Randalls Special Services von Totgeglaubt (die Monsterjäger Agentur) ================================================================================ Prolog: -------- Roan seufzte als der Scharlatan die Tür hintersich schloss und wandte sich an Helen, die neben ihm gelangweilt ihre Nägel betrachtete. "Noch son Quacksalber, ich hab das Gefühl, dass wir hier unsere Zeit verschwenden!" Die Hexe blickte von ihrer Hand zu ihrem Boss. "Das mit dem Casting hier war nicht meine Idee!" Der junge Mann ließ sich tiefer in seinen Sessel sinken. "Na ja ich konnte ja schlecht ne Announce aufgeben 'Suche freiberufliche Dämonenjäger, die sich für einen Hungerlohn den Arsch aufreissen!" "Es wäre zumindest nicht so Zeitraubend und Geldverschwenderisch gewesen wie das Mieten von diesem Besprechungsraum!" entgegnete Helen schnippisch. "Um an gute Leute zu kommen müssen wir uns seriös geben...unsere Agentur ist immernoch nicht renoviert, wie du weißt!" Die rothaarige Frau lachte auf. "Seriös? Dann hätte ich mir an deiner Stelle 2mal überlegt, ob ich mir eine gepunktete Krawatte zu einem Nadelstreifenanzug aussuche!" Roan blickte beleidigt zur Seite. "Der Nächste!" Als sich die Tür öffnete, trat ein junger Mann herein. Mitte 20, auffälliges graues Haar und leuchtende Augen. "Herzlich Willkommen zum Bewerbungsgespräch für 'Randalls Special Services'. Setzten Sie sich und verraten Sie uns Ihren Namen!", ratterte Helen den Text wohl schon zum 30ten Mal herunter. Der junge Mann setzte sich. "Ich heiße Lorneswrath Fletcher." Roan beugte sich vor. "Wie können Sie einer Agentur wie der unsrigen von Nutzen sein, Mr. Fletcher?" Fletcher überlegte kurz. "Nun, ich bin eine mächtige Hexe und äh..." Roan verzog den Mundwinkel. "Sie sind ne hässliche Hexe! Und einen Tick zu tiefstimmig!" Unsicher warf der Junge Mann einen Blick zu Helen. "Es gibt keine männlichen Hexen!", fuhr Roan fort. "und Ihnen fehlen mindestens 2 schlagkräftige und rundliche Argumente um sich als Frau auszugeben!" "Es gibt sie!", warf Helen ein. "Nur dass sie nicht richtig hexen können, nicht wahr?", sie warf einen finsteren Blick zu Fletcher. Fletcher faltete die Hände. "Nun ich kann zwar niemand anderen verhexen, dafür aber mich selbst um.... Roan lachte laut auf. "Na großartig, genau was wir für den Kampf gegen Dämonen brauchen! Wie gehen sie gegen einen Blockrofdämon vor? Verhexen Sie sich mit der Syphilis und hoffen, dass er sich ansteckt?" Fletcher funkelte ihn an. "Wolln siehs sehen?" Roan lehnte sich wieder zurück. "Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an, demonstrieren Sie Ihre Macht!" Fletcher nickte, stand auf und schloss die Augen. Roan beugte sich zu Helen und flüsterte: "Den will ich, der kann im Stehen schlafen!" "Halt den Mund und sieh einfach zu!", zischte Helen zurück. Kapitel 1: ein neuer Anfang --------------------------- Die rothaarige Frau stand genervt an ihrem Toledo gelehnt und seufzte Helen blickte unablässig auf ihre Armbanduhr. Sie warf mehrere Blicke zur Seite. Unbehagen durchzog ihren Körper. Das gewaltige Tor aus Gittersäben rauschte geräuschvoll zur Seite und gab freie Sicht auf einen ungepflegten und mitgenommenen Mann, der eine Sporttasche bei sich trug. Als der Mann sie entdeckte, fing er an zu grinsen und dem Wachmann zuzurufen. "Die da leg ich jetzt erstmal flach, Frei sein ist geil!" Helen schüttelte den Kopf. nicht mal der Knast konnte diesen Mann zerstören. Der Wachmann blätterte desinteressiert in irgendeinem geschmacklosen Boulevardmagazin herum und würdigte den Mann keines weiteren Blickes. Helen hielt dem EX-Insassen die Autotür auf, damit er die Sporttasche