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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Die Moral von der Geschicht'

Nach dem Auftritt schlendern wir wieder durch die Straßen und betrachten uns die Stände. Sie nimmt meine Hand in ihre. Das fühlt sich toll an, wenn wir beide Hand in Hand laufen. Gabriel kauft sich immer wieder etwas zu essen. Das macht mich stutzig:

„Wenn du so viel isst, bekommst ungesundes Übergewicht.“

„Ach, quatsch! So wie wir rum rennen werde ich nicht dick. Und ich habe mir schon so lange nichts mehr gegönnt.“

„Was war mit dem Luxushotel?“

„äh…, das geht auf Hemmingtons Konto!“ Verlegen schaut sie weg. Sie ist schon eine…
 

Da bemerke ich Blicke die an uns haften. Die Menschen an denen wir vorbei laufen werfen uns irritierte Blicke zu. Viele scheinen uns zu bemerken. Das beunruhigt mich. Ob meine Illusion nachlässt? Ich sehe nach, ob auch Gabriel die Blicke bemerkt. Aber sie strahlt einfach nur so vor sich her. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Kann sein dass wir auffallen, da wir Ausländer sind. Dansulaner sehen anders aus als Merakianer. Etwas kleiner im Durchschnitt, rote Haare und rundliche Gesichter. Merakianer hingegen sind groß und schlank, meist braun oder blondhaarig und haben schmale Gesichter.

Ich werde es ignorieren. Vielleicht reagiere ich nur zu sensibel.
 

Ich bleibe stehen. Denn ich sehe einen Stand an dem man Goldfische fangen kann. Ich sehe den Kindern dabei zu, wie sie versuchen, mit einer Art Löffel, der mit hauchdünnem Papier überzogen ist, die Fische zu fangen. Wenn man nicht aufpasst reist das Papier sofort. Ein Geschicklichkeitsspiel.

„Die armen Fische haben große Angst…“

„Hm?“ Gabriel ist verwirrt und schaut ebenso in das Becken. Die Kinder sind enttäuscht als ihr Papier reißt und sie gehen weiter ihrer Wege. Ich gehe vor dem Becken in die Hocke:

„Ich werde alle Fische retten! Hast du mal fünfzig Cent?“

„Äh, was?“ Sie schaut mich verwirrt an, gibt mir aber fünfzig Cent. Ich gebe sie dem Herrn der den Stand Leitet und nehme ein Papierlöffel. Langsam und vorsichtig versuche ich einen Goldfisch zu erwischen, aber sie entwischen mir. Das Papier reißt.

„Noch mal!“ Stumm legt Gabriel dem Mann das Geld hin und ich probiere es wieder. Und wieder missglückt es. Ich mache noch einige weitere Versuche, bis Gabriel sich weigert.

„Du kannst doch nicht unser ganzes Geld verprassen nur um die Goldfische zu retten.“

„Aber sie sind doch eingesperrt. Und was, wenn sie in falsche Hände geraten?“ Traurig blicke ich sie an. Doch sie starrt mich an, als wäre ich nicht von diesem Planeten. Dann lacht sie und meint:

„Du benimmst dich wie ein Kleinkind!“ Sie hockt sich neben mich und schaut zu den Fischen. „Mit deinem drang sie zu retten scheuchst du sie doch nur unnötig umher. Außerdem ist es sehr schwer so ein Fisch zu fangen. Nicht einmal du schaffst es einen zu fangen. Sie werden schon einen guten Besitzer bekommen.“

„Aber…“ Ich blicke sie immer noch mitgenommen an.

„Na komm. Den Fischen geht es gut. Du solltest nicht mit aufgerissenen Augen durch das leben schreiten, wenn du es nicht ertragen kannst.“ Ich stehe enttäuscht auf. Das ist doch Tierquälerei die Fische in so einen Kunststoffbehälter einzupferchen. Einen letzten Mitleidigen Blick werfe ich den armen Geschöpfen zu, ehe wir weiter gehen. Mein Gewissen plagt mich. Aber ich allein könnte wohl ohnehin nichts ausrichten.
 

