Close the Door von -Ray- ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Hey ho letzter Update liegt schon ne ganze weile zurück, bin zur Zeit gestresst durch Abschlussprüfungen, Wohnsituation, etc. Also lade ich hiermit ein eigentlich fertiges Kapitel hoch, das schon seit ein, zwei Monaten auf meinem PC schlummert und darauf wartet gelesen und kommentiert zu werden :) Schönes Wochenende an alle Close the Door Kapitel 9: „Du bist ein Nichtsnutz! Genauso wie dein versoffener Vater. Wage es bloß nicht noch einmal hier her zu kommen, oder ich rufe die Polizei und lasse dich einbuchten! Denn dort gehörst du hin. Ins Gefängnis, weit weg von mir und meiner Familie. Halt dich bloß fern und hau endlich ab!“ Ihre Stimme hallte durch meinen Kopf, grässlich verzogen, unangenehm laut und löste einen undefinierbaren einschießenden Schmerz in meinen Ohren aus. Ich rührte mich nicht. Starrte sie an! Wollte gehen, verschwinden, endlich hier weg, doch ich konnte nicht. Sie schmiss mit einer Vase nach mir, verfehlte mich knapp. Die Vase zerbrach an der hinter mir liegenden Wand, die Scherben fielen klirrend zu Boden. Das Geräusch hallte nach, war so präsent… „Wie kannst du es wagen, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Du gehörst nicht hier her! Du sollst verschwinden! Verschwinde endlich und komme nie wieder hier her!“ Die letzten Worte hatte sie geschrieen. Wieder durchzuckte mich ein lähmendes Gefühl des Schmerzes, wieder wollte ich wegdrehen und verschwinden. Ich versuchte verzweifelt mich zu rühren, versuchte wegzugehen doch es ging nicht. Meine Füße waren wie aus Stein. Panisch sah ich nach unten, sah wie sich meine Beine immer mehr in ein blasses grau verfärbten, spürte die langsame Kälte die immer weiter hinauf kroch, immer weiter, immer weiter in die Richtung meines Herzens, bis… -- Ich schreiend erwachte. Kalter Schweiß rann mir über die Stirn, mein Atem ging schwer. Ich riss die Augen auf und sah mich geschockt um. Es war Still um mich herum, die Vorhänge waren zugezogen, es rührte sich nichts. Sie war nicht hier…Niemand war hier… Mit einem Ruck setzte ich mich auf, schwang meine Füße aus dem Bett und stand auf. Ich lief mit schnellen Schritten zur Badezimmertür, ignorierte dabei den Schwindel und die bohrenden Schmerzen in meinem Kopf, riss die Tür auf und ließ mich vor dem Klo auf die Knie sinken und übergab mich. Mein Kopf fühlte sich an als würde er jeden Augenblick explodieren. Ich verschluckte mich, hustete leise. Meine Hände zitterten und ich spürte die Tränen, die sich langsam einen Weg über meine Wangen bahnten. Ein Schleier legte sich auf meine Augen. Meine Sicht verschwamm. Ich schluchzte leise. Matt hob ich einen Arm und betätigte die Spülung. Dann lehnte ich mich gegen die Duschkabine, direkt neben dem Klo und zog meine Beine an. Ich umschlang diese mit meinen Armen, legte meinen Kopf auf die Knie und versuchte verzweifelt die Tränen zurück zu drängen, mir klar zu machen, dass es nur ein Traum gewesen war. Doch die Bilder in meinem Kopf verschwanden nicht. Immer wieder sah ich sie vor mir, wie sie mich anschrie, mich panisch Richtung Tür schubste, versuchte mich los zu werden, mich aus ihrem Leben zu verbannen und aus ihren Gedanken zu eliminieren. Wie sie schützend eine Hand um die Schultern meiner Schwester legte. Ihre Augen… So voller Wut, Hass und Angst. Angst vor meinem Vater, Angst vor mir… Angst davor dass ich wieder in ihr Leben treten könnte, dass sie mich am Hals hätte, sich um mich kümmern müsste… Angst vor meinem Vater, der ihr vorwerfen könnte, was für eine schlechte Mutter sie war. Doch das hätte er nie