Lost in your eyes von desertdevil6 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autoren: SusyCute x desertdevil6 E-Mail: SusyCute911@hotmail.com braddyly@freenet.de Teil: 1/? Titel: Lost in your eyes Fandom: Fantasy Kommentar: Einleitung gib´s keine, weil wir von dem ganzen Getipsel schon qualmende Finger haben. Freut euch einfach, dass ihr einen unserer "Ergüsse" lesen dürft ... aber seid bitte nicht so hart ... ist unsere erste gemeinsame Story.^^ Disclaimer: Ja ... wessen wohl ... * umschau* Da sich keiner meldet isses unsers!! Warnung: Shounen ai Rating: PG-16 Pairing: könnt ihr euch doch eigentlich denken ... oder? Habt doch einen gesunden Menschenverstand, gell?! Lost in your eyes I Majestätisch und von der Schwerelosigkeit des Alls umfangen steuerte ein Erkundungsfrachter auf einen eher kleinen und unscheinbaren Planeten zu. Das Schiff wirkte nicht sonderlich gefährlich, dennoch war es von einer erstaunlichen Größe. Die metallischen Außenwände reflektierten das schwache Licht der Sterne und verliehen der Erscheinung etwas Edles, Unbezwingbares. Im Inneren des Frachters herrschte gespannte Ruhe. Auf der Brücke stand ein hochgewachsener Mann, betrachtete mit verkniffenen Mundwinkeln die Monitore, die einen Nahblick auf den angesteuerten, anscheinend ziemlich unterentwickelten Planeten bot. Nachdenklich zog er die Stirn kraus, knirschte mit den Zähnen, bevor er sich an seinen Navigator wandte. »Du kannst den Tarnmodus ausschalten! Die auf dem Planeten lebende Rasse hat keinerlei Fortschritte auf zu weisen. Also müssen wir keine wertvolle Energie verschwenden«, klang die harte, keinen Widerspruch duldende Stimme durch den Raum. Sofort wurde dem Befehl Folge geleistet. Die Tarnschilde, welche das Schiff als einen Frachter erscheinen ließen, deaktivierten sich und zum Vorschein kam ein schwer beladenes Schlachtschiff. Die metallene Oberfläche blieb jedoch erhalten, wirkte durch die entstandenen Einbuchtungen, die als Abschussrampen für schwere Munition dienten, um einiges gefährlicher und bedrohlicher. Gleichzeitig erschienen hinter dem Ersten noch weitere Kriegsschiffe, die durch den Befehl ihres Anführers ebenfalls in einen Energiesparmodus gewechselt waren. Langsam, fast gemächlich glitt das nun aus zwei Dutzend bestehende Geschwader auf den kleinen erdenartigen Planeten zu. »Herr?«, riss ihn die fragende Stimme seines Navigator aus seinen Gedanken. Grimmig drehte sich der Schwarzhaarige um und gab dem Anderen mit einem Nicken zu verstehen, dass er weiter sprechen sollte. Der relativ junge Mann am Steuerboard reagierte unumwunden. »Wir werden in präzise drei Minuten in die Atmosphäre von GX-524 eindringen. Wie viele der anderen Schiffe sollen uns begleiten? Der Befehlshaber der >Antegra< bittet um diese Information, damit er die Flotte entsprechend einteilen kann«, begründete er seine Frage und wartete geduldig auf eine Antwort. Der Anführer dachte einen Augenblick nach. In diesem Sternensystem waren die Planeten wirklich nicht sehr weit entwickelt, weder von wirtschaftlicher noch von technischer Seite aus. Für die letzten beiden Eroberungen hatten sie nicht einmal die Hälfte der Flotte gebraucht. Deswegen rechnete er auch nicht damit, dass ihm hier viel Widerstand entgegen gebracht wurde. »Sag Narus, dass ich nur drei Schiffe mitnehmen werde. Welche das sind, soll er bestimmen«, kam die knappe Anweisung und der braunhaarige Navigator sandte die Nachricht umgehend an das andere Schiff zurück. Damit stand alles fest. Ascon grinste zufrieden in sich hinein. Schon lange vorher hatte er es auf diesen eher unscheinbaren Planeten abgesehen. Laut den Informationen, die er bisher gesammelt hatte lebten dort menschenartige Wesen, die ihre Hütten in Bäume bauten. Um sich zu verteidigen, benutzte die Rasse Pfeil und Bogen und verschiedene Messer. Nach seinem Urteil waren diese Kreaturen nicht viel weiter entwickelt, als die Steinzeitmenschen auf der Erde. Aber den blauen Planeten, wie die Erde immer genannt wurde, gab es nicht mehr. Schon vor Jahrhunderten hatte es einen vierten Atomkrieg gegeben und damit war das Schicksal der Menschen besiegelt worden. Aber das sollte ihn nicht weiter interessieren. Sein Hauptaugenmerk lag darauf sich die Rohstoffquellen im alpha Quadranten des Sternensystems Insolentia zu sichern. Und der Stern, auf dem sie in wenigen Minuten landeten, besaß einen ganz außergewöhnlichen Rohstoff, den er unbedingt haben musste. Wahrscheinlich rührte das daher, dass sieben Monate lang nur Dunkelheit herrschte. Dadurch gedieh eine exotische Pflanzeart, aus der man einen wunderbar leichten und seidenähnlichen Stoff herstellen konnte. Aber das Wichtigste war die Tatsache, dass gerade die Finsternisperiode beendet war. Somit erhellte jetzt die einzige Sonne die Oberfläche und schwächte gleichzeitig die Lebewesen, die eigentlich an die Dunkelheit gewöhnt waren. Ein idealer Zeitraum, um an zu greifen. So hielt sich der Eroberungsaufwand in Grenzen, er musste nicht unnötig viele Krieger mitnehmen um das zu erreichen wo er woanders Monate für brauchte und konnte sich schnell wieder anderen wichtigen Sachen widmen. Schließlich hatte er noch andere unterworfene Völker, um die er sich ab und zu kümmern musste. Zufrieden mit sich und seinen Gedankengängen, widmete er seine Aufmerksamkeit erneut dem Monitor auf dem er alles mitverfolgte. Der Eintritt in die Atmosphäre kam einer Achterbahnfahrt gleich. Das gesamte Schiff erbebte unter dem enormen Druck und Ascon musste sich kräftig an dem Geländer festhalten, vor dem er stand. Unruhig wälzte sich der schlanke, mittelgroße Junge hin und her. Sein Atem ging schnell und stoßweise und kleine Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gesammelt, perlten langsam auf der hellen, fast weiß schimmernden Haut herab und tropften auf eines der weichen, dicken Tücher, zwischen die er sich auf den Boden gekuschelt hatte. Es war mal wieder die Zeit, in der die Finsternisperiode gerade vorbei war und die Helligkeit kam, die mit zunehmender Zeit immer stärker wurde. Gerade diese Übergangsphase machte ihm immer wieder zuschaffen. Er wusste selbst nicht, weshalb das so war, niemand anderem ging es so, nur ihm. Er hatte schon als Kind extrem empfindlich darauf reagiert. Mühsam schlug er die mitternachtsblauen Augen auf, und atmete erleichtert auf, als sie zu schmerzen aufhörten. Seine Pupillen waren groß, perfekt an die Dunkelheit angepasst, denn die Hütten waren glücklicherweise immer abgedunkelt, sonst würde er es nicht aushalten. Die geringste Helligkeit machte ihm an manchen Tagen schon zu schaffen, doch mittlerweile ging es wieder einigermaßen. Vorsichtig und langsam richtete er sich auf, wischte sich mit einem feuchten Tuch über das Gesicht um es ein wenig zu kühlen. Heute war es besonders schlimm, er wusste nicht, weshalb, er hatte irgendeine dunkle Vorahnung, konnte diese jedoch nicht näher definieren. »Laurin, geht es dir wieder nicht gut?« hörte er in diesem Moment die Stimme seines kleinen Bruders, der gerade aus einem Nebenzimmer gekommen war und ihm einen aus speziellen Kräutern gebrauten Tee brachte. Eigentlich hieß er ja Laurelin, doch diesen Namen konnte er absolut nicht leiden, was sich seine Eltern nur dabei gedacht hatten! Der Name war viel zu lang und klang auch nicht sonderlich gut, also hatte er irgendwann beschlossen, sich nur noch Laurin zu nennen, was er als Kurzform gewählt hatte. »Es geht schon«, sagte er auf die Frage seines Bruders hin und stand langsam auf, nachdem er das Glas leer getrunken hatte und sich wieder etwas besser fühlte. Nachdenklich griff er nach einem verzierten, wie Glas aussehenden Kamm und fuhr sich damit durch die langen, hellblauen, fast weißen Haare, die im Sonnenlicht wie Silber schimmerten. Anschließend flocht er sie zu einer für den Außenstehenden kunstvoll aussehenden Frisur, die jedoch hier fast jeder trug, einfach aus dem Grund, die Haare nicht im Gesicht hängen zu haben, da sie nie abgeschnitten wurden, und deshalb nur sehr langsam wuchsen, doch der Junge war stolz darauf. Er wusch sie jeden zweiten Tag mit einer bestimmten Pflanze, die den Haaren einen seidigen Glanz verlieh. Müde streckte er sich und war froh, als sein Bruder merkte, dass er wie so oft nicht zum Sprechen aufgelegt war und das Zimmer wieder verließ. Laurin wechselte die verschwitzten Klamotten, trug nun ein blassoranges, farblich perfekt zu seiner Haar- und Augenfarbe passendes Gewand. Die langen, beinahe durchsichtigen und zum Ende hin auslaufenden Ärmel schlangen sich um seine schlanken Arme. Das Kleidungsstück reichte bis knapp über seine Knie, einfach weil es so bequemer war, besonders wenn er durch den Wald ging, um bestimmte Kräuter zu suchen. Auch lief er wie fast alle anderen immer barfuss, seine Fußsohle jedoch sah samtweich und zart aus, als wäre er nur über Seidenstoff gelaufen. Gerade überlegte er, ob er sich erneut ein wenig in sein "Bett" kuscheln sollte, als er aufgeregte Stimmen hörte. Die Stirn runzelnd nahm er mit seinen kleinen, nach hinten spitz zulaufenden, feinen Ohren die Gespräche wahr, die sich in den Hütten auf den Nachbarbäumen abspielten. »Da kam eben etwas vom Himmel geflogen!« rief eine Stimme aufgeregt. »Ja, und es ist hinten auf der großen Blumenwiese gelandet«, sagte eine andere Stimme, die kurz darauf von einer Kinderstimme unterbrochen wurde, die weinerlich rief: »Ich hab Angst!