Wir bummeln weiter durch die Straßen. Immer noch fühle ich stochernde Blicke. Ich halte es nicht mehr aus und frage Gabriel:

„Merkst du nicht, wie uns die Leute anstarren?“ erstaunt schaut sie mich an. Dann schaut sie die Leute an. Einige versuchen nicht mal dezent herüber zu blicken sondern stieren uns an als wären wir eine Attraktion.

„Jetzt wo du es sagst.“ Aber wenig getroffen wendet sie ihren Blick mir zu.

„Liegt es an meiner Illusion?“

„Nein. Da hat sich nichts geändert.“ Sie Mustert mich studierend. „Aber dein Aussehen hat sich in den Jahren nicht verändert. Du siehst immer noch aus wie ein Jugendlicher.“

„Du meinst also sie schauen so, weil sie es merkwürdig finden, dass ich so jung aussehe? Ich bin doch nicht der einzige Jugendliche.“

„Weil ich eine erwachsene Frau bin. Sie stellen sich wahrscheinlich vor, wir wären ein Paar… es ist in solchen Gesellschaften verpönt, als Erwachsener eine Beziehung mit einem Minderjährigen zu haben.“ So ist das also. Ich bin im Stadium eines Jugendlichen stehen geblieben und das verwirrt die Leute.

„So lange es nur das ist. Da bin ich beruhigt.“ Es wäre viel schlimmer, wenn meine Identität auffliegen würde. Abwesend wendet sich Gabriel wieder ab. Ob es sie beschäftigt?
 

Gabriel schaut sich wieder nach Süßem um. An einem Süßwarenstand stehen auch viele Kinder. Ich beobachte sie, wie sie sich teilweise nicht entscheiden können, oder einfach von allem etwas kaufen. Eines dreht sich um und sieht mich. Es mustert mich. Der Blick scheint mich zu durchschauen. Das macht mich unruhig. Da ruft dessen Mutter. Es läuft zu ihr hin, die Mutter schaut mich skeptisch an. Als hätte ich dem Kind etwas getan. Da spricht das Kind:

„Mammi, das ist ein Engel, oder?“ Engel? Ich erstarre und warte auf die Antwort der Mutter:

„Nein, das ist ein gewöhnlicher Mensch. Na komm …“ Hat das Kind meine Illusion durchschaut? Vielleicht habe ich sie auch vernachlässigt.

„Gabriel?“

„Ja Zero, was ist denn?“

„Können wir eine Weile an einen menschenleeren Ort? Ich brauche neue kraft. Ich scheine meine Illusion nicht mehr richtig aufrecht erhalten zu können.“ Sie mustert mich mit fragendem Blick:

„Also ich sehe nichts. Aber wenn du magst, gern.“
 

„Kinderaugen vermögen die unglaublichsten Dinge zu sehen. Nur Kinderaugen sehen die Wahrheit.“ Ertönt eine Stimme hinter uns. Verwundert drehen wir uns um und erblicken eine kleine, alte Dame, mit weis-grauem Haar und traditionellem Gewand. Für ihr Alter geht sie noch sehr aufrecht. Ihre Augen strahlen Weisheit aus. Sie blickt mich an: „Du bist einer von ihnen, stimmts?“ Ein leicht hämischer Unterton birgt ihre schwache Stimme. Sie scheint sich sehr sicher zu sein. Ich glaube auch nicht ihr verheimlichen zu müssen, was ich wirklich bin.

„Ja. Ich bin entlarvt wie mir scheint.“

„Zero!“ Gab Gabriel entsetzt und verstört zugleich zurück.

