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Green Eyes

Eine One Shot-Sammlung
von

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Auferstehung

Es war eine ruhige Herbstnacht. Das Ministerium für Hexerei und Zauberei, für gewöhnlich ein Ort äußerster Betriebsamkeit, schien verlassen. Die Gänge waren dunkel und nicht eine Menschenseele war in den vielen Büros zu sehen.

Wirklich keine Menschenseele?

Im zweiten Stock, der Abteilung für magische Strafverfolgung, fiel Licht auf den düsteren Gang.

Innen brannten hunderte von Kerzen. Hermine Granger, eine der begabtesten Hexen ihrer Generation, beugte sich über eine weitere Akte und seufzte. Es war kurz vor Mitternacht und die Arbeit wurde einfach nicht weniger. Kurz stockte sie, um sich mit den Fingern die müden Augen zu reiben und leise zu gähnen. Natürlich hätte sie die Arbeit auf den nächsten Tag verschieben und einfach heim gehen können, doch sie tat es nicht. Einmal mehr flüchtete sie sich vor ihren persönlichen Problemen in die Welt der Texte und Bücher.

Gerade hatte sie eine besonders interessante Stelle gefunden. Den Finger unter der Zeile mit den altertümlichen Runen begann sie den alten Text vor sich her zu murmeln. Leise, kaum hörbar formten ihre Lippen die Laute, suchten ihre Augen einen Sinn und begann sie gerade zu verstehen, als ein Knall sie plötzlich aufschrecken ließ.

'Was war das?'

Überrascht und ein wenig verängstigt zückte das Mädchen ihren Zauberstab und lugte aus der Bürotür hinaus in den dunklen Gang. Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass der Knall aus einer der unteren Etagen gekommen sein musste. Vielleicht ein Versuch der letzten, noch verstreuten Todesser sich des Ministeriums zu bemächtigen? Eigentlich hielt Hermine den Gedanken für unlogisch, aber nachsehen wollte sie dennoch.

Langsam und so leise wie möglich schlich sie durch die Gänge, dabei stets darauf bedacht, eventuell auftretende Abweichungen vom Normalzustand zu bemerken.
 

Gerade, als sie eine Kreuzung erreicht hatte und zu überlegen begann, in welche Richtung sie am Besten gehen sollte, geschah es. Kalte Arme packten sie von hinten und zerrten sie in eines der Büros. "Loslassen! HILFE!"

Obwohl sie ihren Zauberstab nicht bewegen konnte, zappelte sie nach Leibeskräften und versuchte sich dem eisernen Griff zu entwinden.

"Lass mich los!" rief sie ein weiteres Mal. Gleichzeitig versuchte sie den Fuß des Anderen mit ihrem Schuh zu treffen. Doch das war deutlich schwieriger, als es in diversen Muggelfilmen dargestellt wurde. Auch kratzen und beißen war momentan nicht sonderlich hilfreich, so dass Hermine auf die einzige Methode zurückgriff, die ihr zu ihrer Verteidigung noch blieb: Schreien.

"HILFE! ENTFÜHRUNG! FEUER! EINBR-" Ein Zauberstab drückte sich in ihren Nacken und die junge Frau verstummte.

"So ist's gut. Maul halten! Du kommst mir gerade recht", lachte eine hämische Stimme hinter ihr und Hermine musste schlucken.

"W-Was wollen sie?" Sie versuchte ruhig zu klingen, doch sie war es nicht. Der Fremde drückte ihr noch immer seinen Zauberstab in den Nacken.

"Was soll ich schon wollen? Alles was ihr hier an wertvollem Zeug lagert. Und du führst mich hin. Kapiert?"

Dreckige Finger legten sich um ihren Zauberstab und entrissen ihn ihrer Hand.

"Beweg dich!"
 

Hermine fühlte sich nicht wohl, als sie die verbotene Abteilung betrat. Bislang hatte sie es immer erfolgreich vermieden. Zu sehr steckten ihr die Ereignisse die mit diesem Ort im Zusammenhang standen, noch in den Knochen. Doch jetzt mit einem fremden Zauberstab im Rücken und völlig unbewaffnet, hatte sie keine Wahl. Ihr blieb nur zu hoffen, dass der Räuber von etwas derart abgelenkt wurde, dass sie ihm entkommen konnte. Aber im Augenblick war daran nicht zu denken. Sie spürte die warnende Waffe durch ihre Kleidung und den Atem des Fremden auf ihrer Haut.

