vergangenen Nacht. War es überhaupt die vergangene Nacht gewesen? Ich weiß es gar nicht. Wie lange ich wohl bei Rumael gewesen war? Mein Magen knurrte. Doch auch mein Kühlschrank war nicht gerade sehr voll. Kurzerhand rief ich beim Pizzaservice an. Schon nach kurzer Zeit klingelte es an der Tür. Ich betätigte den Knopf und wartete, dass der Fahrstuhl den Pizzaboten zu mir brachte. „Dass du so ohne ein weiteres Wort verschwindest hätte ich von dir nicht gedacht“, eine brünette schob sich an mir vorbei in die Wohnung. „Rebecca?“ „Wer soll ich denn sonst sein? Oder hast du auf jemanden gewartet?“ „Auf den Pizzaboten!“, erwiderte ich, noch immer ganz überrascht. „Das ist mal wieder typisch für dich! Nur fettes Zeug. Kannst du dich nicht normal ernähren?“ Langsam wurde ich ungeduldig: „Sag, was du willst und verschwinde endlich wieder.“ Sie lachte: „So schnell wirst du mich nicht mehr los. Und was ich will? Das solltest du doch eigentlich wissen.“ „Und was ich will interessiert dich nicht!“ „Stimmt, da hast du recht“, erwiderte Rebecca, „Aber ich habe heute ausnahmsweise gute Laune, also kannst du mir sagen, was du willst.“ „Ich will die Scheidung!“ Das lächeln wich aus ihrem Gesicht. Nun kam ihr wahres ich zum Vorschein, welches sie mir in den letzten Wochen nur allzu oft gezeigt hatte: „Das war so klar. Kaum geht etwas nicht so, wie du es willst und schon reichst du die Scheidung ein. Wir waren doch glücklich!“ „Du warst zufrieden mit dem Geld, welches ich ständig mitbrachte.“ Jemand räusperte sich: „Störe ich?“ Ich hielt inne. Die Stimme kannte ich doch: „Rumael?“ „Tja, so sieht man sich wieder. Hier ist deine Pizza.“ „Du arbeitest als Pizzabote?“ „Nur so lange, wie ich hier bin.“ Wütend stampfte Rebecca mit dem Fuß auf den Boden und rauschte an uns vorbei. „Komm doch rein.“ „Ich muss leider weiter. Aber vielleicht ein anderes Mal. Ich weiß jetzt ja, wo du wohnst“, er zwinkerte mir zu, überreichte mir die Pizza und verschwand dann ebenfalls. Ich seufzte. Der Appetit war mir vergangen. Unwillkürlich musste ich lachen. Rumael als Pizzabote? Das sah einfach nur komisch aus. *************************************************************************** Rumael atmete tief durch. Er war noch immer ein wenig durcheinander. Aber er musste seine Haltung wahren. Es wird schon einen Grund gegeben haben, dass er hierher geschickt worden war. Er wandte sich um. Er musste noch ein wenig arbeiten. *************************************************************************** -Flashback- Sie kuschelte sich enger an ihn. Er legte seinen Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. >Es war sehr schön“, flüsterte sie. >Das will ich doch auch hoffen.“ Eine Weile war es ruhig. Dann hörte er, wie sie sich ein wenig aufrichtete: „Ich muss dir was sagen.“ >„Und das wäre?“ >„Ich habe mit Hendrik geschlafen.“ Es war, als ob jemand ihm ins Gesicht geschlagen hätte. >„Sag, dass das nicht wahr ist!“ >„Doch es ist wahr. Auch wenn es mit dir immer schön war und auch ist, Hendrik ist einfach leidenschaftlicher als du.“ >„Geh.“ >„Warum? Wir sind verheiratet. Das ist auch meine Wohnung!" >„Ach, auf einmal ist es deine Wohnung! Du hast doch immer darauf bestanden, zwei Wohnungen zu haben.“ >„Na und.“ Wütend stand er auf und verließ die Wohnung. -Flashback Ende- Der Gedanke daran tat weh. Kurzerhand holte ich meine Jacke und machte mich auf den Weg zur U-Bahnstation. „Ah, ich wusste, dass du früher oder später wiederkommen würdest.“ „Halt die Klappe und gib mir mein Zeug.“ „Ist dir auch niemand gefolgt?“ „Keine Angst. Denkst du, ich habe Lust darauf, dass das irgendwann rauskommt“, erwiderte ich genervt. „Bleib mal locker. Hier“, er reichte mir ein Päckchen, „Ist gerade frisch reingekommen.“ Ich gab ihm das Geld und wollte mich auf den Rückweg machen. „Denk daran. Ab nächster Woche wird’s ein wenig teurer.“ „Ja, ja. Ich hab´s nicht vergessen.“ Ich verschwand auf die Toiletten. Zum Glück war zu dieser Stunde kaum noch jemand unterwegs. Da war ich ungestört. Ich ließ mich auf den Toilettendeckel sinken und setzte die Spritze. Es dauerte nicht lange, da machte sich die Wirkung bemerkbar. Ich spürte, wie es mir besser ging. Meine Gedanken kreisten nicht mehr nur noch um das Erlebte. Ich begab mich zu einer Brücke und stellte mich aufs Geländer. Die Lichter der Stadt sahen so schön aus. Ich sah die Autos unter mir fahren. Ich fühlte mich frei, ich fühlte mich gut. Es regnete. Schon nach kurzer Zeit war ich bis auf die Haut durchnässt. Es war mir egal. Ich spürte nicht die Kälte, die sich in meine Knochen fraß. Ich bemerkte nicht die Fotografen, die um mich herum standen. Sie waren mir egal, so wie ich allen anderen egal war. Irgendwie kam mir Rumael in den Sinn. Ich kann ihn doch mal besuchen. Hab mich ja gar nicht richtig bedankt. Ich klingelte an seiner Tür. Es machte keiner auf. Wahrscheinlich arbeitete er noch. Ich setzte mich vor seine Tür. Er wird schon irgendwann wieder auftauchen. *************************************************************************** Müde rieb sich Rumael die Augen. Das es auch noch anfangen musste zu regnen. Nicht, dass es ihn gestört hätte. Das nicht, aber der Regen hatte die ganzen Kartons aufgeweicht. Im Dunkeln sah er nicht die Gestalt, welche vor seiner Tür saß. Ganz in Gedanken versunken, wäre er beinahe über ihn gestolpert. „Daniel!“ Doch dieser schlief tief und fest. Rumael seufzte. Vorsichtig schüttelte er den Älteren. Doch der fing nur an zu Schnarchen. Wieder schüttelte er Daniel, diesmal schon ein wenig heftiger. Verschlafen blinzelte er. „Du bist so wunderschön, mein kleiner Engel“, murmelte Daniel. „Bist du auf Droge, oder warum faselst du solchen Kram? Komm, hoch mit dir. Tragen werde ich dich nicht, dafür bist du mir zu schwer“, erwiderte Rumael. Er hievte Daniel hoch. „Lass mich schlafen! Ich bin müde!“, er fing an um sich zu schlagen. „Gut, dann schläfst du halt vor der Tür. Ich habe damit keine Probleme. Solange du nicht die ganze Gegend zusammenbrüllst“, mit diesen Worten schloss er die Tür auf. Rumael ging ins Wohnzimmer, als er es schon an der Tür klopfen hörte. „Du kannst da draußen ruhig ein wenig warten. Ich lasse mich doch nicht zusammenscheißen.“ Er schaltete den Fernseher ein. Dabei fiel ein Bild herunter. Seufzend wollte er es aufheben. Da entdeckte er etwas unter dem Schrank: „Na so was! Wie kommt das denn hierher?“ Er hob das Telefon auf. Das klopfen an der Tür wurde energischer. Endlich begnadete sich Rumael dazu die Tür zu öffnen. „Tschuldigung“, murmelte Daniel. „Schon ok. Komm endlich rein. Sonst gibt’s am Ende doch nur Ärger. Und darauf habe ich keine große Lust.