Das Heft in der Hand von Hotepneith (Lord Sesshoumarus zwölfter Fall) ================================================================================ Kapitel 6: Der Empfang ---------------------- Langsam kommt Seine Lordschaft unter Zugzwang.... 6. Der Empfang Als Sesshoumaru, gefolgt von Sakura, langsam zu der Halle ging, war er ein wenig ärgerlich auf sich selbst. Trotz allem Nachdenken hatte er nicht herausfinden könne, wie die Morde abgelaufen waren, welchen Sinn sie hatten. Hatten die beiden sterben müssen, weil sie etwas wussten? Nur, was? Überdies hatte er Prinzessin Tokushima weder des Mordes überführen können, noch ihrer Herausforderung standgehalten, bis zum Empfang den Fall zu lösen. Und da kam sie auch schon. Sie lächelte ein wenig: „Oh, der Sohn des mächtigen Inu no Taishou hatte sich ein wenig in sein Zimmer zurückgezogen, ein bisschen erholt? Es muss wirklich praktisch sein, immer eine Heilerin griffbereit zu haben…“ Er zwang sich zur Ruhe und bemühte sich, die Anspielung auf Schwäche zu ignorieren. „Es ist in der Tat angenehm, geeignetes Personal um sich zu haben.“ „Das einem sofort unter die Arme greifen kann…“ „Das überlasse ich Eurer Phantasie.“ Tokushima nickte ein wenig: „Nicht nötig. Kommt, gehen wir. Onkel Ashinomaki wird uns schon erwarten.“ „Gehen wir. Es wird angenehm sein, einmal mit jemandem zu reden, der seinen Verstand gebrauchen kann.“ „Oh, Ihr solltet nicht so schlecht von Euch denken. Ich hörte, dass Ihr manchmal erfolgreich ermittelt.“ Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken, dass er selbst ihren Onkel fragen sollte, ob er sie heiraten könne. Und sei es nur, um sie übers Knie legen zu dürfen. Aber er meinte kühl: „Erfolgreich immer, Prinzessin.“ „Auch dieses Mal?“ „Wartet ab.“ Tokushima lächelte wieder: „Nun, wenn Ihr den Mörder Kaizumis und seines Dieners überführen könnt, ehe der Empfang vorbei ist, werde ich mich in aller Form entschuldigen.“ Sesshoumaru nickte. Sakura holte fast zu laut Atem. Das war… Er hatte sich festgelegt, ja, würde sein Gesicht verlieren, brächte er keinen Mörder. Und der Empfang dauerte gewiss keine drei Stunden. Wie wollte, wie sollte er das schaffen? Oder wusste er gar schon, wie es abgelaufen war? Nein, entschied sie. Gewöhnlich rief er die Familie zusammen, oder eben die Betroffenen und überführte den Mörder. Das tat er hier nicht. Und er hatte auch keine weiteren Befehle gegeben. Nein. Er wusste es noch nicht. Anscheinend war er aber sicher, durch weiteres Überlegen herausfinden zu können, was geschehen war. Nur – auch die Diener hatten niemanden gesehen, sah man von diesem ominösen männlichen Dämon ab, den eine gesehen haben wollte. Aber es war auch eine sehr günstige Zeit gewesen. Hatte sich der Mörder ausgekannt? Nun, auch jeden Fall hatte er Basho gekannt, und wohl auch Kaizumi. Aber sie brauchte nicht weiter nachzugrübeln. Lord Sesshoumaru hatte sicher noch andere Dinge in Erfahrung gebracht als sie. Da sie hinter dem Hundeprinzen und Toskushima ging, konnte sie nur halb erkennen, was vor ihnen im Gang geschah. Aber anscheinend strich ein Diener einer Kollegin über das Hinterteil, die gerade ein Tablett trug. „Oh, Toko….“ Die Prinzessin klang eisig. Der Angesprochene fuhr herum und schien zu ahnen, was nun folgen würde, da er abwehrend die Hände ausstreckte. Sakura bemerkte nur eine helle Energie, die plötzlich um die erhobene Rechte Tokushimas war. Im nächsten Augenblick kniete der Mann auf dem Boden, das Gesicht im Schmerz verzerrt. Seine Hände zuckten zwischen seinen Oberschenkeln hin und her. „Man lässt seine Finger von Frauen!“ erklärte die Prinzessin seelenruhig und ging weiter, nicht, ohne einen raschen Blick auf ihren Gast zu werfen. Nach ihrer Erfahrung war der zumindest ein wenig auch zusammengezuckt. Aber Sesshoumarus Miene zeigte nichts. Er meinte nur: „Ihr kennt alle Personen im Schloss, Prinzessin?“ „Mein Gedächnis ist nicht so schlecht, dass ich mir nicht hundert Namen merken kann.