Lost in your eyes von desertdevil6 ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Laurin hatte Angst vor Feuer, das war ihm jetzt klar. So Panisch wie der Junge sich verhielt. Aber er würde es nicht löschen, soviel war sicher. In diesem Urwald existierten viele gefährliche Kreaturen, die nur darauf warteten sie zu ihrem Abendessen zu deklarieren und aus Erfahrung wusste er, dass das Einzige wovor sich fast alle Tiere fürchteten Feuer war. Leicht seufzend stand er auf und ging zu Laurin, hockte sich neben den auf dem Boden sitzenden Jungen, während er die Umgebung dabei weiter unauffällig im Auge behielt. »Weißt du Laurin... genau wie dir geht es diesen Lebewesen in unserer Umgebung. Sie fürchten sich vor dem Feuer. Hast du dich nicht gefragt, warum ich keine Angst davor habe?« Panisch schüttelte der Kleine den Kopf, wobei ihm ein paar silbrige Strähnen, die sich aus der Steckfrisur gelöst hatten im Gesicht herumhüpften. Verstehend nickte Ascon und erzählte weiter. »Ich habe keine Angst davor, weil ich damit umgehen kann. Man muss es kontrollieren können, dann ist es ungefährlich und kann sogar sehr schön sein, verstehst du?« Abwartend musterte er Laurin in dessen Gedanken es zu arbeiten schien. Der Junge war hin und her gerissen und das blieb Ascon nicht verborgen. Er erwartete ja nicht, dass der Kleine sich gleich mit dem Feuer anfreundete, aber er sollte zumindest sehen, dass es nicht so schrecklich war, wie er sich das vorstellte. Er wollte Laurin helfen seine Furcht vor solchen unbekannten Dingen zu verlieren. Vielleicht merkte der Junge das ja. In seiner Position verharrend, streckte er Laurin die Hand hin und wartete äußerlich gesehen geduldig, dass Laurin endlich nachgab. Der Kleine sah ihn aus großen, goldenen Augen an und zwinkerte ein paar Mal, zitterte noch immer am ganzen Körper. Er zog die Beine an und wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte sich nicht mit dem Feuer anfreunden, es war schädlich für ihn und seine Gesundheit! Aber andererseits wollte der Dunkelhaarige, dass er mit ihm da rein ging! Ängstlich nagte er an seiner Unterlippe und wusste nicht, was er tun sollte. Hilfesuchend blickte er auf die große Hand von Ascon und betrachtete sie, wurde wieder ein wenig ruhiger und sah dann an dem Mann vorbei zu dem hellen Feuer, kniff die Augen zusammen und versuchte, keine Angst mehr davor zu haben, doch das gelang ihm nicht. Als er aufsah waren seine Augen noch immer golden, aber er ergriff die Hand des anderen zitternd und richtete sich langsam auf. Wenn er schon in die gefährliche Höhle da musste, dann aber nur mit Ascon und so weit weg von dem Feuer wie nur irgend möglich! »Aber....«, sagte er noch leise, »Es tut ganz doll in den Augen weh... und brennt auf der Haut...« Offen sah er den Älteren an und zitterte noch immer leicht. Es war ihm anzusehen dass dies kein leichter Schritt für ihn war und er noch immer große Angst hatte. Innerlich seufzte Ascon schwer, als er Laurins Hand nahm und den Kleineren auf die Beine zog. Er ahnte bereits, dass die folgenden Tage eine echte Zerreißprobe für seine Nerven darstellen würde. Außerdem konnte er sich nicht eines leichten unwohlen Gefühls in der Magengegend erwehren. Sachte, aber mit leichter Kraft schob er den Silberhaarigen vor sich her, auf das kleine Lager zu und bedeutete ihm, sich auf den ausgebreiteten Umhang zu setzen. Das tat er, wenn auch widerwillig, wie Ascon feststellte. Wachsam tatstete er erneut die Umgebung ab, nachdem er sich neben Laurin nieder gelassen hatte. Sowie er saß, suchte der Kleine seine Nähe, rutschte ganz dicht an seine Seite und legte vertrauensvoll den Kopf in seinen Schoß, während er immer noch ängstlich seine zierliche Hand in Ascons Hose verkrallte. Als er Laurin so nah bei sich fühlte hielt er für einen Augenblick die Luft an. Gefallen tat es im nämlich nicht, doch er konnte sich nicht dazu durchringen, den Jungen weg zu stoßen. Das würde ihn wieder verletzen, was er nun ganz und gar nicht im Sinn hatte. Also ergab er sich seinem Schicksal. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Lichtung. Die Sonne stand bereits ziemlich hoch am Himmel und nur die großen Bäume verhinderten, dass das Licht ihren Unterschlupf erreichte. Es war ziemlich schnell hell geworden, stellte Ascon nebensächlich fest, während sein Blick über die Steine und schließlich zu den Stellen glitt, an denen die Baumreihen dichter wurden und kaum Licht vorherrschte. Nun gut ... es war vielleicht von Vorteil, dass sie am Tage rasteten und sich ausruhten. Nicht nur wegen Laurin. Die meisten Tiere waren nachaktiv, weswegen bei Tageslicht ein wesentlich geringeres Risiko eines Angriffs bestand. Dennoch würde er weiterhin aufpassen. Man konnte ja nie wissen... Während seiner Überlegungen hatte Ascon unbewusst eine Hand auf Laurins Kopf gelegt und strich gedankenverloren durch die silbrigen Strähnen. Erst als er ein leises Schnurren wahr nahm und auf den kleinen zusammen gerollten Körper an seiner Seite blickte, bemerkte er seine Geste. Genervt von sich selbst verzog er das Gesicht. Er wurde weich! Normalerweise hätte er nie auch nur eine Andeutung in solch eine Richtung gemacht. Aber seitdem er diesen Jungen bei sich hatte, neigte er des Öfteren zu so etwas. Der Kleine schaffte es immer wieder, dass er sich zu Nettigkeiten hinreißen ließ. Er forderte es sogar und bei seiner unschuldigen Art fiel es Ascon zunehmend schwerer hart zu bleiben. Allerdings konnte er ihre jetzige Situation als Ausnahme betrachten. Solange sie sich durch diesen gefahrvollen Dschungel schlugen, wollte er mal nicht so sein. Schließlich verließ sich Laurin auf ihn und da es in den folgenden Tagen, oder Wochen sogar noch härter wurde, musste er dem Kleinen eine Stütze sein. Das sie abgestürzt waren, war nicht seine Schuld. Eigentlich konnte niemand etwas dafür. Zu ändern war es auch nicht, weswegen sie das hier durchstehen mussten... gemeinsam! Und sie würden es schaffen. Egal wie, davon war er überzeugt. Er würde Laurin nicht im Stich lassen. Selbst wenn er den Kleineren die ganze Zeit über tragen musste. Zufrieden mit seinem Entschluss, erlaubte sich Ascon sich etwas zu entspannen. Die Umgebung beobachtete er jedoch nach wie vor. Der Kleine kuschelte sich eng an den warmen Körper des Mannes und schnurrte unbewusst. Das hatte er lange nicht mehr getan und war schon selbst davon überrascht. Das tat er nämlich normalerweise nur, wenn er sich äußerst wohl fühlte und vollkommen zufrieden war. Er hatte es unbewusst getan und öffnete die Augen ein Stück als er es bemerkte, hörte jedoch nicht damit auf, genoss die sanfte Hand, die mit seinen leuchtenden Haarsträhnen spielte und sie liebkoste. Laurin spürte, dass der Mann in Gedanken versunken war und unterbrach ihn deshalb auch nicht, sondern blieb regungslos und zusammen gerollt liegen. Allerdings beobachtete er das Feuer noch immer misstrauisch, auch wenn es in seinen Augen brannte, aber das Risiko wollte er nicht eingehen, dass es ihm wehtat, zuviel Angst hatte er vor diesem Element. Er hob kurz den Kopf, als er ein paar Vögel auffliegen hörte und richtete den Blick aus den nachtblauen Augen gen Himmel. Noch eine ganze Weile lauschend verharrte er in dieser Pose, dann rollte er sich wieder zusammen und bettete seinen Kopf erneut in Ascons Schoß, erhoffte sich noch mehr Streicheleinheiten. Seine Haut jedoch ließ er abkühlen, es war ihm zu unheimlich, weil er zu nahe an