« Laurin schüttelte den Kopf und wusste nicht recht, was er von alldem halten sollte. Doch schließlich siegte seine Neugier und er hob den die Fenster verdunkelnden, weichen aber schweren Vorhang zur Seite und lugte hinaus. Sofort brannten seine Augen, doch er zwang sie eisern dazu, sich an die Helligkeit zu gewöhnen und blickte auf die freie Fläche, die nicht von den meterhohen Bäumen bewachsen war. Seine Augen waren wie die von allen seines Stammes sehr scharf und er konnte, wenn er wollte kilometerweit sehen. Doch was er da sah, ließ ihm den Atem stocken. So etwas Fremdartiges hatte er noch nie gesehen und er hatte augenblicklich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Die vier komischen Dinge, er wusste nicht, wie er sie bezeichnen sollte, sahen dunkel und irgendwie bedrohlich aus. Doch sie glänzten, etwas, das dem Jungen gefiel, doch dieser Glanz war so anders als den, den sie hier hatten. Was das wohl für ein Material war? Der Planet, auf dem er wohnte, war zu 70 Prozent mit Wald und Blumen bewachsen, die sich an gras überwucherte Hänge schmiegten, in denen einige Leute seines Stammes einen bestimmten Rohstoff abbauten. Er sah aus wie Glas und ließ sich erhitzt in jede beliebige Form gießen, war jedoch so hart wie Diamant. Ansonsten gab es noch einige Seen und Flüsse mit glasklarem und sauberem Wasser hier und die verschiedensten Tierarten, die er auf die Schnelle gar nicht alle benennen konnte. Doch schließlich konnte er die Helligkeit nicht mehr ertragen und er ließ die schweren Vorhänge zurück vor das Fenster gleiten und setzte sich wieder in die weichen Tücher auf dem Boden. Sein Körper zitterte leicht, er wusste, dass das da draußen kein gutes Zeichen war, hatte allerdings auch keine Ahnung, was er tun sollte. Schließlich rief er seinen kleinen Bruder zu sich und schlang die Arme um ihn, versuchte, ihm schonend beizubringen was er da draußen gesehen hatte. Die Crew brachte das große, angsteinflößende Kriegsschiff sicher auf einer weiten grünen Fläche zum Stehen. Bei dem ersten Bodenkontakt ging ein heftiger Ruck durch den schweren Metallkörper. Danach verlosch das laute Summen der Antriebsdüsen und sämtliche Computer und Steuerapparate wurden in den standby Modus geschaltet. Ascon war in seine Unterkunft gegangen, während sie die kurze Strecke zwischen Atmosphäre und Erdoberfläche überwanden und legte sicherheitshalber seine Kriegsausrüstung an, die aus einen schweren Stoff bestand, der jedoch für normale Waffen undurchdringlich war. Normalerweise stellte es ein großes Risiko dar in solchen Sachen in einen Kampf zu ziehen. Doch in den letzten Kämpfen hatte es sich als vorteilhaft erwiesen. Eine schwarze Hose und ein leichtes dünnes Hemd aus demselben Material bedeckten seinen Körper. Seine Füße steckten in kniehohen mit Schnallen versehenen Stiefeln. An den Seiten waren diese mit Metallplatten verstärkt und schützten ihn so zusätzlich noch. Erneut überprüfte der Schwarzhaarige die Laserwaffen, welche sich in zwei Halftern an seiner Brust befanden, jedoch durch den langen schwarzen, leicht dunkelblau schimmernden Umhang im Verborgenen blieben. Dann tastete er noch einmal versichernd nach dem Schwert an seiner Seite. Viele hielten es für altmodisch, da sie technisch eine der weitentwickelsten Rassen waren, die überhaupt im gesamten Sternensystem existierten. Doch es hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet. Weiterhin war es sein Zeichen, dass er stolz und mit erhobenem Blick trug. Es war ein Zeichen seiner familiären Herkunft, seines Standes. Jeder sollte sehen, wer er war und wo er hingehörte. Seine Leute hatten sich seinem Willen zu beugen und jeden Befehl von ihm zu tolerieren. Andernfalls besaß er die Macht über ihr Leben zu entscheiden. Es gab nur ein, zwei Personen denen er vertraute und die er als Freunde ansah eingeschlossen seiner Familie natürlich. Zuletzt band sich Ascon seine Haare noch einmal vernünftig zusammen. Die lange schwarz glänzende Mähne war ebenfalls etwas, das er mit großem Stolz trug und das ein Indiz für seine hohe gesellschaftliche Stellung war. Im Gehen griff er sich schließlich noch ein Messer von der Stichwaffensammlung an der Wand seiner Kabine. Alle Dolche befanden sich in einer sicheren Halterung, sodass bei unruhigen Flugverhältnissen oder falls sie angegriffen wurden nichts durch den Raum fliegen konnte. Die stimmgesteuerte Tür glitt lautlos auf, als er kurz »Öffnen« sagte und ging genauso leise hinter ihm wieder zu. Mit einer gewissen Spannung, was ihn wohl auf dem neu entdeckten Planeten erwarten würde, machte er sich zur Ausstiegsrampe auf. Dort wartete schon ein hochbewaffneter Einsatztrupp auf ihn. Die zwanzig Männer waren gut ausgebildete Krieger. Die besten, die sich in seiner Flotte befanden. Es gab noch mehr gute Kämpfer auf seinem Schiff, ungefähr noch einmal so viele. Diese waren aber Piloten und für die an Bord mitgeführten Gleiter zuständig, sozusagen Luftkämpfer. Nur ungern würde er einen von ihnen verlieren. Deswegen ließ er sie bei Bodeneinsätzen grundsätzlich auf oder in der Nähe des Schiffes. »Also gut.« Er räusperte sich leise, ehe er seinen Blick hob und einen seiner Männer nach dem anderen direkt ansah. »Ich erwarte, dass ihr jedem der sich euch in den Weg stellt effizient zum Schweigen bringt. Damit meine ich nicht, dass ihr jemanden töten sollt. Wie auch auf den anderen Sternen, sind wir auf die Arbeitskraft der niederen Rassen angewiesen.« Eine kurze Pause trat ein, in der Ascon das Gesagte einwirken ließ. Doch seine Männer wussten ganz genau worauf er hinaus wollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie solch einen Befehl bekamen. »Zuerst werden wir versuchen mit der hier anscheinend friedlich lebenden Art zu Verhandeln. Sollten sich diese Kreaturen jedoch als widerspenstig erweisen, wisst ihr was zu tun ist ... « Den Rest des Satzes ließ er absichtlich offen. Jedem war klar, was zu tun war. »Ja, Herr!«, kam die gleichzeitige Zustimmung von den Kriegern und Ascon verließ schließlich allen voran die Laderampe, betrat mit schweren Schritten das fremde Territorium. Ein leiser Wind umschmeichelte ihn sofort, als er in das saftige Grün der weiten Wiese trat. Angenehm berührt atmete er einmal tief ein, genoss den leichten Duft, welcher ihm von den unzähligen Blumen zugetragen wurde. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit jedoch auf den nicht weit entfernten Wald, schätzte die Umgebung schnell und gekonnt ab. Ascon verließ sich grundsätzlich auf seinen sechsten Sinn, was lauernde Gefahren anging und der sagte ihm, dass er momentan nichts zu befürchten hatte. Durch eine eindeutige Handbewegung wies er die Männer an sich zum Wald zu begeben, woraufhin sich der Trupp ohne zu Zögern in Bewegung setzte. Entgegen der Erwartung von Laurin, der erwartet hatte, dass sein Bruder anfing, vor Angst zu zittern, stürmte der Kleine, der weitaus weniger empfindlich war, was Sonnenlicht anbetraf, zum Fenster und schob den Vorhang beiseite. Laurin seufzte nur und kuschelte sich in die Decken. Er spürte, wie er langsam träge wurde, der Tag wandte sich schon gegen Mittag zu, eine Zeit, die er normalerweise mit einem kleinen Schläfchen verbrachte, um sich dieser Helligkeit und Hitze nicht noch zusätzlich aussetzen zu müssen. Doch heute konnte er einfach nicht schlafen, außerdem sann er die ganze Zeit darüber nach, was das alles wohl zu bedeuten hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn schon die ganze Zeit. Noch nie war jemand Fremdes in ihre Welt gekommen, schon gar nicht mit solchen komischen Gefährten, was auch immer sie waren und darstellen sollten. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Kleine ausrief: »Woooow, da geht was vorne auf... Und da... Da kommen Leute raus... Komm her, das musst du dir ansehen!!« Ungeduldig winkte der Junge seinem Bruder mit einer Hand, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Komm lieber wieder zurück«, mahnte er langsam. »Ich weiß nicht, ob das gut ist...« Doch der Kleine erzählte schon aufgeregt weiter, gar nicht auf den anderen achtend. Irgendwie war er begeistert, etwas Neues zu erleben, gab es hier doch so gut wie keine Abwechslung. »Da sind lauter komische Wesen, die sehen ganz anders aus als wir... Der eine versammelt die anderen um sich. Sie sind alle ziemlich groß, der Mann hat ganz lange Haare, noch längere als du, und die sind ganz schwarz, komm doch mal her!« Laurin schüttelte müde den Kopf. Das Licht, das durch den Spalt drang reichte ihm schon und er drehte den Kopf weg, schloss die Augen. Die Neugier und den Lebensgeist den sein kleiner Bruder hatte konnte er sich nicht erklären, denn er selbst war ruhig und ausgeglichen, genoss es, oft allein in den wunderschönen, schattigen und duftenden Wäldern spazieren zu gehen, einfach seine Ruhe zu haben. Von ihm aus konnte alles so bleiben, wie bisher, doch das würde ihm nicht mehr vergönnt sein, so wie es aussah. »Komm da weg«, murrte er seinen Bruder nur an, der nicht auf ihn hörte sondern begeistert weiter erzählte: »Unsere Leute haben sich inzwischen unten versammelt, ich kann einige unserer besten Bogenschützen erkennen. Sie sehen unsicher aus und wissen nicht, was sie machen sollen...