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Pain of an angel

von

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Der letzte Schritt

Sein Vater hatte recht gehabt. Der kleine Besuch bei der Medusa Kaskade hatte ihn beeinflusst, wenn auch nicht so, wie der Time Lord es beabsichtigt hatte. Immerhin hatte Theta Sigma die Academy abgeschlossen. Zwar hatte es eine ganze Weile gedauert, viele Nerven gekostet und seine Noten waren nie wirklich auf den grünen Zweig gekommen, aber er war ein Time Lord geworden, ein Time Lord, den alle als einen brillanten und exentrischen Wissenschaftler namens ‚der Doctor’ kannten.
 

Er war jung, zumindest für gallifeyische Verhältnisse, auch wenn sein äußeres nicht darauf schließen ließ. Er sah aus wie ein alter Mann, mit grauen, zurückgekämmten Haaren und vielen Falten in im Gesicht. In vielerlei Hinsicht versuchte er auch wie ein alter Mann zu sein, alt, mürrisch und wichtig. Er war mittlerweile sogar Großvater, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er jung war. Um die vierhundertfünfzig Jahre in seiner ersten Inkarnation war wirklich nicht alt.
 

Der Doctor hatte mit seiner Familie nicht wirklich Glück gehabt. Sie hatten sich nie mit seiner Denkweise und seinen Ansichten anfreunden können, außer an einem einzigen Tag, wo sie ernsthaft das Gefühl gehabt hatten, dass in seinem Kopf doch irgendetwas wie Vernunft zu existieren schien. Seine Hochzeit. Seine Hochzeit mit der Tochter eines anderen, hoch anerkannten Hauses. Sie war wunderschön gewesen. Ihre langen, rotblonden Haare hatten im schein der Zwillingssonnen wie Feuer gewirkt und ihre Augen waren so blau wie ein irdischer See unterm Sternenhimmel. Er hatte sich mit einem einzigen Blick in sie verliebt und ihr hatten seine ungewöhnlichen Ansichten gefallen, doch die Hochzeit war im wahrsten Sinne des Wortes eine Katastrophe gewesen.
 

Es hatte damit angefangen, dass der Doctor vergessen hatte, dass er überhaupt heiratete. Wieso hatte man ihn nicht daran erinnert? Irgendwann gegen Mittag war sein Bruder zu ihm gekommen und hatte ihn gefragt, ob er schon fertig wäre. Der Doctor hatte ihn verständnislos angesehen. „Für was?“
 

„Für die Hochzeit.“
 

„Hochzeit? Welche Hochzeit?“ Der Doctor hatte seinen Bruder angesehen, erst verständnislos, dann beleidigt. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du heute heiratest!“
 

Damals hatte er sich nicht erklären können, wie es ihm gelungen war, seine eigene Hochzeit komplett aus dem Gedächtnis zu verbannen, doch heute glaubte er die Antwort dafür gefunden zu haben. Unterbewusst hatte er wahrscheinlich damals schon gewusst, dass diese Ehe niemals funktionieren konnte. Aber beim Vergessen war es nicht geblieben. Wäre ja auch zu schön gewesen. Nachdem ihm also nur wenige Stunden vor seiner Hochzeit mitgeteilt worden war, dass er heiratete, kam es auch gleich schon zum nächsten Problem: Sein Hochzeitsgewand. Auf Gallifrey war es Tradition, in den Gewänden der Time Lords zu heiraten, doch der Doctor, wie konnte es auch anders sein, fand diese Roben mehr als nur albern. Jedes mal, wenn er seine scharlachrote und orangene Robe anzog und dazu diesen furchtbar lächerlichen Hut aufsetzte, fühlte er sich wie ein Clown. Aus diesem Grund hatte er sie auch versehentlich verlegt und genauso versehentlich hatte er keine Ahnung gehabt, wo sie war. Er und sein Bruder hatten eine halbe Ewigkeit gebraucht, bis sie sie endlich gefunden hatten. Aber natürlich war das Vergessen und das Verlegen immer noch nicht alles. Das nächste Problem war plötzlich der zukünftige Schwiegervater gewesen, der unglücklicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt vorbeikam, um zu sehen, warum sein Schwiegersohn immer noch nicht aufgetaucht war, genau just in dem Moment, als der Doctor ein paar unhöfliche Worte über verstaubte Traditionen fallen ließ. Zu einer noch viel unglücklicheren Weise war der zukünftige Schwiegervater der amtierende Kastellan und es hatte unglaubliche Überzeugungskraft gekostet, ihn davon abzuhalten, die Hochzeit nicht sofort abzusagen. Wunderbar. Er hatte somit seine Hochzeit vergessen, seine Festgewänder verlegt, es sich mit seinem Schwiegervater verscherzt und es war natürlich unnötig zu erwähnen, dass er auch noch zu spät gekommen war. Irgendwie hatte der Doctor kein Händchen für Hochzeiten.
 

