Harry Christmas Everyone von Glasschmetterling (Weihnachts-One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 38: Ein unwahrscheinlicher Verbündeter ---------------------------------------------- Weihnachten ist schon vorbei, aber auch nach einem stressigen Jahr 2014 (und vor allem einem stressigen Advent und Weihnachten 2014) wollte ich euch nicht ganz ohne weihnachtliche Kurzgeschichte ins neue Jahr starten lassen. Hier sind also Ginny und Blaise, und ich wünsche euch nachträglich frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2015! Pairing: Ginny Weasley/Blaise Zabini, gewünscht von Nicole 38. Ein unwahrscheinlicher Verbündeter Ginevra Molly Weasley hätte gerne mit einer Kraft und Ausdauer geflucht, die ihre Mutter erschreckt hätte, wäre sie nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu rennen und den Schildzauber aufrechtzuerhalten, der ihren Rücken deckte. Nicht, dass Ginny es nicht gewohnt gewesen wäre, vor den Carrows und ihren Slytherin-Schergen zu flüchten – mit wechselndem Erfolg – aber am Abend von Slughorns Weihnachtsfeier hatte sie gedacht, dass alle damit zu beschäftigt gewesen wären, dem alten Narren Honig um den Bart zu schmieren. Ihre Karikatur an den Kerkerwänden, die Amycus und Alecto bei Dingen zeigte, die Rons Ohren hätten rot werden lassen, war deswegen besonders detailliert ausgefallen, und der Klebezauber, der das Bild mit dem Stein verschmelzen ließ, hätte Mrs Black stolz gemacht. Aber dann, gerade als sie sich schon auf den Weg zurück in den Gryffindorturm hatte machen wollen, waren Alecto und ein paar ihrer Idioten aufgetaucht... und deswegen rannte Ginny nun wie wild durch die Kerkerkorridore und blockte Flüche ab, unter denen sie deutlich einige Unverzeihliche erkennen konnte. Scheiße Scheiße Scheiße! Ginny schlitterte auf dem glatten Korridorboden um die nächste Ecke und versuchte, in vollem Lauf ein wenig zu Atem zu kommen, während sie entschlossen nicht daran dachte, was mit ihr passieren würde, wenn sie zu langsam wäre. In den letzten Monaten, seit die Todesser die Schule übernommen hatten, hatte sie zu oft Bekanntschaft mit dem Cruciatus-Fluch gemacht, um zu glauben, dass die Erfahrung nicht... Scheiße! Ginny war um die nächste Ecke gebogen – und wäre fast gegen eine Wand geprallt, so beschäftigt war sie damit gewesen, ihren Rückzug nach hinten abzusichern. Eine Wand, die in der letzten Woche, als sie die Kerker für diesen kleinen Sabotageakt ausgekundschaftet hatte, definitiv noch nicht da gewesen war. Ginny verschwendete einen wertvollen Moment ihrer Zeit damit, die Ungerechtigkeit des Lebens und des Universums zu verfluchen und ihre unangebrachte Panik niederzuringen. Sie werden dich schon nicht töten, Mädchen! Aber ihre Gewissheit schwand mit jedem Moment, mit dem die Stimmen ihrer Verfolger näher und näher kamen, und noch bevor sie ihren Zauberstab gehoben und in Verteidigungsposition gebracht hatte, prallte einer der ungezielten Schockzauber von den Kerkerwänden ab, schoss um die Ecke, und durchbrach ihren Schild. Scheiße! Ihr eigener Fluch verriet Ginny, dass sie nicht bewusstlos war, was sie gelinde gesagt überraschte – wahrscheinlich hatte ihr geschwächter Protego den Fluch abgemildert. Aber das änderte nichts daran, dass sie auf dem kalten Kerkerboden lag und nichts bewegen konnte außer ihre Augen... die perfekte Beute für feige Slytherins, die selbst aus ihrer jetzigen Position der Überlegenheit heraus nur im Rudel jagten. Die Schritte auf dem Steinboden kamen näher, genauso wie die Stimmen, verstärkt und verzerrt durch das Echo der langen, leeren Korridore, und dann trat Blaise Zabini um die Ecke. Ausgerechnet