getan… Wie denn auch, konnte er in seinem daueralkoholisierten Zustand doch keinen klaren Gedanken mehr fassen… Das Zittern meiner Glieder verstärkte sich, die Bilder in meinem Kopf überfluteten mich, nahmen mir jegliche Handlungskompetenz. Ich konnte mich nicht rühren, mich nicht beruhigen, konnte diese Bilder nicht mehr loswerden. Der Traum ließ mich nicht mehr los. Panik kam in mir auf. Plötzlich öffnete sich die Tür. Sie! schoss es mir durch den Kopf. Mein Herzschlag beschleunigte sich, mein Atem ging noch schneller. Etwas berührte mich an der Schulter, ich wich zurück. „Nein!“ rief ich aus, hob den Kopf, holte aus, doch er fing den Schlag geschickt auf. Erschrocken sah ich ihn an. Er streckte die Hand nach mir aus, griff nach meinen Schultern und zog mich an seine Brust. „Joseph…beruhige dich. Es ist alles okay. Es war nur ein Traum.“ So warm…dachte ich und schloss die Augen. Wurde ruhiger. Ließ mich einen Moment lang fallen. Ich wurde müde. Meine Glieder fühlten sich schwer an. Er stand langsam auf, nahm mich dann auf seine Arme und trug mich zurück in das Zimmer. Dort setzte er mich auf der Bettkante ab, drückte mich sanft zurück ins Kissen und deckte mich dann zu. Er lächelte sanft. Setzte sich einen Moment lang zu mir. „Wieder alles in Ordnung?“ fragte er leise. Ich nickte leicht. „Erzählst du mir von deinem Traum?“ Langsam schüttelte ich den Kopf. „Kann ich nicht…“ „Warum nicht?“ „Dann kommt alles wieder hoch.“ „Bitte…“ Ich schwieg einen Moment. Biss die Zähne zusammen und flüsterte schließlich fast unhörbar: „Es war ein Traum von meiner Mutter…“ „Ist sie tot?! „Nein…“ „Aber?“ Leicht schüttelte ich mit dem Kopf und schloss die Augen. „Ist sie für dich gestorben?“ „Ja…“ Ich spürte eine sanfte Berührung an meinem Arm. Versuchte ein Lächeln. „Wenn du möchtest, bleibe ich noch einen Moment hier.“ Bot er mir leise an. Kurz dachte ich darüber nach und sagte leise: „Gern.“ Er zog sich den Sessel ein Stück näher zum Bett und setzte sich hinein. Am Morgen erwachte ich recht früh. Blinzelnd wandte ich mich auf die andere Seite und entdeckte Seto der nach wie vor in dem Sessel lag und zu schlafen schien. Seine Körperhaltung sah ziemlich unbequem aus und schrie förmlich nach Verspannungen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete ich ihn. Seine entspannten Gesichtszüge ließen ihn um ein vielfaches freundlicher wirken. Keine Kälte, keine Verachtung, nichts von seiner ansonsten so perfekten Fassade, die er der Außenwelt präsentierte, war ihm Moment zu erkennen. Er wirkte jünger und unheimlich schön. Schließlich setzte ich mich auf. Meine Gedanken verwirrten mich. Das Bett knarrte leise und Seto rührte sich. Er schien wach zu werden. Seufzend mobilisierte er sich wieder in eine halbwegs sitzende Person und rieb sich kurz über die Augen. Dann sah er auf, entdeckte mich auf dem Bett. „Guten Morgen.“, wünschte er mir und zeigte ein leichtes entschuldigendes Lächeln. „Ich bin wohl eingeschlafen.“, stellte er fest und sah etwas zerknirscht auf eine Armbanduhr. Dann hob er seinen Arm und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck den Nacken. „Nicht sonderlich bequem.“ Ich lachte leise. „Ja den Eindruck hatte ich auch.“ Seto schmunzelte und stand dann auf. „Ich werde dann mal verschwinden.“ Als er an mir vorbei gehen wollte, griff ich schnell nach seiner Hand und hielt ihn auf. „Warte.“, bat ich ihn leise und zog ihn mit leichtem Nachdruck zu mir zum Bett. Er ließ sich ergeben darauf sinken und sah mich fragend an. „Was gibt’s?“ Ich schüttelte leicht mit dem Kopf und wandte den Blick von ihm ab. „Ich wollte nur…Danke sagen.