« Er gähnte laut und rieb sich über die Augen. Es war nicht gerade eine Zeit, in der man nachdenken und planen konnte, gerade zu der Zeit wurden die meisten aus dem Stamm müde und träge. Als Laurin bemerkte, dass sein Bruder nicht hörte, murmelte er nur noch etwas Unverständliches und zog die Beine an, rollte sich auf den weichen Decken zusammen. Zudecken brauchte er sich nicht, er konnte seine Körpertemperatur der Umgebung anpassen. Erneut versuchte er, ein wenig zu schlafen, doch es gelang ihm nicht. Was machten die fremden Wesen da unten? Sollte er nicht auch besser runtergehen? Die Gespräche in den anderen Hütten waren verstummt, alles schien den Atem anzuhalten und zu warten auf das, was da wohl kommen mochte. Der Junge entschied sich dagegen, runter zu gehen, hier oben würden sie sicherer sein. Er überlegte, ob er die Leiter hochziehen sollte, doch dazu hatte er weder Lust noch Elan. Sein kleiner Bruder hatte mit dem Reden aufgehört, na zum Glück. Ihre beiden Eltern waren vor ein paar Jahren bei einem Unfall im Bergwerk umgekommen, und so fühlte er sich verantwortlich für seinen Bruder, war er doch die einzige Familie, die er noch hatte. Schließlich glitten seine Gedanken doch ins Reich der Träume und er fiel in einen leichten Dämmerschlaf, aus dem er jedoch sofort wieder erwachen würde, wenn irgendetwas war. Sein Bruder derweil blieb am Fenster und beobachtete das Geschehen interessiert weiter mit großen Augen, versuchte, sich kein Detail entgegen zu lassen und wartete gespannt darauf, was nun passieren würde. Ascon hatte mit seinen zwanzig Kriegern inzwischen den Wald erreicht. Wissend musterte er die Bäume, erkannte dank seiner gut ausgeprägten optischen Fähigkeiten die versteckten kleinen Häuschen in den Blätterdächern. Hm ... Ein Zeuge von Fortschritt war das nicht gerade, dachte er ein wenig herablassend. Aber er wollte sich nicht beklagen. Vielleicht gab dieses Volk ja gleich auf, wenn es seine Unterlegenheit erkannte. Große Lust auf einen Kampf, in dem der Sieger jetzt schon fest stand hatte er nicht besonders. Und er würde auch nur ungern jemanden verletzen. Bisher war bis auf wenige Ausnahmen immer alles glatt gelaufen. »Männer! Seid vorsichtig, wenn ihr den Wald betretet«, warnte er ernst, denn er spürte mit einem Schlag Gefahr. Zwar war es kein starkes Gefühl, aber immerhin. Diese Kreaturen gedachten also doch sich zu wehren?! Interessant aber auch sehr dumm! Vorsichtig trat Ascon als Erstes an einem Busch vorbei, bahnte sich mit einiger Mühe einen Weg durch das dichte Gestrüpp. Seine Arme schoben herunterhängende Äste und Zweige beiseite, während er mit den schweren Stiefeln die bodennahen Pflanzen herunter trampelte und so für die Nachfolgenden einen besseren Durchgang in diesem urtümlichen Dschungel schuf. Lianen und ihm unbekannte Kletterpflanzen schränkten sein Sichtfeld rapide ein, was ihm überhaupt nicht passte. Er konnte es nicht leiden, wenn er seine Umgebung nicht auf einen Blick einschätzen konnte und darauf hoffen musste, dass nicht hinter dem nächsten Ast ein Hinterhalt lauerte. Kaum hatte er diesen Gedanken beendet, schrillten die Alarmglocken plötzlich in seinem Kopf los. Verdammt, fluchte er innerlich, während er im letzten Moment einem Pfeil auswich, der nur haarscharf an seinem Oberarm vorbei zischte. Sofort flog sein Blick in diese Richtung. Noch im selben Moment zog er mit der rechten Hand eine Waffe aus dem Halfter, visierte sein Ziel an und schoss. »Ahhhh ... «, ertönte Augenblicke später ein angstvoller Schrei, danach ein Rascheln von Blättern keine zwei Meter entfernt. Mit ein paar langen Sätzen war er bei dem Fremden, der es gewagt hatte ihn an zu greifen. Der Kerl hatte auf einem Ast gesessen und seine Position natürlich ausgenutzt. Gegen Ascons schnelle Reaktionen hatte jedoch fast niemand eine Chance. Verletzt war die Kreatur nicht, denn der Laser des Schwarzhaarigen war nur ins Holz eingeschlagen, hatte es durchtrennt, sodass er das Gewicht des Schützen nicht mehr halten konnte und dieser herunter gestürzt war. Als Ascon seinen Widersacher erreichte, war er doch milde gesagt überrascht. Da saß ein recht jung aussehender ... Ja, was eigentlich? Mensch? Konnte schlecht sein. Die gab´s schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Aber was sollte das dann sein? Keine Rasse die er kannte, sah derartig seltsam aus. Der schlanke junge Mann hatte lange, in der Sonne silbern schimmernde Haare, die zu einer kunstvollen Frisur zusammen geflochten waren. Er saß verdattert auf dem Boden und sah ihn aus türkisen Augen verwirrt und erschöpft zugleich an. Kleine Schweißperlen rannen ihm von der Stirn und seine helle, zarte Haut fiel sofort auf im Schatten der Bäume. Er war zu träge, um sich noch groß zu bewegen und sah schweigend zu ihm auf. Selbst ein Blinder hätte die Lage des am Boden sitzenden Geschöpfes erkannt. Blitzartig erinnerte sich Ascon wieder an eine seiner Notizen, die er vorher über diesen Stern gesammelt hatte. Darin stand nämlich, dass sie die Sonnenzeit nicht so gut vertrugen. Was für ihn natürlich auch einer der Gründe gewesen war, weshalb den Planeten zu dieser Zeit erobern wollte. Nachdenklich musterte er das hellhäutige Wesen. Sein Ärger über den sinnlosen Angriff war schon wieder verraucht und so reichte er dem Silberhaarigen eine Hand, um ihm auf zu helfen. Misstrauisch starrte der Kleinere auf seine dargebotene Hand, dann wanderte dessen Blick zu Ascons Augen, die fast gänzlich schwarz waren und ihn mit einer gewissen Härte aufforderten diese zu ergreifen. Letztendlich sah der Silberhaarige ein, dass es eh nichts brachte sich zu Wehr zu setzen. Der andere sah einfach viel zu stark aus, schien aber im Augenblick recht ruhig zu sein. Da er den Schwarzhaarigen nicht gegen sich aufbringen wollte, reichte er ihm zaghaft seine Hand, die sofort von der kräftigen des Kriegers umschlossen wurde. Gleich darauf wurde er ohne Mühe hoch gezogen, was ihm ein überraschtes Quietschen entlockte. Erschrocken versuchte er sich dem Größeren wieder zu entziehen und konnte ein ängstliches Zittern nicht unterdrücken, als seine Handgelenke mit einem weichen Band vor seinem Körper gefesselt wurden. Verständnislos hob der Kleinere den Blick, sah flehendlich zu dem Mann in Schwarz hoch. Was passierte hier mit ihm? Warum wurde er gefesselt? Wollten sie ihn essen? »Keine Angst«, beruhigte Ascon den Silberhaarigen, der einer Panik nahe war. »Ich tue dir nichts, wenn du meine Anweisungen genaustens befolgst.« Abwartend musterte er den Jungen. Verstand er ihn, oder wurde hier eine ganz andere Sprache gesprochen. Das hatte er bei seinen Recherchen nämlich nicht herausgefunden, weil der Planet noch recht unbekannt war und demzufolge als unbedeutend eingestuft wurde. Zu seinem Glück schien der andere ihn jedoch verstanden zu haben, denn er senkte ergeben den Kopf und nickte unmerklich. »In Ordnung. Dann befehle ich dir, deine Artgenossen die hier wahrscheinlich irgendwo auf den Bäumen herum hüpfen zu warnen. Sollten sie mich und meine Männer angreifen, werde ich sie fangen und einem nach dem anderen auspeitschen!« Erneut nickte der Junge und Ascon sah wie einige Tränen vor dem Kleineren auf den Boden tropften. Der schien ja ziemlich nah am Wasser gebaut zu haben, dachte er ein bisschen genervt. Na ja ... Hoffentlich waren das hier nicht alles solche Heulsusen. Dann konnte er sich ja auf was gefasst machen. »Flenn nicht rum!«, fuhr er den Jungen scharf an, der sofort ob der peitschenden Worte zusammen zuckte, sich aber gleich darauf die Tränen aus den Augen wischte. »Bring mich zu eurem Dorf ... Oder wo immer ihr auch lebt. Ich wünsche keine weiteren Zwischenfälle, sonst geht´s dir schlecht!« Der Junge senkte den Blick und biss sich auf die Lippen. Dann wandte er sich kurz ab und pfiff eine melodische Melodie, die nicht unbedingt laut war, jedoch von den anderen Bogenschützen gehört wurde, die sich sofort von den Bäumen gleiten ließen und der Melodie folgten, bis sie zu dem Jungen kamen, der gepfiffen hatte. Sie leisteten keinerlei Widerstand, hatten sie doch zuviel Angst und waren geschockt, dass ihr Kamerad gefesselt war. Der Junge murmelte ein paar Worte in einer fremden Sprache, dann senkte er den Blick und antwortete in der, dem Schwarzhaarigen bekannten Sprache leise: »Das sind alle, die hier waren... Das „Dorf“ ist dahinten...« Er zeigte in eine Richtung und lief schließlich zitternd vor, gefolgt von den fremden Wesen und seinen Freunden. Die Melodie war inzwischen bis zu den Wohnungen der anderen durchgedrungen, die sich aus ihrer Starre lösten und ängstlich in die Ferne starrten. Doch trotz ihrer guten Augen konnten sie nicht durch Bäume hindurch schauen und mussten wohl oder übel abwarten. Sprechen tat kaum einer, sie alle waren viel zu überrumpelt von der Nachricht, dass einer ihrer Schützen gefangen genommen worden war und sie nun auf dem Weg hierher waren. Die meisten kletterten von ihren Hütten herab und warteten schweigend unten im Schatten. Sie alle kniffen die Augen zusammen, die intensive Sonne schmerzte. Laurin hatte von alldem nichts mitbekommen. Er schlief inzwischen wieder tief und fest, vielleicht hatte das mit seinem nicht sehr guten körperlichen Zustand zu tun oder einfach, weil er Schlaf benötigte. So hörte er die Melodie nicht, die die Nachrichten weiter trug. Sein kleiner Bruder hörte sie zwar, doch er hatte noch nicht gelernt, den einzelnen Tönen die Botschaft zu entnehmen, so blieb er einfach weiterhin am Fenster sitzen und sah hinaus. Doch auch ihn beschlich inzwischen ein ungutes Gefühl, es lag eine Spannung in der Luft. Außerdem wunderte er sich, weshalb die meisten nach unten gegangen waren, und das um diese Zeit, das war doch hirnrissig. Er lehnte sich ein Stück vor und beobachtete weiterhin, während sein großer Bruder seelenruhig schlief. Nach einer geraumen Weile erkannte er, was der Grund für das seltsame Verhalten seiner Freunde war. Zusammen mit seinem Trupp folgte Ascon dem Silberhaarigen, nachdem sie die anderen Bogenschützen sicherheitshalber ebenfalls leicht gefesselt hatten. So bestand wenigstens nicht die Gefahr, dass sie noch einmal hinterrücks angegriffen wurden, was nach dem Zustand der einzelnen Personen zu urteilen wohl eh nicht eingetroffen wäre. Zudem machten sich Gefangene immer gut, um den Rest einer Sippe zur Unterwerfung zu zwingen. Die einzelnen menschenähnlichen Wesen machten einen sehr schwächlichen und trägen Eindruck, weshalb er seine Männer anwies, sie nicht all zu grob zu behandeln. Nach einem unwesentlichen Fußmarsch, der Ascon trotz der brütenden, schwülen Hitze nichts ausmachte, erreichten sie bald eine relativ breite Lichtung, auf der sich überraschenderweise eine ganze Schar dieser Wesen im Schatten herumdrückte. Hunderte von Augenpaaren waren mit einem Mal auf ihn gerichtet, die meisten davon starrten ängstlich zu ihm, aber aus ein paar wenigen sprach Neugier. Energisch schritt Ascon in die Mitte der Lichtung, unterzog alles einer genauen Musterung, bevor er sich seinen Gefangenen griff und ihn absichtlich hart zu Boden stieß. Es war besser, wenn Fremde erst einmal Angst vor ihm hatten. Dann waren sie umgänglicher. »Wer von euch ist hier der Anführer?