Die Hochzeit lag jetzt so lange zurück und die ersten Jahre waren wirklich schön gewesen. Er erinnerte sich gerne an die Zeit zurück, als er zum ersten Mal seine Kinder in den Armen gehalten hatte. Sie hatten gelächelt, ein Lächeln, schöner als die Sonnen, schöner als der Abendhimmel über Gallifrey und es hatte ihn mit Stolz erfüllt. Doch wie so vieles in seinem Leben, war ihm auch dieses Glück nicht lange verwehrt gewesen. Seine Kinder schlugen fast allesamt nach seiner Familie und nicht nach ihm. Auch seine Frau hatte sich ihm irgendwann abgewandt und er hatte es ihr nicht einmal verübeln können. Sie hatte den Blicken nicht mehr standhalten können, die man ihr als Gattin eines Sonderlings zugeworfen hatte.
 

Irgendwie, dachte der Doctor, als er gemächlichen Schrittes durch die weiten Gänge des Kapitols wanderte, schien er kein Familienmensch zu sein. Die Familie war scheinbar auch zu dem Schluss gekommen und hatte ihn verstoßen. Aber er hatte sich längst damit abgefunden. Er war, wer er war und das war gut so. Er würde mit niemanden tauschen wollen, egal ob es seinem Volk passte oder nicht.

Der Gang, den der Doctor entlang schritt, war leer und er wusste, dass er nur sehr wenige Leute hier antreffen würde. Dieser Bereich des Kapitols, in dem er sich gerade befand, war abgesperrt. Man durfte ihn nur mit Befugnis betreten, eine Befugnis, die man mindestens vom Kastellan erhalten haben musste. Das, was hier verborgen wurde, war noch zu empfindlich, um an einen sehr belebten Ort gebracht zu werden. Aber der Zeitpunkt war nahe. Vielleich war die Gute bereits morgen so weit, zum leben zu erwachen, vielleicht auch schon heute, vielleicht auch erst in Wochen. Niemand konnte es wissen und genau deswegen war er hier. Man hatte ihn geschickt, damit er die Gute inspizierte, immerhin hatte er an ihrer Erschaffung mitgewirkt. Etwas, was ihn mit Stolz und Traurigkeit zugleich erfüllte.
 

Es wurde kühler. Sie war noch zu empfindlich für eine wärmere Temperatur, doch man begann bereits, sie schrittweise an die Wärme zu gewöhnen. Der Doctor konnte es spüren, die leichten Schwankungen. Das war ein gutes Zeichen. Das bedeutete, dass ihre Funktionen die letzte Stufe erreicht hatten. Bei dem Schluss huschte ein leichtes Lächeln über das alte Gesicht. Als er um eine Ecke bog, blieb er stehen. Da stand sie. Der Prototyp. Die neuste, verbesserte Vision der Typ 40 TARDIS. Die neuste Errungenschaft in Sachen Reisen durch Raum und Zeit. Und das beste war, dass er seinen Teil dazu beigetragen hatte.
 

Im Moment war es jedoch offensichtlich, dass die TARDIS noch nicht einsatzbereit war. Überall lagen Schläuche herum, Kabel und Drähte versperrten ihm den Weg, Leitungen schimmerten im Dämmerlicht. Die Tür zur TARDIS, die in der Form einer gallifreyischen Säule vor ihm stand, stand offen. Stimmen drangen daraus hervor. Waren die Techniker am Werk?
 

„Wie laufen die Arbeiten am Notfallprogramm?“, erklang eine raue Stimme aus dem Inneren des Prototyps.
 

„Ich bin fast fertig. Ich muss nur noch die letzten Modifikationen durchnehmen“, antwortete eine erschöpfte Stimme.
 

„Wie sieht es bei dir aus?“, fragte die erste Stimme.
 

„Chameleon Circuit gefixt. Monitore gefixt. Datenbank gefixt. Aber was hat sich der Doctor bei diesem … diesem Ding hier gedacht? Was ist das eigentlich?“, fragte eine dritte Stimme.
 