Zabini, das arrogante Arschloch, mit diesem Gesichtsausdruck, den sie ihm schon seit ihrer gemeinsamen Zeit im Slug-Club wegfluchen wollte. Dauerhaft. Aber warum... warum war er alleine? Warum folgten ihm nicht die Scharen an dummen Speichelleckern, die die Carrows so gerne um sich scharten? Und warum... Ihr Atem hielt an, als er auf sie zutrat und sein Zauberstab ihren Scheitel berührte, doch bevor sie Zeit für mehr als einen trotzigen Blick hatte, spürte sie, wie das merkwürdige Prickeln des Desillusionierungszaubers über sie hinwegtropfte. Aber wieso... „Hier ist niemand!“, brüllte Zabini, bevor er seinen Zauberstab einsteckte und zu seinen Kompagnons zurückkehrte, die nun ebenfalls um die Ecke gebogen waren und mit großen Augen in den Korridor starrten. „Aber ich habe genau gesehen...“, begann eine Fünftklässlerin – aus Ravenclaw, nicht aus Slytherin, wie Ginny angewidert feststellte – und Zabini warf ihr einen Blick zu, der die Farbe von den Wänden hätte beizen können. „Dann solltest du deine Augen untersuchen lassen. Dringend.“ Das Mädchen schien weder den Willen noch die Entschlossenheit zu haben, Zabini zu widersprechen, und zuckte nur mit den Schultern, bevor sie sich abwandte. Und dann verschwanden die Stimmen der kleinen Gruppe genauso wie ihre Schritte, während die Slytherins sich durch die langen, kalten Korridore der Kerker von ihr entfernten und Ginny bewegungslos auf dem Boden zurückblieb. Bewegungslos – und fürchterlich verwirrt. Zabini war doch ein Slytherin wie alle anderen, Freund von Draco Malfoy, Reinblüter und Muggelgeborenen-Verachter... einer von denen, die über die neue Herrschaft an der Schule doch jubeln mussten! Über die ausgedünnten Schülerzahlen, über das Fehlen derjenigen, die es nicht wert waren, die magischen Künste zu erlernen... und über die Art, wie alle bestraft wurden, die sich nicht dem strengen Regiment Snapes und der Carrows unterwarfen. Wieso hatte er ihr dann geholfen? Sie vor den anderen Schülern und ihren Lehrern gerettet? War er scharf auf eine private Foltersession? Der Gedanke drehte Ginny den Magen um, aber die letzten vier Monate auf Hogwarts hatten sie gelehrt, dass es im Moment keine Grausamkeit gab, die der Schulleiter und die Carrows nicht erlauben würden... und im Grunde waren doch alle Slytherins gleich. Also musste sie hier weg... und zwar schnell. Aber auch wenn der Schocker, der sie getroffen hatte, nicht stark genug gewesen war, um sie in die Bewusstlosigkeit zu schicken, er reichte immer noch aus, um sie bewegungsunfähig zu machen, und keiner ihrer angestrengten Versuche, die Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen, brachte ein Ergebnis. Ihr Zauberstabarm blieb ebenso unbeweglich wie ihre anderen Muskeln, und so blieb ihr nichts, als in den frostigen Kerkern zu liegen und zu frieren, während sich die Kälte aus dem Stein unter ihr in ihre Knochen fraß. Vielleicht hat Zabini ja genau das beabsichtigt? Dass ich hier erfriere und mein Tod als ein tragischer Unfall abgetan wird... Ginny war in den letzten Monaten – nein, in den letzten Jahren, seit Voldemorts Rückkehr schon – zu einer härteren, wütenderen jungen Frau geworden, aber dieser Gedanke, der Gedanke an ihre Eltern und Brüder, trieb selbst ihr die Tränen in die Augen... Tränen, die sie nicht weinte, weil sie nicht konnte, und... Schritte in der Ferne ließen sie angespannt aufhorchen, und sie versuchte, ihren Kopf zu drehen, um einen bessern Blick auf die Biegung des Korridors zu erhaschen – vergeblich. Ihre Muskeln waren noch immer genauso steif und unbeweglich wie vor einer Stunde – oder waren es zwei gewesen? – als Zabini sie