dem Feuer war. Nach einiger Zeit glitt auch er tief in Gedanken und schon bald war er in einem leichten Dämmerschlaf. Auch wenn der Wald nicht so friedlich war wie in seiner Heimat, die Geräusche waren ähnlich, und auch die frische Luft tat ihm gut. Er genoss es sichtlich, wieder unter freiem Himmel zu sein und das sah man ihm auch an, er wirkte zufrieden und stellte keine neugierigen Fragen, verhielt sich ganz ruhig und regte sich nur ab und an mal ein wenig. Seine Umgebung nahm Laurin aber dennoch wahr, jedoch eher im Gespür als mit den Sinnen. Unweigerlich erinnerte er sich an seine Heimat, die Blumenwiesen und frischen Wälder, die kleinen Häuser und vor allem sein Bruder, die einzige Familie, die er noch hatte... Lautlos seufzte der Kleine und zog die Beine noch enger an seinen warmen Körper, war froh, dass er diese ollen Dinger nicht mehr an seinen Füßen tragen musste und fühlte sich etwas befreiter. Gleichzeitig fragte er sich, wie lange sie wohl noch herumirren würden und wann sie endlich da sein würden, wo auch immer Ascon hin wollte. Nicht, dass es Laurin stören würde, doch er spürte die Angespanntheit des Mannes inzwischen sehr deutlich, und das wirkte sich auch auf seine eigene Stimmung aus, denn er wurde ein wenig unruhig, blieb jedoch liegen wie und wo er war und ließ den anderen einfach machen. Er hatte da einfach mehr Erfahrung und würde sie schon sicher hinbringen. *** Auf Laurins Heimatplaneten herrschte derweilen eine recht ruhige Stimmung. Die zwei riesigen Kriegsschiffe wirkten zwischen dem herrlichen Grün und der belebten Natur zwar immer noch irgendwie fehl am Platze mit ihrer dunklen, furchteinflößenden Ausstrahlung, aber in gewisser Weise hatten sich die Lebewesen in den letzten Wochen daran gewöhnt. Vor allem der Tagesablauf der Galadhrim lief wieder geregelt. Der Befehlshaber der Telemnar, Tarêk, hatte dafür gesorgt und Dank der Kooperation der anderen war alles friedlich abgelaufen. Wie schon nach ihrer ersten Begegnung hatte er die Hellhäuter in Gruppen von zehn Leuten eingeteilt, die jeweils von zwei Wachen beaufsichtigt wurden. Diese waren mit Nummern ausgestattet, welche die genaue Reihenfolge festlegten, in der die Gruppen in dem Stollen das Metall abbauten. Natürlich mutete er den Wesen das nicht bei Tageslicht zu und sie hatten auch genug Zeit sich mit ihren eigenen Sachen zu beschäftigen. Da es im Großen und Ganzen zehn Gruppen waren und jeden Tag beziehungsweise Nacht nur eine arbeitete, stellte die Einteilung ein ausgewogenes Verhältnis für die Einheimischen dar. Es war Tarêk wichtig gewesen, dass dieses Baumvolk sie nicht als Feinde sah. Zwar würden sie von ihnen auch nicht als Freunde denken, aber immerhin ging er mit seiner humanen Behandlung schwerwiegenden Problemen aus dem Weg. Denn auf diese Weise ergaben sich keine Konflikte. Beide Seiten konnten mit diesem Kompromiss leben. Es würde nicht zu irgendwelchen hirnverbrannten Aufständen kommen, die dann wahrscheinlich eh nur Leben kosteten. Momentan schien die Sonne und es war recht warm. Selbst ihm stand bereits der Schweiß auf der Stirn, den er sich mit einer automatischen Geste mit dem Arm von der Stirn wischte. Er war bereits nach zwei Tagen dazu übergegangen seine Kriegsbekleidung abzulegen, da es in den Morgenstunden schon ziemlich warm war. Am Mittag wurde man dann fast lebendig geschmort, trug man nur mehr als eine Schicht Kleidung am Leib. Da es für die Männer unter seinem Kommando einer Folter gleichgekommen wäre, hatte er ihnen erlaubt leichte Sachen zu tragen. Außerdem bestand von den Hellhäutern sowieso keine Gefahr. Sie hatten sich schließlich geeinigt und sollte es doch zu einem Zwischenfall kommen, waren sie ihnen körperlich immer noch deutlich überlegen. Deswegen machte er sich auch kaum Gedanken darüber. Langsam ging er einen der dicht begrünten Pfade entlang um von einem der Schiffe wieder auf die Lichtung zu gelangen, von der man die Bäume der Wesen erreichte. Ein paar Männer hatte er nämlich abkommandiert, um den Planeten mit getarnten Erkundungsfliegern zu erforschen. Die Schiffe besaßen ungefähr die gleiche Form wie die Spacehounds, waren jedoch auf Grund ihres Einsatzgebietes etwas größer und damit auch mit mehr Männern zu besetzen. Der Planet war noch groß. Das hieß, die Hellhäuter die sie entdeckt hatten, konnten unmöglich die einzigen höher entwickelten Lebewesen sein. Vielleicht gab es noch mehr Stämme oder andere Gruppen? Unbewusst zuckte er leicht mit den Schultern. Auf jeden Fall war der Planet noch nicht wirklich erobert. Bisher waren sie sich nur eines kleinen Teils sicher. Eine Basis hatten sie geschaffen, jetzt war es Zeit zu expandieren und sich auch noch den Rest an zu eignen. Die Erkundungsflieger besaßen eine spezielle Ausrüstung, die es möglich machte, einzelne Punkte mit einem Signal zu versehen, das man über ein radarähnliches Gerät zurückverfolgen konnte. Auf diese Weise konnten sie unbemerkt eine Bestandsaufnahme durchführen, um später ihr Wissen geschickt einzusetzen. Inzwischen hatte Tarêk den Wald erreicht und schob seine Gedanken etwas in den Hintergrund. Ein komisches Gefühl beschlich ihn. Er fühlte sich plötzlich beobachtet, was ihn dazu veranlasste sich um zu sehen und seine Umgebung genau zu mustern. Als er jedoch nichts entdeckte, schüttelte er leicht den Kopf. Das musste die Hitze sein. Vielleicht hatte er zu viel Sonne abbekommen, oder er wurde langsam paranoid. Denn dieses Gefühl verspürte er nicht zum ersten Mal. Er konnte es nicht benennen, aber bedroht fühlte er sich auch nicht. Eine Weile blieb er ungerührt an einem Fleck stehen und starrte ein paar Pflanzen an. Dann kam er sich aber albern vor. Ein schwaches Grinsen schlich sich um seine Mundwinkel, bevor er nochmals den Kopf schüttelte und sich wieder in Bewegung setzte. Mit dem Gedanken an ein kühles Bad, wischte er seine Überlegungen weg und schlug letztendlich den Weg zu einer kleinen wunderschönen Oase ein, die er bei seinen ersten Rundgängen entdeckt hatte. Bisher wusste niemand davon, worüber er ganz froh war. So hatte er wenigsten auch mal ein bisschen Zeit für sich allein und konnte den Aufenthalt genießen. Still und unbewegt hockte der Kleine in den verzweigten Ästen der Bäume und spähte durch das dichte Laubwerk. Er war so klein und schmal, dass er weder von unten, noch von der Seite aus zu sehen war. Oft hatten ihn schon welche aus seinem Volk wegen seiner kleinen Größe geneckt, aber das machte ihm nichts aus. Dadurch hatte er viele Vorteile. Er war schon mehrere Male einfach von seinem Elternhaus abgehauen und hatte sich tagelang in der Gegend herumgetrieben. Er liebte es einfach, in den Bäumen wie ein flinkes Äffchen zu klettern und von niemandem gesehen zu werden. Mittlerweile war er so geschickt darin, dass er sogar von seinen Eltern nicht mehr in den Baumkronen gesehen wurde, trotz der guten Augen und das machte ihn stolz. Auch wenn sie sich Sorgen machten, es kümmerte ihn nicht so viel, er kam ja immer wieder zurück. Die letzten Wochen jedoch war er oft außerhalb gewesen, weshalb er das Ankommen der Kriegsschiffe vollkommen verpasst hatte. Erst, als er nach einer Woche wieder gekommen war, hatte er sich über die komischen Dinger auf der Wiese gewundert und über den veränderten Geruch in der Luft. Ungesehen von irgend jemandem hatte er sich wieder in sein Dorf geschlichen und den günstigsten Zeitpunkt abgewartet, um seine Eltern in einem unbeobachteten