verstauen konnte. "Wohin jetzt?", fragte sie gelassen. Ungläubig starrte der Mann sie an. "Wie? Keine Umarmung? Keine Tränen? Kein:'wie wars'? oder 'geht es dir gut, nach all der Zeit'? nicht mal Wiedersehenssex?" Helen verdrehte die Augen. "Steig ein, Roan!" Kurze Zeit später fuhren die beiden über den Highway Richtung San Diego. Roan hatte einen Burger in der Hand den er genüsslich verschlang. "Hätte ich gewusst, dass du schon früher rauskommst, hätte ich mir die Innenreinigung letzte Woche gespart!", kommentierte Helen die Flecken, die Roans Burger auf den Sitzen machte, worauf er provokant schmatzte. Sie hielten vor einer heruntergekommenen Bruchbude, die vor Urzeiten mal als Bürogebäude gedient hatte. "Unser neues Büro.", erklärte Helen knapp. "Dir ist es also ernst?", meinte Roan nachdenklich. "Jap!" "Dann sehn wir uns die Bude mal an!" "Nein!" "Nein?", Roan war überrascht. "Nein.", bekräftigte Helen ihre Aussage. "Als erstes gehn wir in ein Hotel...!" "Soweit so gut!", freute sich Roan. Helen ignorierte ihn. "...dort, mein Lieber wirst du dich erstmal rasieren und waschen....am besten für ein paar Stunden. Danach erzähle ich dir, was sich in den letzten Jahren so alles getan hat!" Roan musste grinsen, egal was sich die letzten Jahre geändert hatte...Helen würde sich nie ändern. "Ok das hier muss renoviert werden!" Roan stand inmitten von herabhängenden Tapeten, vermoderten Möbeln und knarzenden Wänden. "Vielleicht ein bisschen, ja." Helen betrachtete nachdenklich die Architektur. "Wie willst du es nennen?" Roan dachte einen Moment nach. "Randalls Special Services!", entschied er. "Bist du dir sicher?", Helen war wenig begeistert. "Na ja ich dachte auch erst an 'Helenas Special Services', aber das könnte irgendwie mißverstanden werden, meinst du nicht auch?" Kapitel 2: Vorbereitungen ------------------------- Helen ging vor der Eingangstür auf und ab. Roan hatte beschlossen Mitglieder für ihr Team zu suchen und versuchte nun eine Lounge für Bewerbungsgespräche zu ergattern. Gestern hatte er Pablo damit beauftragt sich ein wenig umzuhören und Leute anzuwerben. Die junge Frau warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Viertel nach zwei, bestimmten die Zeiger. Ihr war ein wenig unwohl, da Roan unbedingt alleine in das Businesshotel "Amadeus" gegangen war um die Konditionen für den Besprechungsraum auszuhandeln. Durch die Schaufenster konnte sie ihren zukünftigen Chef mit dem Rezeptionisten verhandeln sehen. Während der hitzigen Diskussion zeigte er mehrmals in Helens Richtung und etwa 5 Minuten später kam Roan mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck nach draußen. "Hab den Raum!", verkündete er freudig. Helen hob eine Augenbraue. "Wie teuer?" "Nur 50 Mäuse, hab nen Deal ausgehandelt!" Helen ahnte nichts Gutes. "Was für einen?" Roan suchte in seinen Taschen nach Zigaretten. "Sag mal, Helen, was machst du Freitagabend!" "Ich wollte die Papiere für die Maklerin durchgehen und..", plötzlich schoss Helen was durch den Kopf. "...du hast doch nicht...!" Roan hatte eine Zigarette aus der Schachtel gefieselt und steckte sie sich grinsend an. "Freitag Abend um 19 Uhr holt dich Georgio," er zeigte auf den dümmlich grinsenden Rezeptionisten. "...zu einem romantischen Dinner bei sich Zuhause ab. Zieh dir was schickes an, am besten das mit dem teifen Ausschnitt, das find ich so..." WHÖM! Die Zigarette schlug ein paar Saltos bevor sie in einer Pfütze landete, in der auch ein verdatterter Roan saß und sich die schmerzende Backe hielt. "Heißt das 'Nein'?", fragte er kleinlaut. Helen schnaufte beleidigt. "Ja, das heißt 'Nein', aber