“ Sie war ein wenig enttäuscht, dass er nichts zu einer solchen Strafaktion sagte, nicht versuchte, seinen Geschlechtsgenossen zu rechtfertigen. Dem Hundeprinzen waren die Diener anderer Leute vollkommen gleichgültig. Er dachte nach. Sie hatte gerade gezeigt über wie viel Dämonenenergie sie verfügte. Da konnte sie lange nicht mit ihm mithalten. Aber sie konnte sie bündeln und zielgenau einsetzen. Eine sehr interessante Fähigkeit. Wenn sie die Mörderin war – hatte sie diese bei Kaizumi und Basho nicht benutzt, weil sonst jeder gewusst hätte, dass sie es war? Warum? Sie hatte ja nicht wissen können, dass er ermitteln sollte. Und Yoshida hätte sie wohl von ihrer Unschuld überzeugen können. Nein. Irgendetwas war falsch, irgendetwas hatte er übersehen. Nur, was? Sakura dagegen hatte bei der Aktion gerade an Tokushimas Versprechen denken müssen, sie könnte ihr helfen, falls der Prinz sie belästige. So? Irgendwie wagte sie zu bezweifeln, dass die Prinzessin gegen Lord Sesshoumaru damit durchkäme. Aber es war für alle besser, wenn sie es gar nicht erst versuchte. Fürst Ashinomaki war sichtlich erleichtert, als er die beiden einträchtig die Halle betreten sah. Nahm sich seine Nichte doch zusammen? Er wandte sich an seinen anderen Gast. „Lord Josho, ich habe die Ehre, Euch meine Nichte Tokushima vorzustellen.“ Der junge Wolfsdämon verneigte sich ein wenig: „Ich bin mehr als erfreut, Euch kennen zu lernen, Prinzessin. Kaizumi, der sich anscheinend noch immer unwohl fühlt, hat eher untertrieben, als er von Eurer Schönheit sprach.“ „Ich wünschte, ich könnte das gleiche zu Euch sagen, Lord Josho“, meinte Tokushima kühl: „Ich hörte, Ihr kamt, um über eine Ehe mit mir zu sprechen.“ „In der Tat, das ist mein Ziel.“ „Dann erlaubt mir, Euch darauf aufmerksam zu machen, dass Ihr die Hochzeitsnacht nicht überleben werdet.“ Fürst Ashinomaki rang nach Atem, aber Lord Josho lachte auf: „Und temperamentvoll, in der Tat. Genau, wie ich es möchte. Das ist gut.“ „Bitte, setzen wir uns dorthin.“ Der Fürst deutete auf das Podest. Während die beiden Prinzen vorangingen, flüsterte er Tokushima zu: „Du nimmst dich zusammen. Oder ich verheirate dich an einen Drachen!“ Sakura hatte es gehört, da sie Sesshoumaru folgte. Sie hatte keine andere Anweisung bekommen, also war ihr Auftrag, möglichst nahe bei, hinter ihm zu bleiben, um gegebenenfalls Befehle entgegennehmen zu können. So kniete sie vor dem Podest in seiner Nähe nieder, wo er sich auf der rechten Seite niederließ. Lord Josho nahm ihm gegenüber auf der linken Platz, Fürst Ashinomaki an der Front. Tokushima ließ sich nichts anmerken, als sie sich zwischen ihren Onkel und ihren unerwünschten Bräutigam setzte. Andere hohe Beamte des Fürsten, darunter auch der Burgvogt, und deren Frauen saßen bereits auf Kissen in der Halle. Es wurde Essen serviert, das außer Sesshoumaru jeder annahm. Sakura wurde keine Mahlzeit angeboten, aber sie wunderte sich darüber auch nicht. Sie war eine Dienerin und ein Mensch dazu. Überdies war der Hundprinz für sie zuständig. Wo war eigentlich Arita, Lord Joshos Diener? Er hätte ihr hier gegenübersitzen sollen. Der Wolfsdämon bemühte sich sichtlich, seiner widerstrebenden Braut eine Heirat schmackhaft zu machen. Er beschrieb ihr das Schloss der Tsuwanos, alle Annehmlichkeiten, die es zu bieten habe, die wunderschöne Landschaft dort und lachte die feindseligen Bemerkungen einfach weg. „Und meine Teure, falls Ihr anderweitige Besorgnisse hegt…Ich meine, ich schätze Euch mittlerweile als äußerst intelligente junge Dame ein. Ihr seid eine reiche Erbin, wie Ihr natürlich wisst. Es ist nicht meine Absicht, mich bald nach der Hochzeit von Euch scheiden zu lassen. Die Familie Tsuwano verfügt über genügend Reichtum, wie Ihr wisst, so dass ein solches Vorgehen für den Erben der Familie nicht nötig ist. Mein Vermögensverwalter wird sich gewiss gut um Euer Vermögen kümmern.