“ Daniel ging an ihm vorbei, seine Bewegungen waren holzig und er schien sehr müde zu sein. Er warf sich Rumael in die Arme. „Bäh, lass das! Du bist nass“, wehrte er ihn ab, „Am besten du gehst Duschen. Den Weg dahin kennst du ja. Nicht dass du am Ende noch krank wirst.“ Als Daniel fertig mit Duschen war, kam er in das Schlafzimmer getapst. „Du schläfst auf der Couch“, bestimmte Rumael, „Ich hab schon alles vorbereitet.“ *************************************************************************** Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie schwirrten durch meinen Kopf und wollten einfach nicht, dass ich sie zufassen bekam. Ich konnte mich auch nicht daran erinnern, was in der Zwischenzeit alles passiert war. Scheiß Drogen. Egal was ich auch versuchte, ich kam nie weg, von dem Teufelszeug. Es hatte mich in seinen Bann gezogen. Klar, es war ein schönes Gefühl, wenn sie ihre Wirkung zeigten. Mich all meine Probleme vergessen ließen. Mich in eine andere Welt holten, in der es nur mich gab. Nur mich und das Gefühl völliger Freiheit. Doch dass ich in Wahrheit nicht frei war, sondern ein gefangener, merkte ich nicht. Aber das erwachen aus der Welt der Droge wurde jedes Mal schlimmer. Jedes Mal schmerzte mir dir Kopf. Ich wusste nicht, was ich in den letzten Stunden angestellt hatte. Es war ein Teufelskreis, aus dem es kein entrinnen gab. Ich schaffte es einfach nicht. So oft habe ich es versucht, jedes Mal bin ich kläglich gescheitert. Jedes mal fand ich mich wieder, auf einem Boden sitzend, mich einfach beschissen fühlend. Die Umgebung kam mir unwirklich vor. Alles zog an mir vorbei. Warum hat Rumael mich gerettet? Konnte er mich nicht einfach gehen lassen, mich aus meinem Teufelskreis entrinnen lassen? Warum? Ich spürte, dass mir jemand eine Hand auf die Stirn legte. Die Hand war angenehm kühl. Unbewusst schmiegte ich mich näher am sie heran. Kurz darauf wurde die Hand wieder weggezogen, sie fuhr meine Wange entlang. Wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich versuchte ein klares Bild zu bekommen. Zwei strahlende blaue Augen sahen mich an. Sie waren wie zwei tiefe Seen, oder das Abbild des Himmels. So wunderschön. Langsam schloss ich meine Augen. Ich fühlte mich federleicht. All meine Gedanken schwanden. Statt der schweren Finsternis, welche sich sonst in meinen Gedanken breit machte, war alles hell und freundlich. Wärme machte sich in mir breit. Ich fühlte mich stark und doch war ich schwach. Ich ließ mich in den Bann ziehen. Träumte von diesen unbeschreiblich schönen Augen. Ich durchlebte meine Vergangenheit, sah meine Fehler und wusste doch nicht, wie ich sie ändern könnte. -Flashback I- >„Hey, nun komm schon! Sei kein Feigling, wie dein beschissener Bruder!“ Daniel sah seinen zu seinem Bruder. Dieser schüttelte ganz leicht den Kopf, es sollte niemand merken. >„Lässt du dir jetzt von dem Hosenscheißer reinreden, oder was? Willst du nun zu uns gehören, oder willst du lieber zu den Babys gehen? Noch hast du die Wahl.“ Noch immer zögerte er. >„Lass ihn. Der packt das eh nicht, dem ist seine Karriere viel zu wichtig. Ein weiterer Spießer auf dieser Gott verdammten Welt.“ Sie lachten. >„Ich bin kein Spießer, gib schon her.“ >„Huhu, er traut sich ja doch.“ Der junge Mann reichte Daniel eine Pille. >„Und wie fühlt sich das an?“ Daniel reagierte nicht. Nur ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. -Flashback II- Eine Scheibe klirrte. Gelächter ertönte. >„Beeilt euch. Die Alte kommt gleich zurück. Bis dahin müssen wir das Haus ausgeräumt haben.“ >„No Problem. It’s playtime, guys.” Schnell stiegen sie durch das aufgebrochene Fenster. Bis jetzt lief alles glatt. Plötzlich hörten sie, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. >„Verdammt! Sie ist zu früh!“, flüsterte einer der jungen Männer eindringlich. >„Wir müssen abhauen.“ Licht wurde angeschaltet. Jemand kam die Treppe nach oben. Ohne groß nachzudenken, wollten sie über die Treppe fliehen. Einer der jungen Männer, stieß dabei die nach oben kommende alte Dame an. Sie stürzte und blieb regungslos auf dem Treppenabsatz liegen. -Flashback III- >„So geht das nicht weiter! Einbrüche, Körperverletzung. Sie wissen doch hoffentlich, dass Sie bald ins Gefängnis gehen müssen, wenn noch mehr dazu kommt. Bis jetzt haben Sie noch immer Glück gehabt.“ >„Was geht Sie das an? Es kann Ihnen doch völlig egal sein, wenn ich ins Gefängnis wandere oder nicht.“ >„Stimmt, da haben Sie recht. Es ist mir egal. Aber denken Sie doch mal an Ihre Eltern. Sie hätten nicht gewollt, dass Sie soweit absacken. Das Leben geht weiter. Auch wenn Sie einen großen Verlust gemacht haben. Denken Sie doch an Ihren Bruder, er braucht Sie!“ -Flashback IV- Zwei junge Männer standen in der Einfahrt eines Hauses. Sie warteten auf ihre Eltern, die heute von einer Reise zurückkommen sollten. Schon von weitem sahen sie das bekannte elterliche Auto. >„Da kommen sie!“ Einer der Jungs lief zur Straße, der andere folgte gemächlich. Die Sonne stand schon tief, doch es war noch angenehm warm. Sie hörten quietschende Reifen. Sie sahen, wie ein Auto in das ihrer Eltern krachte. >„Nein!“, schrie der Jüngere. Er rannte auf das Auto zu. Zusammen mit seinem Bruder versuchte er seine Eltern aus dem Wrack zu befreien. Das Auto fing an zu brennen. Tränen liefen dem älteren über die Wangen, bevor er seinen Bruder von den Autos wegzog, um ihn in Sicherheit zu bringen. Eins der Autos explodierte. -Flashback Ende- Schweißgebadet wachte ich auf. Panisch sah ich mich um. Es war dunkel. Kein Lichtstrahl drang durch irgendeine Ritze. „Ganz ruhig“, jemand sprach, doch in meiner Panik konnte ich die Stimme nicht erkennen. Ich sprang auf. Ich musste hier weg. Wer auch immer die Person war, die zu mir sprach, sie würde mich nicht verstehen. „Hey! Wo willst du hin? Daniel! Verdammt, bleib stehen!