das muss Georgia ja nicht wissen!" "Und warum die Backpfeife?", Roan stand vorsichtig wieder auf. "Weil du ein Mistkerl bist!", blaffte Helen. Roan beschloss, dass es klüger war den Mund zu halten. Helen hatte sich wieder beruhigt und tappte Roan versöhnlich einen Fussel von der Schulter. "Hast du schon den Anzug?", fragte sie ihn. "Jap!", nickte er. "Total schick, ich geh ihn gleich abholen! Sehen wir uns um 3 in der Lounge?" "Ja, ich bereite schonmal alles vor!", meinte Helen und ging Richtung Hotel. In der Hotellobby hatten sich schon zahlreiche Bewerber eingefunden. Scheinbar hatte Pablo gute Arbeit geleistet. Die seltsamsten Gestalten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, warteten darauf, dass sie für Roans Agentur arbeiten konnten. Kapitel 3: Das Dekolleté / Der 2te Mitarbeiter ---------------------------------------------- Nachdem Lorne gegangen war, hatten sich weitere vorgestellt, die sich alle als Nieten erwiesen hatten. Roan und Helen hatten beschlossen sich die Zeit kürzer einzuteilen und hatten statt der vielen kriterien nur noch 'brauchbar' und 'unbrauchbar' auf ihren Notizen stehen. Helen kritzelte ein paar Zeichnungen auf ihren Block, als es an der Tür klopfte. "Herein!", nuschelte Roan gelangweilt. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau, die Sinnlicher nicht sein könnte betrat den Raum. Sie hatte langes, wallendes blondes Haar das sich spielerisch auf ihren Schultern und ihrem Dekolleté ablegte. Mit einem verführischen aber dezenten Hüftschwung näherte sie sich dem Stuhl gegenüber der beiden. "Sie sind eingestellt!", meinte Roan beeindruckt. Helen stieß ihn in die Seite. "Bleib professionell!" Die Frau lächelte verschmitzt und setzte sich. "Mein Name is Shiva Nevalainen!" Helen nickte und notierte. Roan der versuchte sich wieder in Fassung zu bringen, räusperte sich. "Nun, dann stellen wir Ihnen jetzt ein paar PROFESSIONELLE Fragen.", meinte Helen kühl mit einem drohenden Blick auf Roan. Shiva nickte besonnen und lächelte erwartungsvoll. "Hatten Sie schon mal eine sexuelle Beziehung zu einem Ihrer Vorherigen Chefs?", fragte Roan unschuldig. Helen trat unter dem Tisch nach seinem Schienbein. "AU! Hey ich muss sowas Fragen um auszuschließen, dass...!" "Ich werde nicht mit Ihnen schlafen!", entgegnete Shiva gelassen. Roan setzte ein Kreuz bei 'unbrauchbar' auf seinem Notizzettel. "Ich würde sagen, dass mein Verehrter Chef sich ein wenig die Beine vertritt, damit ich das Gespräch weiterführen kann!", Helen durchbohrte Roan mit Blicken. "Ich glaube ich könnte wirklich ne Tasse Kaffee vertragen...", fügte sich Roan. Bevor er die Tür hinter sich schloß, steckte er noch einmal kurz den Kopf zurück. "Schreib ihre Nummer auf wegen Rückfragen und so...!" "RAUS!" "Bin schon weg!" Helen atmete durch als Roan endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte. "Lustiger Kerl!", kommentierte Shiva. "Anstrengender Kerl!", seufzte Helen. "Nun zu den Fragen. Was glauben Sie, wie sie unserer Agentur von Nutzen sein können?" Shiva dachte einen Moment nach bevor sie antwortete. "Ich bin eine recht passable Emphatin, ich kann mich in die Gedanken der Menschen einfühlen und so Ihre Gedanken erraten." "Ich weiß, was ein Emphat ist!", blaffte Helen, doch war sie interessiert. "Könnten Sie das wohl kurz demonstrieren?" Shiva nickte leicht. "Nun, Ihr Chef wünscht sich gerade nichts sehnlicher, als mich auf diesem Tisch hier zu vernaschen!" Helen entfuhr ein spöttisches Schnaufen. "Um das zu merken, muss man kein Emphat sein." Shiva grinste neckisch. "Ich weiß auf welche Art er es tun will!" Helen verdrehte die Augen. "Und