Eine kurze Pause trat ein, dann war wieder die zweite Stimme zu hören. „Wahrscheinlich irgendetwas völlig unwichtiges, oder irgendetwas, was seinem verwirrten Geist entsprungen ist … Freundlich ausgedrückt … Ach kommt schon … Ihr wisst genau, was ich meine. Er ist nicht gerade koscher.“
 

„Koscher?“, erklang die dritte Stimme. „Du bist wirklich gut gelaunt heute. Gestern hast du noch ganz anders geklungen. Wie war das? Er ist verrückt, unverantwortlich, kauzig, eingebildet, unhöflich, schräg, gefährlich, steht für alles, was gegen die Prinzipien der Time Lords steht …“
 

„Ja, wir wissen, was du meinst“, unterbrach die erste Stimme. Sie klang amüsiert. „Wir kennen ihn. Und wir wissen alle, dass man sich nicht zu sehr mit ihm einlassen sollte. Nicht, dass er am Ende noch einen schlechten Einfluss ausübt. Lass das Ding in Ruhe. Es ist seinem Geist entsprungen, also wird er auch wissen, wie damit zu handhaben ist.“
 

„Das würde ich meinen“, erklang plötzlich die Stimme des Doctors, der an der Tür der TARDIS stand. Die drei Techniker wirbelten erschrocken herum, einer von ihnen senkte beschämt den Blick, die anderen beiden taten so, als wäre nichts gewesen.
 

„Doctor“, sagte der Mann mit der ersten Stimme. „Schon hier?“
 

„Da ich hier vor euch stehe, wird es wohl so sein.“ Er trat an ihnen vorbei und betrachtete die Steuerkonsole. Sie schien im Dämmerlicht, dass das Innere erhellte, leicht zu glänzen. Aber wen wunderte es? Die Konsole war noch nie benutzt worden. Sie war neu und ungebraucht. Sein zweiter Blick fiel auf das, was von einem der Männer als sein komisches Ding beschrieben worden war, was sich jedoch als ein irdischer Dateneinschieber entpupte, der eigentlich dafür gedacht war, Daten zu ermitteln, die zu primitiv waren, um mit der fortschrittlichen Time Lord Technik entziffert zu werden. Das war doch bereits auf den ersten Blick erkennbar! Mit der Konsole selber hatte er, leider, nichts zu tun gehabt. Man war der Meinung gewesen, dass dem schlechtesten Piloten auf ganz Gallifrey so etwas nicht anvertraut werden konnte. Obwohl er es niemals zugeben würde, so hatte er es bis heute nicht geschafft, einen, wie die Menschen es nannten, Führerschein für die TARDIS zu erhalten. Seine Flugkünste waren wirklich grottig. Anstatt auf Clom im Jahre 86 zu landen, hatte er es irgendwie auf einen gerade ausbrechenden Vulkan auf dem Planeten Rigel geschafft. Bei einer anderen Landung war es zu einem Paradoxon gekommen, warum auch immer. Ein anderes Mal musste sein Prüfer sogar regenerieren, weil er die Kontrolle über die Zeitkapsel verloren hatte. Jedenfalls war das der Grund, warum der Doctor bis heute noch keine eigene TARDIS besaß, der Grund, warum er immer noch hier festsaß.
 

Sein Aufgabengebiet waren die Sensoren und Sicherheitseinrichtungen gewesen, die, wie konnte es auch anders sein, selbstverständlich hervorragend funktionierten. „Die TARDIS ist kurz vor ihrer Vollendung?“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er konnte spüren, wie die Lebensgeister des Schiffes immer weiter zunahmen. Freute sie sich, ihn zu sehen? Der Doctor zeigte es nicht, doch innerlich genoss er jeden Augenblick, den er in ihr verbringen konnte. Die Luft, so steril sie auch noch sein mochte, roch nach neuen Erfahrungen, nach neuen Welten, nach Entdeckungen.
 

„Es fehlen nur noch die Feineinstellungen“, sagte der Mann mit der zweiten Stimme. „Sie wird in wenigen Stunden einsatzbereit sein.“
 

„Das ist schön zu hören.“ Der Doctor hatte ihnen den Rücken zugekehrt.
 