“ Ich achtete nicht auf diese Stimme, ließ mich nicht in ihren Bann ziehen. Ich wollte einfach nur noch weg. So, das wars auch schon wieder für heute Kapitel 3: Auf der Suche ------------------------ Auf der Suche *************************************************************************** Rumael seufzte und lehnte sich gegen eine Hauswand. Er hatte schon die ganze Stadt nach Daniel abgesucht, doch er blieb verschwunden. Er war auch schon bei ihm zu Hause gewesen, da war er aber nicht. Daniels Bruder konnte er nicht anrufen, denn er hatte seine Nummer nicht. Rumael schloss die Augen, versuchte herauszufinden, wo sich Daniel befand. Wo hatte er ihn vor ein paar Tagen noch mal gefunden? Genau, am Bahnübergang. So schnell ihn seine Füße trugen, lief er zu den Bahnschranken. Dort sah er sich suchend um. Daniel war nirgends zu sehen. Hatte er nicht etwas im Schlaf gemurmelt? Was war es noch gewesen? Es war so leise, dass Rumael es kaum verstanden hatte. Bevor er aufgewacht war, hat er immer wieder das Wort ´Nein´ wie ein Manatara wiederholt. Da war doch noch mehr gewesen. Einmal hatte er den Namen seines Bruders genannt. Zu dumm, dass er nicht wusste wo er wohnte. Moment Mal, er wusste, wo Marcel wohnte. Er hat das Haus schon einmal auf seiner vorherigen Reise gesehen. Und wenn er sich genau erinnerte, war es noch ein ganzes stück von hier entfernt. Schnell ging er wieder in die Richtung, aus der er eben gekommen war. Er rannte die stark befahrenen Straßen entlang. Immer weiter, er musste es einfach rechtzeitig schaffen. Seine langen Haare wehten hinter ihm her. Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte er die Straße. Autos hupten. Reifen quietschten. Mit einer schnellen Drehung brachte er sich in Sicherheit. Rannte weiter, ohne auch nur einmal anzuhalten. Seine Lunge fing an zu brennen. Wieder überquerte er eine Straße. Mit einem gewaltigen Sprung, hievte er sich über die Motorhaube eines Autos. Dass er sich dabei verletzte spürte er nicht. Er musste weiter, durfte sich nicht aufhalten lassen. Weiter ging es. Einen Berghang hinauf. Rechts, links, durch die Mitte, über die Straße. Weiter, immer weiter. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, dass spürte er allzu deutlich. Beinahe hätte er eine ältere Dame übe den Haufen gerannt. Er sah sich kurz nach ihr um, als er sah, dass nichts passiert war, setzte er seinen Weg fort. Er war inzwischen in dem Wohngebiet angekommen. Noch einmal holte er alles aus sich heraus. Ließ seine letzten Kraftreserven in seine Muskeln fließen. Er sah das große weiße Haus. Er war fast am Ziel. Die Haustür stand offen. Ohne zu zögern betrat er das Haus. Blieb schließlich unschlüssig vor einer Treppe stehen und schloss die Augen. Sein Geist wanderte durch die Wohnung. Er sah eine zusammengekauerte Person im Badezimmer auf dem Fußboden sitzen. Rumael lief die Treppe nach oben. Stieß die Badezimmertür auf. *************************************************************************** Meine Füße trugen mich immer weiter. Ich konnte meine Umgebung nicht wahrnehmen. Warum mussten mich meine Erinnerungen nur immer so quälen? Ich verstand das einfach nicht. Ich habe meinen Lebenssinn verloren. Hatte keinen Kurs mehr, keinen Hafen, an den ich mich halten konnte. Niemanden, an den ich mich lehnen konnte, bei dem ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Bei dem ich sein konnte, wie ich wirklich war. Mein wahres Ich war damals zusammen mit meinen Eltern gestorben. Gott musste mich wirklich hassen, wenn er mich am Leben hält. Wenn er mich nicht endlich gehen lässt. Mich nicht wieder der sein lässt, der ich bin. Wie ich sein will. Ich bin schwach. Kann nicht mal mehr meinen Kopf heben. Ich starte einen letzten Versuch. Noch einmal. Diesmal muss es klappen. Diesmal war es meine letzte Chance. Wenn ich es diesmal nicht schaffen würde, würde ich mich für immer dafür hassen. Meine Hände fanden von ganz alleine die Spritze, dich ich immer bei mir trug. Ich schob meinen Ärmel nach oben, sah die vielen Einstiche. Es würde endgültig der letzte sein. Das versprach ich mir selber. Nur noch diese eine, dann wäre alles endgültig vorbei. Dann würde ich endlich meine innere Ruhe wieder finden. Für immer. *************************************************************************** Rumael stürzte ins Badezimmer. Er sah, wie Daniel die Spritze ansetzte. Noch war es nicht zu spät. Er schlug dem älteren die Spritze aus der Hand. Zog ihn in seine Arme. Hielt ihn einfach fest. Daniel schlug im immer wieder gegen die Brust. Er achtete nicht darauf. Mit ruhigen Bewegungen strich er Daniel über den Rücken. Nach einiger Zeit hörte er auf um sich zu schlagen, stattdessen schmiegte er sich an Rumael und ließ seinen Tränen freien Lauf. *************************************************************************** Es tat so gut, endlich meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Ich schmiegte mich an diesen kühlen Körper. Diese Kühle tat mir unglaublich gut. Sie ließ mich meinen inneren Schmerz vergessen. Ließ mich wieder klar sehen. Ich sah diese blauen Augen. Sie schienen mich zu verfolgen. Langsam begriff ich, zu wem diese wunderschönen Augen gehörten. Sie gehörten meinem ganz persönlichen Engel. Sie gehörten Rumael. „Rumael“, flüsterte ich mit brüchiger Stimme. Er schüttelte nur den Kopf: „Scht, ganz ruhig.“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und spürte, wie er sich verspannte und pfeifend die Luft ausblies. „Es wird alles gut“, sprach seine Stimme zu mir. Sie klang so weit entfernt und doch war sie so nah. Seine Nähe tat mir gut. Wie auch schon beim ersten Mal ließ er mich alles andere vergessen. Nach einer ganzen Weile hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst. Ich richtete mich auf und zog Rumael mit. Wieder stieß er pfeifend die Luft aus. Fragen sah ich ihn an, doch er gab mir keine Antwort, sondern dirigierte mich nach draußen. Wir gingen die inzwischen dunklen Straßen entlang. Der Schnee fiel lautlos zu Boden. Einzig und allein unsere Schritte störten die Ruhe. Kleine Atemwölkchen bildeten sich in der Luft. Auf unserem Weg, überquerten wir eine Brücke. Er blieb stehen. Unter uns fuhren die Autos. „So schnell kann das Leben enden“, sagte er mit ruhiger Stimme, „Aber man muss es nicht enden lassen, wenn man genug Willensstärke hat. Aber die hast du anscheinend nicht.“ Er lehnte sich an das Geländer: „Dann will ich nicht meine Zeit damit verschwenden dir zu helfen. Ich habe genug andere Dinge zu tun.