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Green Eyes

Eine One Shot-Sammlung
von

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Omen

Leise und unbemerkt von den Gästen der drei Besen hatte sich die Dunkelheit über das kleine Dorf gelegt. Dichte Regenwolken verbargen das Licht der Sterne und auch die schmale Mondsichel warf nur schwaches Licht auf die ausgestorbenen Straßen. Die Schüler des ganz in der Nähe gelegenen Internats hatten sich bereits in die Betten zurückgezogen und auch die meisten Bewohner von Hogsmeade schliefen bereits.

In dem beliebtesten Gasthaus des Dorfes, den drei Besen waren nur noch drei Personen anwesend. Madam Rosmerta, die hübsche Besitzerin, zählte müde und gelangweilt die Einnahmen des Tages und hoffte darauf, dass die beiden jungen Männer, die sich noch in dem Lokal befanden und an einem Tisch neben einem der kleinen, runden Fenster saßen, sich bald verabschiedeten, damit sie den Laden schließen konnte. Bis zur Sperrstunde hatte sie jedoch noch etwas Zeit und sie würde keine zahlenden Gäste hinauswerfen.
 

Lucius Malfoy strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht, während er den jungen Zaubertrankmeister fixierte. Zusammen gaben sie einen sehr seltsamen Anblick ab. Der stets perfekte Malfoy, der großen Wert auf Kleidung, Aussehen und Wirkung der selbigen legte und Severus Snape, dessen Haare stets fettig wirkten und der Roben bevorzugte, die ihn wie eine überdimensionale Fledermaus erscheinen ließen. So unterschiedlich sie auch auf den Beobachter wirken mochten, die Beiden trafen sich regelmäßig an diesem Ort, tranken Butterbier und besprachen Dinge aus dem täglichen Leben. Während Malfoy sich über seine Mutter ausließ und über seinen strengen, aber zur Zeit an einer harmlosen Erkältung leidenden, Vater berichtete Severus von den Schülern, den anderen Lehrern und den Schwierigkeiten, die er in seinem neuen Beruf zu bewältigen hatte.
 

Gerade als Lucius die Lippen an den Rand des Glases setzte um den letzten Schluck des noch dampfenden Biers zu trinken und Severus schon die Hand gehoben hatte, um eine weitere Runde zu bestellen, durchbrach ein schauriger Laut die Stille des Abends.

"Was war das?"

Verwirrt blickte der Malfoyerbe zu seinem Freund.

"Ich weiß nicht."

Severus sah sich im Raum um, als erwartete er die Ursache für das Geräusch irgendwo im Schankraum ausmachen zu können. Doch außer einer erstaunten Madam Rosmerta und einigen bereits auf den Tischen stehenden Stühlen fiel ihm nichts auf.

Ein weiterer Laut ertönte, fügte sich in eine schaurige Melodie und lies den Anwesenden kalte Schauer über den Rücken laufen.

"D-Das ist ein Lied."

Lucius lauschte einen Augenblick, musste dann aber seinem Freund recht geben.

"Ich glaube es kommt von draußen", murmelte er und drückte seine Nase gegen die beschlagenen Fensterscheiben. Erfolglos. Die Dunkelheit verschluckte sämtliche Umrisse außerhalb der rauchigen Kneipe.
 

Inzwischen hatte der Rhythmus sich erhöht. Immer mehr unverständliche Worte schallten, einer Arie in einer Oper gleich, durch die Nacht. Der Atem aller Anwesenden stockte, als die Tonhöhe anzusteigen begann.
 

Plötzlich klirrte es. Madam Rosmerta hatte ein Glas fallen lassen.

"D-Das ist sie", hauchte sie atemlos, "Oh Merlin, das ist sie." Das Gesicht der Frau war binnen Sekunden aschfahl geworden. Hatte sie einen Geist gesehen?

"Wer ist das?" Lucius Stimme klang ungewöhnlich rau in seinen Ohren. Severus dagegen schwieg nach wie vor dazu. Seinem Gesicht war keine Regung anzusehen. Vermutlich versuchte er einzelne Worte des seltsamen Textes zu verstehen.

"Ihr Gesang gilt euch! Oh weh euch. Heute Nacht wird Jemand sterben!" Zitternd und verwirrt ließ sich die Frau auf einen der wenigen Stühle fallen, der noch nicht auf die Tische gehoben wurden war.

"Was meinen sie? Wieso sollten wir sterben. Also wirklich, das ist doch lächerlich!"

Lucius schnaubte abwertend und musterte seinen Freund: "Du glaubst diesen Mist doch nicht etwa, oder Severus? Uns geht es gut, wir sitzen in einer Kneipe, wieso sollten wir sterben? Das ist doch albern."

