Close the Door von -Ray- ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12: Ich hatte einen furchtbaren Albtraum. Mein Vater der mich verprügelte…meine Freunde die sich von mir abwandten…Seto wie er vor mir stand, schützend die Arme um mich legte und die Tritte meines Vaters abwehrte. Seto wie er blutend vor mir im Dreck lag…eine Hauswand, Regen, Kälte, Schmerz… Ich erwachte schweißgebadet. Mir war übel und mein Puls raste. Schnell stand ich auf und torkelte ins Bad, klappte den Klodeckel hoch und erbrach mich. Mein Hals brannte und Tränen schossen mir in die Augen. Ich hustete, erbrach mich erneut und bettete meinen Kopf sichtlich erschöpft auf meinen verschränkten Armen auf der Kloschüssel. Langsam beruhigte sich mein Puls. Ich schluchzte. Bittere Tränen bahnten sich einen Weg über mein Gesicht. Meine Lunge schmerzte und immer wieder kamen mir die Bilder meines Traumes hoch. Wäre ich stärker gewesen, hätte der Seto in meinem Traum mich nicht beschützen müssen. Wäre ich stärker könnte ich mich gegen meinen Vater wehren, oder zumindest die Prügel erdulden. Dann wäre ich jetzt nicht hier und Seto müsste sich nicht um mich kümmern. Doch ich war nicht stark… Ich war jämmerlich schwach und lag hier über eine Kloschüssel gebeugt und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Ich verschluckte mich und hustete erneut. Ich fühlte mich elend. Kein Wunder das mein Vater mich hasste, so schwach wie ich war. Kein Wunder das meine Mutter mich nicht wollte…wer wollte schon so ein depressives, jämmerliches Häufchen Elend wie mich als Sohn? Wer wollte mich schon als Bruder? Oder als Freund? Ich war dumm und schlecht in der Schule, tollpatschig und zog Ärger magisch an, zusätzlich zu der Tatsache das ich psychisch labil und ein seelisches Wrack darstellte. Wer wollte mich schon an seiner Seite? Man hatte doch nur Ärger mit mir! Wer konnte mich schon mögen? Taten es nicht mal meine Erzeuger, geschweige denn meine Schwester. Wer sollte mich schon lieben? Wie sollte Seto Kaiba mich mögen, gar lieben können? Gefangen im Strudel meiner negativen Gedanken, die mich nach und nach in die Tiefe stürzten, versuchte ich verzweifelt mich davon abzuhalten laut zu schreien. Ich atmete schneller, fühlte mich plötzlich wie eingesperrt in diesem mit Marmor verzierten Badezimmer. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und kam auf die Füße. Ich wollte zurück ins Zimmer gehen, doch mir wurde Schwarz vor Augen und ich strauchelte. Mit einem leisen stöhnen landete ich auf dem harten, kalten Steinboden des Bades und schlug mir dabei mein rechtes Knie auf. Blut quoll aus der kleinen Wunde und lief langsam an meinem Bein herab. Erneut drehte sich alles um mich herum und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl jeden Moment in Ohnmacht zu fallen, doch die Hand, die sich auf meine linke Schulter legte holte mich zurück in die Gegenwart. Immer noch quollen Tränen aus meinen Augen und ich ließ ihnen freien lauf. Ich lehnte mich ein Stück nach vorne und ließ meinen Kopf an die kühlen Fließen neben der Tür sinken. „Joseph...“ Es war schön meinen Namen zu hören. Er sagte ihn so sanft und so voller wärme. Ich drehte mich langsam zu ihm um und ließ mich gegen ihn fallen. Er fing mich auf und schloss mich in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und erwiderte die Umarmung nach wenigen Sekunden. Sanft streichelte er mir mit der linken Hand durch das Haar, während die rechte mich immer noch fest umklammert hielt. Ich spürte wie er zitterte. „Was ist los?“ flüsterte er mir ganz leise ins Ohr. Ein warmer Schauer rann über meine Schultern den Rücken hinab. Ich weinte nicht mehr. Trotzdem fühlte ich immer noch eine unbändige Trauer und Wut in mir. Wut auf mich selbst. „Ich…hasse mich.“, entfuhr es mir mit brüchiger Stimme. Ich spürte wie er den Kopf schüttelte. „Warum?“, fragte er verständnislos. Ich versuchte noch mehr seiner Wärme in mich aufzunehmen, verstärkte die Umarmung und vergrub mein Gesicht noch tiefer in seiner Halsbeuge. „Ich bin so erbärmlich…“ antwortete ich schließlich ganz leise und schluchzte erneut. „Wie kommst du auf so eine dämliche Idee?“ Seine Stimme war sanft. Sie klang fast schon liebevoll. Als er spürte, wie ich versuchte mich noch näher an ihn zu drücken verstärkte er die Umarmung ebenfalls. Seine Wärme beruhigte mich. Verdrängte die Kälte in meinem Inneren. „Ich bin so schwach…“ flüsterte ich schließlich. Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, Joseph. Du bist nicht schwach. Du bist sehr stark. Was du in den letzten Jahren durchgemacht hast war schrecklich. Und trotzdem hast du nie aufgegeben.“ „Aber ich war kurz davor! Ich wollte aufgeben!