«, fragte er in die Runde. Seine Stimme klang fordernd. Als keines der Wesen hervor trat, kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Hör gut zu, ihr niederes Pack! Ich habe keine Lust hier Wurzeln zu schlagen. Ich _will_ den Verantwortlichen sprechen und das ein bisschen flott!« Unterdrückte Wut schwang in seinem Tonfall mit. War dieses Volk geistig unterbemittelt, oder was? Als sich nach einiger Zeit immer noch niemand meldete, drehte er sich zu seinen Männern um. »Tarêk! Gib mir deine Peitsche!« Ein deutlicher Befehl. Ascon hörte das ängstliche Fiepen, das durch die Reihen der Hellhäuter ging. Während er die schwere Lederpeitsche in der Hand hielt, richtete er seinen Blick noch einmal warnend auf. »Stellt mir sofort einen Führer, Verantwortlichen ... Was auch immer. Ansonsten macht euer Freund gleich Bekanntschaft mit meiner Peitsche. Und zwar solange bis sich jemand dazu bereit erklärt mit mir zu verhandeln.« Inzwischen waren alle Augenpaare ängstlich und erschrocken auf ihn gerichtet, während sich die Hellhäutigen gleichzeitig fragten, was sie machen sollten. Sie hatten alles immer in der Gemeinschaft geregelt und bestimmt, sie standen alle auf einer Stufe, es gab niemanden, der höher stand, es gab einfach keinen Anführer, den hatten sie nicht notwendig gehabt. Der junge Bogenschütze kniete am Boden und unterdrückte ein Schluchzen. Er hatte furchtbare Angst und zitterte am ganzen Körper. Schließlich trat einer der älteren Wesen hervor, blickte den Schwarzhaarigen wachsam an und sagte ruhig, seine Angst und Ungläubigkeit unterdrückend: »In unserem Volk gibt es keinen Führer. Alles wird in der Gemeinschaft beschlossen und abgestimmt. Niemand steht auf einer höheren Stufe oder ist etwas Besseres als andere, demzufolge kann kein Verantwortlicher gesprochen werden...« Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Ich stelle mich aber bereit dafür, nur lasst den Jungen keine Schmerzen erleiden...!« Er verstand nicht, wie jemand so brutal sein konnte und hoffte, dass den anderen seine Worte etwas besänftigt hatten. Er würde alles tun, damit niemand verletzt wurde. Aufmerksam hatte Ascon dem Älteren zugehört. Na so was aber auch. Die regelten alles in der Gemeinschaft? Solche Systeme waren doch schon total veraltet. Gleichberechtigung gab es schon lange nicht mehr, vor allem nicht bei seinem Volk. Da hing es vom Kriegerlevel ab, in welcher Schicht man lebte und nicht zu vergessen vom Ansehen der Familie. Es gab zwar die Möglichkeit sich durch besondere Stärke und Intelligenz in der Hierarchie hoch zu arbeiten. Doch das war eher ein Seltenheitsfall, um nicht zu sagen, fast unmöglich. Wieder beruhigt gab Ascon die Peitsche an den Mann zurück, von dem er sie beansprucht hatte und zwang den Jungen vor sich durch einen scharfen Befehl auf zu stehen. Umständlich und mit weichen Knien erhob sich der Silberhaarige. Der Krieger nahm wahr, dass sich die helle Haut auf dessen Oberarmen inzwischen einen leichten Rotschimmer bekommen hatte und da er kein Unmensch war, schubste er ihn zu dem Älteren hinüber. »Sieh zu, dass du in den Schatten kommst!«, meinte er nur grimmig. Danach richtete er sein Augenmerk erneut auf denjenigen, der sich als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt hatte. »Und nun zu uns«, begann er ruhig. »Ich verlange, dass alle Personen von eurer Sippe auf der Lichtung erscheinen.« Ein unnachgiebiger, herrischer Zug bildete sich um seine Mundwinkel. »Und wenn ich alle sage, meine ich das auch so!«, unterstrich er seinen Befehl und verlieh ihm die nötige Überzeugungskraft. Der Ältere sah dem Mann kurz in die Augen, dann gab er den Befehl in seiner eigenen, melodischen Sprache weiter und erklärte, dass es besser war, wenn jeder kommen würde. Er war sich sicher, dass allein schon sein dringlicher Tonfall die anderen überzeugen würde dass es besser war, zu kommen. Der kleine Bruder von Laurin hatte am Fenster gehockt und die Worte vernommen. Endlich hatte er auch ganz verstanden, worum es ging und er schluckte, bekam auf einmal Angst und stürzte vom Fenster weg hin zu seinem Bruder, der auf dem Boden lag und noch immer schlief. »Lauri, Lauri, bitte wach auf, es ist wichtig!« Er schüttelte ihn sanft an der Schulter und war erleichtert, als er mühsam die Augen aufschlug. Mit wenigen Worten hatte er ihm alles erklärt und sah ihn ängstlich an. »Sh, ganz ruhig, wird alles wieder gut«, murmelte er, gähnte und setzte sich auf. Er wusste, was es für eine Wirkung auf ihn haben würde, wenn er jetzt, in der Mittagshitze, nach draußen gehen würde, doch er konnte sich nicht widersetzen. Mühsam richtete er sich auf und öffnete die Bodenluke aus der die Hängeleiter herausging. Dann ging er zuerst und ließ den Kleinen dann folgen, passte auf, dass ihm nichts passierte. Sofort als er die Hitze spürte blieb ihm der Atem weg. Er hatte die Augen, die erneut schmerzten geschlossen, wusste ganz genau, wie er nach unten kam, dazu brauchte er nichts sehen. Schließlich war er unten angekommen, blinzelte kurz um sich zurechtzufinden und stellte sich dann einfach zu den Leuten seines Stammes, seinen kleinen Bruder, der ihn besorgt ansah, nicht aus den Augen lassend, so sehr es ihm auch wehtat. Seine Haut brannte, doch er legte einen Arm um den Kleinen, zog ihn eng an sich. Er zitterte leicht und hatte schreckliche Angst, versuchte jedoch, das dem Jungen nicht zu zeigen. Zufrieden verfolgte Ascon, wie sich die Lichtung immer weiter füllte. Diese Wesen schienen praktisch wie Regen von den Bäumen zu fallen. Aber irgendwann ebbte der Andrang ab und er schätzte grob, um wie viele von denen es sich wohl handelte. Wenn er einigermaßen richtig lag, müssten es an die einhundert und fünfzig sein. Plus die Kinder, die er erst mal außen vor ließ, da die sich eh nicht für schwere Arbeiten eigneten. Soweit so gut. »Sind das wirklich alle?«, hakte er skeptisch nach, woraufhin der Ältere bestätigend nickte. Der schnellen Reaktion nach zu urteilen, log der Mann nicht. War auch gesünder für ihn, dachte Ascon egozentrisch. »Okay. Kommen wir zum nächsten Punkt. Ich bin aus einem weit entfernten Sonnensystem hergekommen, weil ich diesen Planeten als Rohstoffquelle auserkoren habe.« Nochmals richtete er sich an den Alten. »Du kannst mir sicher am besten sagen, welche Rohstoffe es bei euch gibt.« Es war eher ein Befehl zu antworten, als eine Frage. Dennoch hatte Ascons Tonfall inzwischen etwas von seiner Härte eingebüßt. Es schwang aber immer noch eine leichte Ungeduld mit, die er nicht verbarg, weil er die Einwohner dieses „Dorfes“ damit besser unter Kontrolle behalten konnte. Der Blick des Älteren wurde nachdenklich und glitt in die Ferne. Er konnte sich kaum vorstellen, dass der Schwarzhaarige ihr Geheimnis kannte, dennoch blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als es zu sagen wenn er nicht wollte, dass er hier wie ein Taifun wütete. Nach kurzer Zeit antworte er: »Neben den unzähligen verschiedenen Pflanzen und ihren Wirkungen verfügen wir in den wenigen Stollen, die wir haben, über ein Metall.« Den Namen ließ er weg, stattdessen fuhr er fort: »Es ist hart wie Diamant und durchsichtig und genauso formbar wenn es erhitzt wird wie Glas, wir nutzen es für die Messer die wir brauchen, um besonders hartnäckige Pflanzen abzuschneiden ...« »Hm ... Ein Metall. Das hört sich reizvoll an. Aber ich habe in meinen Recherchen über den Planeten noch etwas anderes gefunden, auf das ich eigentlich hinaus wollte.« Über die zusätzliche Information das Metall betreffend war Ascon mehr als erstaunt. Davon hatte er nichts gewusst, aber es klang sehr viel versprechend. Vielleicht würde sich daraus ein lohnender Geschäftszweig schaffen lassen. Zuerst musste er sich jedoch eine Probe besorgen und es einem Experten vorlegen, der ihm den genauen Wert bestimmte. Abschätzend fixierte er den Älteren erneut, wartete auf eine Reaktion. Der Ältere runzelte die Stirn und blickte ihn verwirrt an, wusste nicht recht, was der Schwarzhaarige nun eigentlich wollte. Das Wertvollste an Rohstoffen hatte er genannt, er wusste nicht, was noch fehlte und ließ seinen Blick nachdenklich schweifen. Es war nicht leicht, bei der Hitze zu denken, es fiel ihm von Mal zu Mal schwerer. »Ich weiß nicht, was Ihr meint«, sagte er höflich und ehrlich und sah seinen Gegenüber offen an. »Das Wertvollste hier ist das Metall...« Mehr wusste er nicht zu sagen, also schwieg er stattdessen und wartete ab, wie der Mann reagieren würde. Ascon knurrte missgestimmt. Wollte der Kerl ihn täuschen, oder hatte er wirklich keine Ahnung worauf er anspielte. Spätestens nachdem er dem Anderen jedoch ins Gesicht gesehen hatte, wusste er, dass ersteres nicht zutraf. Der schien wirklich keine Ahnung zu haben. Leicht genervt seufzte er. Das Gespräch wurde ihm langsam zu langwierig. Und das ging ihm auf den Keks. Normalerweise war er ein guter Diplomat und schaffte es immer die Interessen beider Seiten zu verwirklichen. Doch heute war er wohl irgendwie nicht in der Stimmung. Möglicherweise lag es am Klima und an der Hitze, die in der letzten halben Stunde merklich angestiegen war. Sogar ihm trat schon der Schweiß aus den Poren und die Umstehenden schienen einem Zusammenbruch nahe zu sein. »Also gut. Wir setzen unsere Unterhaltung woanders fort. Deine Leute können sich von mir aus wieder in ihre Baumwipfel begeben. Vorher verlange ich, dass meine Männer versorgt werden. Ausschreitungen, Befehlsverweigerungen oder sonstige Zuwiderhandlungen dulde ich nicht.