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Unerwünschte Mitbewohner

von

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Ich hasse Keller

4.

Mein Kopf schmerzte und ich fühlte mich ziemlich erschlagen, als ich wieder zu mir kam. Seltsamerweise lag ich in meinem Bett, obwohl ich mich nicht erinnern konnte, von selbst hier her gekommen zu sein. Dann entdeckte ich des Rätsels Lösung: Marvin, der neben mir unruhig schlief und ab und zu unverständliches Zeug nuschelte. Was suchte er eigentlich hier?

„He, Marvin, aufwachen.“ Ich rüttelte ihn an der Schulter, bis er überrascht hochschrak und mich sofort mit irgendwelchen Fakten bombardierte. Zuerst verstand ich weniger als Bahnhof, doch endlich kam die Erinnerung zurück und ich sprang so hastig auf, dass ich Marvin fast auf den Boden schubste.

„Weißt du, wohin... dieses Vieh ihn gebracht hat?“

Traurig schüttelte der Freund meines Bruders den Kopf und murmelte irgendeine Entschuldigung, obwohl er eigentlich nichts dafür konnte, typisch Marvin.

„Wir müssen Jonas suchen.“ So unwohl ich mich dabei fühlte, nachts um zwölf durch unser nicht ganz so normales Haus zu laufen, irgendwie mussten wir meinen Bruder finden, wer weiß, was dieses Etwas mit ihm anstellte. Natürlich merkte ich, dass Marvin noch größeren Widerwillen hegte, weil er ein sehr schreckhafter Junge war, aber für Jonas würde er es bestimmt in Kauf nehmen.

„Okay, wo fangen wir an?“ Ich wusste es doch, er machte mit.

„Am besten erst mal hier auf der Etage und dann... im Keller.“ Genau der Ort, an dem ich heute auf keinen Fall suchen wollte, schon bei Tag fand ich ihn ziemlich unheimlich. Lag vielleicht daran, dass ich das von allen Kellern hielt, egal zu welcher Tageszeit.

Nervös durchforschten Marvin und ich nacheinander die Küche, das Bad, das Wohnzimmer und Jonas’ Zimmer, doch dort fanden wir keine Spur von meinem Bruder und seinem Entführer. Nun wurde es also ernst.

„Müssen wir wirklich in den Keller?“ Marvins Stimme zitterte leicht und er flüsterte wieder fast, sodass ich mich anstrengen musste, um überhaupt etwas zu verstehen.

„Ja, stell dir vor, Jonas ist da unten, dieses Vieh tut ihm etwas an und wir machen nichts, weil wir Angst vor einigen Spinnen oder Schatten haben. Das kann ich nicht verantworten, meine Eltern bringen mich um.“ Wenn das nicht vorher irgendwelche fiktiven Geister erledigten, was ich momentan für wahrscheinlicher hielt.

Allein der Anblick der Kellertür forderte meinen Verstand zum Umkehren auf, aber wer hört mit 17 schon auf seinen Verstand? Gespielt mutig riss ich die Tür auf und erwartete, dass uns jeden Moment eine Horde von Gespenstern oder Schrecklicherem entgegenflog, allerdings hatte ich einmal Glück und dieses Horrorszenario ereignete sich nur in meiner völlig überreizten Fantasie.

„Wo ist dieser verdammte Lichtschalter?“, knurrte ich, als ich an der Wand entlang fummelte und statt dem erhofften Plastikgehäuse nur Spinnweben zwischen meinen Fingern fühlte. Man merkte, dass ich den Keller mied wie meine Freunde den Matheunterricht. Irgendwo musste das blöde Ding sein, ein Keller ohne Licht gab es nur im Horrorfilm.

„Beeil dich, Luca.“ Ich sah Marvin an, dass es ihm ziemliche Überwindung kostete, direkt vor dem dunklen Eingang einer potentiellen Gruselkammer zu stehen und nicht einfach abzuhauen. Hektisch beschleunigte ich meine Suche, bis mich etwas am Arm packte, mich nach vorne riss und ich kreischend die Kellertreppe hinunterfiel.

„Luca!“ Panisch überlegte Marvin, was er unternehmen sollte, jetzt da er wusste, dass jemand – oder etwas – in der Dunkelheit lauerte. „Bist du verletzt?“

Ich lebte noch, wenn man von meinem schmerzenden Handgelenk, einigen Schrammen und meiner aufgeplatzten Lippe absah, ging es mir sogar relativ gut dafür, dass ich gerade von einer Steintreppe den Abgang gemacht hatte.

„Ich glaube nicht...“ Wo war das Ding, dass mich zum abstürzen gebracht hatte?

Diese Frage beantwortete sich sofort, als Marvin ohne sichtbaren Grund ebenfalls zu schreien begann. „Lass mich. Hilfe, Luca, hilf mir!“

Entsetzt schaute ich nach oben, wo auf dem Treppenabsatz ein kleiner und ein etwas größerer Schatten miteinander rangen und der kleinere schließlich abwärts gestoßen wurde und der andere die Kellertür verschloss. Nun saß ich im stockdunklen auf dem kalten Boden und hörte neben mir Marvin leise wimmern. Verdammt, lief diese Rettungsaktion schief.

„Ganz ruhig, Marvin, ich pass auf dich auf.“ Als könnte ich was gegen diese Wesen hier im Keller ausrichten, aber ich hatte nun die Verantwortung für Marvin und musste ihm die Wahrheit nicht auf die Nase binden. Vorsichtig legte ich einen Arm um seine Schulter und zog ihn zu mir. „Hast du dir weh wehgetan?“

„Weiß nicht.“ Die beste Antwort in solchen Fällen. Ich seufzte leise und tastete über sein Gesicht. Dort fühlte ich etwas Nasses. Entweder blutete er oder er heulte, so genau wusste ich das nicht, wobei eher auf letzteres tippte.

„Wir gehen weiter, okay? Hier sitzen zu bleiben hilft nichts.“ Und wenn wir weiter gingen, rannten wir möglicherweise in nette Vampire oder Zombies, na gute Nacht.

Ein schwaches Nicken signalisierte mir sein Einverständnis und fast gleichzeitig erhoben wir uns und tasteten uns durch meinen Hasskeller Nummer eins.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laniechan
2009-03-18T20:00:59+00:00 18.03.2009 21:00
*grusel* ich hoffe, dass das an was ich mich erinnere jetzt nicht kommt *grusel*


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