ich bin bei Gott froh, dass ich das nicht weiß! Tut mir Leid, aber als Beweis reicht mir das nicht!" "Ich denke, dass ich meine Empathie noch ein andermal demonstrieren kann". Shiva ließ sich nicht beirren. "Ich habe Connections in fast jede Organisation dieser Stadt und darüber hinaus. Wenn Sie was brauchen egal was, ich besorg es Ihnen!" Helen lächelte mild. "Wehe sie lassne das Mr. Randall hören!" "Soll das heißen..." "ja!", legte helen sich fest. "Sie haben den Job...vörrübergehend jedoch sollten Sie sich als unbrauchbar zeigen, werden Sie natürlich sofort entlassen!", fügte Helen kühl hinzu. "Dann bedanke ich mich recht herzlich", freute sich Shiva. "Wann fange ich an?" "Gleich morgen gehts los, holen Sie sich eine Einweisung von der Rezeption!", lächelte Helen. Kapitel 4: Clara ---------------- Erschöpft lehnte sich Helen in ihrem riesigen Sessel zurück, als Roan mit einem Kaffee in der Hand zurück in den Raum kam. "Du hättest mir ruhig einen mitbringen können!" meckerte sie. Roan winkte ab. "Ich lass dich einen holen gehn, falls Colin Farrell hier reinkommt!" "Der is mir zu jung!", seufzte Helen. "Wer ist das nicht?", Roan verdrehte die Augen und nahm neben Helen Platz. "Fazit?" Helen blätterte in ihrem Notizblock. Von 75 Bewerbern, taugen gerade mal 2 was. Diese Shiva Nevalainen und der junge Fletcher!" "Ziemlich beeindruckend, wie der durch den Raum geschwebt ist.", nickte Roan. "Und was kann Miss Monstermöpse so?" Helen sammelte ihre Gedanken. "Na ja...Emphatin, is nicht unbeidngt von Nutzen kann aber auch nicht schaden. Sie behauptet gute Connections zu haben, das können wir auf jeden Fall brauchen. "Connections hab ich auch!" "Ja, in der Höllenszene, aber wir brauchen auch Verbindungen in die Gesellschaft!" "Zwingend?" Roan feixte, Helen seufzte. "Du hättest sie auch eingestellt, wenn sie nur bis 3 zählen könnte!" "Stimmt", grinste Roan. Es war dunkel geworden. Helen und Roan hatten das Hotel verlassen und standen vor Helens Seat. "Soll ich dich noch heimfahrn?", fragte sie Roan. Er blickte die Straße entlang. "Nein danke, warn harter Tag ich lauf noch zu der Bar dort drüben und gönn mir ein Bierchen!" Helen zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst." Wenige Minuten später saß er an der Bar vom "clumsy catwalk" und starrte auf den Fernseher über den Tresen. Ein Muskelbepackter Schwarzer setzte sich neben Roan und krallte sich das Schälchen mit den Erdnüssen. "Harter Tag?", sprach er ihn an. Roan drehte sich zu ihm und betrachtete ihn. "Oh Mann mit einem wie dir will ich jetzt mal gar nicht meine Zeit verschwenden!" er drehte sich wieder zum Fernseher. "Weil ich schwarz bin?", fragte der Mann zornig. Roan ignorierte ihn. "Heh! Ich rede mit dir!", unsanft drehte er Roan an der Schulter, so dass er ihn wieder ansah. Roan seufzte. "Nein, weil du ne Schwuchtel bist!" Roan war bereit dazu die Tracht Prügel seines Lebens zu bekommen als der Mann anfing zu lachen. Er lachte so herzlich dass ihm die Tränen in die Augen schossen und so laut, dass die anderen Gäste missmutig zu ihm rüber schielten und der Barkeeper den Fernseher lauter drehte. Als der Riese sich wieder gefangen hatte streckte er Roan seine gewaltige Pranke hin. "Mein Name ist Clarance B. Idah jr., aber meine Freunde nennen mich Clara!", grollte es aus seiner Kehle. Roan griff seine Hand und grinste. "Clara isn Mädchenname!" Clara grinste ebenfalls. "Seh ich aus wien Mädchen?" "Nein, aber die Theorie von der Schwuchtel nimmt langsam Form an!" Und Clara lachte. Er lachte wie er es fast den ganzen restlichen Abend tat. Einige Stunden und einige Biere später hatten