« Noch während er sprach, ertönte plötzlich ein erschrockenes: »Lauri! Wach auf, sag doch was!!«, und er kleiner Junge sprang auf, kniete sich sofort zu einem mittelgroßen, nur kurz bekleideten Jungen, der scheinbar regungslos am Boden lag. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig und er war ganz rot im Gesicht. Seine silbernen Haare lagen wie ein Kranz um seinen Kopf herum und bildeten einen krassen Kontrast zu dem dunklen Gras, auf das er gesunken war. Seine ansonsten fast weiße Haut schimmerte vor Schweiß und die Augen waren geschlossen, das feine Gesicht schmerzverzerrt. Er reagierte nicht auf die Worte des anderen. »Bitte, wach auf...!«, schluchzte dieser weiter und sah verzweifelt auf ihn hinab, wusste nicht, was er tun sollte. Alle Köpfe hatten sich zu ihnen umgewandt. Um sehen zu können, was gerade passiert war, bahnte sich Ascon einen Weg durch die Menge. Keiner der Leute traute sich zu dem Jungen, alle starrten ihn angstvoll an. Na toll, dachte er grantig. Jetzt war auch noch so ein zart besaiteter Junge umgekippt und er musste sich darum kümmern, weil kein anderer sich traute. Wundervoll. Der Tag wurde immer besser. Erst litt der Alte unter Amnesie was die Rohstoffe anging und nun musste er den Babysitter für irgend so einen Schwächling spielen. Bei dem Jungen angekommen, kniete er sich neben ihn, legte seine große Hand auf dessen blasse Stirn und fühlte, ob er Temperatur hatte. Hm ... Die Haut war etwas wärmer als nötig, aber ganz so schlimm war es nicht. Bestimmt brauchte der Kleine nur ein kühles Plätzchen, musste raus aus der Sonne. Der Kleine Bruder hockte noch immer an der Seite des Jungen und hatte ängstlich zu dem so fremdartigen Mann gestarrt, der sofort angelaufen kam. »Bitte«, sagte er flehend. »Mein Bruder... Mein Bruder verträgt das Tageslicht nicht...« In diesem Moment regte Laurin sich und stöhnte leise. Als er die Berührung auf seiner Stirn spürte, öffnete er seine Augen. Ein Fehler, wie er zu spät feststellte, denn sofort schoss ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf und er keuchte. Dennoch... Für einen Augenblick hatten seine nachtblauen Augen die tiefdunklen des anderen getroffen und ihm war ein Schauer durch den Körper gelaufen. Jedoch war er inzwischen viel zu schwach, um etwas sagen zu können, er vertrug das Sonnenlicht einfach nicht und auch wenn er im Schatten lag machte ihm die schwüle Luft und die hohe Temperatur schwer zu schaffen, mal abgesehen davon, dass es ihm schon vorher nicht gut gegangen war und er sich durch den Tag gequält hatte. Erneut stöhnte er leise und schmerzerfüllt und seine Hände krallten sich irgendwo fest. Ascon hatte die flehende Stimme des Kindes einfach überhört. Er war schließlich nicht mit Blindheit geschlagen. Nur zu deutlich war ihm der Zustand des Silberhaarigen bewusst. Nüchtern überlegte er, wie er dem Kleineren am besten helfen konnte. Als plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen in sein Bewusstsein drang und er einen Wimpernschlag darauf von ein paar Augen gefangen genommen wurde, die so tief blau schimmerten wie der Alaisianebel(1), durchfuhr es ihn auf einmal wie ein Blitz. Er fühlte sich benommen und gleichzeitig faszinierten ihn diese leuchtenden Augen, deren Glanz nur durch die stetige Hitze getrübt war. Wenig später spürte er die feingliedrige Hand an seinem Ärmel und ein unmerkliches Lächeln schlich sich um seine Mundwinkel. Sowie er dies bemerkte, ließ er seine Gesichtszüge erkalten und setzte eine gleichgültige Miene auf, um seine innere Aufgewühltheit zu verstecken. Was interessierte ihn denn an dem Jungen? Wenigstens dreißig andere Wesen dieser Sippe hatten sie selbe Augenfarbe. Da fühlte er aber nicht das Geringste. Um nicht mehr weiter darüber nachdenken zu müssen, verbannte Ascon die Gefühlsduseleien in die hinterste Ecke seines Hirns und hoffte, dass sie dort bleiben würden, bis er sie freiwillig wieder hervorkramte. Trotzdem stand sein Entschluss fest. Der Junge hatte etwas Seltsames an sich und genau aus diesem Grund würde er ihn mit auf sein Schiff nehmen. Zu dessen Nachteil war es ganz bestimmt nicht! Denn die >Necxus< besaß eine Klimaanlage und eine Vorrichtung, durch die die Räume abgedunkelt werden konnten. Während er noch über die Funktionen des Luftschiffes nachdachte, hatte er sich seines Mantels entledigt und ihn über den zarten, dünnen Körper des Jungen gelegt. Das Material würde ihn ein wenig kühlen, sodass der Junge es bis zu dem Schiff durchhalten würde. Stirn runzelnd sah er auf, als er hörte, wie die anderen alle zusammen auf einmal scharf die Luft einsogen. Sie hatten ihn genauestens beobachtet und als der Schwarzhaarige seinen Mantel abgenommen hatte, kamen die verschiedensten Waffen darunter hervor. Natürlich kannten die Wesen sie nicht alle, um genau zu sagen, nicht eine einzige außer vielleicht ein langes Schwert, das man noch erkennen konnte, doch dass sie alle gefährlich waren stand außer Frage. Panik und Erschöpfung zeigte sich auf den Gesichtern der Einwohner. Sie alle waren es nicht gewohnt, so lange und ohne Schutz in der Hitze zu bleiben, wagten jedoch nicht, etwas zu sagen, oder sich zu rühren aus Angst, dass der Mann dann von seinen Waffen Gebrauch machen würde, was sie ihm durchaus zutrauten. Der Schwarzhaarige erfasste die Situation mit einem Blick, kümmerte sich zunächst jedoch nicht darum und wandte sich dem Jungen wieder zu, der geschwächt und regungslos vor ihm lag. Ohne ein weiteres Wort nahm er ihn auf die Arme und runzelte kurz unmerklich die Stirn, als er feststellte, wie leicht der Junge war! Er tat ein paar Schritte und spürte plötzlich, wie ihn jemand hinten festhielt. »Bitte... Mein Bruder... Er kann nichts dafür, er ist oft krank... Bitte... Nehmt ihn mir nicht weg, er ist das Einzige, was ich noch habe!« Der Kleine Junge hatte ihn festgehalten und sah mit tränennassen, hellblauen Augen zu ihm auf, blickte ihn flehend an. Was sollte er denn ohne seinen Bruder machen? Er hatte keine Freunde hier... Verzweifelt fing er an zu schluchzen. Ascon, der die unerlaubte Berührung des Kindes spürte, hätte aus Reflex fast zugeschlagen, wenn der kranke Junge nicht in seinen Armen gelegen hätte. Stattdessen schwang er aufgebracht herum und durchbohrte den vielleicht gerade Siebenjährigen mit einem mörderischen Blick. Augenblicklich zog dieser seinen Arm zurück, als hätte er sich verbrannt. »Wage es ja nie wieder mich an zu fassen ohne meine eindeutige Erlaubnis!«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Im Normalfall stand für so etwas der Tod. Niemand durfte ihn anrühren. Es galt als tiefgehende Beleidigung sich von einem Unwürdigen berühren zu lassen. Das konnte er nicht dulden, schon gar nicht vor seinen Männern, die die Regeln seiner Rasse nur zu genau kannten. »Tarêk!«, rief er gefährlich leise. Sein Blick hatte sich verdunkelt, sodass seine Augen nun gänzlich schwarz wirkten. »Ja, Herr?« Eine unglaubliche Spannung hatte sich seit dem Vorfall aufgebaut. Die Fremden, die eigentlich keine Sonne und die damit einhergehende Hitze vertrugen, standen wie angewurzelt da und beobachteten, was sich abspielte. Der Mann namens Tarêk schritt mit einem unguten Gefühl im Bauch auf seinen Anführer zu. Er wusste genauso gut wie alle anderen, dass Ascon das Kind bestrafen musste. Aber er hoffte inständig, dass er nicht zu hart an die Sache heran ging. Zum Glück war der Schwarzhaarige nicht so außerordentlich gewalttätig wie andere Oberhäupter. Dennoch ... Der Kleine konnte sich auf was gefasst machen. Dann traf ihn Ascons stechender Blick und er senkte ergeben den Kopf. »Wie lautet euer Befehl?« Ascon dachte flüchtig nach. Dann fiel ihm etwas ein. »Nimm den Jungen und fessel ihn an einen Baumstamm, aber so, dass er in der Sonne sitzt. Vielleicht bringt ihn die Hitze dazu das nächste Mal vorher über seine Taten nach zu denken, bevor er sie in die Tat umsetzt.« Dann ging er an dem Braunhaarigen vorbei, flüsterte aber noch, so dass es nur der Krieger verstand: »Aber nicht länger als eine Stunde. Lass ihn nicht wegsterben.