“ Fassungslos sah ich ihn an: „Wer sagt denn, dass ich deine Hilfe brauche? Ich habe nicht darum gebeten. Du kannst mich doch einfach gehen lassen. Dann verschwendest du auch keine Zeit mehr mit mir“, ich war unweigerlich lauter gewesen. Noch immer sah ich ihn an und musste wieder erkennen, wie überirdisch schön er war. Sein langes blondes Haar wehte sacht im Wind. Seine blauen Augen strahlten. Er trug einen hellen, edlen aussehenden Mantel. Die Hände hatte er auf das Geländer gelegt. Wenn mir ihn jemand so beschrieben hätte, würde ich sagen, Rumael wäre schwul. Doch so, so sah er einfach nur wunderschön aus. Kein bisschen feminin, auch wenn seine Bewegungen fließend und grazil waren. In meiner Betrachtung versunken, bemerkte ich nicht, wie er sich zu mir umgedreht hatte und mir in die Augen sah. Ich spürte, wie mein Herz wild zu schlagen anfing. Die röte schoss mir ins Gesicht und ich wendete meinen Blick ab. Was war das denn für ein Gefühl? In meinem Magen rumorte es, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war einfach nur verwirrt. „Na siehst du. Du hast ja doch noch genug Lebenswillen in dir“, er lächelte mich an. Ich verstand nicht, was er wollte. „Komm, lass uns weiter gehen. Du bist noch nicht ganz fit“, er zog mich sanft mit sich. Als wir bei ihm angekommen waren, brachte er mich in sein Bett. Erst jetzt merkte ich, wie müde ich eigentlich war. Meine Lieder wurden schwer. Traumlos glitt ich in einen tiefen Schlaf. Von Schmerzen gequält, wachte ich schweiß gebadet auf. Ich hatte nicht geträumt und doch beschlich mich ein Anflug von Panik. Ich sah mich um und entdeckte Rumael am Fußende sitzend. Gebannt starrte er auf den Bildschirm des Fernsehers. Es lief irgendeine Doku, die ihn anscheinend sehr faszinierte. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, drehte er sich zu mir um. Schweigend musterte er mich. Statt des gewohnten lächeln, sah er ernst aus. „Du solltest dich von den Drogen lösen“, auch seine Stimme klang anders als gewohnt. „Was meinst du, was ich schon tausende Male versucht habe. Ich schaffe es nicht“, eine Träne bahnte sich einen Weg an meiner Wange hinunter. „Ich werde dir dabei helfen, aber nur, wenn du wirklich gewillt bist, es wirklich zu versuchen. Sonst hat das alles keinen Sinn.“ Ich nickte. Noch immer kullerte eine Träne nach der anderen an meinem Gesicht hinunter. Es wunderte mich, dass ein 19-jähriger junger Mann sich so aufopferte mir zu helfen, dabei kannte er mich doch kaum. „Es wird verdammt hart, aber wenn du es wirklich schaffen willst, dann werde ich da sein und dich unterstützen. Das ist alles, was ich tun kann dir zu helfen.“ „Warum?“, flüsterte ich, „Warum tust du das für mich?“ Rumael zuckte mit den Schultern: „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass es richtig ist. Und mein Gefühl hat mir bis jetzt immer das Richtige gesagt.“ So ein Vertrauen in mich selber hätte ich auch manchmal. Ich ließ mich wieder ins Kissen zurück sinken. Die nächsten Tage waren für mich wie die Hölle auf Erden. Mein ganzer Körper schmerzte und schrie nach diesem verdammten Teufelszeug. Ich schlug, ich schrie. Rumael war immer da, er hielt mich fest, machte mir mut, oder machte mich wütend und entfachte so wieder meine Lebensgeister, entfachte ungeahnte Kräfte in mir, von denen ich nicht einmal gewusst habe, dass ich sie besitze. Das schlimmste in dieser Zeit waren gar nicht die Schmerzen, sondern die Erkenntnis, dass ich einfach schwach war, dass ich schon immer abhängig war. Nicht von den Drogen, sondern von meinen Mitmenschen. Ich bin niemand, der gerne einsam ist. Ich habe solche Gefühle steht’s unterdrückt, weil ich dachte, sie wären mir im Weg. Doch das war falsch. Ich habe meinen Körper nur falsch verstanden und nicht auf mein Herz gehört. Rumael erzählte mir viele Dinge, die mich zum Nachdenken anregten. Er erzählte viel, und doch war es wieder nichts. Ich wusste z.B. immer noch nicht, wie er mit Nachnamen hieß, oder woher er kam. Trotzdem vertraute ich ihm blind. Ein paar Mal war mein Bruder bei mir. Jedes Mal wirkte er und auch Rumael ein wenig verstört, wenn sie sich begegnet waren. Meist zog dich der jüngere zurück, wenn ich ihm den Besuch meines Bruders ankündigte. Ich habe nie verstanden, warum beide so aufeinander reagierten. Sie haben sich doch vorher noch niemals gesehen. An einem Tag, Rumael, mein kleiner Engel, wie ich ihn in Gedanken immer genannt habe, war zum einkaufen gegangen, denn von alleine füllte sich der Kühlschrank nicht, so sagte er. Es klingelte an der Tür und ich öffnete sie. Mein Bruder hatte sich wieder für diesen Tag angemeldet gehabt. Doch es war nicht mein Bruder. Es war Rebecca. Entsetzt sah ich sie an. Unverfroren küsste sie mich. Eine Hand glitt unter mein Shirt. Ich war gelähmt vor Schreck. „Hier steckst du also. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, sie drängte sich durch die Tür. Willenlos ließ ich alles mit mir machen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich aus meiner Starre erwachte. In der Zwischenzeit hatte sie mich zum Sofa dirigiert und mir den Pullover ausgezogen. "Lass das!" Verwundert sah sie mich an: "Du hast dich doch sonst auch nicht gegen meine Berührungen gewehrt. Was ist los mit dir?" "Ich will das nicht mehr! Ich will dich nicht mehr!" Ein kaltes Lächeln machte sich auf ihrem sonst so schönen Gesicht breit und das behagte mir ganz und gar nicht. In diesem Moment sah sie wie eine Raubkatze aus, die sich jeden Augenblick auf ihre Beute stürzen würde. Nur leider war ich ihre Beute. "Ich weiß ganz genau was dir fehlt! Egal, was du sagst, oder wie sehr du dich auch dagegen wehren magst, du brauchst es und so wird es auch immer sein", hörte ich ihre Stimme, dicht an meinem Ohr. Ich schüttelte meinen Kopf, als ich sah, dass sie eine Spritze aus ihrer Tasche holte. "Ich will das nicht!" Sie lachte. Es klang so kalt. So fremd: "Oh doch, du willst. Und danach können wir noch mal über unsere Scheidung reden." "Nein", flüsterte ich panisch. Sie setzte die Nadel an. Ich hatte keine Kraft mich zu wehern. Der Entzug hatte sie mir geraubt. Und jetzt sollte alles wieder von vorne Anfangen? Eine Hand schloss sich um ihr Handgelenk, aber es war nicht meine. Erschrocken fuhr Rebecca herum und blickte in zwei ziemlich verärgert aussehende, himmelsblaue Augen. "Ich glaube, es ist besser, wenn du gehst!", seine Stimme klang ruhig. "Ich fass es nicht! Der Pizzabote!? Das du so weit sinken würdest, hätte ich nie gedacht! Ich hasse dich, Daniel!", keifte Rebecca. Sie stürmte es aus der Wohnung. Mit einem lauten Knall, fiel die Tür ins Schloss. Nachdenklich sah Rumael ihr nach: "Eins muss man ihr lassen. Sie hat Temperament." Er sah mich an. Der Ausdruck von eben war aus seinen wunderschönen Augen gewichen. Sanft blickten sie in meine. Mein Herz begann wie wild zu schlagen. "Alles ok mit dir?", fragte er mich. Ich nickte. "Willst du was essen?" "Nur, wenn dein Kühlschrank es zulässt", meine Stimme klang fremd in meinen Ohren. "Na hör mal! Wozu war ich denn gerade unterwegs?", er lachte und es ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Sein Lachen strahlte Wärme aus, nicht