Moment zu fragen, was eigentlich passiert war. Diese waren sehr erleichtert gewesen zu sehen, dass es ihrem Sohn gut ging und wollten ihn vor der Arbeit im Bergwerk schützen, die zwar nicht sonderlich schwer, aber doch ungewohnt war. Sie hatten ihm alles erzählt und der Junge hatte immer wieder genickt. Das klang alles sehr interessant, er hatte beschlossen, sich genauer umzusehen und umzuhorchen, möglichst unauffällig ohne gesehen zu werden, immerhin liefen hier auch andere komische Wesen herum, vor denen er sich zunächst besser in Acht nehmen wollte, weil er sie noch nicht kannte. Doch seit gestern saß er unbewegt in der breiten, gut bewachsenen Baumkrone und verfolgte mit wachem Blick einen hochgewachsenen Mann, der ihn aus irgendeinem Grund sofort in seinen Bann gezogen hatte. Er konnte nicht einmal genau sagen, weshalb, vielleicht lag es an den halblangen, dunklen Haaren und den dunklen, faszinierenden Augen, oder einfach der Erscheinung. Auf jeden Fall ließ der Junge ihn keine Sekunde aus den dunklen, grauen Augen und grinste immer wieder als er sah, wie sich der Dunkelhaarige ab und an umsah, als würde er sich verfolgt fühlen. In diesen Augenblicken kicherte der Kleine leise und drückte sich an den Stamm des Baumes, war durch das Laub vor dem Licht der Tageshitze weitestgehend geschützt und nicht zu sehen. Er trug waldgrüne, dünne Sachen und hatte seine rückenlangen Haare mit einigen geflochtenen Zöpfen zurück gebunden. Wenn er wollte konnte er tagelang so da hocken und einfach nur beobachten, ohne dass ihm dabei langweilig wurde. Dadurch, dass er oft draußen war, machte ihm auch die Hitze nicht viel aus, nur das Sonnenlicht stellte für ihn wie für alle seiner Rasse ein Problem dar, aber da war es praktisch, dass es die schattigen, breiten Baumkronen gab, die guten Schutz boten. Der Baum, auf dem er saß, befand sich an einem kleinen See, der so versteckt lag, dass ihn eigentlich kaum jemand kannte, und wenn, dann nutzte ihn niemand, weil er genau in der Sonne lag. Der Kleine war überrascht als er sah, dass der Mann genau dort drauf zu hielt. Er schien das wohl zu kennen, das war sehr verwunderlich, aber so konnte er ihn wenigstens mit freier Sicht beobachten. Lächelnd betrachtete er den Fremden, sah ohne zu zögern zu, wie dieser sich entkleidete und glitt bewundernd mit seinen Blicken über die dunkle, schimmernde Haut. Sie gefiel ihm auf Anhieb, da machte er keinen Hehl daraus und gespannt beobachtete er, wie der Mann in das glänzende Wasser glitt und zu schwimmen begann. Tief durchatmend genoss Tarêk das kühle Nass um sich herum. Es war angenehm und er entspannte seine Muskeln, ließ sich einfach treiben und ruderte nur ein wenig mit den Armen um im Gleichgewicht zu bleiben. Den Blick gen Himmel gerichtet vergaß er für einen Moment, weshalb er eigentlich auf diesem Planeten war und gab sich dem Gefühl der Freiheit hin, das er im Augenblick verspürte. Es war unvergleichlich und auch wenn es schwer vorstellbar war ... in seiner Heimat fühlte er sich nie so. Dort gab es kaum Natur und der gesellschaftliche Zwang machte einen fast wahnsinnig, vor allem wenn man sich in einer derartig hohen Stellung befand wie er. Familie zu haben war zwar gut und schön, doch die Verpflichtungen der Blutsverwandtschaft gegenüber waren beinahe unmenschlich. So empfand er es zumindest. Deswegen hatte er sich trotz seines hohen Ranges als Oberbefehlshaber in Ascons Flotte anheuern lassen und sich für ein abenteuerliches und risikoreiches Leben entschieden. Auf diese Weise war er seine lästige Familie los, die sein Dasein eh nur als Sprungbrett benutzen wollte, um in der Hierarchie weiter aufzusteigen, sei es entweder durch seine Heirat oder eine glorreiche militärische Laufbahn. Beides hatte er abgelehnt. Er wollte nicht sein Leben lang missbraucht werden. Denn nichts weiter war es, was diese Leute, die sich Eltern schimpften tun wollten. Glücklicherweise hatte er jedoch eine Möglichkeit gefunden ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und auch wenn er manchmal zweifelte, ob er das Richtige getan hatte, so bestätigten ihm doch Momente wie dieser, dass es nicht falsch war mit diesen herrschsüchtigen Telemnar zu brechen. Er schätzte nämlich seine jetzige Arbeit und Position. Dabei fühlte er sich gut und es machte ihm Spaß und das war es doch, was das Leben ausmachte. Jedenfalls sah er das so. Zufrieden mit sich und der Welt drehte er sich auf den Bauch und schwamm ein paar kräftige Züge, spürte, wie das kühle Wasser seiner Haut schmeichelte und lächelte befreit und genießerisch, wie er es nur konnte, wenn er allein war. Wie lange er letztendlich in dem kleinen See verbracht hatte, wusste er nicht. Nicht mal an seiner Haut konnte er das erkennen, da nicht übermäßig Wasser aufgenommen wurde und seine Finger demzufolge auch nicht schrumpelten. Gemächlich tauchte er zum Ufer zurück, wo er sich die tropfenden dunkelbraunen Strähnen nach hinten strich, damit sie ihm nicht ins Gesicht hingen. Danach watete er das letzte Stück auf den dichtbewachsenen Rand zu, wo er vorhin seine Sachen abgelegt hatte. Derweil genoss er die wärmenden Sonnenstrahlen, die seinen Körper wie zarte Hände liebkosten und die glitzernden Wassertropfen, die über seine Haut perlten lechzend aufsogen, sodass er bald schon wieder trocken war. Unbesorgt begann er schließlich sich anzukleiden, wickelte sich das Hemd jedoch nur um die Hüften, um die Sonne noch etwas länger zu genießen. Da er vom Hauttyp wie alle Telemnar recht dunkel war, brauchte er sich um einen eventuellen Sonnenbrand keine Sorgen machen. Zuletzt schlüpfte er in seine Schuhe und runzelte dann nachdenklich und verwundert zugleich die Stirn, während er die leere Stelle vor sich betrachtete, an der eben noch der Sachenhaufen gelegen hatte. Die Grashalme waren umgeknickt und wiesen noch auf das Gewicht hin, was kurz zuvor auf ihnen gelastet hatte. Doch mehr konnte er dem bewachsenen Fleck Erde nicht entnehmen. Erneut fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, um sie sich zurück zu streichen und plötzlich fiel es ihm wieder ein. Sein Haarband! Er hatte ein Lederband gehabt, um seine dunklen Strähnen zu bändigen. Aber wo war es geblieben? Suchend schaute er sich um und ging ein paar mal hin und her. Doch von dem Band fand er keine Spur. Komisch! Verloren hatte er es ganz bestimmt nicht, denn er konnte sich genau daran erinnern, dass er es mit auf den Haufen gelegt hatte. Wo zum Teufel war es also geblieben?! Schnaufend erklomm der Junge das letzte Stück seines Lieblingsbaumes und ließ sich in eine verzweigte Astgabel sinken, wo er sich entspannt anlehnte und leise vor sich hin grinste. Er hatte den Mann noch lange beobachtet, dessen Muskelspiel und die Sonnenstrahlen, die auf der dunklen Haut reflektierten. Ihm war das glückliche, entspannte und befreiende Lächeln nicht entgangen, das für wenige Minuten auf den sonst so eher ernsten Gesichtszügen des Mannes gelegen hatte und sofort war es um ihn geschehen. Der Kleine wusste selbst nicht weshalb, aber er brauchte ein Andenken, irgendetwas, das ihn diesen Moment nicht vergessen ließ, der so wunderschön und bezaubernd war... Als sein Blick auf den Kleiderhaufen des Dunkelhaarigen gefallen war, war eine Idee in ihm gereift und er hatte nur kurz gezögert, dann war er den Baum flink und lautlos hinunter geklettert und hatte sich ihm hohen Gras versteckt, bis er sich sicher war, dass der Mann noch eine