Carnivore Squadron von Limikkin ================================================================================ Kapitel 1: Eine schöne Bescherung --------------------------------- Alles begann in einer kalten Dezembernacht. Der Schnee hatte den Boden bereits vollständig bedeckt, doch noch immer fielen weiße Flocken vom nachtschwarzen Himmel. Am Fuße eines hohen Gebirges, tief im Wald versteckt, stand eine alte Holzhütte. Durch die Fenster schien Licht hinaus ins Dunkel, gedämpftes Lachen war zu vernehmen. Die Hütte bestand aus drei Zimmern: einer Küche, einem Wohnzimmer und dem Keller. Hätte ein Fremder das Gebäude betreten, so hätte er sich sicher gefragt, wo die Eigentümer wohl schlafen mochten. Doch die Besitzer waren keine normalen Menschen, es war eine Vampirfamilie, die ihre Särge im Keller versteckt hatte und es sich dort jeden Morgen gemütlich machte. In dieser Nacht allerdings hatten sie sich im Wohnzimmer niedergelassen. Die beiden älteren Vampire saßen nebeneinander auf dem Sofa und beobachteten ihre beiden Söhne, die den herrlich geschmückten Weihnachtsbaum bewunderten. Der ältere der beiden war 19 Jahre alt gewesen, als er sich freiwillig von ihnen hatte beißen lassen und gehörte nun zu ihnen wir ihr eigenes Kind. Der jüngere war gerade mal 5 Jahre, ihn hatten sie aus einem Heim geholt. Auch er betrachtete das Vampir-Ehepaar als seine Eltern und fühlte sich wohl bei ihnen. „Vater, was bekommen wir wohl heute Abend von dir?“, fragte der fünfjährige neugierig. Der alte Vampir lächelte. „Hab noch ein wenig Geduld, Leo! Zur Heiligen Stunde bekommt ihr eine große Überraschung!“ Der mit Leo angesprochene Junge sah zur Standuhr hinüber. Es dauerte noch zwei Stunden bis Mitternacht, das würde er bestimmt nicht aushalten. Nervös hörte er seiner Familie zu, die ihm lustige Anekdoten aus ihrem Leben erzählte. Außerhalb der kleinen Hütte begannen die Temperaturen rasch zu sinken. Der runde Vollmond erhellte die weiße Landschaft und das kleine Gebäude. Der einzige weibliche Vampir in der kleinen Gemeinschaft stand am Fenster und betrachtete den leuchtenden Himmelskörper. Wie gerne würde sie jetzt draußen herumlaufen, die Nacht genießen und Menschen jagen. Aber sie würde in der Kälte sicher erfrieren, da würde ihr ihr untotes Dasein auch nicht weiterhelfen. „Schatz! Ich hole das Geschenk für die Kinder.“ Ihr Gatte hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt und ihren Gedankengang unterbrochen. „Ist gut. Ich komme und helfe dir!“ Gemeinsam verließen sie den Schutz der Hütte und kämpften sich durch den Schnee zu dem kleinen Anbau, in dem sie normalerweise das Feuerholz lagerten. In der Mitte des Raumes stand eine Kiste, die sie nun gemeinsam zurück ins Haus schleppten. „Vater, Vater! Ist da unser Geschenk drin?“ Der kleine Leo saß zappelnd im Wohnzimmer auf dem Teppich vor der Kamin und starrte den länglichen Kasten aus Holz an. Er war sorgfältig verschlossen und scheinbar ziemlich schwer. Ächzend ließen die beiden älteren Vampire ihre Last auf den Boden sinken, der Mann verkündete stolz: „Meine Kinder, die Heilige Stunde ist bereits angebrochen! Kommt und holt euch die Schlüssel, um das Geheimnis der Truhe zu lüften.