so wie das von Rebecca. Die Anspannung fiel von mir ab. "Dann wollen wir mal sehen, was der Herr zu speisen wünscht", er stieß mir in die Seite. Seine Augen blitzen vergnügt. Ich folgte ihm in die Küche. Während er am herumwerkeln war, setzte ich mich an den Küchentisch und beobachtete ihn. Ich bin noch nie zuvor einem Menschen begegnet, der mich von Anfang an so fasziniert hatte. Alles an ihm war so wunderschön. Doch am besten gefielen mir seine Augen. Sie ließen mich an tiefe Seen erinnern. Im sonnenlicht strahlten sie, doch wusste man nie, was sich auf dem Grund befand. War das, was sich dort versteckt hielt, etwas gutes oder waren es Erinnerungen, die man am liebsten in eine dicke Holztruhe packen würde um sie nie wieder hervorzuholen? Wenn Rumael sich unbeobachtet fühlt, tritt ein so trauriger Ausdruck in seine Augen. Das war doch nicht normal, für einen 19- jährigen. Ein Schnippen riss mich aus meinen Gedanken. "Da redet man mit dir und du hüllst dich in Schweigen! Hast du ein Schweigegelübte abgelegt?" Rumael stand vor mir, mit einem Kochlöffel in der Hand, mit welchem er wild vor meinem Gesicht herumfuchtelte und dazu trug er eine rosa Rüschenschürze. Das ganze sah einfach nur bescheuert aus. Ich fiel fast vom Stuhl vor lachen. „Da macht man sich die Mühe und kocht etwas und DAS ist der Dank dafür?? Man wird ausgelacht?“, beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust. Tränen vor Lachen traten mir in die Augen: „Tschuldige. Aber das sieht einfach nur … bescheuert aus!“ „Wieso? Gefällt die meine Schürze nicht?“, er drehte sich einmal im Kreis. Ich schüttelte mich vor Lachen. „Na wenigstens lachst du mal wieder.“ Es klingelte an der Tür. Rasch zog sich Rumael die Schürze aus und warf sie mir zu. Ich hörte, wie er die Haustür öffnete, dann herrschte Stille. Kapitel 4: Ein Freund --------------------- Ein Freund Etwas verwundert ging ich nun ebenfalls zur Tür. Ich spürte die Anspannung, die in der Luft lag. Marcel und Rumael standen sich gegenüber. Starrten sich einfach nur an. „Ich bin dann mal weg“, Rumael schnappte sich seine Jacke und war kurz darauf verschwunden. Als Rumael draußen war, atmete er tief durch. Die kalte Luft tat ihm gut. Warum? Warum war er hier? Es musste doch irgendeinen Grund geben, oder nicht? Alles hatte einen Grund, auch wenn man ihn nicht immer gleich sah. Und er würde ihn noch finden. Er seufzte. Bald war Weihnachten, wahrscheinlich würde er es wie die letzten Jahre handhaben: Es einfach ignorieren. Es war schon so lange her, dass er gar nicht mehr wusste, wie es war dieses Fest zu feiern und mit seiner Familie zusammen zu sein. Da war er wie sein Bruder. Lieber waren sie alleine, anstatt bei jemand zu sein, der alles nur heuchelt. Zu viele hatten die wahre Bedeutung von Weihnachten verloren. Wie lange hatte er seinen Bruder schon nicht mehr gesehen? Ein paar Jahre? Bestimmt. Sie waren Weltenbummler, zogen quer durch alle Länder. Wenn sie sich trafen war es Zufall. Aber auch der Zufall hatte stets einen Grund. So in Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass er von jemand beobachtet wurde. Zwei Augen folgten ihm bei jedem Schritt. Etwas irritiert drehte sich Rumael schließlich um. Himmelsblaue Augen trafen auf leuchtend grüne. „Gabriel!?“ Gabriel legte einen Finger auf die Lippen und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Gasse. Rumael folgte ihm. „Was machst du hier?“ „Darf ich nicht meinen besten Freund besuchen?“ Misstrauisch sah Rumael ihn an. „Ok, ok. Du hast mich durchschaut. Ich habe deinen Bruder getroffen und er hat mich beauftragt dich zu fragen, wie es dir geht, da ich sowieso in diese Richtung wollte.“ „Seit wann lässt DU dich beauftragen?“ „Ich hege eigenes Interesse. Genügt das?“, Gabriel strich sich eine feuerrote Strähne aus dem Gesicht, „Also, bekomme ich nun eine Antwort auf meine Frage. Hab immerhin nen ziemlichen Umweg in Kauf genommen.“ „Wie soll es mir schon gehen? Mir geht es ehrlich gesagt ziemlich beschissen. Ständig werde ich damit konfrontiert, was geschehen ist. Er hat mir nicht alles genommen, wie du vielleicht unschwer erkennen kannst. Und es ist verdammt schwer.“ „Du hast dich überhaupt nicht verändert. Du hast dich schon immer über deine Situation aufgeregt, aber im Grunde hast du jeden Augenblick genossen.“ „Liegt wohl daran, dass ich nicht wie ihr bin.“ „Stimmt, du bist und bleibst ein komischer Vogel, der trotzdem mein bester Freund ist“, Gabriel lachte, „Wie kommst du sonst klar?“ „Geht schon.“ Gabriel schlug sich mit der Hand gegen die Stirn: „Hätte ich beinahe vergessen. Ich soll dir noch was von Nereas ausrichten.“ „Von Nereas? Was will der denn von mir?“ Gabriel schlug ihn mit der Faust ins Gesicht: „Du sollst dich nicht immer in seine Angelegenheiten einmischen.“ Rumael war zurückgetaumelt: „Irgendwie habe ich schon damit gerechnet. Mmhh, wahrscheinlich habe ich es auch verdient.“ „Wenn man seinen Worten glauben schenken darf, hast du alles durcheinander gebracht.“ „Ich will dich nicht, dass er sich langweilt. Er hat doch sonst nichts zu tun.“ Gabriel lachte wieder. „Lass das! Ich bin heute schon genug ausgelacht worden.“ „Tja, Rumael, sieh es endlich ein. Du bist halt ne Witzfigur.“ „Das versteh ich jetzt nicht. Ich dachte, ich sei ein komischer Vogel?“, er knuffte seinem Freund in die Seite. „Ja, ja. Unser kleiner Romi. Ich bin gespannt wie es mit dir weiter gehen wird.“ „Das bin ich auch.“ Gabriel betrachtete die Sterne. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Rumael in die Stille hinein. „Sicher, für dich tu ich alles.“ „Alles?“ „Kommt darauf an, was du willst.“ Theatralisch hob Rumael der Arme: „Ich wusste es. Nie kann man sich auf deine Aussagen verlasen.“ Schelmisch blinzelte Gabriel: „Also, schieß los. Was kann ich für dich tun?“ „Erwidere den Gruß von Nereas.“ „Mit größten Vergnügen. Übrigens, hätte ich auch getan, wenn du es mir nicht gesagt hättest.“ „Danke.“ „Keine Ursache. Soll ich sonst noch jemanden etwas ausrichten? Deinem Bruder vielleicht?“ Rumael schüttelte den Kopf: „Wenn du ihm erzählst, was ich dir gesagt habe, wird er bescheid wissen.“ „Gut, wir sehen uns. Pass auf dich auf kleiner.“ „Werde ich.“ „Will ich auch schwer hoffen. Ansonsten bin ich demnächst einen Kopf kürzer.