Weile abgewandt von ihm schwimmen würde. Schnell und lautlos war er hingeschlichen und hatte bewundernd über das fremde Material gestrichen, den fremden Geruch daran wahrgenommen, der ihm irgendwie gefiel und er hatte die Kleidung rasch durchgesehen, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihm als Erinnerungsstück dienen könnte. Der Kleine hatte die Hoffnung schon aufgeben und sich zurückziehen wollen, als sein Blick auf ein schmales Lederband fiel, das wie gemacht für diesen Sinn seiner Mission war. Also griff er es vorsichtig und steckte es in seine Tasche, dann legte er die Sachen wieder ordentlich hin und zog sich zurück. Spuren im Gras hinterließ er kaum sichtbar, denn er war so leicht, dass sich das Gras meist schon kurze Zeit später wieder erholte und sich erneut aufrichtete, außerdem trat er immer mit den Fußspitzen auf. Nun saß er oben in der Baumkrone, betrachtete seine neueste Errungenschaft und schnupperte daran, erschauderte, als er den männlichen Geruch wahrnahm und wickelte sich das Band kurzerhand vorsichtig um das Handgelenk, so dass er es immer bei sich tragen konnte. Unter dem langen Ärmel war es nicht zu sehen, erst, wenn er ihn hochschob. Als der Junge erneut einen Blick auf den Dunkelhaarigen warf, hielt er sich den Mund zu, um nicht laut loszulachen, weil er es einfach witzig fand, wie der Mann da im Gras herumsuchte und schließlich aufgab. Ein wenig frech war es ja schon von ihm gewesen, aber was sollte es. Er würde den Mann wohl nicht mehr wieder sehen, zumindest würden sie sich wohl nicht treffen, denn der Kleine legte großen Wert darauf, versteckt zu bleiben. Lange sah er der Person nach, beobachtete jede Bewegung, bis sie hinter einem Hügel verschwunden war, und er sie trotz seiner sehr guten Augen nicht mehr sehen konnte. Dann seufzte er und blickte hinauf in den Himmel, freute sich riesig über den Gegenstand und musste immer wieder an den Mann denken, was er sich nicht erklären konnte, aber der Kleine war so fasziniert von dem fremdländischen Aussehen.. Am liebsten würde er viel mehr darüber erfahren... Immer noch ein bisschen verwirrt machte sich Târek wieder auf den Weg zurück auf die Lichtung, um seinen Pflichten nachzukommen und die Wächter nach der aktuellen Lage zu fragen. Begleitet von Sonnenschein erreichte er die bewohnten Bäume, vor denen seine Männer saßen und gelangweilt auf den langen Grashalmen herumkauten, die hier überall wuchsen. Augenscheinlich hatten sie nichts zu tun auf Grund der hohen Temperaturen und der Tageszeit. Er sah seine Männer zwar nicht so gerne faulenzen, aber es gab halt nichts anderes zu tun, deswegen sagte er auch nichts. In diesem Moment fiel ihm ein, dass er seine Haare ja noch immer offen trug, da ihm ja sein Haarband offensichtlich abhanden gekommen war, und es nervte ihn ein wenig, dass ihm die längeren, noch feuchten Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen. Also sprach er nur kurz einige Worte mit den Wachen, dann machte er sich auf den Weg zurück in sein Hauptschiff, wo er zuerst seine Kabine aufsuchte und sich ein neues Lederband griff. Auf dem Weg zu der Kommandozentrale band er sie zusammen und nickte zufrieden vor sich hin, während er die Lage abcheckte und die Männer fragte, die ihre gesamte Zeit an den Überwachungscomputern saßen und die Kontrolle behielten. Außerdem konnten sie auch mit dem Schiff ihres Anführer Kontakt aufnehmen, wenn sie wollten, doch dieser hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet. Bei dieser Nachricht runzelte Târek die Stirn und fuhr sich kurz durch die Haare, wusste aber auch nicht so recht, was er tun sollte. Also beließ er es erst einmal dabei und fragte den Hauptverantwortlichen der Brücke ob bereits Informationen der Erkundungsflieger eingegangen waren. »Ja, von zweien haben wir schon eine Rückantwort«, informierte ihn der Jüngere eifrig und begann sofort auf dem Computerboard wild herum zu tippen. Daraufhin materialisierte sich über einem glatten Tisch mit einer grünen Glasplatte, der sich in der Mitte des Raumes befand, ein virtuelles Bild des Planeten auf welchem sie sich gerade befanden. Interessiert wandte sich Târek dem Bild zu und bemerkte erfreut die zwei roten Punkte, die an unterschiedlichen Stellen blinkten. Wie er wusste kennzeichneten sie Stellen, an denen sich weitere Einwohner des Planeten befanden und auf die seine Erkundungstrupps gestoßen waren. Mit flinken Fingern betätigte er nun selbst ein paar gläserne Felder auf der Platte und konnte so die genauen Daten der Standpunkte ermitteln, so dass es kein Problem mehr für ihn wäre, diese wieder zu finden. Zusätzlich nahm er sie noch in ein Archiv auf, in dem sämtliche Daten von erforschten Planeten bereits gespeichert waren und ließ das virtuelle Bild verschwinden, um sich eine detaillierte Karte auf der Tischplatte anzeigen zu lassen, die er nun interessiert betrachtete. Auf diese Weise konnte er sich nun ganz in Ruhe eine Strategie ausdenken, in welcher Reihenfolge er die verschiedenen Stämme erobern wollte. Noch waren die Informationen etwas lückenhaft, aber er erhoffte sich weitere Fortschritte durch die Erkundungsflieger in den nächsten Tagen. Nach wenigen Minuten schaltete er die Anzeigen wieder aus und führte sich die Daten der letzten Wochen noch einmal zu Gemüte, um sich erneut einen Gesamteindruck zu verschaffen, wie weit sie bisher gekommen waren, damit er die Ergebnisse bei dem nächsten Gespräch mit Ascon ordentlich und sortiert vorweisen konnte. Nach einigen Minuten löste sich der Junge aus seiner Starre und fuhr erschrocken hoch. Jetzt hatte er diesen gut aussehenden Mann doch tatsächlich aus den Augen verloren! Das konnte ja nicht wahr sein, er verlor sich hier tatsächlich in Tagträumen, das war doch sonst nicht seine Art, was war nur los mit ihm? Sofort kletterte er wieder ein Stück von dem Baum herunter, auf dem er sich gerade befunden hatte und sprang leichtfüßig von Ast zu Ast. Der Gleichgewichtssinn seiner Rasse war ausgesprochen gut, und so fiel es ihm nicht schwer, die Balance zu halten. Anmutig glitt er von Baum zu Baum, bis er irgendwann einen der letzten Bäume erreicht hatte, die an die große Wiese anschlossen, wo sich noch die zwei komischen Gefährte der anderen Rasse befanden, die der Kleine nun aus großen dunkelgrauen Augen neugierig und interessiert musterte. Zu gerne hätte er mal gewusst, was sich hinter diesen komischen metallisch glänzenden Wänden befand, aber über die Wiese würde er es nie schaffen, ungesehen dort anzukommen, deshalb blieb er wo er war, machte es sich bequem und grinste, als sich zwei der komischen Leute, die wohl offensichtlich bewachen sollten, direkt unter seinen Baum setzten und anfingen, sich zu unterhalten. Doch das interessierte ihn nicht, sein Blick war auf die Person gerichtet, die gerade über die Wiese zu diesen Gefährten ging. Der Wind spielte mit den offenen, glänzenden Haaren des Mannes und erneut lächelte der Kleine und berührte gedankenverloren das schwarze Band an seinem Handgelenk, das ihn wieder an die Szene am kleinen See erinnerte. Schade, dass der Mann so schnell in diesen Dingern verschwunden war. Es sah nicht so aus, als würde er noch mal in nächster Zeit hervor kommen, also machte es sich der Junge in dem Baumwipfel bequem. Dann würde er eben warten, bis die Person wieder raus kam, es machte ihm nichts aus. Schlaf brauchte er nicht viel, wenn dann döste er eher vor sich hin, wurde aber bei