« Der Kleine, dem es neu war, dass man bestraft wurde wenn man jemanden anfasste, erstarrte vor Angst, als dieser ihn mit seinen Blicken zu durchbohren schien. Er wollte doch nur seinen Bruder wieder haben, die Männer sollten ihm nichts tun! Doch er erstarrte vor Angst, konnte sich überhaupt nicht rühren und sah nur mit großen, tränennassen Augen zu dem Braunhaarigen auf. Er war so gelähmt, dass er sich nicht einmal wehrte und ließ sich widerstandslos an einen Baum binden. Sein Blick suchte dabei immer wieder seinen Bruder, der regungslos in den Armen dieses furcht einflößenden Mannes lag, die feuchten Lippen leicht geöffnet und den Kopf an dessen breite Brust geschmiegt. Was hatte der Mann mit ihm vor? Er wollte es sich gar nicht vorstellen, doch langsam tat das helle Licht der Sonne seine Wirkung, auch wenn er nicht so empfindlich war, er war einfach zu erschöpft, die Panik und Angst um seinen Bruder taten ihr Übriges und schon bald hing er vor Verzweiflung schluchzend, die Augen zugekniffen an dem Baumstamm. Inzwischen hatte Ascon dem Rest seiner Krieger befohlen die Stellung zu halten und die fremden Wesen zu überwachen, bevor er sich auf den Weg zu seinem Schiff machte. Gegenwehr oder gar einen Angriff seitens der Unterworfenen erwartete er nicht mehr. Die Hellhäuter hatten sich - wie auch nicht anders zu erwarten - als schwächliche, leicht zu beherrschende Rasse herausgestellt und waren demzufolge auch keine große Gefahr in Zukunft, überlegte der Schwarzhaarige, während er auf dem gleichen Weg den Wald verließ auf dem sie ihn betreten hatten. Nun war es nicht mehr weit bis zum Schiff. Mit langen, energischen Schritten überquerte er die Wiese und gelangte schließlich über die breite Laderampe in den mit Gleitern bestückten Hangar. Einige der Piloten sahen ihn etwas überrascht an, als er so ganz allein erschien, senkten jedoch schnell den Blick und wandten sich rasch wieder ihren Tätigkeiten zu, da sie nicht den Ärger des Anführers auf sich projiziert wissen wollten. Ascon bekam davon nicht viel mit. Seine gesamte Aufmerksamkeit hatte sich auf das Bündel in seinen Armen gerichtet. Den halb geöffneten Lippen des Jungen entfloh abermals ein gequältes Stöhnen, während sich der schmale Leib schutzsuchend an ihn presste. Zischend sog Ascon die kühle Luft des Hangars zwischen den Zähnen ein, als seine Haut an den Stellen, wo der hellhaarige Junge ihn berührte zu brennen begann. Trotz der Kleidung spürte er den fragilen Körper viel zu deutlich an seinem und verfluchte sich mittlerweile dafür, dieses schwächliche Geschöpf überhaupt vom Boden aufgelesen zu haben. Aber leider hatte er das nun einmal getan und konnte ihn schlecht einfach wieder rausschmeißen. Deswegen eilte er zielstrebig zum Aufzug, fuhr automatisch auf Deck zwei, wo sich sein Zimmer befand und brachte den ohnmächtigen Kleinen gleich in die Kabine neben sich. Erst als Ascon den Jungen bereits in die kühlen Laken gebettet und die Klimaanlage per Stimmeingabe aktiviert hatte, wurde er sich dessen bewusst. Die Unterkünfte der Krieger und Piloten befanden auf dem untersten Deck, da man von dort aus am schnellsten zu den Gleitern und den Waffen gelangte. In einem richtigen Gefecht zählte nämlich jede Sekunde und diese Einteilung hatte ihm und seiner Flotte schon oft Vorteile verschafft. Normalerweise wurden Gefangene und Leute die freiwillig mit ihnen kamen auch auf dieser Ebene einquartiert. Das ersparte eine Menge Ärger, falls es zu Ausschreitungen kam, denn seine Krieger sorgten dort unten für Ruhe und Ordnung. Wieso also hatte er den Jungen mit hierher genommen? Leicht verärgert darüber schüttelte er den Kopf, wollte nun jedoch auch keine Änderungen mehr vornehmen aus dem einfachen Grund, dass er den Silberhaarigen dann nämlich noch einmal hätte anfassen müssen. Und das gedachte er so gut es ging zu vermeiden! Außerdem war es vielleicht auch gar nicht so schlecht den Kleinen hier unter zu bringen. Die Kabine war bei weitem größer als die Zimmer auf dem Unterdeck, besaß ein eigenes Bad mit Dusche ... Und ein weiterer Vorteil war, dass er jederzeit nach seinem »Gast« sehen konnte, ohne das gesamte Schiff durchqueren zu müssen. Von diesen Gedanken einigermaßen beruhigt, erhob sich Ascon von der Bettkante und begab sich ins Badezimmer. Dort füllte er eine Schüssel mit kaltem Wasser, nahm einen weichen Lappen aus dem Schrank und kehrte in den anderen Raum zurück, seinen Platz auf dem Bettrand wieder einnehmend. Dann nahm er das kühle Tuch aus dem Wasser, wrang es aus und legte es dem Kleinen auf die verschwitzte, heiße Stirn. Laurin war heiß, schrecklich heiß und er träumte wirres Zeug, das er nicht verstand. Er hatte es gewusst, irgendetwas Schlimmes würde heute geschehen und er hatte es nicht verhindern können. Öfter hatte er solche Vorahnungen, doch sie nutzten ihm nicht viel, ebenso wenig wie die heftigen Vorwürfe, die er sich später darüber machte... Er stöhnte, warf sich immer wieder auf dem weichen Bett herum und sprach wirres Zeug. Es war offensichtlich, dass er schlecht schlief, der Grund lag dafür ja klar auf der Hand. Seine zarte, blasse Haut, die unter der spärlichen Kleidung hervorschaute, glühte vor aufgenommener Hitze und der Junge atmete schnell und unregelmäßig. Seine Glieder zuckten und seine Haare lagen verfitzt und verschwitzt um seinen Körper, die kunstvolle Frisur hatte sich jedoch noch nicht gelöst. Gut, dass er nicht zugedeckt war, die Decke wäre sonst wohl schon in den ersten Minuten unten gewesen. Erst, als er etwas Kühles auf seiner Stirn fühlte, beruhigte er sich etwas, löste sich langsam aus dem schrecklichen Traum und erwachte, ohne es jedoch zu zeigen. Er konnte das Plätschern von Wasser hören, wusste jedoch, dass er nicht bei sich zu Hause war, denn dort hörte er die verschiedenen Vögel vor seinem Haus singen und die Blätter im Wind rascheln... Lautlos seufzte er und versuchte, sich zu entspannen. Er fühlte sich vollkommen gerädert, doch er merkte, dass es hier angenehm kühl war und das war gut für seine angeschlagene Gesundheit, so konnte seine Haut langsam wieder abkühlen und die überschüssige Wärme frei setzen. Wo auch immer er war, hier würde es sich erst einmal aushalten lassen. Langsam beruhigte er sein hektisches Atmen und konzentrierte sich auf seine Umgebung, von der er zunächst noch nichts sah. Es roch eigenartig, er konnte es nicht beschreiben, nicht unbedingt abstoßend aber auch nicht sonderlich toll. Augenblicklich vermisste er den Duft der Wälder und Wiesen, fragte sich erneut, wo er wohl war. Und dann hörte er es. Das gleichmäßige Atmen. Gleichzeitig spürte er, dass noch jemand im Raum war, er nahm die Wärme des anderen Körpers durch seine empfindliche, bereits wieder kühlere Haut deutlich wahr. Sein Herz machte einen Satz, doch er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Es war wohl besser an der Zeit, dass er seine Umgebung in Augenschein nahm, sonst würde er sich mit seinen Gedanken noch ganz verrückt machen, und das war nicht gut. Als er seine großen, mit hellen und dichten Wimpern umrandeten Augen langsam aufschlug, waren seine Pupillen so groß, dass sie fast die Augenfarbe verdrängt hatten, und ein heftiger Schmerz durchfuhr den Kleinen. Er zitterte, gewöhnte seine Augen dann blitzschnell an die beißende Helligkeit und die Pupillen wurden sofort kleiner, und von einer tiefblauen, klaren Iris umrundet. Die Hand des Jungen war sofort zu seinem Kopf geschnellt und hielt diesen, er kniff die Augen zusammen, bis es nicht mehr so ganz wehtat. Verdammt, weshalb war es so hell hier drin, wo war er überhaupt?? Er wandte seinen Blick von der hellen, beleuchteten Decke ab und konnte erkennen, dass er in einem großen Zimmer lag, auf einem komischen, weichen Ding. Zögernd drehte er den Kopf und erstarrte, als er die dunkle Person auf der Bettkante sitzen sah, die ihn aufmerksam ansah und jede seiner Bewegungen zu beobachten schien. In der Hand hielt sie ein feuchtes Tuch, das er wohl auf die Stirn bekommen hatte. Scheu blickte er den kräftigen Körper hinauf, glitt mit dem Blick höher, bis er von den dunklen, glänzenden Augen gefangen genommen wurde. Er wollte etwas sagen und hatte die Lippen schon geöffnet, brachte jedoch keinen Ton heraus, war so von den Augen fasziniert, dass er alles andere um sich herum vergaß und regungslos liegen blieb. Laurin schaffte es nicht, den Blick abzuwenden, obwohl seine Augen schmerzten und sein Herz in seiner Brust Salto purzelte. Auch wenn alles in ihm danach schrie, dass hier irgendetwas faul war und er hier nicht hingehörte, nein, all dies brachte ihn nicht dazu, sich von den glänzenden, dunklen Augen wie er noch nie solche gesehen hatte, abzuwenden und den ruhigen Blick zu erwidern, der ihm entgegen gebracht wurde. Ascon war gelinde gesagt überrascht, als der schwächliche Junge nach einer Weile wieder zu sich kam. Ruhig musterte er ihn, nahm jede noch so kleine Bewegung zur Kenntnis, um jeder Zeit bereit zu sein, falls der Kleine etwas Dummes anstellen wollte. Denn er vertraute ihm kein Stückchen. Sein Vertrauen musste man sich hart verdienen. Das bekam man nicht so einfach geschenkt. Schon gar nicht, wenn man nicht zu den Telemnar, der Kriegerrasse gehörte. Ascon glaubte zwar nicht, dass der Junge ihm gefährlich werden konnte, aber vielleicht besaßen diese unterentwickelten Lebewesen ja irgendwelche speziellen Fähigkeiten, die nur benutzt wurden, wenn sie sich bedrängt fühlten ...? All diese Bedenken waren jedoch plötzlich wie weggefegt, als seine Augen auf die des silberhaarigen Jungen trafen. Die dunkelblauen Tiefen waren vor Angst weit aufgerissen. Doch Ascon glaubte unterschwellig noch etwas anderes zu erkennen ... Bewunderung? Ehrfurcht? Genau erklären konnte er es nicht, aber er fühlte auf einmal ein seltsam umbekanntes Ziepen in seiner Brust. Jedoch nur für einen kurzen Moment, denn er erstickte jedwede Gefühlsregung sofort wieder im Keim. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er von einer angenehmen Unbeschwertheit ergriffen wurde. Seine verkniffenen Züge wurden eine Spur weicher und auch seine angespannten Muskeln lockerten sich ein wenig. Ungeniert besah er sich den zierlichen Körper genauer. Dieser blassorangene Fetzen, der fast mehr entbößte als er verbarg, war von dem schmalen Oberkörper gerutscht. Blasse Haut kam zum Vorschein, die schmächtigen Schultern zitterten leicht, sodass der Stoff sich nur noch weiter verabschiedete. Unbewusst registrierte Ascon plötzlich die Wärme, die sich in seiner Körpermitte sammelte, während seine dunklen Augen über den Bauch des Jungen wanderte, wo das Oberteil jedoch zusammenlief und den Kleineren vor seinen musternden Blicken schützte. Abrupt wandte er sich plötzlich ab, sodass seinem Gegenüber ein erschrockenes Fiepen entfuhr. Unwirsch fuhr sich Ascon durch die Haare und schnaubte verächtlich, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf seinen Gefangenen richtete. Diesmal waren seine beinahe schwarz funkelnden Augen zu schmalen Schlitzen verzogen und er starrte den verängstigten Jungen verächtlich und herablassend an. »Wag es ja nicht noch einmal mich an zu sehen!