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Unerwünschte Mitbewohner

von

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Die Entführung

2.

Wir warteten, doch Jonas brauchte extrem lange. Nach fünf Minuten wurde ich unruhig und auch Marvin sah nervös zur Zimmertür.

„Wir sehen besser mal nach.“ Ich wollte es zwar nicht zugeben, aber etwas stimmte nicht. Der Weg von hier bis zu unserer Küche dauerte hin und zurück eine halbe Minute und selbst wenn Jonas noch etwas aus dem Keller geholt hätte, bräuchte er nicht ewig. Dieses Haus machte wirklich verrückt.

Vorsichtig öffnete sich die Tür und lauschte. Das Licht brannte, von Jonas keine Spur, aber ein merkwürdiges Rascheln erfüllte den Flur. Ich spürte, wie Marvin sich ängstlich an mich drückte und instinktiv nach meiner Hand griff. Im Normalfall hätte ich ihm einen Vogel gezeigt, aber erstens ging es hier um unser Haus und zweitens zitterte ich auch leicht. Und das lag nicht an der niedrigen Temperatur.

„Jonas?“ Marvins Stimme klang ziemlich verängstigt und ich bezweifelte, ob man ihn überhaupt bin in die Küche gehört haben könnte. Nur das Rascheln nahm weiter zu, genau wie meine Unruhe.

Ohne noch einmal richtig nachzudenken, stürmte ich mit Marvin im Schlepptau in die Küche und stieß einen erschrockenen Schrei aus, den man theoretisch bis ans Ende der Straße hören musste.

Mein Bruder lag bewusstlos auf dem Boden, neben ihm eine zerbrochene Wasserflasche, und um ihn herum wallte ein feiner blauer Nebel, der sich immer weiter ausbreitete.

„Was ist das, Luca?“ Panisch stand Marvin neben mir in der Tür und starrte auf das konturlose Etwas, was sich langsam über Jonas legte und kaum merklich dichter wurde.

„Ich... weiß es nicht.“ Aber eins wusste ich: In diesem Haus ging etwas vor sich, kein Zweifel. Das hatte ich schon gemerkt, als wir vor eineinhalb Jahren hier eingezogen waren. Natürlich wollte mir niemand glauben, aber die seltsamen Schatten im Keller und das Knarren nachts im Bad beunruhigten mich. Jetzt gab es Beweise, doch jetzt war es zu spät.

„Wen haben wir denn hier?“

Synchron schrieen Marvin und ich auf und drehten uns zu der Stimme hinter uns. Mein Herz raste wie verrückt und ich befürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden, so sehr zerrten die Geschehnisse an meinen Nerven. Dabei brachte mich sonst kaum etwas aus der Ruhe.

Derjenige, der uns auf sich aufmerksam gemacht hatte, stand keine Armlänge von Marvin entfernt. Dieser krallte automatisch seine Finger in mein Oberteil und vergrub das Gesicht an meiner Seite. Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich fürchtete ich auch enorm.

„Wer... oder was... bist du?“ Meine Stimme krächzte schlimmer als bei einer Erkältung.

„Das braucht euch nicht zu interessieren.“ Selbst in dieser Situation hätte ich ihm gerne ein „arroganter Idiot“ an den Kopf geworfen, egal, ob ich es hier mit einem Dämon, Geist und was weiß ich zu tun hatte. Aber dafür reichte meine Stimme nicht. Deshalb musterte ich denjenigen – er sah männlich aus – eingehend. Seine auffallend großen Augen schimmerten in der gleichen Farbe wie der Nebel, der sich inzwischen komplett um Jonas gelegt hatte, und seine schulterlangen schwarzen Haare durchlief ein auffälliger rötlicher Schimmer. Insgesamt sah er etwas mickrig aus, allerdings machte ihn das nicht harmloser, denn als menschlich stufte ich ihn nicht ein.

Unsanft schubste er mich zur Seite und näherte sich meinem Bruder, der immer noch auf dem Boden lag und nicht wieder zu sich gekommen war.

„Finger weg“, zischte ich den Eindringling an, obwohl ich mich nicht halb so mutig fühlte wie ich hoffentlich klang. Aber was tut man nicht alles für seinen kleinen Bruder.

„Vergiss es.“ Das Etwas – ich taufte ihn jetzt auf diesen Namen, weil es der Realität am nächsten kam – packte Jonas an der Hüfte, hob ihn hoch und schlenderte gemütlich zurück, als wären Marvin und ich nicht hier.

„Lass in runter!“ Meine Angst wich Wut, ich fühlte mich hilflos, wie ich hier stand und dabei zusehen sollte wie etwas, was gar nicht existieren durfte, meinen Bruder verschleppte.

„Weißt du was? Du nervst mich.“ Ohne Vorwarnung ließ der Nebel von Jonas ab und fiel über mich her. Erschrocken keuchte ich auf und wedelte wie wild um mich, um ihn zu verscheuchen. Kein Erfolg. Er zog sich immer enger um mich zusammen und obwohl es nur Nebel sein konnte, schnürte er mir die Luft ab. Verzweifelt wehrte ich mich, doch es half nichts. Das Letzte, was ich sah, war das flüchtende Etwas mit Jonas und Marvin, der kreidebleich vor mir stand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laniechan
2009-03-18T19:52:45+00:00 18.03.2009 20:52
hehe ich weiß wieder was jetzt kommt ^^


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