"H-Hier gibt es nichts, was sie einfach mitnehmen können", flüsterte sie, als sie eine weitere Tür öffnete.

"Bitte- Es ist nur gefährlich. Sie haben doch inzwischen schon so viel." Mit einem Zittern in der Stimme dachte sie an die Abteilungen für Internationale Magische Zusammenarbeit und Magisches Transportwesen, die sie bereits besucht hatten. Der Sack mit dem Diebesgut musste bereits prall gefüllt sein.

"Ist das so?" fragte die gesichtslose Stimme hinter ihr und sie nickte stumm.

"Wenn das so ist", schnurrte der Fremde, "brauche ich dich nicht mehr." Die Drohung in diesem Satz war so greifbar, dass das Mädchen zu zittern begann. Sie ahnte was dieser Satz für sie bedeuten konnte.

"Eigentlich ist es schade um dich, aber ich kann keine Zeugin brauchen", flüsterte er und der Zauberstab in ihrem Nacken verringerte seinen Druck. Hermine stand der kalte Schweiß auf der Stirn, als sie seine nächste Frage vernahm:

"Letzte Worte?"

In ihrer ganzen, gefährlichen Schulzeit hatte sie nie so nah am Tod gestanden wie im Augenblick.

"Bitte..." Ihre letzte Hoffnung, all ihr Überlebenswille, lag in diesem einen Wort. Es war eine Anklage und ein Appell an die Menschlichkeit zu gleich. Hermine wollte nicht sterben. Nicht jetzt, wo der Krieg gewonnen war und ihr Leben gerade begonnen hatte, in geregelten Bahnen zu verlaufen. Ihr war als würde sie die Welt durch Watte hören. Ängstlich schloss sie ihre Augen als der Räuber die magischen Worte wisperte.

"Avada Keda-"

Ein dumpfer Knall. Stille.
 

"B-Bin ich tot?" Die Frage hörte sich seltsam in ihren Ohren an und doch musste sie gefragt werden.

"Tod ist relativ, dass können sie glauben. Aber wenn sie mich fragen, sehen sie noch recht lebendig aus Mi- Hermine?"

Langsam öffnete die Hexe die Augen, doch noch bevor sie realisieren konnte, was so eben geschehen war und woher die unbekannte Stimme kam, wurde sie bereits in eine feste Umarmung gezogen.

"W-Was?"

Gerne hätte sie gewusst, wer sie da umarmte, doch es war ihr unmöglich sich zu lösen, bis die Umarmung langsam nachließ und sie sich wieder zu trennen vermochte. Einen Augenblick lang musterte sie irritiert den jungen Mann mit den schwarzen Haaren, der sie mit einem breiten Grinsen betrachtete.

"W-Wer?"

"Was denn, erkennst du mich nicht?" Graue Augen schauten ein wenig enttäuscht und sein Mund formte etwas, was man als Schmollmund hätte bezeichnen können.

"Tut mir leid", beeilte sie sich zu murmeln, während sie ihren Zauberstab vom Boden sammelte. Neben ihm lag, mit einer großen Beule, der Einbrecher. Anscheinend hatte ihr Retter ihn mit einem starken Zauber gegen eine Wand gehext.

"Es ist lange her", murmelte ihr Retter und schüttelte den Kopf.

"Ich hätte nicht verlangen dürfen, dass du mich erkennst. Immerhin haben wir uns beide sehr verändert. Aber dennoch hatte ich gehofft-“ Er stockte und beschloss sie nicht länger auf die Folter zu spannen.

„Ich bin's, Sirius.“

„Was?“ Neugierig und skeptisch zugleich musterte Hermine ihn ein weiteres Mal. Augen und Haarfarbe stimmte und es hätte gut und gerne Sirius sein können, wenn er nicht deutlich jünger gewirkt hätte, als früher.

„Sirius ist tot“, antwortete sie mit dem einzigen Satz, der ihr logisch erschien. Doch der Pseudo-Sirius schüttelte nur den Kopf.