jedem kleinsten Geräusch wieder wach. Er schlief gerne in den Wipfeln der Bäume und lauschte auf das Rascheln der Blätter im Wind und atmete die frische Luft ein. Solange er im Schatten saß war alles in Ordnung, und solange er den Mann möglichst bald wieder sah, war er noch glücklicher. Gedankenverloren seufzte er leise und streckte die schlanken Beine, lehnte sich an den Stamm des Baumes und schloss die Augen halb, während er auf die sich entfernenden Schritte der beiden Wachleute lauschte. Der Junge fühlte sich sicher. Ihn würde niemand entdecken, dazu konnte er zu gut und zu leise klettern, und sich obendrein noch prima tarnen. Aber jetzt würde er erst einmal ein bisschen dösen, bis der Mann das fremde Gefährt wieder verließ und er ihn wieder ungehindert beobachten konnte. *** Bei Ascon und Laurin vergingen die nächsten Tage nicht so ruhig und entspannt, denn der Schwarzhaarige trieb sie beide ununterbrochen zum Weitergehen an, um möglichst einen Großteil des Weges hinter sich zu bringen. Er war sich ständig der lauernden Gefahr bewusst, weswegen er ihnen auch nur kurze Pausen gönnte. Dabei versuchte er den Kleinen so gut es ging zu unterstützen, weil er merkte, dass der Hellhaarige von Stunde zu Stunde erschöpfter wurde. Stirnrunzelnd richtete er den Blick gen Himmel und bemerkte, dass der Mond, der sie die letzten Tage begleitet hatte, hinter dichten Wolken verschwunden war. Das hieß nichts Gutes. Wenn er richtig lag, würde es in den nächsten Minuten anfangen zu regnen, und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, traf ihn auch schon der erste kühle Tropfen mitten auf seine Nase. Besorgt drehte er sich zu Laurin um, der wie ein Häufchen Elend hinter ihm stand und geschafft zu Boden sah. Als er bemerkte, dass der Kleine keinen der wasserabweisenden Umhänge trug, gab er ihm seinen und legte ihn zärtlich um die schmalen Schultern, um ihn dann vorne gut zuzubinden. Er war dem Jungen ein wenig zu groß, aber das war normal, immerhin war Laurin ja mindestens zwei Köpfe kleiner als er selbst. Und er bezweifelte stark, dass der Junge so etwas wie Regen kannte, so heiß, wie es auf dem Planeten war. Verwundernswert war, dass die Pflanzen dort dennoch immer grün und frisch aussahen... Doch das war nur ein kurzer Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, bevor er den Kleineren an die Hand nahm und ihn sanft weiter zog. Bereits nach kurzer Zeit war seine Kleidung vollkommen durchgeweicht und das Wasser lief ihm in Strömen über das Gesicht. Im ersten Moment war es recht angenehm, weil es ihn ein wenig abkühlte, aber mit der Zeit wurde es doch recht kalt und feucht und ließ ihn frieren. Laurin gab es nur ungern zu, aber er konnte kaum noch. Er hätte nicht gedacht, dass das Laufen durch diesen Dschungel so anstrengend sein konnte. Er schnaufte leise und hielt immer wieder inne, wobei er das Gesicht verzog. Er war sich sicher, dass er viel länger durchgehalten hätte, wenn er nicht diese ekelhaften Sachen tragen müsste, vor allem diese widerlichen Dinger an seinen Füßen, bei denen er schon mehrfach einfach versucht war, sie wegzuschleudern und ohne weiter zu gehen. Aber er wollte den Mann nicht verärgern. Er spürte ja so schon dessen Wachsamkeit und wollte ihm keine zusätzlichen Probleme aufhalsen. Dankbar nahm er jede Unterstützung an, die er von dem Älteren bekam und riss sich zusammen, sagte sich immer wieder, dass sie es bald geschafft hatten und er durchhalten musste. Er bemerkte den Blick von Ascon Richtung Himmel und sah ebenfalls auf, zog die Augenbrauen zusammen und hielt sofort mit dem Laufen inne, um stehen zu bleiben. Was waren denn da für komische weiße und graue, flauschige Dinger am Himmel? Das kannte er ja gar nicht, und wie kamen die da hin? Etliche Fragen schossen ihm durch den Kopf, und gerade, als er eine davon stellen wollte, spürte er etwas Kühles auf seiner Wange. Erschrocken quiekte er auf und wischte es ab, bemerkte, dass es augenscheinlich Wasser war und sah den Dunkelhaarigen aus großen, tiefblauen Augen an und plinkerte ein paar Mal als er sah, dass dieser ihm seinen Umhang überzog und ordentlich zuband. »Wa... warum kommt da Wasser vom Himmel? Das... das geht doch gar nicht, das ist doch unlogisch!! Und wieso geht das überhaupt, da ist doch gar nichts?!« Aus großen Augen sah er ihn verwirrt an, folgte aber dem Zug der Hand, als Ascon ihn zum Weitergehen animierte. Schon kurze Zeit später bemerkte der Kleine, dass der Mann fror und wischte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sofort reichte er ihm beide Hände und ließ die Temperatur dort sofort rasch ansteigen, damit er sich daran wärmen konnte. Aber auf eine Antwort wartete er noch immer, weil ihn das jetzt brennend interessierte. Dabei vergaß er sogar, dass er noch kurz zuvor erschöpft gewesen war. Für Laurins Frage hatte er im Moment keinen Sinn. »Später«, meinte er deswegen nur kurz angebunden und strebte weiter durch das dunkle Gehölz, auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf. Sie brauchten dringend einen, denn so konnten sie auf keinen Fall weiter gehen. Laurin war zwar weitgehend durch sein Cape geschützt, aber mit nassen Haaren und Füßen wollte er dem Jungen nicht unbedingt einen langen Marsch zumuten. Da er sowieso schon empfindlich war, rieb er sich nachher die Füße auf, oder bekam Fieber, was sie später behindern würde. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Mit zusammengezogenen Brauen und zu schmalen Schlitzen verkniffenen Lidern versuchte er durch den Regen etwas zu erkennen. Es war fast nicht möglich seine Umgebung klar zu sehen und er hegte die Befürchtung, dass ihnen diese Situation zum Verhängnis wurde. Zwar hatte er die letzten Tage keine besondere Gefahr gespürt, doch jetzt beschlich ihn ein Gefühl des Beobachtetseins und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Von einem Augenblick auf den anderen umschloss er Laurins erstaunlich warme Hand fester mit seiner und beschleunigte ihr Tempo, zog den Kleineren erbarmungslos mit sich, während er mit dem anderen Arm das Gestrüpp aus dem Weg schob. Es war ihm egal, dass einige Lianen dabei seine Haut aufrissen. Er wollte nur so schnell wie möglich einen halbwegs sicheren Platz erreichen. Erst ein leises, kaum vernehmliches Wimmern ließ ihn seine Geschwindigkeit etwas drosseln. Ohne jedoch anzuhalten, drehte er sich zu Laurin, der nur flehendlich zu ihm aufsah. In den blauen Augen erkannte er dessen ganze Erschöpfung und presste die Lippen aufeinander. Ascon wusste, dass der Hellhaarige einem Zusammenbruch nahe war, spürte es fast am eigenen Leib. Schwer seufzte er, stoppte kurz und beugte sich ein Stück zu Laurin herunter. »Leg deine Arme um meinen Hals!