“ Es war spät, als Rumael wieder zurückkam. Mein Bruder war schon lange nicht mehr hier. Ich saß auf dem Sofa und starrte den Bildschirm des Fernsehers an, von der Handlung des Films bekam ich recht wenig mit. Zu tief war ich in meinen Gedanken versunken. Ich erschrak, als die Haustür ins Schloss fiel. Rumael stand am Türrahmen gelehnt und sah mich aus seinen blauen Augen an. Er wirkte ein wenig müde. "Ist er nicht mehr hier?" Ich schüttelte den Kopf: "Kann ich dich was fragen?" "Sicher", Rumael setzte sich vor das Sofa und sah zum Fernseher. "Warum reagieren du und mein Bruder jedes Mal so ... merkwürdig, wenn ihr euch begegnet?" Rumael schwieg eine ganze Weile und ich dachte schon, er wäre eingeschlafen. Doch dann: "Kennst du das Gefühl, jemanden zu begegnen, und dieses Person kommt dir bekannt vor, obwohl du sie noch niemals zuvor irgendwo gesehen hast? Und dann auch noch nicht unbedingt gute Gedanken bzw. Erinnerungen mit dieser Person zu verbinden? Das ist komisch, ich weiß. Aber so ist es bei mir. Antisympathie bei der ersten Begegnung." Er lehnte den Kopf zurück und sah mich an. Wie sooft versank ich in seinen Augen. So unbeschreiblich schön. "Meinst du, bei meinem Bruder ist es genauso?", ich riss mich los. Er schüttelte den Kopf: "Nein, bei ihm ist es anders. Du erzähltest mir, ich sehe jemanden ähnlich, den er kannte und im Krieg verloren hatte. Er ist verwirrt." "Das wird es wohl sein." Rumael schloss die Augen und seufzte. Dabei fiel mir etwas auf: "Sag mal, ist das blaue Auge eigentlich immer noch von mir?" Seine schönen, sinnlichen Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln: "Das hättest du wohl gerne, was? Das ist der Gruß eines Bekannten, den ich mit größten Vergnügen zurückgegeben habe." Ich stutzte. Rumael kam mir eigentlich nicht wie ein Schläger vor. "Du schlägst andere?" "Nein, ich habe den Gruß erwidern lassen. Schlagen tut doch weh." Skeptisch sah ich ihn an. "Das kannst du mir ruhig glauben. Willst du noch wissen, warum ich den Gruß bekommen habe?", amüsiert blickte er in meine Augen, " Ich mische mich angeblich in Dinge ein, die mich nichts angehen. Ich soll alles durcheinander gebracht haben. Aber hätte ich es nicht getan, wäre denen jetzt langweilig. Sollten sich also bei mir bedanken." Ich musste lachen. Es sah einfach zu süß aus, wie er schmollte. Süß?? Man nennt doch keinen Typen süß. "Ich geh ins Bett", murmelte ich, bemüht, mein rotes Gesicht zu verbergen. Was war nur mit mir los? Seit ich Rumael kannte, hatte ich teilweise echt wirre Gedanken. In seiner Gegenwart fühlte ich mich geborgen. Ich konnte einfach ich sein, ohne mich zu verstellen und krampfhaft zu versuche, eine Fassade aus Lügen aufrecht zu halten. Er hat so viel für mich getan, obwohl er mich doch so gut wie nicht kannte. Er hatte mir schon mehr als einmal das Leben gerettet. Bei ihm fühlte ich mich wohl. Ich vertraute ihm. Wie es wohl wäre, seine Lippen zu berühren? Ich schüttelte den Kopf. Ich war müde, das ist alles. Morgen würde ich meine Gedanken wieder unter Kontrolle haben. Ich hatte meine Gedanken auch am nächsten Morgen nicht unter Kontrolle. Im Gegenteil. Es war schon fast so, als wäre ich verliebt. Wenn er mich ansah, wurde ich verlegen. Wenn er mich ansprach wurde ich rot. In seiner Nähe konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Jetzt reiß dich doch mal zusammen", murmelte ich als Rumael gerade den Raum verlassen hatte, "Du bist ein Mann und er auch. Außerdem bist du viel älter als er. Benimm dich nicht wie ein keines Kind." Kapitel 5: Die Zeit vergeht --------------------------- Die Zeit vergeht Es war Frühling. Das erste grün zierte die Bäume. Die Vögel kamen wieder zurück und gaben ihren Gesang zum Besten. Ich saß auf einer Bank im Park und genoss die Sonnenstrahlen. Etwas abseits von mir spielte der Sohn meines Cousins mit Rumael. Ihr Lachen wehte zu uns rüber. "Was macht Marcel?", fragte mich mein Cousin. "Es geht im soweit ganz gut." "Und dir?" Ich sah zu den beiden hinüber. Rumael ließ sich gerade von dem kleinen Fabian überrumpeln: "Mir auch." "Sicher?" Ich lächelte ihn an: "Ja, ganz sicher. Ich bin weg von dem Teufelzeug, ich kann wieder atmen und ich hab Rebecca abgeschossen." "Du warst in einer Klinik?" "Nein, kalter Entzug zu Hause bzw. bei einem Freund. Rumael hat mir geholfen." Nun sah auch Jannes zu den beiden hinüber: "Er scheint etwas Besonderes zu sein, dieser Rumael." "So was wie ihn findet man nicht an jeder Kreuzung", bestätigte ich. "Woher kommt er, ich meine, ich habe ihn hier noch nie gesehen." "Weiß ich nicht. Er ist ein Wanderer. Lebt von der Hand im Mund. Ist mal hier, mal dort. Als er herkam, hatte er als Pizzabote gejobbt, nun ist er Zivi im Krankenhaus." "Was sagtest du, wie alt ist er?" "19." Ich sagte doch schon von Anfang an, dass er nicht normal für einen 19-jährigen ist. Er hatte Weltansichten, die in diesem Alter, nicht einmal ansatzweise zu finden wären. Sein ganzes Auftreten war so anders. Vielleicht lag es genau daran, dass ich ihn so anziehend fand. Inzwischen hatte ich aufgegeben, meine Gedanken an meinen persönlichen Engel zu unterdrücken. Es hatte keinen Sinn. Ich hatte längst bemerkt, dass ich ihn sehr anziehend fand, nahezu erotisch. Seine Bewegungen, anmutig, grazil. Seine Lippen, sinnlich und wahrscheinlich weich. Seine Augen, wie tiefe Seen. Sein Aussehen war vollkommen. Kein Makel, keine Narbe, kein gar nichts. Sein Lachen, wunderschön. Seine Haare. Mit kurzen Haaren wäre der Zauber vermutlich verflogen. Sie gehörten zu ihm, wie alles andere. "Bist du ein Egel", hörte ich die Stimme meines Neffen plötzlich ganz in meiner Nähe. Rumael lachte: "Ein Engel? Wie kommst du den darauf?" "Du siehst aus wie einer", bemerkte der kleine. "Na dann. Danke." Fabian kam auf seinen Vater zugelaufen. "Papi, Papi! Romi ist ein Engel", flüstere er aufgeregt. Sein Vater schmunzelte. Ebenso Rumael, der sich neben mir auf der Bank niederließ. "Genug getobt?", fragte ich ihn. "Du glaubst gar nicht, was für eine Ausdauer der kleine hat", gab er ein wenig prustend von sich. "Hat mich schon gewundert, wie lange du das durchgehalten hast." Wieder grinste Rumael und zeigte dabei seine weißen Zähne: "Das ist mein Geheimnis." "Ich möchte dich ein paar meiner Freunde vorstellen", sagte ich im gehen. An der Tür blieb ich noch kurz stehen. "Deinen Freunden?" "Ja." "Ok", Rumael zuckte mit den Schultern, "Wann?" "Heute Abend, bei mir." "Gut, ich werde kommen." "Freut mich", und es war absolut ernst gemeint. Es klingelte. Einer meiner Freunde öffnete die Tür: „Ah, da ist ja dein FREUND.“ „Pass auf, dass er dich nicht gleich vollschleimt, die kleine Schwuchtel!“, rief ein anderer. „Wenn er zuschlägt, stirbt selbst die Fliege vor Lachen.“ Rumael verzog das Gesicht. „Oh, hat dein Papilein dir nicht gesagt, dass du eigentlich ein Mann sein solltest?