Andernfalls hätten sie das leichte, verwegene Lächeln bemerkt, das sich über seine Lippen legte. „Ich wurde hier her geschickt, damit ich mir ein genaues Bild über die Sachlage verschaffen kann. Ich schlage vor, dass es angebracht wäre, dass wir mit den internen Kommunikationssystemen und Sensoren beginnen. Ich schlage vor, dass ihr drei unterschiedliche Räume begeben. Ich werde die notwendigen Analysen vornehmen.“
 

Die drei Techniker wechselten hinter seinem Rücken einen kurzen, vielsagenden Blick, dann verschwanden sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren hinter einer weißen Türe, die sich beinahe geräuschlos hinter ihnen wieder schloss. Das Lächeln auf dem Gesicht des Doctors wuchs. Mit funkelnden Augen trat er näher an die Konsole heran und begann einige Tasten zu drücken. Er würde die inneren Funktionen dieses wundervollen Schiffes prüfen, daran bestand keinen Zweifel, doch zuvor hatte er noch etwas wichtigeres zu erledigen. „Ruhig, mein Mädchen“, sagte er leise. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch ein leichtes Vibrieren signalisierte ihm, dass sie ihn hören konnte. Gekonnt drückte er einige weitere Knöpfe, dann legte er seine Hand auf einen Schalter. Er zögerte. Wenn er jetzt tat, wozu er in Wirklichkeit gekommen war, so wusste er, würde er es keinen Weg mehr zurück geben. Er hatte lange gezögert, diesen letzten Schritt zu unternehmen, vielleicht sogar zu lange, doch er konnte seine Natur nicht mehr verbergen. Er musste es tun. „Ich muss.“ Und mit diesen Worten legte er den Schalter um. Es gab ein leises, kaum wahrnehmbares Zischen, als sich unter der Konsole eine Klappe öffnete. Ächzend kniete sich der Doctor nieder, legte sich auf den Rücken und schob sich unter die Konsole. Er mochte zwar nicht alt sein, doch die Knochen dieses Körpers wurden langsam morsch. Aber im Moment hatte er keine Zeit, sich damit zu befassen. Er musste sich beeilen. Grünes, sanft pulsierendes Licht brach aus der Klappe hervor, erhellte sein Gesicht. Mit fest zusammengepressten Lippen steckte er seine Hand in den Schacht. Seine Finger ertasteten etwas, einen Kristall. Genau das, was er gesucht hatte. Ein leises Geräusch, so als würde etwas abgebrochen werden, war zu hören, doch dieser Klang wurde von den tiefen Atemzügen des Time Lords überdeckt, der seine Hand zurück zog, wieder unter der Konsole hervor kam und dafür sorgte, dass sich die Klappe wieder schloss. Er hatte es getan. Er konnte die pulsierende Wärme in seiner Hand spüren, die fest einen kleinen Kristall umschloss. Es war nicht irgendein Kristall. Es war ein besonderer Kristall. Eine TARDIS Koralle, frisch aus dem Zuchtkasten entnommen. TARDISE baute man nicht, man züchtete sie. Sie war ein denkender und fühlender Organismus, der mit seinem Besitzer eine psychische Verbindung einging und als der Doctor den von ihm gestohlenen Kristall in seiner Innentasche verstaute, spürte bereits ein angenehmes Ziehen in seinem Nacken. Er hatte etwas schlimmes getan, doch die TARDIS schien damit einverstanden zu sein.

Das Gesicht des Doctors war ausdruckslos, als er sich wieder der Konsole zuwandte. Wie lange würden die Time Lords brauchen um herauszufinden, was er getan hatte?
 

Wie die meisten Time Lords, so hatte auch der Doctor seine Räume innerhalb der Zitadelle. Ohne groß auf seine Umgebung zu achten, schritt er durch zahlreiche Gänge, nickte einigen vorbeikommenden Time Lords nur knapp zu oder ignorierte sie ganz, bis er vor einer Türe stehen blieb. Er öffnete sie und betrat seine Räume.
 

