Harry Christmas Everyone von Glasschmetterling (Weihnachts-One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 36: Katzenpfoten ------------------------ Pairing: Krummbein/Mrs Norris, gewünscht von Francis 36. Katzenpfoten Die Wege aus dem Gryffindor-Turm waren zahlreich, zumindest für diejenigen seiner Bewohner, die vier Beine hatten, und Krummbein hatte sie in seiner ersten Woche auf Hogwarts alle gefunden. Viele von ihnen waren allzu schlecht verborgen und so einfach zu finden, dass es ihn wunderte, dass sie den Zweibeinern, die doch für alle Arten von Schabernack zu haben waren, noch nicht aufgefallen waren – aber ein Zweibein hatte sie gefunden, auch wenn er im Moment in einer vierfüßigen Form durch die Hallen des Schlosses schlich. Warum er das tat, wusste Krummbein nicht... was er aber wusste, war, dass diese Ratte keine guten Absichten hatte. Seine Boshaftigkeit dünstete aus ihm aus, wie ein schlechter Geruch, den er nicht aus der feinen Nase fernhalten konnte, und es hätte nicht einmal seine kaum verhohlene Grausamkeit den anderen Tieren des Turms gegenüber gebraucht, um Krummbein zu seinem Feind zu machen. Dass der Hund, der große, schwarze Hund, den er so oft am Waldesrand getroffen hatte, dasselbe sagte und ihm den Auftrag gegeben hatte, auf ihn zu achten, überzeugte ihn nur noch mehr. Und heute Abend... nun, heute Abend war die Ratte aus dem Turm entwischt, mit Absichten, die nicht gut sein konnten, während seine Person ihn in den Mädchenschlafsaal gesperrt hatte, und nun, wo sie schlief, musste Krummbein ihn finden. Vorsichtig streckte er den Kopf aus der verborgenen Passage und sah den Gang entlang. Zwar gab es keine Ausgangssperre für die Tiere der Schüler, aber manche Lehrer, besonders Professor Snape, sahen streunende Katzen nicht gerne, und gerade heute musste er vorsichtig sein, wo so viel von seinem Erfolg abhing. Zum Glück war alles still, nur die spärlichen Fackeln, die noch für die Nacht brannten, erhellten den Flur, und Krummbein schlüpfte aus dem hinter einem langen Tischtuch verborgenen Durchgang und schnupperte. Bis hierhin hatte er Wurmschwanz' Spur verfolgen können, doch hier, zwischen all den Gerüchen der Schüler, die jeden Tag zum Unterricht gingen, versagte seine Nase, und die feinen Pfoten der Ratte hatten keine Eindrücke auf dem schweren, grauen Stein des Bodens hinterlassen. Für einen Moment hielt er inne, von Unsicherheit geplagt, dann begann Krummbein, zu überlegen. Was konnte die Ratte wollen? Er hatte doch alles im Turm, was er brauchte – Wärme, Futter, Wasser – und so hinterhältig die Ratte den anderen Tieren gegenüber auch war, im Grunde war er ein Feigling. Er würde keine unnötigen Risiken eingehen, und Krummbein alleine im Schloss zu begegnen, ohne Ron Weasley, der ihn beschützen konnte, so missgeleitet seine Zuneigung zu seiner Ratte auch war, war ein Risiko – ein großes sogar, denn Krummbein war ein Jäger, und er hatte seine Augen schon lange auf Wurmschwanz geworfen, seit dem Moment, als er ihn zum ersten Mal auf der Theke des Zooladens gesehen und seinen Geruch eingesogen hatte. Warum wagte er sich also nach draußen? Was war es, das er so dringend benötigte, dass er dafür sogar die Sicherheit des Turms verließ? Nur Krummbeins Schwanzspitze zuckte, während er die Flure entlangstarrte und überlegte, bis ihm schließlich ein Gedanke kam. Der Gang führte zum Lehrerzimmer – und seit dem Angriff auf den Gryffindor-Turm, nach dem die Fette Dame ersetzt worden war, war Wurmschwanz immer nervöser und ängstlicher geworden... er schien den Mann zu fürchten, der das Schloss attackiert hatte, und Information war etwas, das ihm zwischen den Schülern, die nur Gerüchte und Halbwahrheiten erzählen konnten, schmerzlich fehlte. Vielleicht hatte er sich auf den Weg gemacht, die Professoren zu belauschen, um etwas über die Bedrohung herauszufinden... Krummbein zögerte für einen Moment, dann traf er eine Entscheidung und huschte als oranger Schemen den Flur hinunter – außer seiner Theorie hatte er keine Anhaltspunkte, und das Lehrerzimmer war ein genausoguter Platz wie alle