“ „Eben das Letztere bezweifle ich nicht“, gab Tokushima zurück: „Aber mich stört, dass ich es nicht selbst verwalten soll. Ich bin weder dumm noch leichtfertig.“ Und wäre sie ein Junge, wäre all dies nie notwendig gewesen. Nur, weil sie durch einen Zufall der Geburt nicht männlich war, durfte jeder Hergelaufene über sie bestimmen. Irgendwann würde sie allen zeigen, dass sie als Frau nicht schlechter wäre, auch selbstständig für sich entscheiden könnte…. „Meine Teure, Ihr seid …trotz aller Eurer Vorzüge, eben doch nur eine Frau. Und man kann einer solch impulsiven Person doch kein Vermögen anvertrauen.“ Sesshoumaru bemerkte mit gewissem Vergnügen, dass sich die Prinzessin zusammennahm, um nicht unverzüglich einen Beweis für ihre Impulsivität zu liefern. Schön, wenn sie mal Zurückhaltung üben musste. Aber das erinnerte ihn nur daran, dass der Empfang bereits andauerte und er noch immer nicht wusste, wer der Mörder Kaizumis und seines Dieners war. Er sah in die Halle. Yoshida war auch da. Und dessen besorgter Blick galt immer wieder ihm. Der Burgvogt? Immerhin ermittelte er gewöhnlich selbst und hätte von sich ablenken können. Aber warum? Was sollten die beiden gewusst haben, das ihm Probleme machen könnte? Er hatte selbst gesagt, die Nachfolgeregelung würde der Inu no Taishou treffen, was stimmte. Schon darum wäre es unsinnig gewesen, einen potentiellen Rivalen und dessen Diener umzubringen. Schließlich war sein verehrter Vater in der Lage, auch irgendeinen fremden Hundedämon hier einzusetzen. Überdies - warum hätte der Diener sterben sollen? Yoshida hatte doch sicher gewusst, dass nur dieser zum Baden ging. War der Burgvogt nur besorgt, im Kopfkissenbuch etwas überlesen zu haben und das Gesicht zu verlieren, falls nun er selbst den Täter fand? Doch Tokushima, in der Annahme, auf diese Art ihre Heirat zu verhindern? Aber auch da blieb die Frage, warum Basho erstochen worden war. Schließlich hätte der doch kaum die Verhandlungen weitergeführt, sondern eben der Fürst selbst. Nein, dachte er. Suche das Wie. Nicht das Warum. Wie …. Wie hatte es der Mörder geschafft, sich unbemerkt Basho zu nähern? Wie, Kaizumi beim Anziehen zu überraschen? Sein Blick glitt von der Halle zurück, über Sakura zu Josho und Tokushima, zum Fürsten. Moment. Was war zuvor gesagt worden? Wäre es möglich… Er dachte noch einmal nach. Die Heilerin hatte gesagt, dass der Mörder entweder großes Glück oder eine entsprechende Ausbildung gehabt haben müsse. Er stach von hinten zu. Beide Opfer kannten ihn und rechneten nicht mit einem Angriff. Kaizumi hatte in seinem Tagebuch erwähnt, dass er gesehen habe...ja, was hatte er gesehen? Über was wollte er mit dem Fürsten sprechen, ehe er starb? Oder womöglich: wen hatte er gesehen? War ihm beim Schreiben klar geworden, wer Basho ermordet hatte? Langsam entwickelte sich in seinem Kopf das gesamte Bild. Der Plan war gewagt gewesen, aber der Mörder hatte sein Risiko abschätzen können. Und fast wäre er damit durchgekommen. Ein wenig erleichtert sah er seitwärts: „Sakura.“ Sie neigte den Kopf und war überrascht, als er so leise sagte, dass sie es kaum verstehen konnte: „Gehe zu Yoshida, dem Burgvogt. Er soll mit Kriegern in das Arbeitszimmer des Fürsten kommen.“ Während sie aufstand, hörte sie noch, wie er sagte: „Werter Fürst, Prinzessin, Lord Josho, ich möchte ein kurzes Gespräch im Arbeitszimmer des Fürsten führen. Danach kann der Empfang weitergehen.“ Sakura schüttelte fast den Kopf. So höflich es klang – es war taktlos, als Gast mal eben einen Empfang zu unterbrechen. Aber ihr Herz schlug schneller. Diese Anweisungen bedeuteten, dass er wusste, was geschehen war und den Mörder überführen wollte. Er würde sein Gesicht nicht vor Prinzessin Tokushima verlieren. ********************************* Sakura ist sehr fürsorglich... Alle Indizien sind nun angegeben. Im nächsten Kapitel wird Sesshoumaru den Fall aufklären. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)