Es war ruhig. Offenbar schien niemand da zu sein. Das war gut, das war sehr gut. Im Moment konnte er niemanden gebrauchen. Vorsichtig zog er den Kristall aus seiner Innentasche. Die grünlich pulsierende TARDIS Koralle lag warm in seiner Hand, bis sie in einen speziell umgebauten Kasten gelegt wurde, den der Doctor hinter einem Bücherregal hervorholte, in dem echte Bücher standen. Es gab keinen besseren Versteck für seinen Schatz, als hinter einem Bücherregal. Kein Time Lord würde dort suchen, einfach weil es ihnen zu suspekt war. Das Versteck würde zum Glück nicht lange von Nöten sein müssen. Nur so lange, wie die neue TARDIS brauchen würde zu wachsen und da der Mutterkristall selbst noch in der Entwicklungsphase befunden hatte, würde der Abkömmling rasch wachsen, besonders in Anbetracht der von ihm vorgenommenen Modifikationen. Ein paar Tage, höchsten, jedenfalls nicht länger als eine Woche. Hoffentlich brauchten die Time Lords noch eine Weile, bis sie herausfanden, was er getan hatte. Diebstahl war ein schweres Verbrechen auf Gallifrey, besonders wenn er von einem Time Lord begangen wurde.
 

Kaum hatte der Doctor den Kasten wieder hinter dem Regal versteckt, hörte er auch schon, wie sich die Türe hinter ihm öffnete. „Großvater? Du bist schon wieder zurück?“
 

Er drehte sich um und lächelte. Da stand sie, das einzige Familienmitglied, das ihm noch geblieben war, die einzige aus seiner Familie, die ihm wirklich etwas bedeutete. Sie stand da, mit kurzen, dunklen Haaren und funkelnden Augen. „Hallo, Susan, mein Kind“ Lächelnd kam sie auf ihn zu und er schloss sie in seine Arme. Er hatte ihr nicht erzählt, was er vor hatte und in diesem Moment hatte er auch nicht vor, es nachzuholen. Sie war der Grund, warum er noch hier war, warum er es noch nicht über sich gebracht hatte, den letzten Schritt zu tun. Seine geliebte kleine Susan …
 

„Ist alles in Ordnung, Großvater?“, fragte sie besorgt, als sie ihn ansah.
 

„Es ist alles in Ordnung, mein Kind. Mach dir keine Sorgen.“ Es war alles in bester Ordnung.
 

Ein plötzliches Klopfen ließ ihn aufschrecken. Verwirrt sah er sich um. Das Licht im Zimmer war gedämpft, auf dem Boden lag ein Buch, ‚die Zeitmaschine’, in dem er gelesen hatte, bevor er eingenickt war. Aber was war denn los? Verwirrt sah er sich um. Es war in den frühen Morgenstunden. Es gebot allein die Höflichkeit, zu dieser Stunde nicht zu stören, es sei denn-
 

„Sofort aufmachen!“, erdröhnte eine tiefe Bassstimme. Das Klopfen wurde lauter, eindringlicher.
 

Sie waren da. Einen Moment war der Doctor wie gelähmt. Er hatte gewusst, dass sie eines Tages kommen würden, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geschehen würde.
 

„Aufmachen, sofort! Wir wissen, dass du da drinnen bist, Doctor!“
 

„Was ist denn los, Großvater?“, erklang plötzlich eine müde Stimme an seiner Seite. Er sah auf. Susan war neben ihn getreten. Verwirrt wanderte ihr Blick von der Tür zu ihrem Großvater und wieder zurück. „Was hast du getan?“
 

„Im nahmen des Hohen Rates“, erklang die Stimme von neuem, „aufmachen!“
 

„Oh, Großvater!“ Susan sah ihn an, nicht vorwurfsvoll, nicht verständnisvoll, sondern einfach nur besorgt. „Was hast du getan?“
 

Der Doctor stand auf. Mit zielsicheren Schritten durchquerte er den Raum, bis er vor einer großen Topfpflanze zum Stehen kam. Susan konnte nicht sehen, was er als nächstes tat, doch als die Pflanze sich plötzlich öffnete, war ihr schlagartig alles klar. Fassungslos starrte sie ihn an. Warum war sie so überrascht? Tief in sich drinnen hatte sie längst gewusst, dass es irgendwann einmal so kommen würde.
 

„Du hast eine TARDIS gestohlen.“ Ihre Stimme verlor sich fast im immer stürmischer werdenden Klopfen.
 