«, befahl er flüchtig. Zögernd kam der Junge dem nach und sowie er die warmen Hände in seinem Nacken spürte, schlang der Schwarzhaarige seinen Arm um die Oberschenkel des Kleineren und zog ihn an sich, sodass Laurin praktisch auf seiner Hüfte saß und er noch die andere Hand frei hatte um sich weiter durch das Gestrüpp zu kämpfen. Der Kleine hatte ebenfalls Gefahr gespürt, aber da der Dunkelhaarige immer schneller gelaufen war, hatte er dem nicht mithalten können, denn er war durch die schweren Dinger an seinen Füßen immer wieder gestolpert und beinahe hingefallen. Er hatte sich jeden Kommentar verbissen und war noch immer verwirrt über die Tatsache, dass da Wasser vom Himmel kam, und er war traurig, dass der Ältere es ihm nicht erklärt hatte. Doch nun, da er die Gefahr selbst spürte, wollte er ebenfalls weg von hier, er fühlte sich nicht mehr wohl, irgendetwas passierte noch, hatte er die Befürchtung. Als Ascon ihn noch immer hinter sich her zog, und Laurin eine Liane oder irgendetwas abbekam, entrang sich seinen Lippen ein Wimmern und er senkte den Blick. Er hatte sich doch zusammen reißen wollen! Aber das war nun vorbei, er machte dem Dunkelhaarigen erneut Umstände, dabei wollte er das doch gar nicht... Aber er konnte da ja auch nichts für... Er fühlte sich nur so unheimlich schwach und müde... Er könnte jetzt stundenlang schlafen... Langsam sah er auf, als der Mann anhielt und sich zu ihm herunter beugte, stand ziemlich wackelig auf seinen Beinen und atmete durch die halb geöffneten Lippen schwer ein und aus. Immer wieder strich er sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht und bemerkte entgeistert, dass der Mann blutige Striemen hatte. Seine Augen weiteten sich, doch gerade, als er etwas sagen wollte, unterbrach ihn Ascon schon. Ungläubig blickte er ihn an, als er die Worte hörte, aber er tat zögernd, was er ihm sagte und schlang seine zarten Arme um seinen Hals, senkte dabei verlegen den Blick und quietschte erschrocken, als ihn der Ältere so unerwartet hoch hob. Das hatte schon lange niemand mehr mit ihm gemacht, früher immer seine Eltern, aber die lebten ja nicht mehr... Instinktiv drückte er sich an den Körper des anderen, klammerte sich fest und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Automatisch erhöhte sich seine Körpertemperatur, wie eigentlich immer, wenn er Körperkontakt zu anderen Wesen hatte und er schmiegte sich warm und eng an Ascon, machte sich trotzdem Vorwürfe, dass der Mann ihn jetzt auch noch tragen musste, wo er selbst schon so erschöpft war... Zum Glück war er nicht sehr schwer, und er hoffte, dem Dunkelhaarigen wenigstens mit seiner Körperwärme etwas helfen zu können. Gleichzeitig versuchte er, nicht panisch zu werden, weil er nun wirklich Angst hatte. Er konnte die Gefahr deutlich spüren, und sie schien nicht mehr sehr weit entfernt zu sein. Die Augen zusammen kneifend drückte er sein Gesicht ganz in die Schulterbeuge des Mannes und konzentrierte sich auf dessen Bewegungen, während ihm das Wasser in den Nacken lief und er den Umhang wieder schützend zuzog, so gut er es eben konnte. Von einer inneren Stimme angetrieben, quälte sich Ascon weiter durch den Urwald. Regentropfen klatschten ihm ins Gesicht und mit jedem Schritt schien er tiefer im Boden zu versinken. Der Weg wurde immer beschwerlicher und allmählich ließen auch seine Kräfte nach. Ans Aufgeben verschwendete er jedoch nicht einen einzigen Gedanken, obwohl er sich im wahrsten Sinne des Wortes beschissen fühlte. Seit Tagen hatte er nicht mehr geschlafen, da er in den wenigen Stunden wo es hell war darauf geachtet hatte, dass Laurin sich ausruhte. Außerdem hatte er aufpassen müssen, weil es einfach zu gefährlich war den Kleineren unbeaufsichtigt zu lassen. Seine eigenen Bedürfnisse hatte er hinten angestellt, doch so langsam erreichte auch er seine Grenzen. Vor Anstrengung kam sein Atem stoßweise und trotz der Kälte schien sein Körper auf einmal zu glühen. In seinem Kopf begann es unterschwellig zu pochen, was er jedoch geflissentlich ignorierte. Energisch schüttelte Ascon leicht den Kopf. Er konnte sich jetzt keine Schwäche erlauben. Erst wenn sie einen geeigneten Unterschlupf gefunden hatten, würde er sich etwas Ruhe gestatten. Wie lange er schon mit Laurin auf dem Arm durch das Dickicht stapfte wusste er nicht, doch das Schicksal schien es auch einmal gut mit ihm zu meinen, denn zwischen ein paar Bäumen erhob sich das Land auf einmal und ging in die Anfänge eines Bergplateaus über. Trotz des Regens erkannte Ascon die seltsame Formation der riesigen Steine, die so übereinander lagen, dass sie einen trockenen Fleck beherbergten, der zudem auch noch windgeschützt war. Zielstrebig hielt er darauf zu und atmete erleichtert aus, als er darunter gelangte. »Hey, Laurin ... «, suchte er die Aufmerksamkeit des Jungen. »Du kannst jetzt loslassen.« Vorsichtig entspannte er seinen verkrampften Arm, mit dem er den Silberschopf die ganze Zeit an sich gedrückt hatte, sodass der Kleinere langsam an ihm herunter glitt und sachte mit den Füßen auf dem Boden landete. Sowie Laurin ihn losgelassen hatte, schob er ihn in die hinterste Ecke, da er nicht das Risiko eingehen wollte, entdeckt zu werden. Das ungute Gefühl verspürte er immer noch. Zwar nicht mehr so stark wie noch vor einiger Zeit, aber es war unverkennbar da. Angespannt presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und tastete noch einmal mit scharfem Blick die Umgebung ab, bevor er sich erneut zu Laurin umwandte, der inzwischen auf den Boden gesunken war und sich die nassen Stiefel von den zarten Füßen pellte. Erschöpft ließ er sich dann neben seinen Leidensgenossen sinken und begann Laurin das Cape zu öffnen. Dank des Stoffes war der Junge nicht vollständig nass geworden, was er mit einem kleinen zufriedenen Lächeln bemerkte. Nachdem er den Umhang von den schmalen Schultern des anderen gestreift hatte, fasste er die durchgeweichten hellen Haare zusammen, sodass nicht auch noch das Hemd durchnässt wurde und bändigte die Strähnen mit seinem Haarband, welches er sich kurz zuvor heraus gezogen hatte. »So müsste es für eine Weile gehen. Ich werde noch Feuer machen. Dann trocknen meine Sachen schneller«, informierte er Laurin kurz darauf und ein paar ängstliche blaue Augen wurden hektisch aufgerissen, genau wie jedes andere Mal zuvor. Eigentlich müsste sich der Kleinere bereits daran gewöhnt haben, aber das würde er wohl nie, dachte Ascon seufzend und sammelte die wenigen trockenen Äste zusammen, die glücklicherweise unter diesem Steinvorsprung lagen. Lange würde es nicht reichen, doch zum Entfachen eines Feuers reichte es allemal. Laurin brachte zunächst vor Erschöpfung kein Wort heraus. Er schwankte, als seine Beine den Boden wieder erreichten und ließ sich zitternd sinken und in die hinterste Ecke schieben. Das erste was er tat war, seine Füße wieder in die Freiheit zu entlassen, die ihnen rechtmäßig zustand, dann blickte er auf, als Ascon ihm das Cape öffnete und sah ihn aus großen, müden und erschöpften Augen an. Als er jedoch sah, wie der Mann sein Haarband herausnahm und seine Haare damit bändigte, piepste er schwach: »Aber... das ist doch Euers... Was ist mit Euren Haaren? Die sind fast genauso lang und noch nasser als meine... bitte...