«, zischte er gefährlich leise. »Ich weiß nicht, was ihr unwürdigen Kreaturen für Kräfte habt ... Aber du wirst DAS in Zukunft _sein lassen_. Sonst häng ich dich wie deinen Bruder in der Sonne zum trocknen auf!« Mit jedem Wort war Ascons Stimme eine Nuance leiser und bedrohlicher geworden, sodass der Junge furchtsam in sich zusammen sank und mit tränennassen Augen den Kopf senkte. So richtig wusste Ascon auch nicht, was er mit »das« meinte. Aber er hasste es, wenn jemand mit ihm spielte. Und so etwas ähnliches hatte sich der Kleine wohl gerade erlaubt. Denn sonst hätte er sich in der Nähe eines Unbekannten nicht derartig gehen lassen. Fast hätte er sein inneres Schutzfeld sinken lassen, wodurch sich diese äußerst verwirrenden Empfindungen noch verstärkt hätten. Telemnar-Krieger besaßen auf Grund ihrer zweiten Persönlichkeit viel mehr Sinne des Wahrnehmens. Dadurch erhöhte sich auch die Aufnahmefähigkeit von Sinneseindrücken und sie reagierten weitaus empfindlicher darauf wie andere Rassen. Lange Zeit war es ein tiefgreifender Mangel, der die Kriegsführung erschwerte. Aber nun waren sie in der Lage einen Schutzmechanismus auf zu bauen und diesen auch aufrecht zu erhalten. So gesehen hätte es für den Silberschopf unmöglich sein müssen, irgendwelche Gefühle in ihm aus zu lösen. Laurin hatte den Blick sofort gesenkt und die geistige Ruhe, die er gerade noch gehabt hatte, als er den Mann so scheinbar ruhevoll angesehen und betracht hatte, war wie weggeblasen. Er fing wieder an, nachzudenken und verstand nicht, weshalb der Mann auf einmal so sauer gewesen war, er hatte ihm doch überhaupt nichts getan und dessen Worte ergaben für ihn keinen Sinn. Er hatte ihn doch nur angesehen, nichts weiter, was war denn daran verkehrt gewesen?! Laurin war so verschreckt, dass er zunächst nicht mehr wagte, aufzusehen. Er hatte sich noch Hoffnungen gemacht, da der Fremde so... er konnte es nicht beschreiben, einfach kurze Zeit so... vertraut gewirkt hatte, während er den Blickkontakt erwidert und er ihn dann betrachtet hatte. Der Kleine hatte gar keine Angst vor ihm gehabt, wie das normalerweise sein müsste, wenn er einem ihm völlig fremdes, nie zuvor gesehenes Geschöpf begegnete, ihn einfach mitnahm und offenbar einsperrte...! Laurin war so in Gedanken versunken, dass die Worte des anderen erst verspätet ihre Wirkung erzielten. Sofort war sein Kopf wie leergeblasen, und nur noch ein Gedanke setzte sich fest: Neth!!! Sofort setzte er sich auf, starrte den Mann entgegen dem, was er sich zuvor vorgenommen hatte, an, wischte sich unwirsch einige silberne Haare aus dem Gesichts. Er fand auch endlich seine Stimme wieder und bemerkte erst jetzt, dass ihm dicke Tränen die Wangen hinab liefen. »Was, was habt Ihr mit meinem Bruder gemacht?!«, rief er aufgebracht und mit zitternder Stimme aus. Er hatte schreckliche Angst, aber nicht um sich, sondern um seinen kleinen Bruder! Seit sie lebten hatten sie niemanden außer sich selbst gehabt und nun sollte er einfach... tot sein?! Die tiefblauen Augen des Jungen färbten sich augenblicklich in ein sattes, scheinendes Gold, was seine blasse Haut noch farbloser aussehen ließ. Er starrte den Mann wütend an, auch wenn er wusste, dass er keine Chance hatte. Fast hätte er mit den Fäusten auf die Brust des anderen getrommelt, doch er war noch klug genug es zu verhinden und seine Finger stattdessen in die Decke unter sich zu krallen und zu verkrampfen. Noch immer perlten dicke Tränen aus seinen Augenwinkeln hervor und tropften auf seine Hände, wo sie in tausend kleine glitzernde Teilchen zersprangen. Gleichzeitig fragte er sich, weshalb er dann noch am Leben war! Was war überhaupt passiert?! Vage erinnerte er sich daran, wie sie ihr Haus verlassen hatten, und dann in dieser schrecklichen Sonne und Wärme standen, und wie ihm dann plötzlich schwarz vor Augen geworden war. Das letzte, was er noch mitbekommen hatte, waren die panischen Hilferufe seines Bruders, und der Blick aus zwei dunklen Augen... Danach war er ganz weg gewesen... Moment mal, aber das waren doch die gleichen Augen, wie bei dem Mann hier?! Noch immer wütend und auf eine Antwort wartend, die er eigentlich gar nicht hören wollte, starrte er ihn an. Es gab keine andere Möglichkeit, der Fremde musste ihn mitgenommen haben! Wenn diese Lichter hier doch nicht so schrecklich hell wären, sie taten ihm in seinen sowieso schon stark mitgenommenen, noch immer goldenen Augen schrecklich weh und er hatte Mühe, sie offen zu halten, strich mit einer Hand darüber und massierte seine Schläfen ein wenig. Daran, abzuhauen oder sich zu wehren, geschweige denn, den anderen erstmal alles erklären zu lassen, kam er nicht. Mit gespannten Schultern und nun wirklich aufgebracht, kniff Ascon die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, während er versuchte einigermaßen ruhig zu bleiben. Der Junge wagte es tatsächlich sich seinen Befehlen zu widersetzen?! Verärgert knirschte er mit den Zähnen, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, während er hart und abschätzend zu dem Kleinen blickte, der ihn aus goldenen Augen - entgegen seiner Anweisungen -anfunkelte. Auch wenn er ein bisschen erstaunt über dessen plötzlichen Mut war, hieß er diesen Ungehorsam nicht gut. Er war doch kein niveauloser Unterklassekrieger, als dass er sich derartig auf der Nase herumtanzen lassen konnte. Grob packte er den Kleineren an den Oberarmen, drückte ihn erbarmungslos in die weichen Laken zurück und baute sich einschüchternd über ihm auf. »Hör zu! Denn ich sag es nur noch einmal!«, schäumte Ascon vor angestauter Wut, wobei ihm trotz allem Ärger der zitterde Körper unter seinem viel zu deutlich bewusst war. Davon beeinflusst, klangen seine nachfolgenden Worte nicht mehr ganz so eisern. »Du hast mich nicht an zu sehen! Es sei denn ich sage etwas anderes! Und falls es dein vernebeltes Hirn noch nicht wahr genommen hat ... Ab jetzt gehörst du mir! Du bist mein Sklave und hast zu tun was ich dir befehle. Und was deinen Bruder angeht ... « Er machte eine bedeutungsvolle Pause und spürte gleich darauf mit Genugtuung die Anspannung, die den zierlichen Jungen ergriff. »Er hat gegen meine Gesetze verstoßen und mich angefasst. Deswegen schmort er jetzt in der Sonne. Und falls du ebenfalls den Wunsch verspürst, die von dir ach so geliebte Sonne wieder zu sehen, tu dir keinen Zwang an.« Kurz drückte er den Kleinen noch einmal nachdrücklich an den Armen ins Bett, bevor er sich vom Bett erhob und gemächlich zur Tür ging. Dann warf er einen unmissverständlichen Blick zurück, wobei seine Augen die härteste Eiswüste in den Schatten stellten. »Du wirst so lange in dem Zimmer bleiben, bis ich etwas anderes von dir verlange«, erklärte Ascon kühl. »Wenn ich wieder komme, wünsche ich, dass du angemessen gekleidet bist.« Abwertend glitten seine dunklen Augen über bereits gänzlich entblößten hellen Oberkörper. Dabei verspürte er abermals einen seltsamen Stich in seiner Brust, den er sich einfach nicht erklären konnte. Augenblicklich wandte er den Blick ab und sah dem Silberhaarigen ins Gesicht. Die goldenen und vor Tränen verschleierten Seelenspiegel des Jungen berührten etwas in ihm, was er sofort wieder bei Seite schob und in die hintersten Winkel seines Denkens verbannte. Dieser vorlaute Bengel! Schon wieder hatte er gegen seine Anweisungen verstoßen! Verdammt noch mal! Im Moment würde er noch einmal darüber hinweg sehen. Aber beim nächsten Mal konnte sein Gefangener sich auf etwas gefasst machen, denn da würde er nicht so nachsichtig sein, dachte Ascon mürrisch und verließ mit sich langsam anbahnenden Kopfschmerzen das Zimmer. Die Tür öffnete automatisch und schloss sich hinter ihm mit einem leisen Summen. Danach gab er seinen Stimmencode ein, sodass der Junge nicht im Schiff herum spazieren konnte, solange er ihn nicht beaufsichtigte und machte sich auf den Weg zur Brücke. Zurück blieb ein zitterndes, schluchzendes Bündel Etwas, das sich die schmerzenden Oberarme rieb, die an den Stellen, wo der Mann sie so erbarmungslos gedrückt hatte, schon blau wurden. Laurin war vollkommen verzweifelt, wusste weder ein noch aus und hatte nicht einmal mitbekommen, dass ihm die Kleidung herunter gerutscht war. Mit langsamen, zitternden Bewegungen richtete er sein Oberteil wieder und band es enger, während er sich schniefend aufrichtete. Er war es nicht gewohnt, so grob angefasst zu werden, und noch weniger, so angeschrien zu werden. Noch immer brannte dieses verdammte Licht in seinen Augen und ließ ihn ständig kleine Sternchen sehen, außerdem tat es in seinem Kopf weh. Weshalb durfte er den Mann nicht ansehen, und weshalb war dieser so streng zu ihm. Er verstand das nicht, er hatte ihm doch überhaupt nichts getan! Mit großen, inzwischen wieder tiefblauen Augen blickte er zu der Tür, die sich sofort fest und mit einem komischen Geräusch, das ihm Angst einjagte, hinter dem Fremden verschlossen hatte und gab alle Hoffnungen auf. Hier drin sah es so befremdlich aus, er kannte fast gar nichts, nichteinmal das Teil, auf dem er lag, und hier sollte er so lange bleiben, bis sich der Mann bequemte, wiederzukommen? Das würde er nur sehr schwer aushalten... Eine Weile blieb er noch ganz apathisch sitzen, dann bestand seine erste Tat darin, dass er sich die silbernen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und aufstand. Er streckte sich, machte ein paar Dehnübungen, um wieder einigermaßen in Form zu kommen und griff dann die Decke, auf der er gelegen hatte. Sie war zwar viel zu dick im Gegensatz zu den Tüchern, auf denen er immer schlief, aber wenigstens würde er dann nicht auf dem harten Boden schlafen müssen. Er ließ die Decke in eine freie Ecke des Zimmers fallen, wo er ein wenig Platz hatte, dann ging er in das angrenzende Zimmer, wo