Clara und Roan den gesamten Erdnussvorrat des Barkeepers vernichtet. Es stellte sich heraus, das Clara bis vor wenigen Wochen als erfolgreicher Arzt in San Diegos Krankenhaus gearbeitet hatte aber durch einen Zwischenfall seine Approbation verlor. "Das war der totale Reinfall, ich hab gerade ne Leiche obduktiert. Ich öffne also grad die Buachdecke von dem Typen, da steht der wieder auf, stöhnt laut und versucht mich zu beissen! Hab dem Penner grade noch rechtzeitig den Schädel anner Tischkannte zerömmelt bevor der mir den Arm abbeißt. Hat mir natürlich keine Sau geglaubt, dachten ich hätte nur zum Spaß so rumgewütet." erzählte Clara mit ausholenden Gesten. "Ach du Scheiße!", kommentierte Roan. "Das kannste laut sagen! Und Zack!", er donnerte seine Hand auf den Tresen. "Kam die Aufsichtsbehörde und Zack!" wieder knallte die Hand. "bin ich meinen Job los." "Und was machst du seitdem?", fragte Roan interessiert. Clara seufzte. "Hier und da maln Job, nix festes. Hab die letzten Wochen versucht was über den Typen rauszufinden, ich mein der war tot! Tote stehn nicht einfach wieder auf, verstehste?" Roan nahm einen großen Schluck Bier. "und?" "Nix! Rein gar nix!", Clara schnaufte einttäuscht. "Aber der Gedanke lässt mich nicht los, ich werd noch verrückt.!" Roans Augen blitzten auf. "Was würdest du von einem Deal halten?" Kapitel 5: der erste Tag ------------------------ „Willst du mich verarschen?!“ „Nein“ „Hältst du mich für bescheuert?“ „Nur ein wenig….aber was tut das zur Sache?“ Clara energisch Patroullierte Clara vor dem Schreibtisch auf und ab und rieb sich dabei den Kopf. „Du willst mir also erklären, dass der Tote gar nicht tot war?“ Roan lehnte sich in seinem Sessel zurück. „U-n-tod, Clara, ein Zombie wenn du so willst.“ Claras Schultern sackten zusammen. Einen Moment später öffnete sich quitschend die Tür von Roans neuem Büro und Helen trat ein. Sie hatte eine große braune Tüte in den Armen aus der es verführerisch nach frischem Gebäck duftete. Etwas verdutzt starrte sie die beiden Männer an. „Guten Morgen“, meinte die junge Frau und setzte einen Blick auf, den Roan insgeheim den „Was-geht-hier-vor“-Blick nannte. „Morgen“, antworteten die Männer gleichzeitig. Helen stellte die Tüte auf dem Schreibtisch ab und stemmte die Hände in die Hüften. „Was geht hier vor? Es ist 7 Uhr früh und du bist schon wach?“ „noch wach!“, antwortete Roan mit einem schmerzverzerrtem Gesicht „und könntest du etwas weniger rumschreien? Ich wird gerade nüchtern!“ Als Clara sah wie das Gesicht der Frau rot anlief und ihre Brauen einen unheilverkündenden Winkel einnahmen, streckte er ihr die Hand entgegen. „Clara!“, stellte er sich vor. Geistesabwesend gab ihm Helen die Hand. „Nein, ich heiße Helen“ Der riesige Mann grinste. „Sehr erfreut Helen, ICH heiße Clara!“ Helen hob eine Augenbraue und betrachtete skeptisch den Berg aus Muskeln, der vor ihr stand (und nach Roans heimlichen Whiskey-Vorrat roch). „….gefangen im Körper von Calvin?“, fragte sie vorsichtig. Clara hörte erst auf zu lachen, als Roan ihn mit einem Briefbeschwerer bewarf, der unsanft gegen die Wand prallte. „Scheinbar komme ich rechtzeitig zur Party“, bemerkte Shiva als sie vorsichtig eintrat. „Oh und es gibt Frühstück!“, der flinke Lorne wuselte sich hinter Shiva an den anderen vorbei um sich an Helens Tüte gütlich zu tun. „Finger weg!