„Ich sagte doch schon: Der Tod ist relativ. Ich war nie wirklich tot, glaube ich. Das heißt, vielleicht war ich es doch und- Ach, keine Ahnung jedenfalls konnte ich durch den Vorhang sehr genau beobachten, was auf eurer Seite vor sich geht. Du ahnst gar nicht wie viele Typen hier heimlich in der Nase popeln, wenn sie glauben, sie wären alleine im Raum. Ich habe oft versucht den Vorhang zu durchqueren, aber es hat nie funktioniert. Ich habe mir immer nur den Kopf gestoßen. Aber heute, als ich sah, dass vor meinen Augen ein Mord geschehen würde, hat er plötzlich nachgegeben. Zum Glück möchte ich sagen, denn wenn nicht, hätte ich dir kaum helfen können.“

„Aber- Aber das ist vollkommen- Das kann nicht sein.“

Hermine war völlig sprachlos. Jeder Experte, den Harry angeheuert hatte, um sich mit Sirius Ableben zu beschäftigen, hatte ihnen gesagt, dass dieser für immer verloren war. Und nun stand er hier, grinste und war offensichtlich mehr als stolz auf sich, dass er den Einbrecher erwischt hatte.

„Ich verstehe das nicht“, murmelte sie leise und brachte ihn damit endgültig zum Lachen.

„Muss man denn immer alles verstehen?“ fragte er, während er den Einbrecher mit einem Zauber fesselte. „Natürlich würde ich es dir gerne erklären, aber ich bin auch nicht schlauer als du. Ich weiß nur, was ich dir erzählt habe.“

Er zuckte mit den Schultern und schien diese Merkwürdigkeit schon abgehakt zu haben. Doch Hermine war deutlich misstrauischer.

„Woher weiß ich denn, dass du wirklich Sirius bist? Das könnte auch ein gemeiner Trick sein.“

Er seufzte, bevor er zu einer Antwort ansetzte:

„Mein zweiter Vorname ist Orion, Ich mag Quidditch. Snivellus ist eine hässliche Fledermaus und – Ach was soll's?“

Sirius steckte seinen Zauberstab weg und sein Körper begann sich zu verändern. Binnen Sekunden hüpfte ein großer, schwarzer Hund um sie herum, bellte selbstbewusst, wedelte mit der langen Rute und verwandelte sich schließlich in Sirius zurück.

„Oh mein Gott. SIRIUS!“

Mit einem Schrei der Freude stürzte ihm Hermine, die nun endgültig überzeugt war, in die Arme.

„Harry wird sich riesig freuen und Ron und- Oh mein Gott!“

Der Rest ihrer Sätze wurde von einem Schluchzen erstickt. Am Liebsten hätte sie ihn gar nicht mehr losgelassen, doch irgendwann schaffte es Sirius sich zu befreien.

„Vielleicht sollten wir erst Mal frühstücken gehen“, schlug er dem aufgelösten Mädchen vor.

„Es ist sicher besser wenn du mir erst Mal erklärst, was genau geschehen ist, bevor wir Harry überfallen.“

Hermine schniefte noch einmal herzzerreißend und nickte dann: „Ich lade dich ein. Das hast du dir verdient“, flüsterte sie und zog ihn in Richtung Ausgang davon.

Der gefesselte Einbrecher, der noch immer mitten in der Mysteriumsabteilung lag, war längst vergessen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Von:  Teilchenzoo
2011-03-09T16:12:26+00:00 09.03.2011 17:12
Ah gut, der Einbrecher ist gefesselt. Dachte schon, sie lassen ihn einfach so liegen und er kann entkommen.

Wie schön es wäre, wenn deine Idee funtkionieren würde. Es hat mir gar nicht gefallen, dass Sirius so einfach sterben sollte.

Nichts ist OOC, alles ist gut beschrieben.

Einen kommafehler habe ich:
>Zu sehr steckten ihr die Ereignisse die mit diesem Ort im Zusammenhang standen, noch in den Knochen.
Komma weg.

Und einen Rechtschreibfehler:
>Auch kratzen und beißen war momentan nicht sonderlich hilfreich,
Kratzen und Beißen hier bitte groß.

Mehr ist mir nicht aufgefallen.
Sehr schöne Idee.

Lg neko


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