Close the Door von -Ray- ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Willkommen zu einem Neuen Kapitel von: Close the Door. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen :) Close the Door Kapitel 13: Seto stand am nächsten Morgen früh auf und verließ leise mein Zimmer. Ich bekam davon nichts mit. Selig schlummerte ich weiter bis zum späten Vormittag. Als ich erwachte und feststellte dass ich allein war fröstelte es mich kurz. Schnell stand ich auf, ging ins Badezimmer und stellte die Dusche an. Während das Wasser sich erwärmte schälte ich mich langsam aus meiner Kleidung und griff nach meiner Zahnbürste um mir die Zähne zu putzen. Dann stellte ich mich unter das angenehm warme Wasser und schloss die Augen. Es war ein gutes Gefühl endlich mal wieder zu duschen. Nachdem ich fertig war stellte ich das Wasser ab und trat vorsichtig aus der Dusche. Die Kühle Luft bereitete mir eine leichte Gänsehaut. Ich mummte mich in den Bademantel und ging zurück in mein Zimmer. So…und was ziehst du nun an? Fragte ich mich in Gedanken und wandte mich skeptisch dem Schrank zu. Dann eben wieder fremde Sachen… Ich öffnete eine Schranktür nach der nächsten und fand schließlich sowohl eine frische Boxershorts, die mir ein kleines bisschen zu groß war und ein schwarzes T-Shirt das perfekt zu meiner momentanen Stimmung passte. Ich schlüpfte in beides hinein und griff dann nach der ebenso schwarzen Jogginghose vom Vortag. Kurz fuhr ich mir durch die Haare, damit diese nicht allzu sehr zu Berge standen und setzte mich dann zurück aufs Bett, nicht wissend, was ich nun mit meiner Zeit anfangen sollte. Wenige Minuten später klopfte es an der Tür. Es war Roland. „Master Wheeler, ich habe gehört das sie ihm Bad waren, sind sie nun fertig?“ Verwirrt sah ich ihn einen Moment lang an. „Bitte Roland, nennen Sie mich nicht so. Schließlich sind sie viel älter als ich.“ Er lächelte leicht und nickte. „Wie möchten Sie sonst angesprochen werden.“ „Mein Vorname reicht völlig. Und lassen sie das förmliche „Sie“ bitte weg.“ „Sehr gern, Joseph.“ Es war immer noch sehr eigenartig für mich, meinen kompletten Vornamen zu hören. Ich hatte den Namen immer verabscheut. Weil er ein Zeichen dafür darstellte, dass meine Eltern einmal glücklich gewesen waren. Das sie mich geliebt hatten. Und gleichzeitig war er für mich ein Zeichen dafür, dass sie mich nun hassten. Es war nicht leicht diesen Namen zu hören und ihn wirklich als den meinen zu akzeptieren. Doch seit Seto mich zum ersten Mal beim Namen genannt hatte, hatte sich in meinem Inneren ein Schalter umgelegt und ich hatte zum ersten Mal den Namen „Joseph“ als den meinen betrachtet. „Master Kaiba wünscht, dass wir bei ihnen zu Hause noch ein paar persönliche Sachen abholen. Er sieht es zwar als kein Problem an, sie täglich in seiner Kleidung zu sehen, doch er könne sich vorstellen, dass sie sehr gern einmal wieder ihre eigenen Sachen tragen möchten.“, erklärte Roland sein Auftreten mit einem leicht verschmitzten Grinsen. Es war komisch Roland so über seinen Chef sprechen zu hören. Er wirkte fast als würde er sich über Seto lustig machen. „Ich bin mir nicht Sicher ob ich das möchte, Roland.“ Zweifelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich fror und zitterte leicht. „Mach dir keine Sorgen, Joseph. Ich werde mitgehen und sollte dein Vater zu Hause sein, werden wir uns sofort zurückziehen.“ „Können wir nicht…warten bis Kaiba zurück ist?“ fragte ich unsicher. Roland lachte leise. „Vertraust du mir nicht?