« Ihm lagen die nächsten Worte auf der Zunge, aber er konnte sie nicht aussprechen. Der Dunkelhaarige tat so viel für ihn, er kümmerte sich erst um ihn und dann erst um sich selbst, das verstand der Junge nicht, wo Ascon doch am Anfang so gemein zu ihm gewesen war... Und jetzt so was... Er wollte nicht, dass es dem Mann wegen ihm so schlecht ging... Jedoch zuckte er zusammen, als er hörte, dass Ascon Feuer machen wollte und sah ihn panisch an. Er spürte in etwa, was der Dunkelhaarige dachte, deshalb senkte er den Blick bald wieder, schluckte und wusste, dass es wichtig war mit dem Feuer. Seufzend sah er sich um und bemerkte in einer der gegenüber liegenden Ecken, dass da noch Holz lag. Langsam kämpfte er sich auf die zitternden Beine und tapste unsicher dahin, wobei er sich leicht ducken musste. Dann sammelte er es auf und tapste zögernd zu Ascon, der auf dem Boden kniete und bereits ein kleines Feuer entfacht hatte. Er brauchte einige Minuten, um seine Angst vor diesem Element zumindest ein wenig zu bekämpfen und trat dann zu dem Dunkelhaarigen. So dicht war er noch nie an einem Feuer gewesen, und er reichte ihm die Äste, sah ihn dabei unsicher an und verschwand dann schnell wieder in die Ecke, wo er sich hinsetzte und versuchte, sich auszuruhen. Das Feuer behielt er dabei aber immer im Blick. Er spürte die Gefahr noch immer, aber nicht mehr so stark wie noch zuvor, also beruhigte er sich auch wieder etwas. Seine Haare erleuchteten die kleine Höhle zusätzlich etwas, aber nicht viel. Erst mussten sie wieder trocknen. Kalt war ihm jedoch nicht, er musterte den Mann nur besorgt. Wegen ihm ging es Ascon nicht gut, er hatte ihm seinen Mantel gegeben und ihn dann noch den halben Weg getragen... Er machte sich Vorwürfe und schniefte leise. Dankbar hatte Ascon das trockene Holz entgegen genommen, welches Laurin ihm zu seiner Überraschung brachte. Zumindest sah der Kleine die Notwendigkeit eines Feuers nun ein auch wenn er sich immer noch davor fürchtete. Als es einigermaßen brannte, ging er noch einmal kurz nach draußen, suchte sich drei etwas längere Äste, an denen wenigstens ein Ende verzweigt war und baute dann neben dem Feuer einen provisorischen Ständer. Anschließend schälte er sich aus dem klitschnassen Hemd, das wie eine zweite Haut an seinem Körper klebte und hängte es über eben diesen, damit die Sachen besser trockneten, oder überhaupt trocken wurden. Danach ging er erneut zu Laurin und ließ sich fix und fertig neben ihm nieder. Müde sah er den Kleineren an. »Das Band kannst du vorerst behalten. Es soll deine Haare hochhalten, sodass deine Kleidung nicht nass wird«, erklärte Ascon und seine Erschöpfung war deutlich aus den Worten heraus zu hören. »Ich bin sowieso total durchgeweicht, da machen ein paar nasse Strähnen mehr oder weniger auch nichts.« Auch wenn er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, so klang die Rechtfertigung selbst in seinen eigenen Ohren lahm. Aber er war zu geschafft, um weiter darüber nach zu denken. Stattdessen fischte er umständlich das kleine Etui mit den Essenkapseln aus seiner Hosentasche und öffnete es. Bedrückt betrachtete er den Inhalt. Obwohl er völlig sparsam mit den Kapseln umgegangen waren, befand sich nur noch eine einzige in dem Behältnis. Aber Ascon wusste ganz genau, dass die Kapseln selbst für eine Person nicht ausgereicht hätten. Nicht für diese Strecke! Ein Seufzen unterdrückend nahm er dieses Kleinod aus dem Etui, drehte es zwischen den Fingern und war sich bewusst, dass Laurin ihn aufmerksam und besorgt zugleich beobachtete. Leicht Lächelnd sah er den Jungen an. Das zarte Gesicht war ebenfalls von den Anstrengungen ihres Marsches gezeichnet und die hellen Haare, die nicht mehr ganz so nass waren, standen leicht in alle möglichen und unmöglichen Richtungen ab. Der Kleine sah einfach nur süß aus, stellte Ascon fest. Warum ihm das gerade jetzt auffiel konnte er sich nicht erklären. Aber es war ihm auch egal. »Gib mir deine Hand... «, sagte er sanft und Laurin starrte ihn erst eine Weile an, bevor er dem nachkam. Sachte umschloss er sie mit seiner, drehte die kleine Handfläche nach oben und legte die Kapsel hinein! Da Laurin nicht gesehen hatte, dass es die Letzte war, erwartete er keinen Widerspruch. Laurin sah ihn aus großen Augen an und tastete mit seinen Händen nach dem Haarband. Er hätte seine Haare auch stecken können, das wäre gar kein Problem gewesen, aber er wusste, dass der Mann das Band nicht zurücknehmen würde, also senkte er nur scheu den Blick und brachte ein leises »Danke...«, über die Lippen, während er wieder einen Blick zu dem Feuer wandern ließ, dann aber erneut Ascon ansah. Er spürte irgendeine bedrückte Stimmung, konnte sie sich aber nicht erklären und blickte verwundert auf seine Handfläche, als er dort die Essenskapsel vorfand. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf, hielt ihm das Ding hin und sagte offen: »Ich kann nach Anstrengung nichts essen... Dann wird mir immer ganz doll schlecht... Aber Ihr müsst was essen und schlafen...« Aus großen, ruhigen Augen sah er ihn an. Es stimmte wirklich, er konnte nichts essen wenn er erschöpft war, das war schon immer so gewesen, er war ja sowieso sehr anfällig für Krankheiten... Aber zur Zeit ging es ihm besser... Er hatte mit dem Schniefen aufgehört, aber ein paar kleine Perlen kullerten trotzdem über den Fußboden. Er sah doch, wie sehr Ascon litt, und er wollte nicht, dass der Mann sich für ihn aufopferte und daran womöglich noch zugrunde ging. So erschöpft kannte er ihn gar nicht... »Bitte... mir geht es gut... Ihr... um mich müsst Ihr euch keine Sorgen machen...« Bedrückt sah er den Dunkelhaarigen an und wischte sich über die feuchten Wangen, dann rutschte er ein wenig scheu an ihn und erschauderte als er merkte, wie kühl der Mann war. Sofort erwärmte er seine Haut und hielt den Blick gesenkt. Irgendwie war ihm ein wenig komisch zumute, er wusste selbst nicht wieso. Nie hätte er sich träumen lassen, mal in so eine Situation zu kommen, wo sie mitten im gefährlichen Urwald erschöpft in irgendeiner Höhle zusammen kauerten. Er hätte den stolzen Mann nie so eingeschätzt... Er war so lieb und aufopferungsvoll und fürsorglich geworden... Erneut seufzte der Kleine und flüsterte kaum hörbar, den Blick gesenkt: »Bitte... Lasst mich nicht alleine... Ich... was soll ich denn ohne Euch hier... in der Fremde...« Erneut hatte er Tränen in den Augen, wagte aber nicht, aufzusehen. Liebevoll strich er Laurin über den Kopf und lächelte in sich hinein. Der Kleine schien zu spüren, dass es ihm nicht besonders gut ging. Aber er fand es ausgesprochen niedlich, wie er sich um ihn sorgte, auch wenn seine Angst davor alleine zu sein sicherlich mit eine Rolle spielte. »Behalt die Kapsel und bewahre sie für dich auf. Falls du doch Hunger bekommen solltest, brauchst du mich nicht erst zu fragen«, meinte Ascon und lehnte seinen schmerzenden Kopf hinter sich an die Wand. Erleichtert spürte er Laurins warme Hände und war froh, dass es dem Jungen trotz allem was sie bereits durchgemacht hatten wirklich gut ging. Deswegen und weil er im Augenblick keine Gefahr ausmachen konnte, erlaubte er sich etwas zu entspannen. »Keine Angst... wir stehen das hier zusammen durch. Ich lasse dich nicht im Stich«, versicherte der Schwarzhaarige überzeugt und setzte sein liebevolles Streicheln fort, nachdem Laurin ganz nah an ihn heran gerückt war. Müde schloss er die Augen und sagte sich, dass es nur für einen Moment sein würde. Doch ehe er es sich versah war er in einen tiefen Schlaf geglitten und damit schlief auch sein Streicheln ein, was von dem Kleinen nicht unbemerkt blieb. Scheu hob der Hellhaarige seinen Kopf, als er die sanften Streicheleinheiten auf seinem Kopf spürte. Er betrachtete das müde Gesicht des Mannes und seufzte lautlos. Aber da Selbstvorwürfe nichts brachten, ließ er sie lieber gleich ganz sein. Sein wacher Blick glitt über Ascon und er versuchte auszumachen, wie es diesem insgesamt ging, aber sein Gespür war ein wenig verwirrt, er wusste selbst nicht warum. Er nickte zu den Worten und steckte die Kapsel in eine der Taschen der Kleidung, die er trug. Die Worte des Dunkelhaarigen beruhigten ihn, und die Anspannung fiel von ihm ab, er kuschelte sich ganz eng an den Mann und schloss die Augen ebenfalls, genoss das Kraulen sichtlich. Kurz seufzte er