“, zischte Helen schon ein wenig aggresiv. Kurze Zeit später saßen sie alle um Roans Schreibtisch (es war bisher der einzige Tisch im Gebäude) auf Kartons und Kisten. Bis auf Roan der Stand und erzählte. (es durfte sich trotzdem keiner auf seinen Sessel setzen). „Randalls Special Services ist eine besondere Agentur. Wir alle verfügen über besondere Fähigkeiten, die uns einzigartig machen und mit einer besonderen Verantwortung ...nennen wir es segnen. Überall auf dieser Welt herrschen dunkle Machenschaften die in unser Leben eingreifen und uns lenken. Das tun sie schon so lange, dass wir sie mit in unseren Alltag gewoben haben und sie schon lange nicht mehr bemerken. Doch Leute wie wir, die für das Gute stehen sind auserwählt Licht in die Dunkelheit unserer Gesellschaft zu bringen und um sich schützend vor jedes Opfer dämonischer Mächte zu stellen.“ Er machte eine Kunstpause in der der ihn alle anwesenden mit großen Augen ansahen. „Doch das ist uns so ziemlich scheißegal, Diese Leute die Probleme mit den dämonischen Mächten bekommen, wissen meistens nie an wen sie sich wenden sollen…..Die Cops würden sie für verrückt erklären…und da kommen wir ins Spiel.“ Schüchtern hob Lorne die Hand. Roan nickte ihm zu „Ja Kleiner?“ „Lorne, Sir“ Roan verdrehte die Augen. „Ja, Lorne?“ „Soll das heißen wir helfen unschuldigen Wesen aus der Not….gegen Geld?“ Roan lächelte. „Nein, da hast du was falsch verstanden“ –Lornes Gesichtszüge entspannten sich „Wir helfen ihnen gegen einen dicken Batzen Geld!“ Verunsichert lugte Lorne nach links und nach rechts. Scheinbar war keiner der anderen so überrascht wie er….zumindest wirken die Frauen gelassen und der große schwarze Mann schlief in der Ecke des Raumes. Sein Leben lang war Lorne für seine besonderen Fähigkeiten gefürchtet worden und jetzt bot sich ihm endlich die Gelegenheit, seine Kräfte für etwas (halbwegs) Gutes einzusetzen….außerdem war ein kleiner Verdienst nebenher nicht schlecht, die Arbeit als Burgerwender machte ihm ohnehin keinen Spaß und konnte ihn geradeso über Wasser halten. In Gedanke schweifte er schon zu der neuen Stereoanlage, die er sich schon so lange wünschte…. „Irgendwelche Fragen, Anregungen oder Wünsche…..?“ Shiva meldete sich. „Einen Wunsch hätte ich…“ Roan seufzte „Ich auch, aber den würden Sie nicht erfüllen…worum geht’s?“ „Wie siehts mit der Bezahlung aus?“ Als Helen sah, wie sich Roans Augen weiteten stand sie auf um Kaffe holen zu gehen….das würde ein langer Tag werden…… Kapitel 6: ein Tunnel --------------------- Mit gesenktem Kopf lies sich Roan den Gang entlang führen. Rechts und links von ihm tönten die unterschiedlichsten Geräusche, die schauderhafter nicht hätten sein können…niemals hätte er gedacht, dass er mal hier landen würde….nagut wie hätte er auch…scheinbar war das hier eine geheime Einrichtung. Rasselnd fuhr neben ihm ein massives Gatter zur Seite und gab den Weg in eine kleine Zelle frei. ‚Wirklich Spartanisch!‘, dachte Roan als er das kleine Bett, die Toilette und das Waschbecken ind dem ansonsten leeren Raum sah. Im gesamtem Trakt gab es keine Fenster nur ein paar wenige flimmernde Glühlampen sorgten für etwas Licht. Unsanft wurde Roan in die Zelle gestoßen und hinter ihm knallte das Gatter lautstark in die Scharniere. Roan warf einen Blick zur Zelle neben ihm, in der eine Gestalt auf dem Bett saß, die sich komplett in eine Decke gehüllt hatte und leise vor sich hin wimmerte. Der junge Mann setzte sich auf das knarzige Bett und lehnte sich an die Wand. Auch wenn er nicht in einer aussichtsloseren Situation hätte sein können, fand er sie doch angemessen. Auf der anderen Seite des Flurs war ebenfalls eine Zelle, in der ein älterer Mann saß, der einen Anzug aus verschiedenen Teilen trug und genüsslich eine Zigarre rauchte. Sein Gesicht war über und über von Narben übersät. Roan beobachtete ihn ein wenig verwundert als der Mann zu ihm rübersah und grinste. „Frischfleisch, was?