“ „Doch…aber irgendwie würde ich mich wohler fühlen, wäre er dabei.“ „Ja, ich verstehe was du meinst. Leider musste Seto heute geschäftlich nach Osaka reisen.“ Ich senkte den Blick. „Weißt du, er hat in den letzten Tagen so viel Zeit neben deinem Bett verbracht, dass er sämtliche Termine absagen, oder verschieben ließ. Jetzt staut sich natürlich die ganze Arbeit an, und leider läuft ohne den Chef der KaibaCorp gar nichts.“ „Ja…ich weiß…ich habe nicht mehr daran gedacht, das Seto Kaiba einer der reichsten Männer der Stadt ist.“ Roland lächelte herzlich. „Es freut mich, dass es dir gelungen ist einen Blick hinter die Mauern zu werfen, hinter denen Master Kaiba sich in der Regel verbirgt.“ Ich nickte leicht. „Ja…vielleicht habe ich das wirklich…“ Roland verabschiedete sich recht bald, um mir noch ein paar Minuten Ruhe zu gönnen. Er schickte die Haushälterin zu mir, die mir eine dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Kapuzenpulli brachte. Beides war zu groß und ich benötigte einen Gürtel, um nicht plötzlich ohne Hosen da zu stehen. Nachdem ich mich umgezogen hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten um Roland vor der Haupteingangstür wie besprochen zu treffen. Dort schlüpfte ich in ein paar Turnschuhe und griff dankbar nach dem schwarzen Mantel, den Roland mir reichte. Er schien ihm zu gehören, denn er war so groß das schon fast zwei meiner Sorte hineingepasst hätten. Roland führte mich nach draußen und deutete mit einer kurzen Handbewegung auf die Limousine, die direkt vor der Eingangstür stand. Ich staunte nicht schlecht. Das schwarze Auto war sehr beeindruckend. Statt mich nach hinten zu setzten, öffnete ich die Beifahrertür und ließ mich auf den bequemen Ledersitz fallen. Ich wollte nicht allein in der zweiten Reihe sitzen. Die Fahrt dauerte. Die vielen Villen an denen wir vorbei fuhren, zeigten mir, wie Reich unsere Stadt eigentlich war. Nur komisch, dass ich davon nie etwas bemerkt hatte, dachte ich sarkastisch. Um nicht in Depressionen zu verfallen lenkte ich mich ab, in dem ich ein Gespräch mit Roland begann. „Wie lange arbeiten Sie schon für die Kaibas, Roland?“ fragte ich ihn leise. Er schien einen Moment darüber nachdenken zu müssen, denn er antwortete nicht sofort. „Solange ich denken kann.“ Erwiderte er und lachte. Ich lächelte ebenfalls. Auch wenn ich nicht so recht verstand, was das zu bedeuten hatte. „Mein Vater vor mir war der Bodyguard von Master Kaibas Adoptivvater. Deshalb bin ich mehr oder weniger auch hier aufgewachsen. Mein Vater nahm mich oft mit in die Kaibavilla wenn sich meine Mutter nicht um mich kümmern konnte. Als Master Kaiba sich dazu entschloss den damals noch jungen Seto und seinen kleinen Bruder zu adoptieren war ich gerade Fünfzehn. Ich bin sozusagen in die Rolle des Beschützers hineingewachsen.“ „Das heißt Sie kennen ihn schon von klein auf. War er damals auch schon so…?“ „Ja. Master Kaiba war damals auch schon…nennen wir es einfach mal verschlossen. Schon damals im Heim lernte er seine Gefühle zu verbergen. Eigentlich schade, dass es dem Jungen nie gelang eine ganz normale Kindheit zu durchlaufen. Er hatte es nicht leicht.“ Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Seto hatte es also nicht leicht? Ich hatte immer erwartet, dass er eine schöne und behütete Kindheit gehabt hatte, immer genug zu essen, genug zum Spielen und die ganze Welt zu Füßen. „War sein Vater sehr streng?“, fragte ich Roland. „Ja.