“ „Geht nicht, das Papilein weiß gar nicht, dass es ihn gibt. Seine Mutter habe ich letztens am Busbahnhof gesehen.“ Fragend sah Rumael zu mir rüber, doch ich sah ihn nur kalt an: „Verpiss dich, kleine Schwuchtel.“ „Ist das alles, was du zu sagen hast? Kaum bist du wieder unter deinen „Freunden“ ist dir alles andere egal. Fang doch gleich wieder an, dir Drogen in die Birne zu schmeißen“, die Enttäuschung war deutlich aus seiner Stimmer zu hören. Gelangweilt zuckte ich mit den Schulter. Rumael machte auf dem Absatz kehrt und verließ meine Wohnung. „Rumael! Warte!“, Marcel rannte hinter ihm her. „Na los. Mach mich auch noch fertig.“ „Wieso sollte ich das tun? Du hast mir keinen Grund dafür gegeben. Das einzige, was ich jetzt von dir verlange sind Antworten auf meine Fragen.“ Rumael schnaubte: „Fragen, klar. Die habt ihr immer. Fragen, die niemand beantworten kann. Mal davon abgesehen, dass es auch Fragen gibt, die ich nicht beantworten will.“ „Du musst sie aber beantworten können, weil du da warst!“ „Schon mal was von einer Sinnestäuschung gehört? Ihr hattet alle Angst.“ „Das ist mir klar. Aber dafür war das zu real. Du warst zu real. Fakt ist, ich weiß, wer oder was du bist. Aber ich kann es mir nicht erklären.“ Rumael ließ seinen Kopf hängen und sank auf die Knie: „Ihr habt absolut von nichts eine Ahnung! Niemand hat Ahnung davon. Absolut niemand. Alles was ihr euch nicht erklären könnt, ist für euch nicht echt.“ Eine seiner Tränen reflektierte das Mondlicht, welches die Landschaft und ein silbriges Licht tauchte und alles unwirklich erscheinen ließ. Bizarre Schatten bildeten Fratzen. Der Wind ließ die Blätter rauschen. Es herrschte eine eigenartige Stimmung, die mit Worten nicht zu beschreiben ist. Alles sah so wunderschön aus. Marcel ließ sich zu Rumael auf den Boden sinken und zog ihn in seine Arme. Der Jüngere leistete keinen Widerstand, sondern krallte sich regelrecht in das Shirt Marcels. Seine Tränen befeuchten das Gras und schimmerten wie kleine Kristalle im Mondlicht. „Alle Welt erwartet von mir, dass ich stark bin, dass ich jegliche Last auf meiner Schulter tragen kann. Aber ich kann das nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr“, schluchzte der Blonde. „Scht, sag jetzt nichts.“ Beruhigend strich Marcel über den bebenden Körper, der sich an ihn schmiegte. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Rumael sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Sanft wischte Marcel ihm die Tränen fort. Er hob das Kinn des jüngeren ein wenig an und sah ihm in die Augen, die noch tränennass waren. Vorsichtig strich er Rumael eine Strähne aus dem Gesicht. Er beugte sich zu dem kleineren hinunter und verschloss dessen Lippen mit den seinen. Seine Zunge bat um Einlass, welcher ihm auch gewährt wurde. Es war ein intensiver Kuss, der die Gefühle in Marcel explodieren ließ. Aus Luftmangel mussten sie sich wieder von einander trennen. „Romi, ich erwarte nicht von dir, dass du immer stark bist. Ich liebe dich“, hauchte er. Rumael erstarrte bei diesen Worten und schüttelte schon fast panisch den Kopf: „Nein, nein. Das darfst du nicht!“ Stolpernd rappelte er sich auf: „Nein.“ Er rannte davon. „Rumael!“ Erschöpft fiel er auf die Knie. Da waren diese Gefühle. Noch nie zuvor hatte er sie gefühlt. Wut, Hass. Sie fühlten sich so unglaublich stark an. So unglaublich gut. Aber sie waren falsch. Das wusste er, das hatte man ihm beigebracht. Sie ließen einem Dinge tun, die man nicht wollte und nicht kontrollieren konnte. Er schrie in die Nacht. Schrie sich die Wut aus seiner Seele: „Warum? Warum hast du das getan? Was habe ich falsch gemacht, dass du mich so strafen musst?“ Er sah in den Himmel, so als erwarte er eine Antwort: „Ich rede mit dir! Ich will wissen, was ich getan habe! WAS?“ Die letzten Worte gingen in einem Schluchzen unter. Die Müdigkeit überkam ihn. In weiter Entfernung entfuhr jemanden ein niedergeschlagenes Seufzen: „So wird das nie etwas. Es ist mir egal, dass es mir verboten wurde. Aber ich kann meinen kleinen Bruder jetzt doch nicht alleine lassen.“ „Hey, ich bin mir sicher, dass er das verstehen wird. Ich werde dir den Rücken frei halten.“ „Ich danke dir, Gabriel. Noch in dieser Stunde werde ich aufbrechen. Je schneller ich Handel, desto länger braucht Vater, bis er es bemerkt.“ Ich war wütend. Vor allem auf Rumael. Er hatte mich belogen. Von wegen ein kleiner Zivi, als Verdienst und Haussitter, weil sein Freund nicht da ist. Nichts da. Der Universalerbe des Gerber-Imperiums war er. Der größten Computer Firma der Welt. Ältester von vier Söhnen und wird schon bald die Firma übernehmen und war deshalb hergekommen. Er hat es mir nie erzählt, und das ist es, was mich so wütend macht. Meine Haustür wurde zugeschlagen. „Sag mal, was fällt dir ein, Romi so fertig zu machen.“ „Ach, du nennst ihn schon Romi? Bist du etwa in ihn verschossen?“ Mein Bruder wurde rot. Das kannte ich gar nicht von ihm: „Bist du etwa … schwul?“ Die zarte röte der Verlegenheit wechselte in Zornesröte: „Wow, das ich das noch einmal erleben darf. Mein Bruder, der große Daniel Stein, bemerkt endlich mal, dass sein kleiner Bruder schwul ist. Das ich das noch erleben darf!“ Er schnaubte wütend. Ich war sprachlos, wusste einfach nicht, was ich daraufhin sagen sollte und sah, wie es meinen Bruder verletzte. Es tat mir ihm Herzen weh, ihn so leiden zu sehen. „Komm mal her“, ich zog ihn in meine Arme, „Es ist mir egal, dass du schwul bist. Du bleibst immer mein Bruder, egal, was auch passieren wird.“ „Aber deinen Freunden ist es nicht egal.“ „Das sind doch Idioten. Die tun nur das, was ich auch mache.“ Ich spürte, wie etwas mein T-Shirt benetzte. „Weiß er, dass du ihn liebst?“ Marcel nickte. „Und?“ „Er ist davon gelaufen.“ Erneut kam die Wut in mir hoch. Wie konnte er es wagen, meinen Bruder so zu verletzen. Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zu Rumael. Ich musste mit ihm reden. Ob er mich überhaupt reinlassen würde? Mit klopfenden Herzen blieb ich vor der Tür stehen. Ich hatte Mist gebaut, und das weiß ich auch. Woher hat Rumael denn wissen sollen, dass ich nun wusste, wer er war? Zögernd streckte ich die Hand nach der Klingel aus und drückte sie. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Schritte hörte. Ein Junger Mann öffnete die Tür. Er hatte langes schwarzes Haar, dunkle, braune Augen. War recht kräftig und wirkte im Allgemeinen ein wenig wild. Er musterte mich: "Du bist also Daniel." Verblüfft sah ich ihn an: "Wer bist du?" "Ich bin Rumaels größerer Bruder." "Rumaels großer Bruder?" "Momme? Wer ist da?" Der Mann trat zur Seite und gab den Blick auf Rumael frei. Seine sonst so blauen Augen waren gerötet. Seine Arme hingen schlapp an en Seiten runter. Er sah so anders aus. So verletzlich. Und es war meine Schuld. "Rumael? Bitte, ich muss mit dir reden." "Geh weg. Ich will dich nicht mehr sehen", seine Stimme klang matt. "Bitte", flehte ich schon fast. "Hau ab! Verschwinde endlich!", schrie er mich an. Ich erschrak. So kannte ich ihn nicht. "Es ist besser, wenn du gehst", meinte auch jetzt dieser Momme. Enttäuscht nickte ich. Während er die Tür schloss, zog er seinen Bruder in seine Arme. Ich hatte es versaut. Ich hatte Rumael zu tiefst verletzt. Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Ich hatte ihm so viel zu verdanken und was tat ich? Ich vertrieb ihn. Dabei ... Kapitel 6: Endet alles ... ? ---------------------------- Das Kapitel kann ein bisschen kurz sein. Entschuldige mich schon mal im Voraus deswegen. Titel: Gefallene Engel, wenn Schutzengel sterben Autor: Riana-chan/LilaSchuh Kapitel: 12 oder 13 ------------------------------------------------------------------------------------- Endet alles ...? Ich betrat meine Wohnung. Marcel wartete schon auf mich: "Wie ist es gelaufen?" "Ich bin so blöd", fluchte ich los. "Also nicht so gut." "Nicht so gut?? Ich habe einfach alles falsch gemacht. Von Anfang an." "Was hat er gesagt?" "Er will mich nicht mehr sehen." "Das hast du verdient. Du hast ihn zu Unrecht beschuldigt." "Du wusstest davon?" "Nicht direkt. Hatte heute in der Zeitung gelesen, dass der Gerber-Erbe 31 Jahre alt ist." "Oh." "Wie kamst du überhaupt darauf, dass es Rumael sein könnte?" "Naja, Robin meinte das", druckste ich herum. "Armer Romi. Ist jetzt ganz alleine", murmelte Marcel. "Komm her", ich zog ihn in meine Arme, "Er ist nicht alleine. Sein Bruder ist bei ihm." Marcel seufzte und lehnte sich gegen mich. Am Abend saß ich nachdenklich auf der Couch. Ich hatte versucht Rumael zu erreichen. Beim ersten Mal war er rangegangen, doch als er meine Stimme gehört hatte, hatte er sofort wieder aufgelegt. Beim zweiten Mal war sein Bruder rangegangen und sagte, ich solle Rumael in Ruhe lassen. Beim dritten Mal ging noch nicht einmal mehr der Anrufbeantworter an. Ich seufzte. Wäre ich nicht so bescheuert gewesen, wäre jetzt noch alles in Ordnung. Auch Marcel war ziemlich deprimiert gewesen, als er nach Hause gefahren war. Unglücklich verliebt zu sein, schmerzte unheimlich. Ich wusste das. Am nächsten Tag, es war später Nachmittag, wartete ich vor dem Krankenhaus, in der Hoffnung, dass Rumael zur Arbeit gegangen war. Und tatsächlich. Nach ein paar Minuten kam er. "Rumael, warte bitte!" Er reagierte nicht. Ich lief ihm hinterher. "Bitte, lass mich das erklären." "Was gibt es da zu erklären?", er klang nicht wütend und verärgert. Nein, er klang enttäuscht. Etwas, dass mir fast das Herz zeriss, "Lässt lieber jemanden als Schwuchtel titulieren, nur um zu vertuschen, dass du selber eine bist?" "Ich ... verdammt, ja. Aber darum geht es gar nicht." "Nicht?" "Nein, ich habe geglaubt, du seihst jemand anderes. Jemand, der hier eigentlich sehr bekannt ist. Und es tut mir leid." "Habe ich dich jemals belogen? Oder habe ich dir etwas verschwiegen? Was man von dir ja nicht behaupten kann. Herr Rockstar." "Du wusstest es?" "Ja." "Aber warum hast du nie etwas gesagt?" "Weil es nicht wichtig ist. Es ist mir egal, wer du bist, verstehst du? Es geht nicht darum, was jemand nach außen verkörpert, sondern wie die Person hier drinnen ist", er deutete auf sein Herz. Er hatte Recht. Es war nicht wichtig wen ich darstellte, oder wer ich für irgendwelche Personen war, die ich sowieso nicht kannte. Sondern wer ich in Wirklichkeit war. Ja, ich war ein nicht unbekannter Rocksänger, den die Drogen nach unten gezogen hatten und nun so gut wie alle glaubten, ich würde nicht mehr auftreten. Aber dennoch war ich innen drinnen eine ganz andere Person. "Scheint so, als würde dich das beschäftigen", Rumael war kurz stehen geblieben und musterte mich kritisch. "Kannst du mir verzeihen?", wollte ich leise von ihm wissen. Erneut trat der enttäuschte Ausdruck in seine Augen, den er durch das Schütteln seines schönen Kopfes verstärkte: "Nein, du hast mein Vertrauen missbraucht. So etwas kann ich nicht verzeihen." Er setzte seinen Weg fort. "Rumael, bitte!", ich hielt ihm am Handgelenk fest. Erstaunt sah er auf meine Hand. Sein Blick wanderte nach oben. Er war so wunderschön. Wie ... ja, fast wie ein Engel, der auf die Erde hinabgestiegen war. "Es tut mir leid, Daniel", er befreite sich. Erneut hielt ich in zurück, drückte ihn ein wenig gegen eine Hauswand. "Was ..?" Ich erstickte seine Worte, ehe er sie ausgesprochen hatte. Verschloss seine Lippen. Sie fühlten sich samtig weich und so zart an. Wie ein besonders weiches Kissen, welches man nicht mehr hergeben möchte. Sie schmeckten süß, machten mich verrückt. Es war trotz allem nicht die beste Situation, um ihm zu zeigen, was ich fühlte. Was in meinem Kopf vorging. Und ich spürte, leider nur zu genau, dass er sich nicht wirklich auf diesen Kuss einließ, sondern sich leicht gegen mich stemmte, um sich zu befreien. "So wollt ihr dass immer alle lösen. Ob du das bist, oder dein Bruder. Aber es ändert nichts. Gar nichts", sagte er leise, als ich ihn frei lies. "Aber ...", setzte ich zur Erklärung an. "Vergiss es einfach. Vergiss, dass es mich gegeben hat. Damit werden wir wohl alle am besten klarkommen", niedergeschlagen drehte er sich um. Das konnte ich anscheinend am besten. Meine Mitmenschen verletzen. "Rumael, ich ... Ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir wahnsinnig leid tut und ... dass ich dich liebe. Sag jetzt nichts, ok?", wehrte ich ihn ab, " Klingt bescheuert, ist aber so. Es hat lange gedauert, bis ich es wahr habe wollte. Aber im Grunde ... Bitte, gib mir noch eine Chance, damit ich es wieder gutmachen kann!" Mein kleiner Engel senkte den Kopf: "Bist du dir sicher, dass es liebe ist und nicht Dankbarkeit ist?" "Es ist Liebe." "Wenn du mich wirklich liebst, solltest du mich gehen lassen." "Gehen? Aber ... wohin?", ich wollte ihn nicht gehen lassen. Ich brauchte ihn doch. Rumael seufzte: "Fort von hier. So kann das nicht weiter gehen." Er setzte seinen Weg fort. Ließ mich einfach stehen. Hatte ich ihn jetzt ganz verloren? Wenn er erstmal weg war, würde ich ihn doch nie wieder finden. Dann wäre er für immer weg. Und mit ihm mein Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)