er sich scheu umsah, jedoch gleich wieder das Weite suchte. Die vielen Gegenstände und Hebel kannte er nicht und sie machten ihm schreckliche Angst. Gerne hätte er sich mit etwas Wasser erfrischt, doch soetwas schien es hier nicht zu geben, außer dem feuchten Tuch, das der Mann benutzt hatte, um ihm die Stirn zu tupfen. Scheu und um sich abzulenken hob er es auf, schnupperte daran. Er hatte einen sehr guten Geruchssinn, nahm diesen Geruch wahr, der den Mann von Anfang an umgeben hatte und den er aus irgendeinem Grund mochte, und ging damit in seine selbsternannte "Schlafecke", wo er sich auf die Decke kuschelte und seine Temperatur auf ein Minimum absinken ließ, so dass sich seine Haut ganz kalt anfühlen würde. Irgendwann musste er die Hitze, die die kurze Zeit in der Sonne verursacht hatte, ja mal aus seinem Körper verbannen. Und so fühlte er sich wenigstens wieder ein wenig vertraut, wenn er so auf dem Boden lag, er war es so gewohnt, und deshalb beruhigte er sich auch schnell wieder. Gerne hätte er seine Frisur auch nochmal gerichtet, doch da er kein Wasser hatte, um sich darin zu spiegeln, war das wohl nicht möglich. Den Spiegel im Badezimmer hatte er nicht bemerkt, da er nur einen Schritt hinein getan hatte und sofort wieder geflüchtet war. Wie einen Schatz hielt er den duftenden Lappen in seinen Händen, während er zusammengerollt auf der Decke lag und die Augen geschlossen hatte. Schlafen konnte er dennoch nicht. Immer wieder spukten ihm die Worte des Fremden in seinem Kopf herum. Vieles von dem, was der Mann gesagt hatte, hatte er nicht wirklich verstanden. Was war ein Sklave? Das Wort hatte er noch nie zuvor gehört, und er konnte damit nicht wirklich etwas anfangen. Jedoch hatte er sehr wohl verstanden, dass er jetzt offenbar dem Mann gehörte und das verstand er nicht. Wieso sollte er ihm gehören? Er lebte doch, hatte seine eigene Persönlichkeit, er war doch keine Sache oder ein Haustier... Und weshalb sollte er die Dinge machen, die der Fremde sagte? Natürlich hatte er viel zu viel Angst davor, sie nicht zu tun, dennoch... er verstand es nicht und hatte die Stirn gerunzelt, seufzte vor sich hin und wischte sich die Tränenspuren aus seinem Gesicht, da er sich nun wieder vollkommen beruhigt hatte. Seine Gedanken wanderten zu seinem Bruder. War er überhaupt noch am Leben? Er hatte sich Hoffnungen gemacht, immerhin hatte der Mann nicht gesagt, dass Neth tod sei... Vorsichtig richtete er seine Konzentration auf seinen kleinen Bruder und sprach ihn in Gedanken an. Viele aus seinem Stamm der Galadhrim konnten telepathieren, wenn auch meistens nur in der Verwandschaft und unter guten Bedingungen. Sein Bruder und er hatten sich damit viele Scherze erlaubt und es oft ausprobiert, sich manchmal tagelang einfach nur damit angesprochen, auch wenn sie nebeneinander gestanden hatten. Laurin bekam zwar ein Signal, aber sein Bruder war offenbar schon zu schwach zum Antworten, dennoch lebte er, das war doch schonmal ein Zeichen, das ihm Hoffnung gab! Er würde es später noch einmal versuchen, denn es erforderte ihn alle Konzentration und das war ihm im Moment zu anstrengend, da er nichts mehr weiter gegessen hatte und vollkommen müde war. Schließlich döste er nach einiger Zeit doch weg. Nachdem Ascon sich auf der Brücke kurz versichert hatte, dass alles in Ordnung war, verließ er nach Benachrichtigung der anderen Schiffe noch einmal das Schiff. Da er den Weg nun kannte, brauchte er nur ein paar Minuten, um das kleine Dorf zu erreichen. Zu seiner Erleichterung hatten seine Krieger alles unter Kontrolle. Die Hellhäuter waren in Gruppen von jeweils zehn Mann aufgeteilt worden und durften nun unter Bewachung von zweien seiner Männer in ihre Hütten zurück. Zufrieden nickte Ascon sich zu. Es herrschte kein wilder Tumult, sondern die Aufteilung der fremden Wesen schien diszipliniert abgelaufen zu sein. Vor der Lichtung hatten sich ebenfalls zwei Wachen positioniert, sodass keine der Kreaturen flüchten konnte. Eigentlich war diese Maßnahme überflüssig, gübelte der Schwarzhaarige. Aber wer wusste schon, ob nicht doch eines von diesen fremden Wesen auf Grund des Stresses durchdrehte. Und wenn die Hellhäuter tatsächlich so eine Fähigkeit besaßen - Fremde oder Eindringlinge, die ihren idyllischen Frieden bedrohten - allein durch ihren unschuldigen, liebreizenden Anblick wehrlos zu machen, dann war sein Aufgebot an Kriegern vielleicht doch nicht so verkehrt. »Tarêk!«, forderte er die Aufmerksamkeit des Braunhaarigen, während er sich dem kleinen Wachtrupp am Ende der Lichtung näherte. Unumwunden drehte sein Untergebener sich zu ihm um und salutierte kurz. Ascon musterte ihn mit kühlen dunklen Augen. »Und? Wo ist der Bengel, den du bestrafen solltest?« Suchend glitt sein Blick zu den Bäumen, wo die Sonne sich mit einigen Strahlen durch das Blätterdach gekämpft hatte. Unsicher sah der junge Krieger zu ihm auf, da er ein gutes Stück kleiner als sein Anführer war. »A-also ... «, begann er stotternd, fing sich aber wieder, da er wusste wie Ascon es hasste, wenn man ihm nicht vernünftig antwortete. »Der Junge ist vor einer Weile ohnmächtig geworden. Ich habe veranlasst, dass er in eines der Baumhäuser gebracht wird, damit er sich erholen kann, weil ihr sagtet, dass er nicht zu hart bestraft werden soll«, rechtfertigte der Braunhaarige sofort sein Handeln, woraufhin er sich von Ascon einen missbilligenden Blick einfing. »In der Tat. Das habe ich gesagt!«, murmelte er verstimmt und knirschte, wie immer wenn ihm etwas nicht gefiel mit den Zähnen. Flüchtig schätzte er noch einmal die Umgebung ab, bevor er Tarêk mit einem mürrischen Wink zu verstehen gab, dass er verschwinden sollte. Dann machte er sich auf, eine dieser marode aussehenden Leitern zu erklimmen, um in die Baumhäuser zu gelangen. Besonders viel Vertrauen brachte er den Dingern ja nicht entgegen, aber so unmenschlich wie er sich manchmal gab, war er gar nicht. Da er jetzt nämlich gedachte die Verhandlungen für die sich hier befindlichen Rohstoffe zu führen, wollte er, dass seine Verhandlungspartner auch einen kühlen Kopf bewahrten. Natürlich war das alles zu seinem Vorteil, denn als Telemnar war er einer der besten Kriegsführer und Handelsmänner. Ging man fair und ehrlich, aber trotzdem mit Nachdruck an seine Sache heran, so war es möglich eigentlich vorprogrammierten Problemen aus dem Weg zu gehen. Sicherlich erwiesen sich nicht alle Rassen als gute Partner, aber falls er hier auf Widerstand stoßen sollte, hatte er ja immer noch ein Ass im Ärmel. Mit einem selbstgefälligen Lächeln um die Mundwinkel - was bei ihm allerdings eher wie ein gefährliches Zähneblecken wirkte, da seine Eckzähne etwas länger als normal waren - erreichte Ascon die schmale Holzplattform, auf der sich allem Anschein nach das Haupthäuschen befand. Genießerisch sog er die frische Luft in seine Lungen, die hier oben herrschte. Ein ständig leichter Wind rauschte durch das dichte saftig grüne Blätterdach der Bäume und schuf zusammen mit den melodischen Vogelliedern eine angenehme Atmosphäre. Da er für sich momentan keine Gefahr ausmachen konnte, gestattete sich Ascon ein wenig Entspannung, lockerte seine verkrampften Muskeln und kreiste mit den Schultern, um seinen verspannten Nacken ein wenig zu entlasten. So ließ es sich aushalten. Er mochte den Ort auf Anhieb und vielleicht würde er dem Planeten ja ab und zu mal einen Besuch abstatten ... Natürlich geschäftsbedingt, rief er sich sogleich wieder zu Ordnung, als seine Gedanken erneut abschweiften. Irgendwie schien er die Luft hier nicht wirklich zu vertragen, denn andauernd ließ er seinen Gefühlen freien Lauf und stellte so gar nicht mehr den harten Anführer dar, den er eigentlich immer präsentierte. Was sollten denn seine Untergebenen von ihm denken, wenn er sich plötzlich so gehen ließ? Genau! Sie würden seine Autorität in Frage stellen und das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Passend zu seinen Gedanken verfinsterten sich Ascons Gesichtszüge wieder. Er würde jetzt die Verhandlungen genauso wie sonst auch führen. Nämlich ohne Kompromisse! Und dann verschwand er hier und kam in höchstens ... höchstens einem Jahr wieder hierher, wenn er die Ware abholte. Bis dahin hatte er sich auch noch genug andere unbekannte Planeten einverleibt, sodass er sich ganz auf seine Handelskünste verlassen konnte. Er hatte schon viele Erfahrungen, und diese gedachte er, zum vorteiligen Nutzen zu verwenden. Eine Menge Herausforderungen, die wesentlich schwieriger zu meistern gewesen waren als dies, hatte er angenommen und bewältigt. Also straffte er die Schultern, hob den Blick und trat energisch durch die Eingangstür, um die Verhandlungen endlich unter Dach und Fach zu bekommen. Ende Teil 1 ~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_~_ Jaaa Leute *grins* Also hier mal etwas ganz neues, nämlich eine Story, die von mir und desertdevil6 geschrieben wurde *smile* Also es war nicht leicht, sich erst einmal über Inhalt und so etwas alles einig zu werden, aber wir haben es bis zum zweiten Kapitel geschafft, nachdem ich zweimal bei desertdevil6 gepennt habe *loooool* Der Rest wird wohl größtenteils über E-Mail und Telefon laufen^^“ Ihr könnt ja mal raten, welche Teile von mir geschrieben sind *lach* Auf jeden Fall ist es sehr spannend und oftmals witzig, eine Story zu zweit zu schreiben^.^ Auf jeden Fall würden wir uns über Kommentare freuen, also seid schön fleißig!! XD SusyCute x desertdevil6 07/17/06 (1) Der Alaisianebel ist in Ascons Sonnensystem eine Sternenspirale, die in der Schwärze des Alls in einem tiefen Dunkelblau leuchtet. Man kann diese Farbe schlecht beschreiben. Aber er vergleicht sie sofort mit Laurins Augen. XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)