“, lautete seine kurze Antwort. Ich hatte den Eindruck, dass er mir nicht zu viel erzählen wollte. Das verstand ich gut. Ich würde auch nicht wollen, dass andere mein Leben in der Öffentlichkeit breit treten. Seto hatte mit der Publicity sicher schon genug am Hals. Trotzdem nickte ich Roland dankbar zu. Er sollte spüren, dass ich ihm für seine Offenheit sehr verbunden war. Roland lächelte mich daraufhin warm an. So ein Lächeln sah ich nicht oft und es vermittelte mir sofort ein Gefühl der Geborgenheit. Als wir vor meinem Haus zum stehen kamen, spürte ich wie die Angst mich langsam übermannte. Mir wurde schlecht und ich hatte das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen. Meine Hände zitterten und meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Roland schien zu spüren, dass mir die momentane Situation überhaupt nicht behagte, denn er legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter. „Komm.“, forderte er mich leise auf und stieg dann aus. Ich öffnete die Beifahrertür und stemmte mich langsam in eine stehende Position. Kurz sah ich zu meinem Haus, versuchte hinter den Gardinen unserer kleinen Wohnung irgendeine Bewegung auszumachen, doch sie schien verlassen. Immerhin waren keine Lichter an und auch der Fernseher flimmerte nicht im halbdunkel dieses verregneten Tages. Ich folgte Roland die wenigen Stufen zur Eingangstür hinauf und klingelte dann wie besprochen an der Tür. Niemand antwortete. Nach zirka fünf Minuten beschlossen wir, dass die Wohnung verlassen sein musste. Ich griff nach meinem Haustürschlüssel und öffnete die Eingangstür. Trotz dem Wissen, dass mein Vater nicht da sein würde, wurden die wenigen Treppenstufen zu unserer Wohnung eine wahre Tortur für mich. Ich nahm jede einzeln und spürte immer mehr ein unangenehmes Gefühl der Bedrohung in meiner Brust. Roland schien nichts dergleichen zu verspüren. Beständig betrat er eine Stufe nach der anderen und legte mir nach kurzer Zeit die Hand auf die Schulter um mich wahrscheinlich einerseits davon abzuhalten, einfach wieder zu verschwinden, und andererseits ein Gefühl der Stärke und Sicherheit zu geben. Es nützte nur wenig. Trotzdem standen wir nach wenigen Minuten vor der Wohnung meines Vaters. Mit zitternden Händen drehte ich den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. Tatsächlich schien die Wohnung verlassen. Kein Licht brannte, kein Fernseher lief, keine Geräusche aus dem Schlafzimmer waren zu vernehmen. Einzig und allein Rolands tiefe Atemzüge waren zu hören. Er nickte mir aufmunternd zu und ich betrat die Wohnung. Schnurstracks steuerte ich mein Zimmer an, öffnete die Tür und trat ein. Was ich dort allerdings Vorfand traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich spürte wie selbst Roland stockte, als er das Zimmer betrat. Ein beißender Geruch schlug uns entgegen. Kurz ließ ich meinen Blick über meine zerrissenen DuallMonsters-Karten schweifen, dann wandte ich meine Augen zu dem zertrümmerten Kleiderschrank, in dem einst meine jetzt zum größten Teil zerstörte Kleidung gelegen hatte. Meine Beine gaben unter mir nach. Ich fiel auf die Knie und atmete tief ein und aus. „Tut mir leid, Roland. Aber ich denke ich werde Kaibas T-Shirts noch weiterhin tragen müssen.“ Er sagte nichts dazu, sondern setzte sich in Bewegung um hier und dort etwas aufzuheben zu überprüfen und dann in den noch heilen Rucksack von Eastpack, den er unter dem Bett gefunden hatte, zu packen. „Ein paar Sachen können wir noch mitnehmen.