erwischt hatte. Ein schwarzer Schatten, wahrscheinlich ein Hogwartsumhang, trat in ihr Gesichtsfeld, und sie verdrehte die Augen, um zu sehen, wer es war... und biss die Zähne zusammen. Zabini. Also doch eine private Foltersession. Sein Zauberstab berührte ihre Haare, und sie spürte, wie der Desillusionierungszauber mit einem unangenehmen Prickeln aufgehoben wurde, aber zu ihrer Überraschung starrte Zabini nicht mit dem arroganten Gesichtsausdruck auf sie hinunter, an den sie sich niemals würde gewöhnen können, sondern mit etwas, das sie fast an... Besorgnis erinnerte? „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber die Carrows waren heute Abend besonders schlecht gelaunt.“ Eine kurze Bewegung seines Zauberstabs, und Ginny spürte überrascht, wie die Kontrolle in ihre Glieder zurückkehrte, auch wenn ihre Muskeln so weh taten, dass sie fast gehofft hatte, er hätte den Zauber nicht aufgehoben. „Dein Bild hat ihnen gar nicht gefallen.“ „Geschieht ihnen recht“, murmelte Ginny undeutlich, während ihre Zähne plötzlich aufeinanderklapperten und sie verzweifelt versuchte, sich in eine sitzende Position aufzurichten. Ganz große Scheiße! Blaise packte ihre Schultern und zog sie nach oben, und seine Berührung war deutlich sanfter, als sie es erwartet hatte. „Du bist ja eiskalt!“ Sein schneller Wärmezauber half ein wenig, die Kälte zu vertreiben, aber die Hitze bahnte sich nur langsam ihren Weg unter ihre ausgekühlte Haut und sie schlang ihre Arme um sich. „Tut mir leid... ich hätte daran denken sollen, was passiert, wenn du hier auf den Steinen...“ Ginnys wegwerfende Geste fiel fahriger aus, als ihr Recht war, und sie klammerte ihre Finger um ihren Zauberstab in der Hoffnung, ihn nicht zu verlieren. „Lieber Kälte als Cruciatus.“ Blaise nickte langsam, auch ihm schien erst jetzt zu Bewusstsein zu kommen, wie merkwürdig die Situation war – immerhin hielt er sie fast im Arm, um zu verhindern, dass Ginny wieder umkippte – und sein plötzlich unbehaglicher Gesichtsausdruck brachte Ginny zum Grinsen. Wenn die Gerüchte stimmten, dann war sie nicht die erste junge Frau, die Blaise in den Armen hielt! Sein Gedankengang schien ihrem zu folgen, denn er zog sie vorsichtig in eine stehende Position hoch, und nun war es an ihr, sich an ihn zu klammern, weil ihre Beine ihr nicht gehorchen wollten. „Trotzdem müssen wir hier weg.“ Ginny nickte langsam, auch wenn der Abend bereits in die Nacht übergegangen war, bedeutete das nicht, dass auf Hogwarts keine Patrouillen unterwegs waren, und was passieren würde, wenn sie hier gefunden wurden... sie wollte es sich nicht einmal ausmalen. Aber wohin sollten sie gehen? Der Gryffindor-Gemeinschaftsraum wurde mittlerweile fast jede Nacht bewacht, da die Carrows automatisch Ginny und ihre Hausgenossen im Verdacht hatten, wenn im Schloss etwas passierte, das ihnen nicht passte, und andere Verstecke... sie konnte Blaise ja schlecht in den Raum der Wünsche führen! Zwar wussten die Slytherins bereits seit dem vorläufigen Ende der DA in Ginnys viertem Schuljahr davon, aber im Moment war der Raum dauerhaft durch ein Versteck blockiert. Und wenn sie Blaise dort hineinließ, dann konnte er auch in anderen, inopportunen Momenten wieder auftauchen. „Irgendwelche genialen Ideen?“ Blaise rollte mit den Augen. „Genial würde ich nicht sagen, aber zumindest wärmer als hier. Kannst du laufen?