“, brummte er Roan an, welcher nickte. „Musst ja ziemlich üble Sachen angestellt haben um hier zu landen!“ Der junge Mann startte auf seine Füße. „Keine Sorge Junge, was du da draußen getan hast, interessiert uns hier drin einen Scheißdreck! Wichtig ist nur, was du hier drinnen machst um zu überleben!“ Roan räusperte. „Ich werde meine Strafe absitzen und das wars!“ Der Alte grinste. „Wie lange hast du denn?“ „50 Jahre“ Narbenfresse, so hatte Roan ihn insgeheim getauft, stand auf und spuckte die Zigarre in seine Toilette. „Hör zu Junge, in 2 Stunden is Freigang, da überlebst du keine 5 Minuten wenn du die Regeln hier nicht kennst!“ „So?“, Roan blickte auf. Der Alte verschränkte die Arme. „Es gibt vier Fraktionen hier bei uns…und einer musst du..!“ Die Gestalt unter der Decke neben Roan wing plötzlich an lauthals zu klagen und zu schreien dass es Roan durch Mark und Bein ging. „Schnauze, Toby!“. grollte Narbenfresse und die Gestalt wurde sofort leiser. „Wo war ich?“, meinte der Alte Gedankenverloren. „Fraktionen!“ „Ohja genau…also Junge. Es gibt die Monster, die Psychos, die Irren und diejenigen zu zu keiner dieser Fraktionen passen….das sind eigentlich keine…Früher oder später kommt der Zeitpunkt, an dem du dich entscheiden musst welcher du angehörst.“ Narbenfresse schmatzte kurz bevor er fortfuhr. „Entschuldige…Tabakreste..also Regel Nummer eins hier drin, verrate NIEMANDEM und das mein ich verdammt ernst, deinen echten Namen, glaub mir solltest du hier irgendwann mal rauskommen wird dich das auf ewig verfolgen! Gib dir am besten selber einen Namen, den du dir merken kannst“ „Ich soll mir einen Namen aussuchen?“, Roan hob skeptisch eine Augenbraue. „Vielleicht Killer…oder Deathangel oder Razor?“ Der Alte grinste. „Wir sind Verbrecher, Junge und keine Motorradgang! Außerdem glaube ich, dass Razor ziemlich sauer wäre, wenn du dich so nennst wie er.“ Überraschender Weise musste Roan grinsen. „Wenn du in unserem Trakt bist, musst ziemlich große Scheiße gebaut haben, Junge…warst du in der Zeitung?“ Roan nickte stumm. „Die meisten hier machen das so, sie benennen sich nach der Schlagzeile, die sie mit Ihrer Tat verbunden hat. Gab das ne Schlagzeile bei dir?“ Wieder nickte Roan. „Carnage.“ Narbefresse lächelte. „Angeber!“ Kapitel 7: Arbeitseinteilung ---------------------------- Clara stapfte sich mühsam durch die Kanalisation. „LORNE! VERDAMMT NOCHMAL NICHT IN DIE AUGEN!“, brüllte er den Jungen an, der ihm mit der Taschenlampe anleuchtete. „Tschuldige“, wisperte Lorne kleinlaut. „Sollten wir uns niocht aufteilen?“, fragte Clara genervt. „Das haben wir…wir sind im Kreis gelaufen!“, meinte Lorne Achselzuckend. „Ich wird Roan umbringen! Wieso lass ich mich auch zu so einem Bullshit überreden?“ Der große Mann seufzte. Lorne stieß ihn aufmunternd in die Seite. „Vielleicht Shiva ein recht passables Gehalt für uns rausgeschlagen hat?“ „Pah aber weder sie, noch Helen, noch unser furchtloser Anführer müssen hier durch die Kloake stapfen!“, schimpfte Clara. „Hmmm…also Helen ist beschäftigt einen Kryptischen Text zu übersetzen, Shiva kümmert sich um die weitere Renovierung unserer Basis und der Chef hat gemeint, dass er was wichtiges zu tun hätte!“, fasste Lorne zusammen. „Was tun wir nochmal hier?“, grummelte der Riese. „Wir suchen einen Acktyldämon, der die Gegend hier unsicher macht…die Nachbarschaftshilfe zahlt uns ne Menge Kohle, wenn die Mordserie aufhört!“, erinnerte sich Lorne. „Mir will dieses ganze Dämonenzeug einfach noch nicht in den Kopf….ich mein ich hab bis jetzt noch nicht mal einen gesehen!