“ Verwirrt sah er mich an. „Für was?“ „Du bist geblieben.“ Er lächelte und streckte die Hand nach mir aus. Es schien, als wolle er mir durch die Haare fahren, entschied sich dann im letzten Moment doch noch anders und legte mir nur kurz die Hand auf die Schulter. „Du musst dich nicht bedanken.“ „Doch!“, widersprach ich schnell. „Du…hast so viel Stress nur wegen mir, ich falle dir mit Sicherheit zur Last und ich kann mir vorstellen, dass du genervt bist, dir jetzt auch noch um mich sorgen machen zu müssen, obwohl du mit deiner Firma und deinem Bruder sicher schon genug Arbeit hast. Ich…werde nicht lange bleiben, wenn du willst, werde ich auch sofort verschwinden. Ich kann dir leider nichts dafür geben, dafür dass du mich aufgenommen hast und leider bin ich auch nicht Krankenversichert, aber wenn das in Ordnung ist, werde ich in den nächsten Wochen einfach noch mehr arbeiten, um dir die Schuld zu begleichen. Ich-.“ „Stopp!“, unterbrach mich Seto und schüttelte den Kopf. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Joseph. Ich will kein Geld, du sollst hier auch nicht verschwinden und du bist mir keine Last. Wir werden über alles Reden, okay? Ruh dich erst mal aus, ich lasse dir ein Frühstück bringen. Iss etwas. Schlaf noch ein, oder zwei Stunden.“ „Aber…“, versuchte ich einzulenken, doch er schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein Joseph. Vertraue mir einfach. Und lass uns später Reden.“ Ich nickte zögerlich und er stand erneut auf. „Also bis später.“ Damit verabschiedete er sich und ging aus dem Raum. Unschlüssig sah ich ihm nach. Ich hatte ihm so viel sagen wollen… Und auch wenn er sagte, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, tat ich es doch. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Ich konnte mich hier nicht ewig einquartieren. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich das ungute Gefühl in meinem Magen zu verdrängen. Es brachte mir nichts jetzt darüber nach zu denken, was sein würde und was sein könnte. Ich musste ihm vertrauen. Und je mehr Zeit ich hier verbrachte, desto mehr hatte ich das Gefühl ihm auch wirklich vertrauen zu können…auch wenn dieses Gespräch vom gestrigen Morgen mir immer noch schwer zu schaffen machte. Kaiba war auf einmal wieder so abweisend gewesen…so wie ich ihn kennen gelernt hatte. Und in der Nacht hatte er mich umarmt, beruhigt und ins zurück ins Zimmer getragen und war sogar die ganze Zeit über geblieben, trotz des unbequemen Sitzplatzes… Er verwirrte mich. Das hatte bisher nie jemand für mich getan. Und das verunsicherte mich. Ich hustete leise. Das Frühstück war gerade gekommen und ich hatte tapfer ein halbes Brötchen mit Butter beschmiert herunter gewürgt. Nicht das es nicht schmeckte, doch es fehlte mir schlichtweg an Appetit und Hunger. Also ließ ich den Rest stehen, seufzte leise und schwang dann meine Beine aus dem Bett. Ich wollte duschen. Umständlich zog ich mir das T-Shirt über den Kopf und vernahm auch schon wieder ein Klopfen an der Tür. Seto trat ein, sah mich verwirrt an und nickte schließlich. Er hatte verstanden. „Komm ich helfe dir.