“, erklärte er. Ich nickte, wandte mich zu dem Wäscheberg an meiner linken und griff nach dem erstbesten T-Shirt das noch heil aussah. Die Ausbeute war nicht groß. Meine Lieblingsjeans war heil geblieben. Ebenso zwei meiner T-Shirts und ein brauner Zipper, den ich mir erst vor wenigen Monaten von meinem letzten Geld gekauft hatte. Eine meiner Schuluniformen war davon gekommen. Auch die packten wir in einen zweiten Rucksack. Alle Schulbücher, die wir finden konnten und deren Seiten nicht komplett verbrannt, zerrissen oder bepinkelt worden waren sammelten wir ebenfalls ein. Dann sahen wir unseren Auftrag als erfüllt an. „Hast du sonst noch etwas hier in diesen Haus, das dir wichtig ist? Etwas was du mitnehmen möchtest?“ Kurz überlegte ich und stand dann auf. „Ja…ich hatte mal einen kleinen Golden Retriever als Stofftier. Er hat ihn mir vor ein paar Jahren weggenommen und in seinem Schlafzimmer deponiert. Ich werde ihn suchen.“ Roland nickte und machte sich in der Zwischenzeit daran, die Rucksäcke zu schließen und sich über die Schultern zu werfen. Natürlich war es für einen jungen Mann in meinem Alter ziemlich peinlich verzweifelt nach einem Stofftier zu suchen, doch er erinnerte mich so sehr an die Zeit damals, als unsere Familie noch eine Familie und das Verhältnis zu meinem Vater normal gewesen war, dass ich ihn gerne wieder in meine Arme schließen würde. Nur um nicht zu vergessen, dass es auch schöne Zeiten in meiner Kindheit gegeben hatte. Mit wenigen Schritten war ich am Schlafzimmer meines Vaters angekommen. Die Tür war nur angelehnt und es fiel nur wenig Tageslicht durch die heruntergelassenen Jalousien herein. Ich trat zögernd in das Zimmer, wandte mich zum Einbauschrank meines Vaters zu und öffnete die ersten zwei Türen. Es herrschte nicht viel Ordnung in dem Ungetüm und das Licht war nicht ausreichend genug. Gerade als ich mich zum Lichtschalter drehen wollte, um für mehr Beleuchtung zu sorgen, spürte ich eine schnelle Bewegung hinter mir. Jemand griff nach meinem Arm und riss mich zurück. Ich stolperte ein paar Schritte nach hinten, prallte mit dem Rücken gegen die Person hinter mir und streifte die Zimmerpflanze auf dem Fenstersims mit den Ellenbogen, welche polternd zu Boden fiel. Erschrocken schnappte ich nach Luft, wollte schreien, doch eine Zweite Hand legte sich schnell auf meinen Mund. Ein übler Geruch, eine Mischung aus kaltem Zigarettenrauch, Alkohol und abgestandenem Schweiß schlug mir entgegen und nahm mir den Atem. „Hey Darling“, flüsterte mir eine raue, lauernde Stimme ins rechte Ohr. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Ein eiskalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Die Hand, die bisher meinen Arm festgehalten hatte löste sich und legte sich für einen Moment an meine Hüfte. „Schön dich endlich wieder zu sehen“, flüsterte die Stimme und er lachte heißer. Dann wanderte die Hand langsam und bedächtig über meinen Bauch zu meiner Brust und schlang sich dann mit einer Ruckartigen Bewegung um meinen Hals. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust und ich musste all meinen Mut zusammen nehmen um mich endlich aus der Erstarrung zu lösen. Ich schluckte mühsam, blendete die Angst und die Panik aus und versuchte mich mit einem Ruck zu befreien. Der Druck um meinen Hals verstärkte sich und ich spürte wie die wenige Luft in meinen Lungen schnell knapper wurde. Wieder versuchte ich mich loszureißen, doch mein Vater löste die Hand vor meinem Mund und umschlang mit dieser meinen Oberkörper um meine Arme zu fixieren. Tränen schossen mir in die Augen, mir wurde Schwindlig. „Joseph? Alles okay?