„Das ist schon in Ordnung. Ich werde es keinem sagen.“ Beteuerte die Dame. Sie mustert mich eine Weile: „Dass ich das noch erleben darf, einen richtigen Engel zu treffen.“

„Ich muss euch enttäuschen, ich bin keiner reinen Blutes. Menschen erschufen mich.“

„Wen kümmert’s?“ Ganz schön gewieft, die Alte. „Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr bei mir im Schrein vorbeikommt. Ich würde mich gern mit dir unterhalten. Er liegt im Norden der Stadt. Er ist auf der Stadtkarte eingezeichnet. Bis später.“ Sie lässt uns nicht mal zeit zu antworten; sie winkt und verschwindet in der Menge. Das ist schon eine listige Art jemanden zu zwingen vorbeizukommen.

„Es spricht doch nichts dagegen, oder Gabriel?“

„Nein. Warum auch? Ich bin gespannt was sie zu sagen hat.“
 

Wir verlassen das Fest und die Stadt, damit ich mich abseits der Menschen in Ruhe Nähren kann. Es ist wirklich schön, auf weiten Wiesen zu stehen und den Wind zu genießen. Während ich im Sonnenlicht Bade tänzelt Gabriel summend um mich herum. So schön kann das Leben sein. Keine Sorgen, keine Gewalt. Auch wenn sich Unstimmigkeiten nicht vermeiden lassen, so kann man sie auch auf andere Art lösen. Doch der Dickkopf des Menschen lässt Gewaltlose Streitereien nicht zu.

Gabriel stellt sich neben mich und breitet ihre Arme aus wie ich die Flügel. Wir schweigen eine ganze Weile. Es ist sehr angenehm. Gabriel stellt mir eine Frage, auf die ich nicht vorbereitet bin:

„Was wirst du machen, wenn das alles vorbei ist? Also der krieg mit der Angels Corporation?“ Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht… Und ich weiß nicht was ich darauf antworten soll…

„Ich weiß es nicht… Aber deine Frage klingt, als würde es sicher sein, dass wir es überleben.“

„Ja natürlich überleben wir! Was denkst du denn? Die Gerechtigkeit siegt immer. Und das Recht ist ja wohl auf unserer Seite.“

„Ist es denn richtig einem Menschen das Leben zu nehmen, nur weil er unrecht handelt? Hat nicht auch er ein Recht zu leben?“ Gabriel schweigt.

„Du denkst zu viel…“ wieder schweigt sie. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht: „Merakia wird die Produktion der Skysoldiers niemals freiwillig einstellen. Eben weil sie dadurch unheimlich an Macht gekommen sind. Die anderen Kontinente hätten gegen Merakia niemals eine Chance, egal wie sehr sie gegen diese Art von Waffenführung wären. Also müssen sich Leute zusammentun die dem Unheil mit Gewalt ein Ende bereiten. Und zwar so, dass es unwiederbringlich zerstört ist.“ Und da wären wir wieder bei der Gewalt in Konflikten. Welch Ironie!

„Menschen nehmen sich immer wieder das Recht heraus über Leben und Tod zu entscheiden.“

„Wenn er sich bei dem Anblick deiner Sense nicht freiwillig bereit erklärt das Projekt aufzugeben, was ich bezweifle, dann bleibt uns wohl keine andere Wahl.“

„Du kannst damit Leben einen Menschen auf dem gewissen zu haben? Ach, warte, ich bin ja der, der die Sense schwingt!“ Sarkasmus, aber ich konnte mir den Kommentar nicht verkneifen.

„Rrazpharroth…!“ Sie hat das nicht erwartet und ist sichtlich getroffen. Aber ich habe es auch nicht böse gemeint.

„Das ist kein Vorwurf. Aber wenn wir Merakia dieses Mittel entziehen um an macht zu gelangen, werden sie sich ein anderes suchen. Aber sie werden solange weiter streiten, bis sie das haben, was sie wollen.“ Sie starrt mich finster an. Von ihrer liebreizenden Ausstrahlung ist nichts mehr zu sehen. Aber Entschlossenheit:

„Mein Entschluss steht fest! Ich werde dem ein Ende setzen. Und wenn’s sein muss auch ohne dich.“ Harte Worte für ein so zartes Geschöpf. Aber das ist nur menschlich. Ich selbst bin auch nicht froh darüber, was sich die Leute der Angels einbilden. Und einer muss ja auf Gabriel aufpassen.