anderen, um seine Suche zu beginnen. Seine lautlosen Pfoten trugen ihn durch die Korridore, doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, ließ ein Fauchen von einem der Tische ihn zusammenzucken. Krummbein fuhr herum, Fell aufgestellt und Krallen ausgefahren, und antwortete mit einem ebenso wilden Zischen, als Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, von ihrem Aussichtspunkt hüpfe und sich ihm in den Weg stellte. Von allen Tieren des Schlosses war sie wahrscheinlich das meistgehasste, nicht nur unter den Schülern, sondern auch unter ihresgleichen, und Krummbein hatte schon einige unfreundliche Begegnungen mit ihr hinter sich, eine davon gleich in den ersten Tagen nachdem er hierher gekommen war. Beide hatten sie gefaucht und gezischt und waren schließlich in einem Knäuel aus Pelz und Krallen und Zähnen den Flur hinuntergerollt, und nur die Tatsache, dass Filch nicht wusste, wer seiner teuren Katze den Kratzer auf dem Kopf zugefügt hatte, hatte Hermine vor einer Strafe bewahrt. Eigentlich wäre Krummbein nicht abgeneigt gewesen, Mrs Norris nun den zweiten Teil dieser schmerzhaften Lektion zu erteilen, aber jede Verzögerung würde seine ohnehin schon geringe Chance, Wurmschwanz noch zu finden, vollkommen zunichte machen. Lass mich vorbei, zischte er, doch die Katze musterte ihn nur aus unergründlichen Lampenaugen und fauchte erneut. Für einen Moment erwog Krummbein, sich einfach auf sie zu stürzen, aber jegliche Kampf wäre zu lang, um ihm noch zu gestatten, die Verfolgung aufzunehmen, und so sehr es ihm auch gegen den Strich ging, er musste Mrs Norris überzeugen, ihn vorbeizulassen, und das schnell. Lass mich vorbei, wiederholte er, doch die Katze warf ihm nur einen zutiefst misstrauischen Blick zu. Wieso sollte ich?, entgegnete sie, und das Bewusstsein ihrer herausgehobenen Stellung unter den Tieren des Schlosses klang in ihrer Stimme mit. Nicht einmal ihre Versteinerung im letzten Jahr, von der er durch die Erzählungen der anderen Tiere gehört hatte, hatte ihre Arroganz erschüttern können, und auch der Kampf, den sie gegen Krummbein verloren hatte, hatte nur eine Delle in ihr Selbstbewusstsein geschlagen. Weil ich vorbeimuss, entgegnete er, und zwang sich dazu, seine gebleckten Fangzähne wieder zu bedecken und die sprungbereite Anspannung aus seinem Körper zu treiben. Sie zu bedrohen würde ihm hier und heute keinen Vorteil verschaffen, nicht, wenn er mit ihr reden musste. Und warum sollte es mich kümmern, was du willst?, fragte sie, arrogante Geringschätzung in ihrer Stimme, und Krummbein unterdrückte den Drang, sie wütend anzufauchen. Im Gryffindor-Turm hatte er schnell den Respekt der anderen Tiere erworben, genauso wie damals im Kaufhaus... aber Mrs Norris erwies sich als überraschend resistent seiner Überlegenheit gegenüber, und intelligenter als seine anderen Widersacher. Tatsächlich vermutetete er, dass sie, genauso wie er, keine ganze Katze war... dass es etwas anderes in ihrem Blut gab, etwas, das sie stärker und schneller und klüger machte als die anderen Tiere, denen er normalerweise begegnete. Weil es auch dein Schloss ist, antwortete er auf ihre nur schwach verborgene Herausforderung, und seine Worte klangen schal auf seiner Zunge. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte das Schloss nur ihm gehört, und Mrs Norris hätte nicht einmal in ihren Träumen denken können, dass es auch ihr gehörte. Und weil es dich kümmert, wenn ein Feigling und Verräter unter uns ist. Sie kniff die Augen zusammen. Feigling? Verräter? Wovon sprichst du? Die Ratte, erklärte er leise, durch zusammengebissene Zähne. Die alte Ratte im Gryffindor-Turm. Seine Worte hatten ihr Interesse geweckt, er sah es an der Art, wie sich nun auch ihr Körper ein wenig entspannte, wie sie ihre bedrohliche Pose aufgab, während sie nachdachte, und Krummbein verbuchte einen Teilsieg für sich. Warum kenne ich sie nicht?, fragte Mrs Norris schließlich, und er konnte hören, wie ungehalten sie war, dass eines der Tiere des Schlosses ihrem aufmerksamen Blick entgangen war. Weil sie den Turm nicht verlässt... außer