wohlig, dann kehrten seine Gedanken zu der Situation zurück. Er vertraute darauf, dass Ascon sein Versprechen halten würde und sie hier zusammen rauskommen würden, er hatte nämlich Angst, hier bleiben zu müssen. Er wollte doch irgendwann in seine Welt zurück und seinen Bruder wieder sehen... Sich auf die Lippe beißend versuchte er, etwas anderes zu denken und öffnete die Augen wieder als er merkte, dass der Dunkelhaarige ihn nicht mehr weiter streichelte und ruhig und gleichmäßig atmete. Der Kleine lächelte, als er das entspannte Gesicht sah und glitt mit seinem Blick unbewusst zu der kräftigen, unbehaarten Brust des Mannes, die er jetzt, da Ascon kein Hemd mehr trug, eingehend mustern konnte. Sein Blick wurde nachdenklich und er nagte noch immer an seiner Unterlippe herum, sah den Mann wieder aus großen Augen an und streckte ganz vorsichtig seine Hand aus. Noch kurz zögerte er, dann berührte er die nackte Brust mit den Fingerspitzen und erforschte sie ein wenig. Er wusste selbst nicht, warum ihn die nackte Haut so faszinierte und in den Bann zog. Vielleicht, weil sie um einiges dunkler als seine eigene war und einen Kontrast zu ihm bildete... Noch eine Weile strich er über Ascons Brust, dann zog er seine Hand zurück und überlegte. So, wie der Mann saß, konnte man doch nicht bequem schlafen, das war nicht gut für den Rücken... Sich umsehend fand er jedoch nichts, was er unterlegen konnte, dabei wollte er doch, dass der Dunkelhaarige sich endlich mal richtig und ganz ausruhen konnte... Einige Minuten dachte er noch nach, dann richtete er sich auf und löste sich von Ascon, um ihn noch einmal zu betrachten und stand dann auf, nahm sich den komischen Umhang, den ihm der andere umgelegt hatte und hängte ihn sich um, so dass er nicht nass werden würde. Nur seine Haare wieder, aber das passierte eben, so richtig stören tat es ihn nicht. Noch einmal sah er Ascon an, wie er friedlich schlief, dann machte er einen großen Bogen um das Feuer und trat in das komische Wetter hinaus. Noch immer fielen Tropfen vom Himmel und er hätte sehr gerne gewusst, wie das überhaupt gehen konnte... Aber er hatte wichtigere Dinge zu tun. Da Laurin keine Gefahr mehr spürte, wagte er sich weiter bis in den Wald hinein, behielt die kleine Höhle aber immer im Blick, wo er das Feuer flackern sehen konnte. Mit wachen Augen sah er sich auf dem Waldboden um und lächelte, als er dort einen Fleck Moos sah. Er kniete sich nieder und begann, es vom Boden abzuziehen. Dabei wischte er sich immer wieder die nassen Tropfen mit dem Handrücken vom Gesicht. Das er barfuß lief war ihm nicht aufgefallen, weil er ja normalerweise so auch immer durch den Wald lief. Als er das ganze Moos hatte, ging er zurück zu der Höhle, trocknete es vorsichtig über dem Feuer, was sehr schnell zu gehen schien und begann den Platz neben Ascon damit auszulegen. Von seiner Erschöpfung war erstmal nicht mehr viel übrig geblieben. Erneut wagte er sich hinaus und suchte noch weitere Stellen. Einmal fand er einen kleinen Bach und er hockte sich hin, um davon zu trinken. Das Wasser schmeckte nicht so süß, wie das in seiner Heimat, aber man konnte es trinken. Als er keinen Durst mehr hatte, brachte er den Stapel zurück in die Höhle und schon bald hatte er den Boden soweit ausgelegt, dass er den Mann sanft und vorsichtig drauf schieben konnte und er sich näher am Feuer befand, es so also warm hatte. So gut er konnte legte er Ascon bequem hin und betrachtete sein Werk. Dann schüttelte er den Kopf. Nein... der Kopf musste höher liegen... Laurin sah auf und blickte nach draußen. Er hatte ein ungutes Gefühl und da war es nicht ratsam, noch einmal raus zu gehen... Aber er wollte doch, dass der Dunkelhaarige es bequem hatte... Noch eine ganze Weile überlegte er, dann richtete er sich auf und strich dem Mann liebevoll die dunklen Strähnen hinter die Ohren zurück. Als sein Blick auf die halb geöffneten Lippen fiel, schluckte er und betrachtete ihn eine Weile. Dann beugte er sich ganz vorsichtig hinunter und küsste ihn hauchzart. Er wusste selbst nicht, wieso er das tat, aber es fühlte sich einfach so gut an... Rasch löste er sich jedoch wieder von ihm und errötete tief als er realisierte, was er da gerade eigentlich getan hatte. »Ich... ich bin gleich wieder da...«, stammelte er, obwohl er wusste, dass Ascon schlief und zog sich den Umhang schnell wieder zu, um noch einmal nach draußen zu gehen. Und nur noch dieses eine Mal, danach würde er bei dem Dunkelhaarigen in der Höhle bleiben. Er brauchte nur noch einen Stapel Moos für das Kopfkissen... Diesmal musste er jedoch tiefer in den Wald hinein, weil er davor schon alles weggesammelt hatte und er beeilte sich, weil ihm das ungute Gefühl sagte, dass etwas passieren konnte wenn er nicht schnell genug war. Erleichtert seufzte Laurin als er im Schein seiner hellen Haare ein Plätzchen mit schönem, dickem Moos sah und begann es zu pflücken und in seine Taschen zu stecken. Er schreckte alarmiert hoch, als es hinter ihm raschelte und sein Herz setzte kurz aus. Er war wie erstarrt, als er einen großen Umriss sah, der ganz bestimmt nicht Ascon war. Hatte er sich so in das Pflücken vertieft, dass er das nicht mitbekommen hatte?! Panisch zitterte er und lief einfach drauf los, spürte, dass er verfolgt wurde und senkte das Leuchten seiner Haare unbewusst. Er hatte nicht gewusst, dass er das überhaupt konnte... Aber jetzt waren andere Dinge wichtiger, er musste so schnell wie möglich wieder in die Höhle zurück, sonst hatte er ein Problem. Nur er wusste nicht mehr, in welcher Richtung diese lag! Blindlings rannte er weiter und verletzte sich an scharfen Pflanzen, doch das spürte er nicht. Zum Glück waren seine Füße robust gegen nahezu alles, und er war leicht genug, dass er sich nicht verletzte, wenn er auf spitze Dinge trat. Ab er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper, wusste, dass er verloren war, wenn er jetzt aufgab, denn was immer es war, das ihn verfolgte, es war zwar langsamer, blieb aber immer auf seiner Spur. Laurin stolperte über eine Wurzel, die er nicht gesehen hatte und fiel hin. Ein schmerzvoller Laut entwich ihm und er kam nicht mehr hoch, weil ihm seine Beine nicht mehr gehorchten. Am ganzen Körper zitternd drückte er sich an den Baum und spürte seinen Verfolger immer näher kommen. Er kniff die Augen zusammen und Tränen der Angst perlten unaufhörlich über seine Wangen. Dort, wo sie auf den Boden fielen, wuchsen sofort kleine, silbrig schimmernde Blümchen, doch der Junge sah das nicht. Er kauerte sich hin und spürte entsetzt, dass er blutete und die silbrig schimmernde Flüssigkeit seine Wange hinunter lief. Es war aus, er spürte es. Ihm konnte nur noch Ascon helfen, doch dieser schlief tief und fest... »Es... tut mir leid...«, wimmerte er leise. Zu gerne hätte er noch mehr mit dem Mann unternommen, aber er fiel ihm immer zur Last... Wäre er doch bloß nicht noch mal aus dieser Höhle gelaufen und hätte auf sein Gefühl gehört!!! In diesem Moment sah er den riesigen Schatten auf sich zukommen. Cliffhanger. Wir hassen sie bei anderen aber lieben sie bei eigenen Stories *kicher* Schon komisch, was? Ein Phänomen *kicher* Naja, da seid ihr dann ja wenigstens schon gespannt auf den nächsten Teil und hinterlasst uns vielleicht den einen oder anderen Kommi^.^v Über Lob und/oder Kritik wären wir sehr dankbar!! SusyCutexDesertdevil Hosted by Animexx e.V. 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