“, ertönte schließlich Rolands Stimme aus meinem Zimmer. „Keinen Mucks“, zischte mein Vater mir zu und verstärkte erneut seinen Griff um meinen Hals Ich muss irgendwas tun! Die Sauerstoffnot benebelte mich und ich konnte fast keinen klaren Gedanken mehr fassen. Doch da entdeckte ich den umgestoßenen Blumentopf auf den Boden. Wenn ich…ja das könnte klappen. Ich holte soweit wie möglich aus und kickte den Blumentopf mit voller Wucht gegen die Tür. Aus dem Nebenzimmer waren schnelle Schritte zu hören, ein knacken ertönte und die Zimmertür wurde aufgestoßen. „Keine Bewegung!“, rief Roland und zielte mit der Pistole direkt auf meine Brust. Der Griff um meinen Hals lockerte sich einen Moment und ich konnte noch einmal tief Luft holen. Ich spürte wie der Sauerstoff mich sofort belebte, holte erneut aus und trat meinem Vater mit aller Kraft auf den Fuß. Er jaulte auf, ließ mich los und taumelte einen Schritt zurück. Roland war sofort zur stelle, riss mich zur Seite und stürzte sich auf meinen Vater um ihn niederzuschlagen. Dieser war so betrunken dass er sofort in sich zusammensackte, als Roland ihn am linken Wangenknochen traf. Meine Beine gaben nach und ich fiel auf die Knie. Hustend versuchte ich so viel Sauerstoff wie möglich in meine Lungen zu pumpen. Mein Hals schmerzte, doch ich konnte schlucken. Ich tastete zitternd meinen Hals ab konnte jedoch natürlich nichts finden. Roland wandte sich zu mir um, kniete sich vor mich und hob meinen Kopf ein Stück an um den Handabdruck, den mein Vater mir verpasst hatte in Betracht zu nehmen. „Kannst du schlucken?“ Ich nickte leicht. „Rede mit mir.“ „Ja ich kann schlucken. Und atmen.“ Meine Stimme war heißer und das Sprechen bereitete mir leichte Halsschmerzen, doch es schienen laut Rolands Gesichtsausdruck keine bleibenden Schäden zu erwarten sein. „In zwei, drei Stunden sind die Halsschmerzen sicher wieder weg. Es wird höchstens ein Blauer Fleck bleiben.“ Ich nickte und schloss die Augen. Dankbar ließ ich meinen Kopf an Rolands Schulter sinken. „Tut mir leid.“, sagte er leise. Verwirrt sah ich auf. „Wir hätten vorher Überprüfen sollen, ob sich jemand in dieser Wohnung befindet. Und ich hätte schneller reagieren sollen.“ Ich schüttelte leicht mit dem Kopf. „Die Wohnung sah verlassen aus. Machen Sie sich keinen Vorwurf. Es ist nicht ihre Schuld das mein Vater so ist…wie er ist…“ Roland legte mir einen Momentlang die Hand auf die Schulter. Dann stand er auf und zog mich mit hoch in eine halbwegs stehende Position. „Lass uns von hier verschwinden.“ Ich nickte leicht und folgte ihm aus dem Schlafzimmer, den Hund fest mit beiden Armen umklammert. Ich wusste, es sah albern aus, doch das interessierte mich herzlich wenig. Wir fuhren auf direktem Wege zurück zu Kaibas Villa. Ich wandte mich ohne viele Worte sofort zur Treppe und stieg die Stufen hoch zu meinem Zimmer. Dort legte ich mich ins Bett und wickelte mich fest in die Decke. Mir war kalt und ich hatte immer noch ein wenig Panik, doch es war aushaltbar. Seit wir die Villa betreten hatten, hatte ich die Angst wieder unter Kontrolle. Nach kurzer Zeit klopfte es an der Tür. Wenige Sekunden später trat Roland ein und setzte sich an meine Bettkante. „Es tut mir leid, Joseph. Mir wird erst jetzt bewusst, welch dumme Idee es war, dich mitzunehmen. Es war noch zu früh.