“, Mit weit ausholenden Gesten lief Clara weiter die Tunnel entlang. Lornes Augen weiteten sich. „Na dann alles Gute zur Deflorierung!“ Vor lauter Ekel verzog sich Claras Gesicht zu einer Grimasse. Er und Lorne hatten den Dämon unbewusst in eine Sackgasse verfolgt und standen ihm nun gegenüber. Ein fast drei Meter hohes Insektenartiges Wesen, das Clara an eine Gelbrandkäferlarve erinnerte, zischte und fauchte, vom Licht der beiden Taschenlampen geblendet und schlug wild um sich. Blitzschnell griff Clara hinter seinen Rücken, holte eine Schrotflinte hervor und feuerte eine Ladung auf die Bestie. Jaulend sackte der Dämon zusammen, richtete sich aber schnell wieder auf und griff an. Lorne duckte als eine der Klauen des Dämons versuchte ihn zu packen und verpasste der Kreatur einen Hieb, mit dem Schwert, dass Roan ihm besorgt hatte. Die Kreatur stieß jaulend wieder zurück und Lorne hielt ungläubig den Griff der Waffe in der Hand…das Schwert musste ein Ausstellungsstück gewesen sein, so schnell wie es an den Schuppen des Monsters zerfiel. Clara deckte den Dämon mit mehreren Schüssen aus seinem Gewehr und brüllte dabei kampfeslustig. Doch obwohl die Schrotkugeln den Dämon fast komplett zerfetzten, versuchte er immer wieder sich aufzurichten und anzugreifen. Und viel Munition hatte Clara nicht mehr. Lorne riss sich ein Stück Stoff aus seinem Hemd und griff nach der Flasche an Claras Gürtel. Klick Klick. Clara hatte keine Munition mehr. Der Dämon richtete sich rasslend auf. Lorne tunkte den Stoffetzen und die Flasche und konzentrierte sich. „Hey , verdammt, das hat mir Roan als Proviant mitgegeben!“, rief ihm Clara zu. Lorne ignorierte ihn, konzentrierte sich nur auf seine innere Magie als der Dämon zum Sprung ausholte. Seufzend schlug Helen das staubige Buch zu. Sie hatte sich mit 100 Kerzen und noch mehr Büchern in den Keller der Agentur zurückgezogen um für ein Museum einen alten Text zu übersetzen. Eine „Nebeneinnahmequelle“ wie Roan es nannte. Lorne und Clara waren auf Ihrem ersten Auftrag der schon einen Tag nachdem sie die Flyer in der Stadt verteilt hatten, von einer geängstigten Nachbarschaft zu ihnen kam. Helen sah auf als es an der Tür klopfte. „Herein.“ Shiva betrat den Raum mit einem Becher Kaffee in der Hand. „Na wie läufts?“, fragte sie Helen. „Es geht, ich komm kaum voran…diese Schrift wurde nicht in einer kryptischen Sprache geschrieben, sondern in mehreren….das wird Monate dauern….schon was von den Jungs gehört?“ Shiva schüttelte den Kopf. „Noch nichts ich habe bis eben einen Finanzplan aufgestellt und mache gerade den ganzen bürokratischen Mist….fast beneide ich die Jungs, die haben wenigstens etwas Action!“ Wie angewurzelt standen Clara und Lorne in der leeren Sackgasse. Die beiden waren über und über mit gelblichem Schleim und Chitinstücken bedeckt. „Ich denke er ist tot….“, brach Lorne die Stille. Er hatte mit seiner Magie seine Hand in Flammen gesetzt und den Fetzen in der Flasche entzündet. Kurz bevor der Dämon die beiden mit seinen Fängen aufschlitzen konnte, hatte er ihm die Flasche ins Gesicht geworfen und das Biest in die Luft gesprengt. Sämtliche Überreste des Dämons hatten sich dabei auf die beiden verteilt. Clara würgte leise. „Ich muss jetzt erstmal eine Woche lang duschen! Und das was mir Roans Brandy passiert ist, erklärst du ihm!“, immer noch maulend stapfte der Riese auf eine leiter zu, die ans Tageslicht führte. Lorne stand noch einen Moment andächtig da. Er, der immer herumgeschubst wurde. Er, der gerade gut genug war um alle paar Minuten Fleischpatties zu wenden. Er hatte gerade einen Dämon besiegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)