“, meine Stimme wurde lauter, ein verzweifelter Unterton schwang in ihr mit und ich spürte, wie alles in mir rebellierte, mein Körper auf Flucht umschaltete und versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien. Mit aller Kraft, die ich in meinem Momentanen körperlichen Zustand aufbringen konnte, stieß ich ihn von mir weg und wich zurück. Erschrocken über meine Heftige Reaktion weiteten sich seine Augen. Dann schluckte er. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, ich konnte seinen Blick nicht definieren. Meine Atmung normalisierte sich schnell. Eine unbändige Kraftlosigkeit nahm von mir besitz. Langsam sank ich in mir zusammen. Ich ließ meinen Kopf hängen. Meine Haare versperrten mir die Sicht. Apathisch starrte ich zu Boden. Warum habe ich das getan? Die Kälte kam zurück. Ich zitterte leicht. Warum hatte ich seine Nähe in diesem Moment nicht ertragen können? Wo ich mich doch so nach ihr sehnte… Ich sehnte mich nach Berührung, nach Liebe und Zuneigung. Doch sobald ich sie verspürte bekam ich es mit der Angst zu tun… Angst vor Enttäuschung? War es das? Hatte ich Angst davor, er könnte mich allein lassen? Oder konnte ich einfach nicht das zulassen, was ich mir so sehr wünschte, was ich so sehr brauchte, weil es alles verändern würde? Weil es MICH verändern würde? Ich schluckte und schlang meine Arme um meinen Oberkörper. Seto löste sich langsam aus seiner Erstarrung. „Joseph…“, flüsterte er meinen Namen. Ich wollte reagieren, doch ich konnte mich nicht rühren. Ich war wie gelähmt. Gefangen in meinen Gedanken, gefangen in meinen Ängsten. Bedächtig darauf, mich nicht zu erschrecken rutschte er auf mich zu. Bis er schließlich so nah vor mir saß, das sich unsere Knie leicht berührten. Erneut nannte er mich sanft beim Namen. Ich schloss die Augen. Konzentrierte mich darauf, mich zusammen zu reißen. Die Gefühle der Angst und Unsicherheit zu verdrängen. Seto berührte mich leicht an der Schulter. Kurz zuckte ich zusammen. Trotzdem zog er die Hand nicht weg. Mit sanftem Druck zog er mich zu sich und umarmte mich erneut. Erleichtert, entspannte ich mich in seinen Armen und genoss die Wärme die er ausstrahlte. „…tut mir leid…“, flüsterte ich schließlich nach einigen Minuten. Immer noch hielt er mich fest und meine Augen waren nach wie vor geschlossen. Er nickte leicht und erwiderte sanft: „Ist schon okay….“ „Nein ist es nicht! Du tust so viel für mich und meine einzige Art mich dafür zu bedanken ist auszurasten und dich von mir zu stoßen…“ widersprach ich. „Ich denke, ich kann das verstehen.“ Ich löste mich aus der Umarmung um ihn anzusehen. „Ich meine es ernst“, sagte er, as er meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, „Du hast so viel negatives erlebt in den letzten Jahren. Und ich war nicht immer sonderlich nett zu dir. Ich verstehe dass du Zeit brauchst um dich zu erholen. Und ich verstehe auch, dass es nicht einfach ist jemanden wie mir zu vertrauen.“ „…Aber ich vertraue dir ja. Und trotzdem habe ich Angst.“ Er lächelte leicht. Es war ein warmes und freundliches Lächeln. Es war vor allem ein schönes Lächeln. „Dann lass dir Zeit. Und lass mir Zeit dir zu zeigen, dass du keine Angst zu haben brauchst.“ Ich dachte über seine Aussage nach, während meine Augen nicht von seinem leicht nach oben gezogenen Mundwinkel wegsehen konnten. Schließlich bestätigte ich seine Worte mit einem Nicken. Langsam stand er auf und zog mich ebenfalls in eine halbwegs stehende Position. Müde schloss ich die Augen und lehnte mich gegen seine Brust. Er umarmte mich mit seiner rechten und führte mich zurück in mein Zimmer zu meinem Bett. Dort drückte er mich sanft auf die Bettkante und ging kurz ins Bad um die Klospülung zu betätigen. Er kramte in irgendeiner Schublade und kam dann schließlich mit einem Pflaster und einer Schere zurück. Fachmännisch versorgte er die kleine Platzwunde an meinem Knie und forderte mich mit einer leichten Handbewegung auf mich hinzulegen. Ich ließ mich zurück ins Bett sinken und kuschelte mich schnell in die mittlerweile ausgekühlte Decke. „Soll ich bei dir bleiben?“ fragte er leise. Leicht schüttelte ich den Kopf. „Du hast genug für mich getan.“ „Es ist okay für mich zu bleiben.“ Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Er lächelte leicht, legte sich dann einfach neben mich und zog mich in seine Arme. Mein Kopf lag an seiner Brust und ich hörte seinen stetigen Herzschlag. Die Wärme und das Geräusch seines Herzens beruhigten mich und ich schloss entspannt die Augen. „Schlaf gut.“ Flüsterte er und zog die Decke über uns beiden zu Recht. „Du auch.“ Erwiderte ich und schlief bald ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)