“ Ginny war sich nicht wirklich sicher, nickte aber trotzdem tapfer, und machte einen ersten, stolpernden Schritt nach vorne und dann noch einen, während sie versuchte, sich einzureden, dass sie nicht halb so schwach war, wie sie sich fühlte. Die Art, wie sie sich auf Blaise' Schultern abstützen musste, um ihre schmerzenden Beine überhaupt zur Kooperation überreden zu können, belehrte sie allerdings eines besseren, und sie unterdrückte einen Fluch. Wo auch immer Blaise sie hinführte, sie hoffte, dass der Weg kurz wäre, denn ihr tat alles weh... wirklich alles... „Hier entlang.“ Seine leisen Worte und sein Arm dirigierten sie durch einen schmalen Durchgang zwischen den kalten Steinen der Kerkerwände, von dem Ginny geschworen hätte, dass er drei Sekunden zuvor noch nicht da gewesen war, und sie seufzte innerlich. Gott, war das kalt... und war sie dankbar für seine Arme. Er half ihr nicht nur, zu stehen, und zu gehen, die Wärme, die von ihm ausging, war auch von ganz anderer Qualität als die des Zaubers, den er auf sie gelegt hatte. Menschliche Wärme... auch wenn sie vor ein paar Stunden noch gezögert hätte, den Begriff auf einen Slytherin anzuwenden. Ein weiterer Durchgang, noch schmaler und versteckter als der vorherige, und Ginny blieb vor Überraschung stehen. Sie war in eine Wand aus Teppichen gelaufen! Teppiche, in Rollen auf den Boden gelegt, oder aufrecht an die Wände gelehnt, Teppiche, die kleine Hügel und Täler bildeten... Teppiche, Teppiche, Teppiche! Mit fragendem Blick wandte sie sich Blaise zu, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, ein Grinsen, das sie überraschend an einen kleinen Jungen erinnerte. „Was ist das?“ „Argus Filchs Teppichlager“, erklärte er, so als ob er gerade das größte Geheimnis des Universums entschlüsselt hätte, und Ginny runzelte die Stirn – was Blaise erwiderte, als er bemerkte, dass sie seine Begeisterung offensichtlich nicht teilte. „Ich hab es gefunden, als ich in meinem vierten Jahr war... ich wusste nicht, dass es so etwas überhaupt gibt, und... ach, egal, immerhin ist es besser als der kalte Flur, und wärmer noch dazu.“ Seine Stimme hatte einen fast defensiven Klang angenommen, als er sprach, so als ob ihre Meinung ihm tatsächlich etwas bedeuten würde, und Ginny spürte, wie sich ihre eingefrorenen Gesichtsmuskeln tatsächlich zu einem Lächeln verzogen. „Danke. Das ist besser als alles, das ich von selbst hätte finden können.“ Er nickte fast erleichtert und führte sie durch das Labyrinth aus Teppichen – vor allem in den Farben der vier Häusern – hindurch, bis sie eine kleine Höhle erreichten, gebaut aus Exemplaren, die noch nicht so verstaubt und mottenzerfressen waren wie die anderen, und Blaise half ihr, sich auf einem Teppichstapel hinzulegen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, in den Raum der Wünsche zu verschwinden, sobald er sie alleine ließ, aber ihr tat alles weh und sie war sich nicht sicher, ob sie den Weg über die vielen Treppen nach oben schaffen würde... und hier war es tatsächlich überraschend warm. Blaise ließ sich neben ihr auf den Teppich fallen und zückte seinen Zauberstab, was Ginny zusammenzucken ließ – eine Reaktion weniger aus Misstrauen ihm gegenüber, sondern ein Reflex, den sie in den Monaten des Kampfes entwickelt hatte und wahrscheinlich nie wieder ablegen würde. Und trotzdem huschte ein Schatten von Verletzung über sein Gesicht, als er es bemerkte. „Ich will dir nicht wehtun...“ „Ich weiß“, antwortete sie schnell, und sie wusste es tatsächlich, aber das bedeutete nicht, dass sie es sich leisten konnte, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. Doch Blaise warf ihr nur einen zweifelnden Blick zu, während er einen Hemdknopf aus seiner Umhangtasche zog und ihn in eine Bettdecke verwandelte, die Professor McGonagall stolz gemacht hätte. „Hier.