“, sagte er und kam zu mir, um mir den Verband abzunehmen. Es war mir Peinlich und ich wandte den Blick ab, damit er die leichte Röte auf meinen Wangen nicht bemerkte. Mit sanften Bewegungen, entfernte er nach und nach den dicken, weißen Verband und zutage kamen zwei große, dunkelrot gefärbte Blutergüsse unterhalb meines Herzens. Seto stand immer noch hinter mir, fuhr mit einer leichten Berührung eine der vielen Narben auf meinem Rücken nach und wandte sich dann ab. „Ich komme gleich wieder und bringe frische Kleidung mit. Eine Short findest du noch in dem Schrank, aber ich glaube mit T-Shirts sieht es schlecht aus. Ich nickte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust um die Sicht auf die vielen andern kleinen Narben, Blutergüsse und Schrammen zu verdecken. Erst als sich die Tür hinter ihm Schloss, sah ich wieder auf und seufzte leise. Ich benahm mich wie ein kleines Kind. Langsam ging ich zum Schrank, öffnete eine der vielen Türen und suchte mir eine frische Short und eines der weißen, großen und flauschigen Handtücher heraus. Dann verbarrikadierte ich mich im Badezimmer, zog mir meine restlichen Sachen aus und stellte mich unter das lauwarme Wasser. Genießerisch schloss ich die Augen, verdrängte für einen Moment den Schmerz in meiner Brust und den Schwindel in meinem Kopf und gab mich ganz dem Gefühl des angenehm warmen Wassers hin, das stetig über mein Gesicht, meine Schultern und meine Brust rann und sich zu kleinen Flüsschen bündelte, die sich immer wieder einen neuen Weg über meinen Körper hinweg bahnten. Nach wenigen Minuten stellte ich das Wasser ab, griff nach dem Handtuch und trat aus der Kabine um mich abzutrocknen. Seife hatte ich keine verwenden wollen, dafür waren die Wunden noch zu frisch. Ich wollte das Risiko, mir selbst noch mehr Schmerzen zuzuführen, möglichst vermeiden. Ich trocknete mich ab, schlüpfte in die Short und die Jogginghose und trat dann aus dem Badezimmer, zurück in das Gästezimmer, in dem Seto schon geduldig auf mich wartete. Er hatte den Verband wieder zusammengerollt und sah mich abwartend an. Verwirrt trat ich zu ihm und ließ mir von ihm den Verband wieder anlegen. Warum hatte er keinen seiner Bediensteten darum gebeten? fragte ich mich in Gedanken. Ich beobachtete seine schlanken Finger dabei, wie sie den weißen Stoff nach und nach wieder um meinen Oberkörper wickelten. Seine Hände schienen für diese Tätigkeit überhaupt nicht geschaffen. Nicht das er ungeschickt war, nein, daran lag es nicht, vielmehr war es das Gefühl in meinem Inneren, dass es falsch war, was er tat. Er gehörte in sein Büro, in seinen geregelten Tagesablauf. Ich war kein Teil seines Lebens, gehörte hier nicht hin… Als Seto fertig war, drehte er sich zum Bett, griff nach dem T-Shirt, das er mitgebracht hatte und reichte es mir. „Hier.“ „Danke.“ Umständlich schlüpfte ich hinein. Sah ihn einen Moment lang an. Dann hielt ich es nicht mehr aus. „Warum tust du das alles?“ fragte ich ihn und sah ihn mit zusammengebissenen Zähnen an. Ich war unsicher...bereute es schon jetzt das Thema angesprochen zu haben. „Was meinst du?“, wich Seto aus, und schob mich Richtung Bett. Doch ich machte einen leichten Schritt nach rechts, wollte mich nicht hinlegen, sondern mit ihm auf einer Höhe sein. „Warum hilfst du mir?“, konkretisierte ich meine Frage. „Komm schon, leg dich wieder hin. Genug herumgehampelt.“ „Nein!“ Er hob den Blick. Sah mir in die Augen. Ich spürte, dass er nicht Antworten wollte. Griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest. „Sag schon…“ „Die Frage ist überflüssig.“, stellte er fest. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, er setzte nach und nach seine altbekannte Maske auf, und sah mich mit durchdringenden Augen an. Das machte mir Angst. Trotzdem brach ich den Blickkontakt nicht ab. „Du weißt genau, weshalb.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein…ich weiß gar nichts… Ich weiß lediglich, dass ich die letzten Jahre immer dachte, dass du mich hasst. Mich verabscheust und mich deshalb an einer Tour beleidigst… Und ich muss zugeben ich empfand nach und nach auch eine Art Hass dir gegenüber. Weil ich es nicht verstand!