“ Die zwei jungen Vampire kamen langsam näher, jeder von ihnen nahm einen Schlüssel und dann gingen sie zu der Kiste in der Mitte des Zimmers. Sie betrachteten sie genauer und stellten fest, dass zwei Schlösser an ihr angebracht waren. Leo probierte seinen Schlüssel an dem einen Schloss aus und... er passte! Mit funkelnden Augen sah er seinen Bruder an und forderte ihn stumm dazu auf, es ihm gleich zu tun. Als auch das zweite Schloss geöffnet war, packten sie zusammen den Deckel an und öffneten vorsichtig die Kiste. Beim Anblick des Inhaltes stockte den jungen Vampiren der Atem. Sie saugten ihr Geschenk mit den Augen regelrecht auf, so erstaunt waren sie. „Ein Mensch?“ Der ältere Sohn schluckte. Er lebte jetzt schon fast ein Jahr bei seinen neuen Eltern, ohne jemals einen Schluck Blut getrunken zu haben. Warum ausgerechnet jetzt? Warum an Heiligabend? Der jüngere Bruder war von dem Geschenk allerdings sehr angetan und er lachte. „Vater, das ist wunderbar!“ Er verschlang sein erstes Opfer mit Blicken, musterte das grau-braune Haar und das jugendliche Gesicht des Mannes. Keiner der Vampire wunderte sich, dass der Mensch trotz seiner Jugend bereits graue Haare hatte. Und keiner bemerkte das leichte Zucken eines Fingers. Leo drehte sich breit grinsend zu seinen Eltern um und fiel ihnen vor Freude in die Arme. Auch sein Bruder wandte sich von der Kiste ab, doch ihn erfüllten Gefühle wie Entsetzen und Schrecken. Niemand sah in den allgemeinen Gefühlswirren das Flattern der Augenlider und die vorsichtige Armbewegung, die der Mann machte. „Vater, Vater...“, flüstere Leo leise, woraufhin seine Familie sich ihm zu und vollends von dem Kasten abwandte. „Warum ist er so ruhig?“ „Weil sie mich von hinten niedergeschlagen und mit irgendwas betäubt haben!“ Die unbekannte Stimme klang, in der auf die Frage entstandenen Stille, kalt und berechnend. Langsam, überrascht und schockiert drehten sich die vier Vampire um. Vor ihnen stand der Mann, den sie als Opfer ausgewählt hatten. Sein Haar hing ihm wirr vom Kopf und bedeckte die Schultern und den Rücken. Ein langer Mantel verhüllte seinen Körper und seine Füße steckten in dicken Winterstiefeln. Was die Vampire am meisten erschreckte waren seine rot leuchtenden Augen, die einen animalischen Trieb ausstrahlten. Bedächtig bewegte er seinen Kopf hin und her und fuhr sich mit der Hand über den Hals. Er verzog das Gesicht. „Ihr hättet mich in der Kiste wenigstens etwas behutsamer transportieren können...“ Er grummelte, als der älteste Vampir auf ihn zuschritt und ihn mehr oder weniger bedrohlich ansah. „Wer oder was seid ihr? Ihr könnt euch unmöglich bereits von dem Schlafmittel erholt haben!“ Seelenruhig prüfte der Mann, der ein Stück zurück und in den Schein des Vollmondes getreten war, den Inhalt seiner Taschen. Ein beruhigtes Grinsen deutete an, dass nichts fehlte. „Mein Name ist Malic! Ich gehöre zur 2. Division des Amtes zur Bekämpfung vampirischer Aktivitäten. Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen...“ Leo versteckte sich hinter seiner Mutter, die ängstlich an der Wand lehnte. Sein großer Bruder stand in seiner Nähe und zitterte vor Zorn und Angst. Der Vampirvater stand direkt vor Malic und seine Familie konnte sehen, wie er seine Muskeln anspannte, um den Fremden zu überwältigen. „Von diesem Amt habe ich noch nie gehört! Sie wollen uns ja nur Angst machen.“ Der Vampir brüllte sein Gegenüber an. Sein Beschützerinstinkt befahl ihm, alles für seine Familie zu tun. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug dem großen Mann, der sich im hellen Mondlicht wie eine Schlange wandt, immer und immer wieder hart auf die Brust. Die anderen Anwesenden rührten sich nicht, sondern beobachteten still die Geschehnisse in der Mitte des Raumes. Der Rücken des Familienoberhauptes färbte sich rot und der Kopf sackte nach vorne. Ein Schaudern fuhr durch die Vampire und ein Röcheln durchdrang die entstandene Stille. Das Herz des ältesten Anwesenden war durchbohrt. Malic zog seine Hand aus dem toten Körper und leckte sich genüsslich das Blut von den Fingern. Aus seinen Händen waren starke Klauen mit spitzen Fingernägeln geworden, sein Unterarm war von grau-braunem Fell bedeckt. Der kleine Leo schluckte. Der imposante Mann machte ihm so viel Angst wie er ihn faszinierte. Das Mondlicht machte aus ihm ein anderes Wesen. Von seinen Händen aus begann das Fell, sich auszubreiten. Es wirkte, als würden der Mantel und die Schuhe des Mannes von seinem Körper aufgesaugt und gegen das im Licht schimmernde Fell ausgetauscht. Die Vampirdame keuchte auf, als sich sein Gesicht zu einem Wolfskopf formte und seine Zähne zu Reißzähnen wurden, die wütend aufeinander schlugen. Der ältere Vampirjunge stürzte auf ihn zu. „Du Monster hast Dad umgebracht!“ Seine aufgebrachte Stimme schallte noch lange durch den Raum, als sein Körper schon zerfetzt auf dem Boden lag. Der Mann, der von ihm Monster genannt worden war, hatte ihn regelrecht auseinander genommen. Die kalte, viel zu tiefe Stimme des Wesens klang bitter, als es dem Toten auf seine Anschuldigung antwortete.. „Ich bin kein Monster, jedenfalls nicht weniger als ihr. Man nennt meine Rasse Werwölfe!“ Der Vampirin gaben die Beine unter ihrem Körper nach, sie sank auf den Boden. „Ich habe davon gehört!“ Ihre Stimme zitterte. „Aber ich dachte, es sei eine Legende...“ Das dämonische Lachen, dass der Werwolf nun von sich gab, ließ Leo einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. „Oh nein! Wir sind real und wir jagen Vampire.“ Mit einem großen Satz gelangte Malic direkt vor die vampirische Frau und seine Krallen fuhren pfeifend durch die Luft. Für Leo war dies der schlimmste Moment in seinem Leben. Die Klauen des Verwandelten schnitten durch die Brust seiner Erschafferin wie ein scharfes Messer durch Butter. „Wir jagen Vampire, die sich von dem Blut der Menschen ernähren...“ Fügte Malic leise hinzu und beobachtete, wie der leblose Körper vorüber kippte und sich zu den anderen gesellte. Leo schluchzte. Innerhalb nur weniger Minuten hatte er alle verloren, die ihm nahe gestanden hatten. Er kniete auf dem Boden und starrte dem Werwolf entgegen, der auf ihn zuschritt und ihm die Klaue hinhielt. „Komm mit mir! Ich biete dir ein Leben ohne Menschenblut und jenseits der Einsamkeit!“ Der Junge musterte das ihm fremde Wesen mit großen Augen. „Junge! Willst du kein besseres Leben?“ Trotzig schüttelte das Kind den Kopf. „Ich will nicht...und außerdem heiße ich nicht Junge, sondern Leo!“ „Na dann, Leo. Glaub mir, dass dir dein neues Leben gefallen wird.“ Bevor der Vampir reagieren konnte, hatte Malic ihm schon mit der flachen Klauenhand einen Schlag in den Nacken verpasst und er sank ohnmächtig zusammen. Der Werwolf warf ihn sich über die Schulter und marschierte hinaus in die Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)