“ Er breitete sie über Ginny, und sie rechnete damit, dass er jetzt verschwinden würde, aber zu ihrer Überraschung machte er keine Anstalten dazu, sondern versuchte, es sich auf den Teppichen neben ihr bequem zu machen, und sie hob eine Braue. „Was machst du?“ Irritiert wandte er sich ihr wieder zu. „Ich versuche zu schlafen. Oder hast du vor, die ganze Nacht wach zu bleiben und an die Decke zu starren?“ Ihr eingefrorener Kopf brauchte viel zu lange, um seine Worte zu verarbeiten. „Willst du etwa hier bleiben?“ Seine Antwort war ein indigniertes Schnauben. „Natürlich will ich hier bleiben! Ich kann dich doch nicht alleine lassen! Du wurdest von einem Schocker getroffen – einem abgeschwächten Schocker, aber immerhin einem Schocker – und dann auf dem Kerkerboden liegengelassen. Untertemperatur und die Nachwirkungen des Stupor sind keine gute Kombination. Du könntest immer noch ohnmächtig werden, oder Fieber bekommen...“ Seine wütende Tirade brach erst ab, als er bemerkte, dass er aus der üblichen Rolle des kühlen, distanzierten Slytherins gefallen war, und Ginny blinzelte wie eine Eule bei Tageslicht, als sie begriff, dass er ernst meinte, was er sagte. Aber dass bedeutete nicht, dass sie wusste, was sie darauf sagen sollte, und so starrte sie ihn nur an, während sein erwartungsvoller Gesichtsausdruck langsam in Neutralität verschwamm und er sich schließlich von ihr abwandte. „Dann verwandel dir wenigstens noch eine Decke“, sagte sie schließlich leise, und er zuckte mit den Schultern. „Die Knöpfe sind aus.“ Der fast verletzte Ton seiner Stimme ließ sie irritiert zurück, und sie hob die Kante ihrer Bettdecke – ihrer mollig warmen Bettdecke, dafür hatte der Wärmezauber gesorgt – eine stumme Einladung, die er zögerlich befolgte und zumindest seine Beine darunter steckte. Trotz der Kälte, die in den Kerkern herrschte, spürte sie die Wärme, die von ihm ausging, und sie unterdrückte den Impuls, sich an ihn zu kuscheln, während sie sich die Teppichrolle zurechtschob, die ihr als Kopfkissen dienen sollte. Aber an Schlaf war nicht zu denken... zwar war die Kälte zurückgewichen, aber ihre Gedanken rasten, kehrten immer wieder zu dem jungen Mann neben ihr zurück, der, genauso wie sie, jedes Mal die Augen schloss, wenn sich ihr Blick auf ihn richtete in einem kläglichen Versuch, Müdigkeit vorzutäuschen. „Wieso tust du das?“, fragte sie schließlich, und sie beide schienen erleichtert, dass sie das Schweigen gebrochen hatte und sie ihre Scharade nicht weiterspielen mussten. „Wieso tue ich was?“ Sie schluckte. „Mir helfen. Du bist ein Slytherin.“ Er verzog bitter das Gesicht. „Und das bedeutet, wir sind alle folternde Sadisten?“ Ihr Blick musste ihre Zweifel ausgedrückt haben, denn er kniff die Lippen zusammen, so als ob er einen ekligen Geschmack im Mund hätte. „Egal, was ich über Reinblüter und Muggelgeborene und Blutsverräter denke... niemand hat es verdient, so behandelt zu werden. Niemand, Ginny. Niemand.“ Die finstere Entschlossenheit in seinen Augen hätte ihr fast Angst gemacht, wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie nicht gegen sie gerichtet war, doch schließlich schloss er die Augen und schien einen mentalen Schritt zurückzutreten von seinen Dämonen. „Und außerdem...“ Seine Finger bewegten sich fast hilflos auf der Bettdecke, während er sie anstarrte, schienen nicht sicher zu sein, was sie tun sollten, und Ginny sah in sein gequältes Gesicht. „Und außerdem?“, fragte sie sanft, und er schluckte, bevor er schließlich fast verzweifelt den Kopf schüttelte. „Nichts außerdem.“ Er wandte sich ab und sie starrte auf seinen breiten Rücken, bevor sie sich umwandte und versuchte, so zu tun, als ob sie schlief, genauso wie er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)