“, erklärte ich ehrlich. „Das ist doch alles Quatsch.“ „Das hast du dem Arzt auch gesagt. Aber warum hast du es dann getan? Warum hast du mich als Dreck bezeichnet, warum war ich für dich immer nur der dumme Köter, der nichts zu Stande-.“ „Hör auf! Ich habe dich nie als Dreck bezeichnet und du bist nicht dumm.“ Seto seufzte, fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare und sah mich dann mit einem leicht flehenden Blick an, der mir vermittelte: „Bitte zwing mich nicht, zu sagen was ich fühle…“ Doch ich ließ nicht locker. „Warum hast du es dann immer wieder gesagt? Warum? Und wenn du mich so hasst, warum hilfst du mir dann?“ „Ich hasse dich nicht, Joseph! Würde ich dich hassen, wärest du nicht hier. Und würde ich dich hassen, hätte ich nie mit dir ein Wort gewechselt…“ Verwirrt trat ich einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das verstehe ich nicht…“ Erneut seufzte Seto. „Lass uns das Thema auf sich beruhen lassen. Wir reden ein andermal darüber.“ „Nein! Es nützt nichts, Seto. Wir können nicht alles einfach immer verschieben! Irgendwann müssen wir auch mal anfangen ernsthaft zu reden…“ entgegnete ich ungeduldig. Er nickte. „Ja…wir müssen anfangen ernsthaft zu reden, Joseph. Doch ich kann dir Momentan nicht helfen.“ Seine Stimme war ruhig und gelassen, und gleichzeitig hatte ich den Eindruck, es schwang etwas Trauriges darin. Verwirrt sah ich ihn an. „Wie meinst du das?“ „Ich meine damit, dass du mir nicht vertraust…solange du mir nicht vertraust, kann ich nichts tun.“, erklärte er und verzog seine Mundwinkel zu einem ganz leichten, traurig wirkenden Lächeln. Meine Augen weiteten sich. Vertrauen? Das war zu schwer…zu viel verlangt… Ich trat einen weiteren Schritt zurück, wandte den Blick ab und spürte einen unheimlich großen Druck in meiner Brust. Ich schluckte. „Aber du weißt doch ganz genau, was passiert ist! Warum muss ich es denn unbedingt auch noch aussprechen!“, fragte ich ihn laut. Ich griff mir an die Brust, presste meine Rechte auf die Stelle, an der ich mein Herz vermutete und versuchte verzweifelt den Druck los zu werden. Ignorierte den Schmerz, den meine verkrampfte Haltung auslöste. „Joseph…Es geht nicht darum was ich weiß und was nicht. Es geht darum, dass du es aussprichst! Mit mir darüber redest!“ „Das kann ich nicht!“ Ich schüttelte den Kopf. Immer wieder, stolperte einen weiteren Schritt zurück, spürte die Kommode hinter mir, lehnte mich unauffällig an sie und versuchte das Zittern in meinen Gliedern nicht zu beachten. „Dann lass dir Zeit.“ Seto kam auf mich zu, spürte aber wie ich abblockte und hielt kurz Inne. Ich wollte nicht dass er näher kam. Und gleichzeitig schrie mein Innerstes nach körperlicher Nähe. Nach seiner Nähe. Er streckte eine Hand nach mir aus, berührte mich leicht an der Schulter. Ich zuckte zusammen, wandte den Blick zu Boden. „Joseph…“, sprach Seto leise und kam einen weiteren kleinen Schritt auf mich zu. „Komm schon her…“ Damit zog er mich zu sich heran und nahm mich in seine Arme. Ich atmete tief ein und aus, schloss die Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. „Du verlangst so viel…“, flüsterte ich leise und spürte, wie sich mein Körper verselbstständigte und meine Hände ihren Weg zu Setos Rücken fanden, um die Umarmung zu erwidern. Es tat gut…körperliche Wärme tat unheimlich gut. Der Druck in meiner Brust und das Zittern ließen nach. Die Kälte in meinem Inneren verschwand nach und nach. Wärme machte sich breit, umhüllte mich, umhüllte mein Herz. Es beruhigte mich. „Ich weiß…“ entgegnete Seto und hielt mich fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)