„Ich werde dir nicht von der Seite weichen.“ So viel Menschlichkeit gestehe ich mir ein.

Gabriel nimmt meine Hand:

„Wir schaffen das. Ich bin mir sicher, dass wir die Welt ein wenig entlasten, wenn wir die Spinner Stoppen. Solange keine Unschuldigen zu schaden kommen ist das Okay.“
 

Nach dem Austausch unserer Vorstellung von Moral widmen wir uns wieder der schönen Seite des Lebens. Wird wandern lange über die Wiesen. Im Gegensatz zu Merakia ist von menschlichen Einflüssen kaum etwas zu sehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Merakia auch einen Grund findet um Dansul zu unterwerfen.

Gemächlich ziehen die weißen Kumuluswolken über das Land. Es wirkt schon fast verschlafen. Gabriel schweigt in die Landschaft hinein. Sie scheint bedrückt zu sein. Ob sie wohl noch über das Gespräch nachdenkt, dass wir gehabt haben?
 

Der Wind ändert die Richtung. Die Wolke breitet ihren Schleier nun in unsere Richtung und lässt den Himmel weiß wirken. Das Zuhause ruft mich immer noch. Ob die Frau mir vielleicht etwas sagen kann, das ich noch nicht weiß? Meine Erinnerungen verblassen mehr und mehr. Ein unaufhaltsamer Prozess. Die Alte hat sicher mehr Ahnung. Und kann meinem rostenden Gedächtnis vielleicht sogar auf die Sprünge helfen. Hat sie nur aufgrund der Aussage des Kindes darauf geschlossen, dass ich ein Rrouharran bin? Na ja, erstaunt scheint sie über mein Geständnis nicht gewesen zu sein. Im Alter scheint einen nichts mehr zu schocken.

„Zero, ist alles in Ordnung?“

„Rrazpharroth, bitte.“

„Oh, Entschuldigung.“ Gab sie lächelnd zu.

„Ja. Warum fragst du?“ Sie ist die mit dem ernsten Gesicht gewesen und mich fragt sie was los sei.

„Du hast nachdenklich ausgesehen. Hätte sein können, dass dich etwas bedrückt.“ Ich winke ab:

„Nein, ich habe alles nur noch einmal Revue passieren lassen.“

„Ah. Ja, es ist viel passiert. Komm, lass uns zurückgehen. Ich will wissen was die Frau zu sagen hat!“ Sie nimmt mich bei der Hand und zusammen kehren wir zur Stadt zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-10-14T21:25:19+00:00 14.10.2010 23:25
Boa, wie gemein!
Weißt du, was ich mir gedacht habe, als die alte Frau aufgetaucht ist? "Oh ja, die kann sicher ganz viel erzählen!!" Ich war so neugierig, dass ich das Kapitel dreimal so schnell gelesen habe, um zu der alten Frau zu kommen. Und was ist? Du musst es ja wieder spannend machen xP
Ich habs natürlich nochmal gelesen. Das Gespräch über die Moral ist interessant. Du lässt eine Meinung durchschimmern, die ich wirklich mag. Und auch vertrete. Das ist einer der Gründe, weswegen mich deine Geschichte sofort angesprochen hat!
Auch die Situation mit den Fischen... einfach unglaublich treffend. <3

Allerdings hab ich auch sinnhafte Kritik. :D
Keine inhaltliche, sondern eine schreib...bezogene. xD Du hast sehr viele Fehler eingebaut, als hättest du es in Hast geschrieben und nicht mehr darübergelesen. Das meiste sind wohl Tippfehler, aber es ist trotzdem schade, weil sie während dem Lesen vom Inhalt ablenken. Ich würde sie ausbessern, dann lässt es sich viel leichter lesen!

Gut, das wars von mir.
Ich bin schon gespannt auf das nächste Kapitel! Ich erwarte mir einiges von der alten Frau! c:

viele liebe grüße
Hiromi.


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