heute. Das Licht, das in Mrs Norris' Augen aufleuchtete, als er die Worte aussprach, kannte er nur zu gut, denn es war die Jagdlust, die auch ihn umtrieb, nur ohne den Hass, den er spürte, wenn er an Wurmschwanz dachte. Genau... eine einmalige Gelegenheit, und gemeinsam kann er uns nicht entkommen. Sein Enthusiasmus hatte ihn in die Falle laufen lassen, denn Mrs Norris spannte sich erneut an und starrte ihn an, Misstrauen in ihren Augen offensichtlich. Und was hast du davon? Ihr Gryffindors haltet doch zusammen... wieso willst du einen der euren jagen? Wir dulden keine Verräter, antwortete er, und mit wir meinte er eigentlich ich, denn er war der Älteste der Tiere des Gryffindor-Turms. Und wenn du dich mit ihm befasst hast, gehört er mir. Mrs Norris überlegte für einen Moment, und er konnte sehen, wie sie seine Bedingung kostete, bevor sie schließlich die Krallen, die sich in den flauschigen Teppich geschlagen hatte, zurückzog und ihren Posten in der Mitte des Korridors, direkt in seinem Weg, aufgab. Dann führe mich, Halbblut. Das Lehrerzimmer war leer bis auf die beiden Goldfische, die Professor Lockhart im letzten Jahr dort in ihrem Glas platziert und dann vergessen hatte, und Krummbein ließ seinen Blick über die leeren Tische und Stühle wandern. Was er zuerst für das Ende seines nächtlichen Ausflugs gehalten hatte, hatte sich als Glücksfall herausgestellt – ohne Mrs Norris hätte er niemals Zugang zu diesem Heiligtum der Professoren gefunden, das sie eifersüchtig gegen alle Mitbewohner im Schloss verteidigten. Trotzdem widerstand er der Versuchung, von seinem erhöhten Aussichtspunkt auf einem der Fensterbretter zu hüpfen und sich umzusehen – heute Abend hatte er eine andere Mission, und Mrs Norris hätte es sicherlich nicht gestattet. Er warf der anderen Katze noch einen Blick zu, der von kaum verhohlenem Misstrauen zeugte, und kroch wieder zurück in den Gang. Er ist nicht hier. Wo dann?, fragte sie, mit einem Blick, der zeigte, dass sie seine Abneigung mit Zinsen erwiderte, und Krummbein zwang sich, nachzudenken. Wenn ihm jetzt nichts einfiel, dann konnte der hässliche Kampf, dem er aus dem Weg gehen wollte, noch immer stattfinden, und um Zeit zu schinden, schob er sich auf das Loch unter dem Fensterbrett zu, das sie wieder in die Korridore des Schlosses zurückführen würde. Eine Bewegung auf dem Dach, das direkt unter dem Fenster lag, weckte seine Aufmerksamkeit, und er hüpfte nach oben, um einen genaueren Blick darauf werfen zu können, während seine Jagdinstinkte in ihm kribbelten. Vielleicht war es ein nachtaktiver Vogel, oder eine der zahlreichen Fledermäuse, die auf den Dachböden des Schlosses die Nacht... er erstarrte, und ihm entwich ein unwillkürliches Fauchen. Dort draußen, vor der Fensterscheibe, im scharfen Kontrast zum Schnee, der in den letzten Tagen gefallen war, und auf dem Weg zu einer der zahlreichen Regenrinnen,die ihn auf die Ländereien bringen würde, war – Wurmschwanz! Da!, zischte er und Mrs Norris wandte den Kopf, als sie die Aufregung in seiner Stimme hörte. Was?, fragte sie, hüpfte aber neben ihm hinauf und drückte ihren Kopf gegen die Glasscheibe, als sie das Ende des Rattenschwanzes in der Regenrinne verschwinden sah. Ich sehe ihn. Komm. So viele Tage und Wochen Krummbein auch damit verbracht hatte, das Schloss zu erkunden, seit er mit seiner Person hier eingezogen war, die nächsten Minuten zeigten ihm, wie unzureichend seine Bemühungen gewesen waren. Mrs Norris führte ihn durch Geheimgänge und Korridore, um Ecken und durch Nischen, die er noch nie gesehen hatte, mit der untrüglichen Sicherheit, die nur aus jahrelanger Erfahrung erwuchs, und er wunderte sich nicht mehr, wieso viele Schüler behaupteten, sie konnte aus dem Nichts auftauchen. Für die Uneingeweihten musste es tatsächlich so wirken, und er bemühte sich, sich die Abkürzungen und Routen zu merken, doch selbst ihm gelang es nicht, ihnen zu folgen. So schnell erreichten sie das andere Ende der Regenrinne, durch die Wurmschwanz verschwunden war, dass Krummbein fast der Kopf schwamm und die kleinen, feinen Spuren, die die