"Aber Lucius-" Ein Blick des Blonden brachte Severus wieder zum Schweigen. Er wusste, dass jedes falsche Wort im Moment auf taube Ohren traf, vor allem, weil er selbst nicht wirklich an die Spinnereien einer Kneipenbedienung glauben wollte.

"Das ist eine Frau aus dem Feenreich ", hauchte diese gerade tonlos und starrte zu Boden. Doch das beeindruckte Lucius nicht. Er schnaubte wütend und lauschte einen Moment. "Hören sie, es ist vorbei. Das war gar nichts! Vielleicht eine dumme Hexe die glaubt in ihrem nächsten Leben eine Opernsängerin zu werden, aber mit Sicherheit keine Banshee. Die kommen hier gar nicht vor und selbst wenn- Wieso sollte einer von uns sterben?! Das ist nichts weiter als ein dummer Scherz und glauben sie mir, das wird ein Nachspiel ha-"
 

Ein zaghaftes Klopfen unterbrach die Schimpftierade des Blonden.

"Was war das?" zischte er. Offensichtlich stand er kurz vor der Explosion.

Ein weiteres Klopfen ertönte. Dieses Mal gefolgt von einem unheimlichen Scharren.

Schweigend erhob sich Severus, trat zum Fenster und ließ eine pechschwarze Eule rein.

Der Vogel ließ sich mitten auf dem Tisch nieder und schuhte düster, als er Severus den Brief präsentierte, der mit einer schwarzen Schleife an seinem Bein befestigt war.

Auf edlem Pergament prangte das Siegel der Familie Malfoy.

"Ich denke der ist für dich", flüsterte Zaubertrankmeister und reichte seinem Freund mit zitternden Finger den Brief. Die schrille Stimme der Kellnerin, die ihm verkündete, sie habe es ja gewusst und es habe begonnen, ignorierte er.

"Lucius?"

Wie versteinert hatte Malfoy den Brief angestarrt und keinen Finger gerührt um seinem Freund das Schreiben abzunehmen. Der vermeintliche Scherz begann ihm Angst zu machen.

"M-Mach du ihn auf", flüsterte er kaum hörbar und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Bitte, Severus."
 

Der Angesprochene nickte knapp und löste vorsichtig das knallrote Siegel. Sein erster Eindruck war positiv. Der Brief war absolut korrekt gefaltet und auch wenn die Schrift auf einen Schreiber verwies, der in großer Eile gewesen war, er hatte sich nicht eine Nachlässigkeit erlaubt. Einige Schnörkel waren unregelmäßiger als andere, doch es gab weder Tintenkleckse noch Eselsohren und auch die Tinte war an keiner Stelle verwischt.
 

"Severus!" Ein Flüstern erinnerte ihn an seine Aufgabe und er begann - geübt durch zahllose Hausaufgaben - die einzelnen Wörter zu entziffern. Das Lucius ihn dabei unsicher und sichtlich angespannt beobachtete, ignorierte er so gut es ging. Er schluckte nervös, während er nach den richtigen Worten suchte.

"Es tut mir Leid." Severus war nie gut in so was gewesen und auch jetzt wusste er nicht, was er sagen sollte. Seufzend blickte er zu seinem Freund und fuhr fort. "Lucius, dein Vater ist tot. Anscheinend gab es eine Fehldiagnose. Die Erkältung entpuppte sich als Drachenpocken."

Im Schein der Kerzen wirkte Lucius leichenblass. Er bemerkte es nicht einmal, als Madam Rosmerta ihm ein Glas Feuerwhisky auf den Tisch stellte und wortlos wieder hinter ihrer Theke verschwand.
 

Wieder legte sich das Schweigen über die drei Besen, hüllte das Gasthaus ein und half den Anwesenden zu verstehen was soeben geschehen war.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Von:  Mialee
2009-11-18T20:10:47+00:00 18.11.2009 21:10
Hallo!^^
Der OS hat mir gut gefallen, obwohl er recht kurz war. Aber ich schreibe auch lieber kurze Storys. Wie sagt man, in der Kürze liegt die Würze...
Irgendwie hat mich das Ganze ein bisschen an X-Faktor erinnert.
Die Charaktere sind gut rübergebracht, ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden befreundet waren.
Daumen hoch!

Greetz Mia
Von:  Feya
2008-11-06T09:47:39+00:00 06.11.2008 10:47
Uiii...
Also ich fands ziemlich spannend.
Hast die Atmosphäre irgendwie gut getroffen ^^

Lg
Sani ^^
Von: abgemeldet
2008-11-05T10:04:57+00:00 05.11.2008 11:04
Nicht übel.
Obwohl ich ja der Meinung bin, das eine Banshee immer nur von den Verwandten des Opfers gehört wird...
Aber egal^^
Ich finds ganz nett, für die Kürze^^


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