“ Ich nickte leicht, erwiderte jedoch nichts. Stattdessen schloss ich die Augen. Ich war müde. Der Tag hatte mich wahnsinnig angestrengt. Der Bodyguard fuhr mir sanft über die Schulter und wachte an meiner Seite, bis ich eingeschlafen war. Ich erwachte erst am Abend. Ich fühlte mich ausgelaugt und war trotz des vielen Schlafes immer noch müde. Trotzdem quälte ich mich aus dem Bett. Dann ging ich zur Tür um mein Zimmer zu verlassen. Ich wandte mich zur Treppe und stieg nach unten ins Erdgeschoss. Als ich gerade die erstbeste Tür öffnen wollte, auf der Suche nach etwas Gesellschaft, kam eine Haushälterin herbeigelaufen und lächelte mich freudig an. „Sir, bitte folgen Sie mir. Master Mokuba bat mich gerade nach Ihnen zu sehen. Er befindet sich zum Abendessen im Speisezimmer und würde Ihre Gesellschaft sehr zu schätzen wissen.“ Ich nickte ihr dankbar zu und folgte ihr in den Speisesaal. Mokuba stieß einen freudigen Laut aus als er mich entdeckte. „Joey! Schön dich zu sehen. Isst du mit mir? Es ist immer so langweilig alleine an diesem ellenlangen Tisch zu sitzen.“ Ich lächelte ihn leicht an. „Ja. Wenn du das möchtest.“ „Natürlich möchte ich! Los Delia bring uns noch einen Teller und ein Messer!“ Die Haushälterin nickte lächelnd. „Kommt sofort, Master Mokuba.“ Sie verschwand hinter einer der vielen Türen und kam wenig später mit einem Teller, Besteck und einem Glas wieder. Sie stellte alles gegenüber von Mokubas Sitzplatz und gebot mir dann mich zu setzen. Mokuba reichte mir sofort eins der Brötchen und schob mir die Butter herüber. „Hier. Ich hoffe das ist okay. Das Abendessen ist zwar sehr westlich, aber wir schätzen deren Essgewohnheiten.“ Ich nickte, schmierte mir eine der Hälften und schenkte mir ein Glas Eistee ein. Dann biss ich vorsichtig ein Stück ab, kaute langsam und gründlich und schluckte. Es ging. Schmerzte nur wenig. Roland hatte recht gehabt. Das Abendessen mit Mokuba lenkte mich ab. Er erzählte mir wahnsinnig viel über die Schule, seine Freunde und seinen Ausflug in den Tiergarten. Es schien ihm gut zu tun mit jemandem zu reden und mir ging es genauso. Auch wenn ich lediglich zuhörte und selten etwas zu seinen Erzählungen beitrug war es ein gutes Gefühl die Einsamkeit einen Moment lang zu vergessen. Als wir fertig waren zog er mich ins Wohnzimmer und zeigte mir seine neuesten Konsolenspiele. Ich lächelte als ich feststellte dass es fast ausschließlich Produkte der KaibaCorp waren. Mokuba schlug vor einen Film anzusehen und ich stimmte ihm dankbar zu. Er suchte einen etwas älteren Disneyfilm heraus. Er handelte von einer schönen Frau und einem Hässlichen Monster, die sich langsam ineinander verliebten. Als ich Mokuba gestand, dass ich den Film nicht kannte, sah er mich verständnislos an. „JEDER kennt den Film, Joey. Das ist ein Muss!“ Also wurde ich um eine Bildungslücke erleichtert und stellte fest, dass mir der Film gefiel. Irgendwie erkannte ich Seto ein bisschen im Biest wieder. Nach außen hin der böse, kalte Geschäftsmann und in seinem inneren befand sich ein weicher Kern. Sobald der Film zu Ende war kam Roland dazu und schickte Mokuba ins Bett. Dieser sträubte sich nicht lange und verschwand wenig später mit Roland an der Hand aus dem Raum. Traurig lächelnd sah ich den Beiden nach. Seufzend sah ich mich in dem großen, leeren, stillen Raum um und wickelte mich noch fester in die Decke, die ich um meine Schultern geschlungen hatte. Das Ereignis des Vormittags kam mir wieder in den Sinn. Mit leerem Blick starrte ich aus dem Fenster und dachte nach. Die Einsamkeit umhüllte mich wieder mit ihren Fängen. *** Das nächste Kapitel wird sicherlich bald folgen. :)Seto kam in diesem Kapitel eindeutig zu kurz. Über einen Kommentar dazu wie es euch gefallen hat und über konstruktive Kritik freue ich mich sehr :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)