Rattenpfoten im Schnee hinterlassen hatten, noch warm schienen. Auch der Geruch der Ratte haftete ihnen noch an, trotz des eisigen Windes, der nun, kurz vor Weihnachten, um das Schloss wehte, und nun übernahm Krummbein wieder die Führung. Durch Büsche und über das graue Gras, das nun unter dem Schnee verborgen war, führte er Mrs Norris, die ihm folgte, ihre Schritte seinen Spuren angepasst, weiter und weiter hinunter, die steile Böschung hinab, bis sie das Ufer des zugefrorenen Sees erreicht hatten. Tannen standen hier hoch und dicht, fast bis ans Wasser hinab, so dass ihre Wurzeln vom Eis umschlossen wurden, und die beiden Katzen duckten sich in den Schutz ihrer Äste, während sie sich gegen den Wind an die Ratte anschlossen, die auf einer kleinen Lichtung zwischen den Bäumen saß. Das spärliche Licht des Schlosses drang nicht durch die Nadeln, und Krummbein konnte nicht einmal die Umrisse der höchsten Türme sehen, bevor er sich wieder seiner Beute zuwandte. Wer zuerst?, fragte Mrs Norris, der Hunger in ihrer Stimme deutlich, und Krummbein bleckte die Fänge. Du, erlaubte er ihr großzügig, auch wenn er es nicht mochte, wenn jemand anderer mit seinem Fressen spielte, bevor er es verschlang, war das der Deal gewesen, den er mit der Katze hatte, und er wollte ihn nicht gefährden, nicht jetzt, wo er den Erfolg schon spüren konnte, den Geruch seiner Beute in der Nase hatte. Mrs Norris pirschte durch die trockenen Tannennadeln, die nur von einer dünnen Schneeschicht bedeckt waren, schlich sich an an die Ratte, die fast selbstvergessen unter den Zweigen saß und auf den See hinausstarrte, und das Schlagen der Wellen verschluckte jedes Geräusch, das sie vielleicht gemacht hätte. Näher und näher kam sie ihr, und Krummbein konnte ihre Aufregung spüren, während auch seine eigene Schwanzspitze zuckte in Erwartung, und schließlich spannte sich ihr sehniger Körper an und sie sprang – doch die Ratte war schneller. Sie quiekte und wich ihr aus, entging den Pfoten nur um Haaresbreite, und flitzte aufgeschreckt ins Unterholz, doch Krummbein nahm schon die Verfolgung auf, jagte ihr hinterher, nutzte den Vorteil seiner längeren Beine ruchlos aus, bis er in Sprungweite war und... Der letzte Satz trug ihn nach vorne, um sein Opfer zu packen, doch noch während er durch die Luft sauste, passierte etwas, was er nicht erwartet hatte – Wurmschwanz verwandelte sich, und mit einem Mal wusste Krummbein, woher der penetrante Geruch nach Mensch stammte, den er immer an der Ratte wahrgenommen hatte. Nicht von seiner Person, die ihn gegen ihn beschützte, sondern aus ihm selbst... denn die Ratte war in Wirklichkeit keine, sondern ein Animagus, ein Mensch, der sich unter ihnen verbarg, und mit einem Mal hatten sich die Kräfteverhältnisse in dieser Jagd gedreht. Nicht mehr Krummbein und Mrs Norris hatten die Überhand, sondern Wurmschwanz – Peter Pettigrew – denn so klein und schwach er auch war, zwei Katzen war er selbst ohne Zauberstab haushoch überlegen. Ein Schlag wehrte Krummbein ab, noch bevor er die Gelegenheit hatte, sich darüber klarzuwerden, dass er sich getäuscht hatte, dass nicht nur die Gier nach Information Pettigrew aus dem Turm getrieben hatte, sondern auch der Wunsch, in seine ursprüngliche Gestalt zurückzukehren. Ein Tritt für Mrs Norris folgte, und mit einem Fauchen zog sie sich in das dichte Unterholz des kleinen Waldes zurück, wohin Krummbein ihr folgte. So sehr er Wurmschwanz auch hasste, in dieser Form war er kein Gegner für ihn... aber seine Zeit würde kommen, später, im Gryffindorturm. Das würde sie. Auch in Mrs Norris' Lampenaugen sah er dieselbe Gier, denselben Hunger, während sie sich zum Schloss zurückzogen und Peter Pettigrews wütende Fluche hinter ihnen leiser wurden, und Krummbein beschloss für sich, dass diese Katze seinen Moment des Triumphs teilen würde – denn er wusste, wie Hass schmeckte, und nun hatten sie einen gemeinsamen Feind. Die Zeit wird kommen, zischte er, nachdem sie in die Eingangshalle zurückgekehrt waren, und Mrs Norris' Schwanz zuckte. Ja. Unsere Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)