„Das war unsere letzte Warnung!“ Es erklang keine Antwort. „Brecht die Türe auf!“
 

Der Doctor sah Susan an. Er wusste, dass er keine Zeit verlieren durfte, doch im Augenblick kümmerte es ihn nicht. Für ihn gab es nur noch sein geliebtes Enkelkind, seine geliebte Susan, die er bereits als Baby in seinen Armen gewogen hatte und die er, nachdem ihre Eltern auf tragische Weise verschieden waren, aufgezogen hatte. Die einzige Familie, die ihm noch geblieben war, der einzige Grund, der ihn noch nach an Gallifrey band. „Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst.“ Sie antwortete nicht, sah ihn einfach nur an, verängstigt, überrumpelt, hin und hergerissen zwischen Heimat und Familie. „Ich könnte es verstehen.“ Sie war noch jung, viel jünger als er. Er wusste, was er von ihr verlangte. Er stellte sie vor eine Wahl, eine Wahl zwischen ihm und dem Unbekannten und dem, was sie kannte, was sie gewohnt war. Er wünschte, dass er sie hätte besser vorbereiten können, doch andererseits hatte er damit gerechnet, noch mindestens einen Tag länger Zeit zu haben.
 

Von der Tür drangen seltsame Geräusche an sein Ohr. Nervosität wuchs in ihm, doch er zeigte es nicht. Wie ein Fels stand er da, das Gesicht völlig ausdruckslos, doch seine Augen voller Wärme für das Mädchen, dass er mehr liebte als sich selbst. Er hatte die Sicherheitsvorkehrungen an seiner Türe modifiziert, doch er wusste, dass die Wachen nicht lange brauchen würden, um durchzubrechen. Die Situation war angespannt, gefährlich, doch er war überraschend ruhig. Er stand da und sah Susan an; auf das kleinste Zeichen von Zustimmung oder Ablehnung wartend.
 

Susans Blick huschte immer wieder zur Türe, dann zu ihrem Großvater und dem, wovor er stand. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Die Situation hatte sie vollkommen überrascht. Wie konnte ihr Großvater nur so ruhig bleiben? Wenn man ihn verhaftete, dann … Sie wagte es nicht, den Gedanken zu ende zu führen. Eine Verhaftung würde er nicht überstehen. Er war so alt, bereits ein wenig gebrechlich. Er brauchte sie. Er brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte. Er würde alleine in der TARDIS nicht zurecht kommen, nicht ohne sie. Sie liebte ihn viel zu sehr, um ihn einfach so ziehen zu lassen oder zusehen zu können, wie man ihn inhaftierte. Sie konnte ihn nicht alleine ziehen lassen.
 

In dem Augenblick, als die Wachen die Tür aufbrachen und mit erhobenen Waffen in den Raum sprangen, erfüllte ein lautes, kratzendes, schleifendes Geräusch die Luft. Im immer noch vorherrschendem Dämmerlicht sahen sie eine große Topfpflanze, die vor ihrer Nase dematerialisierte. Einer von ihnen, der Commander der Gruppe, machte fluchend einen Satz darauf zu, doch es war bereits zu spät. Die TARDIS war verschwunden, der Doctor war weg.
 

Im inneren der TARDIS betätigte der Doctor die Steuerkonsole. Susan half ihm dabei. Seine geliebte Susan, die alles für ihn aufgegeben hatte, nur um bei ihm zu bleiben. Er konnte ihr nicht sagen, wie stolz er auf sie war. Sein ganzes Leben lang hatte er davon geträumt, mit seiner eigenen TARDIS das Weltraum zu erforschen. Nun war es endlich so weit und er war nicht alleine. Sie war bei ihm, sie würde an seiner Seite sein, egal was auf sie warten würde. Der Doctor sah auf, sie lächelte ihn an. Es war ein wunderschönes Lächeln, so voller Wärme, so voller Liebe. Es würde ihn sein ganzes Leben lang begleiten, ein Leben fern ab seiner verstaubten Welt, seiner beinahe schon gleichgültigen Rasse. Es war nicht mehr das Leben eines gewöhnlichen Time Lords, von nun an war es das Leben eines Abtrünnigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Die_BMF
2009-05-19T19:59:38+00:00 19.05.2009 21:59
HuHu! Bin Ich würdlich die Erste die zu diesen Kapitel ein Kommi schreibert?
Na dann! LOL!
WOW! Ich bin Beeindruckt!
Ist der Name des Doctors würglich Theta Sigma???
Jetzt weiß Ich wie der Doctor zu den Namen Doctor kamm und das Seine Enkeltrochter Ihn auf Seinen Ersten Reisen bekleidte hatte!
Ich kenn Ja nur die Serie mit den 9ten und 10ten Doctor(also die Ersten Beiden Staffel der Neuen Serie)

Sailormoon-fan

P.s. Dieses Kapitel hat Mir so was von Super Gut gefallen!




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